Todesangst vor Aggressionen meines Mannes

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Füchsin
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Beitrag Sa., 02.07.2011, 15:10

@candle:
*candle* hat geschrieben:Die Traumlösung wäre vermutlich jeder für sich und einmal gemeinsam Therapie.
Ja, das sehe ich auch so, aber es ist in dieser Sache auch ganz wichtig, dass er das aus eigenem Antrieb macht. Oft denke ich, dass er viel mehr in sich verschließt, als ich überhaupt ahne, und er muss so weit sein, sich dem zu stellen, sonst bringt das nichts. Ich selbst habe ja schon eine Therapie hinter mir, und sie hat mir viel gebracht. Mit einer Paartherapie ist das was anderes, dazu wäre ich sofort bereit, und auch er hat da glaube ich keine Hemmungen - da geht es eben darum, dass einem ein Dritter mal die Verhaltensweisen vor Augen führt und einem andere Wege des gegenseitigen Umgangs miteinander aufzeigt. Und dafür wäre ich mehr als dankbar und auch bereit, sehr viel Energie zu investieren. Denn ein Schneewittchen bin ich auch nicht, ich fühle mich sehr oft angegriffen oder schuldig und bin dann auch oft alles andere als fair...
*candle* hat geschrieben:Ist es denn für Dich aushaltbar oder denkst Du, dass Deine Todesängste Konsequenzen für Dich haben könnten?
Ich weiß mit absoluter Sicherheit, dass ich so nicht fühlen will, denn das ist ein Gefühl absoluter Hilflosigkeit und schierer Existenzangst. Wenn sowas geschieht, dann möchte ich einfach nur unsichtbar werden und habe zugleich Angst, dass das geschieht. Wenn wir beide wieder einen klaren Kopf haben, dann sind wir in der Lage, das sachlich durchzusprechen und uns auf die Suche nach den Missverständnissen und Verletzungen zu machen, und meist endet es darin, dass wir uns beieinander entschuldigen. Aber ich denke schon oft: "Warum musste das bloß wieder so weit kommen?" Und das macht mich enorm müde, denn diese Gefechte kosten Kraft, und diese Angstspirale ist jedes Mal extrem grenzwertig für mich. Mein Bedürfnis ist schon sehr groß, daran etwas zu ändern, denn das führt ja zu nichts.
*candle* hat geschrieben:Könntest Du Deinen Mann bitten da auf Dich Rücksicht zu nehmen?
Das habe ich schon. In der akuten Situation ist das natürlich schwierig, denn wer wird schon gerade an Rücksichtnahme denken, wenn man sich so richtig heftig streitet. Aber in einem ruhigen Moment habe ich ihn auch schon darum gebeten, zu verstehen, dass mich das wirklich an meine Grenzen treibt. Es ist mir aber auch schon gelungen, in solchen Streitsituationen auszusteigen, wenn ich das kommen sah. Ich habe z.B. zu ihm in ruhigem Ton gesagt: "Ich merke, das läuft jetzt aus dem Ruder, ich brauche fünfzehn Minuten Auszeit!" Und bin in mein Zimmer gegangen. Erst, wenn ich das Gefühl hatte, es wird wieder besser, bin ich wieder gekommen.

Entspannungstechniken kann ich schon ganz gut anwenden, z.B. Autogenes Training. Ich habe auch immer wieder meditiert, was sehr hilfreich war und ist. Aber in der konkreten Situation bin ich natürlich auch so drauf, dass ich nicht klein beigeben will, dass ich das Gefühl habe, für mich die Sache durchfechten zu müssen. Ich habe aber den Verdacht, dass es mir besser tun könnte, auf meine Gefühle zu achten und sie ernst zu nehmen, anstatt meine Sache bis zum letzten Hemd durchzuziehen...

Fortsetzung folgt...
Zuletzt geändert von Füchsin am Sa., 02.07.2011, 15:14, insgesamt 1-mal geändert.

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Füchsin
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Beitrag Sa., 02.07.2011, 15:12

Fortsetzung:
*candle* hat geschrieben:Ich weiß von mir früher, dass ich jegliche negativen Schwingungen meines Partners quasi aufgesogen. Damit ging es mir auch immer sehr schlecht, weil die negativen Phase irgendwann kaum mehr aufhörten bzw. ich hatte dann auch eine Hab acht- Stellung und war mißtrauisch geworden.
Ja, genau so geht es mir auch. Ich habe eine sehr ausgeprägte Antenne für Befindlichkeiten, und es reicht schon, wenn er mal die Miene verzieht, und ich fühle mich gleich unter Druck. Ich merke aber sehr, dass das von meiner Tagesform abhängt. Wenn es mir gut geht, gehe ich damit auch sehr gelassen um, während es mich an miesen Tagen regelrecht fertig macht und ich sogar Vorwürfe höre, wo keine sind. Dazu kommt schon auch, dass mein Mann sehr pingelig und kleinkariert sein kann. Das liegt zum Teil an seinem Asperger, aber ich mag auch nicht alles darauf schieben. Es verunsichert ihn tierisch, wenn irgendwas von seinem Plan abweicht, und dazu gehört auch, dass ich mich manchmal nicht "planmäßig" verhalte. Was das betrifft, habe ich ihm aber gesagt, dass ich nicht bereit bin, mich nach seinen Maßstäben zu richten. Trotzdem weiß ich natürlich, dass er sie hat, und dann denke ich schon oft unausgesprochen "Was mache ich denn noch alles falsch?", wenn er mal wieder neben der Spur ist und sich über alles aufregt. Ich beziehe das dann gern auf mich, und ich möchte lernen, das nicht zu tun. Es ist schließlich nicht mein Fehler, wenn er grantelt, weil es nicht nach seiner Schnauze geht. Ich habe ihm auch schon gesagt, ich würde mir wünschen, er könnte öfter mal Fünfe gerade sein lassen...
*candle* hat geschrieben:Wie sieht es aus mit dem Umfeld? Arbeitet Ihr? Habt Ihr Freunde? Soziale Kontakte können schon auch enorm helfen Dich etwas von seinem Verhalten zu distanzieren. Jedem den Freiraum lassen, den er braucht und der Rest zusammen mit möglichst positiven Gemeinsamkeiten/ Erlebnissen.
Ja, wir haben liebe gemeinsame Freunde und auch jeder eigene, mit denen wir uns dann auch separat treffen. Unsere Freiräume sind uns sehr wichtig. Er ist häufig draußen unterwegs (Geocaching), auch mit Freunden, während ich mich auch gern z.B. mit meiner Schwägerin treffe oder regelmäßig eine Studienfreundin besuche. Wir arbeiten auch beide, ich dreivierteltags, er ganztags, allerdings in derselben Firma, was manchmal schon zu Spannungen führt. Aber damit sind wir trotzdem im Großen und Ganzen gut klargekommen. Man sollte es in so einer Konstellation natürlich tunlichst vermeiden, sich morgens im Bad in die Haare zu kriegen, denn es kann dann schwierig sein, wenn man bis Arbeitsbeginn keine Klärung hingekriegt hat. Aber trotzdem haben wir das bislang gut geschafft.

Danke für Deine Fragen... Ich hoffe, das Bild wird nun etwas klarer? Und auch danke für die Anregungen, ich könnte mir vorstellen, dass ich doch noch mal in ruhiger, guter Laune ein Gespräch mit ihm führe, um das alles mal ein wenig in geordnete Bahnen zu lenken, ohne das wir uns die Köpfe heiß reden...

Grüße,

die Füchsin

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Cyrusol
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Beitrag Sa., 02.07.2011, 16:08

@Füchsin, dein Mann verbirgt etwas, durch das sich früher in seinem Unterbewusstsein ein Todeswunsch - gegen sich selbst gerichtet - manifestiert hat. Wenn er sagt, er fühlt sich enttäuscht von dir, weil du ihn hängenlässt in seinen Wutausbrüchen, meint er das (von dem was ich hier erkennen kann - kenne ihn ja nicht) hundertprozentig aufrichtig.

Du musst wohl sehr weit ausholen und sehr tief graben, wenn es darum geht, dass er nicht mehr ausrasten soll.
Und dann kann er erst dein Vertrauen wiederherstellen.

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 02.07.2011, 16:31

Füchsin hat geschrieben:Dazu kommt schon auch, dass mein Mann sehr pingelig und kleinkariert sein kann. Das liegt zum Teil an seinem Asperger, aber ich mag auch nicht alles darauf schieben. Es verunsichert ihn tierisch, wenn irgendwas von seinem Plan abweicht, und dazu gehört auch, dass ich mich manchmal nicht "planmäßig" verhalte.
Ich denke daß ein Asperger Autismus auf seiner Seite da ja nochmal einiges verkompliziert

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Füchsin
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Beitrag Mo., 04.07.2011, 09:13

Cyrusol hat geschrieben:@Füchsin, dein Mann verbirgt etwas, durch das sich früher in seinem Unterbewusstsein ein Todeswunsch - gegen sich selbst gerichtet - manifestiert hat.
Ich nehme an, die These mit dem Todeswunsch (resp. "Todestrieb") entlehnst Du aus der klassischen Psychoanalyse? Ich bin von dieser These keine große Freundin, zumal sie nur eine Annahme ist, die stichhaltig zu untermauern nicht gelungen ist.

Dass er enttäuscht ist von mir und das auch aufrichtig so meint, habe ich nie in Frage gestellt. Das ist es, was ich meine, wenn ich sage, er hat seine eigenen Dämonen. Mein Weggehen wird bei ihm irgendwas triggern.

Ob es nun mein Job ist, weit auszuholen und tief zu graben, wage ich zu bezweifeln. Ich bin für seine Emotionen und deren Ursprünge nicht verantwortlich, er muss das selbst in den Griff kriegen. Ich kann nur an meiner Seite arbeiten und aus Liebe Geduld mit ihm aufbringen, auch, ihn bitten, Rücksicht auf mich zu nehmen. Aber seine Traumata ausgraben kann ich nicht, schon gar nicht, wenn er es selbst nicht will. Es geht mir nicht darum, meinen Mann zu analysieren, sondern diese Streitsituationen für mich, aber auch für uns beide, erträglicher zu gestalten.

@münchnerkindl:

Stimmt, es macht die Sache komplizierter, aber ich finde es zum Teil auch hilfreich zu wissen, dass sein Verhalten daher kommt. So brauche ich mir nicht den Schuh für alles anziehen, und ich kann guten Gewissens für mich sagen, dass ich mich bestimmten Verhaltensweisen seinerseits nicht anpassen brauche, aber sie auch so stehen lassen kann.

Gruß, die Füchsin

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Cyrusol
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Beitrag Mo., 04.07.2011, 17:12

Ganz ehrlich, das hört sich ziemlich egoistisch an.

Dazu kommt: Was bringt es dir, nur das Symptom (Wutanfälle, Streits, Ausraster o.ä.) zu lindern?

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Füchsin
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Beitrag Mo., 04.07.2011, 17:32

Egoistisch von mir? Ich halte es nicht für die Aufgabe einer Ehefrau (oder auch Beziehungspartnerin), den Charakter des anderen zu analysieren und "in Ordnung" zu bringen. Einfluss auf seine Gefühle und den Umgang damit hat nur mein Mann selbst. Das heißt nun überhaupt nicht, dass ich nicht hinter ihm stehen und für ihn da sein würde, wenn er eine Therapie in Angriff nähme. Wenn ich die Verantwortung für seine Gefühle ablehne, hat das nichts mit Egoismus zu tun. Oder hältst Du eine Beziehung für gesund, in der es so zugeht? Nach dem Motto: "Ich muss dafür sorgen, dass es Dir gut geht!" oder sogar "Du bist schuld, dass ich mich mies fühle!". Ich glaube, viele haben das im Elternhaus so gelernt (ich auch), aber das heißt nicht, dass es richtig und gut ist.

Ich frage ihn oft, ob ich ihm etwas Gutes tun kann, ob ich ihm mit irgendwas helfen kann oder anderweitig für ihn da sein, wenn es ihm nicht gut geht. Aber Zuneigung und Unterstützung ist etwas anderes, als die Verantwortung für seine Gefühle zu übernehmen. Ich kann ihm allenfalls tragen helfen.

Was es mir bringt, das Symptom zu lindern? Ich habe weniger Stress, komme nicht in eine Abwärtsspirale, es triggert mich weniger. Aber Du scheinst mich da auch nicht ganz richtig zu verstehen: Ich habe durchaus ein großes Interesse daran, dass es meinem Mann besser geht, und zwar, weil ich ihn liebe. Ich möchte nicht, dass er sich was antut, weil ich mich um ihn sorge. Ich finde es wichtig, dass er herausfindet, was von früher ihn da quält. Aber ich lerne auch, mich zunehmend gut um mich zu kümmern, und das heißt dann eben auch, dass man "egoistisch" ist (und in meinem Fall: Stressfaktoren minimiert, liebevoll und achtsam zu sich selbst ist etc....) Der Begriff "egoistisch" wird ohnehin überstrapaziert von Leuten, die sich permanent zu kurz gekommen fühlen und der Ansicht sind, der Rest der Welt kümmere sich nicht gut genug um sie. Man muss bei sich selbst anfangen. Mein Mann auch. Und er weiß das auch.

Grüße,

die Füchsin

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*candle*
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Beitrag Mo., 04.07.2011, 17:40

Hallo nochmal!

Eines erscheint mir noch wichtig: Der Weg und der Zeitfaktor. Und ich weiß nicht wie es Dir da geht.

Wenn er nichts tut, dann wird es schwierig.

Wenn Du was für Dich tust, kann es für ihn auch schwierig werden oder aber Ihr beginnt Euch zu entfernen, weil Ihr ja nicht gemeinsam wachst an der Situation.

Und das Ende ist nicht vorhersehbar.

Ist eben die Frage wie es für Dich dauerhaft aushaltbar sein sollte?

Was haben denn Eure Therapien bisher bewirkt und warum tut er sich jetzt schwer, wenn er Therapie schon kennt?

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Füchsin
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Beitrag Mo., 04.07.2011, 18:11

*candle* hat geschrieben:Wenn er nichts tut, dann wird es schwierig.
Stimmt, da hast Du vollkommen Recht. Das sehe ich auch so. Das alles zehrt schon auch an unserer Beziehung, auch an seiner Energie...

Dass wir uns voneinander entfernen, glaube ich nicht. Wie gesagt, ich kenne das schon recht lang, und es ist auch so, dass wir uns gemeinsam weiter entwickelt haben - wir sind ja nicht dieselben, die wir vor zwölf Jahren waren. Damals waren wir beide noch erheblich verschlossener, er war sehr viel rigoroser, ich sehr viel misstrauischer. Auch während meiner Therapie war er immer für mich da, obwohl ich mich sehr entwickelt habe und längst nicht mehr die bin, die ich war. Auch im Bezug auf ihn nicht. Ich gehe schon ganz anders mit meinen eigenen Grenzen um und bin ihm gegenüber deutlicher als früher, wenn mir etwas nicht passt.
*candle* hat geschrieben:Ist eben die Frage wie es für Dich dauerhaft aushaltbar sein sollte?
Ich habe große Hoffnungen, dass ich lernen kann, mich in solchen Situationen zukünftig noch besser um mich selbst zu kümmern. Man kann es sicher auch trainieren, in solchen Streits auf die eigenen Gefühle zu achten und sich z.B. herauszunehmen, wenn so etwas eskaliert. Ich möchte meine Grenzen besser kennen und mich auch für deren Einhaltung mehr einsetzen können, als das bisher der Fall ist. Also konsequenter sein, auch mal rausgehen, auch wenn das im Endeffekt heißt, dass ich den Streit "verlieren" würde. Mir ist das in ein, zwei Fällen schon gelungen und ich erinnere mich, dass sich das ganz gut für mich anfühlte (und für ihn übrigens auch nicht schlecht).
*candle* hat geschrieben:Was haben denn Eure Therapien bisher bewirkt und warum tut er sich jetzt schwer, wenn er Therapie schon kennt?
Ich war ja wegen meiner Depressionen in Therapie, aber auch wegen der Missbrauchserlebnisse. Ich habe mir sehr genau meine Vergangenheit angeschaut und endlich verstanden, warum ich auf viele Dinge so reagiere, wie ich reagiere. Zum Beispiel, wo mein enormes Misstrauen herkommt. Ich habe dann auch gelernt, mehr zu vertrauen, mich mehr zu öffnen und in der Folge auch besser verstanden und aufgefangen zu werden - von ihm, aber auch von Freunden und Verwandten. Unsere Beziehung ist eine ganz andere als noch vor Jahren. Die Depressionen haben sich sehr gebessert bzw. ich kann damit besser umgehen, und Suizidgedanken sind erheblich seltener. Ich fühle mich nicht mehr dauernd als Versagerin, ich bin liebevoller und milder zu mir selbst. Und ich habe endlich gelernt, Mitgefühl mit dem Kind zu haben, das ich mal war, anstatt mich dauernd als "Fehlexemplar" zu fühlen.

Mein Mann hatte nun eine Verhaltenstherapie, was ja was völlig anderes ist als eine tiefenpsychologische. Er hat gelernt, seine Aggressionen besser zu kontrollieren. Ich habe ja nur eine Ahnung davon, wie schlimm es war, als wir noch nicht zusammen wohnten. Mein Mann vertraut auch mehr. Aber eine Verhaltenstherapie ändert eben auch nur am Verhalten im Hier und Heute etwas, ermöglicht aber nicht automatisch ein Verstehen der eigenen Vergangenheit. Ich halte nicht so furchtbar viel davon, wenn es um Depressionen (die mein Mann auch hat) und Autoaggressionen geht. Es mag ein hilfreiches Verfahren sein (z.B. für seine Zwänge, die er inzwischen wirklich sehr gut im Griff hat, oder für Leute mit Phobien), aber ich denke, er sollte sich wirklich mit den tiefliegenden Sachen auseinandersetzen. Und davor hat er wohl wirklich panische Angst. Denn wer denkt schon gern an die Zeit, als man ein hilfloses Kind war? Mein Schwiegervater ist mit vielen Ansichten sehr krass und rigoros, und ich muss sagen, ich hätte bei ihm auch nicht Kind sein wollen. Platz für eigene Ansichten war da kaum, und es gab auch Gewalt. Sich das ansehen zu wollen, erfordert Mut. Den spreche ich ihm immer wieder zu, weil ich weiß, dass es sich lohnt. Aber den Schritt muss er selbst machen.

Fragen beantwortet?

Die Füchsin

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Cyrusol
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Beitrag Mo., 04.07.2011, 18:47

Das stimmt wohl, den Schritt muss er selbst machen - ich kann nur für euch beide hoffen, dass (Metapher) du ihn dabei an der Hand hältst.

Für mich persönlich ist genau das, Verantwortung für die Gefühle eines anderen zu übernehmen, wahre Liebe - so wie zwischen Kind und Mama meistens.
Das alleinige Gefühl von Serotonin, Adrenalin, Endorphin im Bauch kann damit bei weitem nicht konkurrieren.

Wie auch immer, viel Glück!


Waldschratin
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Beitrag Mo., 04.07.2011, 18:55

Verantwortung für die Gefühle des Partners dermaßen zu übernehmen,wie es eine Mutter ihrem Kind gegenüber macht,fände ich persönlich schrecklich!
Da wäre ja "Gefälle" noch und nöcher drin!
Als Partner wünsch ich mir aber jemanden auf Augenhöhe,der sehr wohl für sich selbst verantwortlich ist,als auch das "Wir" dabei miteinbezieht in seine Verantwortung.Und wir beide dahingehend gemeinsam unterwegs sind,das zu lernen und zu leben.

Ich finde,du machst das schon richtig,@Füchsin.
Auch wenn ich persönlich spätestens bei der Todesangst ein deutliches Wort mit meinem Partner reden würde,daß ich das jetzt nicht mehr packe und da mal seine Unterstützung bräuchte...

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Füchsin
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Beitrag Di., 05.07.2011, 07:38

Cyrusol hat geschrieben:...dass (Metapher) du ihn dabei an der Hand hältst.
Oh ja, aber ganz sicher werde ich das tun. Er ist mein Mann, ich liebe ihn.
Cyrusol hat geschrieben:Für mich persönlich ist genau das, Verantwortung für die Gefühle eines anderen zu übernehmen, wahre Liebe - so wie zwischen Kind und Mama meistens.
Das ist in meinen Augen keine Liebe, sondern Regression. Ich kann mir aber schon denken, dass sich das mancher wünscht. Mir wär's zu absolut. Ich stimme Waldschratin in Sachen Augenhöhe zu.
Waldschratin hat geschrieben:Als Partner wünsch ich mir aber jemanden auf Augenhöhe,der sehr wohl für sich selbst verantwortlich ist,als auch das "Wir" dabei miteinbezieht in seine Verantwortung.
Ja, so geht mir das auch. Ich möchte nicht kaltherzig erscheinen, wenn ich sage, ich lehne die Verantwortung für seine Gefühle ab. Im Gegenteil, ich nehme sehr viel, oft schon zu viel, Anteil an seiner Stimmung und seinem Erleben. Und natürlich liegt es in unser beider Händen, unser Zusammensein respektvoll zu gestalten. Ich weiß, dass er dazu genau wie ich den Willen hat. Wenn es zu diesen Ausbrüchen kommt, dann hat der Wille nur leider nicht mehr viel Gewicht, weil bei ihm wie bei mir alte Muster durchbrechen. Und seine alten Muster kann ich für ihn nicht bearbeiten - das ist alles, was ich damit sagen wollte.
Waldschratin hat geschrieben:Auch wenn ich persönlich spätestens bei der Todesangst ein deutliches Wort mit meinem Partner reden würde,daß ich das jetzt nicht mehr packe und da mal seine Unterstützung bräuchte...
Auch das stimmt. Und genau das möchte ich lernen. Ich schaffe es in diesen Situationen vor lauter Angst einfach nicht, mich angemessen abzugrenzen. Aber ich arbeite dran.

Grüße,

die Füchsin

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Geistlein
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Beitrag Di., 05.07.2011, 20:53

Hallo Füchsin,

tut mir Leid, ich war ein paar Tage nicht da und nun wurd hier so viel geschrieben, dass ich gar kein Überblick mehr hab
Ich hab jetzt zwar alles überflogen, aber írgendwie selbst vergessen was ich hier eigentlich noch schreiben wollte, Entschuldigung! Na ja aber so wie es scheint hast du ja ne Menge Leute zum Austausch gefunden

Wenn du noch irgendwelche fragen hast (weils mir ja ähnlich ergeht wie dir, wenn auch "erst" seit ca. 5 Jahren) kannst du mich ja einfach anschreiben, hier oder per PN. -Ansonsten weiß ich jetzt auch nichts mehr zu sagen, außer dass ich dir alles Gute wünsche und dass du die Probleme irgendwie in de Griff bekommst!

Alles Liebe,
das Geistlein
..wenn man immer nur tut, was man schon kann, wird man immer bleiben, was man schon ist!

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Füchsin
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Beitrag Mi., 06.07.2011, 07:03

@Geistlein:

Mach Dir mal keine Gedanken, bei so langen Threads verliere ich auch immer die Übersicht und äußere mich deshalb auch längst nicht überall. Danke für Deine guten Wünsche...

Magst Du mir per PN schreiben, was Deine Erfahrungen sind? Würde mich freuen.

Die Füchsin


Waldschratin
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Beitrag Mi., 06.07.2011, 07:17

[quote=Füchsin"]Auch das stimmt. Und genau das möchte ich lernen. Ich schaffe es in diesen Situationen vor lauter Angst einfach nicht, mich angemessen abzugrenzen. Aber ich arbeite dran[/quote]
In dem Augenblick würd ich das auch nicht schaffen - und dein Mann sicher auch nicht.
Aber in der Zeit "dazwischen" könnt ihr doch drüber reden,könnt da eben vielleicht Zeichen oder sowas ausmachen,die dann vielleicht besser greifen in der eskalierten Situation selbst.
Oder ihr könnt euch mal angucken,wie es überhaupt zur Eskalation kommt,den "Weg" dahin - und da vielleicht schon nen Fuß in die Tür kriegen.
Obwohl ich da an eurer Stelle auch ne Paartherapie dabei vorziehen würde...

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