Klaralein hat geschrieben:Ich spüre beim Erzählen nichts, das macht mir Angst. Bin ich ein emotionaler Krüppel?
Nee... eher einer mit inakten Schutzmechanismen . Mag bei dir dennoch anders gelagert sein (also was sich ähnlich anhört, muss nicht immer zwingend auch wirklich ähnlich sein)... aber ich meine es gut nachvollziehen zu können, gerade weil es mir ja auch lange Zeit so ging, dass ich ohne wirklichen emotionalen Zugang über belastende Dinge rede konnte (auch in der Therapie)... was aber, wie ich es schon andeutete nicht ausschließt, dass sich das anderweitig seinen Weg bahnen kann (z.B. auch durch Symptome) oder man "aus auf den ersten Blick heiteren Himmel" davon eingeholt werden kann. Und klar neigte ich auch zum Beschönigen à la "na, übertreibe mal nicht, so schlimm ist's nun wirklich nicht" und tralala. Wenn man so will, sind das vielmehr sogar recht normale und gesunde Reaktionen auf "unnormale Zustände", wie du sie erlebtest... insofern teile ich den emotionalen Krüppel nicht (wobei ich in Bezug auf mich auch manchmal auf dem Tripp bin/war?). Und deswegen schrieb' ich oben vielmehr: Sehe es als Zeichen für intakte Schutzmechanismen. Aber Einschränkung: Schutzmechanismen, die heute aber nicht mehr so nützlich sind wie sie evtl. mal waren, vielleicht (idR) sogar hinderlich sind oder Leiden erzeugen.
Aber man kann Zugang zu Emotionen finden, so sicher auch du ... mag bei jedem anders sein, ohne Therapie hätte das bei mir vermutlich nicht gefruchtet... Traurigkeit oä spüre ich mittlerweile relativ gut (weinen geht allerdings noch nicht, und es ist manchmal noch schwer damit umzugehen... aber mittlerweile berührt es mich dennoch, wenn ich etwas erzähle. Nicht immer, aber immer öfter ). Ärger/Wut ist noch nicht wirklich "da"... aber dem will ich mich demnächt mal annähern... nur weiß ich noch nicht wie ... aber dazu fällt meiner Thera vielleicht auch noch etwas ein. Der Punkt ist aber (und da gehe ich weiterhin mal freizügig weiter von mir aus): Man sollte es tunlichst vermeiden, Schutzmechanismen im Alleingang auszuhebeln, denn denn sonst kippt man aus den Latschen oder der Schutz greift umso mehr und stärker. Der begleitende Rahmen einer Therapie ist daher schon sehr ratsam... denn wie gesagt: Wichtig ist schon dass die Dosis passt, wenn man sich annähert (ansonsten wird's nur quälend, verarbeitet wird dann eh nix... und im schlechtesten Fall verfestigt sich noch destruktiver Mist). Daher versuche es, wie gesagt, erstmal so gut es geht (das kann allerdings schwer sein) weiter wegzupacken, so weit es geht... und es besser in einer Therapie dosiert hervorzuholen (wobei ein guter Thera normal auf die Dosierung achtet).