Misshandlung durch Eltern? - meine Probleme...

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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MyEndlessLove
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Beitrag Mo., 27.06.2011, 13:00

Bin ich ein emotionaler Krüppel?
Ich glaube du musst nur tiefer buddeln. Ich schließe mich da Stern (war doch Stern, oder?) an, dass ganze nur unter therapeutischen Behandlung zu machen. Das könnte sonst ziemlich nach hinten los gehen. Ich glaube da sind eine ganze Menge Emotionen.

Hast du auch ein Problem damit wenn Menschen Schreien, oder ansatzweise aggressiv werden? Hast du schon einmal geschrien? Ich persönlich weiß, dass ich das noch nie hab. Ich finde eine Schreitherapie klingt interessant, habe ich mal von gehört.Das ist um Emotionen rauszulassen, die man normalerweise versteckt.

Aber vielleicht kennt sich hier ja einer damit aus =)...

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stern
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Beitrag Mo., 27.06.2011, 13:09

Klaralein hat geschrieben:Ich spüre beim Erzählen nichts, das macht mir Angst. Bin ich ein emotionaler Krüppel?
Nee... eher einer mit inakten Schutzmechanismen . Mag bei dir dennoch anders gelagert sein (also was sich ähnlich anhört, muss nicht immer zwingend auch wirklich ähnlich sein)... aber ich meine es gut nachvollziehen zu können, gerade weil es mir ja auch lange Zeit so ging, dass ich ohne wirklichen emotionalen Zugang über belastende Dinge rede konnte (auch in der Therapie)... was aber, wie ich es schon andeutete nicht ausschließt, dass sich das anderweitig seinen Weg bahnen kann (z.B. auch durch Symptome) oder man "aus auf den ersten Blick heiteren Himmel" davon eingeholt werden kann. Und klar neigte ich auch zum Beschönigen à la "na, übertreibe mal nicht, so schlimm ist's nun wirklich nicht" und tralala. Wenn man so will, sind das vielmehr sogar recht normale und gesunde Reaktionen auf "unnormale Zustände", wie du sie erlebtest... insofern teile ich den emotionalen Krüppel nicht (wobei ich in Bezug auf mich auch manchmal auf dem Tripp bin/war?). Und deswegen schrieb' ich oben vielmehr: Sehe es als Zeichen für intakte Schutzmechanismen. Aber Einschränkung: Schutzmechanismen, die heute aber nicht mehr so nützlich sind wie sie evtl. mal waren, vielleicht (idR) sogar hinderlich sind oder Leiden erzeugen.

Aber man kann Zugang zu Emotionen finden, so sicher auch du ... mag bei jedem anders sein, ohne Therapie hätte das bei mir vermutlich nicht gefruchtet... Traurigkeit oä spüre ich mittlerweile relativ gut (weinen geht allerdings noch nicht, und es ist manchmal noch schwer damit umzugehen... aber mittlerweile berührt es mich dennoch, wenn ich etwas erzähle. Nicht immer, aber immer öfter ). Ärger/Wut ist noch nicht wirklich "da"... aber dem will ich mich demnächt mal annähern... nur weiß ich noch nicht wie ... aber dazu fällt meiner Thera vielleicht auch noch etwas ein. Der Punkt ist aber (und da gehe ich weiterhin mal freizügig weiter von mir aus): Man sollte es tunlichst vermeiden, Schutzmechanismen im Alleingang auszuhebeln, denn denn sonst kippt man aus den Latschen oder der Schutz greift umso mehr und stärker. Der begleitende Rahmen einer Therapie ist daher schon sehr ratsam... denn wie gesagt: Wichtig ist schon dass die Dosis passt, wenn man sich annähert (ansonsten wird's nur quälend, verarbeitet wird dann eh nix... und im schlechtesten Fall verfestigt sich noch destruktiver Mist). Daher versuche es, wie gesagt, erstmal so gut es geht (das kann allerdings schwer sein) weiter wegzupacken, so weit es geht... und es besser in einer Therapie dosiert hervorzuholen (wobei ein guter Thera normal auf die Dosierung achtet).
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
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(alte Weisheit)

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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 27.06.2011, 13:20

Klaralein hat geschrieben:Bin ich ein emotionaler Krüppel?
In gewissem Sinne, ja. Geht mir nicht anders, nur daß meine Symptome halt etwas anders aussehen als deine. Wenn man das analog sieht wie zB eine Körperbehinderung nach einem Unfall, also als beeinträchtigende Nachwirkung von Gewalteinwirkung, Symptome einer tiefsitzenden posttraumatischen Belastunggstörung.

Ich habe sogar eine offiziell anerkannte Behinderung.

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Klaralein
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Beitrag Mo., 27.06.2011, 17:14

Vielen Dank für die vielen hilfreichen Beiträge.

Ich denke, ich muss das wirklich mit einem Fachmann abklären, der mir aufzeigen kann, inwiefern mich meine Vergangenheit heute noch belastet.

MyEndlessLove: ich mag es nicht, wenn jemand laut oder aggressiv wird. Aber ich denke, das wird den meisten so gehen . Ich selber bin zu anderen nicht aggressiv, nur mir selbst gegenüber. Ich beschimpfe mich manchmal selbst und wenn ich das Gefühl habe, besonderen Bockmist verzapft zu haben, dann hab ich mir auch schon weh getan. (Eigenartig das zu schreiben, weil ich das niemandem von Angesicht zu Angesicht anvertrauen würde)

Münchnerkindl: Welche Krankheit ist das denn, wenn ich fragen darf? Bei meiner Mutter ist es glaube ich ähnlich, wie Du es von Deiner beschrieben hast. Sie verdrängt, bzw ist sich nicht bewusst, wie grausam sie manchmal war/ist. Ich schrieb ja, dass meine Schwester querschnittsgelähmt ist. Sie wurde nie körperlich misshandelt. Aber meine Mutter sagte schon öfters in Gegenwart meiner Schwester, ohne es böse zu meinen, dass sie abgetrieben hätte, wenn sie von der Behinderung gewusst hätte. Wenn meine Schwester dann weinte, konnte sie das nie nachvollziehen..

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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 27.06.2011, 18:11

Nennt sich komplexe posttraumatische Belastungsstörung. Also ein psychischer Schaden der durch langanhaltende Vernachlässigung und psychischen Vernichtungskrieg als Kind verursacht wurde, und der dann in meinem Leben einen Dominoeffekt der Verwüstung angerichtet hat der mich heute da stehen lässt wo ich jetzt bin.

Der letzte Akt in dem Spiel war 10 Jahren noch ein massiver Burn Out durch die Arbeit und dann eine Umschulung vom Amt aus zu der ich gezwungen war weil sämtliche Ärzte meine Probleme bagatellisiert haben was dann zum kompletten Zusammenbruch geführt hat. Seitdem bin ich nicht mehr zu wirklich viel zu gebrauchen und trotzdem wurde ich noch jahre weiterhin vom Arbeitsamt schikaniert. Ich bin null belastbar, und sobald mir irgendwas zu viel wird fange ich an dissoziativ wegzutregen, Panikattacken zu bekommen und in schwere Depressionen zu verfallen. ich hatte auch schon mal eine psychotische Episode. Naja, seit 2 Jahren bin ich nun berentet und jetzt fängt es an mir langsam besser zu gehen weil sie mich ENDLICH in Ruhe lassen.

Ja, man kann mit einer psychischen Krankheit genauso behindert sein wie mit einer Querschnittslähmung. Und in gewissem Sinne ist das noch "verkrüppelnder" weil ein Rollstuhlfahrer kann wenigstens im Geist frei sein.

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Klaralein
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Beitrag Mi., 29.06.2011, 16:29

in den letzten Tagen sind mir noch so viele Dinge durch den Kopf gegangen. Hab niemanden, dem ich es erzählen würde wollen, deswegen schreib ich es hier rein.

Seitdem ich mit der Thematik und Symptomatik beschäftige, fallen mir einige Dinge auf - möglicherweise Parallelen

Die bleierne Müdigkeit, die mich seit Jahren befallen hat, egal wie lange und viel ich schlafe. Antriebslosigkeit. Eine schlecht Haut mit ständigem Juckreiz an Beinen und Armen - ich kratze mich permanent blutig und kann nicht aufhören. Chronische Rücken- und Unterleibsschmerzen, aber ohne medizinischen Befund. Häufig krank, ständig Erkältungen - Blutbild ist aber bestens. Dermatillomanie, die wohl unter SVV fallen könnte.

Ich weiß, dass nur ein Fachmann mir sagen kann, ob da Zusammenhänge bestehen. Aber ich habe Angst, große Angst davor, als Simulant abgestempelt zu werden. Dass ich einfach nur ein Mensch bin, der sein Leben verkorkst hat und nun einen Schuldigen suche, den ich dafür verantwortlich machen kann. Denn mein Kopf sagt mir permanent, so schlimm war es nicht, du bist nicht immer geschlagen worden und es berührt Dich ja auch nicht - was soll es also für Auswirkungen haben??? Anderen ist es viel schlimmer ergangen und die können trotzdem ein normales Leben führen.

So, dass musste ich jetzt mal los werden..., und ich habe niemanden,mit dem ich darüber reden kann

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 29.06.2011, 17:41

Klaralein hat geschrieben:Eine schlecht Haut mit ständigem Juckreiz an Beinen und Armen - ich kratze mich permanent blutig und kann nicht aufhören. Chronische Rücken- und Unterleibsschmerzen, aber ohne medizinischen Befund. Häufig krank, ständig Erkältungen - Blutbild ist aber bestens. Dermatillomanie, die wohl unter SVV fallen könnte.
Das wären glaube ich schon gängige psychosomatische Beschwerden.
Klaralein hat geschrieben:Ich weiß, dass nur ein Fachmann mir sagen kann, ob da Zusammenhänge bestehen. Aber ich habe Angst, große Angst davor, als Simulant abgestempelt zu werden. Dass ich einfach nur ein Mensch bin, der sein Leben verkorkst hat und nun einen Schuldigen suche, den ich dafür verantwortlich machen kann.
Warum sollte man dich deshalb als Simulant abstempeln? Und selbst wenn MAL jemand kommt der das so sieht ist es doch wenn man nach einer Ursache für deine Probleme sucht doch relativ naheliegend daß da die Ursache liegt. Weil was sollte sonst Ursache sein? Warum solltest du dein Leben verkorksen wenn du so eine glückliche, souveräne, selbstbewusste Person wärst?
Klaralein hat geschrieben:Denn mein Kopf sagt mir permanent, so schlimm war es nicht, du bist nicht immer geschlagen worden und es berührt Dich ja auch nicht - was soll es also für Auswirkungen haben??? Anderen ist es viel schlimmer ergangen und die können trotzdem ein normales Leben führen.
Es gibt immer Menschen denen es noch schlimmer gegangen ist. Das bedeutet nicht daß dein Leid deshalb irrelevant wäre weil es Menschen gibt denen noch schlimmeres angetan wurde.

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Klaralein
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Beitrag Mi., 29.06.2011, 18:41

Da hast Du recht Münchnerkindl,

aber ich kann da noch nicht recht mit umgehen. Ich sehe zwar Zusammenhänge und einige Symptome, die zutreffend sein könnten, aber mir will es nicht in den Kopf... es ist irgendwie unvorstellbar für mich. Am Montag war ich noch sehr überzeugt davon, aber im Zeitablauf denke ich mir, vielleicht ist es wirklich so, wie Nico es am Montag hier schrieb.

Die Angst, dass man mich als Simulant abstempeln könnte, sitzt schon ziemlich tief bei mir. Ich bin nie gerne zu Ärzten gegangen, weil ich immer fürchtete, man könnte einen Hypochonder in mir sehen. Meist hat mein Mann die Termine vereinbart, weil ich nicht wollte Und genauso fürchte ich eben nun auch, dass man mich nicht ernst nehmen könnte, oder schlimmer noch, dass ich etwas vorspiele.

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MyEndlessLove
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Beiträge: 13

Beitrag Do., 30.06.2011, 16:03

Hallo Klaralein,

ich glaube das wichtigste ist, dass du dich selber ernst nimmt. Selbst wenn dich mal jemand als Simulant sehen würde, spätestens ein paar Tage später hat dich der jenige eh vergessen. Ich habe auch sehr oft Probleme mit Meinungen anderer und frag mich auch oft, ob sie recht haben oder nicht.

Aber das sind eben nur Meinungen, glaub mir die anderen haben genug eigene Probleme um sich mit 24h mit deinen zu beschäftigen ... Klingt vielleicht fies, kann aber auch erleichternd sein. Außerdem sollten Ärzte und Psychologen objektiv genug sein, ist schließlich deren Job. Und wenn du das Gefühl hast, der Arzt etc. war ein Fehlgriff, es gibt noch genug Andere.

Immerhin gibt es auch Eltern die meinen eine Ohrfeige kann nicht schaden und setzen auf autoritäre Erziehung. Aber es gibt auch andere, die es nicht nötig haben und setzen andere Erziehungsmethoden ein. Also immer Mut =).

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Ilios
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Beiträge: 52

Beitrag Mo., 18.07.2011, 12:12

Hallo,

ich habe dich gelesen und moechte dir sagen, dass es mir sehr leid tut, was dir angetan wurde. Teilweise konnte ich mein eigenes Leben in deiner Geschichte wiederfinden.

Es ist schrecklich, was uns angetan wurde und es ist ganz klar, dass wir noch heute darunter leiden und vieles, was wir tun, noch immer an die Handlungen unserer Kindheit und Jugend zu tun haben. Wir sind psychisch noch immer in unserer Kindheit gefangen und verhalten uns auch so. Unser Urvertrauen wurde ruecksichtlos zunichte gemacht.

Eine Therapie ist sicher ratsam in unseren Faellen.

Liebe Gruesse.
Es ist wahr, meine Eltern haben mich nie geliebt!


Becci
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weiblich/female, 31
Beiträge: 1

Beitrag Mi., 23.11.2011, 15:56

Hallo Klara,

wenn ich deine Geschichte lese, dann ist es als ob die meine dort stehen würde.
Oh Gott das ist so krass!
Vielleicht können wir ja mal in Kontakt treten. Ich würde gerne mal mit jemanden
darüber sprechen der die gleichen Probleme hat wie ich!
Ich würd mich auf jeden Fall freuen
LG Becci


Jyoty
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weiblich/female, 37
Beiträge: 2

Beitrag Sa., 30.03.2013, 17:07

Hallo Klara,
Bin neu hier,aber Deine Kindheitsgeschichte kommt mir sehr bekannt vor!
Wenn ich das lese,kommen mir die Tränen!
Habe einem anderen Teilnehmer bereits einen Buch-Tip gegeben:Alice Miller "Die Revolte des Körpers".
Dieses Buch hat tatsächlich bei mir innerhalb von einer Woche so nachhaltig gewirkt,dass fast alle Symptome meines Burn-Out Syndroms,weswegen ich bereits seit 3 Monaten krank geschrieben bin weg sind.
Klingt erstaunlich, ist aber in der Tat so.
In dem Buch geht es um Kindesmisshandlung und die Tabuisierung dieses Themas,wegen einer verlogenen gesellschaftlichen Moral und dem über allem schwebenden 4ten Gebot: Du sollst Deine Eltern(Peiniger) lieben und ehren.
Vielleicht wäre das auch eine Lektüre für Dich.
Ganz liebe Grüsse und schöne Feiertage*Jyoty*

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Ben35
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Beiträge: 17

Beitrag Sa., 30.03.2013, 18:11

Hallo Klaralein,

du kannst stark davon ausgehen, dass das was du erlebt hast, deine Entwicklung geprägt hat. Lese mal aufmerksam meinen Lebensbericht und Du wirst einige Parallelen zu dir entdecken.

Wichtig ist ,dass du dich emotional stabilisieren musst. Weil davon alles ausgeht. Sei dir selbst deine beste Freundin, kümmere dich um dein Inneres, lerne dich zu öffnen, dich fallen zu lassen und zu geniessen. Auch wenn der Weg dahin erstmal beschwerlich erscheint.

Dein Beitrag hier ist schonmal ein erster Schritt um sich zu Öffnen. Wenn du eine Person hast der du vertraust, öffne dich ihr gegenüber. Du wirst merken, es macht dich stark und nimmt dir einige Last ab.

Ben

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