Hallo Dennis_s
Glaubenssätze, also Formulierungen von inneren Überzeugungen, brauchst Du?
Natürlich kann man sich auch selbst programmieren, aber wenn der "Trojaner" einer alten Programmierung nicht gefunden und zumindest in Quarantäne verschoben wird, sind auch die angestrengtesten und ehrlichsten Bemühungen gefährdet.
Zumindest scheinst Du einen Weg zu beschreiten, der bisher zumindest auf der operationellen Ebene funktioniert hat.
Etwas in Dir scheint dabei aber auf der Strecke zu bleiben.
Stellt sich die Frage:
Weiter wie bisher
oder wagen (auch das zu verlieren, was bisher funktioniert hat) und etwas gewinnen (einen Teil von sich selbst).
Diese Gefahr besteht wirklich, ist keine rhetorische Frage!!
Wagen ist bei Weitem nicht immer der empfehlenswerte Weg!!
"Weiter wie bisher" wäre aber auch kein Totalschaden (mE).
Analog zu den Affirmations-Selbstprogrammierungen
kann man auch über die Verhaltensebene Zugang zu sich selbst gewinnen und Resensibilisierung für die schöneren Dinge des Lebens erlangen. Auch so kann man sich selbst und andere wieder mehr spüren und schätzen (auf mehr Ebenen, als Du vielleicht glaubst) lernen.
Was ich so meine herausgehört zu haben:
Gibt es bei Dir 2 feststehende Glaubenssätze:
1. "Ohne Arbeit sterbe ich."
2. "Meine Eltern sind schuld."
Zum Wahrheitsgehalt, zur Notwendigkeit und zur Berechtigung dieser (von mir wahrgenommenen Glaubenssätze - wenn ich mich irre, dann wäre mir das angesichts des heiklen Themas fast schon lieber), kann ich nicht das Geringste sagen.
Die Überzeugung aber, daß einen die eigenen Eltern besser nie in die Welt gesetzt hätten ist ganz sicher ein Glaubenssatz mit dem es sich schlecht leben lässt.
Du sagst öfters von Dir selbst, Du seist zynisch.
Ich erkenne das nicht.
Ich glaube eher, daß Du heftige Schuldgefühle gegenüber Deinen Eltern hast (und zwar unbewusst, aber echt) und dass da noch mehr und andere heftige Gefühle (uA auch Bitterkeit) sind.
Und das macht das Thema so heikel.
Mir persönlich scheint es, daß Eltern immer eine entscheidende Rolle spielen.
Das ist in manchen Fällen, wie ich weiss, einfach nur entsetzlich ungerecht, trotzdem kann einen die Leugnung der eigenen Herkunft (auch wenn man selbst unschuldig war/ist und die anderen dies nicht waren/sind), vor allem sich selbst gegenüber, gehörig in Schwierigkeiten bringen.
Ob das immer so ist und so sein muss?
Weiss ich nicht.
Aber so wie seine Eltern, kann man sich auch die Vergangenheit nicht aussuchen.
Die Zukunft, besser gesagt das Bild von der Zukunft aber schon.
PS: Verwirf alles was ich geschrieben habe, wenn Du merkst, daß Du das musst, sofort und ohne Bedenken. Alles, jedes einzelne Wort, kann auch ganz anders formuliert werden. Jede einzelne Bedeutung kann auch ein ganz anderes Vehikel haben.
Neue Glaubenssätze gesucht
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Hallo Nitrat,
erstmal Danke für die ausführliche Antwort.
Aber ich denke, dass die Reihenfolge, in welcher sich bei mir die stärksten Fortschritte eingestellt haben, ausschließlich mit der Unterstützung aus diesen Bereichen zu tun hat. (Die Details hierzu haben im Internet sicher nichts zu suchen.)
Aber grundsätzlich glaube ich, dass ich selbst an meiner Situation "schuld" bin. (Für mich gibt es einen starken Unterschied zwischen Verantwortung und Schuld)
Nach der Krise ... hier gibt es noch keine "richtige" Richtung für mich, hier suche ich noch nach einem Weg, auf dem ich weiterkomme und der wird sicher nicht gerade sein. Ich bin in der Zwischenzeit weit gekommen - und das ging ganz sicher nicht ohne Risiken einzugehen und diese bin ich meist sehr bewußt eingegangen.
Meine Gefühle zu meinen Eltern sind hochgradid ambivalent- von Liebe über Trauer bis Wut. Die einzigen "Schuldgefühle", die ich hier habe, sind die, dass ich es versäumt habe, zu lernen, mich gegen solche und ähnliche Aussagen wie oben abzugrenzen. Denn nur dann, wenn überhaupt, ist in Zukunft ein für mich "unschädlicher" Kontakt möglich.
Ich glaube, dass meine Eltern im Rahmen ihrer Möglichkeiten ihr Bestes gegeben haben und dafür bin ich Ihnen auch dankbar.
Aber manchmal ist dies leider nicht ausreichend.
Bis auf meine Kindheit habe ich mir mein Leben so ausgesucht und große Teile meines Erwachsenenlebens möchte ich auch nicht missen. Sehe ich heute manche meiner Entscheidungen in einem anderen Licht als vor 5, 10, 15 oder 20 Jahren? - Ja, ganz sicher; aber im nachhinein ist man immer schlauer und wer sagt denn, dass andere Entscheidungen in Summe besser gewesen wären.
Zeichne ich nicht ein Bild von meiner angestrebten Zukunft, wenn ich mein Wertesystem neuausrichte (hier sind nur ein paar Extreme wie Perfektionismus rausgeflogen), meine Glaubensätze verändere (hier sind meine Themen u.a. Selbstachtung/ -schutz), um dann zu neuen Lebenszielen zu kommen (hier geht dann u.a. um Balance und Sinn), und dabei darauf achte, dass ich mich selbst dabei auch mitnehme?
Gruß,
Dennis
erstmal Danke für die ausführliche Antwort.
Glücklicherweise bin ich kein Roboter und kann so merken, dass ich mich verlaufen habe und ggf. einen neuen Weg einschlagen.Nitrat hat geschrieben:Natürlich kann man sich auch selbst programmieren, aber wenn der "Trojaner" einer alten Programmierung nicht gefunden und zumindest in Quarantäne verschoben wird, sind auch die angestrengtesten und ehrlichsten Bemühungen gefährdet.
Mein bisheriger Weg ist sicher geprägt durch meine grundsätzliche Haltung und Erfahrung, dass ich für mich verantwortlich bin und für die Lösung meiner Probleme zu sorgen habe. (Im welchen Umfang ich dazu Hilfe benötige, steht auf einem ganz anderen Blatt.)Nitrat hat geschrieben:Zumindest scheinst Du einen Weg zu beschreiten, der bisher zumindest auf der operationellen Ebene funktioniert hat.
Etwas in Dir scheint dabei aber auf der Strecke zu bleiben.
Aber ich denke, dass die Reihenfolge, in welcher sich bei mir die stärksten Fortschritte eingestellt haben, ausschließlich mit der Unterstützung aus diesen Bereichen zu tun hat. (Die Details hierzu haben im Internet sicher nichts zu suchen.)
Welche Arbeit ich mache, ist mir herzlich egal. Aber Arbeit ist derzeit der einzige Bereich, in dem ich Struktur, Anerkennung und Unterstützung erhalte. Von äußerer Anerkennung fühle ich im Moment komplett abhängig, wenn die Anerkennung aus einem anderen Bereich gekommen wäre, dann hätte der "gewonnen". (Das beides so nicht bleiben kann, steht außer Frage.)Nitrat hat geschrieben:Gibt es bei Dir 2 feststehende Glaubenssätze:
1. "Ohne Arbeit sterbe ich."
Ich habe von meinen Eltern eine Menge Werte und Glaubenssätze (von sehr gut bis miserabel alles), die ich früher nie / erst in der Therapie hinterfragt habe, übernommen. Dass ich momentan meine Eltern sehr kritisch sehe, ist sicher ein Zwischenergebnis der Therapie.Nitrat hat geschrieben:2. "Meine Eltern sind schuld."
Aber grundsätzlich glaube ich, dass ich selbst an meiner Situation "schuld" bin. (Für mich gibt es einen starken Unterschied zwischen Verantwortung und Schuld)
Weiter wie vor der Krise ... nein, von diesem Leben bin ich meilenweit entfernt (ok, sicher nicht ganz freiwillig).Nitrat hat geschrieben:Stellt sich die Frage:
Weiter wie bisher oder wagen (auch das zu verlieren, was bisher funktioniert hat) und etwas gewinnen (einen Teil von sich selbst).
Nach der Krise ... hier gibt es noch keine "richtige" Richtung für mich, hier suche ich noch nach einem Weg, auf dem ich weiterkomme und der wird sicher nicht gerade sein. Ich bin in der Zwischenzeit weit gekommen - und das ging ganz sicher nicht ohne Risiken einzugehen und diese bin ich meist sehr bewußt eingegangen.
Das fast wörtliche Zitat meiner Mutter aus einem unseren letzten "Gespräche" lautet "wir waren zu blöd zum Verhüten, zu stolz zum Abtreiben, ... Manche Menschen sollten einfach keine Kinder in die Welt setzen." (Insofern war meine leicht verzerrende Zusammenfassung und Erweiterung zynisch.)Nitrat hat geschrieben:Die Überzeugung aber, daß einen die eigenen Eltern besser nie in die Welt gesetzt hätten ist ganz sicher ein Glaubenssatz mit dem es sich schlecht leben lässt.
Meine Gefühle zu meinen Eltern sind hochgradid ambivalent- von Liebe über Trauer bis Wut. Die einzigen "Schuldgefühle", die ich hier habe, sind die, dass ich es versäumt habe, zu lernen, mich gegen solche und ähnliche Aussagen wie oben abzugrenzen. Denn nur dann, wenn überhaupt, ist in Zukunft ein für mich "unschädlicher" Kontakt möglich.
Ich glaube, dass meine Eltern im Rahmen ihrer Möglichkeiten ihr Bestes gegeben haben und dafür bin ich Ihnen auch dankbar.
Aber manchmal ist dies leider nicht ausreichend.
Verstehe ich nicht ...Nitrat hat geschrieben:Aber so wie seine Eltern, kann man sich auch die Vergangenheit nicht aussuchen.
Die Zukunft, besser gesagt das Bild von der Zukunft aber schon.
Bis auf meine Kindheit habe ich mir mein Leben so ausgesucht und große Teile meines Erwachsenenlebens möchte ich auch nicht missen. Sehe ich heute manche meiner Entscheidungen in einem anderen Licht als vor 5, 10, 15 oder 20 Jahren? - Ja, ganz sicher; aber im nachhinein ist man immer schlauer und wer sagt denn, dass andere Entscheidungen in Summe besser gewesen wären.
Zeichne ich nicht ein Bild von meiner angestrebten Zukunft, wenn ich mein Wertesystem neuausrichte (hier sind nur ein paar Extreme wie Perfektionismus rausgeflogen), meine Glaubensätze verändere (hier sind meine Themen u.a. Selbstachtung/ -schutz), um dann zu neuen Lebenszielen zu kommen (hier geht dann u.a. um Balance und Sinn), und dabei darauf achte, dass ich mich selbst dabei auch mitnehme?
Gruß,
Dennis
Doch das tust Du.dennis_s hat geschrieben:Zeichne ich nicht ein Bild von meiner angestrebten Zukunft, wenn ich mein Wertesystem neuausrichte (hier sind nur ein paar Extreme wie Perfektionismus rausgeflogen), meine Glaubensätze verändere (hier sind meine Themen u.a. Selbstachtung/ -schutz), um dann zu neuen Lebenszielen zu kommen (hier geht dann u.a. um Balance und Sinn), und dabei darauf achte, dass ich mich selbst dabei auch mitnehme?
Ich wußte nicht, dass das mit dem 'Abtreiben' ein Spruch Deiner Mutter war.
mfG
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