Absolutes Chaos in der Wohnung

Alle Themen, die in keines der obigen Foren zum Thema "Psychische Leiden und Beschwerden" passen.
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Nagetier
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Beitrag Do., 28.02.2008, 23:33

Angestossen von Rote Zora bin ich heute Abend zusammengebrochen und doch einiges "weitergekommen". Da ich sowieso niemand zum reden habe und meine Therastunde erst wieder in zwei oder drei Wochen ist, schreib ichs einfach hier hin. Anonsten habe ichs Morgen wieder vergessen.
Schöner Frühling
Weisse Wolken im Himmel hing
Nach nasser Erde roch
Der Baumstamm glitschig feucht in die Sonne kroch

Schöner Morgen
Die Kinder ganz ohne Sorgen
Einer immer hinten dran
keine der Spielrollen bekahm

Hässliches Seil
trocken spitz wie ein Beil
um die Handgelenke gelegt
festgezogen, Haut glatt weggefegt

Stummer Aufschrei
keine ihn hört
keiner ihn stört
Arme nach hinten verdreht
der Eine die Welt nicht versteht

Grundlose Qualen
hast doch nichts dem Einen heimzuzahlen
Hat doch nichts gemacht
was ihm hätte so leid gebracht

Entfernte Stimmen
dem Einen von hinten in Sicherheit mimmen
fern und fremd die Kinder erscheinen
keiner mehr da ausser dem Einen

Unendliche Zeit
er da so hing
am Baum
allein
ohne Grund

Langer Kampf
Willen, Kraft, Technik oder Krampf
nichts half, unausweichlich
der Eine ist leider nicht sterblich
der Eine ist leider nicht frei

Schlussendlich gebrochen
Sich ganz in sich verkrochen

Unerträglichkeit schön redend
Schmerzen schön fühlend
Tränen weg lachend
sich der neuen Welt hingibt

Schöne Natur
auf sie ist Verlass
Der Baum immer noch in den Himmel sticht
Immer noch nach Erde riecht
Wolken immer noch am Horizont

Müdes Wiedersehen
lachend ihnen ins Gesicht sehen
Verzweiflung, ihren Erfolg eingestehen
Hoffnungslosigkeit, kein betteln

Schwieriges Losmachen
fest und steif die Fesseln sind
lange und still der Heimweg war
kleines Fünkchen Hoffnung keimend
der Mutter entgegen rennt
Sie aber die Lage verkennt

Ich war nicht klettern
Ich war nicht tollpatschig

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Mia Maria
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Beitrag Fr., 29.02.2008, 00:35

Huhu.

Ich reihe mich auch mal ein, bevor ich ins Bett gehe.
Bei mir isses ebenfalls extrem chaotisch in der Wohnung, überall fliegen Sachen rum. Nein, es ist nicht nur ein bißchen "nicht aufgeräumt", es ist so, dass die Leute teilweise betroffen reagieren wenn sie hier reinkommen. Vor allem die aus meiner Familie.

Jetzt hab ich vorhin, als ich nach Hause gekommen bin, noch schnell in Vorraum und Küche ein bißchen den Weg frei geräumt. Im Vergleich zum letzten Jahr gehts aber noch. Ach ja, ihr werdet es nicht glauben, aber morgen früh kommt der Heizungsablesemann. Ich saß eben echt laut lachend vorm Laptop, thorn.

@Nagetier:

Dein Text berührt mich.
Es ist gut, dass Du die Natur für Dich da sein lässt und Du Halt in ihr findest. Sie bringt Dich auch in Kontakt mit Deinem Fühlen, hm?

Schau bitte, ob Du mit dem, was da gerade in Dir aufbricht, wirklich allein bleiben willst. Vielleicht nimmst Du Dir damit was. Wäre das keine Idee, bei Deiner Therapeutin um einen Akut-Termin anzufragen?

Nächtliche Grüße
von April
Man kann ein Problem nicht mit der Denkweise lösen, die es erschaffen hat. (Albert Einstein)

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Rote Zora
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Beitrag Fr., 29.02.2008, 08:34

Nagetier hat geschrieben:Angestossen von Rote Zora bin ich heute Abend zusammengebrochen und doch einiges "weitergekommen".
Liebes Nagetier,

ich bin erschrocken als ich das gelesen habe, und natürlich war es das letzte was ich wollte, daß Du zusammenbrichst.

Wie geht es Dir jetzt? Was hat Dich runtergezogen, und vor allem, womit hast Du Dich wieder heraus geholt?

lg
rZ

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luftikus
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Beitrag Fr., 29.02.2008, 09:34

Lea1970 hat geschrieben:
Habe da einen sehr interessanten Buchtipp:

"Willkommen in Teufels Küche" von Ulla Meineke
Vielen Dank für den Buchtipp. Ich hab mir das Buch gleich gestern besorgt und mich schon beim Lesen der ersten Kapitel köstlich amüsiert. Die Geschichten sind wirklich sehr treffend beschrieben und vieles trifft genau auf meine Situation zu...

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Nagetier
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Beitrag Fr., 29.02.2008, 09:45

Hallo rote Zora

Das ist alles in Ordnung so. Heute ist eh alles so weit weg, dass ich nichts mehr davon weis. Neben Kopfweh und Halsschmerzen ist nichts mehr davon übrig.

Ehrlich gesagt bin ich dankbar dafür. Ist leider sehr selten dass ich mich ausheulen kann.
Was hat Dich runtergezogen, und vor allem, womit hast Du Dich wieder heraus geholt?
Runtergezogen ist das falsche Wort. Ich fühle und fühlte mich nicht schlecht. Schaute ein bisschen Forrest Cump und da gibts am Schluss die Szene, als seine Freundin gestorben ist. Da stand der schöne Baum mit ihrem Grab und da schoss mir als erstes durch denk Kopf:"Warum bist du das nicht?". Denn barmherzig wäre es, wenn ich da hätte sterben dürfen. Kurz danach lag ich am Boden und durchlebte das ganze im Detail. Schon erstaunlich was man sich alles merken kann.

Ich wusste, ich kann darauf vertrauen, dass es ein Ende hat. Ich hab mich dem voll hingegeben und ich wüsste auch nicht, was dagegen tun. Ist so wie beim Fallschirmspringen. Zuerst tosender Wind, Action und Angst und sobald der Schirm aufgeht, absolute Stille. In dieser Stille, nachdem ich wieder klar denken konnte, musste ich irgendein Anker finden. Denn sonst weis ich es nicht mehr. Und am besten (für mich jedenfalls) ist ein Gedicht, dass mir das gleiche Gefühl vermittelt um mich daran zu erinnern. Nachdem ich das Gedicht geschrieben habe, fand der normale Prozess statt. Ablenken - am besten mit was schönem - und schon war ich distanziert.

Also mach dir keinen Kopf wegen dem Anstossen. Die Gefahr besteht in einem Forum und ich bin mir dessen bewusst. Ich finde aber auch, dass man das Äussern sollte, denn auch Feedback kann dir oder mir was bringen. So genug geschrieben dazu. Nehme aber dennoch gerne weiter Stellung dazu.
Ach ja, ihr werdet es nicht glauben, aber morgen früh kommt der Heizungsablesemann. Ich saß eben echt laut lachend vorm Laptop, thorn

Wäre das keine Idee, bei Deiner Therapeutin um einen Akut-Termin anzufragen?
Ich denke, das brauch ich nicht. Habe gelernt, Mauern zu bauen oder eine Maske zu tragen, damit ich überhaupt klar komme im Alltag. Das sowas wie Aktu-Termin gibt, wusste ich gar nicht. Will ihr auch nicht zur Last fallen und denke auch ich hab so eine "Führsorge" gar nicht verdient.
dass die Leute teilweise betroffen reagieren wenn sie hier reinkommen
Ja das kenne ich auch. Habe einmal mit meinen Eltern so richtig aufgeräumt, nachdem ich so was wie eine Warnung an sie gerichtet habe. Kein Vorwurf war zu hören von ihnen, doch ich fühlte, dass sie sich fragten:"Wie kann das sein?" Auch nicht balsam für meine Seele.

Äs schöns Tägli allne
Nagetier

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thorn
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Beitrag Fr., 29.02.2008, 11:37

Hallo Nagetier,

da fängt's grad an in dir zu arbeiten, hm? Ich finde auch, es klingt ganz gut, was da gestern passiert ist; vielleicht bröckelt deine Mauer langsam. Dein Gedicht finde ich sehr schön, aber es macht mich auch betroffen. Du hast echt jede Menge Sch*** hinter dir und wohl noch einiges an Weg vor dir, um das aufzuarbeiten. Was dein Ordnungsproblem betrifft, seh ich das aber auch positiv: Da stecken viele Möglichkeiten drin, den Schlüssel dazu quasi "so ganz nebenbei" zu finden. Mir ist nämlich gestern wieder eingefallen, dass sich meine Spinnen- bzw. Insektenangst im Laufe der Therapie ziemlich verringert hat, ohne dass wir da aber je explizit dran rumtherapiert hätten. M.E. war es ein Nebeneffekt der Bearbeitung der Themen "Ohnmacht" und "Hilflosigkeit" - ich fühle mich den Viechern inzwischen längst nicht mehr so ausgeliefert wie früher. Vielleicht musst ja auch du "nur" dein Schlüsselthema finden, um quasi über einen Umweg an dieses Aufräumproblem ranzukommen? (Und ich vielleicht auch? )

Gestern ist mir auch noch was anderes eingefallen, was mich eher frustriert. Letztes Jahr hab ich's mal über mehrere Monate geschafft, regelmäßig (so alle 2-3 Tage) meinen Abwasch zu erledigen. Anfangs noch mit der üblichen Ich-fang-nochmal-neu-an-Euphorie, dann mit etwas Mühe, zuletzt aber über Wochen hinweg ganz selbstverständlich. Und das hat mich echt glücklich gemacht, weil das so der Idealzustand ist, den ich mir vorstelle. Es war über diesen Zeitraum hinweg wirklich Routine. Tja, und dann hatte ich mal wieder eine etwas größere Krise und schaffte es nicht, diese Routine trotz meiner Null-Bock-ich-verkriech-mich-Stimmung aufrecht zu erhalten Alles wieder futsch, und ich kann nicht gerade behaupten, dass mich das ermutigt, es wieder und wieder zu versuchen. Ich dachte damals noch darüber nach, dass man gerade in schlechten Zeiten ja Alltagsstruktur und -routine braucht, um darin Halt zu finden, aber eben: ich dachte Ich hab keine Ahnung, wie ich dem künftig vorbeugen könnte *seufz*
Nagetier hat geschrieben:Es ist ja durchaus der Wunsch da, nach einer Beziehung rsp. Nähe. Ich denke, das ist auch bei dir so. Aber von einer Beziehung bin ich Meilenweit entfernt oder ich rede mir das ein.
Jo, so ähnlich sieht's bei mir auch aus ...
Nagetier hat geschrieben:Nach langen Gesprächen sind wir (Therapeutin und ich) darauf gestossen, dass ich wohl versuche Dissozationen zu verhindern. Diese treten auf, wenn ich nichts zu tun habe oder eben diese Leerelosigkeit fühle. Ich sehe aber das aber nicht als auffüllen, sondern eher als "Ich könnte ja immer was aufräumen" und gerate somit nie (selten) in diese Leere. Natürlich ist das Schwachsinn, weis ich selber
Schwachsinnig find ich das überhaupt nicht, im Gegenteil. Finde das absolut einleuchtend und auch positiv: Du hast dir einen funktionierenden Selbstschutz aufgebaut! Das zu würdigen bedeutet auch anzuerkennen, dass deine Seele einen solchen Schutz braucht, und dass das Aufräumproblem eigentlich gar kein Problem, sondern eine Stütze ist. Die du womöglich dann nicht mehr brauchen wirst, wenn du die Gründe fürs Dissoziieren aufgearbeitet hast. So gesehen hätte das Nicht-Aufräumen viel weniger etwas Vernachlässigendes, wie es auf den ersten Blick ja wirken mag, sondern im Gegenteil etwas sehr Fürsorgliches. Aber sorry, da bin ich eindeutig schon wieder beim Verpsychologisieren Ganz ohne wirst du m.E. aber nicht auskommen, wenn du das Problem dauerhaft lösen willst.
Nagetier hat geschrieben:"Ich könnte ja immer was aufräumen" und gerate somit nie (selten) in diese Leere.
Das ist auch für mich ein sehr interessanter Ansatz. Ich erinnere mich grad sehr gut an das Gefühl der Leere, wenn meine Wohnung mal picobello aussieht. Immer stell(t)e ich mir dann die Frage: "Na toll, und was mach ich jetzt?". Dabei könnte ich ja gut auch das tun, was ich sonst mache, was mit Aufräumen gar nix zu tun hat. Aber das ist mir dann meistens zu fad, hmmm ... Ok, darüber werd ich mal intensiver nachdenken, das scheint mir ein sehr wichtiger Aspekt zu sein.
Nagetier hat geschrieben:Hängt ihr an irgendwas? Gibt es Gegenstände, die für euch einen sentimentalen Wert haben?
Hm ja, da bin ich komisch. Es gibt ne Menge Dinge, an denen ich hänge, aber ich gehe mit ihnen nicht besonders umsichtig und wertschätzend um. Bücher, meine Lieblingsklamotten, Briefe, Fotos - das landet, so sehr ich die Sachen liebe, oft trotzdem alles auf dem Boden. Ich weiß nicht, mir fehlt irgendwie ein Gefühl dafür oder Bedürfnis danach, sorgsam zu sein; das bin ich eigentlich nur bei Sachen, die nicht mir gehören (z.B. von Freunden geliehene Bücher). Weiß auch nicht

Was mir spontan zu dem von dir Beschriebenen einfällt: Man hängt ja nicht einfach nur passiv an Sachen, sondern sich auch aktiv an sie. Vllt. hast du Angst davor, weil du die Erfahrung gemacht hast (hast du?), dass Gutes nicht von Dauer ist, einem weggenommen werden kann und wird? *wild spekulier*
Nagetier hat geschrieben:Grundsätzlich habe ich viele kreative Ideen doch ich denke ich habe kein Talent diese irgendwie zu manifestieren. Ausserdem getraue ich mich nicht. Ich finde das was ich produziere hald hässlich, wüst, nicht sehenswert und schon gar nicht gut.
Boah, na das kommt mir vielleicht bekannt vor ... Kreative Ideen habe ich en masse, aber die Umsetzung passiert dann meistens total kopflastig, so dass ich entweder gar nix zustande bringe oder es mir nicht gefällt, weil mir einfach ein wirklicher Bezug zu mir, zu meinen Gefühlen fehlt. Oder ich schaffe etwas "Perfektes", was aber oft ebenfalls ein schales Gefühl hinterlässt.
Nagetier hat geschrieben:Will ihr auch nicht zur Last fallen und denke auch ich hab so eine "Führsorge" gar nicht verdient.
Hast du wohl!!!

April 8th hat geschrieben:Ach ja, ihr werdet es nicht glauben, aber morgen früh kommt der Heizungsablesemann. Ich saß eben echt laut lachend vorm Laptop, thorn.
Wie war's denn? Ich fand es beim vorletzten Mal absolut grässlich, als der Typ da war. Hab mich plötzlich in meiner eigenen Wohnung wie in der Falle gefühlt oder fast ein bisschen, naja, wie vergewaltigt, weil der gewissermaßen durch mein Privatestes getrampelt ist. Ich wollte nur, dass der geht, geht, geht. Fand ich irgendwie bezeichnend, auch wenn ich nicht genau weiß, wofür. Letztes Jahr war's dann zum Glück halb so wild.


Liebe Grüße an alle,

thorn

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Taffi
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Beitrag Fr., 29.02.2008, 12:55

Nur schnell @thorn (weil ich nämlich mal eben 80 m³ Papier entsorgen muss ):
thorn hat geschrieben:Es gibt ne Menge Dinge, an denen ich hänge, aber ich gehe mit ihnen nicht besonders umsichtig und wertschätzend um. (...) Ich weiß nicht, mir fehlt irgendwie ein Gefühl dafür oder Bedürfnis danach, sorgsam zu sein
Vielleicht ist das einfach (d)eine Art, den Dingen den eigenen, unverwechselbaren Stempel aufzudrücken und so die Verbindung zwischen sich/dir und diesen Dingen aktiv gestaltend herzustellen?
Wenn jemand ganz sorgsam z.B. mit seinen Büchern umgeht, so dass sie aussehen wie frisch aus der Druckerei, gehören sie zwar demjenigen, aber sie sind irgendwie nicht unverwechselbar seine Bücher... Man könnte sie vielleicht völlig unbemerkt austauschen. Wenn man aber bspw. Eselsohren in die Seiten knickt, hier und da was anstreicht, die Ecken abgestoßen sind, die Buchrücken wilde Vertiefungen haben und/oder die Bücher sonstige Gebrauchsspuren aufweisen, werden sie einzigartig. Du findest deines unter hunderten Büchern, die denselben Titel tragen.

Ich finde/fänd das eigentlich eine sehr schöne Form der Selbstvergewisserung...
Es ist wichtig, jemanden dort abzuholen, wo er gerade ist. Aber manchmal ist es auch wichtig, jemanden dort zu lassen, wo er gerade sein will.

"Erfahrungen sind Maßarbeit. Sie passen nur dem, der sie macht." Carlo Levi

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Irrlicht
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Beitrag Fr., 29.02.2008, 13:20

Seiteneinstieg.

Ich hab kaum Schwierigkeiten mit meinen Haushaltsroutinen, aber ich bin sehr beeindruckt von den hier wieder ersichtlichen Zusammenhängen zwischen ICH und WOHNUNG.

Bei mir zeigt sich der Zusammenhang in vielen meiner Träume. Ich träume oft von bestimmten Gebäuden, in denen ich im Traum wohne (und das sind seit meiner Jugend immer wieder kehrende, sich auch verändernde und hin und wieder neue). In diesen Gebäuden entdecke ich immer Geheimzimmer, meistens hinter einem Badezimmer ein weiteres viel größeres oder unbenutzte Wohnzimmer, Ausgänge, Dachterassen oder auch einfach mal nicht tragende Fußböden etc. (ich könnte einen Roman über diese meine Träume schreiben!).
In all diesen Träumen repräsentiert dieses Gebäude/Wohnort mein ICH und verborgene Seiten (angstbesetzte, unbewusste, neue) von mir. Nicht immer ist mir klar, was Details zu bedeuten haben, aber der Bezug zu mir ist immer sehr offensichtlich.

Ich frag mich, was bei Euch der Bezug ist. Wird wohl auch individuell abweichen, aber grundsätzlich ist ein "nicht-strukturieren-wollen" doch oppositionell zu verstehen? Aber wogegen - gegen die bestehende innere Struktur oder eine nicht zu erreichende?

*weitermitlesend,

Irrlicht

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Lea1970
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Beitrag Fr., 29.02.2008, 13:36

...nur kurz: ich fühle mich hier richtig "zuhause" ...kann euch gut verstehen

....ein schönes WE allseits!!!

Lea

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Karola
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Beitrag Fr., 29.02.2008, 13:50

Hallo thorn,
Ich erinnere mich grad sehr gut an das Gefühl der Leere, wenn meine Wohnung mal picobello aussieht. Immer stell(t)e ich mir dann die Frage: "Na toll, und was mach ich jetzt?".


Vielleicht hast Du unbewusst Angst vor dem richtigen Leben? Wenn Du immerzu am aufräumen bist, hast Du ja immer was zu tun und musst nicht darüber nachdenken, wie Du Deine freie Zeit sonst nutzen willst. Fiel mir nur gerade so ein....

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Nagetier
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Beitrag Fr., 29.02.2008, 20:23

Hallo zusammen
Du hast echt jede Menge Sch*** hinter
Das mag für dich als Eindruck entstehen. Ist ja bei mir auch gleich, wenn ich Geschichten und Erlebnisse anderer höre/lese. Ich fühle sogar sehr bei anderen mit. Doch ich fühle mein Zeug nicht als Scheisse. Es ist unglaublich Nichtig. Da liegt wahrscheindlich auch ein bisschen Nicht-glauben-können und Nicht-wahrhaben-wollen mit drin. Sowas wie "eigentlich ist das gar nicht schlimm" und "jeder andere hätte keine Probleme damit" oder "dass dich das heute noch belastet, tss". Und das macht mir auch Probleme. Wie soll ich mich und das Geschehene ernst nehmen, wenn ich im Grunde gar nichts schlechtes dem abgewinnen kann? Ich verstehe schon, dass das Sachen sind, die häufig bei traumatisierten Menschen auftreten trotzdem ist diese Einstellung nicht gerade motivierend. So therapiere ich eigentlich ein Phantom einfach nur aus reiner Verstandesentscheidung. Ich leide nicht unter dem "Trauma" sondern unter der heutigen schlechten Situation. Und um ganz ehrlich zu sein, wäre ich gut bedient einfach nur die heutige Lebenssituation zu verbessern, denn mit dem "Trauma" kann ich leben. Der Kopf sagt zwar, nö, ist der falsche Weg aber Gefühlsmässig wäre das das Richtige.
Vielleicht musst ja auch du "nur" dein Schlüsselthema finden, um quasi über einen Umweg an dieses Aufräumproblem ranzukommen?
Naja, ich weis nicht wo meine Probleme stecken. Denn ich hab so viele (für mich) schädliche bis krankhafte Eigenschaften, dass es eigentlich kaum vorstellbar ist, ein Thema zu isolieren. Das würde sich bessern, wenn ich meine Diagnose verlangen würde. Doch davor habe ich Angst. Sobald mich der erste Therapeut Borderliner nannte, ging ich nicht mehr hin. Ich empfand das als Schlag ins Gesicht und konnte nicht damit umgehen. Wäre heute anders, klar, man lernt ja dazu. Ich habe aber auch viel darüber gelesen und kann, glaube ich, behaupten das das nicht auf mich zutrifft.

Das Eigentliche angsteinflössende war dann der zweite Kontakt bei einem Psychiater. Irgendwie befragte der mich so einseitig, dass der Eindruck entsteht, ich hätte irgendwie eine Psychose oder so. Und natürlich achtete ich vermehrt auf komische Erlebnisse und gab die dann wieder. Tief im inneren merkte ich aber, dass er mich nicht richtig ernst nahm. Kurz vor dem Gedächnistest stand dann die Diagnose Schizophrenie da und ich war baff. Gut eingelesen, mich informiert, ist ja durchaus möglich, dass ich ein falsches Bild davon hatte und nach dem Gedächnistest (der Normal ausfiel) ging ich dann auch bei dem. Dazwischen lagen drei Monate Seroquel mit einer max. Dosis von 1200mg. Zugedröhnt bis zum Anschlag arbeiten geht einfach nicht. Weis bis heute nicht was mich da geritten hat, das alles zu machen. Ach ja, schlagartiges Absetzen von Seroquel gab mir einen solchen Hype, dass ich mich wieder wie gesund fühlte (jedenfalls kehrte dann normale Denkmuster zurück und ich hatte wieder Antrieb). Ich will nicht ausschliessen, dass ich nichts psychosemässiges habe. Aber es ist nicht behandlungsbedürftig.

Wegen all diesen Geschehnisse will ich eigentlich keine genaue Aussage über meinen Zustand. Aber ohne und das kristallisiert sich immer mehr heraus, ist eine langjährige Therapie kaum möglich. Denn mit meinen Abständen zwischen den Therapiestunden hätte ich schon das Verlangen mich mit anderen Betroffenen auszutauschen und sich auch besser organisieren zu können.
Man hängt ja nicht einfach nur passiv an Sachen, sondern sich auch aktiv an sie. Vllt. hast du Angst davor, weil du die Erfahrung gemacht hast (hast du?), dass Gutes nicht von Dauer ist, einem weggenommen werden kann und wird?
Das bringt mich an einen anderen Punkt, der eventuell auch noch interessant wäre für Andere hier. Das wäre Umzüge. In meiner Geburtsstadt hatte ich einige gute Freunde. Eigentlich die einzigen Freunde die ich jemals hatte. Als ich zehn oder so war, mussten wir innerhalb von zwei Wochen weit weg ziehen. Das war damals ein kleiner Schock und ich konnte mich am neuen Ort gar nicht richtig einfinden. Vielleicht dachten meine Eltern, dass es geschickter wäre, uns kurz zuvor zu informieren. Das führt mich zur Frage: Wo ist mein zu Hause? oder Wo fühle ich mich zu Hause? Ich kann nur sagen, ich hab keins und dort wo es hätte sein können, will ichs nicht haben.
Aktiv an was zu hangen verstehe ich jetzt gerade nicht. (vorher wars noch so einleuchtend *kopfkratz*) Bitte nochmals erklären.

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Nagetier
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Beitrag Fr., 29.02.2008, 20:24

Es war über diesen Zeitraum hinweg wirklich Routine.
War sicher ein gutes befreiendes Gefühl rsp. du warst sicher nicht mehr der Sklave deiner Verstandespeitsche. Wie konntest du denn die Routine etablieren? Leider weis ich auch nicht, wie du dem ganzen künftig vorbeugen könntest. Ich dachte immer, Routinen halten sich selbst am Leben. Man tut es unbewusst und durch das tun, wird es immer mehr zu Routine. Eventuell darf man einfach nicht mehr aufhören, sondern muss die Routine immer aufrecht erhalten. Das geht aber nur in einem geregelten, konstanten Leben.
Aber sorry, da bin ich eindeutig schon wieder beim Verpsychologisieren Ganz ohne wirst du m.E. aber nicht auskommen, wenn du das Problem dauerhaft lösen willst.
Da hast du recht. Aber ich lasse mir auch nichts mehr verdrehen oder einreden. Und manchmal muss man Grenzen ziehen. Damit ist das Verpsychologisier-Schwert eher ein Schutz vor blinden vertrauen auf das Psychogeschwätz, was ich ja oben schon einmal aufgeführt habe. Deiner Ausführung bzg. dass es auch was Fürsorgliches hat, ist verständlich, aber gefährlich. Es könnte jetzt so interpretiert werden, dass es gut ist zu vermüllen und somit eigentlich ein Freipass wird. Die beste Möglichkeit wäre, etwas anderes zu finden, was mir (einem) die gleiche Fürsorge gibt.
[hr][/hr]
Bei mir zeigt sich der Zusammenhang in vielen meiner Träume
Interessant! Sind deine Träume dann eher beängstigender Natur oder schöne Träume? Ich habe meine Verfolgungsträume, die auch durch Gebäude gehen. Ich renne weg, meist mit einem Verwandten und kann nur entkommen, indem ich bei der Kante der Wand zum Boden durchschlüpfe. Das ganze ist aber ein Labyrint. Interpretieren tue ich Träume nicht, stimmt ja eh nie (hab ich so das Gefühl).
Ich frag mich, was bei Euch der Bezug ist. Wird wohl auch individuell abweichen, aber grundsätzlich ist ein "nicht-strukturieren-wollen" doch oppositionell zu verstehen?
Bin da nicht mehr so sicher, ob das oppositionell ist. Es ist ja nicht ein Nicht-wollen sondern eher ein Nicht-können. Der Wille kann fast nichts ausrichten. es kann ja auch sein, dass z.B. erst ein Nicht-strukturieren-können einem den Raum schafft, in dem man geordnet, strukturiert Leben kann. Z.b. wenn ein Kind sein Rucksack beim nach Hause kommen einfach in die Ecke schmeisst und damit signalisiert, scheiss Schule..... Das ist ungeordnet, fast fahrlässig (kann ja was kaputt gehen) aber es gibt dem Kind die Erleichterung um den Abend ohne Schulgedanken ausleben zu können. Trotzdem hat das Oppositionelle sicher seine Berechtigung, kein Frage.
Aber wogegen - gegen die bestehende innere Struktur oder eine nicht zu erreichende?
Vielleicht beides. Wenn die Ansprüche hoch sind und die Strukturierfähigkeit eingeschränkt ist, weil z.B. früher hohe Anforderungen gestellt wurden, kann ich mir schon vorstellen, dass man es als Waffe einsetzt um Macht zu bekommen (und die Macht von den hohen Anforderungen rutner zu nehmen). Trotzverhalten. Es hat schon jemand davon geschrieben. Muss das nochmals nachlesen.

Ich hoffe es ist in Ordnung, wenn ich mich hier so auskotze. Ich würde es auch machen wenns nicht so ist.

Alles Liebe
Nagetier

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Elfchen
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Beitrag Sa., 01.03.2008, 14:22

@ thorn:

Sorry, dann ich mich erst jetzt melde. Hab manchmal Mühe, in das Forum zu gelangen, muss mich x mal wieder anmelden.

Zu Deiner Frage, warum die Seele mitkommen muss: ein Messie sammelt ja alles, weil er sich nicht davon trennen kann. Wenn Du jetzt die Wohnung als Spiegel der Seele anschaust, dann hat es ja die Ordnung darin einen Grund.
Gehst Du da drauflos und entrümpelst in kürzester Zeit, kommt die Seele oder von mir aus die Psyche unter Druck.
Manchmal muss man jedes Stück in die Hand nehmen, begutachten, neu bewerten und sich dann verabschieden davon, auch wenns von aussen nach Müll aussieht.

Grüessli!
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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Elfchen
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Beitrag Sa., 01.03.2008, 14:28

Und um ganz ehrlich zu sein, wäre ich gut bedient einfach nur die heutige Lebenssituation zu verbessern, denn mit dem "Trauma" kann ich leben.
Das ist eine sehr mutige Einstellung, Nagetier.
Ich sehe das so: klar kann man mit dem Trauma als Erlebnis leben. Die Auswirkungen, die Spuren, die es in Deiner Seele, in Deiner Psyche hinterlassen hat, die gilt es anzugehen.

Grüessli!
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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Lea1970
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Beitrag So., 02.03.2008, 09:10

Hi Nagetier,

meine Therapeutin meinte, dass ich mir (u.a.) mit der chaotischen Wohnung gewisse Menschen von Leibe halten möchte. Also dass ich (noch) gar nicht aufräumen KANN.... (meine Mutter z.B. kommt gar ned, weil sie´s ned aushält, sie hat aufgrund ihrer Vorgeschichte (Mißbrauch) einen absoluten Sauberkeitswahn, da kannste von Boden essen...... - die Therapeutin meint, dass ich sie mir so auf Abstand halte mit ihrer übergriffigen Art (sie meint immer noch, IHRE Meinung, wie ich leben solle, is richtiger als meine eigene..... ) ....auch meinem Vater (der ebenfalls wohntechnisch, einrichtungsmäßig immer meint, ich müsse mich SO wie er meint (rustikal etc. ) einrichten) wird´s inzwischen zuviel und er kommt nimmer.... puh, eigentlich gar ned schlecht.... Ich müsse es jetzt halt schaffen, mich auf andere Weise von ihnen abzugrenzen. Jo. Das wird mein Weg sein.....

Ich werde diesen Thread sehr gerne mit-verfolgen; derzeit hab´ich aber nicht viel Muße zum Selber-Schreiben...

Ich wünsche allen Wohn-Chaoten (und den normalos auch ) einen schönen Sonntag....!!!

(Luftikus: freut mich, dass du mit dem Buch was anfangen konntest - ich fühlte mich da endlich mal richtig verstanden - und nicht nur auf die negative Seite der Chaotiker reduziert, sondern endlich mal anerkannt, dass diese Art zu leben durchaus auch positive Seiten hat, jawoll.....!!!!!!)

Lea

EDIT: meine Freundinnen, die alle sehr gepflegte, strukturierte Haushalte haben, kommen sehr wohl - solange sie nicht da wohnen müssen, sehen sie mir die "chaotische Ordnung" durchaus "nach" Ich bemühe mich um Sauberkeit, das ist mir wichtig (also keine schimmel-siffe-ecken), Staub, na ja..... der is schon da...... die Sachen und Dinge stehen halt recht wild herum.... aber ich weiß eigentlich immer, was wo ist..... (das Genie beherrscht das Chaos )

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