Suizidgedanken ein Leben lang?

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estelle
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Beitrag Mo., 06.06.2011, 17:56

Sir hat geschrieben:mir (17) war's weitgehend egal.
Dafür beschäftigt es dich aber doch noch ganz schön, dafür dass es schon so lange her ist.
(Oder deine Altersangabe stimmt nicht?)

Ja, ganz schön scheiße von deinem Vater, seinen damals noch minderjährigen Sohn einfach so
hängen zu lassen, findest du nicht? Sich einfach so aus dem Staub zu machen.

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The Universal
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Beitrag Mo., 06.06.2011, 18:50

Das Argument mit der Gewaltätigkeit wird oft von Therapeuten benutzt, und soll den Menschen vor Augen führen, wie gewaltätig (furchtbar) er sein kann, um sich in idealer Folge zu fragen, warum man sich das antun will. In weiterer Folge wird das Selbstwertgefühl aufgebaut, ergo: einen netten Menschen kann man doch keine Gewalt antun. (Diese Methode hat bei mir nicht funktioniert).
The Ultimate Way III - 01.10.2012


Gast
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Beitrag Mo., 06.06.2011, 20:35

@ Vio, meine Altersangabe stimmt (leider). Ich liege ja jetzt schon über 120 Stunden auf der Couch, und meine Thera meint auch, dies sei ein einschneidendes Ereignis im Leben eines 17-Jährigen gewesen. War es aber nicht, weil mein Vater schon längst sich hatte innerlich scheiden lassen. Meine T. hat übrigens eine klare Meinung von Suizid: Bis auf ganz wenige Ausnahmen (todkrank) seien "Selbstmörder" psychisch krank.

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estelle
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Beitrag Mo., 06.06.2011, 20:45

Sir hat geschrieben:und meine Thera meint auch, dies sei ein einschneidendes Ereignis im Leben eines 17-Jährigen gewesen.
Glaub ich auch,

ich kann mich jedenfalls noch erinnern als meine Mutter meinen Vater und meinen Bruder samt Haus hat sitzenlassen und einfach abgehauen ist, sagte mein Bruder(damals so ungefähr in dem gleichen Alter):
" Scheiß Mutter!"

Sowas ist bestimmt immer ein einschneidenes Erlebnis.

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Widow
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Beitrag Mo., 06.06.2011, 21:05

Zum Unterschied von Freitod und Mord
"Der Mord am Nebenmenschen ist die extremste Form der Bekräftigung des eigenen Lebens" (Jean Amery: Hand an sich legen. Diskurs über den Freitod. Stuttgart 1976, S. 106, Hervorhebung im Original) - und mithin der diametrale Gegensatz zum Freitod.
Was ist "gewalttätig" daran, willentlich entspannt einzuschlafen und nie mehr zu erwachen?

Einen Gruß
Widow

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uvwxyz
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Beitrag Mo., 06.06.2011, 21:09

Meine T. hat übrigens eine klare Meinung von Suizid: Bis auf ganz wenige Ausnahmen (todkrank) seien "Selbstmörder" psychisch krank.
Dazu ließe sich auch zynisch sagen: Das Konzept psychischer Gesundheit kann eben auch ein Herrschaftsinstrument sein oder ein Mittel, um unerwünschtes Verhalten gesellschaftlich zu sanktionieren und nach Möglichkeit zu unterbinden. (Genauso wie wenn bei einem lebhaften Kind schnell mal ADHS diagnostiziert wird)

(Bitte diese Bemerkung aber nicht als Plädoyér für den "Selbstmord" missverstehen )

Ich meine, es gibt nicht "den" Selbstmord. Es gibt nur verschiedene Suizidhandlungen verschiedener Menschen, die alle ihre jeweils individuellen Hintergründe haben. Jede Pauschalerklärung oder -klassifizierung ist mMn vereinfachend.
Und warum kann nicht auch ein psychisch kranker Mensch im Extremfall "todkrank", im Sinne von schwerkrank sein und sich eine Erlösung aus diesem Zustand wünschen?

Zu dem Gewaltaspekt: Ich glaube, viele "Selbstmörder" wollen sich nicht primär Gewalt antun, sondern sie wollen nicht mehr leben. Das ist ein feiner Unterschied. Wenn man nicht das Wissen und nicht den Zugang zu den Mitteln hat, um sich schmerz- und gewaltfrei zu töten, dann bleiben oft nur harte Methoden.

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schmetterling.1983
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Beitrag Mo., 06.06.2011, 21:13

uvwxyz hat geschrieben:Zu dem Gewaltaspekt: Ich glaube, viele "Selbstmörder" wollen sich nicht primär Gewalt antun, sondern sie wollen nicht mehr leben. Das ist ein feiner Unterschied.
Das sehe ich auch so und ich finde dieser Unterschied wird häufig übersehen.
Schön ist eigentlich alles, wenn man es mit Liebe betrachtet.
Christian Morgenstern


Gast
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Beitrag Mo., 06.06.2011, 21:21

uvwxyz hat geschrieben: Dazu ließe sich auch zynisch sagen: Das Konzept psychischer Gesundheit kann eben auch ein Herrschaftsinstrument sein oder ein Mittel, um unerwünschtes Verhalten gesellschaftlich zu sanktionieren und nach Möglichkeit zu unterbinden.
Kann man so sehen.
...
uvwxyz hat geschrieben:Wenn man nicht das Wissen und nicht den Zugang zu den Mitteln hat, um sich schmerz- und gewaltfrei zu töten, dann bleiben oft nur harte Methoden.
Widow hat geschrieben: Was ist "gewalttätig" daran, willentlich entspannt einzuschlafen und nie mehr zu erwachen?
"Gewaltfrei töten" - ein Widerspruch in sich.


Widow
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Beitrag Mo., 06.06.2011, 21:24

Aufhören zu sein - das ist gewaltfrei und in der einen oder andern Form ohnehin uns allen irgendwann beschieden.
Andersrum: Auch ein "natürlicher" Tod (welcher?) wäre in der Logik von Sir nicht gewaltfrei.


Gast
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Beitrag Mo., 06.06.2011, 22:39

Widow hat geschrieben:Auch ein "natürlicher" Tod (welcher?) wäre in der Logik von Sir nicht gewaltfrei.
Ja sicher, die Gewalt geht aber dann nicht von Menschen aus, sondern von Viren, Bakterien usw..


Widow
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Beitrag Di., 07.06.2011, 00:27

Also gibt es keinen "gewaltfreien" Tod -
außer vielleicht dem einen: selbstbestimmtes, sanftes Einschlafen, das dem biologisch "programmierten" Ende ein wenig zuvor kommt.

Was heißt eigentlich "Gewalt"? - In diesem Kontext (Tod)?

Einen Gruß in die Nacht,
Widow

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blumen_mädchen
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Beitrag Di., 07.06.2011, 10:15

The Universal hat geschrieben:Die große Frage lautet in meinem Fall, wieviel Wert so ein Leben am Ende gehabt haben wird, und ich bilanziere negativ - es wird keinen Wert gehabt haben, und damit meine ich nicht den Wert meiner Person, sondern so wie ich es schreibe: inwiefern konnte ich vom Leben profitieren? Wieviel Spaß hat es mir gemacht? Mehr oder weniger null.
Kannst du dazu mehr sagen?
Hast du da Vorstellungen von was passieren muss dass du profitieren konntest?
oda was du dir unter dem "Spaß" so vorstellst?

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geronimos secret
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Beitrag Di., 07.06.2011, 10:18

Die Selbsttötung ist für mich der höchste Ausdruck der (Wahl)-freiheit und hat deswegen auch etwas Erhabenes.
Eat Pray Love


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Beitrag Di., 07.06.2011, 14:51

Widow hat geschrieben:Also gibt es keinen "gewaltfreien" Tod -
außer vielleicht dem einen: selbstbestimmtes, sanftes Einschlafen, das dem biologisch "programmierten" Ende ein wenig zuvor kommt.
Ich habe mal gelesen, daß jemand, der sich mit einem Sprengstoffgürtel in die Luft sprengt, nicht mal den Knall mehr hört - für ihn ein äußerst angenehmer Tod.
Widow hat geschrieben:Was heißt eigentlich "Gewalt"? - In diesem Kontext (Tod)?
Diese Frage stellt sich für den Verblichenen nicht mehr, wohl aber für die schockierten Hinterbliebenen.

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The Universal
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Beitrag Sa., 18.06.2011, 12:27

Sir hat geschrieben:Bis auf ganz wenige Ausnahmen (todkrank) seien "Selbstmörder" psychisch krank.
Müssen sie auch sein, weil der Therapeut sonst kein Argument für seine eigene Notwendigkeit findet.
uvwxyz hat geschrieben:Und warum kann nicht auch ein psychisch kranker Mensch im Extremfall "todkrank", im Sinne von schwerkrank sein und sich eine Erlösung aus diesem Zustand wünschen?
Genau meine Rede! Es gibt psychisch Kranke, die unheilbar psychisch krank sind. Keiner fragt sich, wozu sich der Mensch das Weiterleben antun sollte (ev. mit täglichen, schweren Depressionen).
uvwxyz hat geschrieben:sondern sie wollen nicht mehr leben.
Ich glaube, dass der Wille zum Leben in jedem Menschen vorhanden ist, weil dem der Überlebenstrieb zugrunde liegt. Jeder Mensch will leben, aber mitunter nicht so, wie er es tut, im Sinne eines Niveaus.
Sir hat geschrieben:"Gewaltfrei töten" - ein Widerspruch in sich.
Das sehe ich genauso. Vor ein paar Wochen hat sich meine Mutter entschieden ihre Katze einschläfern zu lassen. Ich bin dafür, dass man das nicht "einschläfern" nennen dürfte, weil ich dabei war, und es brutal war.
blumen_mädchen hat geschrieben:Hast du da Vorstellungen von was passieren muss dass du profitieren konntest?
Viel Geld würde in meinem Fall helfen, weil es Mittel zum Zweck ist, und ich mich über irreversible Tatsachen hinwegtäuschen könnte. Es wäre ein Spiel auf Zeit, aber das ist das Leben doch immer, oder?
blumen_mädchen hat geschrieben:oda was du dir unter dem "Spaß" so vorstellst?
Es gibt so viele Dinge, die Spaß machen, wenn das Leben nicht so überschattet wäre. In meinem Fall von HIV oder der Einstellung, eigentlich bereits etwas zu sein, was man nie sein wollte.
Sir hat geschrieben:nicht mal den Knall mehr hört
Den gleichen Gedanken hatte ich, als ich mir vor zehn Jahren eine Schrotflinte gekauft habe. Wie ein Mensch ohne Kopf aussieht, wäre nicht mehr mein Problem gewesen - mein Tod wäre super schnell aufgetreten und vorallem schmerzlos gewesen. PS: Methodendiskussion ist hier eigentlich nicht erlaubt.
The Ultimate Way III - 01.10.2012

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