Beitrag
So., 29.05.2011, 09:37
Wertschätzung
Einfach ein paar Reflexionen/Anmerkungen/Gedanken von mir dazu:
Ganz an den Anfang gehört, dass ich mit dem Begriff nicht aufgewachsen bin.
Brauche ich ihn? Allenfalls, um einiges besser zu verstehen, eigenes Gefühl und Verhalten andern gegenüber und umgekehrt.
Ich bin mir grad bei diesem Wort sicher, dass ich mit ihm nicht ausdrücken kann, was nötig wäre, um meine individuell persönliche Bindung/Verbindung/Nähe/Verbundenheit und noch vieles mehr zu transportieren.
Nehme ich diesen Begriff als Denkmittelpunkt, merke ich schnell, dass er mir allein für sich selbst nichts bedeutet. Er ist eine Behälter, eine Tasche, ein Gefäß, in das ich etwas lege, viele verschiedene Dinge. Die haben zwar etwas gemeinsames, etwas positives, etwas notwendiges, aber das ist zu allgemein, sagt nicht viel.
Sehe, lese, höre ich Austausch, Diskussionen dazu, find ich sie interessant.
Merke für mich aber, dass all die, für die dieser Behälter „Wertschätzung“ etwas ist, dass sich nicht füllen lässt, sondern etwas, dass eigenständig existiert, das aus sich heraus komplett ist, das also selbst angewandt, genutzt werden kann, mich fast schon behindern. Ich habe einen leeren Behälter, den ich immer wieder anders fülle. Sie haben etwas, das bereits voll ist. Das geht nicht zusammen. Tangiert wohl auch so etwas wie Leben, Lebenseinstellung insgesamt. Die einen vertreten da etwas, dass sehr fertig, komplett ist, brauchen es womöglich als Halt, als Schutz gegen Zweifel, Chaos. Andere?!
Schwer zu beschreiben, aber aus mir heraus mag ich es unfertig, vielfältig, auch menschlich fehlerhaft. Auch individuell/persönlich. Etwas, das mir schon als gut, komplett gereicht wird, an dem ich jeweils selber wenig für mich gestalten kann, hat kaum Wert für mich.
Achtung, Respekt, Verbundenheit, sich verstanden fühlen, beachtet, geachtet, das alles persönlich zwischenmenschlich (weil es sonst ganz zerfasert, setze ich für mich Wertschätzung als etwas zwischen Menschen, halte das andere außen vor).
Wertschätzung womöglich als eine Dimension?! Etwas, das mich mit einem anderen Menschen verbindet, das ich zu ihm habe, das meist, aber nicht notwendiger Weise er auch zu mir hat. Es muss für mich fühlbar, spürbar sein, (auffällig sein)?. Ist mal schwächer, mal stärker, ist manchmal ein ganz besonderer Aspekt, kann aber auch eher ganzheitlich sein. Und je nach Art dieser Dimension, dieses Lebensgefühls zu jemandem, drückt sich das dann auch aus, tritt es zu Tage. Vielfach ist es ganz ohne Absicht, wenn es sich zeigt. Einfach zeigt, weil es da ist. Oft merke ich selbst Wertschätzung, so wie ich sie sehe, erst aus einem Anlass heraus. Das ist dann schön. Aber das eigentlich wichtige ist: Ich wertschätze andere, andere wertschätzen mich. Ich kann dem keine Zahl zuordnen (sicher ist nur: es ist ein Kreis von Personen, so etwas wie ein Zirkel, ein Bund, eine Gemeinschaft, in die nicht jeder aufgenommen wird). Muss ich auch nicht. Mich begleitet Wertschätzung, sie gehört für mich notwendig zu meinem Leben. Leben ohne sie ginge nicht. Nein anders, mein Leben war und ist nie ohne Wertschätzungen.
Beschreibt für mich „Wertschätzung“ auch etwas, das andere (von außen) gar nicht sehen, spüren können? Könnte schon sein! Ist - glaub ich - manchmal so!
Eine richtige Abgrenzung finde ich selber deshalb nicht. Finde ich jedoch nur mal einen Aspekt bemerkenswert, gut, fällt mir etwas positiv auf, könnte das Wertschätzung genannt werden. Ich schätze ein Arbeitsergebnis, ein persönliches Verhalten.
Wenn ich das kund tue, zeige ich, dass ich etwas positiv finde. Es Wertschätzung zu nennen, erschiene mir übertrieben. Zu beliebig, um dem Wort „Wertschätzung“ Bedeutung beizumessen. Und auch deshalb aus meiner Sicht falsch, weil dann schnell was nicht mehr stimmt. Wertschätzung ist auch Kontinuität, sich mit jemandem auseinandersetzen. Nette Worte, ohne dass ich merke, jemand hat eine persönliche Affinität zu mir, die hab ich gern, nehme sie, gebe sie ab und zu. Aber sie sind abgeschnittene Blumen, die bald verwelken.
Wertschätzung, ich lese es hier, an anderen Stellen oft auch als Instrument, als Handwerkzeug. Das ist Wertschätzung sicherlich für Pädagogen, Therapeuten und andere, aber halt nicht für mich.
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
Bertrand Russell