Als Kind verwöhnt und als Folge jetzt faul?

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luftikus
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Beitrag Mi., 18.05.2011, 08:48

mikra hat geschrieben:...

Faul ist jemand, wenn man eine Sache vor sich herschiebt und dazu eine grosse Überwindung braucht um sie zu tun!
Das was Du beschreibst ist nicht Faulheit sondern Aufschiebeverhalten (Prokrastination). Faulheit ist meiner Ansicht nach eher das lustvolle Nichtstun, bzw. die Unlust, eine bestimmte Aufgabe zu erledigen.

Im übrigen finde ich, dass "Faulheit" nicht automatisch immer negativ bewertet werden sollte. Faulheit war häufig auch ein Motivationsgrund, um neue Verfahren oder technische Innovationen zu entwickeln, mit denen man zukünftig eine anstrengende oder langweilige Arbeit vermeiden konnte.

Wie grenzt man eigentlich Faulheit und Müßiggang voneinander ab? Letzterer kann ja auch gesund sein...

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Gast
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Beitrag Mi., 18.05.2011, 10:11

luftikus hat geschrieben: Das was Du beschreibst ist nicht Faulheit sondern Aufschiebeverhalten (Prokrastination).
Hier dazu ein schöner Artikel. Ich leide auch darunter sehr. Ich muß 3 Steuererklärungen bis Ende Mai anfertigen. Und ich kriege vom Finanzamt einige tausend Euro zurück. Ich weiß aus der Vergangenheit genau, daß es ein wunderbares Gefühl ist, das geschafft zu haben, und das Aufschieben belastet mich sehr. Warum fange ich dann nicht an? Es ist eine unbestimmte Angst, vielleicht die, mich nicht konzentrieren zu können. Der Gedanke, auch "in der Mitte" anfangen zu können, hat was Charmantes für mich. Also erstmal alle Papiere sortieren. Und wenn's mit der Konzentration hapern sollte, dann später weitermachen. Erstmal beruhige ich mich mit der Statistik, nach der nur so wenige ihre Steuererklärung fristgemäß abgeben.

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luftikus
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Beitrag Mi., 18.05.2011, 10:28

Ich bin auch von Prokrastination betroffen, allerdings habe ich inzwischen einige Tricks gefunden, wie ich sie zum Teil überwinden kann: als erstes hilft es mir, mir zu vergegenwärtigen, dass ich nicht die ganze zu erledigende Aufgabe auf einmal erledigen muss. Als zweites finde ich es oft einfacher, "in der Mitte" einzusteigen. Das funktioniert oft besser als ein sequenzielles Abarbeiten, von Anfang bis Ende.

Häufig wird das Aufschiebeverhalten bei mir durch eine diffuse Versagensangst ausgelöst: ich habe Angst, ich könnte die Aufgabe nicht schaffen, ich fühle mich dadurch überfordert und fange gar nicht erst an. Wenn es mir gelingt, mir klarzumachen, dass ich die Aufgabe nicht perfekt lösen muss, und auch eine teilweise Bearbeitung schon besser ist als gar nichts, dann fällt mir das Anfangen auch leichter...

Naja, trotzdem klappt es nicht immer, aber manchmal....


Gast
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Beitrag Mi., 18.05.2011, 10:34

@ luftikus, mir geht's ja ähnlich - gute Ratschläge von Dir. Bei mir geht's so weit, daß ich auch durchaus angenehme Sachen wie z. B. eine Besuchsreise zu Freunden mit der Begründung aufschiebe, ich müßte die Steuererklärungen noch machen...

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sofa-held
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Beitrag Mi., 18.05.2011, 10:42

Superbeispiel, das mit der Steuererklärung. Vergangenes Jahr hatte ich ein Kästchen falsch angekreuzt und hatte ein mühsames Prozedere am Hals. Beeinspruchung, etc. , und seitdem fällt es mir noch schwerer. Liegt exakt heute noch in einer Tasche neben dem Laptop. Aber das stört mich grad nicht so.

Obwohl ich jetzt nicht der klassiche Hinauszögerer bin. Wenn ich was überhaupt nicht mag, dann habe ich einen kleinen Trick: ich zwinge mich dazu etwas nur mal 2 Minuten zu machen. Egal was, z. b. ungeliebte Körperertüchtigung, Putzen, etc. Wenn ich das geschafft habe, "darf" ich aufhören. Meistens komme ich dann eh in Fahrt.

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luftikus
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Beitrag Mi., 18.05.2011, 11:16

sofa-held hat geschrieben:Wenn ich was überhaupt nicht mag, dann habe ich einen kleinen Trick: ich zwinge mich dazu etwas nur mal 2 Minuten zu machen. Egal was, z. b. ungeliebte Körperertüchtigung, Putzen, etc. Wenn ich das geschafft habe, "darf" ich aufhören. Meistens komme ich dann eh in Fahrt.
Ja, so mache ich das auch oft, insbesondere beim Putzen. Das blöde ist nur, dass ich diese zwei Minuten Putzdienst oft morgens erledige, wenn ich gleich zur Arbeit muss - mit dem negativen Effekt, dass ich nicht in Fahrt kommen kann, weil ich ja zur Arbeit muss...

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sofa-held
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Beitrag Mi., 18.05.2011, 11:28

luftikus hat geschrieben:mit dem negativen Effekt, dass ich nicht in Fahrt kommen kann, weil ich ja zur Arbeit muss...
das ist allerdings die Tücke an dieser Methode. Da hilft nur noch ein ausgeklügelter Plan, der Zeiten für potenzielles Infahrt-Kommen berücksichtigt. Oder man redet sich ein, dass das man tun wollte eh nicht so wichtig ist.
Staubwischen? Ach was, das ist heiliger Staub...

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Ive
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Beitrag Mi., 18.05.2011, 12:40

Stellt Euch den Küchenwecker auf 10 Minuten! Das ist dann schon wirklich produktiv.

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luftikus
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Beitrag Mi., 18.05.2011, 12:50

Ive hat geschrieben:Stellt Euch den Küchenwecker auf 10 Minuten! Das ist dann schon wirklich produktiv.
Stimmt schon. Wenn man es schaffen würde, jeden Tag 10 Minuten lang zu putzen, dann würde das bei konsequenter Anwendung vermutlich schon reichen...

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minds
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Beitrag Do., 16.06.2011, 13:34

angenomen, es ist nicht nur faulheit, sondern prokrastination bzw. irgendwas "psychosomatisches"
- ich wäre zu feige, um mit diesem anliegen zu nem therapeuten zu gehen. würde dann immer denken, dass er mich einfach nur für faul hält und eine behandlung blöd oder unsinnig findet. und wenn er eine behandlung anfängt, würde ich denken, er denkt nicht gut über mich.
aber abgesehen davon weiss ich ja eben nicht: ist es faulheit oder ist es psychosomatisch, d.h. kann ich da überhaupt etwas dran verändern?

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Affenzahn
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Beitrag Do., 16.06.2011, 16:42

minds hat geschrieben:aber abgesehen davon weiss ich ja eben nicht: ist es faulheit oder ist es psychosomatisch
Was ist denn der Unterschied?

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minds
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Beitrag Sa., 18.06.2011, 11:00

tja, das würde ich auch gern wissen.....

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Affenzahn
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Beitrag Sa., 18.06.2011, 13:09

Aha, du bezeichnest therapierbare "Faulheit" als "psychosomatisch". Das wäre dann der Unterschied: die Therapierbarkeit. Ich dachte, du habest da noch an etwas anderes gedacht.

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bashful
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Beitrag So., 11.12.2016, 23:15

hallo!

auch wenn der beitrag schon älter ist, möchte ich den thread fortsetzen. ich glaube auch dass ich zu sehr verwöhnt wurde. in gewisser hinsicht.

ich bin schon lange ohne arbeit, was zum Teil mit meiner depression zu tun hat, die sich nun aber schon lange nicht gemeldet hat. ich hab die letzten jahre intensiv an mir gearbeitet, verschiedenste therapien usw.

ich bekomme noch immer geld von meinen eltern, meinen lebensunterhalt. manchmal wollen sie mir auch zusätzliches zahlen, was ich dann direkt ablehnen muss.

die tage verbring ich größtenteils am pc, auch wenn ich versuche rauszugehen und mich nicht komplett abzukapseln.
freundschaften zu erhalten fällt mit den jahren immer schwerer, weil ja kaum einer meine erfahrung teilt. bin froh dass es sie trotzdem noch gibt

ich wusste auch nie, was ich machen will. ich hab verschiedenste ausbildungen gemacht, traue mir selbst aber auch wenig zu. ich gebe auf, noch bevor ich angefangen habe.

mir ist schon klar dass das einerseits ein arges luxusproblem ist, dass vielleicht so mancher gerne hätte. ich find mein leben auch ganz angenehm, aber es fehlt auch etwas...

nun ja, jetzt hab ich auch meine geschichte erzählt.

wie gehts euch mittlerweile?

liebe grüße
bashful

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Draußen
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Beitrag Mo., 12.12.2016, 10:00

Prokastination

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