Dissoziative Identitätsstörung oder ähnliches?

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Tamila
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Beitrag Di., 19.04.2011, 21:15

Hallo liebe Waldschratin,

danke für die ausführlichen und erklärenden Antworten!

Morgen muss ich das in Ruhe nochmals lesen. Nur kurz noch dazu:
Deshalb zeigen sich Probleme mit Beziehungen ganz schnell v.a. in deiner Beziehung zum Thera.Bei jedem anderen Menschen kannst du ausweichen,dich zurückziehen,dem was vorspielen...Ein (guter) Thera merkt sowas und thematisiert es.
Und genau diese Übertragungen sind ne gute Chance,diese "künstliche" Beziehung herzunehmen,um die eigenen Probleme mit Beziehungen zu Menschen mal "ausgeleuchtet" zu bekommen.Da kannst du dann auch mal mit dem Thera gemeinsam "druntergucken",warum dieses oder jenes so oder so ist.Der nimmt ja nix übel oder so,der hat sowas ja gelernt.
Hm, die Beziehung lief so: erst wich ich aus, wo ich konnte, so dass er meine Compliance und den Leidensdruck fast nicht mehr fand und nach dem Therapiesinn fragte bzw. darüber sinierte vor mir. Letzendlich ist durch einen Trigger im Berufsalltag das wirklich wichtige s.M.-Thema auf den Tisch gekommen....und ich fing an, ihm sehr zu vertrauen...jetzt war die Basis da. Dann zog es mich fast schon zu ihm....ich fühlte mich wie in einem Bann...und fing an, zu dissoziieren....D.h. im Endeffekt hatte ich Unmengen von Angst, obwohl er eindeutig sanft und auch achtsam ist, dennoch kann er deutlich werden. Eigentlich eine gute Mischung. Meine Angst war aber permanent. Ich war wie im Nebel. Ja, d.h. da kam schon ähnliches Muster auf, was mir geschieht, wenn ich Männern begegne: die gute Seite und die Seite der Angst, wobei er mir ja nichts tut. Manchmal verdächtige ich ihn aber, dass er etwas falsch macht...um dann eines Besseren belehrt zu werden.
Wie könnte man das gemeinsam anschauen? Es so direkt ansprechen, wie es ist, oder vielleicht doch nur das Muster gegenüber Männern bei mir erkunden?

LG Memory
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Waldschratin
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Beitrag Mi., 20.04.2011, 05:42

Ich denke mal,je nachdem,was dir mehr liegt...
Je "direkter" du es ansprechen kannst,desto "klarer" könnt ihr natürlich drangehen.Ich hab in solchen Situationen immer auch ein bißchen meine Thera "getestet",ob sie denn wirklich so vertrauenswürdig ist oder nicht.Und ob sie wirklich ehrlich ist mir gegenüber...Weißt du,ich hab bis auf den heutigen Tag irgendwie nie vergessen,daß sie halt auch ein Mensch ist - und damit zu der "Gattung" gehört,die mich ein Leben lang am Leben hindern wollte.

Nicht mißverstehen: Ich vertraue ihr sehr,schon lange Zeit!Aber ich schließe deshalb niemals aus,daß sie trotzdem mal komplett danebenliegen kann und über ihre eigenen "seelischen Füße" stolpern könnte...

Sie hat halt auch ihre "Untiefen" in sich - hat sich gezeigt,als ich die Therapie beendet hab.Und zeigt sich jetzt noch manchmal,weil ich ab und zu mal zum Erzählen zu ihr geh,wie es mir geht und wie es sich weiterentwickelt hat bei mir.Sie hat schon Probleme,immer noch,mich mal aus dem "Klientenstatus" zu entlassen,auch wenn sie sich redlich Mühe dabei gibt...

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Tamila
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Beitrag Mi., 27.04.2011, 16:27

Liebe waldschratin,

jetzt hab ich mal ne zeitlang alles senken lassen, hatte Therapie-Pause (Urlaub) und mir vieles durch den K opf und die Gefühle gehen lassen.
Ich merke, dass mir dein Tipp, das Kind in mir wo abzuliefern oder an einen sicheren und guten Ort zu bringen, sehr sehr geholfen hat. Ich kann das jetzt anders angehen. Ob jetzt die Diagnose DIS oder zwischendrin irgendwo ist ja eigentlich aktuell nicht wichtig, solange ich Strategien habe, mit meinen Umständen und Zuständen klarzukommen. Ich kann auch bewusst jetzt zulassen, wann ich das Kind sozusagen *rauslassen* kann, spielerisch sein, kuscheltier halten usw. so dass dieser Anteil in mir, sich langsam geborgen fühlt. Ganz integrieren fällt mir schwer, wenn nicht unmöglich, ich halte das momentan nicht aus es ganz als ICH-Erfahrung zu behalten, den Missbrauch. Gut ist, dass mir mehr und mehr was bewusst wird und sich langsam einiges zeitlich ordnet, was war als Kind, was kam dann für Phasen usw.
Mir fiel auf, kürzlich hab ich mit einer Freundin eine Stadt aus der Jugendzeit besucht. Und ich war mit ihr auch damals öfter dort, und allein auch , über die Woche weil ich dort einen Freund hatte (so mit 16,17 Berufsschulalter). Während meine Freundin noch tausend Orte und Situationen erzählen konnte und erinnern, hatte ich das Gefühl, das war eine andere, von der sie erzählt. Ich kann mich nicht erinnern. Nur an einige augenblicke, Szenen, aber viel zu wenig für die viele Zeit , die ich dort verbrachte....
Kann es sein, dass auch ein Jugendanteil da das gelebt hat? In meiner jugend war ich oft sehr unterschiedlich: von ganz brav bis absolut risikofreudig. Mal kam ich in normaler Kluft zu Treffen, mal absolut subkultig.
Momentan fühl ich stark das Jugendzeitthema ankommen in mir und bin sicher, dass dies die zweite Therapie-Phase beansprucht, die ersten 25 Std. haben wir fast voll.

Jetzt kommt es bei dir erstmal drauf an,was die Beziehung zu deinem Thera in dir auslöst.Da mal hinzugucken und wahrzunehmen und nicht "wegzutauchen" davor,ist schon mal ne ganz herzhafte Leistung!Will man doch im Grunde "gut" sein und alles richtig machen,damit man auch gemocht und respektiert wird...


Ja, das Schwierige ist aber, das "wegtauchen" und dann nicht mehr zurückfinden....er löst das aus, indem er überhaupt Männer-Themen oder Beziehungsthemen anschneidet. Ich habe das Gefühl, ich habe Angst vor Männern!!!!???? Ich dissoziiere aus Angst.....glaub ich ....momentan.....aber ich versteck das ganz und gar und muss das mal näher ansehen....auf jeden Fall war es gut, dieser Hinweis von dir, er hat mich da reingehen lassen....alles andere muss ich wohl in der direkten Therapiebeziehung erleben. Weiterhin kamen jetzt neue Erinnerungsfetzen die einiges vervollständigen...oder noch weiter zeigen...ich glaube, auch geschlagen worden zu sein.... aber das ist nur hier und da ein Bildchen....kommt Zeit, kommt mehr Erinnerung....

Und irgendwie fühl ich mich stabiler momentan, seit ich das Kind sehe, eine Jugendliche in mir usw. Ich kann dadurch tagsüber wirklich entlastet erwachsen arbeiten und sein...mir wird bewusst, wie hilfreich die Dissoziation überhaupt ist. Ob jetzt schon damals geschehen oder heute als Zuordnung....

Schön hier Menschen zu haben, mit denen man soetwas reflektieren kann! Danke!

LG Memory
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Waldschratin
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Beitrag Mi., 27.04.2011, 17:07

Hallo Memory,
wow,du legst ja ein ordentliches Tempo hin in deiner Bearbeitung!Hut ab!Das ist ne ganz schöne Leistung,die du da grad mal wieder ablieferst! *beeindruckt bin*

Bei mir war das auch so,daß sich unterschiedliche innere Anteile gegenseitig "mitgezogen" haben.Daß das Thema einer Kleinen z.B. das einer etwas älteren Kleinen mitbedingte und wir plötzlich beide auf den Plan bekamen etc.
Ich denk mal,das ist ja auch logisch.Denn egal,wie weit es voneinander getrennt ist - zusammengehören zum Ganzen tut es ja sowieso.

Wichtig finde ich dein eigenes Empfinden dabei,daß du jetzt z.B. trotz aller Anstrengung,den Ängsten,der Unsicherheit und den ganzen sch*** Gefühlen dazu doch erlebst,daß es sich grundsätzlich "gut" anfühlt,stabiler und geordneter,die einzelnen Teile in dir mal genauer anzugucken und mehr mit ihnen in Verbindung zu sein.

Angst vor Männern und daß einfach der Umstand,daß dein Thera ein Mann ist,dich schon dissoziieren lassen kann - ja,klar ist das gut möglich.Natürlich steht da dann immer noch die Geschichte an sich dahinter,aber das ist ja eben der Sinn der Dissoziation,daß man davon nicht ständig geflutet wird.

Und jetzt die Dissos langsam wieder aufzulösen,das geht auch nur in dem Maß und Tempo,wie es dir gelingt,da vorher und parallel entsprechend andere "Sicherungsmaßnahmen" aufzubauen.
Da würd ich an deiner Stelle auch mal lieber mit deinem Thera dran weiterarbeiten.

"Wachstum" und Entwicklung brauchen ja auch immer so ihre Zeit.Kennst ja bestimmt den Spruch "Pflanzen wachsen nicht unbedingt schneller,wenn man sie täglich aus der Erde rupft und nachguckt,ob die Wurzeln schon mehr geworden sind"

Sowas ist ein Prozeß und keine "einmalige Sache" von ner Entscheidung.Die Entscheidung dazu ist wichtig,aber halt nur der Anfang.Der Prozeß,dem muß man sich eher "anvertrauen" und drauf "mitschwimmen".

Is dann immer noch schwer genug,die "Stromschnellen" und "Wirbel" und manchmal das Stromaufwärts-schwimmen-müssen hinzukriegen...

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Tamila
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Beitrag Mi., 27.04.2011, 17:22

Hallo Du!

Schön, dass du hier bist
Angst vor Männern und daß einfach der Umstand,daß dein Thera ein Mann ist,dich schon dissoziieren lassen kann - ja,klar ist das gut möglich.Natürlich steht da dann immer noch die Geschichte an sich dahinter,aber das ist ja eben der Sinn der Dissoziation,daß man davon nicht ständig geflutet wird.
Ja, ich muss das nächstes Mal mit meiner jetzigen Stabilität oder aus ihr heraus - gleich zu Beginn der Stunde - ansprechen!!!! Thema Angst und nicht nur die s*x**lle Gewalt, sondern auch die k*rp*rliche
Gewalt spielen eine Rolle...ich muss immer aufpassen, meine inneren *Steine* und *Themen* rollen mir selbst oft zu schnell an!!!!! Ich werd mich auch mal mit der Tresorübung und diesen Päkchen packen beschäftigen....mein Therapeut wollte das auch mal anfangen mit dem Tresor und ich war diejenige, die Angst hatte, es taucht wieder zu weit weg und ich komm nicht mehr dran.

Und jetzt die Dissos langsam wieder aufzulösen,das geht auch nur in dem Maß und Tempo,wie es dir gelingt,da vorher und parallel entsprechend andere "Sicherungsmaßnahmen" aufzubauen.
Da würd ich an deiner Stelle auch mal lieber mit deinem Thera dran weiterarbeiten.
Ich überforder mich selbst oft....oder will einfach ganz schnell da durch....man muss aufpassen, was da noch alles in einem aktiv ist. Scheinbar ein running-Anteil der keine Zeit hat

LG Memory
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Waldschratin
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Beitrag Mi., 27.04.2011, 18:33

Oh,ich kenn das!
Mir konnts auch immer nicht schnell genug gehen...

Aber mal so betrachtet : es ist ja auch enorm belastend,das Zeugs aufm Plan zu haben und dran arbeiten zu sollen und nicht ständig dran abzusaufen.Irgendwie ja auch klar,daß man da so schnell als möglich durchsein will.

Ich mußte da aber auch Lehrgeld bezahlen...Ist der Nachteil,wenn im System ne Managerin hockt,die dermaßen "verkopft" ist,daß sie denkt,ach was,Gefühle,wer braucht denn sowas???
Das mußten erst andere Anteile ihr "beibringen",daß es in Zukunft allein auf ihre Weise nicht mehr gehen wird.
Kompromisse finden und Vereinbarungen schließen,die jeder zuverlässig einhält - das war dann in der Folgezeit unsere Hauptarbeit...

Mann,wenn ich so zurückdenke...Was bin ich froh und happy,daß diese Zeiten vorbei sind!!!

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Tamila
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Beitrag Mi., 27.04.2011, 18:51

...verkopft....ja das kenn ich leider auch zu sehr

Klar, denn die Gefühle wurden ja gut verteilt auf die anderen Anteile in einem, die dann unverhofft und leider oft unerwünscht im "falschen" Moment auftauchen....

Und ja, da hast du auch recht....man will endlich durch, weils nicht einfach ist, diesen Wahrheiten, den eigenen ins GEsicht zu sehen...und sie immer wieder zu verkraften, tja, aber eine andere Wahrheit bekommt man -trotz mehrerer Identitäten - ja doch nicht! Aber man kann es besser täglich aushalten mit den Dissoziationen - vor allem dort, wo man eben mehr verkopft sein muss, von dem schon auch sinnvoll dieser Manager-Anteil bei dir!!!

Ich mache das auch so, dass ich z.B. eher die "Funktionsnamen" gebe oder das, was diese Anteile vertreten, also "das missbrauchte Kind" " das verträumte Kind" "die Beobachterin" usw....mit Personen-Namen tu ich mir schwer, obwohl das missbrauchte Kind einen Spitznamen hat, der aber zuviel Erinnerung in mir wachruft...an sie...an alles das...

Bis bald!

LG Memory
लोकाः समस्ताः सुखिनो भवन्तु]

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turbulent2
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Beitrag So., 01.05.2011, 06:59

ihr seit grade an einem ganz anderen Punkt, abe ich möchte hierlassen, dass eine vollkommene verschmelzung und Integration oftmals garnicht nötig ist, um zu "funktionieren".
Je besser die Kommunikation untereinander funktioniert, desto besser funktioniert das System.

bei mir jedenfalls wird keine Integration angestrebt

glg

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Offy
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Beitrag So., 01.05.2011, 07:05

Stimmt, turbu. Bei mir auch nicht.
Und irgendwie bin ich darüber auch erleichtert, weil es starke Widerstände dagegen gibt.
Wichtiger ist, dass nicht gegeneinander gearbeitet wird, finde ich. Das zu erreichen ist schon Schwerstarbeit und oft sind die "Schutzanteile" massiv gefragt, insbesondere wenn destruktive (täterloyale) Anteile aktiv sind.

*seufz*
Heute weinte ich –
aber keine Träne benetzte eine Blume.
Still, leise und nutzlos!
Werde ich auch so von der Welt gehen?

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turbulent2
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Beitrag So., 01.05.2011, 07:11

Ich auch, weil hier sonst einige das Gefühl hätten unerwünscht zu sein und sterben zu müssen.
Und gegen diese Gefühle arbeiten wir in der Therapie.
Wäre also ziemlich kontraproduktiv

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Tamila
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Beitrag So., 01.05.2011, 10:02

Hallo turbulent und offy!

Freut mich, dass ihr euch hier mitbeteiligt. Mir ist das sehr wichtig, der Austausch! Von Betroffenen lernt man doch oft viel mehr, als allein vom sich damit beschäftigen. In der Therapie bin ich oft so durcheinander, dass ich vieles, was ich hier in Ruhe kann, dort nicht ansprechen kann.

Nicht-Integration der Teile kann ich mir selbst mittlerweile auch momentan nur vorstellen. Ich merke, wenn ich den Kindern in mir (zwei meine ich "gefunden" zu haben, eins davon der Therapeut) lieb bin, fürsorglich und ihnen Kinderkassetten, Bücher usw. kaufe und mir anhöre, oder sie jetzt morgens "versorge" durch imaginäres in den Kindergarten oder Schule bringe, gehts mir persönlich (?) sehr gut in der Arbeit, viel entlasteter als zuvor. Aber erst seitdem ich dies bewusst mache. Kassetten usw. für Kinder hab ich mir schon immer angehört, aber nie gewusst, warum ich das will. Früher konnt ich das auf meinen kleinen Sohn abwälzen. Der ist aber älter geworden und will das nicht mehr hören, er findet das manchmal auch eigenartig. Seine alten Kassetten hör ich jetzt ohne ihn an . Bei einem Ausflug mit einer Freundin und deren Kinder (2,5) war ich diejenige, die unbedingt im Auto Kindergeschichten hören wollte, eigentlich hab ich mich gefreut, weil ich dachte, die Eltern machen das von allein, die nervt das aber eher.

D.h. die seperarierten Anteile der Persönlichkeit entlasten mich enorm im Alltag. und das was ich jetzt bewusst praktiziere, kann man vielleicht auch Kommunikation nennen. Wobei ich mir immer noch nicht sicher bin, wie dissoziativ ich wirklich in der Identität bin. Aber eins weiß ich: die Strategien für Multiple helfen auch mir!!!!! Und das empfinde ich jetzt vorerst mal als einzige Wichtigkeit.

Wenn ich mir vorstelle, diese Kinder in mir als mich ganz wahrzunehmen, merke ich in mir auch einen Widerstand, denn dann kommt es mir vor, als müsse ich MICH umbringen oder einen Teil von MIR, was ja auch so wäre. Ich lass das alles mal auf mich zu kommen, Hauptsache ist wohl eindeutig die persönlich erlebte Entlastung!

Was mir aber noch große Schwierigkeiten macht, ist die Gedächtnislücken über längere Zeiträume, z.B. in der Jugend, in der biographie. Das ist harte harte Arbeit, so finde ich jedenfalls, das alles wieder zusammenzusetzen, ich kanns nur irgendwie zusammen BASTELN. Ist das bei euch auch so?

PS: wenn ihr schreibt, die destruktiven Anteile....meint ihr dann z.B. (so ist es bei mir vielleicht) ein Teil, der sich gern "wegbeamt" z.B. mit Tabletten? Ich habe zwar INdikationen für die Medikamente, aber mir kommt es so vor, als würde ich oft in Widerstreit sein, mit "nehme mehr als nötig für schöne Gefühle und ohne Gedanken und Sorgen zu sein" und dem vernünftigen absolut abstinenten Teil in mir???

LG Memory
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Offy
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Beitrag So., 01.05.2011, 10:32

Hi Memory,

was die Lücken in der Biographie angeht, ist das bei uns ähnlich. Immer wieder tauchen Puzzleteilchen auf, die oft nicht mal irgendwo reinzupassen scheinen. Daraus ein Gesamtbild zu machen, ist enorm schwer. Manchmal müssen wir sogar was umsortieren, weil es im Nachhinein doch nicht passt, was schon passend schien. Einige bei uns erzählen eben nur bruchstückhaft oder zeigen einzelne Bilder. Ich habe auch sehr große Probleme mit Chronologie und Daten. Ich kann oft nicht sagen, wie alt ich bei einer bestimmten Sache war.

Destruktive Anteile können in verschiedener Form wirken. Bei uns gibt es z.B. einen, der alles verweigert, was auch nur entfernt guttun könnte. Dieser Teil weigert sich auch, Strategien zu nutzen, die helfen können. Auch müsste ich regelmäßig Medis nehmen wegen chronischer Krankheit, aber das funktioniert noch nicht. Ich "vergesse" es permanent und kein Hilfsmittel hat das bisher ändern können. Da heißt es dann wohl eher, diesen Anteil ernst zu nehmen und ihm begreiflich zu machen, dass er heute diese Aufgabe nicht mehr übernehmen muss. Destruktive Anteile sind sehr selbstschädigend und ablehnend.
Heute weinte ich –
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Tamila
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Beitrag So., 01.05.2011, 11:23

Ja, ich merke auch, dass ein ernst nehmen von allem, was in mir auftaucht, wichtig ist.
Meist hab ich gedacht, das sind einfach Launen und ich bin so durcheinander oder widersprüchlich.
Es gab Stunden, wo ich dachte, der Therapeut ist ein Mann, der mir nur Schaden zufügen will, weil
er mich nicht mag und dann wieder habe ich absolutes Vertrauen. Mittlerweile sag ich mir selbst oder bring es dem ablehnenden Anteil in mir bei, dass ich generell schon ihm vertraue und alles andere auf meinen damaligen Erlebnissen beruht, egal ob ich alle weiß oder nicht, ich gehe einfach davon aus, um diese Ablehnung in mir zu dämpfen.
Und dann: Komisch, hier im forum oder auch in Zeiten, in denen ich derarte Literatur lese, kann ich das ohne Weiteres zusammenfassen,w as ich sagen will, was ich denke, erlebe. Aber oft hab ich derart Panik vor der Therapiestunde, nur weil ICH nicht weiß, wie die Stunde wird und ob ich sagen werde, was ich mir vorgenommen habe! Das alles macht mich oft fertig. Denn dann gibt es Momente, wo ich glaube, ich will nie wieder dort hingehen, ohne das ich weiß, das irgendwas falsch gelaufen wäre. Vielleicht sind das mir noch unbekannte sabortierende Anteile!?

LG Memory
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Offy
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Beitrag So., 01.05.2011, 15:19

Du...ich kenne das leider auch verdammt gut, dass es Anteile gibt, die nicht zur Thera wollen. Das geht soweit, dass mir sogar heftig übel ist.
Ich glaube, das ist in gewisser Weise "normal". Es gibt Persönlichkeiten, die kein Vertrauen haben und nicht reden wollen. Denen ist das alles zu nah. Hab Geduld. Es wird besser werden.

Es muss nicht unbedingt etwas schiefgelaufen sein, damit "jemand" die Therapie sabotiert. Da spielen existenzielle Ängste eine Rolle und viele andere Dinge mehr. Vielleicht ist es auch jemand, zu dem du noch keinen Kontakt hast und derjenige hat etwas als bedrohlich/beängstigend empfunden, was dir gar nicht aufgefallen ist.
Heute weinte ich –
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Beitrag So., 01.05.2011, 15:28

Solche "sabotierende" Teile gab es bei uns auch.Aber die tun das auch nicht,weil sie "ärgern" wollen oder so,sondern das erfüllt ja alles nen bestimmten Sinn und Zweck und hat als oberstes Gebot das Überleben und "Weiterfunktionieren".Lohnt sich also,da auch mal hinzugucken und diese Teile mal anzuerkennen für ihre Leistung und ihren Beitrag zum großen ganzen Miteinander.Was bei uns anfangs alles andere als einfach war...*seufz* Aber wir haben uns mit der Zeit schon zusammengerauft!

Lücken in der Biographie hatte ich auch jede Menge.Aber die wurden mit der Zeit weniger,je mehr Co-Bewußtsein und Miteinander wir uns aufbauten.
So richtig "alles" ist erst wieder da seit der Integration...
Aber nach wie vor hab ich Probleme mit Zeitgefühl.Das ist nach wie vor lästig manchmal - aber is halt so.

Nochmal zum Integrieren der Innenleutchen: Muß echt nicht sein und war auch bei uns nicht "beabsichtigt",heißt geplant oder angestrebt.Wir hatten nach ein paar Jahren nen recht guten Umgang miteinander gefunden und konnten uns gut stabil halten.Es war weitgehend Frieden untereinander und wir hätten gut so weiterleben können - und wollten das auch.
Daß dann doch integriert wurde,da denk ich heute,das war einfach ne Folge der be- und verarbeiteten Traumata.
So ne Aufspaltung kostet ja jede Menge Energie innen drin.Und nachdem die Traumata integriert waren,wäre das ja ne enorme Energieverschwendung gewesen - und deshalb gings da dann auch ans Integrieren.

Aber wie gesagt : ist nur ne Theorie von mir.Und "nötig" wäre es nicht gewesen.Beabsichtigt wars auch nicht.Aber es war gut,dann zu erleben,daß keiner von uns irgendwie "verloren" ging oder so.Is alles noch da!

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