Innerer Ankläger

Alle Themen, die in keines der obigen Foren zum Thema "Psychische Leiden und Beschwerden" passen.
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chandelle
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Beitrag Sa., 09.04.2011, 15:26

OK, Nitrat, ich bemerke, Du bist nicht offen für Dich und andere Meinungen. Mußt Du ja auch nicht! Oder aber es handelt sich bei Dir um eine psychische Störung, die mir nicht bekannt ist und Du hörst Stimmen. Das wäre wieder ein anderes weites Feld.

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Nitrat
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Beitrag So., 10.04.2011, 07:55

chandelle

Ich bin schon offen für andere Meinungen und danke Dir ehrlich, dass Du Dir ein Herz gefasst hast um mir eine Sichtweise zukommen zu lassen.
Ich bin offen für Meinungen anderer, aber ich muss diese (die Meinungen) nicht (für mich) akzeptieren.
Ich akzeptiere aber, dass andere das anders sehen.
Was richtig oder falsch ist, werden wir möglicherweise nie vollständig herausfinden können.
Was wir herausfinden könnten ist ein Weg mit bestimmten Problemen auf vielfältige Weise umzugehen, weil es mE immer ein Vorteil ist mehr als nur eine (und vielleicht noch starre) Verhaltensweise
im Repertoire zu haben.
Es liegt und lag mir fern Dich vor den Kopf zu stossen, ich sehe es jedoch als Nachteil für mich (und die betreffende Person) wenn ich nach Mustern (Steckbriefen) suche, die auf die Kritikerstimme passen könnten.
Ich sehe es als für mich von Vorteil an, wenn ich die Option meiner Familie zumindest unbeantwortet stehen lassen kann.
Schon klar, dass das für einen Fahrschullehrer mit konkretem Fehlverhalten eine unangemessene Sichtweise darstellt.
Anders sieht es dann mE aber bei der eigenen Mutter aus. Selbst wenn man Eigenschaften an ihr erkennt, die durchaus auch abstossend, vielleicht sogar verabscheuenswürdig sind halte ich es für einen Fehler wenn ICH bei jeder inneren Falschaussage immer zuerst schauen muss, welchem Menschen ich diese zuordnen kann.
Ich habe das schon versucht und ich kann Dir offen und ehrlich und ohne Abwertungsabsichten Dir und Deinem Weg gegenüber sagen, dass dies für mich nicht gut ausgegangen ist (die Aufmerksamkeit, die ich dem Kritiker auf diese Art, ohne es primär überhaupt zu wollen, habe zukommen lassen, hat ihn/sie immer stärker werden lassen und nebenbei hat es mich meinen Mitmenschen entfremdet. Und zwar nicht nur denen gegenüber, die sowas durchaus verdient haben zB gemeine, niederträchtige Fahrlehrer sondern vor allem auch jenen Menschen, die es Wert gewesen wären besser achtzugeben).
Im Gegenzug bedeutet dies aber auch, liebe chandelle, dass Du Dich für einen Dir angemessenen Weg entscheiden kannst/sollst, wie Du mit derlei "Stimmen" zu verfahren wünschst.
Das tust Du ohnehin.
Wie gesagt ich wollte Dich wirklich nicht vor den Kopf stossen!
Und ich will Dich auch nicht zu meinem (unter uns gesagt, dem einzig richtigen Weg bekehren.

Ähem! "Stimmen" hören tue ich aber nur, wenn jemand Echter mit mir spricht, manchmal verstehe ich dann sogar etwas.
Der innere Kritiker, oder der Ankläger, wie ich dieses Phänomen lieber bezeichne, ist aber keine Halluzination (hat keine den 5 Sinnen zuordenbare Qualität). Ich höre dabei nicht wirklich etwas.
Der Ankläger ist "echt" (meiner Meinung nach) und was er ganz sicher ist er/sie ist ein echtes Problem
das geeignet ist einem ganz schön viel Freude am Leben zu nehmen, wenn man den falschen Weg wählt damit umzugehen. Den richtigen Weg gibt es dabei vielleicht, vielleicht aber auch nicht.
Möglichst viele Informationen von Anderen Spezialisten im Umgang mit automatisierten, abwertenden Gedankenmustern nachdem einem diese selbst erstmal bewusst geworden sind zu erlangen könnte sich als Vorteil erweisen.
Auswählen muss jedoch jeder selbst. So ist das eben und so soll es auch sein.

Ich hoffe ich konnte Dich erreichen.


mfG

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chandelle
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Beitrag So., 10.04.2011, 11:23

Hallo Nitrat!
Nitrat hat geschrieben: wenn ICH bei jeder inneren Falschaussage immer zuerst schauen muss, welchem Menschen ich diese zuordnen kann.
Hm, das war bei mir sehr eindeutig. Wieviel Bezugspersonen hattest Du als Kind?

chandelle

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Nitrat
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Beitrag So., 10.04.2011, 11:48

Vater, Mutter, ältere Schwester.

Laut zu singen hilft manchmal/fast immer ziemlich effektiv und kann auch lustig sein.
Wie bei allen derartigen Methoden, versuche ich aber zu vermeiden meine wahren gefühle zu verdecken und wenn ich denn einTrostpflaster/eine Maske benötige versuche ich mir dessen bewusst zu bleiben.
Den Kritiker aber, bringt schon ein kleines Liedlein, welche ich nur leise summe zum verstummen.
Leider bleibt er nicht stumm. Aber das Intervall bis er zurückkehrt ist meiner Beobachtung nach beim Singen viel größer.
Bei Affirmationen, Gegenreden, Beschwichtigungen, Kommunikationsversuchen wird er mächtiger und gieriger. Darauf steht er.

Singen und befreiendes Lachen mag er gar nicht.

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conny77
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Beitrag Mo., 11.04.2011, 08:24

hallo!

die besten, mir bekannten techniken, um mit derartigen merkwürdigkeiten umzugehen ist eine kombination von:
EFT/Emotional Freedom Techniques
+ innere Kindarbeit in Trance.


alles gute!

conny

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Nitrat
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Beitrag Mo., 11.04.2011, 09:36

Danke conny77

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debussy
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Beitrag Mo., 11.04.2011, 10:07

vielleicht ein kleiner trost:

du hast ja in wahrheit noch glück im unglück. denn:
vielviel menschen gibt es, die diesen ankläger gar nicht bewusst wahrnehmen und ihn durch grandiositäten (die sie sich einbilden) erstmal so laut übertönen, dass sie ihn nicht hören können, er aber trotzdem im hintergrund die fäden zieht.

ich stehe auf dem standpunkt, dass dein problem auf jeden fall mit einer stärkung deines selbstbewusstseins gebessert, wenn nicht gar völlig gelöst werden kann.
innere ankläger mögen alles, aber nur bitte kein selbstbewusstsein. dann sind sie die fliege.

warst du schon einmal in therapie?

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Beitrag Mo., 11.04.2011, 10:26

debussy

war ich 2003. die Familienaufstellung nach hellinger war mir empfohlen worden.
da ich damals noch keinen Internetzugang hatte stiess ich nur auf positive Bewertungen. damals auch im ORF und Rundfunk.
also habe ich mich darauf eingelassen.
war eine schwerer Fehler.

anschließend gelang es einem Gestalttherapeuten, der sich freundlicherweise
auf eine Gesprächstherapie einliess mich wieder ein wenig wiederherzustellen.

Gefahren sind oft gut verborgen.
Sehnsucht und Bedürftigkeit sind nicht die besten Ratgeber.

mfG

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debussy
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Beitrag Mo., 11.04.2011, 10:31

was siehst du denn für möglichkeiten?

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Nitrat
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Beitrag Mo., 11.04.2011, 10:53

Sich die Stimme und ihre Inhalte so gut es eben geht bewusst zu machen und das was sie behauptet mit Umsicht, Vorsicht, Achtsamkeit und SELBSTVERTRAUEN an der Realität zu prüfen.
Dabei sehr genau auf Emotionen und Gedankenkreisläufe achten.
Bereits errungene Autonomie nicht wieder leichtfertig aus der Hand geben.
Zuversicht im Herzen zu kultivieren aber keinesfalls tollkühn oder unachtsam werden.
Ein Weg, der auf vielen, zum Teil mühevollen Schritten basiert, jedoch bei konsequenter Befolgung zunehmend leichter wird.
Geduld.

mfG

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forcefromabove
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Beitrag Mo., 18.04.2011, 12:41

" Gewissen ist das Bewußtsein eines inneren Gerichtshofes im Menschen."
Immanuel Kant
"Ich bin kein direkter Rüpel aber die Brennnessel unter den Liebesblumen."
Karl Valentin

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Beitrag Mo., 18.04.2011, 13:41

forcefromabove

Damit wird Kant wohl recht gehabt haben.
Aber ein Gerichtshof nach meinem Verständnis sollte schon etwas mit Recht und Gerechtigkeit zu tun haben. Und diese Beziehung sollte über die bloße Abwesenheit derselben hinausgehen.

Dieser Ankläger ist jedoch weder gerecht noch der Wahrheit verpflichtet noch in irgendeiner Art auch nur ausgewogen.

Dieses Phänomen in meinem Inneren bekämpfe ich ohne wenn und aber und ich mache Fortschritte, denn seit etwa 2 Wochen schweigt der Ankläger, nicht aber die Stimme meines Gewissens.
Das sind zwei unterschiedliche Dinge, auch wenn der "Ankläger" schon mal behauptet er sei mein Gewissen, er ist es nicht.

Um noch einmal Kant zu bemühen, wäre dann der "Ankläger" der Verleugner, mehr noch der Angreifer meiner eigenen Selbstzweckhaftigkeit, welche ja auch Kant dem Individuum zugesteht.

Kurz gesagt der "Ankläger" behauptet ich hätte keinerlei Rechte, gar keine.
Wohl aber Pflichten und da wiederum alle Pflichten, welche bei objektiver Prüfung im Einzelfall immer verzerrt und übertrieben sind.
Anders gesagt ist der "Ankläger" die "Stimme", welche aus mir einen Sklaven machen möchte, verantwortlich für alles und vor allem SCHULD an allem ohne jedoch auch nur das geringste Recht darauf zu besitzen für geleistete Dienste so etwas wie Verdienst oder gar Lohn zu beanspruchen.

Er ist das optimale Programm, dass man einem Sündenbock mit auf den Weg geben würde, wenn man jemand ist, der 1. Sündenböcke braucht und 2. nicht vor so etwas zurückschreckt (was ist da mit der Stimme des Gewissens?)

Oder sollte das Gewissen gar etwas sein, dass man für sich ablehnen kann um es anderen aufzuladen? So wie eine heisse Kartoffel?

Dem könnte man jetzt diskursiv entgegenhalten, dass in diesem Sinne der "Ankläger" mein "Sündenbock" sei, aber es wäre eine Perversion der Realität so etwas zu behaupten und würde letztlich meinem Feind, dem "Ankläger" nutzen.
Wer barmherzig ist mit seinen Feinden ist grausam (und ungerecht) mit sich selbst.

mfG

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forcefromabove
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Beitrag Mo., 18.04.2011, 14:22

Deine differenzierte Selbstanalyse finde ich bewundernswert und es freut mich, dass
Du Deinen inneren Verfolger besiegt hast. Entschuldigen möchte ich mich, wenn
Dich mein gepostetes Zitat verärgert hat, das lag nicht in meiner Absicht.
M.m nach ist es ja auch der "innere Gerichtshof", der dem "Ich im eigenen Haus" zu
seinem Recht verhilft.
"Ich bin kein direkter Rüpel aber die Brennnessel unter den Liebesblumen."
Karl Valentin

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Nitrat
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Beitrag Mo., 18.04.2011, 14:40

Hast Du nicht, keine Sorge.
(da ich jedoch nur das von Dir weiss, was Du hier schreibst - bin durchwegs positiv davon beeindruckt - muss ich anerkennen, dass ich Dich nicht wirklich kenne. aus diesem Grund habe ich schon eine etwas "kampfbereitere" innere Haltung eingenommen. das hast Du wohl gemerkt)
ich bin jedoch nicht wirklich verärgert gewesen sondern sah nur die möglichen Verzweigungen in welche Richtungen es laufen könnte.

Danke für Deine positive Bewertung.

mfG

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Nitrat
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Beitrag Mi., 20.04.2011, 06:13

gestern hatte ich ein Telefongespräch mit einer sehr lieben Person.
Dieses Gespräch war sehr aufwühlend, aber ich glaube es hat mir auch die Augen geöffnet für einen möglichen
(Teil?)Aspekt wie so etwas wie der innere Ankläger entstehen könnte.
Diese Person hat im Leben leider sehr schlimme Erfahrungen gemacht. Unrecht.
Und der Schmerz durch dieses Unrecht (und so vermute ich auch noch andere Emotionen wie Wut und Hass, ist aber jetzt eine Vermutung meinerseits) sind in dieser Person leider noch gegenwärtig (mit leider meine ich leider und sonst nichts; ist für mich durchaus nachvollziebar, dass es so ist und "leider" ist hier bitte nicht als unterschwelliger Insuffizienzvorwurf gegenüber dieser Person zu verstehen).

Es schien mir, dass diese Person nach den richtigen Worten, Sätzen, Begriffen, Überzeugungen, vielleicht sogar Weltanschauungen suchte um ihren unsagbaren Kummer irgendwie in ihr Leben zu integrieren.

Ich glaube so könnte es auch passieren, dass sich Hass (der durchaus nachvollziebar und auch.......nun in Ermangelung eines passenderen Begriffs sage ich jetzt......berechtigt sein kann) gegen einen selbst wendet und das auf diese Weise so etwas wie der Ankläger entstehen könnte (ist nur eine Hypothese, nicht mal eine Theorie).

Diese Hypothese eröffnet jedoch auch Möglichkeiten zur Heilung, genauso wie zur Manipulation.

Heilung wäre dann möglicherweise der Weg um Fakten (tatsächliche Erfahrungen, Sachverhalte, REALITÄTEN) und Emotionen (soll jetzt nicht heissen, dass diese nicht Realität seien!) in ANGEMESSENER! Art und Weise zur Deckung zu bringen; in Einklang zu bringen (und damit ist jetzt nicht ein diffuser Harmonie- oder Ordnungsbegriff gemeint) sodass der betroffene Mensch wieder als harmonisches Ganzes leben kann und nicht mehr inneren und zum Teil unbegreiflichen Widersprüchen unterworfen ist.

Mein Weg dazu ist ganz sicher der Verstand.

Soll nicht heissen, dass es nicht noch andere Wege geben könnte, aber über diesen meinen Weg, so glaube ich, weiss ich schon etwas.

Einen Weg zu beschreiten aber, den man/frau selbst nicht versteht erfordert.........nun einen Sprung in's Vertrauen.

Dieses Vertrauen kann aber mE nur a posteriori gerechtfertigt werden durch jemanden der/die sich als vertrauenswürdig erweist.
Und da liegt für mich das Hauptproblem bei Wegen
"ohne Verstand".

(eine Annäherung an einen Ausweg aus dem Vertrauensdilemma wäre jemanden oder etwas zu suchen der/das sich bereits als vertrauenswürdig erwiesen hat - nicht jemanden, der dieses bloß von sich behauptet - drum prüfe reiflich wer sich bindet und umso reiflicher je länger oder tiefgehender diese Bindung ist)

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