Betreuung für Kind psychisch kranker Eltern

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Elfchen
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Beitrag So., 13.03.2011, 18:37

gothica hat geschrieben:von Elfchen die Belastungen herunter gespielt werden a la dass so manche Kinder (und Mütter) schon Schlimmeres überstanden haben.
gothica hat geschrieben:Laut Elfchen allerdings ist das *och abwink*... alles gar nicht so dramatisch.

liebe metro

du weisst, dass ich keines der obengenannten zitate geschrieben habe, nicht mal ansatzweise so gedacht.
ich bin mir auch sicher, dass DU weisst und verstehst, was und wie ich es gemeint habe.
und ich vertraue darauf, dass du bei unklarheit fragen würdest.
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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metropolis
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Beitrag So., 13.03.2011, 19:28

Elfchen hat geschrieben: ps. ich finde übrigens keinerlei zeichen einer parentifizierung.
Ich sehe die Vorboten einer Parentifizierung, die sich verschlimmern könnten, wenn nicht gegengesteuert wird. Noch hat sie viel Unbeschwertheit.
auch finde ich eure familiensituation nicht übermässig dramatisch. alles dinge, die passieren können, die ein leben prägen, es aber nicht krankmachen oder zerstören müssen. du bist ja da und fängst sie auf!
was heißt "nicht übermäßig dramatisch", ich finde, es könnte kaum schlimmer kommen momentan. Und ich habe schon Angst, dass es mich zerstört. Aber ich weiß auch, dass wir vieles schaffen können. Und wahrscheinlich überstehen wir auch das.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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metropolis
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Beitrag So., 13.03.2011, 19:49

Dunkle hat geschrieben: Ich möchte noch einen anderen Aspekt zur Stabilisierung der Situation einbringen:
Als ich depressiv war und in meiner Therapie noch mal zusätzlich sehr schwierige Zeiten hatte, da war es letztendlich auch das Leben mit meiner Tochter, das mich alltagsmäßig stabil hielt. Dass ich einfach aufstehen MUSSTE, dass immer Lebensmittel im Haus sein mussten, dass ich Zeit für sie einplanen musste, dass sie mich "rauszog" aus der Wohnung, ich mit ihr Fahrrad fuhr, Ausflüge machte... Die alltägliche banale Elternverpflichtung, die ich schon lange allein habe, die hat mich, so möchte ich mal behaupten, ein gutes Stück mit am Leben gehalten, mir Struktur gegeben...
Ja, ich weiß was du meinst. Ich bin zwar nicht durch eine Depression wie gelähmt und habe genug Energie für den Alltagstrott. Aber ich erinnere mich an die Zeit, als ich die vernichtende Diagnose für Anouk bekommen habe. Drei Tage danach bin ich mit meiner Tochter zum Eislaufen gegangen. Es kam mir irgendwie surreal vor, mit einem totkranken Baby im Bauch Spaß auf dem Weihnachtsmarkt zu haben. Und auch direkt nach der Geburt konnte ich mich nicht einfach im Bett verkriechen. Aber solche Erlebnisse lenken einen auch ein bisschen von dem Unerträglichen ab. Man kann nicht nonstopp an die katastrophale Situation denken. Und meine Tochter lässt mich regelmäßig durch ihre Fröhlichkeit und ihre alltäglichen Probleme das alles für einen Moment vergessen. Wirklich schlimm ging es mir vor allem, wenn ich Zeit für mich hatte.
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metropolis
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Beitrag So., 13.03.2011, 19:58

Loppen hat geschrieben:Das JA wird dir mitnichten zum Strick machen, dass sie in Therapie war oder ist. Im Gegenteil. Hilfe zu suchen und auch umzusetzen ist ein Zeichen von elterlicher Kompetenz.
Ab und zu hatte ich schon Angst, dass das JA eingreifen könnte, wenn wir uns an eine Beratungsstelle wenden, aber ich glaube mittlerweile auch nicht, dass die Angst begründet ist. Das JA interveniert vor allem dann, wenn man sich nicht um Besserung und Hilfe bemüht und wenn man nicht mit ihnen zusammenarbeiten will.
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Elfchen
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Beitrag So., 13.03.2011, 20:08

Ich sehe die Vorboten einer Parentifizierung, die sich verschlimmern könnten, wenn nicht gegengesteuert wird. Noch hat sie viel Unbeschwertheit.
sie könnten, könnten aber auch nicht. hier schreibst du von ihrer unbeschwertheit. das ist doch wunderbar und ein gutes zeichen! vielleicht ist sie ja wirklich ein kind mit guter resilienz. hier tönt es grad so, als ob sowas schlimmer ist als ein kind, das eine schlechtere hat. ich finde immer wichtig, das positive zu bestärken. meinen kindern hab ich immer gesagt, dass ich nicht weiss wie es kommt, wenn ich es wirklich nicht wusste, aber dass ich immer für sie dasein werde. ich hab die kinder aber auch bestärkt im vorwärtsgehen und versucht, meine eigenen anteile so gut es ging nicht zu übertragen oder wenn es nicht anders ging hab ich es gut und altersgemäss mit ihnen besprochen.
du bist die mutter, du sollst es so machen, wie es für dich stimmt.
was heißt "nicht übermäßig dramatisch", ich finde, es könnte kaum schlimmer kommen momentan. Und ich habe schon Angst, dass es mich zerstört. Aber ich weiß auch, dass wir vieles schaffen können. Und wahrscheinlich überstehen wir auch das.
diese angst ist schrecklich. ich kenne sie. mir hilft es in so einer situation, punkt für punkt durchzugehen und klarheit und realität in das gefüge zu bringen. aber vergiss bitte nie, es ist deine angst. es muss nicht die ihre sein. vielleicht spürt sie es nicht mal ansatzweise auf die gleiche art. das meine ich die ganze zeit.
sicher ist sie auch traurig über den tod des babys. sicher hätte sie gerne klarheit in ihrem leben. aber wer weiss, vielleicht kann sie es auch gut akzeptieren und annehmen.

ich wünsche euch alles gute!
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Beitrag So., 13.03.2011, 20:18

Hallo wichtel,
wichtel hat geschrieben:1. Zu wissen: ich muss da nicht hin, wenn ich nicht mag. Mit der festen Zusage könnte ich es auch ein paar Mal ausprobieren.
Ja, das wäre ideal. Ich hoffe jedoch v.a. angesichts des Kontakts zur Mutter, dass eine neutrale Partei das begleitet. Wir schaffen es ehrlich gesagt nicht allein, mit der Mutter unvoreingenommen umzugehen.
2. "Weil es Mama und Papa grad nicht so gut geht, können wir uns nicht so um Dich kümmern, wie wir es möchten. Wir haben Dich aber ganz lieb und wollen, dass es Dir gut geht. Deshalb haben wir gedacht, es wäre gut, wenn Du jemand hast, dem Du auch Deine Sorgen erzählen kannst. Machst Du ja vielleicht bei uns nicht, weil Du merkst, dass wir Stress haben. Und vielleicht hast Du ja auch was, was Du uns nicht so gerne sagen magst, weil Du denkst, wir werden böse oder traurig. Und da ist es gut, wenn man Leute hat, mit denen man über so was reden kann. Die da, die haben ganz viel Erfahrung mit sowas. Die hören Dir auch erstmal gut zu und wollen Dich gar nicht zu irgendwas bringen, davor brauchst Du keine Angst zu haben. Probiers doch mal einfach aus."
Inhaltlich schon ganz gut. Nur an den Formulierungen müsste ich noch ein bisschen basteln. Vor allem der erste Satz ist in der Form nicht so günstig.
3. Ich hatte als Kind symbolische Verarbeitungsformen, vielleicht hat Deine Tochter
die auch. Dann wäre es gut, ihr zu signalisieren, dass sie die da mit einbringen darf. Ob es jetzt Puppen sind, Rollenspiele oder Bilder.... Vielleicht ist es eh hilfreich, die spielerische Ebene des dortigen Geschehens zu akzentuieren, ohne es damit zu bagatellisieren. (Analogie: Sex hat was mit Liebhaben und Kuscheln zu tun, aber nicht unbedingt mit Bienen, die Blumen bestäuben - zumindest nicht für Kinder...)
Ich glaube, da ist sie nicht so der Typ dafür. Ich mag es aber, mit ihr zusammen über Bücher und Filme ihre aktuellen Probleme und Ängste anzuschauen. Ich wollte mich mal nach entsprechenden Büchern umschauen. Letztens waren wir in Kokowää. Fand ich auch sehr passend. Und das kann helfen ein Gespräch anzustoßen.

4. Wenn sie will, dass Du mit dabei ist: probier es aus, sprich es mit den beiden ab, wie lange und wie oft.
Klar mache ich das, wenn sie sich dadurch sicherer fühlt.
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Beitrag So., 13.03.2011, 21:03

Gothika hat geschrieben: Was ich schrieb war nicht als Kritik gemeint, denn wie oft betont, finde ich ganz vieles ganz gut und toll und folgerichtig.
Aber wie soll ich denn diese Aussage verstehen, wenn nicht als Kritik?
Gothika hat geschrieben: Wenn ich diesen Satz jetzt absichtlich böse auslegen würde:
Es liegt eine sog. Parentifizierung vor, und jetzt soll das Kind gelehrt bekommen, sich dagegen zu wehren? Ich denke nun doch, es wäre wesentlich wichtiger bei den Eltern anzusetzen, dass sie das Kind gar nicht erst in diese Zwickmühle bringen.
Vor allem von dir hätte ich solche Worte nicht erwartet, gerade weil du mit deiner Tochter ähnliche Situationen kennst.


Ich habe den Eindruck, dass dass DU auf der Strecke bleibst, all die vielen nicht unerheblichen familienären Probleme zu deinen Lasten gehen und du in allen Bereich versuchst die Starke zu sein, und dir möglicherweise gar nicht klar ist, wie viel du gerade von dir selbst forderst.
Doch das weiß ich sehr gut.
Ich versuch(t)e den Punkt aufzugreifen, den auch andere nannten: dass auch dir als Mutter Unterstützung holen darfst. Dass du nicht immer die Starke sein musst, dass du dir nicht nur für dich, sondern als auch Mutter Unterstützung holen darfst. Da gehe ich mit Loppen konform: es ist sogar ein großes Plus.
Ja, habe ich irgendetwas dagegen gesagt? Ich denke, ich habe durch meine Therapie und durch meine Freundinnen die Hilfe und Unterstützung, die ich brauche.
An was hast du denn gedacht? Erziehungsberatung? Familienhilfe? Irgendwie verstehe ich nicht, worauf du hinauswillst. Ich meine, ich hole mir doch schon Hilfe.
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Beitrag So., 13.03.2011, 21:27

Elfchen hat geschrieben:sie könnten, könnten aber auch nicht. hier schreibst du von ihrer unbeschwertheit. das ist doch wunderbar und ein gutes zeichen! vielleicht ist sie ja wirklich ein kind mit guter resilienz.
Und ich habe eben im Gefühl, dass sie die Situation sehr belastet. Ich sehe ihre Unbeschwertheit schwinden. Ich sehe sie Rücksicht nehmen. Ich will nicht warten bis sie wieder auffällig wird.
aber vergiss bitte nie, es ist deine angst. es muss nicht die ihre sein. vielleicht spürt sie es nicht mal ansatzweise auf die gleiche art. das meine ich die ganze zeit.
sicher ist sie auch traurig über den tod des babys.
Sicher ist die Fehlgeburt, die psychische Erkrankung und die Beziehungskrise für sie nicht so schmerzhaft wie für mich oder meinen Partner. Die Fehlgeburt z.B., da ist mein Schmerz und meine Trauer eben ganz anders als das, was sie fühlt. Das Belastende für sie ist, ihre Eltern so schwach zu sehen. Das macht ihr Angst. Das sind einfach auch existentielle Ängste. Ich kann da schon ganz gut differenzieren, dass die Ereignisse anders auf sie einwirken als auf uns.
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Beitrag So., 13.03.2011, 21:33

Ich finde es schon komisch, dass so viele meine Absichten so kritisch hinterfragen, wo ich doch eigentlich wissen wollte, wie ich sie am besten darauf vorbereiten kann.

Ob ich diese Hilfe dieser Beratungsstelle in Anspruch nehmen will oder nicht, hatte ich doch gar nicht zur Debatte gestellt.
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Beitrag So., 13.03.2011, 21:45

Ob es wohl Sinn macht, mit ihr dieses Buch zu lesen?

... b042cb0830

Könnte vielleicht auch etwas plump oder verkrampft wirken.
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Theodor Storm

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Daffodil
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Beitrag So., 13.03.2011, 22:58

Hallo metropolis,

ich schnei hier mal rein, weil ich es einerseits toll finde, dass du deiner Tochter diese Hilfe ermöglichen willst, andererseits total verstehe, dass es schwer ist, ihr das Angebot einer Beratung näher zu bringen. Du schreibst im Eingangspost, dass sie denken könnte, ihr haltet sie für krank und dass sie mit "Therapie" allgemein nicht nur positives verbindet. Und dann soll es auch nicht so rüberkommen, als wolltest du sie und ihre Sorgen "abschieben".

Also vielleicht setzt du an dem Punkt krank/gesund an. Weiß sie, dass ihr Vater krank ist und dass das auch eine schwere Erkrankung ist? Wenn ja, dann könntest du ihr sagen, dass es für Kinder und Angehörige, also auch dich, von kranken Menschen (egal ob nun Krebs oder psychische Krankheit) schwer ist, weil man sich Sorgen macht und immer Rücksicht nehmen muss und oft auch verunsichert ist, und du dir gut vorstellen kannst, dass das bei ihr auch so ist, was auch völlig normal und in Ordnung ist. Und damit man mal alle Sorgen rauslassen kann, ohne sich überlegen zu müssen, was der andere denkt, gibt es dieses tolle Angebot, wo man alles sagen kann aber auch nicht muss. Und sag ihr, dass du es schön findest, dass sie sich auch dir immer anvertraut, aber dass du dir vorstellen kannst, dass sie dir auch nicht alles sagt, was sie auf dem Herzen hat, vielleicht weil sie Angst hat dich zu belasten oder zu verletzen. Dass das aber wiederum auch normal ist, und du das total verstehen kannst, es auch Sachen gibt, die du nicht mal deiner besten Freundin / Mutter / etc. erzählen würdest, und die dich aber trotzdem belasten.

Ich glaube, du verstehst, worauf ich hinaus will. Versuche es ihr schmackhaft zu machen, indem du sie darin bestärkst, dass so wie sie ist, fühlt, sich verhält, normal ist. Zu diesem "normal" gehört aber auch dazu, traurig zu sein, sich zu sorgen, manchmal zu verzweifeln. Und dabei kann man Unterstützung bekommen.

Ich wünsche euch alles Gute,
Daffodil

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fairytale
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Beitrag So., 13.03.2011, 23:10

Hallo Metropolis -

... d_sim_b_27

dieses Buch soll sehr, sehr gut sein. Eine Freundin von mir hat es mit ihrem Kind gelesen/angeschaut!

Alles Liebe und viel Erfolg,

fairy
Ich möchte mir Froot Loops in die Haare fädeln und im Regen spazieren gehen. Dann läuft mir ein Regenbogen die Schultern runter.
Bild

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Dunkle
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Beiträge: 839

Beitrag So., 13.03.2011, 23:45

metropolis hat geschrieben:Ich finde es schon komisch, dass so viele meine Absichten so kritisch hinterfragen, wo ich doch eigentlich wissen wollte, wie ich sie am besten darauf vorbereiten kann. Ob ich diese Hilfe dieser Beratungsstelle in Anspruch nehmen will oder nicht, hatte ich doch gar nicht zur Debatte gestellt.
Darauf möchte ich noch mal eingehen, weil ich ja heute Nacht den "Reigen" auch eröffnet habe...habe ich also überlegt, warum wir Deine Absichten so gedreht haben...

Wir in diesem Forum haben fast alle Erfahrungen mit Psychotherapie. Wir tragen mehr oder weniger schwer an den Störungen und Erkrankungen, die uns dahin führten. Was möchten wir mehr, dass es den Kindern besser ergeht (gerade WEIL viele von uns ihre Störungen/Schwierigkeiten/Erkrankungen in der Kindheit erworben haben).

Ein wenig von diesem Wunsch, möge sich doch wieder "das Normale, Gesunde", das Vertrauen auf menschlich-seelische Kräfte durchsetzen, ergreift mich auch stets bei dem Gedanken, wenn ein Kind zu einer Beratung/Therapie geht. Denn dann ist das doch stets ein Eingeständnis, dass man das als Elternteil nicht mehr genügend kann, dieses "normale" gesunde zu garantieren. Und dieses Eingestehen tut auch weh. Sich selbst als Erwachsene Hilfe geholt zu haben, war schon schwer genug. Aber jetzt auch noch für das Kind...???

Das ist in meinem Kopf so ein wenig auch als generelle, gesellschaftliche Kritik. Dass wir so eine durchtherapierte Gesellschaft werden und darüber verlernen, die Geduld zu haben, abzuwarten und vielleicht auch mit mehr Geduld wieder besser zu lernen, Schwierigkeiten und Traurigem den entsprechenden Raum zu geben, statt es gleich zum Fachmann, zur Fachfrau zu schleppen und es dadurch beherrschbar zu machen, vor allem, es irgendwie auch "weg zu machen"...

Remo Largo, von dem ich viel halte, hat geschrieben:
Was Kindern heute fehlt, sind nicht Therapien, sondern eine Welt, die ihnen gerecht wird, Beziehungen, die nicht auf Leistungen aufbauen, mit einem altmodischen, fast kitschigen Wort: Geborgenheit.
Naja, und das wars, was mir bei Deinem Eingangsposting so vorschwebte. Ich dachte einfach, ja, die Eltern dieser 10jährigen haben tatsächlich sehr viel zu tragen. Braucht das Kind deswegen auch professionelle Hilfe? Alle in dieser Familie sind in Therapie?

Wie ich aber an Deinen so sehr berechtigten Sätzen sehe, bin ich mit diesen meinen Gedanken wohl auch übers Ziel hinaus geschossen. Und das tut mir leid.

Meine Vorschreiber haben nun nachgeholt, was wir Dir bisher nicht geschrieben haben, weil der Thread sich verselbständigt hat in eine Richtung, die Du nicht brauchtest. Das mit den Büchern mache ich übrigens mit meiner Tochter auch, also Kirsten Boie ist sicher total gut.

Ich wünsche Dir Glück...!

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metropolis
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Beitrag Mo., 14.03.2011, 00:47

Liebe Dunkle,

danke, dass du mich an deinen reflektierenden Gedanken teilhaben lässt. So kann ich ein bisschen besser verstehen, was hinter der Dynamik stecken könnte.

Was mir zu deinem Beitrag einfällt:
Du schreibst, dass man als betroffenes Elternteil vielleicht bestrebt ist, den ewigen Kreis der Weitergabe psychischer Störungen zu durchbrechen. Das Kind soll nicht das Gleiche wie man selbst erleben. Diesen Wunsch kenne ich auch. Ich investiere viel Kraft in dieses Vorhaben.
Doch ist es nicht ein Denkfehler zu glauben, dass man dies verhindern kann, indem man das Kind so lange wie möglich von Therapie fernhält? Nicht die therapeutische Unterstützung ist die Wiederholung, sondern oftmals der blinde Glaube das Kind würde es irgendwie schon überstehen. Die therapeutische Unterstützung kann doch die Wiederholung sogar verhindern.
Ich hatte so etwas nicht als Kind. Meinem Kind könnte es damit vielleicht besser ergehen als mir.

Die durchtherapierte Gesellschaft - warum kommen solch kritische Gedanken von dir, der doch durch die Therapie so sehr geholfen wurde. Ich bin froh, dass so viele Menschen in Notlagen einen solchen therapeutischen Raum bekommen, wo sie ernstgenommen und angenommen werden. Keine Frage, Freunde und Familie sind als Unterstützung nicht als sekundär anzusehen, aber Therapie bei Fachleuten ist mMn einfach eine gute Sache (gerade auch weil wir damit Erfahrung haben). Hätte bei dir wirklich Geduld ausgereicht, um an den Punkt zu kommen, an dem du dich jetzt befindest?
Ich weiß, was du ansprechen möchtest: die Selbstheilungskräfte. Und diese möchtest du bei deinem Kind nicht im Keim ersticken. Aber tut man das bei einer Kindertherapie? Gibt man Schwierigkeiten und Traurigem nicht dadurch auch Raum? Du denkst an korrigierende, erziehende Therapien. Ich nicht. Ich denke an begleitende Therapien, die ernstnehmen, die Verständnis zeigen, die Raum für Gefühle geben in schwierigen Zeiten, zumindest wenn ich an meine Tochter denke. Bei ihr geht es ja nicht darum, sie an eine Norm anzupassen, sie zu therapieren, etwas wegzumachen. (echt komisch- sind das tatsächlich deine Gedanken zu Therapie?)

Naja, und das wars, was mir bei Deinem Eingangsposting so vorschwebte. Ich dachte einfach, ja, die Eltern dieser 10jährigen haben tatsächlich sehr viel zu tragen. Braucht das Kind deswegen auch professionelle Hilfe? Alle in dieser Familie sind in Therapie?
Und? Muss man sich dafür schämen? Ist es ein Eingeständnis, dass man etwas falsch gemacht hat? Oder ist es der Beweis, dass man etwas richtig macht. Oder ist es mal richtig, und mal falsch, je nach dem, welche Absichten man hat?


Nachdenkliche Grüße von

metro
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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hungryheart
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Beitrag Mo., 14.03.2011, 08:01

Dunkle hat geschrieben: Ein wenig von diesem Wunsch, möge sich doch wieder "das Normale, Gesunde", das Vertrauen auf menschlich-seelische Kräfte durchsetzen, ergreift mich auch stets bei dem Gedanken, wenn ein Kind zu einer Beratung/Therapie geht. Denn dann ist das doch stets ein Eingeständnis, dass man das als Elternteil nicht mehr genügend kann, dieses "normale" gesunde zu garantieren. Und dieses Eingestehen tut auch weh. Sich selbst als Erwachsene Hilfe geholt zu haben, war schon schwer genug. Aber jetzt auch noch für das Kind...???
es sind nicht die schlechtesten eltern, die sich eingestehen (können), dass sie an einigen stellen überfordert sind, und sich hilfe von außen suchen.
auch wenn es vielleicht den eigenen narzissmus unangenehm kratzt, sich einzugestehen, dass man das normale, gesunde nicht mehr garantieren kann.

eigene psychische erkrankung, die so schwer ist, dass man selbst eine behandlung benötigt ist wohl ein hohes risiko (wenn nicht sogar gleichbedeutend) mit "das normale, gesunde nicht mehr garantieren können".

meine freundin ist kinderpsychiaterin und erzählt, dass ihre patienten fast ausschließlich kinder psychisch kranker eltern sind, die zu hause noch ewig funktionieren, während die eltern von behandlung zu behandlung wandern und sich helfen lassen.
irgendwann brechen dann auch die kinder zusammen.

kindliche depressionen verlaufen oft mit so unspezifischen symptomen , dass sie selbst von fachleuten manchmal länger übersehen werden.
woher sollen eltern, die mit sich selbst beschäftigt sind und die viel zu nah dran sind, das immer wissen?
Dunkle hat geschrieben:Das ist in meinem Kopf so ein wenig auch als generelle, gesellschaftliche Kritik. Dass wir so eine durchtherapierte Gesellschaft werden und darüber verlernen, die Geduld zu haben, abzuwarten und vielleicht auch mit mehr Geduld wieder besser zu lernen, Schwierigkeiten und Traurigem den entsprechenden Raum zu geben, statt es gleich zum Fachmann, zur Fachfrau zu schleppen und es dadurch beherrschbar zu machen, vor allem, es irgendwie auch "weg zu machen"...

Remo Largo, von dem ich viel halte, hat geschrieben:
Was Kindern heute fehlt, sind nicht Therapien, sondern eine Welt, die ihnen gerecht wird, Beziehungen, die nicht auf Leistungen aufbauen, mit einem altmodischen, fast kitschigen Wort: Geborgenheit.

sehe ich alles genau so.
nur, mit genau diesem argument könnte man auch die therapeutische hilfe für erwachsene abschaffen und ihnen raten, sich das, was sie brauchen in ihren beziehungen (zu freunden, partnern, verwandten) zu holen.

du hast aber sehr wohl therapeutische hilfe gesucht und lange angenommen.
vielleicht deshalb, weil die beziehungen trotz besten willens oft nicht so sind, dass man bei belastungen das bekommt, was man so nötig braucht.
vielleicht, weil die menschen, zu denen man in beziehung steht, selbst belastet sind.
Nimm was du willst und zahl dafür.

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