Familienstellen (Hellinger)

Fragen und Gedanken rund um Spiritualität und Religionen, alternative Behandlungsmethoden, den üppigen Garten sonstiger "Therapie"-Formen, Esoterik ... und ihre Berührungspunkte mit Psychotherapie bzw. psychologischen Problemen.
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stern
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Beitrag Di., 22.03.2011, 14:47

Aber wohldosiert und sachgemäß eingesetzt (als Medizin) sind es es schon (jedes Medikament ist letztlich auch eine Art Droge).
Das gilt aber nicht unbedingt bei Traumapatienten. Eben weil für viele Traumastörungen ja die Kunst ist, das was hochkommt, dosieren zu können. Und das gilt im Prinzip für die meisten Patienten: Aktivieren kann man etwas mehr oder weniger leicht (bei Traumata i.d.R. ganz leicht... vgl. einen Flashback, wo ein banaler Geruch ausreichen kann, dass manches ungefiltert hochkommt. Von außen lässt sich das also schwer dosieren, weil ein Minireiz bereits ausreichen kann. Vielmehr muss der Patient in die Lage versetzt werden, sukessive von innen heraus "Dosierungsfähigkeit" zu erlangen).

Über die Wirksamkeit i.S.d. Heilsamkeit ist aber damit noch nix ausgesagt... sonst könnten sich Therapien darauf beschränken, schlichtweg Gefühle, etc. zu aktivieren... und gut ist. Zur Heilsamkeit gehört aber schon mehr dazu, was im Prinzip jeder Therapiepatient weiß, dass sich Therapien für gewöhnlich nicht auf katharsische Abreaktionen beschränken. Vielmehr ist ja das heikle, wenn ohne Unterschied Karthasis i.S. emotionaler Abreaktion mit Heilung gleichgesetzt wird, und man dabei stehen bleibt. Die zusätzliche Kunst dabei ist, das Erleben (auf verschiedenen Ebenen) einer Veränderung zu unterziehen, Neuerfahrungen zu machen, anders als bisher damit umgehen zu können, und so vieles mehr (unabhängig davon ob Traumapatient oder nicht). Geht i.d.R. nicht allein dadurch, dass ich mal ungefiltert meine Wut abreagiere/rauslasse... von dieser Sichtweise, dass es v.a. darauf ankommt, Gefühle rauszulassen ist man eigentlich heutzutage weg, meine ich. Na gut, weiß jeder, der Therapie machte, wie gearbeitet wurde. Insofern sehe ich also eher eine Überbewertung des Nutzens einer Abreaktion.

Durch Unwissenheit oder fehlende Erfahrung kann man manche Patienten damit sogar gewaltig in die Sch*** reiten. Und es ist schlichtweg nicht so, dass es erst unkritisch wird, wenn jemand wieder zum Ausgangspunkt zurückgeworfen wird. Sondern eine einzige ungefilterte Aktivierung (die noch nicht mal in der Dekompensation münden muss) ist alles andere als heilungsförderlich... umso mehr natürlich, je gehäufter das vorkommt... und noch mehr, wenn es dabei stehen bleibt.

Natürlich hat diese Dispostion nicht jeder... aber u.a. für Menschen mit solcher Dispostion ist die Methode schlichtweg unbrauchbar... unabhängig davon, wie sehr ein Therapeut auf Dosierung zu achten versucht... ich meine, woher soll er die heiklen Auslöser für Entgleisungen kennen? Und es gibt btw. noch einige Methoden mehr, die umstritten sind und vermutlich noch stärker auf Abreaktion setzen... was ich für meinen Teil nicht als Überwirksamkeit beschönige(n kann)... sondern in einigen Fällen kann das echt heikel ausgehen.
Zuletzt geändert von stern am Di., 22.03.2011, 15:18, insgesamt 3-mal geändert.
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debussy
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Beitrag Di., 22.03.2011, 15:00

obernazi!

die frage ist, warum fallen immer wieder menschen auf solche betrüger herein.

das fängt bei der homepage an und hört bei einem "hellingershop" auf, wo man sachen kaufen kann, die eher in die hokuspokus-eso ecke gehören, als auf eine psychotherapie seite.

wenn man sich das alles durchliest kommt man sich vor wie in einem gruselfilm.
aber die dummen werden nicht alle. und daher dürfte dieser mann zumindest wirtschaftlich seine erfolgsstory weiterschreiben können.

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Nitrat
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Beitrag Di., 22.03.2011, 15:29

Sie als dumm zu bezeichnen....
dagegen möchte ich mich verwehren!
Verzweiflung, Leiden, Hoffnung
sind meines Erachtens die relevanten Schlüsselbegriffe.

Im Gegenzug dürfte klarer werden, wie verwerflich eigentlich Bosheit ist

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Innere_Freiheit
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Beitrag Mi., 23.03.2011, 09:37

Hallo.

@ SandyZ.
Hallo Sandy, hat mich gefreut wie die DVD bei dir ankam.

Meine Lebensgefährtin und ich haben und vor etwas mehr als einem Jahr auch mehr als 18 Stunden Hellinger reingezogen. Zunächst dachten wir, dies in relativ kurzer Zeit ansehen zu können, doch dann haben wir es auf 8 Wochenenden verteilt... um das Gesehene und Gehörte auch wirklich verarbeiten zu können.

Auch meine Lebensgefärtin war dann so begeistert, so dass wir einige Zeit danach an Aufstellungswochenenden teilnahmen (nicht bei Hellinger selbst, aber bei jemandem, der mit ihm verbunden ist).

Uns gaben die beiden Aufstell-Wochenenden jeweils einen deutlichen Vorwärtsschub.


-- -- --

Die Behauptung, Hellingers wäre ein Nazi

Ich kann anderen Leuten natürlich nicht in die Köpfe schauen.
Allerdings findet sich in seinen Büchern und auf der DVD kein einziger Indiz für diese Behauptung, jedoch viele Indizien dagegen.

1. Hellinger unterrichtet die Methode, die ihm ans Herz bewachsen ist, trotz seiner 85 Jahre "in aller Herren Länder" ..... auch in Asien und Südamerika. Würde es diese Strapazen in seinem hohen Alter wirklich auf sich nehmen, wenn er anderen Völkern feindlich gesonnen wäre?

2. In seinem Buch "Glück das bleibt" gibt es mehrere Kapitel, in welchen es um die Eltern geht. Er schreibt dabei auch über seine Mutter.... und wie sehr sich diese für ihn einsetzte. Dabei erwähnte er unter anderem auch, dass die Nazis ihm aufgrund seiner Gesinnung (und der Gesinnung seiner Mutter) sein Abiturzeugnis nicht aushändigen wollten. Währen er (Bert) dann schon in den Krieg eingezogen worden war, kämpfte seine Mutter erfolgreich darum, dass das Zeugnis über das bestandene Abitur dann doch noch ausgehändigt wurde.

3. Hellinger leitete mehrere Aufstellungen in welchen es um "Versöhnung" ging. So gab es Aufstellungen, in welchen Stalin aufgestellt wurde, in welchen Türken und Armenier aufgestellt wurden und in welchen Nazis und Juden aufgestellt wurden.

Meiner Ansicht nach kam das Missverständnis dadurch zusammen, dass seine aus den Aufstellungen gewonnenen Ansichten über Versöhnung nicht mit dem Mainstream der Meinungen darüber übereinstimmt.
Opfer empfinden seine Ansichten oft als Angriff gegen sich selbst, statt sich für die große, heilende Wirkung hinter dieser Vorgehensweise zu öffnen.

In diesem Zusammenhang möchte ich auf einen Artikel über die Jüdin Eva Mozes Kor verweisen. Sie hat mit Hellinger Arbeit zwar nicht zu tun, jedoch hat sie die Lösung aus der Opferrolle durch Vergebung für sich finden können.


-- -- --

Hellingers Denkweise ist anders als die Denkweise der Psychotherapie

Zu diesem Thema möchte ich hier einen Kommentar aus meinem Blog ("Das Tao der Zustimmung") zitieren:
  • "Weißt du, ich stelle mir vor, wie es wohl war, als Freud mit seiner Psychoanalyse auf den Markt kam.

    In den früheren Jahrhunderten gingen die meisten Menschen mit ihren Problemen (die sie mit sich selbst, mit ihrem Partner, Eltern, Kinder hatten) zu einem Pfarrer... und holten sich dort den Rat, den sie brauchten.

    Anfang des letzten Jahrhunderts kam nun mehr und mehr Freud mit seiner Psychoanalyse.... und drängte sozusagen in den "Lebensberatungsmarkt". Freud hatte eine ganz andere Denkweise, eine ganz andere Weltanschauung, als die Theologen die vorher für die seelische Betreuung der Menschen zuständig waren.
    Glaubst du, dass die Theologen Freud, seine Weltanschauung, seine Vorgehensweise verstehen konnten?
    Ich könnte mir vorstellen, dass sie Freud vorwarfen, unseriöse Methoden anzuwenden und damit der menschlichen Seele großen Schaden zuzufügen. Wahrscheinlich warfen sie ihm vor, "gegen einfachste Regeln der Seelsorge" zu verstoßen.

    Und trotzdem bin ich sehr froh, dass die Psychoanalyse trotzdem die Freiheit hatte, sich zu entwickeln - denn diesem Umstand verdanken wir heute ein breites Feld an verschiedenen Psychotherapiemethoden.

    Die Methode von Hellinger ist nun wieder so ein neuer solcher Paradigmenwechsel. Diesmal sind es die Anhänger der "normalen" Psychotherapiemethoden, die mit Unverständnis und Skepsis (und manchmal auch mit Feindschaft) reagieren, weil sie die neue Denkweise nicht verstehen, weil diese gar so sehr ihrer eigenen bisherigen Denkweise widerspricht.
    "

-- -- --

Dies ist ein sehr kontroverses Thema.... und man könnte nun monatelang seine Freizeit damit verbringen irgendwelche Argumente hin- und her zu schupsen - was ich jedoch nicht tun möchte, da mich eigene Erlebnisse mehr überzeugen als Theorien!

Ich wollte jedoch diese 10 Cent zu diesem Thema beitragen.

Innere Freiheit

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Nitrat
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Beitrag Mi., 23.03.2011, 10:23

Naja.

Also sollen Tatsachen einfach ignoriert werden um nicht die Hoffnung aufgeben zu müssen, dass einem im mystischen Schnellverfahren geholfen werden kann?

Tatsache ist, dass Hellinger nicht das Wohl des Klienten als erste Priorität sieht.
Darauf wird aber nicht explizit hingewiesen.
Tatsache ist, dass Hellinger in der ehemaligen Reichskanzlei Adolf Hitlers logiert.
Tatsache ist ferner dass Nazis skrupellos, regellos und ehrlos ihre Ziele verfolgen. Ihr Ziel ist einzig und alleine Macht, sonst gar nichts.
(Beleg dafür zB: Krieg ohne Kriegserklärung)
Tatsache ist ferner: Nazis agieren noch immer auf allen Ebenen und in allen Bereichen unseres Lebens um für sich dieses Ziel zu erreichen.
10ct werden diesen Tatsachen nicht gerecht.
Wer Geschichte nicht begreift, muss sie wiederholen.
Wer gewisse Zeichen nicht sehen will, wird sie auch nicht sehen bis es zu spät ist.

Keineswegs unterstelle ich Klienten und auch nicht allen Aufstellern in Hellinger'scher Manier braune Gesinnung
(Suit)Bert Hellinger aber schon (ist wohl vom Glauben abgefallen)

aber diese meine Behauptungen sind wohl auch nur "Anmaßung des Geringeren" (Originalzitat des "Meisters" himself, seine Meinung über den Widerstand gegen das NS-Regime)

Wenn aber DEIN persönliches Wohl dann vom Einhalten der GEBOTE abhängt
welche in der Aufstellung dogmatisch als unumstösslich und quasi göttlicher
Natur (Todesstrafe bei Verstoß dagegen; keine Übertreibung) vom "Meister"
geschaut worden sind
Dann wird DEIN Wohl/Heil (Aha!) auch davon abhängig werden ob Du dem Meister weiterhin in's braune Ländle folgen kannst.
Hellinger bedient sich in übelster Weise der Sehnsüchte der Menschen, welche ihm in gutem Glauben folgen um sie zu manipulieren, denn für IHN sind wir nur eines ARME WÜRSTCHEN (seine Worte)

in diesem Sinne
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stern
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Beitrag Mi., 23.03.2011, 15:08

Ob nun Hellinger Nazi war oder nicht, ist für mich gar nicht mal so der Punkt. Sein Ansatz ist für mich schlichtweg eine Ideologie. Und dann noch seine Aussage (aus einem persönlichen Interview):
„Ein Therapeut kann niemandem schaden.“ Lächelnd fügt er hinzu: „Außer, der andere will das haben.“
http://www.zeit.de/2003/35/Hellinger-Haupttext
Wer's glaubt, dass Therapien (wobei Hellinger für mich den Namen nichtmal verdient hat, sondern wie gesagt: Ideologie) nicht schaden können, der wird selig (bzw. kann Schaden erleiten, wenn er an useriöse Anbieter gelangt... oder sich zuviel "Effektivität" zumutet, insbes. wenn die Effektivität Synomym für Brechstange ist). Und seinen Ansatz als etwas zu deklarieren, das einen Paradigmenwechsel einleitet bzw. wegen seiner Wirksamkeit von anderen Therapiemethoden verkannt wird, erscheint mir doch etwas zu verklärt.
"Ein Therapeut kann niemandem schaden." (3)

Hellinger stellt kurz ein paar Fragen und lässt dann den Klienten/die Klientin ein Sätzchen aufsagen. Für diese Sätze, die nach dem Meister vollkommen ausreichen, um eine Person von allen körperlichen oder seelischen Problemen zu heilen, ist Hellinger berühmt. Die Opfer von sexuellem Missbrauch etwa müssen kniend vor dem Symbol für ihren Peiniger den `heilenden` Satz "Papi, für Dich habe ich es gern getan" (4) sprechen. Wer sich weigert, diese Demütigungen über sich ergehen zu lassen, dem wird vom Meister nicht selten gedroht. Als eine Klientin den Saal unter Tränen verlies, weil die Quälereien des `Aufstellers` unerträglich wurden, meinte Hellinger "Die Frau geht, die kann keiner mehr aufhalten. Das kann auch sterben bedeuten." Am nächsten Tag nahm sich die hilfesuchende Frau das Leben. In einem Abschiedsbrief begründete sie ihre Tat mit den kruden Thesen Hellingers, der ihr vorgeworfen hatte in ihrer Familie nur zu stören und überflüssig zu sein.(6) Der Meister wies jede Verantwortung mit den Worten "Ich kannte sie ja nur drei Minuten!" von sich und bestätigte damit die Warnungen von familientherapeutischen Fachverbänden und Sektenbeauftragten hinsichtlich der Kurzzeit-Therapie-Shows. "Soll ich etwa Mutter spielen für all diese armen Würstchen?" meinte Hellinger weiter. (5)
http://raumzeit-online.de/index.php?mod ... =83&cat=13
... sorry, wenn ich sowas lese, dann kann ich nicht anders... und ich gehe sogar soweit: Selbst einen gesündesten kann man durch unseriöse Ideologien zum Wrack machen.
Zuletzt geändert von stern am Mi., 23.03.2011, 15:11, insgesamt 1-mal geändert.
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SamuelZ.
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Beitrag Mi., 23.03.2011, 15:11

Hm, ohne jetzt im Detail auf die vielen Vorwürfe (oftmals ohne klare Belege) eingehen zu wollen, erinnert mich das "argumentative" Vorgehen einiger Schreiber hier genau an das, was Hellinger auf der ersten DVD als das "1. Gesetz" formuliert bzw. das Ergebnis, wenn dieses Gesetz verletzt wird. Nämlich das Ausschluss und Ausklammerung zur Folge haben, dass dieser Aspekt von jemanden in diesem System übernommen wird, um die Ordnung wieder herzustellen. Das erste Gesetz lautet konkret: Jeder hat das Recht dazuzugehören.

Wo ist in dieser Aussage die Nazi-Ideologie versteckt?

Ich kann zu Hellingers politischer Einstellung nichts sagen, weil ich von ihm keine Aussagen dazu kenne. Vielleicht könnte jemand konkret solche zitieren? Ich meine hier persönliche Statements, die eine Nazi-Affinität deutlich machen, wie z.B. die Behauptung Ausschwitz hätte es nie gegeben, etc.

Ich möchte mich eigentlich hier zunächst einmal über das unterhalten, was ich als wirksam und interessant bei Hellinger wahrnehme.

@Innere Freiheit:
Die Erfahrung mit den DVDs habe ich auch gemacht. Nach 5 Stunden Seminar auf DVD 1 überlegte ich mir, ob ich mir gleich die 2. reinziehen soll, habe es aber aus genau diesen Gründen vorerst gelassen, weil das, was da abging, doch sehr mächtig war und erst einmal eingeordnet werden muss.

Ich hatte allerdings bei einigen Teilnehmern des Seminars teilweise ein ungutes Gefühl. V.a. bei den Männern, die dort zu sehen waren, spürte ich ganz stark, dass sie dazu neigen, sich selbst "klein zu machen" um sich der Autorität Hellinger hinzugeben, mindestens jedoch seine Nähe zu genießen.

Wie war dein Eindruck? Auch hat mich die "Geburt" etwas verunsichert. Es hatte fast etwas Homoerotisches, wie sich der eine Mann in die Arme Hellingers schmiegte, von ihm "geboren" werden wollte (Erinnerte mich ein wenig an die Schilderungen von Tilman Moser in dem Buch zu seinen Analyseerfahrungen). Es störte mich - glaube ich - weil es ja zunächst die Aufstellung der Frau war. Plötzlich hat die ganze Aufstellung m.E. mit ihr gar nichts mehr zu tun.

lg Sandy

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Offy
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Beitrag Mi., 23.03.2011, 15:24

stern hat geschrieben: [...]
... sorry, wenn ich sowas lese, dann kann ich nicht anders... und ich gehe sogar soweit: Selbst einen gesündesten kann man durch unseriöse Ideologien zum Wrack machen.
Was in dem zweiten Zitat steht, habe ich auch schon mal irgendwo gelesen und ich muss gestehen, dass es mich nach wie vor unglaublich wütend macht.
Erst wird eine Frau in den Selbstmord getrieben (und nicht anders kann ich das bezeichnen) und dann hat er dafür keinerlei Verantwortung? Ziemlich dreist, um es mal wohlwollend auszudrücken.

Für mein Empfinden spielt Hellinger den Oberguru für eine Ideologie, die in ihren Grundsätzen schädlich ist.
Einen Menschen als überflüssig zu bezeichnen, ist abartig.
Ich kann mich dunkel erinnern, dass eine Therapeutin auch mal von mir erwartete, ich möge doch demütig um Verzeihung bitten, möglichst noch auf Knien. Wofür?? Niemals werde ich mich jemandem oder etwas so unterwerfen.
Heute weinte ich –
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SamuelZ.
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Beitrag Mi., 23.03.2011, 15:48

Stern und Offy:

Das was ihr schreibt, hört sich schlimm an. Da stimme ich voll und ganz zu. Aus meinen Aufstellungsseminaren weiß ich inzwischen, dass dort jedoch Aufforderungen und Urteile immer im Kontext des gerade aufgestellten Dramas zu lesen sind. Es ist ja eben keine Einzel- oder Gruppentherapie, in der der Therapeut sich direkt an den Klienten wendet und dessen Thematik bzw. die offensichtliche Dynamik der Gruppe kommentiert.

In der Aufstellung geht es darum, dem Aufstellenden, der nur manchmal in das Drama eingebunden wird, einen inneren Zustand oder Konflikt zu verdeutlichen. Alle Stellvertreter sind dabei Anteile des Aufstellenden.
Die Opfer von sexuellem Missbrauch etwa müssen kniend vor dem Symbol für ihren Peiniger den `heilenden` Satz "Papi, für Dich habe ich es gern getan" (4) sprechen.


Ich war auch schon in einer "Missbrauchs-Aufstellung" bzw. hat sich der Missbrauch in der Familie während der Aufstellung herauskristallisiert. Die Stellvertreterin der Aufstellenden verspürte plötzlich eine ganz große Scham. Die Therapeutin versuchte dieses Gefühl ebenfalls zu "heilen". Es wurde jedoch in der Aufstellung nicht deutlich ob "Papi" der Missbrauchende war oder derjenige, der seiner Tochter später - nach Aufdeckung des Missbrauchs - das Leben schwer gemacht hat. Es war alles viel komplexer und vielschichtiger als erwartet.

Was ich einfach sagen möchte ist, dass Äußerungen, die aus dem Kontext einer Aufstellung herausgenommen werden ohne das ganze Drama und die Verstrickungen zu berücksichtigen, oftmals eine ganz andere Bedeutung erhalten. Dies nur aus meiner Aufstellungserfahrung heraus, ohne zu wissen, in welchem konkreten Kontext sich die obige Äußerung einfügen lässt.

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stern
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Beitrag Mi., 23.03.2011, 15:54

SandyZ. hat geschrieben:Ich kann zu Hellingers politischer Einstellung nichts sagen, weil ich von ihm keine Aussagen dazu kenne. Vielleicht könnte jemand konkret solche zitieren?
Ob man es im nachweisen könnte, keine Ahnung... ich meine, er wird selbst nicht so bescheuert sein, und sagen, ja, ich bin Nazi... oder gegen Juden. Auf die Schnelle:
Immer wieder entlastet Bert Hellinger in seinen Äußerungen Adolf Hitler und die Nazis. Manchmal geht er sogar noch weiter. Der Psychologieprofessor Klaus Weber von der Fachhochschule München gibt ein Beispiel hierfür: "Hellinger sagt in einer Familienaufstellung ganz deutlich zu einer Frau, die Jüdin ist, sie soll sich bei ihrem Mann bedanken, sie soll ihn würdigen, dass er sie geheiratet hat, obwohl sie Jüdin ist. Und er benutzt in all seinen Büchern das Vokabular der Nazis aus dem ersten Reichsbürgergesetz von 1935, in dem er dauernd von Halbjuden oder Vierteljuden spricht."
http://www.hagalil.com/archiv/2004/04/hellinger.htm
Klaus Weber hat sich damit auseinander gesetzt, hier ein ausführlicher Artikel aus der Psycholgie heute (von mir nur ausschnittsweise widergegeben... im Link ist aber meine ich sein ganzer Artikel):
Die Verehrung Adolf Hitlers geht einher mit einem kaum verhuellten Antisemitismus. So nennt Hellinger Kinder mit einer juedischen Mutter oder einem juedischen Vater Halbjuden (2, S. 209, S. 306) und verwendet damit den Begriff, den die Nazis 1935 durch die 1. Verordnung zum Reichsbuergergesetz allen Mischlingen ersten Grades gaben. In Hellingers Kommentaren zu Familienaufstellungen wird zwar behauptet, den juedischen Opfern werde eine ganz tiefe Achtung (2, S. 164) entgegengebracht, die diese auch verdient haetten. Diese postulierte Achtung wird jedoch durch die Aufstellungen selbst entlarvt. So wird ein deutscher Grossvater entlastet, indem der Tod der von ihm erschossenen zehn juedischen Kinder als etwas Unpersoenliches verkuendet wird, hinter dem etwas Groesseres ist, das man wuerdigen muesse. Eine ebenfalls an Hellingers Veranstaltungen teilnehmende Frau, die unter der Kapitelueberschrift Der Vater von Elisabeth war Halbjude (2, S. 195) vorgestellt wird, noetigt Hellinger dazu, folgenden an ihren Ehemann gerichteten Satz nachzusprechen: Ich wuerdige, dass du mich geheiratet hast, obwohl ich eine Juedin bin (2, S. 209).
http://hellinger.150m.com/#Top
Wah, das ginge bei mir z.B. überhaupt nicht, dass ich eine Aussage nachsagen sollte... auch wenn es sein vergleichsweise harmlose wäre. Sollte ein- bis zweimal in der Therapie etwas wiederholen, was ICH sagte (wobei ich dazu never ever genötigt werde, also ich kann bedenkenlos jederzeit etwas ablehnen, was auch immer)... und bereits DAS kann mege-viel (bei mir) auslösen. Nicht auszumalen, wenn ich eine Brechstange anlegen würde, oder etwas sagen sollte, was ich so nicht spüre (unabhängig vom Inhalt). Bereits beim Nachsprechen würde es bei mir anfangen, dass es kritisch wird. Muss nicht bei jedem so sein... aber ich weiß mittlerweile besser um meine Grenzen bescheid. Und wenn ich manches zu Hellinger oder auch seriösen Aufstellungen lese, dann spüre ich GANZ deutlich, dass Aufstellung definitiv nix für mich wäre (wobei ich meine, in jüngeren Jahren hat eine Beratungsstelle mal so einen Aufstellungs-Ansatz verfolgt, was ich aber innerhalb kürzester Zeit abbrach, zum Glück... denn mir tat das nicht gut... damals ohne über Hintergründe informiert zu sein. Was für eine Aufstellung das war, keine Ahnung... wurde halt mal übergestülpt. Danach hatte ich jedenfalls erstmal ein vollkommen unzutreffendes Bild von Psychotherapie... naja, war nicht aufgeklärt und noch jung und dumm, aber intuitiv konnte ich meine Grenze letztlich mit dem Abbruch doch wahren *g*).

Wobei ich @ Sandy nicht unterstelle, dass es bei dir so abläuft... verstehe meine Postings losgelöst von deinen Aufstellungen, die ich ja gar nicht beurteilen kann. Jeder muss selbst beurteilen, was nutzt und was nicht... und das kann und möchte ich niemanden absprechen.
Zuletzt geändert von stern am Mi., 23.03.2011, 16:22, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag Mi., 23.03.2011, 16:03

Hi Sandy,

sicher ist es richtig, dass manche Dinge in einem bestimmten Kontext eine andere Bedeutung haben können, aber ich kann mir beim besten Willen keinen Zusammenhang vorstellen, in dem die genannten Zitate eventuell Sinn machen könnten.
Davon abgesehen, halte ich es trotz allem für gefährlich, solche Sprüche zu bringen, weil besonders traumatisierte Menschen oft große Probleme mit selektivem Hören/Sehen/Lesen haben. Das zu wissen ist eine ganz grundlegende Voraussetzung, finde ich. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass der Kontext dann keine Rolle mehr spielt bzw. oft nicht mal erinnert wird und nur noch der selektiv gehörte Satz wirkt. Das ist krass schlimm. So geht man mit Menschen einfach nicht um.
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Beitrag Mi., 23.03.2011, 16:15

Zitat aus Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bert_Hellinger
(Hervorhebung: Anastasius)

Um zu einer solchen „Achtung vor den Mächten des Schicksals“ jenseits einer Beurteilung als gut oder böse aufzufordern, bringt er nach einer Aufstellung folgendes Beispiel: „Da hat eine jugoslawische Dichterin unbedingt ein Denkmal errichten wollen für einen deutschen Soldaten. Der war abkommandiert zu einem Erschießungskommando, um Partisanen zu erschießen. Doch er hat sich geweigert, sein Gewehr hochzuheben, ist dann rübergegangen zu den Partisanen und hat sich mit ihnen erschießen lassen. Nun, was ist denn das für einer? Ist er gut, ist er böse? Was hat er denn gemacht? – Er hat sich vor seinem Schicksal gedrückt. Wenn er geschossen hätte, weil er sich sagt: ‘Ich bin verstrickt in meine Gruppe, und die sind verstrickt in ihre Gruppe, und das Schicksal hat es so gefügt, dass ich sie erschießen muss statt sie mich, und ich stimme dem zu, was immer auch die Folgen sind’, das ist Größe.“[6]

Zitat aus: CliniCum - Das Magazin für die Führungskräfte im Krankenhaus, 3/2003 http://www.fkpsych.de/hellinger/krobathhellinger2.html
(Hervorhebung: Anatsaius)

Befremdlich an diesem Theater ist nicht nur . . . sondern auch das reaktionäre Wertesystem, nach dem Hellinger seine "Lösungen" bestimmt. "Eltern haben keine Fehler" lautet einer seiner Standardsätze. Deswegen sollten die Kinder sich z.B. auch nicht darum kümmern, was ihre Eltern in der Nazizeit getrieben haben, das sei "gegen alle Ordnung". In Hellingers Welt sind übrigens nicht nur die Kinder den Eltern, sondern auch die Frau dem Mann untergeordnet. Eine Frau, die ihren Mann schlecht behandelt, kann als Folge Brustkrebs bekommen (umgekehrt nicht). Weitere Stereotypen: Hinter Depression steckt immer eine Verachtung der Eltern. Homosexuell wird einer, wenn er ausgeschlossene Böse repräsentieren muss.
(. . .)
Denn sexuelle Ausbeutung geschieht nach Hellinger immer auch im tiefsten Einverständnis mit dem Kind. "Häufig kommt es zum Inzest, weil die Mutter sich dem Mann entzog. Dann tritt die Tochter an ihre Stelle um das System zu retten." Da ist es dann nur folgerichtig, dass das Kind vor den Vater hinknien, den Kopf auf den Boden legen und in dieser Demutshaltung zu ihm sagen muss: "Papa, ich habe es gerne für dich gemacht."


Dafür habe ich nur einen Kurzkommentar. Nämlich diesen
Erschreckend finde ich, aber es war schon mal schlimmer, den Zulauf zu diesem faschistoiden Sektenführer.

Gruß
Anastasius

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SamuelZ.
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Beitrag Mi., 23.03.2011, 16:34

solche Sprüche zu bringen, weil besonders traumatisierte Menschen oft große Probleme mit selektivem Hören/Sehen/Lesen haben.
Sehe ich auch so, deshalb sollten sie m.E. erst gar nicht eine Aufstellung besuchen, wenn sie nicht stabil sind. Ich stelle es mir generell als Leiter einer Aufstellung schwierig vor, im Vorfelde abschätzen zu können, wie traumatisiert ein Mensch ist, und eine solche Person dann von der Aufstellungsarbeit abzuhalten.

Mir ist in meinen Aufstellung aufgefallen, dass die Therapeuten häufig die Opfer- und Täteranteile ansprechen. Wenn ich also mein gegenwärtiges berufliches Problem aufstellen würde, dann gäbe es einen Anteil, der schlichtweg behauptet, ich, also der Opferteil, sei unprofessionell und unzulänglich. Eine sichtbares Kritikerintrojekt, das sein ganz eigenes Leben in mir führt und ein leidendes Opferintrojekt, dass mit diesen Gefühlen reagiert. Die Therapeutin würde dann diese beiden Teile direkt ansprechen, z.B. zum Opferanteil "Du bist also eine Versagerin..." bzw. zum Kritiker "Sei doch mal ein bisschen herzlicher zum Versager". Hier könnte ich mir auch gut vorstellen, dass man sich darüber wundern könnte, was da abgeht.

Generell würde ich traumatisierten Menschen von einer Aufstellung abraten, ganz einfach deshalb, weil die stützenden Ich-Grenzen sehr schnell aufweichen, man häufig nicht mehr weiß, ob man noch in der Rolle ist oder wer überhaupt, ob man gerade persönlich beleidigt wurde, oder nur der Anteil, den man für den anderen übernommen hat.... Diese Gefahren birgt aber m.E. jede Aufstellung in sich, nicht nur die Hellingersche.

Was das Nazi-Vokabular angeht. Ja, kann ich mir gut vorstellen. Ich war mal in einer Vorlesung, da verwendete der der ältere Professor mehrmals den Begriff "Neger-Literatur" ohne mit der Wimper zu zucken. Es saßen damals auch dunkelhäutige Studenten im Hörsaal. Da ich ihn auch in anderen Zusammenhängen kannte, wusste ich, dass er kein Rassist war.

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Offy
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Beitrag Mi., 23.03.2011, 17:01

Sandy, ich frage mich gerade, woher der Aufsteller so genau wissen will, wen er da gerade vor sich hat.
Hier wurde ja auch schon eine Aufstellung angeführt, bei der sich in diesem Moment erst herausgestellt hat, dass es Missbrauch in der Familie gab. Das heißt, die Betroffene wusste es nicht, als sie sich dazu entschlossen hat. Müsste die Aufstellung dann abgebrochen werden?

Es ist schon schlimm genug, dass Hellinger offenbar Aufstellungen auch mit Missbrauchsopfern durchführt, sonst wäre es nicht zu dieser Aussage gekommen, dass das Opfer noch dankbar dafür sein soll und demütig den Kopf senkt. Das ist grausam. Ebenso diese Unterordnungstheorien. Ich verstehe einfach nicht, wie ein normaler Mensch im 21. Jahrhundert solche Aussagen tätigen kann. Wie sehr er damit Leute zerstören kann, muss ihm doch klar sein. In meinen Augen müsste sowas echt bestraft werden, aber anscheinend gibt es dafür keine rechtliche Handhabe.
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Beitrag Mi., 23.03.2011, 17:16

SandyZ. hat geschrieben:Sehe ich auch so, deshalb sollten sie m.E. erst gar nicht eine Aufstellung besuchen, wenn sie nicht stabil sind. Ich stelle es mir generell als Leiter einer Aufstellung schwierig vor, im Vorfelde abschätzen zu können, wie traumatisiert ein Mensch ist, und eine solche Person dann von der Aufstellungsarbeit abzuhalten.
Sehe ich auch so... jedoch auch wenn aktuelle Stabilität gegeben ist (denn die kann im Zweifel schnell durch unpassendes Vorgehen ausgehebeln). Wobei es wohl noch weitere Kontraindikationen gibt. Die Frage ist auch, ob und inwieweit das geprüft wird (bei nicht jedem Hilfesuchenden kann man das voraussetzten, dass er genausten aufgeklärt bzw. das selbst abschätzen kann. Ich kann es mittlerweile besser, für mich... in jüngeren Jahren hätte ich es auch nicht gekonnt... und hätte genauso gut in etwas rasseln können, vgl. Erfahrung oben... umso wichtiger ist Aufklärung und Prüfung der Eignung, was ich als Seriositätsmerkmal ansehe. Hellinger an sich zeichnet sich dadurch nicht aus. Andere Theras evtl. schon eher).
Die Therapeutin würde dann diese beiden Teile direkt ansprechen, z.B. zum Opferanteil "Du bist also eine Versagerin..." bzw. zum Kritiker "Sei doch mal ein bisschen herzlicher zum Versager". Hier könnte ich mir auch gut vorstellen, dass man sich darüber wundern könnte, was da abgeht.
Wobei es die Arbeit mit Anteilen auch in (seriösen) Psychotherapien gibt (auch welche, die an die Behandlung von Traumapatienten angepasst sind). Wundern tue ich mich also nicht... allerdings kenne ich solche Ansätze nur aus dem psychoth. Rahmen. Eine direkte Ansage des Therapeuten "du bist also eine Versagerin" würde vermutlich in der Form nicht erfolgen (habe ich in der Form jedenfalls noch nie von meiner Thera vernommen... und ich würde ich mich auch dagegen sträuben, und auch das direktive wäre mir too much ). Wenn ich etwas widergebe, dann kann es auch Sinn machen etwas Distanz einzubauen à la "ich fühle, dass...", "ich/Anteil denke, dass..." anstelle "Ich bin" oder "du bist"... kann's aber gerade schwer beschreiben. Hätte auch Bedenken, dass solche aussagen wie oben haften bleiben. Und mit "sei doch mal...." ist's halt auch nicht unbedingt getan... bei mir zumindest nicht (zumal ein Kritikeranteil oft eh gut genug "sei doch ..." sagen kann). Kann auch sein, dass meine Thera dann etwas wohlwollendes, etc. einflechtet, um einen Anteil zu erreichen. Und wichtig ist evtl. auch ein Verständnis über die inneren Prozesse zu gewinnen, evtl. auch etwas emotional zu korrigieren, etc. Aber gut, da muss jeder selbst schauen, was umsetzbar und nachhaltig hilfreich ist. Wenn man insoweit nicht hinreichend gefestigt ist, kann es in der Tat zu Vermischungen kommen.
Generell würde ich traumatisierten Menschen von einer Aufstellung abraten, ganz einfach deshalb, weil die stützenden Ich-Grenzen sehr schnell aufweichen, man häufig nicht mehr weiß, ob man noch in der Rolle ist oder wer überhaupt, ob man gerade persönlich beleidigt wurde, oder nur der Anteil, den man für den anderen übernommen hat.... Diese Gefahren birgt aber m.E. jede Aufstellung in sich, nicht nur die Hellingersche.
ja... wobei es sicher noch einige mehr kontrainidizierte Methoden gibt.
Was das Nazi-Vokabular angeht.
Wie gesagt, ich weiß nicht, ob man es im nachweisen kann... für mich ist das auch nach wie vor nicht so der Punkt... insges. wirkt Hellinger auf mich autoritärer und totalitärer als ich haben wollte. Trotzdem hat er Sprüche drauf, die zumindest eine gewisse Affinität nicht ganz von der Hand weisen:
Hellinger selbst beschränkt sich inzwischen schon längst nicht mehr aufs Familienstellen. So „behandelt“ er unter anderem die Beziehung zwischen Tätern und Opfern im Dritten Reich und das Verhältnis von Juden und Arabern (Friede im Nahen Osten würde erst dann eintreten, wenn „auch der letzte Jude für Hitler das Totengebet gesprochen hat“ , Zitat S. 262). Zur Rechtfertigung der Täter und Mitläufer in den Angriffskriegen der Nazis sagt er: „Jeder gehört seiner Gruppe an und kann dem, was passiert, nicht entgehen. (...) Keiner der deutschen Soldaten konnte seine Gruppe verlassen.“ (S. 243). Kein Wort über Fahnenflüchtige aus Gewissensgründen und nur Häme über deutsche Widerstandskämpfer (Graf Stauffenberg sei ein erfolgloser „Selbstmörder“ gewesen, S. 254). Folgerecht haben Söhne und Enkel kein Recht, nach der Rolle ihrer Väter und Großväter im Zweiten Weltkrieg zu fragen, denn „Leben und Tod und Unschuld und Schuld sind in den Händen von Mächten, die sich nicht nach unseren Maßstäben richten“ (Zitat S. 255). Kein Wunder schließlich, dass auch Hitler damit entschuldigt wird, dass er nur einem schicksalhaften „Aufruf“ gefolgt und von einer höheren Macht „in den Dienst genommen“ worden sei (S. 261). ...
http://fkpsych.de/hellinger/erichfrommges.html
Zuletzt geändert von stern am Mi., 23.03.2011, 17:28, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
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(alte Weisheit)

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