Das gilt aber nicht unbedingt bei Traumapatienten. Eben weil für viele Traumastörungen ja die Kunst ist, das was hochkommt, dosieren zu können. Und das gilt im Prinzip für die meisten Patienten: Aktivieren kann man etwas mehr oder weniger leicht (bei Traumata i.d.R. ganz leicht... vgl. einen Flashback, wo ein banaler Geruch ausreichen kann, dass manches ungefiltert hochkommt. Von außen lässt sich das also schwer dosieren, weil ein Minireiz bereits ausreichen kann. Vielmehr muss der Patient in die Lage versetzt werden, sukessive von innen heraus "Dosierungsfähigkeit" zu erlangen).Aber wohldosiert und sachgemäß eingesetzt (als Medizin) sind es es schon (jedes Medikament ist letztlich auch eine Art Droge).
Über die Wirksamkeit i.S.d. Heilsamkeit ist aber damit noch nix ausgesagt... sonst könnten sich Therapien darauf beschränken, schlichtweg Gefühle, etc. zu aktivieren... und gut ist. Zur Heilsamkeit gehört aber schon mehr dazu, was im Prinzip jeder Therapiepatient weiß, dass sich Therapien für gewöhnlich nicht auf katharsische Abreaktionen beschränken. Vielmehr ist ja das heikle, wenn ohne Unterschied Karthasis i.S. emotionaler Abreaktion mit Heilung gleichgesetzt wird, und man dabei stehen bleibt. Die zusätzliche Kunst dabei ist, das Erleben (auf verschiedenen Ebenen) einer Veränderung zu unterziehen, Neuerfahrungen zu machen, anders als bisher damit umgehen zu können, und so vieles mehr (unabhängig davon ob Traumapatient oder nicht). Geht i.d.R. nicht allein dadurch, dass ich mal ungefiltert meine Wut abreagiere/rauslasse... von dieser Sichtweise, dass es v.a. darauf ankommt, Gefühle rauszulassen ist man eigentlich heutzutage weg, meine ich. Na gut, weiß jeder, der Therapie machte, wie gearbeitet wurde. Insofern sehe ich also eher eine Überbewertung des Nutzens einer Abreaktion.
Durch Unwissenheit oder fehlende Erfahrung kann man manche Patienten damit sogar gewaltig in die Sch*** reiten. Und es ist schlichtweg nicht so, dass es erst unkritisch wird, wenn jemand wieder zum Ausgangspunkt zurückgeworfen wird. Sondern eine einzige ungefilterte Aktivierung (die noch nicht mal in der Dekompensation münden muss) ist alles andere als heilungsförderlich... umso mehr natürlich, je gehäufter das vorkommt... und noch mehr, wenn es dabei stehen bleibt.
Natürlich hat diese Dispostion nicht jeder... aber u.a. für Menschen mit solcher Dispostion ist die Methode schlichtweg unbrauchbar... unabhängig davon, wie sehr ein Therapeut auf Dosierung zu achten versucht... ich meine, woher soll er die heiklen Auslöser für Entgleisungen kennen? Und es gibt btw. noch einige Methoden mehr, die umstritten sind und vermutlich noch stärker auf Abreaktion setzen... was ich für meinen Teil nicht als Überwirksamkeit beschönige(n kann)... sondern in einigen Fällen kann das echt heikel ausgehen.