Laura13 hat geschrieben:doc60 hat geschrieben:
Zu mir: Ich selber habe den Kontakt zum Vater schon seit sehr vielen Jahren abgebrochen, er ist ein alter, und sehr einfach gestrickter Mensch, war obendrein ein Oberspiesser.
Hört sich ja auch nicht gerade nach glücklicher Kindheit an......wie ist dein Verhältnis zu deiner Mutter?
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Wer hatte denn schon eine "glueckliche" Kindheit - vor allem in den 60er, 70er Jahren, - sind das nicht eher wenige? Es war ja noch eine andere Alltagskultur auch. Ich wurde als Kleinkind nicht geschlagen, missbraucht oder vernachlaessigt, ich denke das war das wichtigste erst mal. Die Schlaege vom Vater kamen dann spaeter, als der Sohn "aufsaessig" wurde. Die Zeit damals nenne ich auch unter paedagogischen Gesichtspunkten "bleierne Zeit", nicht nur politisch. Da wurde noch selbstverstaendlich geschlagen, auch in der Schule.
Heute unvorstellbar.
Was gut war in dieser Zeit, dass man einen grossen Teil seiner Zeit "auf der Gosse" verbringen durfte. Ich bin ja im besten mittleren Alter, aber mir kommt das vor, als wenn 100 Jahre dazwischen liegen. "Gosse" bedeutete stets "Freiheit von den Eltern" - ein wahnsinnig wichtiges Korrektiv fuer Kinder !! Dass das heute ja nicht mehr ueblich ist, ist schlimm.
Frueher sagte man: Zur Erziehung eines Kindes braucht man en ganzes Dorf. Heute sind die Eltern oft, auch ohne die Grosseltern, ganz auf sich allein gestellt. Und in diesem Kontext der Ueberforderung passieren dann solche Misshandlungen ja dann oft. Es fehlt der selbstverstaendliche Kontext an Unterstuetzung fuer Kinder im nahen sozialen Kontext. Den geibt es so heute nicht mehr, aus vielerlei Gruenden.
Also das ganze Phaenomen der gewaltigen Zunahme psychologischer Stoerungen in den letzten 25 Jahren ist schon gesellschaftlich bedingt - wenn ich als Sozialwissenschaftler mal so sagen darf. Aber das auszufuehren, wuerde jetzt zu weit gehen.
Heute gebiert die Ueberbehuetung der Kinder deshalb neue psychologische Probleme. Die Beziehung unserer Kinder zu uns als Eltern ist deshalb viel enger und auch freundschaftlicher, als in frueheren Generationen. Muss es auch sein, denn wenn diese Unterstuetzung fehlt, laeuft das neue Schiff schon mit einem Defekt vom Stapel, leckt, um es mal bildhaft auszudruecken.
Aber man muss schon auf die richtige Mischung aus Distanz und Naehe achten, gerade heute - wichtig ist aber, dass die Kinder STETS und IMMER wissen, dass sie geliebt werden.
Hoffe, bin jetzt soziologisch nicht zu sehr abgeschweift. Aber Psychologie ist eben historisch immer eingebettet in Soziales.