Die Zurückgebliebenen eines Selbstmörders
Kein Hinterbliebener hat Anspruch auf einen "Abschiedsgruß" oder eine sonstige Nachricht. Es liegt allein im Ermessen des Selbstmörders, solch eine Nachricht zu hinterlassen.
Hinterlassen Selbstmörder keine Nachricht, dann hat das ebenso einen guten Grund. Dieser mag sein, daß diese Person überzeugt ist, daß es sowieso niemanden interessiert, daß es sonst niemand verstehen kann, daß bereits genügend Inhalte zu Lebzeiten übermittelt wurden, aber manchmal auch, und das ist zwar banal, aber realistisch - fehlt einfach die Zeit dafür. Unter Umständen auch würde eine solche Nachricht, welche auch Unausgesprochenes beinhalten kann, nur noch mehr die Hinterbliebenen belasten, kommt auch vor, daß der Selbstmörder die Hinterbliebenen schonen möchte, auch das gibt es...
Aus dem Ausbleiben einer letzten Nachricht automatisch eine Anklage zu stricken, halte ich für vorschnell. Oder gibt es in diesen speziellen Fällen Indizien, welche eine solche postmortale Anklage untermauern würden?
Hinterlassen Selbstmörder keine Nachricht, dann hat das ebenso einen guten Grund. Dieser mag sein, daß diese Person überzeugt ist, daß es sowieso niemanden interessiert, daß es sonst niemand verstehen kann, daß bereits genügend Inhalte zu Lebzeiten übermittelt wurden, aber manchmal auch, und das ist zwar banal, aber realistisch - fehlt einfach die Zeit dafür. Unter Umständen auch würde eine solche Nachricht, welche auch Unausgesprochenes beinhalten kann, nur noch mehr die Hinterbliebenen belasten, kommt auch vor, daß der Selbstmörder die Hinterbliebenen schonen möchte, auch das gibt es...
Aus dem Ausbleiben einer letzten Nachricht automatisch eine Anklage zu stricken, halte ich für vorschnell. Oder gibt es in diesen speziellen Fällen Indizien, welche eine solche postmortale Anklage untermauern würden?
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@ Eremit: In meinem Fall gibt es ganz klare Fakten, die untermauern, dass mein Vater MIR die Schuld an seinem Tod gab. Ja.
Außerdem finde ich deine Ansichten zum Thema Suizid sehr egoistisch.....sie mögen ja richtig sein, den Tatsachen entsprechen....und es geht auch gar nicht darum, ob man einen "Anspruch" hat.....aber gut, ein Suizid IST ja tatsächlich eine egoistische Entscheidung,...wenn auch sie sicherlich aus großer Verzweiflung heraus getroffen wird.....
....und doch denke ich, dass eine Art Abschiedsbrief in meinem Fall Vieles "leichter" gemacht hätte....auch, wenn er nur zur Klärung beigetragen hätte.....besser als mit so vielen Fragen und Zweifeln leben zu müssen....
Laura
Außerdem finde ich deine Ansichten zum Thema Suizid sehr egoistisch.....sie mögen ja richtig sein, den Tatsachen entsprechen....und es geht auch gar nicht darum, ob man einen "Anspruch" hat.....aber gut, ein Suizid IST ja tatsächlich eine egoistische Entscheidung,...wenn auch sie sicherlich aus großer Verzweiflung heraus getroffen wird.....
....und doch denke ich, dass eine Art Abschiedsbrief in meinem Fall Vieles "leichter" gemacht hätte....auch, wenn er nur zur Klärung beigetragen hätte.....besser als mit so vielen Fragen und Zweifeln leben zu müssen....
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Die Nacht holt heimlich durch des Vorhangs Falten
aus deinem Haar vergeßnen Sonnenschein.
Schau, ich will nichts, als deine Hände halten
und still und gut und voller Frieden sein.
Rainer Maria Rilke
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wenn sich jemand das leben nimmt, dann hat er einen grund. und den sollte man respektieren, anstatt zu hinterfragen. man muss auf der welt nicht alles verstehen. man kann dinge auch einfach als gegeben hinnehmen.
kein mensch auf der welt kann von mir verlangen, dass ich mich für einen potenziellen selbstmörder aufopfere und nach missglückter aufopferung dann auch noch die verantwortung für den tod auf mich nehmen soll. das kommt ja überhaupt nicht in frage.
ich denke, dass im zuge eines suizides der selbstmörder gerade andere sorgen hat, als höfliche verabschiedungen oder vergebungsgesuche.
übrigens:
in österreich ist selbstmord VERBOTEN!
kein mensch auf der welt kann von mir verlangen, dass ich mich für einen potenziellen selbstmörder aufopfere und nach missglückter aufopferung dann auch noch die verantwortung für den tod auf mich nehmen soll. das kommt ja überhaupt nicht in frage.
wenn sich alle leute, die du im stich gelassen hast (aus welchen gründen auch immer) umbringen würden, was wäre dann? steig aus aus dem gedankenkarussell. es fährt dich nirgends hin.Lilly111 hat geschrieben: Die Schuldgefühle bleiben aber trotzdem. Für ihn, als er mich gebraucht hat, nicht dagewesen zu sein.
geh bitte! nur weil jemand nich explizit "auf wiedersehen" sagt, geht er ja nicht grußlos.Lilly111 hat geschrieben: Er ist einfach gegangen. Grußlos.
weil du es so willst.Lilly111 hat geschrieben:Das ist für mich wie eine stille Anklage, die nie verstummt.
ich denke, dass im zuge eines suizides der selbstmörder gerade andere sorgen hat, als höfliche verabschiedungen oder vergebungsgesuche.
übrigens:
in österreich ist selbstmord VERBOTEN!
sollte es tatsächlich solche fakten geben, dann kann ich dir nur eines dazu sagen: dein vater war offensichtlich geisteskrank. lass ihn zufrieden und vergib ihm.Laura13 hat geschrieben: In meinem Fall gibt es ganz klare Fakten, die untermauern, dass mein Vater MIR die Schuld an seinem Tod gab.
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Warte mal, Laura13.
Ob ein Abschiedsbrief es wirklich in einem solchen Fall leichter gemacht hätte? Hätten sich dann jene Vorwürfe, über die Du schon vorher bereits Bescheid wußtest, nicht einfach schriftlich wiederholt? Und wenn Dein Vater sich das Leben nimmt und Dir die Verantwortung für seinen Suizid gibt, hm - warum sollte er dann Dir mit einem solchen Brief helfen wollen, indem er etwas schreibt, was zur Klärung beitragen würde? Das ergibt irgendwie so gar keinen Sinn. Wenn er überzeugt davon gewesen wäre, daß eine Klärung möglich sei, warum bringt er sich dann um, bevor es zur Klärung kommt?
Natürlich ist ein Suizid egoistisch wie alles andere auch. Aber Egoismus ist nicht gleich Egoismus, es gibt viele verschiedene Ausprägungen dessen und somit genausoviele Gründe für einen Suizid. So gibt es einen sehr makabren Trend in Japan: Wenn die Familie in der Kreide steht, schließen Familienväter Lebensversicherungen ab und töten sich schließlich selbst, damit die Familie über die Runden kommt. Ist auch egoistisch, denn ER will ja, daß es SEINER Familie gut geht. Auch beim Egoismus muß differenziert werden...
Insofern erübrigt sich dann ein Abschiedsbrief, oder? Es geht nicht um gerechtfertigt oder ungerechtfertigt, mit Verlaub.Laura13 hat geschrieben:In meinem Fall gibt es ganz klare Fakten, die untermauern, dass mein Vater MIR die Schuld an seinem Tod gab.
Ob ein Abschiedsbrief es wirklich in einem solchen Fall leichter gemacht hätte? Hätten sich dann jene Vorwürfe, über die Du schon vorher bereits Bescheid wußtest, nicht einfach schriftlich wiederholt? Und wenn Dein Vater sich das Leben nimmt und Dir die Verantwortung für seinen Suizid gibt, hm - warum sollte er dann Dir mit einem solchen Brief helfen wollen, indem er etwas schreibt, was zur Klärung beitragen würde? Das ergibt irgendwie so gar keinen Sinn. Wenn er überzeugt davon gewesen wäre, daß eine Klärung möglich sei, warum bringt er sich dann um, bevor es zur Klärung kommt?
Natürlich ist ein Suizid egoistisch wie alles andere auch. Aber Egoismus ist nicht gleich Egoismus, es gibt viele verschiedene Ausprägungen dessen und somit genausoviele Gründe für einen Suizid. So gibt es einen sehr makabren Trend in Japan: Wenn die Familie in der Kreide steht, schließen Familienväter Lebensversicherungen ab und töten sich schließlich selbst, damit die Familie über die Runden kommt. Ist auch egoistisch, denn ER will ja, daß es SEINER Familie gut geht. Auch beim Egoismus muß differenziert werden...
Ich unterstreiche das mal ganz subtil...debussy hat geschrieben:ich denke, dass im zuge eines suizides der selbstmörder gerade andere sorgen hat, als höfliche verabschiedungen oder vergebungsgesuche.
Ja, das war er wohl......wobei sich bei ihm die Frage stellt: War es "freier Wille" zu sterben oder war es seine psychische Erkrankung und man hätte ihn "retten" müssen?debussy hat geschrieben: dein vater war offensichtlich geisteskrank. lass ihn zufrieden und vergib ihm.
Mit seinem Willen zu sterben hätte ich ja leben können, wenn sich das so klar abgrenzen ließe und wenn er mir nicht so viele Zweifel hinterlassen hätte, durch das, was er vorher gesagt hat......
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aus deinem Haar vergeßnen Sonnenschein.
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Liebe Laura,debussy hat geschrieben:lass ihn zufrieden und vergib ihm.
Debussy hat recht.
Lass deinen Vater los.
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@ Eremit:
Ich war ihm eben nicht mal einen Abschiedsbrief wert.....das passt zu der Beziehung die wir hatten.....Beziehung ist schon ein Wort, das hier gar nicht passt......
Ich war ihm eben nicht mal einen Abschiedsbrief wert.....das passt zu der Beziehung die wir hatten.....Beziehung ist schon ein Wort, das hier gar nicht passt......
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Ich weiß, dass das der Weg ist.....ich kann es nicht.....aber ich gebe mir große Mühe es zu lernen.....Menschen, speziell ELTERN, die sich das Leben nehmen, sollten sich darüber im Klaren sein, welch schwere Hypothek sie ihren Kindern damit hinterlassen.....ich glaube, wenn sie sehen könnten, wie ihre Angehörigen leiden, würden viele Selbstmörder wieder zurückkommen, wenn sie könnten......geronimos secret hat geschrieben: Liebe Laura,
Debussy hat recht.
Lass deinen Vater los.
....kann aber auch sein, dass ich einfach noch zu unreif bin, um das anders sehen zu können....................
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Akzeptiere, daß es so ist, und laß es los. Das Ende paßt zu allem, und Du hättest garantiert keine weltbewegenden Neuigkeiten erfahren, sondern nur die alten Vorwürfe. Sonst schenkst Du Deinem Vater erst wieder den Triumph, Dich mit Schuldgefühlen weiterhin umklammert zu halten - dem Vater in Deinem Kopf. Den kriegst Du aber nur raus, wenn Du Deinen Vater auch in Deinem Kopf sterben läßt.Laura13 hat geschrieben:Ich war ihm eben nicht mal einen Abschiedsbrief wert.....das passt zu der Beziehung die wir hatten.....Beziehung ist schon ein Wort, das hier gar nicht passt......
Und das ist wiederum - und zwar im negativen Sinne - egoistisch von Dir. In erster Linie lebt jeder für sich selbst, und in erster Linie stirbt auch jeder für sich selbst. Für die anderen zu bleiben wäre ja auch wieder so eine Möglichkeit, mit Schuldgefühlen um sich zu werfen - sieh her, ich lebe nur für Dich, wenn Du nicht wärst, wäre ich schon tot...Laura13 hat geschrieben:ich glaube, wenn sie sehen könnten, wie ihre Angehörigen leiden, würden viele Selbstmörder wieder zurückkommen, wenn sie könnten......
unreif? glaube ich nicht.
du hast aus meiner sicht ein größeres problem damit, dass dein vater geisteskrank war, als dass er sich umgebracht hat. einen geisteskranken elternteil zu haben ist nicht leicht zu akzeptieren.
hast du diese krankheit erst einmal als teil von ihm akzeptiert, dann kannst du deine schuldgefühle getrost begraben, denn dann haben sie kein fundament mehr. selbst wenn du sie schriftlich hast.
laura, stell dir vor wie fürchterlich es sein muss, dass dir dein tod erstrebenwerter scheint, als dein leben. dagegen sind deine schuldgefühle sog. "gefühlchen".
du hast aus meiner sicht ein größeres problem damit, dass dein vater geisteskrank war, als dass er sich umgebracht hat. einen geisteskranken elternteil zu haben ist nicht leicht zu akzeptieren.
hast du diese krankheit erst einmal als teil von ihm akzeptiert, dann kannst du deine schuldgefühle getrost begraben, denn dann haben sie kein fundament mehr. selbst wenn du sie schriftlich hast.
und die hinterbliebenen sollten sich darüber im klaren sein, durch welche hölle die menschen geritten sind (wurden), die sich das leben nehmen.Menschen, speziell ELTERN, die sich das Leben nehmen, sollten sich darüber im Klaren sein, welch schwere Hypothek sie ihren Kindern damit hinterlassen
laura, stell dir vor wie fürchterlich es sein muss, dass dir dein tod erstrebenwerter scheint, als dein leben. dagegen sind deine schuldgefühle sog. "gefühlchen".
Meine vollste Zustimmung. Wenn es, durch starke psychische Probleme, zu solch bizarren Deformationen der Seele gekommen ist, wie bereits angedeutet, dann KANN und WILL man das, als halbwegs gesunde Person, gar nicht verstehen. Der Tod führt nie zusammen, sondern trennt die Menschen. Diese endgültige Trennung zu akzeptieren mußt Du begreifen, Laura13.debussy hat geschrieben:hast du diese krankheit erst einmal als teil von ihm akzeptiert, dann kannst du deine schuldgefühle getrost begraben, denn dann haben sie kein fundament mehr. selbst wenn du sie schriftlich hast.
Es wurde alles gesagt. Es ist vorbei, aber Du bist noch da, und Du hast garantiert bessere Dinge zu tun, als Dich ewig zu krämen wegen Deinem Vater. Nähmlich zu LEBEN.
Er war nicht direkt geisteskrank.....er war Alkoholiker und im Nachhinein gesehen wohl manisch-depressiv....und das alles hat er immer versucht zu verbergen, hat es geleugnet, nie etwas dagegen getan.....er hat Rollen gespielt sein ganzes Leben...ich kannte meinen Vater noch weniger, als ich mir vor seinem Tod eh schon dachte.......debussy hat geschrieben: du hast aus meiner sicht ein größeres problem damit, dass dein vater geisteskrank war, als dass er sich umgebracht hat. einen geisteskranken elternteil zu haben ist nicht leicht zu akzeptieren.
hinterbliebenen sollten sich darüber im klaren sein, durch welche hölle die menschen geritten sind (wurden), die sich das leben nehmen.
Da hast du Recht, das will ich auch gar nicht "klein" reden....
Ich kann mich immer besser einfühlen, glaub mir das.....ich kenne solche Phasen und den Wunsch zu sterben nämlich (leider) mittlerweile selbst ganz gut..........ich möchte aber auch nicht, dass jemand wie Du, meine Schuldgefühle als "Gefühlchen" bezeichnet.....denn ich wünsche keinem solche Schuldgefühle, wie ich sie habe.....und Du kannst auch nicht ermessen, wie schrecklich, erdrückend und belastend Schuldgefühle sein können......Ich wünsche das keinem.laura, stell dir vor wie fürchterlich es sein muss, dass dir dein tod erstrebenwerter scheint, als dein leben. dagegen sind deine schuldgefühle sog. "gefühlchen".
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