Soll man Thera überhaupt sagen dass man 'verliebt' ist?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Woman
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Beitrag So., 28.11.2010, 16:23

Hallo,
Dunkle hat geschrieben:Ja, aber doch gebe ich zu bedenken, dass es der eigene Therapeut ist, dem die echte Verliebtheit gilt und dass dahinein IMMER (und wohl oft auch unbewusst) die Tatsache eine Rolle spielt, dass er sich einem gegenüber eben als Therapeut verhält - ...!!
Ja klar, ein Traum! Mir ist dennoch bewusst, dass das nur die eine Seite an ihm ist und hinter jedem Therapeut steht auch ein Mensch/Mann mit all seinen Schwächen und Macken. Sicher spielt ein Therapeut sein Spiel in den Sitzungen (nicht abwertend gemeint) und schlüpft in seine professionelle Rolle. Aber bestimmte Wesenzüge kann man mMn nicht spielen und aufgesetzt ständig und gleichbleibend zur Schau tragen.

Ich kannte meinen Therapeuten schon einige Monate vor Beginn der Therapie und hatte Kontakt via Mail, Telefon und auch persönlich. In dieser Zeit habe ich hier im Forum und überhaupt im Netz alles über Verliebtheit in den Therapeuten gelesen und war mir sicher, mir passiert das nie!
Dunkle hat geschrieben:Und darum habe ich mich zum Beispiel auch sehr über mein Verlieben geärgert,...".
Kann ich sehr gut verstehen, geht mir genau so!
Dunkle hat geschrieben:Tatsächlich aber kommen wir dem Therapeuten als Privatmensch nur sehr bedingt näher, was wir kennen lernen, ist sein berufliches Können, sein "therapeutisches Ich". ....
Mein Verlieben hat mit seiner therapeutischen Leistung nichts zu tun. Die schätze ich und setze mich auch während der Therapie mit Inhalten und auch mit seinem Verhalten auseinander, wobei dann auch mal Tacheles geredet wird. Ich für meinen Teil kann das recht gut trennen, muss ich auch, wenn ich den Therapieverlauf nicht stören will. Andernfalls würde ich ihn während der Sitzungen nur noch anschmachten und mich auf Inhalte nicht mehr konzentrieren können.
Dunkle hat geschrieben:Edit: Auch eine zu bedenkende Sache: Patientinnen verlieben sich auch in ihre weiblichen Therapeutinnen, davon kann man ja auch oft hier lesen. Die meisten hatten vorher NIE solche Gefühle gegenüber einer Frau und sind mächtig verwirrt. Für mich ein deutlicher Hinweis, dass es eben eine "Therapeutenliebe" ist...
In diesem Fall könnte man auch annehmen, dass Frauen ihre 'geheimen' Wünsche auf ihre Therapeutin projezieren und erst durch die Therapeutin Gedanken, Sehnsüchte und Wünsche in Bezug auf eine Frau an die Oberfläche treten. Es gibt sehr viele (auch gebundene Frauen), die sich in Frauen verlieben, dies aber nicht zulassen wollen/können/dürfen.

Schön, dass ich meine Gedanken hier teilen darf, mit wem soll man sonst darüber reden!?
Und seit jeher war es so, daß die Liebe erst in der Stunde der Trennung ihre eigene Tiefe erkennt.

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Woman
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Beitrag So., 28.11.2010, 16:30

hungryheart hat geschrieben:inzwischen denke ich aber auch, dass vielleicht ja auch ein bestimmter typ mebsch diesen beruf wählt.
so wie ja auch ein bestimmter typ eher politiker, jurist, lehrer usw. wird....

die (angenehmen) eigenschaften, die jemand, der den beruf des therapeuten wohl überdurchschnittlich oft hat, strahlt er wohl auch aus.
So könnte man es auch ausdrücken!
Und seit jeher war es so, daß die Liebe erst in der Stunde der Trennung ihre eigene Tiefe erkennt.

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SamuelZ.
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Beitrag So., 28.11.2010, 16:58

Hm, dieser Thread erinnert mich daran, dass ich es eigentlich mal wieder in der Therapie thematisieren könnte.

Ich bin nicht ständig aber immer mal wieder in meinen Thera verliebt. Und zwar immer dann (so habe ich für mich herausgefunden), wenn ich den Eindruck nach einer Sitzung hatte, dass er mich mag. Dieser Eindruck des "Gemochtwerdens" kann auf unterschiedliche Weise ausgelöst werden: wenn ich mich öffne und er meinen Gefühlen Raum gibt, lange Blicke, kleine Geschenke, zusammen lachen können, generell Formen der Zuwendung und Aufmerksamkeit ...

Ich verliebe mich nicht in jeden, der mir auf solche Weise signalisiert, dass er mich mag. Aber es gibt doch einige Menschen, z.B. Kollegen, die solche Verliebtheitsgefühle bei mir ebenso hervorrufen können. Da braucht nur einer zu sagen "Ich mag dich."

Ich verdamme meine Gefühle nicht, aber ich möchte meinen Selbstwert doch gerne etwas unabhängiger von dem Lob von außen machen, selbst entscheiden können, ob ich mich verlieben will oder nicht.

lg Sandy

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Riniel
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Beitrag So., 28.11.2010, 18:25

Woman hat geschrieben: In diesem Fall könnte man auch annehmen, dass Frauen ihre 'geheimen' Wünsche auf ihre Therapeutin projezieren und erst durch die Therapeutin Gedanken, Sehnsüchte und Wünsche in Bezug auf eine Frau an die Oberfläche treten. Es gibt sehr viele (auch gebundene Frauen), die sich in Frauen verlieben, dies aber nicht zulassen wollen/können/dürfen.
Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen.

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TimpeTe
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Beitrag Mo., 29.11.2010, 07:42

guten Morgen,

Ich wage zu behaupten, dass ein Therapeut sowieso spürt, wenn sich eine Patientin in ihn verliebt hat. Oder gelingt das jemandem hier wirklich zu 100% zu verbergen?

Auch ich habe mich in meinen Therapeuten verliebt - und bin fast gestorben aus lauter Scham und einem tiefen Gefühl der Demütigung.

Wann ist Liebe "echt" und wann ist sie "nur" Therapiebedingt? Ich bin der Meinung, Liebe ist immer echt. Liebe ist Liebe, ist Liebe- warum soll diese weniger echt sein, als eine andere Liebe? Unser Gegenüber ist ein Mensch und die Zeit, die wir dort bei ihm (ihr) verbringen ist nicht wenig. Und wenn wir auch nicht viel über sein Privatleben wissen, - als Mensch lernen wir ihn doch recht gut kennen. Bin da ganz hungryheart's Meinung - Therapeuten sind (die, die ich kenne) sehr fürsorgliche u. liebenswerte Menschen.
Und einen Menschen liebt man oft gerade wegen dieser Eigenschaft. Wahrgenommen zu werden tut den Menschen wohl.
Ich bezweifle auch, dass man diese Liebe einfach so auflösen kann. Wenn man das könnte, dann wäre diese Liebe WIRKLICH nicht echt! Aber eben gerade das gelingt meist nicht. Das sind dann die Therapien die in unendlicher Enttäuschung, Wut, und tiefen Trauer enden. Und das ist schade. Es bräuchte mMn einfach Zeit- Zeit um zu erkennen, dass es gar nicht immer so wichtig ist, dass sich eine Liebe in allen Dingen erfüllt. Zeit um zu erfühlen, dass diese bodenlose Verzweiflung ob der Unerfüllbarkeit dieser Beziehung nicht allein mit dem realen Geschehen zu tun hat, sondern oft in Kindheitserlebnissen zu suchen ist.
Und irgendwann - kann sich das Verlangen den Therapeuten "besitzen!" zu wollen auflösen. Man muss nicht mehr die "Nummer eins" sein - das ist auf einmal nicht mehr wichtig. Nicht die Liebe löst sich auf- sondern vereinfacht gesagt: das Besitzen-wollen verschwindet. Und die Liebesgefühle verändern sich... (Darüber muss ich noch selber etwas nachdenken)

einen schönen Tag...

medusa
Wenn wir bedenken, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt. (Mark Twain 1835-1910)

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carö
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Beitrag Mo., 29.11.2010, 13:02

über "unser" thema denke ich auch gerade wieder nach. und ich bin da ganz bei medusa und hungryheart und...

diese liebe, die sich in der therapie entwickelt ist sicherlich zu 100 % echt. ich denke auch nicht, dass es ein therapeuten-ICH gibt, denn niemand kann sich solange zeit in der man ziemlich intensiv zusammen ist, in seinen wesentlichen wesenszügen verstellen. wenn, dann wäre der beruf verfehlt... ich glaube auch, dass es ohne liebe gar nicht wirklich geht... für mache ist es liebe, für manche wärme, akzeptanz, große zuneigung, vertrauen.. die liebe hat ganz viele gesichter. und ich bin ganz und gar mit medusa einer meinung, dass die liebe sich verwandelt .. verwandelt, wenn es gutgeht ... von einer anfangs vielleicht unsicheren, ängstlichen, schamhaften, verzagten liebe begleitet von vielen widerständen und oft gleichzeitig sehr schwierigen gefühlen wie hass und wut - auch begleitet von klammern, festhalten und besitzen wollen... kann sie sich verwandeln in eine liebe, die den anderen seine freiheit lassen kann... auch wenn es verdammt wehtut... die weiss und fühlt, dass lieben und besitzen wollen nicht zusammen geht.. und dass erfüllung der liebe nicht zwingend dazugehören muss, um lieben zu können...

ja, bin auch noch am nachdenken darüber...

Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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carö
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Beitrag Mo., 29.11.2010, 13:32

betonung liegt gerade auf.... VERDAMMT WEHTUT .............

ja sorry, doller konstruktiver beitrag
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TimpeTe
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Beitrag Mo., 29.11.2010, 14:28

betonung liegt gerade auf.... VERDAMMT WEHTUT .............


vielleicht tröstet es dich, wenn ich dir sage, - es besteht die Möglichkeit, dass es irgendwann nicht mehr wehtut....überhaupt nicht mehr wehtut....
was bleibt ist sowas wie Wehmut....aber die fühlt sich gut an.

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carö
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Beitrag Mo., 29.11.2010, 15:05

danke für die tröstlichen worte medusa *einatme_ausatme*
ja.. wird schon ...
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Keksin
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Beitrag Mi., 01.12.2010, 21:24

Hallo !

Hm, was soll man schreiben, wenn es einen selbst so erwischt hatte ?!

Ich denke, die können das schon ganz gut handeln. Das wäre sonst auch nicht ohne.

Peinlich sein muss einem so etwas sicher auch nicht.

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inzwischen denke ich aber auch, dass vielleicht ja auch ein bestimmter typ mebsch diesen beruf wählt.
so wie ja auch ein bestimmter typ eher politiker, jurist, lehrer usw. wird....
Das klingt irgendwie nicht ganz unvoreingenommen.
Mit so einer Haltung würde ich das nie angehen.
Schön, dass ich meine Gedanken hier teilen darf, mit wem soll man sonst darüber reden!?
Na auf Anhieb würde ich sagen; mit deinem Therapeuten, je männlicher desto besser.
Und darum habe ich mich zum Beispiel auch sehr über mein Verlieben geärgert, ich fand mich peinlich und dachte "So ein Mist, jetzt ist mir diese Himbeersoße, von der man immer hört, auch passiert, wie peinsam!".
Peinsam ?!

Damit kann ich nicht so viel anfangen. Was meinst du damit ?

Lg, Keksin

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Woman
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Beitrag Mi., 01.12.2010, 21:47

Hallo keksin,
Woman hat geschrieben:Schön, dass ich meine Gedanken hier teilen darf, mit wem soll man sonst darüber reden!?
Keksin hat geschrieben:Na auf Anhieb würde ich sagen; mit deinem Therapeuten, je männlicher desto besser.


Genau das will ich eben nicht, wie aus meinen Beiträgen auch hervorgeht!
Was meinst Du mit 'je männlicher, desto besser'?
Und seit jeher war es so, daß die Liebe erst in der Stunde der Trennung ihre eigene Tiefe erkennt.

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naja
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Beitrag Fr., 03.12.2010, 18:03

Genau das, was Dunkle schrieb, meine ich:
ich verliebe mich in meine Therapeutin, so wie sie sich als Therapeutin gibt, aber nicht in sie als privatperson, denn die Privatperson Frau xy kenne ich nicht und die kennt ja kein Klient....
natürlich hat sie Eigenschaften, die sie nicht spielt, aber als Therapeutin gibt sie sich auf jedenfall mitfühlender, höflicher, usw.....

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TimpeTe
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Beiträge: 467

Beitrag Fr., 03.12.2010, 18:11

natürlich hat sie Eigenschaften, die sie nicht spielt, aber als Therapeutin gibt sie sich auf jedenfall mitfühlender, höflicher, usw.....
oder pennt während der Stunde ein... und ich muss den Mann in die Küche schicken, damit er sich einen Kaffe aufbrüht um wach zu bleiben.

Ich behaupte, wenn man längere Zeit in Therapie ist, lernt man den Menschen vis-a- vis recht gut kennen. Auch im Real-Life kenn man einen Menschen nicht auf Anhieb....

Es ist alles nicht so einfach, wie es scheint...Gefühle halten sich in der Regel nicht an die Vernunft...

medusa
Wenn wir bedenken, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt. (Mark Twain 1835-1910)

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naja
Helferlein
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weiblich/female, 26
Beiträge: 146

Beitrag Fr., 03.12.2010, 18:52

Ich habe mich bisher immer in Frauen verliebt, die ich persönlich überhaupt nict kannte, und dachte, dass das eher sowas wie Schwärmen ist, so auf die Art, wie Jugendliche für Popstars oder Schauspieler schwärmen.

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turbulent
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Beiträge: 71

Beitrag Sa., 19.03.2011, 07:56

Die Therapeutin, wo ich bin sagt immer: Zuhause bin ich ganz anders!
Garnicht mehr so therapeutisch und psychologisch bedacht.
Da schreie ich auch schonmal rum!

Sind eben auch nur Menschen

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