in der praxis des fühlens finde ich das noch sehr schwer. wenn ich bei mir bleibe, also z.b. in der geschichte mit meinem vater, dann ist da so viel wut, so viel verzweiflung darüber, was er mir angetan hat, da ist dann kein platz für verständnis, weil mich das entsetzen darüber, wie einer so mit mir sein kann, aus den puschen haut. aus den puschen fliegen will ich nicht, also verstehe ich, also habe ich mitleid.
Hm, soweit bin ich leider auch noch nicht als dass ich eine Lösung dieses Dilemmas hätte, das ich in etwas anderer Form nachvollziehen kann... also dass eine Handlungsoption andere auschließen können. Ich denke daher mal zukunftsgerichteter (also was mir als mögliche Zielvorstellung vorschwebt und hoffentlich nicht jeden Realismus entbehrt):
Wenn ich bei mir bleiben kann, dh auch zu wissen/spüren,
* was fühle ich jetzt (bereits hier liegt für mich noch ein Haken, der mich trotz Besserungen noch teils ins Rudern bringt),
* was will ich für Kosequenzen daraus ziehen
* und mein Selbstbild halbwegs gefestigt ist,
dann haut es mich vielleicht auch nicht mehr so aus den Puschen, wenn jemand meint, mir Dinge an den Kopf klatschen zu müssen. Denn kann ich vielleicht so eine Perspektive entwickeln, dass ich einerseits "Verständnis" habe (z.B. xy kann nicht anders, schwere eigene Geschichte, etc.), aber TROTZDEM ärgert's mich, macht mich wütend, bringt mich zur Verzweiflung, macht mir Angst etc. Dann habe ich hoffentlich auch verschiedene Möglichkeiten, wie ich reagieren will (selbst oder auf den anderen): eher verständnisvoller (obwohl ich mich ärgere) oder eher ärgerlicher (obwohl ich xy auch nachvollziehen kann... aber halt auch Ärger verspüre, weil...). Und wenn ich weiß, wie ich bin, dann verlieren verletzende, unzutreffende Zuschreibungen vermutlich auch an ihrer Wucht, weil ich dann aus tieferer Überzeugung spüren kann, das die Vorwürfe nun wirklich hanebüchen sind.
mein ihn verstehen und mitleid mit ihm haben, war ein erster schritt da raus
Also von mir weiß ich, dass ich meine Gefühle auch dadurch "wegmachen" kann, wenn ich zu sehr in der Perspektive des anderen bin. Also Perspektivenwechsel halte ich durchaus für legitim (mitunter auch als wichtig). Kritisch kann es aber werden, wenn man sich dabei nicht mehr hinreichend selbst wahrnimmt... oder manche Gefühle dann nicht mehr so spürbar sind (als z.B. wenn ich mir erkläre, dass es ja einen guten Grund hatte, warum xy so reagierte, kann es auch sein, dass Ärger meinerseits, der von außen betrachtet an sich auch berechtigt wäre, dabei flöten geht).
vallee, puh das mit dem sich verabschieden von schmerz und sehnsucht, aber bitte gleichzetig zulassen und bloß nicht abspalten
Ich denke, also weiter zukunftsgerichteter gedacht, dass es zunächst wichtig ist, Schmerz zulassen zu können (z.B. auch den über unerfüllbare Sehnsüchte), vielleicht ein unpassender Vergleich, aber so ähnlich wie in einem Trauerprozess. Und ich bin optimistisch, dass manches dann mit der Zeit auch wieder verblassen wird bzw. man vielleicht auch ein Stück weit Abschied von unerfüllbaren Sehnsüchten nehmen kann. *). Dass Schmerz/evtl. Sehnsucht ganz weggehen kann, halte ich für unrealistisch. Denn was war lässt sich eben nicht auslöschen, wird immer schmerzhaft bleiben, hat aber vielleicht nicht mehr so die Wucht bzw. schießt dann nicht mehr (wie bisher) als Symptome oder sonstwas an anderen Ecken hoch. Wichtig ist in diesem Prozess wohl auch die Verankerung, dass manches nun vorbei ist, und man im Hier und Jetzt weitere Perspektiven für sein Leben entwickelt.
Vielleicht alles noch etwas unausgereift, stecke zudem gerade selbst mal wieder in einem Konflikt... aber soweit meine Ideen dazu.
*) Sehnsucht ist im Moment nicht wirklich mein Thema, vielleicht weil es für mich schon durch ist oder alles andere als durch ist, und noch unterschwellig brodelt - ich weiß es nicht und mag einfach mal ersteres glauben. Aber ähnlich wie vallees Therapeutin meinte mein stat. Thera auch mal (als sie verschiedene Dinge aufzählte), dass ich davon Abschied nehmen müsse. Allerdings waren das (für mich) in dem Sinne keine Sehnsüchte, Wünsche, die ich hegte, weil ich mir das eh schon vor einiger Zeit abschminkte... die Aussage hatte also nicht wirklich viel Wucht für mich. Inwieweit ich das allerdings emotional schon durch hab, puuh, wie gesagt, weiß ich nicht.
@ Seepferdchen: Verkneife dir dazu bitte jeglichen Kommentar .