Dissoziation während der Therapiestunde

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palü
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Beitrag Do., 12.02.2015, 01:37

Hi Ihr,
heute zur Abwechslung mal ohne Disso aus der Stunde gekommen.......gutes Gefühl......
Süenneli, ich würde mal so von Ferne interpretieren, dass das Fehlen oder Abschwächen Deiner sonst vorhandenen Ängste unmittelbar nach der Stunde bedeuten könnte, das Du Dich "gut getragen/gestützt" fühlst. Vieleicht bist Du getragen von dem Gefühl, das Du mehr (ab-) kannst als Du meinst. Schliesslich gehst Du, ähnlich wie ich sehr auf Dich konzentriert in die Stunde. Ich werde im Vorfeld extrem ruhig, sensibler für Eindrücke und nahezu philosophisch in meinen inneren Dialogen..........das ist nicht mein Grundnaturell, abereine bislang eine Facette von mir die sonst kaum einer kennt, da ich ihr sonst nicht den Raum gebe. ........aber ist doch auch schööön, ich lern mich selbst kennen....

Danke auch Dir Gedankenkarussell für deine Gedanken.....Das mit der Bestrafung ist ein Gedanke, den ich aufgreife und für mich gezielter hinterfrage.....aber ich glaub, so in die Richtung gedacht, das da auch was dran ist.....

seid lieb gegrüsst

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Sünneli13
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Beitrag Mo., 16.02.2015, 22:55

Hallo zusammen

Hatte heute wieder mal eine Therapiesitzung. Wir haben dabei über eine ganz persönliche Erfahrung gesprochen. Dabei habe ich immer wieder dissoziiert, die ganze Stunde über. Das Thema geht mir halt so nah, so ziemlich nah, das kann ich sagen. Ich musste immer mit dem Erzählen stoppen und manches Detail sprangen nicht über meine Lippen über. Ich brachte diese Sachen nicht in ein erzählbares Narrativ über. Ich war sogenannt sprachlos! Dabei wusste ich genau, was mir gerade in diesem Moment passiert. Mein Körper reagiert halt bei solchen Sachen immer automatisch mit Dissoziation. Ich weiss, heute und jetzt brauche ich das Dissoziieren nicht mehr. Das ist schön gesagt, aber das Ganze passiert halt automatisch. Ich habe das nicht unter Kontrolle. So dissoziiere ich halt. Manchmal bin ich dann ganz nah bei meinem Therapeut- ich weiss, das klingt komisch. Aber es ist so. Manchmal sind es nur meine Gefühle, die sich irgendwie verabschieden wollen. Es ist da ein Teil in mir, der will sich mit dieser Thematik nicht auseinandersetzten......
Doch heute hat mein Therapeut ganz anders darauf reagiert. Normalerweise findet er meine Dissos eher beunruhigend, weil ja mit Dissoziationen wieder eine Therapiestunde (fast) vergeblich war, jedenfalls wenn es die ganze Zeit während der Therapiestunde ist. Er ist da sehr offen und ehrlich mit mir. Heute jedenfalls war das Thema Disso ganz anders für ihn. Ich sagte ihm bei der Verabschiedung, dass ich fast die ganze Stunde immer wieder dissoziiert habe. Er sagte darauf hin, dass habe er gut gemerkt. Ich sagt ihm auch, dass ich dagegen ankämpfe. Heute brauche ich ja die Disso nicht mehr. Ich denke, dass es wegen der heutigen Thematik nicht so schlimm war, dass ich dissoziiere. Wahrscheinlich weiss er jetzt, dass ich bei gewissen Themen das automatisiert habe. Aber was macht ihr so in der Therapiestunde dagegen?

@Palü: Vielen Dank für deine Rückmeldung! Super, dass es bei dir geklappt hat und du ohne Disso aus der Stunde gekommen bist! Toll! Ich denke, da hast du recht. Ich fühle mich echt mit meinem Therapeuten verbunden. Er hat so eine Art, die ist mir echt sympathisch. Wir haben einfach auch total die gleiche Wellenlänge- schon von Anfang an. Das heisst nicht, dass wir bei allem immer derselben Meinung sind. Das nicht. Aber dann sehen wir das eher als Ressource denn als ein Problem an. Ich kann mich ihm auch immer mehr öffnen, obwohl das noch nicht ganz der Fall ist. Aber das kommt, denke. Ja, ich gehe auch immer sehr auf mich bezogen und auf mich konzentriert in die Stunde. Einmal habe ich meinem Thera gesagt, dass das völlig nicht auf mich zutrifft, immer nur über mich zu reden. Da hat er mir aber versichert, dass das aber der Sinn der Sache ist. Und seither mache ich mir darüber keine Gedanken mehr. In der Therapie arbeiten wir halt sehr ichbezogen.

So, nun das wär genug für heute. Lg Sünneli

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gedankenkarussell
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Beitrag Di., 17.02.2015, 16:54

Hallo Sünneli13

ein paar Dinge ,was man als Sofortmaßnahmen machen kann stehen ja schon auf den vorherigen seiten.
ich denke da gilt es auszuprobieren und wenn man etwas für sich gefunden hat immer wieder geduldig mit sich sein und die Maßnahmen sofort anwenden und sie trotz Fehlschlag nicht gleich zu verwerfen
und das beste ist,finde ich,wenn man die Warnzeichen an sich bemerkt und gleich gegen das dissoziieren steuert. Fenster auf,bewegen,atmen,nach oben schauen etc.


kennt jemand diese Situation :
urplötzlich ist man in der diss drin ohne (vermutlich) Warnzeichen und ohne es aufhalten zu können?
warum ist das denn so? warum hat man manchmal noch die Möglichkeit um dagegen zu wirken und dann haut es einen völlig um. das beängstigt mich sehr,denn man ist kurz gefangen in sich und dann geht garnichts mehr.
und da verstehe ich den Sinn nicht mehr
"dissoziation als Selbstschutz"
für mich fühlt es sich eher an, wie die größte Tortur,die es in dem Augenblick geben kann :(
hat jemand in so einem Fall einen tipp,der einen dann effektiv und sofort raus holt?

liebe grüße an euch

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Sünneli13
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Beitrag Mi., 25.02.2015, 22:35

Hallo zusammen

Danke für dein Schreiben liebes Gedankenkassurrell.

Allein der Gedanke tut mir sehr gut, dass man mit solchen Sachen wie eben diese Dissos nicht alleine ist. Ich kenne gerade niemand in meiner Umgebung, mit dem man genau über solche Sachen reden kann. Ausser mit meinem Therapeuten. Letzte Stunde hat er nur gesagt, dass ich ja da war und in der letzten Sitzung mehrheitlich nicht dissoziiert hätte. Da musste ich gerade laut lachen und meinte, das wäre so nicht der Fall gewesen... So hat er mir gesagt, dass ich halt diese Fähigkeit hätte, zu dissoziieren. Natürlich hat er sich wiederholt und hat mir kurz gesagt, dass eben das Dissoziieren nicht Therapie förderlich sei. Das weiss ich mittlerweile, habe ich geantwortet, aber wie du Gedankenkrussell geschrieben hast, kann man das Dissoziieren manchmal nicht verhindern, es ist ein Mechanismus, der geschieht automatisch... Ich musste mir aber auch eingestehen und habe das dem Therapeuten gesagt, dass ich manchmal noch gerne dissoziiere... So muss ich dann weniger die Gefühle aushalten... oder kann das drosseln.
Ich dissoziiere momentan auch sehr oft privat... Es kommt auf die Situation an.

Was man dagegen tun kann? Heute gerade bekam ich einen Telefonanruf, als ich total vor starr vor mich hinschaute. Und schwups, war ich wieder da und wurde aus der Starre herausgeholt und konnte danach noch eine Arbeit verrichten! Ich denke, Bewegung hilft auch oder einfach schon das Merken, wann es los geht. Ist leichter gesagt als getan.

Gruss, Sünneli

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gedankenkarussell
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Beitrag So., 01.03.2015, 19:27

hallo liebe Sünneli13

wie geht's es dir bisher ?
kannst du im alltag das dissoziieren eher steuern oder kommt es da sogar weniger häufig vor ?
kannst du dich entsinnen, wann die dissoziation dir das erste mal richtig bewusst geworden ist und hat es deines Erachtens nach die therapie eher hervorgeholt?

ungefähr diese Fragen gehen mir nämlich zur Zeit durch meinen Kopf und trotzdem scheint alles so extrem verwirrend und verquer zu sein.
letzte Therapiestunde sind wir sogar extra spazieren gegangen draußen,damit das wegdriften nicht einsetzt,weil ich aktiv bin,aber es hat nichts genützt. mich haben ziemlich viele Bilder urplötzlich eingeholt und ich merkte,wie wieder garnichts ging (zumindestestens war ich nicht mehr in der Gegenwart).
da ich mich teilweise garnicht an die therapiestunden erinnern kann,fragte ich letztes mal meine therapeutin und sie sagte mir sachen,an die ich mich rein garnicht erinnern konnte. das war mir reichlich unangenehm und ich fühle mich seither so,als habe ich keine Kontrolle mehr über die Situation. ich brauche immer die Kontrolle,aber durch dieses "weg-sein" sind da Zeitabstände in denen ich nicht weiß ,was passierte
kann das denn sein? warum weiß ich das nicht ?
kann ich das irgendwie aufhalten?

tut mir leid für diese vielen Fragen, aber ich bin einfach so sehr verwirrt UND verunsichert

viele grüße

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Sünneli13
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Beitrag So., 01.03.2015, 22:36

Hallo auch dir liebes Gedankenkarussell

Ich leide unter Traumata und habe da, seit das Ganze bei mir losging, sehr viel Fachliteratur konsultiert und über meine Erkrankung gelesen. Da ich eben im letzten Sommer ein Studium beendet habe, weiss ich, wie man zu solcher Literatur kommt. Und das Ganze hat mich auch interessiert, weil ich Bescheid wissen möchte. Da habe ich das erste Mal von Dissoziation gelesen. Dann in der Therapie ist es mir bewusst geworden, als ich bei einer harmlosen Imagination am sicheren Ort dissoziiert hatte und der Therapeut sehr viel Mühe hatte, mich wieder zu sich zu holen... Die Disso hielt dann aber noch bis einen Tag nach der Stunde an... Seither merke ich, dass ich in jeder Stunde dissoziiere. Ich kann da machen, was ich will, es geschieht einfach automatisch. Ich sage aber nicht bei jeder Disso dem Therapeuten, dass ich dissoziiere... Ich strenge mich einfach an....

Das mit dem Vergessen haben, was man in der Therapie gemacht und gesagt hat, kenne ich auch. Vielleicht nicht in so einer krassen Form. Da ich vor allem unter Depersonalisation/Derealisation leide und da bleibt die Realitätskonstante fast erhalten. Ich reagiere aber irgendwie total verlangsamt und kann mich nicht adäquat ausdrücken. Letzte Woche litt ich aber unter tonischer Immobilität, das heisst ich erstarrte. Da kann ich mich auch nicht an alles genau erinnern.

Mein Therapeut hat einige Passagen von der letzten Sitzung aufgenommen. Nun kann ich alles hören. Da habe ich gemerkt, dass ich auch nicht alles, was der Therapeut gesagt hat, auch mitbekommen.... Seither leide ich aber öfters unter Dissoziationen. Ich denke, bei mir hängt das mit dem Thema zusammen, das wir behandeln.... Und auch, dass ich mir dieser Abwehrmechanismus einfach antrainiert habe und der Körper bei Stress so reagiert. Vielleicht geht es dir da ähnlich. Ich denke, wichtig ist erstmals, dass du merkst, wann du zu dissoziieren beginnst und dann darauf reagierst oder sofort das Thema wechselst oder so. Damit man lernt, dagegen etwas zu unternehmen. Wenn das geht.... Ich schaffe das ja auch nicht immer...leider.....

Ich hoffe, ich konnte dir irgendwie weiterhelfen, aber ich verstehe dich sehr gut!

Gruss, Sünneli

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doppelgängerin
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Beitrag Mi., 04.11.2015, 14:25

Ich mag den Thread mal hervorkramen, weil mich das scheinbar auch betrifft.
Ich beginne zu verstehen, was da im Alltag und in den Sitzungen mit mir passiert.
Ihr schreibt davon, dass bestimmte Themen, Gerüche, Geräusche der Auslöser sein können, aber auch NÄHE. Was meint ihr damit? In wieweit ist der Therapeut euch dann (zu???) nah? Meint ihr so etwas wie Mitgefühl oder Empathie des Therpeuten?

Ich glaub ich spinne, aber genau d a s scheint ein Wegdriften bei mir auszulösen. Ich merke, wie ich mich dagegen wehre, und dann bin ich weg. Kann das denn sein???

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Beitrag Mi., 04.11.2015, 17:46

Hallo liebe Doppelgängerin...

Also jeder hat ja unterschiedliche trigger und es ist wirklich schwer zu schauen, welche es sind.

Empathie und Mitgefühl können es durchaus sein.

Bei mir ist es auch einfach, wenn ich Zb von meiner thera gelobt werde (zb sehr gut bestanden Abschluss oder wie gut ich alles meistere usw.).
Ich kann das dann nicht hören und zack, bin ich weg.

Hast du das schon mit deiner thera besprochen?
Und ich denke nicht, dass du spinnst, auch wenn du dir dabei vielleicht so vorkommst, aber dein Körper assoziiert ja diese Art der nähe mit etwas und weil es kaum auszuhalten geht will sich die Psyche schützen und "verlässt" das Gespräch, um davon Abstand zu gewinnen, es nicht erleben zu müssen ...dissoziation ist schon eine "wirre Konstruktion" so zwischen surreal und doch ein aufgehoben fühlen in der eigenen sicheren Welt, dennoch sagt mir meine thera immer :
" das war damals wichtig, heute nicht mehr, denn heute kannst du neue Erfahrungen machen"
Wenns doch so einfach wäre :-/

Liebe grüße

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doppelgängerin
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Beitrag Mi., 04.11.2015, 19:52

Danke für Deine Antwort! Für mich offenbaren sich da gerade Welten, glaube ich. Ich dachte immer, ich bin eben manchmal "phlegmatisch" - so jedenfalls nennt es meine Umgebung, wenn ich in bestimmten Situationen wie ferngesteuert oder total abwesend bin, neben mir, Gesprächen nicht folge oder auch erstarre.

Und auch dieses ewige in diesen Zuständen kleben bleiben...

Also ja, wir haben es in der letzten Stunde thematisiert.
Es ging hauptsächlich um meine Tochter, weil mich das sehr fertig macht, dass ich mit meiner Aufmerksamkeit nicht wirklich bei ihr bleiben kann, sondern immer "abrifte" oder "innerlich weggehe". Und die Thera meinte dann, dass meine Tochter (oh je, das ist so schrecklich, es ist ja meine TOCHTER!) irgendwie scheinbar an etwas erinnert, oder etwas in mir anrührt, dass in mir diesen Fluchtreiz auslöst.
Sie hat mich auch gefragt, ob ich noch andere Situationen kenne, in denen das passiert. Ich war davon erstmal so überrollt, dass ich dazu nichts sagen konnte und Aufgabe ist jetzt darüber nachzudenken bzw. mich zu beobachten.
Ja! Es passiert oft! Sehr oft. Aber es fühlt sich so...unterschiedlich an. Dennoch ist es scheinbar ähnlich.
O man! Sorry, aber das ist für mich gerade ganz schön viel.
Die Thera nannte es nicht Dissoziationen. Deshalb will ich mich auch nicht darauf festlegen, dass es welche sind. Aber wenn ich darüber lese, denke ich: Volltreffer!

Eine Frage hab ich noch: Bei manchen Beschreibungen klingt es so als würden die Leute ins Nirvana gehen. Denkt ihr weiter? Und wenn, was? Einfach etwas anderes? Oder bleibt ihr in der Situation und seit einfach distancierter, abwesender, unbeteiligter?

Und ja, ich bin auch ein paar Mal in den Sitzungen abgedriftet. Eben in den Momenten, wo sie mir so etwas wie Mitgefühl, oder auch Wärme zeigte. Ich konnte mich relativ daraus befreien unter großer Antrengung, und nach kurzm Stocken auch weiterreden. Aber ganz "raus" war ich nicht. Ich weiß nicht, ob sie es bemerkt hat?
Aber was bitte triggert denn an Mitgefühl und Wärme? Ist ja nichts, was an ein Trauma erinnert, oder? Oder weil man es so gar nicht kennt und deshalb geht man so auf Abwehr? Aushaten kann ichs ganz schlecht.
Sorry, Therapieanfäger... Ich habe irgendwie keinen Durchblick...

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peppermint patty
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Beitrag Mi., 04.11.2015, 19:57

Ja, Nähe kann ein Auslöser sein. Ist bestimmt nicht selten der Fall.

Ich thematisierte mal, dass ich es toll finde, dass ich vieles so liebevoll und warmherzig in meiner Therapie erlebe und meine Thera meinte und genau dann wenn es nah, eng und liebevoll wird gehe ich weg. Ich habe das Weggehen selbst gar nicht richtig mitbekommen.
Wunsch und Wirklichkeit.

Ich glaube es hat etwas mit nicht gehabt haben zu tun. Vielleicht auch mit unerfüllter Sehnsucht. Als meine Thera zum ersten mal das Wort Zuneigung in den Mund nahm bin ich panisch zusammengeschreckt. Ich denke da hatte sie einen wunden Punkt getroffen.
Sie hat mir auch mal erklärt Babys/Kinder, die nie den Glanz in den Augen der Eltern sehen konnten, die natürlich dennoch ihre Eltern lieben schämen sich. Sie schämen sich dafür ungeliebt zu sein, auch wenn sie insgeheim weiter auf Liebe und gesehen werden hoffen.

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gedankenkarussell
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Beitrag Mi., 04.11.2015, 21:53

Kein Problem Doppelgängerin, die frage und Gefühle in dir und ich weiß , wieviel Hilfe es gibt, fragen stellen zu können und das etwas eine Bezeichnung bekommt und man es dadurch besser verstehen kann.

Vielleicht kannst du dir notieren, wann das wegdriften auftritt und ob du vielleicht eine Ursache findest- quasi ein Tagebuch darüber schreiben.

Ich finde es übrigens nicht verwerflich, dass dich deine Tochter triggern könnte, auch wenn es sich für dich schrecklich anfühlt, aber ich kenne es ähnlich mit meiner kleinen schwester, die mich offenbar auch sehr triggert und ich deshalb oftmals die Distanz wahre,obwohl sie ja nichts dafür kann und es mir sehr leid tut.
In bezug auf deine Tochter würde ich aufjedenfall nochmal mit deiner thera darüber reden und deine Gedanken dazu äußern und es gibt ja auch skills mit denen man das wegdriften etwas kontrollieren kann, jedoch erfordert es viel Übung und vorallem Geduld und zeit.

Was machst du für eine therapie?

Also wenn ich wegdrifte und nicht ein anderer Anteil die Rolle übernimmt, ist das nur ein recht kurzer zeitraum.
In dem Moment kann ich meine thera nicht mehr hören, ich sehe das sie etwas sagt und ich höre den ton, aber es kommt nicht bei mir an.
In dem Moment kämpfe ich so gegen das switchen an und bekomme nichts anderes mehr hin oder mit.
Mir schmerzt dann sehr der Kopf und ich fühle mich, als spanne ich jeden Muskel in mir an.
Alles wird ferner und ferner und vorallem unreal. Die umwelt, die Situation, ich...tja und dann ist es sowieso schon zu spät und schon während ich merke, dass ich wieder wegdrifte ärgere ich mich sehr darüber.

Im alltag jedoch bin ich MANCHMAL froh über diese Funktion, denn dann muss ich manches nicht direkt mitbekommen.
Nur beim Einkaufen ist es echt schwer...dann stehe ich manchmal ewig auf dem Gang oder meistens stelle ich mich immer an ein regal, weil ich weiß, dass ich wegdrifte und damit es nicht soo auffällt, könnten die Mitmenschen denken, dass ich nur überlege, was ich kaufen würde.
Das beansprucht manchmal sehr viel zeit.

Übrigens triggernden an Mitgefühl und Wärme kann viele Ursachen haben...
Sei es das du das so nie bekommen hast und wie peppermint es geschrieben hat, dein inneres sich danach sehnt.
Oder sei es zuviel Wärme und Mitgefühl macht dich nahbar, angreifbar und da sträubt sich etwas in dir.
Aber da könnte man jetzt noch viele viele Dinge aufzählen.
Vielleicht hilft es dir auch hier zu notieren, was bedeutet für dich Wärme und Geborgenheit oä.
Mit was verbindest du es...was gab es gutes und was schlechtes. Damit kannst du es vielleicht etwas ordnen und mit deiner thera gemeinsam anschauen.

@peppermint
Das aufschrecken kenne ich auch sehr...mir passiert es oft, wenn mich jemand fragt; wie es mir geht...das ist für mich so unvorstellbar und erschreckend, dass jemand dad ernsthaft und vielleicht sogar ehrlich aus Interesse fragt, dass ich komplett überfordert und erschrocken über diese Frage bin und meistens garnichts dazu sagen kann oder die Menschen anlügen (aus schutz) und sage , alles sei ok , dabei treibt mir eigentlich diese recht belanglose frage manchmal die Tränen in die augen.

Viele grüße für euch


Widow
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Mi., 04.11.2015, 22:31

Oft kann ich nach der Therapiestunde nicht mehr rekonstruieren, was wann wie von wem gesagt worden ist. Es bleibt - bestenfalls - ein Gefühl übrig: "War erträglich /gut / unerträglich".
Ich vergesse, was der Therapeut gesagt hat. Ich vergesse, was ich gesagt habe. Oft.
(Oft sagen wir auch gar nichts, sondern schweigen.)

Wenn ich mir vor Augen führe, dass genau das auch in Alltagssituationen bei mir der Fall ist und dort eine gute Funktion hat, dann möchte ich das weder pathologisieren noch missen.

Im Alltag sieht das bei mir so aus:
Oft bewältige ich meinen Alltag ohne jegliche wirkliche "innere" Beteiligung, sondern als Rolle (wenn ich unterrichte z.B., aber auch wenn ich bei Lidl an der Kasse stehe), und bin nicht nur nicht "ganz" da in der Situation, sondern vergesse die Details der Situationen sofort wieder.
Das zumindest finde ich erleichternd, denn wenn ich immer mit mir ganz vor Ort sein müsste, dann müsste ich ja auch immer leben, wie bescheuert, krank, pervers, sinnlos, menschenverachtend und kaputt ich jene Orte und das an sie jeweils gebundene Tun von mir finde. - Unvorstellbar, wie soll man denn da leben können?

LG
w

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Beitrag Mi., 04.11.2015, 23:22

gedankenkarussell hat geschrieben:In dem Moment kann ich meine thera nicht mehr hören, ich sehe das sie etwas sagt und ich höre den ton, aber es kommt nicht bei mir an.
ja, so kenne ich das auch ... mit meiner Tochter leider
Wobei ich innerlich absolut wo anders bin. Einfach etwas anderes denke(?? ich weiß das gar nicht genau! kann sein, ich denke tatsächlich an irgendwelche anderen Dinge???). Ich bemühe mich nur selten da raus zu kommen, weil ich so weit weg bin, ich komm gar nicht auf die Idee - bis sie schreit oder anderweitig extremer wird in ihren Äußerungen. Dann erledige ich, was sie braucht, wie ferngesteuert und bin meistens gleich wieder weg. Es ist furchtbar!!! Sie braucht natürlich mehr als eine Robotermutter
Das mit dem Einkaufen kenne ich nur zu gut! Herrje und ich dachte schon, ich bin irre, dass ich zeitweise ne Stunde brauche für nen kleinen Einkauf...
Also gut, das irre ist vielleicht nicht aufgehoben, aber es passt jetzt doch einiges zusammen.

In der Sitzung hab ich mich hingegen immer bemüht "da" zu bleiben. Ich glaube, ich habe deshalb fast alles gehört, was die Thera gesagt hat, aber eben alles als "unreal", "taub", "verwaschen" und "weich" wahrgenommen.
Hinterher bin ich, wie fast immer aber in die falsche Richtung gerannt, an meinem Fahrrad vorbei gelaufen, hab dann irgendwann gemerkt, dass ich es vergessen hatte und wusste nichtmehr, wo es steht. Hab lange gebraucht mich wieder zu spüren. Eigentlich bin ich noch weggezoomt schlafen gegangen am Abend.

Das mit dem Aufschreiben mach ich, danke! War ja quasi auch Aufgabe, dass ich das beobachten soll. Mit so einer Art Tagebuch bekomme ich da vielleicht ne Logik rein.
gedankenkarussell hat geschrieben: Was machst du für eine therapie?
Ich bin derzeit übergangsmäßig bei einer tollen systhemischen Therapeutin. Ich warte aber auf einen Platz bei einer die tiefenpsychologisch arbeitet. Das hat mir erstere empfohlen. Ich war auch erst 4 oder 5 mal bei ihr. Stehe also ganz am Anfang. Und bin dennoch nach diesen wenigen Stunden zwar einerseits tierisch durch den Wind, andererseits so dankbar, dass es scheinbar logische Zusammenhänge und somit hoffentlich auch Wege für mich und meine Familie gibt!!
gedankenkarussell hat geschrieben:während ich merke, dass ich wieder wegdrifte ärgere ich mich sehr darüber.
Das kenne ich so kaum. Vielleicht, weil mir das noch nicht richtig bewusst ist, was da wann genau passiert? Irgendwie merke ich den Schaden erst hinterher...

Danke für Eure Antworten!

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Beitrag Mi., 04.11.2015, 23:26

edit:sorry, gelöscht...
Zuletzt geändert von doppelgängerin am Do., 05.11.2015, 00:08, insgesamt 1-mal geändert.


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Beitrag Do., 05.11.2015, 00:05

Liebe Doppelgängerin,

Dissoziation in der Beziehung ist Kontaktabbruch und ist auch immer ein Schutz vor etwas. Und das kann bei Nähe durchaus der Fall sein, denn Nähe ist gefährlich..für jeden, aber Insbesondere für traumatisierte Menschen ist sie für das innere Überleben bedrohlich, kann sie doch hilflos und ohnmächtig machen, wenn sie einem zum Bsp wieder weggenommen wird.

Ich bin meistens schon noch so weit da, dass ich meine Thera noch höre, aber stumpf und leise, spüren tue ich dann gar nichts mehr, ich bin einfach ganz weit weg

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