Mein Therapeut kennt meinen Vornamen nicht

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Freistil
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Beitrag So., 31.10.2010, 09:08

Hey Sandy,

spannende Sache mit dem nicht-gewussten Vornamen, die mich auch selbst ins Nachdenken gebracht hat...
SandyZ. hat geschrieben:heute morgen wachte ich mit der Erklärung auf, dass er einen Beziehungstest durchgeführt hat. Mein Grad der Kränkung zeigt mir an, wie ich zu ihm stehe.
Ich stell mal eine Bauchidee in den (deinen) Raum, die mir kam, als ich deine Erklärung las. Ich glaube, diese Deutung deinerseits, dass das ganze ein Test war, ist eine Hilfskonstruktion von dir, um dich gegen eine potenzielle Verletzung zu schützen. Du wärest verletzt, hätte er wirklich nach all der gemeinsamen Therapiezeit deinen Vornamen nicht gewusst. Also hilfst du dir selbst (unbewusst) und erklärst dir es so, dass das Ganze ein Test war. So kannst du dich gegen die "böse" Realität schützen nd dich trotzdem - quasi spielerisch, weil alles ja nur ein test war - den entstandenen Emotionen stellen. Interessant, wenn es so wäre.
SandyZ. hat geschrieben: Vielleicht werde ich ihm meine Vermutung nächste Sitzung einfach mal vortragen und schauen wie er darauf reagiert.
Mach das, dann bekommst du mehr Klarheit, was nun eigentlich wirklich los war. Sonst drehst du dich nur in dir selbst...


Ich selbst wäre tief tief enttäuscht, wenn mein Therapeut meinen Vornamen nicht wüsste. Immerhin sehe ich ihn seit quasi 2 Jahren 4 Tage die Woche....... Er benutzt auch ab und an meinen Vornamen. So ähnlich wie bei carö beschrieben: in der dritten Person. Thera: "Dann würde beim nächsten Mal die erwachsene "freistil" der kleinen "freistil" sagen: ........"

Wenn mein Thera ähnlich wie deiner in die missliche Lage gekommen wäre, dass er meinen Vornamen (blackout.mäßig) plötzlich nicht mehr gewusst hätte, dann hätte ich mir wenigstens gewünscht, dass er sich irgendwie rhetorisch aus der Situation rausgerettet hätte und nicht einfach kalt bloß wie auf einem Amt fragt: "Wie war noch gleich Ihr Vorname?"...

LG freistil
Wenn das Herz denken könnte, stünde es still. (Pessoa)

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hungryheart
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Beitrag So., 31.10.2010, 10:15

Freistil hat geschrieben: Ich glaube, diese Deutung deinerseits, dass das ganze ein Test war, ist eine Hilfskonstruktion von dir, um dich gegen eine potenzielle Verletzung zu schützen. Du wärest verletzt, hätte er wirklich nach all der gemeinsamen Therapiezeit deinen Vornamen nicht gewusst. Also hilfst du dir selbst (unbewusst) und erklärst dir es so, dass das Ganze ein Test war. So kannst du dich gegen die "böse" Realität schützen nd dich trotzdem - quasi spielerisch, weil alles ja nur ein test war - den entstandenen Emotionen stellen. Interessant, wenn es so wäre.


den gedanken hatte ich auch.



eine geschichte von mir:
ich war als jugendlich bei einer kinder-und jugendtherapeutin, die mich naturgemäß immer mit meinem vornamen ansprach.

einmal ergab sich eine (lustige) situation, in der sie meinen nachnamen nicht wusste.

mich hat das damals null irritiert oder gekränkt/enttäuscht, weil ich es eh viel schöner und intimer fand, mit meinem vornamen angeredet zu werden.

würde euch das vergessen des nachmamens ähnlich enttäuschen, wie ein vergessen des vornamens?

oder ist es die intimität des "den vornamen wissen" , die euch wichtig ist?
Nimm was du willst und zahl dafür.

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SamuelZ.
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Beitrag So., 31.10.2010, 12:27

Riniel hat geschrieben:
SandyZ. hat geschrieben: Mein Grad der Kränkung zeigt mir an, wie ich zu ihm stehe.
wie meinst du das?
Dass es dich gekränkt hat, heißt, dass er dir viel bedeutet als Therapeut und wenns dich nicht gekränkt hätte, dann hieße es, er ist dir nicht wichtig? Habe ich es richtig verstanden?
Ne, anders rum. Je weniger ich mich davon verunsichern und kränken lasse, desto fester ist die therapeutische Beziehung. Je mehr ich mich durch solche Dinge verunsichern und kränken lasse, desto mehr zweifle ich ja an ihm und desto instabiler ist die therapeutische Beziehung.

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SamuelZ.
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Beitrag So., 31.10.2010, 12:39

Heyo Freistil,

danke für deine Gedanken dazu.
Du wärest verletzt, hätte er wirklich nach all der gemeinsamen Therapiezeit deinen Vornamen nicht gewusst.
Da bin ich mir ehrlich gesagt nicht so ganz sicher. Mein Gefühl war eins des Unglaubens, es tendierte in Richtung Absurdität. Ich fragte mich eher, ob er was taugt als Therapeut. Also: Was halte ICH von einem Therapeuten, der meinen Vornamen nicht kennt bzw. sich nicht rhetorisch geschickt aus der Misere winden kann. Er hätte ja anstelle des Vornamens einfach "Du" sagen brauchen, dann hätte der Satz auch einen Sinn ergeben.

Zur Zeit kann er mich gar nicht so stark verletzen, habe ich den Eindruck. Wenn ich ihn 4x die Woche sehen würde, wäre es vermutlich anders um mich bestellt.

Vielleicht ist da ein tiefer Schmerz in mir, aber ich sehe zur Zeit keinen Anlass, mich damit zu identifizieren. Um bei meinem Bild mit dem Fisch zu bleiben, ja, da zupft was an der Angel, aber ich muss den Fisch ja nicht gleich aus dem Wasser ziehen. Dieses Gefühl ähnelt nicht dem Weißen Hai, der mit offenem, zähnefletschenden Maul aus dem Wasser schießt und mich verschlingen will, sich mir aufdrängt und nicht locker lässt bis alle Tränen geflossen und alle Emotionen losgerüttelt wurden.

(Interessanterweise war eins der Themen in der Sitzung, dass meine Mutter damals ihre Kinder traurig machen musste, um ihrem Mann zu zeigen, was er für ein Versager sei. Vielleicht rührt meine "Gelassenheit" und "Leidenschaftslosigkeit" daher?)

lg Sandy

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SamuelZ.
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Beitrag So., 31.10.2010, 12:43

@hungry:
oder ist es die intimität des "den vornamen wissen" , die euch wichtig ist?
Für mich hat sich der Blickwinkel auf die Frage nach seiner Professionalität verschoben. Wenn ich es unter diesem Gesichtspunkt betrachte, dann kann ich ihm diesen Lapsus verzeihen. Passiert mir ja auch hier und da. Wenn mir die Intimität zwischen uns wichtig wäre, dann hätte es mich wohl eher betroffen gemacht.

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Zwackel
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Beitrag So., 31.10.2010, 12:54

@Sandy Z:
Ich denke Du solltest in diese Geschichte nicht allzu viel hineininterpretieren.
Er benutzt nunmal meistens nur deinen Nachnamen, wenn er Dich anspricht. Den Vornamen hat er wohl schonmal auf irgendwelchen Akten gesehen, aber das prägt sich eben nicht so gut ein.

Ich selber habe jeden Tag mit hunderten von Schülern zu tun, die ich alle ständig mit ihrem Vornamen anspreche. Die Vornamen habe ich nach ein paar Wochen alle (naja, fast alle) parat. Bis ich mir zu jedem einzelnen von ihnen aber auch den richtigen Nachnamen merken kann, dauert es mehrere Monate, obwohl ich den Nachnamen ja auch in jeder Klassenliste sehe.

Dass es in deinem Fall der Vorname war, den er vergessen hat, heißt absolut nicht, dass Du ihm persönlich nicht viel bedeutest, oder dass er dich auf Distanz halten will. Es ist meiner Meinung nach wirklich nur ein Gedächtnisproblem, weiter nichts.
Wenn er in der Therapie laufend deinen Vornamen benutzt hätte, dann wüsste er vielleicht eben deinen Nachnamen nicht mehr.

LG, Zwackel
Life is what happens to you while you're busy making other plans.
(John Lennon)

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SamuelZ.
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Beitrag So., 31.10.2010, 13:02

So sehe ich das auch, Zwackel.
lg Sandy

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neko
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Beitrag So., 31.10.2010, 13:45

nur ein kurzer gedanke: ich finde es ein bisschen merkwürdig, dass du es als zeichen mangelnder professionaltät ansiehst, dass er sich nicht wenigstens (?) rhetorisch geschickt aus der misere ziehen konnte. ist das nicht umgekehrt ein zeichen für die professionalität eines therapeuten, dass er darüber stolpert, dass er deinen vornahmen nach 1,5 jahren nicht kennt? ein zeichen dafür, dass er dich und eure therapeutische beziehung ernst nimmt und mit dir gemeinsam darüber nachdenken will, warum das so ist und ob das vielleicht traurig ist - für dich, aber vielleicht auch für ihn? dan könnt ihr ja immer noch zu dem ergebnis kommen, ne, ist nicht schlimm. aber nachdenken solltet ihr wohl darüber - tust du ja auch - nur leider (noch?) nicht mit ihm gemeinsam.

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08/15nick
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Beitrag So., 31.10.2010, 13:59

aber warum ist es dann einen treat wert? wenn dir das nicht etwas bedeutetd.

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turbulent
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Beitrag Mo., 01.11.2010, 07:35

meine weiß meinen Vornamen und spricht ihn manchmal auch aus.
So wie es hier schon andere schilderten.

Bei meinem Alter jedoch, oder mein Wohnort früher, da kam sie immer ins schwanken.
Hat mich nicht sehr getroffen, weil sie sich tausend Geschichten und wohnorte anhöre, da kann man ja mal durcheinander kommen
Stimmt mich manchmal eher amüsiert, wenn sie wieder total hilflos in der Akte wühlt, weil sie den Geb. sucht xD

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SamuelZ.
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Beitrag Di., 02.11.2010, 09:43

08/15: was meinst du mit 'treat'?

neko: deinen Punkt kann ich nicht so ganz verstehen bzw nachvollziehen. So wie ich es momentan verstehe, und da kann ich aufgrund von Verständnisproblemen falsch liegen, kann ich dir nicht zustimmen, dass es ein Zeichen von Professionalität wäre.

turbulent: Ich werde ihn am Freitag fragen, ob er meinen Namen erinnert. Wenn nicht, dann mach ich ein Thema daraus.

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Pippi Langstrumpf
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Beitrag Mi., 03.11.2010, 08:29

Nach 1,5 Jahren "sollte" er Deinen Namen kennen...
Du bist zurecht enttäuscht und irritiert. Ich würde das in der nächsten Stunden thematisieren.

Gruß

Pippi
(...)und bräche nicht aus allen seinen Rändern
aus wie ein Stern: denn da ist keine Stelle,
die dich nicht sieht. Du musst dein Leben ändern.

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neko
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Beitrag Mi., 03.11.2010, 10:12

sandy, ich denke, es wäre nicht professionel im rückgriff auf rhetorik dinge unsichtbar zu machen, zu überspielen, statt aufzudecken..es ist ja nun einmal geschehen, es löst bei ihm dinge aus und bei dir. und darüber solltet ihr sprechen. das ist therapie. wenn er es überspielen würde, würde er dir was wegnehmen, er wäre nicht aufrichtig, er würde dir die chance nehmen, nachzuspüren, was das für dich bedeutet usw. usf.

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Kimberly
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Beitrag Mi., 03.11.2010, 16:57

Hm, ich habe gar nicht die Erwartung das mein Therapeut meinen Vornamen kennt und deshalb würde es mich auch nicht schockieren, wenn er da nachfragen würde.
Schließlich siezen wir uns und es reicht mir völlig aus, dass er meinen Nachnamen parat hat. Was ich viel wichtiger finde und mich immer wieder erstaunt, dass er das was ich ihm bisher erzählt habe, in Erinnerung hat. Das allein gibt mir das Gefühl wahrgenommen zu werden.

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SamuelZ.
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Beitrag So., 07.11.2010, 19:06

Okay, er meinte, er kenne meinen Vornamen natürlich, habe jedoch in jenem Augenblick ein Blackout gehabt und generell ein schlechtes Namensgedächtnis.
Ich sagte ihm, dass ich darauf weder verletzt oder gekränkt sondern v.a. verwundert reagiert hätte. Meine Gefühle sind für mich ein Zeichen, dass es mir v.a. um seine fachlichen Qualitäten als Therapeut (Professionalität) geht und weniger um die intime Beziehung zu ihm.

Nennt es paranoid:
Für mich steht fest, dass sich ein roter Faden durch die letzten 4 Sitzungen zieht.
1. Sitzung: Meine rasanten Stimmungswechsel sieht er als normal an. So etwas mache jeder mit. Ich fühle mich nicht ernst genommen. Schmerz: "Stell dich nicht so an. Du bist nicht krank!"
2. Sitzung: Ich erzähle ihm, dass ich in der vorigen Woche ernsthaft über einen Therapeutenwechsel nachgedacht hätte. Grund: seine lässigen und lapidaren Bemerkungen über meinen seelischen Gesundheitszustand, die in mir Fragen aufriefen, ob ich bei ihm an der richtigen Adresse sei. Ich wünsche mir einen freundlicheren, herzlicheren Umgang, wie ich es von anderen ( z.B. hier aus dem Forum) gehört hätte. Trost, etc. gebe es bei ihm ja nicht. Auch hatte er mich einmal an der Tür schnell abgewiegelt und ins Wartezimmer bugsiert, weil noch eine andere Patientin bei ihm war. Kein Hallo, nichts. Nur ein: "Noch einen Moment!" Ich weine schon im Wartezimmer.
3. Sitzung: Er vergisst meinen Namen.
4. Sitzung: Er begrüßt mich fast überschwenglich an der Praxistür. Es ist fast die gleiche Situation wie in der 2. Stunde, nur dass halt jetzt jemand am Telefon ist, den er am Ohr tragend mit zur Tür gebracht hat. Auch als ich ihm gegenüber sitze, ein strahlendes Lächeln wie ich es von ihm noch NIE erhalten habe.

Meine Theorie: In Std. 3 musste er mir erst einmal eine "emotionale Watschn" verpassen, damit er in Std. 4 seine gefühlskalten Verhaltensweisen aus Std. 2 ausbügeln konnte. Damit bleibt er "Herr im Ring", beugt sich nicht sofort meinen Wünschen, lässt sich nicht "erpressen", so seine Sichtweise. Auch ist es m.E. seine größte Angst, ich könne in eine "unkontrollierte Übertragungsliebe" verfallen. Deshalb: Zuckerbrot und Peitsche!!!

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