Opfer zu Täter

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Krümmelmonster
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Beitrag So., 07.01.2018, 11:13

Kennt das jemand von euch? Dass der Missbrauch/die Misshandlungen einfach ertragen wird/werden, obwohl man VIELLEICHT körperlich gar nicht, oder nicht mehr der/die Unterlegene ist?

kennst du vielleicht diese Erzählung, ein Elefant wird geboren und wir mit einer schnur am Fuß angebunden an einem Pflocken von Geburt an. Er wird größer und größer und ist immer noch am den Stamm gebunden. Er könnte sich aber befreien, hat es aber nie gelernt. Er wäre Überlegen und stark genug das er sich befreien konnte.
Der Elefant mit seiner Überlegene Art hat es nicht getan, weil er nicht wusste wie er sich wehren konnte.

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Kimba&Blacky
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Beitrag So., 07.01.2018, 11:25

Guten Morgen!
Julini hat geschrieben: So., 07.01.2018, 09:08Kennt das jemand von euch? Dass der Missbrauch/die Misshandlungen einfach ertragen wird/werden, obwohl man VIELLEICHT körperlich gar nicht, oder nicht mehr der/die Unterlegene ist?
Also ich war ihm unterlegen, habe mich aber trotzdem gewehrt, WENN ich gerade mal Kraft hatte, was selten war. Dann aber so richtig. Ich wollte diesen Kraft-Moment auskosten.
Das Schlimme daran war allerdings, dass er danach bzw. beim nächsten Mal noch brutaler war, sozusagen als Rache. Außerdem ist er sofort zu meinen Eltern gelaufen und hat das erzählt. Natürlich hat er nicht erzählt, dass er mich schon die ganze Zeit über schlägt, sondern es so dargestellt, als ob ich wegen Kleinigkeiten ausrasten würde.

Meine Eltern haben dann zu meinem Bruder gesagt, dass ich angeblich emotional-instabil mit Kontrollverlust sei und daher überreagiere und er bitte nicht böse sein soll, da ich psychisch krank sei. Ärger habe ich dennoch von meinen Eltern bekommen.

Einmal haben es meine Eltern direkt mitbekommen, dass ich mich gewehrt habe, aber nicht das, was mein Bruder vorher gemacht hat.
Allerdings ist er dann durch mein Wehren komplett ausgerastet und hat mich richtig stark getreten.
Das haben meine Eltern mitbekommen und dann haben sie es mir geglaubt, obwohl mein Bruder keine 5 Minuten später erneut versucht hat, meine Mutter zu manipulieren, dass ich ohne Grund ausgerastet sei.
Meine Mutter meinte dann, dass das jetzt nicht mehr zu klären sei, es stünde Aussage gegen Aussage.

Ein paar Monate später hat es dann nachgelassen, aber die verbalen Beleidigungen gingen noch ca. 1 Jahr lang weiter. Außerdem sprach er nach wie vor nicht normal mit mir.
Julini hat geschrieben: So., 07.01.2018, 09:08Ist das einfach die Angst vor der vl noch schlimmeren Konfrontation?
Ja, bei mir war das der Grund. Ich wurde überwiegend von Jungen angegriffen, auch von kleineren, aber diese hatte immer mehr Kraft und eine bessere Technik als ich. Schlug ich mal zurück, schlugen diese nach einer kurzen Pause so stark zurück, dass ich nur noch um Vergebung betteln konnte. Meine Kraft war dann komplett aufgebraucht.

Dass es fast nur Jungen waren, hat meinem Frauenbild sehr geschadet. Ich habe dadurch gelernt, dass es normal ist, wenn Mädchen/Frauen geschlagen werden. Und außerdem dass Behinderte geschlagen werden, denn die, die mich geschlagen haben, sind oft auch auf Behinderte Kinder und Jugendliche losgegangen.
Julini hat geschrieben: So., 07.01.2018, 09:08 - oder ist das eigene Verhalten durch das Gehirn oder die Seele schon so sehr selbstverständlich auf das "Opfersein" eingestellt, dass es auch weiterhin automatisch diese "Rolle" oder Position einnimmt.
Das war bei mir nur so bei Erwachsenen, wobei da aber eine andere Art von Missbrauch vorlag. Und auch da habe ich überlegt, ob ich es mit wehren nicht schlimmer mache, denn immerhin gelte ICH als die psychisch Kranke und das wusste mein Umfeld genau.
Also im Grunde steckte da viel Taktik hinter, man muss versuchen, den/die Täter irgendwie zu "lesen", um Schlimmeres​ zu verhindern.
Als ich noch jünger war, habe ich das nicht so gut hinbekommen und deshalb Konflikte verschlimmert.
Julini hat geschrieben: So., 07.01.2018, 09:08Oder ist es vl völlig individuell, ob man sich iwann wehrt, oder nicht?
Ja, das sowieso. Aber wenn man merkt, dass man körperlich wirklich unterlegen ist, kann es passieren, dass das Umfeld es so auffasst, als wolle man sich nicht wehren, weil man sich selbst nicht genug wert ist.

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Kimba&Blacky
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Beitrag So., 07.01.2018, 11:36

@Krümmelmonster: Das kenne ich auch, aber in Bezug auf andere Situationen.

Das Problem wenn sich jemand körperlich wehrt der kräftemäßig überlegen ist, ist auch oft, dass er dann als Gewalttäter hingestellt wird. Das Gegenteil zu beweisen könnte schwer werden.

Und dann gibt es noch Fälle, wo man sich aus Mitleid gegenüber dem Täter nicht wehrt, weil dieser offensichtlich Probleme hat.
Wir hatten mal so einen Jungen in der Klasse, der wurde uns von den Lehrern als verhaltensauffällig beschrieben. War er auch.
Durch sein Störverhalten war er unbeliebt.

Er hat auch oft Mitschüler getreten, mich leider auch. Aber bei ihm habe ich mich nur selten gewehrt, weil es offensichtlich war, dass er irgendwie gestört war. Er hat später auch mit der Psychiatrie zu tun gehabt.
Aber ich weiß nicht, ob ich das nochmal einfach so hinnehmen würde, denn ich werde ja meistens auch für mein Fehlverhalten zur Rechenschaft gezogen.

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Pianolullaby
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Beitrag So., 07.01.2018, 21:40

ich habe mich auch nicht gewehrt, hätte ich das, wäre es noch schlimmer geworden :-(
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blade
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Beitrag Mo., 08.01.2018, 09:52

letztlich habe ich mich dann gewehrt
(gewehrt hatte ich mich auch schon zuvor, nur halt ineffektiv, so daß die Täter - die Leichen von Vater und Mutter, denn ich denke mittlerweile, daß beide schon lange nur mehr Hüllen für etwas anderes gewesen sind, aber das führt jetzt zu weit - dachten sie könnten es alleine regeln)
effektiv
und prompt wurde das System zu Hilfe gerufen und ich wurde weggesperrt.
Vergessen haben die, daß es auch Doppelagenten im SYSTEM gibt. Die haben mir dann geholfen.
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blade
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Beitrag Mo., 08.01.2018, 10:04

es ist letztlich wieder eine Begriffs-Verunschärfung, die gewollt stattfindet.
die Gleichung lautet: Gewalt=Täter
die ist falsch.
Gewalt ist nicht gleich Gewalt.
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RonRonRon
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Beitrag Mo., 08.01.2018, 10:08

Es tut so gut zu wissen, daß man nicht GANZ alleine ist. Kraftmoment. Ein Strohhalm.

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blade
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Beitrag Mo., 08.01.2018, 10:11

es gibt mehr, mehr von uns, als Du denkst. Fang an es zu sehen, das hilft DIR und denen die es noch nicht sehen.
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RonRonRon
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Beitrag Mo., 08.01.2018, 10:23

Vertrauen u Kraft fehlen noch; auch an die Götter.

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blade
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Beitrag Mo., 08.01.2018, 10:27

Elohim ist MEHRZAHL
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Kimba&Blacky
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Beitrag Mo., 08.01.2018, 12:11

blade hat geschrieben: Mo., 08.01.2018, 09:52und prompt wurde das System zu Hilfe gerufen und ich wurde weggesperrt.
Was heißt das genau, wenn ich fragen darf?

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blade
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Beitrag Mo., 08.01.2018, 14:29

Geschlossene, wegen Selbst- und Fremdgefährdung.
Die Jahre zuvor waren völlig egal, das was zuvor passierte war völlig egal, weil das ja "gar nie passiert ist".

Ist doch immer das Gleiche.
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shesmovedon
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Beitrag Mo., 08.01.2018, 14:33

Pianolullaby hat geschrieben: Sa., 06.01.2018, 17:47 Ich bin mit schwerem Mb aufgewachsen von meinem leiblichen Vater, bei dem ich jedoch nicht gelebt habe,
und zwar ab dem etwa 3. Jahr. Ich hätte mit 9 nicht gewusst was ich falsch mache, wenn ich so etwas einem anderen angetan hätte, und zwar weil ich nie Recht von Unrecht unterscheiden gelernt habe. Denn Schläge oder ähnliches waren für mich normal seit ich mich erinnern kann. Also wie will ich dann unterscheiden?
Und somit kann ich auch nicht die Verantwortung dafür tragen, weil ich dieses nie als Verantwortung gelernt habe.
Mit 9 kann man das nicht unterscheiden und die Verantwortung dafür tragen.
Als Erwachsener sollte man das aber schon und auch die Verantwortung dafür tragen, auch wenn es manche scheinbar nie lernen. Grundsätzlich denke ich aber, dass bei einem Täter, der früher selbst Opfer war, auch die Taten "anerkannt" werden sollten, die ihm angetan wurden. Denn nur so kann er auch für seine Opfer Mitgefühl entwickeln und seine Taten bereuen. Denn wenn man ihm zeigt, dass das bei ihm schlimm war, dann weiß er auch, dass es bei anderen schlimm ist. Übergeht man aber sein Opfersein, wird er's nie lernen.

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Pianolullaby
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Beitrag Mo., 08.01.2018, 14:44

Das ist richtig Schlendrian. Heute als Erwachsene kann ich den Unterschied sehen.
Mit 15 war ich aus diesem Kult draussen. Untescheiden konnte ich dann nach etwa 3 Jahren Therapie, also auch erst mit 18. Vorher war ich noch total gefangen, sah das Böse als normal.
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Kimba&Blacky
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Beitrag Mo., 08.01.2018, 15:34

@blade: Ich glaube, das wäre mir auch passiert, wenn ich das mit meinem Bruder thematisiert und mich dagegen gewehrt hätte. Meine Familie wollte unbedingt verhindern, dass die Umwelt merkt, dass bei uns etwas nicht stimmt und da ich diejenige war, die in psychiatrischer Behandlung war, wäre ich weggekommen und das Problem hätte sich erledigt.

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