'Frauen, die zu sehr lieben'

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linaa
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Beitrag Do., 08.07.2010, 12:42

Hallo Gothika,

du hast geschrieben, daß Du mit rationalität nicht weiter gekommen bist. Da muß ich Dir recht geben, bin ich auch nicht. Mit meinen Gefühlen bin ich auch nicht weiter als in ein ganz tiefes Loch gekommen. Erst als ich angefangen habe beides zu kombinieren, habe ich es geschafft, bei mir zu bleiben.

Das Buch "Liebe macht stark" hat mir dabei übrigens sehr geholfen.

Ich habe zuerst versucht mir meine Gefühle überhaupt bewußt zu machen in dem ich beobachtet habe, wie es mir in bestimmten Situationen geht und warum es mir so geht, was ich erwartet oder befürchtet habe, wie ich reagiere und warum ich so reagiere, welches Gefühl sorgt für meine Reaktion.
Das war sehr schwer, weil ich mir jedesmal erst die Zeit nehmen mußte, alles zu reflektieren. Eine Zeitlang habe ich sogar meine ersten Eindrücke so bald wie möglich aufgeschrieben, um sie nicht zu vergessen und bewußt zu halten.

Dann habe ich meine Gefühle, meine Reaktionen und meine Eindrücke nur auf mich bezogen, und versucht nur danach zu schauen, was mir gut tut und was nicht, was ich gerade brauche und was ich davon bekomme.

Ich habe versucht mich unabhängig von meinem Mann zu sehen. An eine neue Partnerschaft denke ich auch nicht, nicht mal im entferntesten.
Auch bei mir blockiert alles, wenn das zum Thema wird. Ich habe aber meinen Wert versucht bei mir zu halten, in dem ich mir bewußt gemacht habe, was mir wichtig ist, und das war zum Beispiel daß ich Distanz zu allem Negativen haben wollte, um mich auf mich konzentrieren zu können.

Um diese Distanz zu erreichen, habe ich mir Ziele gesetzt, wie z.B. finanziel und emotional für mich selber sorgen zu können. Wenn mich etwas emotional runtergezogen hat, habe ich mich gefragt warum das so ist, wo meine Verantwortung liegt, und wo ich die Verantwortung bei anderen sehe. Bei beidem habe ich dann versucht mich davon zu distanzieren, in dem ich meine Erwartungen aufgegeben habe und es statt dessen als gegeben hingenommen habe, meine "Fehler" genauso, wie die der anderen. Ich habe mir gesagt, meine "Fehler" machen mich aus und an einigen kann ich arbeiten aber einige brauche ich zur Zeit zu meinem Schutz und das hat der andere zu respektieren, kann er das nicht, distanziere ich mich.

Verständnis für Dich erreichst Du nicht, indem Du von vorn herein weißt, warum Du fühlst und handelst, wie Du es tust, Du mußt es herrausfinden, in dem Du es Dir bewußt machst, was da überhaupt passiert.
Du hast nichts schlimmes getan, sonder automatisch das getan, was Dich ausmacht und das hat seinen Grund.
Auch ich habe alles in Frage gestellt, an was ich früher geglaubt habe. Denn ich habe früher gedacht, Liebe bedeutet für den anderen da zu sein und sich für ihn auch hinten an zu stellen. Die Betonung liegt aber auf dem "auch", man kann sich hinten anstellen, solange man selber nicht zu kurz kommt und auch mal etwas wieder bekommt.
Jeder braucht auch selber Bestätigung und Halt in einer Beziehung, wenn man aber in eine Lage gerät, in der man sich selber keinen Halt mehr geben kann, dann wird man ausgesaugt und muß zuerst sich selber schützen, sonst ist bald garnichts mehr da.

Liebe muß man sich nicht verdienen und kann man sich nicht verdienen, entweder bekommt man sie, weil man ist wie man ist und wird so respektiert oder es gibt keine Chance darauf sie zu bekommen, weil sie nie ausreichen kann, wenn man sich dann selber nicht mehr lieben kann.

Du bist auf jedenfall liebenswert, weil Du Du bist, weil Du Gefühle hast, die Ihre Berechtigung haben, auch wenn andere sie Dir nicht zugestehen wollen, Du hast sie und Du kannst Sie wahrnehmen und danach handeln. Du darfst sagen, was Dich stört und was Du brauchst, und darfst dazu stehen, denn das macht Dich aus.

Deine Zukunft bestimmst Du, indem Du Dir bewußt machst, was Du für Dich in Zukunft willst und daran arbeitest. Auf die Unterstützung mit Deinem Kind wirst Du wohl oder übel verzichten müssen, entweder Du findest Dich damit ab und machst das Beste draus, oder es läuft alles aus dem Ruder, weil Du es nicht wahrhaben willst und Dich nicht damit auseinander setzt, was jetzt von Dir gefordert wird.

Wie lange Du bei Deiner Mutter lebst entscheidest auch Du selber, wenn Du es nicht willst, suche einen Weg da weg zu kommen und wieder da zu wohnen, wo Du leben möchtest.
Die Abhängigkeit zu Deiner Mutter gehst Du ganz automatisch an, wenn Du auf Dich achtest und Dich zum Ausdruck bringst.

Was er Dir an Wert übrig gelassen hat, bist Du mit Deinen Gefühlen und Eindrücken mit Deinen Bedürfnissen und Wünschen. Und Dein Kind mit seinen Bedürfnissen und Wünschen mit seine Anforderungen und der Möglichkeit ihm eine gute Mutter zu sein.

Ihr beide seit es Wert, alles zu tun sich darauf zu konzentrieren, daß es Euch gut geht.

LG

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(V)
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Do., 08.07.2010, 13:00

linaa hat geschrieben:Erst als ich angefangen habe beides zu kombinieren, habe ich es geschafft, bei mir zu bleiben.
Da bin ich gerade so langsam dabei. Dieser Thread hat mich schon mal ein kleines Stückchen weitergebracht. Werde mich aber nun auch bald daraus zurückziehen.
Das Buch "Liebe macht stark" hat mir dabei übrigens sehr geholfen.
Lustiger Titel. Wo ich mir doch (per Rationalität und meine Auffassung von Kollektivmeinungen) jetzt lang habe einreden lassen, dass Liebe ausschließlich schwach mache...
Eine Zeitlang habe ich sogar meine ersten Eindrücke so bald wie möglich aufgeschrieben, um sie nicht zu vergessen und bewußt zu halten.
Diese "Zeitlang" dauert bei mir nun schon seit 2 Jahre an, und ich komme aus dieser Phase einfach nicht heraus. Wobei erste Schritte gemacht wurde bei meinen Aufenthalt in der TK, als ich mir den schädlichen Einfluss von Gedanken und die Unterschiede GEFÜHL und GEDANKE verinnerlichte.
und das war zum Beispiel daß ich Distanz zu allem Negativen haben wollte, um mich auf mich konzentrieren zu können.
Die Distanz zum Negativen fehlt mir noch. Aber nach einer recht aufreibenden schlechten Nacht (eine Nachwirkung dieses Threads) dämmerte genau das mir dann bereits von alleine im Morgengrauen.
Bei beidem habe ich dann versucht mich davon zu distanzieren, in dem ich meine Erwartungen aufgegeben habe und es statt dessen als gegeben hingenommen habe, meine "Fehler" genauso, wie die der anderen. Ich habe mir gesagt, meine "Fehler" machen mich aus und an einigen kann ich arbeiten aber einige brauche ich zur Zeit zu meinem Schutz und das hat der andere zu respektieren, kann er das nicht, distanziere ich mich.
Da werde ich noch lange darüber nachdenken können... Thx.

Wobei ich zunächst noch so in der Phase bin, dass ich "Distanz" durch Rationalität aufbaue, was bisher die Entfernung von den Gefühlen und damit Zerrissenheit zur Folge hat. Mit hoher Wahrscheinlichkeit geht es auch hier um die Kombination von beidem.
Jeder braucht auch selber Bestätigung und Halt in einer Beziehung, wenn man aber in eine Lage gerät, in der man sich selber keinen Halt mehr geben kann, dann wird man ausgesaugt und muß zuerst sich selber schützen, sonst ist bald garnichts mehr da.
Vom Kopf her habe ich das schon lange kapiert, aber siehe oben: Bis vor relativ kurzer Zeit haben "Gefühl" und "Verstand" ja null zusammengearbeitet...jetzt auch nur in Anfängen, langsam, mühsam, aber es kommt.
Auf die Unterstützung mit Deinem Kind wirst Du wohl oder übel verzichten müssen, entweder Du findest Dich damit ab und machst das Beste draus, oder es läuft alles aus dem Ruder, weil Du es nicht wahrhaben willst und Dich nicht damit auseinander setzt, was jetzt von Dir gefordert wird.
Ein Prinzip, mit dem ich seit wenigen Monaten beschäftige, Stück für Stück, fand ich mal als Perle in irgendeinem Esotherik-Text: "Leid entsteht durch Leugnung der Realität". Das ist wohl war. Was dies angeht, bin ich noch immer auf dem "Ich wünschte, dass...", statt im Hier und Jetzt. Ist aber bereits... (laaaangsam) in Arbeit.
Ihr beide seit es Wert, alles zu tun sich darauf zu konzentrieren, daß es Euch gut geht.
Danke! Finde ich gerade wunderbar, dass du hier etwas hingezaubert hast, was meiner TK-Therapeutin in 14 Wochen nicht gelang: nämlich eine Marschroute und Orientierung. Erst dieser Schritt, dann jener... so dass, wie man sieht, hier recht genau sagen konnte, dies bezüglich bin ich Phase so und so, diesbezüglich da und da... als nächstes kommt...

*langsam ausschleich*

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linaa
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Beitrag Do., 08.07.2010, 13:48

Alles braucht seine Zeit.

Zu viel über die eigene Situation nachzudenken ist wohl auch falsch.
Mir hat geholfen, daß ich in den letzten Monaten sehr viel bschäftigt war und mich daher auf das Wesentliche Konzentrieren mußt, weil ich nur wenig Zeit für mich hatte.
Daß hatte zur Folge, daß ich keine Zeit hatte mich in die nagativen Gedanken zu sehr hineinzusteigern und halt nur erst mal festgestellt habe womit und warum es mir schlecht ging.

Von Woche zu Woche habe ich meine Eindrücke und meine Gedanken dann mit meinem Therapeuten besprochen und der hat mir immer wieder gesagt, daß wäre jetzt halt zur Zeit so und das wäre auch in Ordnung. Daß hat mir natürlich sehr dabei geholfen, mich nicht über mein Hin und Her zu ärgern und es einfach als gegeben anzunehmen.

Die Entfernung von meinen Gefühlen kann ich auch immer wieder beobachten, hat aber manchmal auch sein gutes, weil ich dadurch die Distanz waren kann. Ich nehme wahr, wie es mir geht, halte es eine Zeitlang und versuche dann es zu anlalysieren, wenn ich dann darüber spreche oder nachdenke spielen meine Gefühle nur noch dahingehend eine Rolle, daß ich sie sachlich wahrnehme oder wiedergeben kann.
Das schafft bei mir den nötigen Abstand nicht sofort wieder in der Situation zu stecken, sondern rational an einer Lösung zu arbeiten.
Gothika hat geschrieben:Vom Kopf her habe ich das schon lange kapiert, aber siehe oben: Bis vor relativ kurzer Zeit haben "Gefühl" und "Verstand" ja null zusammengearbeitet...jetzt auch nur in Anfängen, langsam, mühsam, aber es kommt.
Genau den gleichen Satz sage ich auch fast jede Woche, wenn mein Thera mir versucht etwas zu erklären.
Es geht zwar mühsam und zuerst nur in Anfängen und dauert auch einige Zeit, aber es wird besser.
Ich brauchte und brauche es manchmal immer noch einige Tage oder Wochen, um mich zu distanzieren und es braucht auch häufig Anregungen
aber es wird besser und klarer. Ausgangspunkt bist immer Du, was für Dich gut ist, ist einzig das was zählt. Das hast Du Dir verdient!
Gothika hat geschrieben:Diese "Zeitlang" dauert bei mir nun schon seit 2 Jahre an, und ich komme aus dieser Phase einfach nicht heraus. Wobei erste Schritte gemacht wurde bei meinen Aufenthalt in der TK, als ich mir den schädlichen Einfluss von Gedanken und die Unterschiede GEFÜHL und GEDANKE verinnerlichte.
Bei mir hat es eigentlich auch Jahre gedauert, ich habe lange aufgeschrieben, was mich beschäftigt und wie es mir geht, aber der Unterschied war es rational zu tun, nur um den Eindruck nicht zu vergessen, ganz ohne Bewertung, und auch nicht zu ausführlich.
Einfach nur: das ist passiert und das passiert jetzt mit mir - daß denke ich, daß ich fühle ich, so reagiere ich.
Und dann habe ich mich gefragt: gefällt mir das, was da mit mir passiert und wie kann ich damit umgehen.

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linaa
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Beitrag Do., 08.07.2010, 19:29

Hallo Viktoria,

wie Du hier lesen kannst, haben doch recht viele eigentlich das gleiche Problem.

Und Du hast es sogar ganz deutlich in Worte gefaßt, solange wir uns auf den Partner konzentrieren, brauchen wir uns nicht mit uns selber auseinander zu setzen.

Wenn ich das eigentliche Problem mal versuche zusammenzufassen, haben wir alle gelernt nicht auf uns zu achten und uns nicht für wichtig genug zu nehmen um unseren Wünschen, Bedürfnissen und Empfindungen Aufmerksamkeit zu schenken.

Wenn wir uns selber genau so wahrnehmen würden, wie unsere Partner, würden wir eine Enttäuschung nach der anderen erleben und davor fürchten wir uns. Weil wir nicht gelernt haben, enttäuscht sein zu dürfen versuchen wir diese Enttäuschung zu verhindern oder zu kompensieren.

Wenn man es nur aus der Sicht betrachtet, daß Enttäuschungen aus Erwartungen resultieren, und wir somit den anderen unter Druck setzen, sieht eine Enttäuschung negativ aus und unser Gewissen sagt uns, wir würden zu viel erwarten und seien zu anspruchsvoll.

Sieht man diese Enttäuschungen allerdings aus der Sicht der Grundbedürfnisse, z.B. respektiert zu werden und so geliebt zu werden, wie man ist, hat jeder Mensch darauf ein anrecht und wenigstens wir selber sollten uns selber dieses Recht auch zugestehen. Wenn wir uns nicht respektieren und annehmen wie wir sind, und das nicht nur mit unseren guten Seiten und Bedürfnissen,sondern auch mit den Anteilen, die von anderen Nachsicht verlangen, wer denn dann.

Wenn wir uns bewußt machen, daß wir an den Enttäuschungen, die wir erlebt haben fast zerbrechen, ist das doch eigentlich Beweis genug, daß wir nicht zu anspruchsvoll sein können.
Also sollten wir uns doch das Recht herausnehmen können zumindest auf unsere negativen Empfindungen reagieren zu dürfen und uns dazu distanzieren ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.

Jeder von uns hat Bedürfnisse und wenn wir uns schlecht fühlen, werden unsere Bedürfnisse nicht erfüllt. Solange wir uns auf den anderen konzentrieren haben wir in unserem Denken keinen Platz für unsere eigenen Bedürfnisse.
Wir müssen lernen STOPP! zu sagen, jetzt sind wir dran uns selber wahrzunehmen, bevor wir an den anderen denken.

LG

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wave214
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Beitrag Sa., 10.07.2010, 18:11

Ich wäre der Glücklichste Mensch der welt wenn dies auf meine Ex Freundin zustimmen würde. Genaueres gibt es schon in meinem Thread.

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Viktoria
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Beitrag Mo., 12.07.2010, 19:34

Hallo linaa,
linaa hat geschrieben:Mir hat geholfen, daß ich in den letzten Monaten sehr viel bschäftigt war und mich daher auf das Wesentliche Konzentrieren mußt, weil ich nur wenig Zeit für mich hatte.
Daß hatte zur Folge, daß ich keine Zeit hatte mich in die nagativen Gedanken zu sehr hineinzusteigern und halt nur erst mal festgestellt habe womit und warum es mir schlecht ging.
Das kenne ich auch. Wenn ich sehr viel zu tun habe, von einem Termin zum nächsten zische, dann kann's mir richtig gut gehen, weil ich gar keine Zeit zum Schlecht-gehen habe.

Aber ich frage mich, ob das nicht nur ein andere Art der Ablenkung ist? Wenn ich dann zur Ruhe komme, bricht es wieder über mich herein.

Es ist verwirrend - man soll sich auseinandersetzen, aber auch nicht zu viele Gedanken machen ... . Ich weiß gar nicht, wie ich anfangen soll, mich mit mir selbst auseinanderzusetzen.

Derzeit versuche ich mehr schlecht als recht mich emotional von meinem Freund zu lösen und mir vor Augen zu führen, dass unser glückliches gemeinsames Leben nur eine Illusion ist und immer sein wird. Wir leben beide in einer Illusion. Regelmäßig ertappe ich mich dabei, wie meine Gedanken zu ihm abdriften - er ist Alkoholiker, unsere Beziehung sehr problembeladen - dann muss ich mich selbst sofort davon abbringen, an seine Probleme zu denken und ihn zu analysieren.

Hier in dieses Forum zu schreiben, war vielleicht ein guter Ansatz, und etwas ganz Neues für mich.

Grüße
V.

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linaa
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Beiträge: 188

Beitrag Mo., 12.07.2010, 22:30

Hallo Viktoria,

das mit dem Alkohol kenne ich auch.

Es hat mich sehr viel Übung gekostet auf mich zu schauen und die Probleme bzw. Empfindungen meines Mannes nach Hinten zu schieben.

Bei mir hat sich jahrelang alles um ihn gedreht, ihm ging es schlecht, er hat viel Streß, usw.
Ich habe immer wieder Entschuldigungen und Verständnis für ihn gehabt. Irgendwann war ich so überfordert damit, es ihm recht zu machen und meinen Töchtern und mir gerecht zu werden, daß ich mich nur noch für nicht lebensfähig gehalten habe. Die Tatsache, daß ich aber die Verantwortung für unsere Kinder trage und ich sie auf keinen Fall mit diesem Mann alleine lassen kann, hat mich so zuzusagen weitergetrieben.

Ich mochte auch nie mit jemanden darüber reden, zum einen aus Scham, weil ich mitlerweile so viele Grenzen überschreiten lassen habe, daß ich gedacht habe, die halten Dich alle für dumm und blöd, bzw. weil ich mich auch einfach nicht in der Lage fühlte meine Gefühle zum Ausdruck zu bringen, ich fand einfach keine Worte dafür.

Zum anderen wollte ich nicht daß es meinem Mann dann evtl. noch schlechter ging, mal tat er mir leid, mal hatte ich einfach Angst vor dem, was er dann tun würde.

Nach dem ich über zwei Jahre vergeblich darum gekämpft habe, mich und mein Befinden ihm mitzuteilen, wollte ich aufgeben. Ich hatte die Einsicht daß ich daran kaputt gehe, und viel schlimmer noch, daß meine Mädels daran kaput gehen.

Ich wollte ausziehen.
Doch dann versprach er mir wieder alles; und es war halt einfacher ihm diese Chance zu geben, als mich den evtl. Konsequenzen zu stellen.
Ich habe zwar Bedingungen gestellt und wir haben es beide wirklich versucht, aber nach einem halben Jahr war ich wieder an einem Punkt, an dem ich Gedacht habe es geht nicht mehr.
Wieder habe ich ihm gesagt, daß ich mich trenne. Ich wollte einfach nicht mehr die Verantwortung für ihn tragen.

Das ist jetzt etwas über ein halbes Jahr her, wir wohnen immer noch zusammen. Aber es hat sich damals doch etwas in meinem Bewußtsein geändert. Ich hatte zwar immer noch die Hoffnung, daß es funktionieren kann, aber ich habe ganz genau auf mich geachtet.

Ich habe erkannt, daß er sich immer von mir hat anleiten lassen, immer nur das "verstanden" hat, was ich erarbeitet und ihm vermittelt habe.

Ich habe mich versucht damit abzufinden, daß er ist wie er ist und alleine erkennen muß, was er möchte.
Ich habe versucht möglichst keine Reaktionen von ihm zu erwarten, sondern einfach abzuwarten, wie er auf meine Bitten oder meine Versuche ihm mein Befinden mitzuteilen reagiert. Dabei habe ich beobachtet, wie es mir damit geht, und einfach nur festgehalten, daß es mir mit seiner Reaktion schlecht geht, habe versucht für mich in Worte zu fassen, warum es mir damit schlecht geht.

Ich habe so viel wie möglich aufgeschrieben und mir meine Notizen vor meinen Stunden durchgelesen und es dann mit meinem Therapeuten besprochen. Durch seine Fragen und Anregungen und einfach nur, weil er gesagt hat es darf so sein, konnte ich immer mehr zu mir selber finden.

Ich habe gelernt, daß ich zwar die Empfindungen meines Manne respektieren und Verstehen kann, aber auch meine Empfindungen eine Rolle spielen, und ich daher von einem Partner erwarten kann, daß er auch darauf eingeht.

Ich habe unterschieden zwischen meinem Mann und einem evtl. Partner, was würde ich mir von einem Partner wünschen und was davon erfüllt meine Mann.
Nach und nach habe ich dann festgestellt, daß mein Mann mir meine Wünsche nicht erfüllen kann.

Mach Dir bewußt, was Du Dir wünscht, was Du für Dich im Leben möchtest.
Und frage Dich dann, was Du davon mit Hilfe Deines Mannes erreichen kannst und was eher ohne ihn.

Ich wurde im letzten Jahr häufig von meinem Therapeuten gefragt, was ich mir wünsche und fand darauf eigentlich nie wirklich eine Antwort.

Was ich mir aber wohl gewünscht habe, habe ich auch erst in den letzten drei Wochen herausgefunden.
Ich wünsche mir eine eigenständige Person zu sein, der die eigenen Empfindungen wichtig sind.

Daß ich in den letzten Monaten so viel Beschäftigt war hat verhindert zu viel Zeit mit negativen Gedanken zu verbringen und quasi in Selbstmitleid zu ertrinken, aber die Zeit hat gereicht, um das Selbstmitleid zu empfinden, wahr zu nehmen und anzuerkennen.

Ich habe irgendwann verstanden, daß ich die Probleme meines Mannes nicht ändern kann, aber ich kann meine ändern.

LG
Linaa

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Josie
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Beitrag Di., 13.07.2010, 06:57

Hallo Viktoria,
Hier in dieses Forum zu schreiben, war vielleicht ein guter Ansatz, und etwas ganz Neues für mich.
Verlässt du uns schon wieder ??!? (wegen der Vergangenheitsform....)

Ansonsten könnte es auch ein möglicher Weg sein, dich zu den Angehörigen von Alkoholikern (z.B. Al-Anon und wie heissen gleich nochmal die anderen?) zu begeben. Da kannst du nämlich auch FÜR DICH schauen, dich UM DICH kümmern!

Ich wünsche Dir von Herzen, dass Du DEINEN WEG finden mögest!

LG,
Josie

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Josie
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Beiträge: 184

Beitrag Di., 13.07.2010, 07:01

P.S.: die anderen heissen "blaues Kreuz".
Für Angehörige:

Nicht nur der Alkoholkranke braucht Hilfe, sondern ebenso die Angehörigen. Viele Ehepartner der Suchtkranken finden im Austausch mit anderen Angehörigen das Verständnis ihrer eigenen Rolle im Suchtgeschehen. Sie haben die Möglichkeit an ihrer Beziehungsabhängigkeit zu arbeiten, für ein Leben in Würde und Freiheit und einer tragfähigen Partnerschaft.
(Quelle: http://www.blaues-kreuz.de/bkd/dasbk/bkvorort.htm )
Josie


Evelin
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Beiträge: 1

Beitrag Di., 04.10.2016, 17:40

Hallo an Alle!
Ich habe auch das Buch `´Frauen die zu sehr lieben``gelesen und habe mich in mehreren Fälen wiedererkannt.
Ich will hier in Wien auch eine Selbsthilfegrupe dazu finden.Bei Linea habe ich gelesen,dass sie diese Gruppe besucht.Ich bin hier ganz neu und deshalb kann ich DIR LINEA keine Nachricht schicken und in Selbstgruppenverzeichnis habe ich diese Selbsthilfegruppe nicht gefunden.LINEA,kannst du mir bitte mehr Infos schicken wegen der Selbsthilfergruppe bitte?
LG

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Chancen
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Beitrag Di., 04.10.2016, 20:27

z.B. Es gibt verschiedene solcher Gruppen. z.B. CoDA
http://www.coda-deutschland.de/

Unter "Meetings" kannst du dir die Liste der Gruppen anschauen. Auch für Wien.


Ria35
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Beitrag Fr., 07.10.2016, 20:46

***Ein Stück aus meinem Leben ***

Ich habe mir lange Zeit eingeredet,dass er mich auf die Probe stellt.
"Halte durch,Ria... ", sagte ich mir immer.
Irgendwann wird er verstehen, dass du die Richtige für ihn bist.
Dennoch habe ich mich geirrt. Er liebte mich nicht. Schlimmer. Ich spürte nur Hass zu mir.
Er hat auf mich nie gewartet, ich musste immer schnell sein. Vor dem Abendessen im Restaurant durfte ich mich nie richtig fertig machen. Ich musste mich schnell schminken,schnell Haare kämmen,schnell Kleid anziehen, das wars.
Schmuck durfte ich nicht tragen weil es ihn störte und als ich ganz kleine Perlenstecker auf meinen
Ohrläppchen hatte,dann schießte er seine Augen und sagte : "Zieh' sofort diese hässliche Ohrringe aus!"

Auf dem Weg ins Restaurant ging er immer vor und ich rannte hinter ihm. Manchmal sagte ich ihm,dass er zu schnell läuft...Er reagierte nicht. Es war ihm alles egal.
Er schien nach außen als ganz normaler Mensch zu sein : er war nett, höflich, sehr gebildet, schlau ,sharmant.
Zuhause war er ein Monster. Er behandelte mich ohne jeglichen Respekt!

Jeden Tag sagte er zu mir ,dass ich hässlich, doof,ungebildet und einfach Abschaum bin.
Er lachte mich aus ,dass ich kein Deutsch kann und behauptete,dass ich mein Diplom als Pädagogin in meinem Heimatland Ukraine gekauft habe.

Er lachte mich aus,dass ich als Ausländerin an der deutschen Schule arbeite.

Es ist verdammt schwer mit so einem Mann zusammen zu sein. Wobei seiner Meinung nach sind wir kein Paar (auch wenn ich schon seit 3 Jahren seine Wohnung in Ordnung halte ,seine Wäsche mache,mit ihm sxhlafe und wir waren 5 mal im Urlaub,davon 3 Kreuzfahrten).

Ich habe ihm so viel Liebe, Aufmerksamkeit, Geduld und 3 Jahre meiner Zeit verschenkt
Ich liebe ihn, aber ich halte es nicht mehr aus!
Warum verhält er sich so?

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Skorpi83
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weiblich/female, 32
Beiträge: 186

Beitrag So., 09.10.2016, 19:36

Frauen, die zu sehr lieben? Bei mir endete dies immer in Abhängigkeiten. Nur leider habe ich dieses Problem noch nicht lösen können, wobei mir bewusst ist, woher das kommt. Hier ist wohl Geduld gefragt.

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dreg
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männlich/male, 19
Beiträge: 4

Beitrag Mi., 19.10.2016, 08:12

Gewissen Abhängigkeiten sollte man irgendwann nachgeben, da man quasi nie gänzlich Unabhängig sein kann.


lisi89
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weiblich/female, 28
Beiträge: 1

Beitrag Mo., 22.05.2017, 14:03

Hallo, ich habe auch gerade dieses Buch "wenn Frauen zu sehr lieben" durch und jeder Satz schmerzt, weil ich mich wiedererkenne. Befinde mich nach 4.5 Jahren Beziehung gerade in einer "beziehungspause" und will nun endlich an mir selbst arbeiten. Wisst ihr, ob es da momentan in Wien irgendwelche Gruppen gibt? Danke!!

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