Therapeut spurlos verschwunden

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carö
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Beitrag Di., 25.05.2010, 14:06

für seine feigheit und respektlosigkeit hat er jedenfalls ne schallende ohrfeige verdient!

ob entschuldigung oder nicht. immerhin arbeitet er JETZT wieder, dh er hätte zeit und gelegenheit gehabt, seinen ehemaligen patienten zumindest förmlich abzusagen.

klar, die enttäuschung und die wut bleibt bei dir. aber er darf es ruhig wissen.
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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Elle
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Beitrag Di., 25.05.2010, 14:08

Ja. Und gleichzeitig ist da eben so ein Kinder-Ich in mir, das sich einfach nur verlassen fühlt, wieder liebgehabt werden will und nicht wütend sein kann. Wenn das am Telefon die Oberhand gewinnt (was gut sein kann), dann habe ich verloren mit meinem Projekt "Wut ablassen".

Edit: vielleicht ist "wut ablassen" das falsche Ziel. Das schaffe ich eh nicht und dazu ist es auch zu viel Wut fürchte ich. Ich werde mich wohl damit begnügen müssen, den alten Antrag einzufordern und ihn damit zu konfrontieren, dass ich sein Verhalten schlimm finde. Das wäre immerhin etwas.

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metropolis
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Beitrag Di., 25.05.2010, 14:18

Elle hat geschrieben: Das Schlimmste wäre wenn er es einfach bagatellisiert mit einem "tut mir leid ich war halt krank das leben ist halt so". Dann wäre ich noch viel wütender als jetzt und könnte es ihm eben nicht noch mal um die Ohren hauen.
Warum nicht? Du malst dir die Unterhaltung bereits im Kopf aus. Welche Ausrede könnte er haben? Wie versucht er sich aus der Affäre zu ziehen? Denk dir noch eine passende Antwort deinerseits aus.

Z.B.: "Gerade von Ihnen als Analytiker hätte ich erwartet, dass Sie in der Lage sind sich in Ihre Patienten hineinzuversetzen. Sie müssten sich doch vorstellen können, was Ihr Verhalten bei mir auslöst. Finden Sie es dann nicht ein wenig unverschämt, mich mit solch einer Abwiegelung abzuspeisen?"
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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metropolis
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Beitrag Di., 25.05.2010, 14:21

Wenn du dir vorstellst, dass du mit ihm eh das letzte Mal sprichst, könntest du ihm alles an den Kopf knallen was du willst.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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Elle
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Beitrag Di., 25.05.2010, 14:21

Das klingt zwar alles ganz tough und toll, aber es ist nicht praktikabel. Per mail würde ich das auch schaffen, schriftlich. Am Telefon nicht. Dafür stecken da zu unterschiedliche Gefühle (und unaufgelöste Übertragungen) drin. Er ist kein Ex-Vorgesetzter oder so. Da würde ich ein "gebrieftes" Telefongespräch hinkriegen. Bei meinem Ex-Thera nicht.
Und ich weiss auch gar nicht ob es mir besser geht wenn ich ihm wahllos irgendwelche Dinge an den Kopf knalle. Damit habe ich in meiner aktuellen Thera schon schlechte Erfahrungen. Das erleichtert mich normalerweise nicht.
Zuletzt geändert von Elle am Di., 25.05.2010, 14:23, insgesamt 1-mal geändert.

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carö
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Beitrag Di., 25.05.2010, 14:22

elle, du kannst nur gewinnen, wenn du dich aktiv deinen gefühlen stellst, egal in welcher form. er dagegen hat bereits verloren. er ist ein feigling, ein vertuscher, ein abtaucher, im grunde hat er angst vor jeglicher konfrontation. das hat er durch sein verhalten bereits bewiesen. da bist du ihm meilenweit überlegen. er hat vielleicht irgendwann gemerkt, dass er falsch in dem beruf ist. egal was du machst, es ist ok, selbst wenn du da anriefest und heulen würdest. oder eben nicht anrufst .. egal!

liebe grüße und alles gute

carö
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Elle
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Beitrag Di., 25.05.2010, 14:24

Danke carö. Ich glaube das ist es, was ich grade hören wollte.
Wenn ich nur cool tue, nur wütend bin, dann bin das ja auch nicht ich bzw. meine echten Gefühle jetzt.

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estelle
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Beitrag Di., 25.05.2010, 14:31

Frag ihn doch erst mal was er hatte und nach den Gründen,warum er sich nicht gemeldet hat,
vielleicht ist er immer noch chronisch krank und es war ihm alles zuviel.
Er ist ja jetzt auch gar kein Analytiker mehr sondern ein Verwaltungsangestellter?

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SamuelZ.
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Beitrag Di., 25.05.2010, 14:59

Liebe Elle,

ich lese hier sprachlos mit. Ich kann dir in diesem Fall keine Tipps geben, aber ich wünsche mir für dich, dass du die Kraft aufbringst, dich diesem Schlawiner noch einmal entgegenzustellen und ihm deine Meinung zu sagen. Und wenn es vllt in schriftlicher Form ist.

Ich erinnere mich an einen Thread von dir (schon ein paar Monate her), in dem du dich über einen Thera beklagt hast, dem du alles 1000x erklären musstest, damit er dich versteht, und letztendlich gab er dir das Gefühl, es doch nicht gerafft zu haben. Ist das der?

Du bist in meinen Augen eine Person, die sich 100% mit jedem Wort sicher und klar artikulieren kann. Deshalb wusste ich schon damals, dass die Ursachen für dein Unbehagen nicht v.a. bei dir liegen.

Vermutlich versteht er wirklich nicht, was er angerichtet hat!?!

LG Sandy

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Elle
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Beitrag Di., 25.05.2010, 16:54

Ich erinnere mich an einen Thread von dir (schon ein paar Monate her), in dem du dich über einen Thera beklagt hast, dem du alles 1000x erklären musstest, damit er dich versteht, und letztendlich gab er dir das Gefühl, es doch nicht gerafft zu haben. Ist das der?
Nee, das ist leider mein aktueller T.

Also ich hab da jetzt angerufen und hatte ihn direkt an der Strippe. Es ist leider so gelaufen, wie ich befürchtet hatte. Ich habe mich gemeldet, dann gab es einen kurzen Schweigemoment, in dem ihm hoffentlich ein Schreck in die Glieder gefahren ist. Dann habe ich gesagt, was ich alles unternommen habe, um ihn zu erreichen. Er hat es sich alles angehört und dann so reagiert wie ich befürchtet hatte. Es sei nun mal so, er dachte, dass es sich nach so langer Zeit "erledigt" hätte etc..
Er hat verneint, meine Anfragen überhaupt bekommen zu haben. Ich habe ihm vorgeworfen,dass er sich ja unerreichbar gemacht hat, was sollte ich denn tun außer über die Klinik.
Ich habe ihm dann Vorwürfe gemacht, ihn gefragt, ob er das so in Ordnung findet, ihm gesagt, dass ich das mit dem Kranksein einsehe, dass er sich dann nicht meldet, aber nicht, dass er sich hinterher auch nicht meldet.
Wollte dann irgendwann nicht mehr weiterdiskutieren und habe ihn gebeten, den alten Antrag an meinen jetzigen Arzt zu schicken.
Besser gehts mir jetzt überhaupt nicht. Ich hatte das Gefühl, mich nicht wirklich gezeigt zu haben sondern mich hinter einer Wand aus Vorwürfen verschanzt zu haben. So habe ich es ihm wohl auch einfacher gemacht, sich in eine Verteidigungsposition zurückzuziehen, als wenn ich ihm offener hätte sagen und zeigen können, wie mich das eigentlich getroffen hat.

Ich muss das jetzt erst mal sacken lassen. Im Endeffekt ist es so sicherlich besser, als wenn ich es weiterhin weggeschoben hätte. Hoffe ich zumindest. Allerdings bin ich auch sehr down, dass sowas passieren kann und dass ich so kühl abgefertigt werde von jemandem, dem ich mich anderthalb Jahre lang anvertraut habe.
Danke jedenfalls für die Beiträge hier in diesem thread. Ich fand sie alle sehr hilfreich und ohne die Hinweise, dass ich überhaupt ein Recht darauf habe, meine Unterlagen einzufordern, hätte ich keine erneute Recherche gestartet. Vielleicht hätte ich dann irgendwann in 1,2 Jahren mal gegoogelt und ihn gefunden und das wäre auch schlimm gewesen.

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kiyoko
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Beitrag Di., 25.05.2010, 17:40

Ich finde das was dir passiert ist einfach schrecklich und empfinde es als einen riesengroßen Vertrauensmissbrauch. Ich glaube jeder Patient kann sich in deine Situation einfühlen und möchte gar nicht daran denken, dass soetwas passieren kann. Dir ist es passiert, da sieht man dass es soetwas wirklich gibt!

Hätte man es eigentlich voraussehen können? Oder war er ein Therapeut wie man ihn sich wünscht? War er ein guter Therapeut? Hat er dich unterstützt und dein Vertrauen geschätzt? Ich hoffe er war schon immer ein Schuft...das würde mein Bild gerade rücken.

Leider ist es wahr, auch Therapeuten sind nur Menschen. Man weiß nicht was vorgefallen ist und was in ihn gefahren ist, dass er so mit seinen PatientInnen umgeht. Ich hoffe du kannst das Erlebte verarbeiten und fasst wieder Vertrauen in diese Berufsgruppe und verlierst es nicht was uns "normale" Menschen betrifft.

liebe Grüße!
We fight.........or we die

Aufgeben ist manchmal
nicht nur ein Fehler
sondern endgültig.

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Elle
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Beitrag Di., 25.05.2010, 17:57

@ kiyoko
nein, man hätte es überhaupt nicht voraussehen können. Tut mir zwar leid das zu schreiben, weil ich andere damit vielleicht verunsichere, aber es ist so.

Vielleicht noch eine Sache zur Ergänzung. Ich habe kurz überlegt, sein Verhalten auf ihn zurückfallen zu lassen.
Bei seiner neuen Dienstadresse ist auch eine Sekretärin angegeben. Ich hatte den Gedanken, sie zuerst zu kontaktieren und ihr das Ganze aufzutischen. Dann hätte er es zumindest nicht schulterzuckend abtun können sondern wäre in Erklärungsnot geraten, zumindest die Gerüchteküche wäre ihm am neuen Arbeitsplatz sicher gewesen.
Tja, ich habs nicht gemacht. Weil ich ihn nicht "vorwarnen" wollte. Ich wollte einfach wissen wie er reagiert, wenn er meinen Namen hört und meine Stimme am Telefon hat. Und vielleicht auch, weil ich zu lieb und schafig bin und ihm nicht schaden wollte.
Momentan wünschte ich fast, ich hätte es getan. Aber das hätte wohl schlechtes Karma für mich gegeben.
Zuletzt geändert von Elle am Di., 25.05.2010, 18:30, insgesamt 2-mal geändert.

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Sonea28
neu an Bo(a)rd!
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Beitrag Di., 25.05.2010, 18:01

Hallo Elle,
habe mir gerade deine Thread von vorne bis hier durchgelesen... wahnsinn. Ist echt irgendwie verantwortunglos, einfach so auf und davon ohne irgendwelche Erklärungen oder wenigstens Verabschiedung. Sag mal, hat er denn gar nichts dazu gesagt warum er einfach so verschwunden ist, also Grund? An was ist er denn erkrankt?
Wie geht es dir denn im Moment? Hast du dein Telefonat schon etwas verdauen können?

Grüße
Sonea

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Elena
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Beitrag Di., 25.05.2010, 20:15

Hallo Elle,

also, ich glaube ernsthaft, dass er seine Approbation verloren hat, da er jetzt in der Verwaltung sitzt. Warum sollte er dies denn tun, wenn er als Psychiater arbeiten könnte?
Er wird sich dazu entschlossen haben nichts zu erklären, statt zu lügen, da er die Wahrheit nicht auftischen kann.
Ich wäre wahrscheinlich auch sauer und enttäuscht, wenn meine Therapeutin so mit mir verfahren würde, aber irgendwie hätte ich Verständnis, da scheinbar wirklich was Hartes hinter den Kulissen abgelaufen sein muss. Hart für beide Seiten....

LG Elena

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Thread-EröffnerIn
Elle
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Beitrag Di., 25.05.2010, 20:30

Ich glaube nach wie vor nicht dass er seine Approbation verloren hat, denn er war ja Anfang des Jahres dann kurzzeitig wieder als Arzt tätig.
Aber was nützt mir das zu überlegen, was mit IHM ist. Nix nützt es mir.

Ich bereue mein vorwurfsvolles Wütend-Sein schon fast - ich wusste ja gleich, dass mir das nicht gut tut, habe es dann aber auch nicht anders hinbekommen in dem Gespräch.
Weil da noch so viele andere Gefühle sind. Weil es auch einfach weh tut. Weil er jetzt einer von den "Kannste-Vergessen"-Männern wie mein Vater ist und weil ich mich und ihn jetzt so in diesen Rollen festgeschrieben habe und ich dann wieder in einer Schleife hänge, aus der ich nicht raus komme.
Vielleicht wäre noch etwas anderes möglich gewesen, neben der Wut. Aber das konnte ich vorhin nicht.

Weil ich mich nicht getraut habe, meine wahnsinnige Verletztheit zuzugeben. Dass man so mit mir umgeht, dass ich einfach so total - egal - bin. So egal, dass man mir nicht mal ne kurze mail oder karte schreiben braucht. Dass ich da nach anderthalb Jahren noch genau so drin hänge als ob es gestern wäre und dass von der anderen Seite nur Gleichgültigkeit und Unverständnis kommt. Dass meine Gefühle offenbar "unangemessen" sind: "aber das ist doch fast zwei Jahre her?! Ich bin davon ausgegangen, dass es sich erledigt hat."
Vielleicht hätte ich was von den Gefühlen zeigen können und er wäre trotz allem besser damit umgegangen als mein Vater. Ich weiss es nicht. Vielleicht.

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