Sind sexuelle Abweichungen überhaupt therapierbar?

Fragen und Erfahrungsaustausch über sexuelle Problembereiche wie Sexualstörungen, rund um gleichgeschlechtliche Sexualität und sexuelle Identität, den Umgang mit sexuellen Neigungen wie Fetischismus, S/M usw. - ausser Aufklärungs-Fragen.
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Minerva
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Beitrag Di., 25.05.2010, 16:00

@ admin,
danke für Ihren Hinweis, nur so wirklich beantwortet das meine Frage nicht.
wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpf hat schon verloren

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écris82
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Beitrag Di., 25.05.2010, 16:02

@Krang2 Möchtest du uns nicht sagen was du hast, oder warum es dich belastet, denn viele Fetische sind ja heutzutage harmlos und normal in eine Beziehung zu integrieren...

lg

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Ovid
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Beitrag Mi., 26.05.2010, 01:31

Tut mir Leid, wenn ich etwas philosophisch werde. Manchmal ist Philosophie Balsam für die Seele und den Geist.

In vielen Belangen hat der Mensch schon seine erkenntnistheoretischen Grenzen erreicht. Besonders deutlich sieht man das in Fragen der menschlichen Sexualität. In unserer Gesellschaft, bei denen die grundsätzlichsten Bedürfnisse (Nahrung, Gesundheit, Sozialität, Bildung, ....) zum größten Teil sättigend gedeckt sind, treten so bei vielen Menschen innere Konflikte und Ungereimtheiten immer mehr in den Vordergrund. Das Streben nach Glück, nach mehr, nach Vervollkommnung und die Sinnfrage, Zweck seiner Selbst, holt Antinomien des Geistes an die Oberfläche. Mit Antinomien meine ich Widersprüche innerer Anschauungen.

@Krang2: Wenn es bei dir so ist, dass bei dir zwei Anschauungen unvereinbar kollidieren, dann habe keine Angst. Ein Widerspruch ist Seeindes, was notwendig existieren muss um Individualität des Menschen zu gewährleisten. Man darf nicht zulassen, dass Widersprüche einen verrückt machen, sie mindern auch den Wert eines Einzelnen nicht.
Gerade, wenn man sich nicht darauf konzentriert, kann es passieren, dass der Widerspruch sich auflöst oder seine Bedeutung und Gewichtigkeit derart verliert, dass man nicht mehr so darunter leidet.
Selbst, wenn der Widerspruch bleibt, heisst das nicht, dass man seine Lebens- und Handlungsweise nicht moralisch korrekt fortführen kann. Im Gegenteil gerade, dass ein Individuum die Existenz dieses Widerspruchs von alleine oder mit etwas Hilfe erkennt, hat Anerkennung und Vertrauen verdient.

Unsere gesellschaftliche Ethik ist etwas abgekommen von einigen großen Ideen der Aufklärung. So ist die Auffasung unserer heutigen Ethik und Moral leider immer häufiger eine Fordernde.
Dabei ist der Grundgedanke doch, dass die Ethik sich für jeden Menschen von kleinauf konstruktiv ergibt, durch Sinneserfahrungen und eigener synthetischer Urteile der Vernunft. Es ist keine Forderung, es ist eine innere Selbstverständlichkeit; ein Schelm wer anderen eine Moral abspricht, nur weil dieser seine inneren Widersprüche vorträgt. In diesem Falle ist Vertrauen in die eigene Fähigkeit das Richtige zu sehen und danach zu handeln gerade zu geboten! Sonst hat man nichts gerlent. Sonst ist es ein blankes Gehorchen. Man hört immer die Forderung nach "Verantwortung". Natürlich, aber man sollte vertrauen, dass ein jeder diese innere Selbstverständlichkeit selbst konstruiert, sonst nützt es nichts. Ihm auf diesem Weg zu belgeiten, ist allemal geboten und balsam.

Ich möchte dir also als Fazit mitgeben: Laufe einerseits nicht weg von deiner Paraphilie und andererseits verwirf auch nicht alle Hoffnungen auf einen Wechsel, einen inneren Wandel, wie auch immer der Ausschauen mag. Ich glaube sehr fest, dass du fähig bist damit umgehen zu können und nach vorne zu blicken zu dem was kommt. Ich fordere nichts von dir, ich weiß, dass du selbst zu all den Schlüssen kommen wirst.
Deine Frage, ob man so eine Paraphilie "umbiegen" kann, sollte sich dir gar nicht stellen. Es weiß auch keiner. Es ist immer besser sich dazu zu bekennen, dass man weniger weiß, als, dass man seine ganze Hoffnung nur auf eine Wahrheit setzt.
Eine Pseudo-Erkenntnis der Sexualwissenschaft ist, dass Paraphilien aus "komplexen biopsychosozialen Prozessen" entstehen. Genaugenommen weiß man also alles und nichts.

Kennst du die Stoa?
wikipedia hat geschrieben: Für den Stoiker als Individuum gilt es, seinen Platz in dieser Ordnung zu erkennen und auszufüllen, indem er durch die Einübung emotionaler Selbstbeherrschung sein Los zu akzeptieren lernt und mit Hilfe von Gelassenheit und Seelenruhe zur Weisheit strebt.
Das ist gar nicht so schwer wie es sich anhört, wenn man daran glaubt. Denn es ist immer möglich mehr in sich zu finden, als nur seinen Widerspruch. Vielleicht erkennt man Zusammenhänge? Vielleicht entdeckt man neues? Schaue nicht zurück, schaue nach vorne.

Ich war sehr lange Zeit ähnlich gequält und ähnlich voller Widersprüche wie du. Aber man kann mit sich selbst Frieden schließen und sogar Neues entdecken. Es geht!

Noch ein anderer Tipp für dich: Noch wenige Tage kannst du vielleicht in den Genuss eines heilenden Mairegens kommen!
Reinhard Mey hat geschrieben: Mairegen komm und regne,
Regne in mein Herz,
Regne meinen Kummer fort,
Lindere meinen Schmerz.

Mairegen laß mich wachsen,
Mairegen mach mir Mut,
Mairegen laß mich glauben,
Alles wird wieder gut.
Hoffmann von Fallersleben hat geschrieben: „Mairegen macht, daß man größer wird“

Liebe Grüße,

Ovid

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Ragneda
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Beitrag Mi., 26.05.2010, 06:14

Minerva hat geschrieben:Ich hab mal eine ganz generelle Frage - warum zählt Homosexuallität eigentlich nicht zu dem ''Sammelbegriff'' Paraphilie?


P.s. Das soll keine Diskriminierung oder sonst der gleichen darstellen es ist lediglich einfrage die vollig wertlos gestellt wird!
Es genügt ein Blick in Wikipedia um zu verstehen, warum. http://de.wikipedia.org/wiki/Paraphilie
http://liebesforum.forumieren.de/

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Krang2
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Beitrag Do., 27.05.2010, 08:12

Ich glaube auch mal gelesen zu haben, daß echte Homosexualität gleich nach der Geburt aufgrund eines hormonellen Ungleichgewichtes entsteht.
Ansonsten ist ja jede Einteilung praxisbezogen und wandelbar.
Danke für die philosophischen Worte. Stoiker passen aber wohl nicht zu Kämpfern...oder? Ich habe ein Ideal in meinem Kopf, nach dem ich strebe, und mein Problem ist in meinen Augen eine Schwäche, die mich davon entfernt. Sie zu verstehen würde mir besser helfen sie zu hinzunehmen.

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Beitrag Do., 27.05.2010, 08:16

"zum größten Teil sättigend gedeckt sind, treten so bei vielen Menschen innere Konflikte und Ungereimtheiten immer mehr in den Vordergrund"
<-- Ich weiß, was du damit sagen willst, es geht uns viel zu gut und wir haben zu wenige echte Aufgaben, deshalb haben wir Muße, Problemchen zu Problemen zu machen, nicht wahr?

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Beitrag Do., 08.07.2010, 21:32

Es paßt zwar nicht mehr zur Eingangsfrage, aber da ich spaßeshalber mal einen Therapeuten angeschrieben habe, will ich euch die verheißungsvolle Antwort nicht vorenthalten:

"(...)da die sexualpsychologische Diagnostik und Therapie partnerschaftlicher und sexueller Störungen
nicht Gegenstand des Leistungskataloges der Krankenversicherungen ist, übernimmt die GKV die Kosten nicht.
Diese belaufen sich, wie Sie der Praxiswebsite entnehmen können, auf 98,- Euro die Stunde."

Was sagt uns das? Auch mit einer (teilweise strafbaren) Paraphilie und einer extremen Fehlsichtigkeit ist man in der BRD laut Krankenkasse kerngesund.

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candle
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Beitrag Do., 08.07.2010, 21:35

Willst Du denn eine Therapie machen?

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
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Krang2
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Beitrag Do., 08.07.2010, 22:17

Ich bin immer offen, verschiedene, auch entgegen gesetzte, Lösungswege auszuprobieren, man kann nur dazulernen - aber die Kosten sind ja bald höher als die Kosten für ein Gerichtsverfahren einschließlich Geldstrafe, wenn ich wirklich mal straffällig und erwischt werden sollte, das rechnet sich mit HartzIV dann doch wieder nicht...

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candle
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Beitrag Fr., 09.07.2010, 05:43

An Dein Hartz V geht dann schon keiner ran, denke ich. Naja, Du kannst es anders verpacken. Eher von den Symptomen nebenher ausgehen und nicht gleich mit der vollen Diagnose aufschlagen, so in etwa.
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Kelpie
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Beitrag Fr., 09.07.2010, 07:46

@Krang:
Du hast ja in einem anderen Thread angedeutet, worauf du stehst. Ja, das würde ich auch als juristische Grauzone sehen.
Ich denke, man kann das schon therapieren, zumindest abwandeln. Ich glaube aber, dass dir eine unübliche Sexualität bleiben wird.

Ein Beispiel: Ich habe mit masochistischen Leuten gesprochen, die früher laut eigener Angabe zu sehr heftigen, gesundheitsgefährdenden Spielen neigten. Der Rat zur Therapie kam da auch vom dominanten Spielpartner...
Sie sind immer noch BDSMler, und wollen auch gar nichts anderes sein, aber sie setzen ihre Grenzen jetzt woanders. Die psychische Motivation hat sich verändert - verbessert.

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Krang2
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Beitrag Mo., 12.07.2010, 10:46

@kelpie, wenn du meinen Beitrag zum Thema Schneiden meinst, NEIN, das ist es nicht. Ich stehe nicht auf S/M o.ä., ist vielleicht mißverständlich rübergekommen.
@candle, ich habe keine anderen Symptome, außer daß ich lieber normal wäre. Aber ich habe keine Depressionen o.ä., so daß ich wohl keine Berechtigung hätte, zu einem "normalen" Psychologen zu gehen, oder?
Der Rat kam von Freunden, also von mir aus geht`s auch ohne Therapie.
Auf jeden Fall bedanke ich mich für Eure Antworten, die sind immerhin kostenfrei!

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candle
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Beitrag Mo., 12.07.2010, 10:50

Na wenn es ohne Therapie geht...

candle
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Sommer-Stumpenhorst

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