wetterwax hat geschrieben:
Gothika hat geschrieben:Es ist wohl wirklich absolut selten, dass über viele Jahre hinweg die Symptome alle absolut gleich und auf einem Level bleiben. Es gibt immer mal wieder Tiefs und natürlich auch Symptomverlagerungen.
Echt ? Es geht mir genauso, aber ich hatte bisher immer das Gefühl, dass das eher die Ausnahme ist..
Ich persönlich bin (leider) fast chronisch (mein Lebtag) von psychisch Erkrankten in den verschiedenen Stadien und Symptomen umgeben. Und ich habe noch nie erlebt, dass a) einer gänzlich geheilt war und b) dass die Symptomausprägung und die Stimmung über Jahre hinweg absolut exakt gleich blieb.
Ich verstehe auch das Problem so mancher Therapeuten, wie man dann so ein Symptomchaos über viele Jahre richtig deuten soll.
Beispielsweise war ich mit Anfang 20 stark misantroph und soziophob, habe ich bis auf den engsten Kreis gezielt isoliert. Aber ab 2003 (seit ich studieren ging) hat sich meine Soziophobie nicht nur gelegt, sondern ins Gegenteil verkehrt. Bin jetzt sehr kontaktfreudig und menschenfreundlich. . Allerdings ist dann auf der Ebene des "engsten Kreises" was passiert, seit exakt dem hatte ich meine erste Panikattacken. Die habe ich nach 2 Jahren im Griff gekriegt, aber eine Unruhe bleibt und ein paar Dinge sind wohl seit dem "fehlassoziert". Sind aber ganz getrennte Punkte. Hmm. Während sich mit einem Umzug die Situation mit meinen Eltern im Haus 2002 änderte, ergab sich dann eine neue Problematik als ich anfing zu studieren und einfach psychisch Mehrfach belastet war durch starken Finanzstress, Uni, Kind, psychisch kranken Mann. Auch das sind zwei völlig verschiedene Ebenen. Nach meiner Trennung und unfreiwilligen Rückzug zu meinen Eltern und Studiumsabbruch das selbe im grün: Nun war ich zwar zumindest vordergründig den psychisch kranken Ehemann los... aber dafür bin ich völlig abhängig von meinen Eltern und hab wohl ein Trennungstrauma.
Kurz: Unter dem Strich gab es also kaum eine Zeit, in der es mir gut ging. Ein Problem wird gegen ein anderes getauscht. Alles hat Vor- und Nachteile. Wie will man das also richtig beurteilen und unter einem Hut bringen? Tatsache ist, dass es Zeiten gab, da ging es einem sehr schlecht und man hatte definitiv eine "depressive Episode" und dazwischen ging es einem zwar stets anders, aber irgendwie auch nie wirklich gut. Nie. Mal dies, mal jenes. Aber so eine Phase, wo man wirklich "zufrieden" war und so etwas wie "Antrieb" und "Lebensfreude" spürte und nicht wegen irgendwas verzweifelte? Gab es schlichtweg nicht.
(*) Okay, zugegeben: Ich erinnere mich an einem Semester, wo es mir richtig gut ging. Das war "zufällig" als ich einen TaiChi-Kurs belegte. Jetzt habe ich in der Tagsklinik einen recht ähnlichen Effekt mit Yoga erzielt... ein kleiner AHA-Erlebnis. Wie dem auch sei, das waren drei bis vier Monate von mittlerweile 12 Jahren!!! Und mindestens zweimal im Jahr war ich stark depressiv für mehre Wochen...
Tja, ist das Dysthymia ja oder nein?
Ist ja auch nicht sooo wichtig, wie man das Kind nun nennt. In meinen Fall bietet sich halt die Frage an, wieso es immer nur eine Problemverlagerung war und ich nie nachhaltig die Situation verändern konnte oder stets vom Regen in die Traufe kam. Da bietet sich dann wieder die Suche nach einer Persönlichkeitsstörung an...kann sein, muss aber nicht.
Und wie dem auch sei: Ich bezweifele, dass ich da ein Einzelfall bin. Bei jedem Menschen ändern sich im Laufe der Jahre zwangsweise die Lebensumstände. Und ebenso verändern sich auch die Symptome. Mal steht mehr das eine im Vordergrund, mal das andere. Je länger es andauert, um so schwieriger ist es wohl, noch einen Durchblick zu haben.