Welche Therapie bei (komplexen) Traumatisierungen?

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neko
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Beitrag So., 04.04.2010, 11:11

nur mal so als anregung - nachdem wir uns ja irgendwie alle halbwegs einig sind, dass das mit den rezepten so eine sache ist und die dinge sehr individuell sind - auch und gerade bei trauma, dass es aber gleichzweitig manchmal auch schwierig ist, seinem bauchgefühl zu vertrauen - ich fänd es interessant zu hören, WAS einzelnen geholfen hat. Das mag dann ja anderen vielleicht auch beim trainieren des bauchgefühls helfen.

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Jesusechse
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Beitrag So., 04.04.2010, 11:22

Wisst Ihr was, Leute, Ihr seid alle sehr nett und lieb und ich mag Euch, aber ich geb's auf. Denkt, was Ihr wollt. Wenn jemand glaubt, dass er hier mehr weiß? Bitte schön.

Ich kann an dem aktuellen Stand der Traumaforschung nichts ändern und der sagt ganz klar: Allgemeine Therapieverfahren sind bei Traumapatienten kontraindiziert. Das ist nicht meine persönliche Meinung, weil ich mit allgemeinen Verfahren auf die Fresse gefallen bin, sondern der Stand in der Medizin, der sich leider noch nicht so sehr verbreitet hat, wie man sich das wünschen könnte.

Ich kann's tatsächlich nicht mehr genau belegen, woher ich dieses Wissen habe. Ich hab' lange kaum Geld gehabt und von daher war Fachliteratur für mich nur in Bibs ausleihbar oder ich hab' in großen Buchhandlungen ganze Tage einfach dort für umsonst gelesen. Ich hab' diese Literaturstellen daher nicht mehr zum Nachschlagen verfügbar, sondern nur im Kopf.

Ich meine, ich hab's bei Luise Reddemann, der Traumapäpstin Deutschlands gelesen. Und natürlich haben es mir auch die Trauma-Experten von den jeweiligen Unikliniken gesagt, bei denen ich dann nach den Therapie-Flops angeklopft habe. Überall die gleiche Aussage.

Es hat immer allgemein arbeitende Therapeuten gegeben, die irgendwann so eine kranke Traumapatientin in die Praxis gekriegt haben, der sie unbedingt helfen wollten und sich dann Traumawissen einfach in Eigenregie angeeignet haben. Die arbeiten oft gut. Es gibt immer wieder allgemein arbeitende Theras, die das dann hinkriegen, aber man kann das nicht voraussetzen.

Deshalb ist es gut möglich, das hier einzelne gute Erfahrungen machen. Z.B. bei neko geh' ich zu 100 % davon aus, dass diese Therapeutin sich in Psychotraumatologie kundig gemacht hat. Sie macht Sachen richtig, die allgemein ausgebildete Theras üblicherweise falsch machen.

Der Grund, warum allgemeine Therapien regelmäßig scheitern, ist, dass das traumatisierte Gehirn völlig anders arbeitet und die allgemeinen Therapien darauf nicht zugeschnitten sind.

Das hat man ganz besonders bei den BL-Patienten gehabt, die Jahrzehntelang als unheilbar eingestuft wurden, und fast alle in allgemeinen Verfahren abbrachen oder ohne Verbesserungen behandelt wurden, bis man die Zusammenhänge mit Traumatisierungen erkannt hat und dann spezielle Therapieen entwickelt hat. Z.B. die DBT, die für BLer mit Traumahintergrund entwickelt wurde, heute aber auch anderen Traumapatienten angeboten wird, gibt's nur aus diesem Grund. Die DBT halte ich persönlich aber auch nicht für die am besten geeignete Methode halte.

Die Gehirne von Traumatisierten aktivieren verstärkt den dorsalen Verarbeitungsweg und die von Gesunden den ventralen Verarbeitungsweg (Das ist echt kompliziert und ich müsste es selber wieder nachlesen, damit ich es hier erklären könnte.) und das sind alles Dinge, die ein allgemein arbeitender Thera oft nicht mal weiß, wie soll er dann richtig behandeln können?! Hier geht's um neueste neurowissenschaftliche Erkenntnisse. Man wusste das früher nicht. Wie hätte man dann Verfahren entwickeln sollen, die das behandeln können.

Die "Zufallstrefer" in allg. Verfahren sind toll, aber sie sind nicht die Regel. Und was langfristig aus diesen Therapieerfolgen wird, bleibt abzuwarten, weil gerade hochfrequente Verfahren oft zu einer Abhängigkeit führen, sprich den Patienten geht's gut, solange der Thera 3-4 mal die Woche da ist, aber was ist, wenn er weg ist.

Daher möchte ich insbesondere die Erfahrung von silence hier mal ganz kritisch anschauen.

Liebe silence, Du weißt überhaupt noch nicht, was diese Therapie im Endergebnis bringen wird. Du hast im Moment 3-4 mal pro Woche Unterstützung. Kannst Du auch alleine zurecht kommen mit dem Leben. Das wird später mal die Frage sein, wenn Deine Therapie endet. Ich rechne hier eher mit einer Abhängigkeit vom Therapeuten und einem Artefakt-Leben, wo das Leben bereits so sehr an Therapie angebunden ist, dass es ohne nicht mehr geht. Das wäre meine Sorge und den Therapieerfolg wünsche ich Dir aber trotzdem.

So: FROHE OSTERN!!

ausgefuchst

PS Wir sind uns gar nicht einig: Heute gibt's keine Traumatherapie, die wissenschaftlich als eindeutiger Sieger zu bennen wäre, die super klappt und voll belegt ist. Aber es hat sich inzwischen sehr klar herausgestellt, dass Traumapatienten spezialisierte Therapieformen brauchen, die auf sie zugeschnitten sind.

Und das ich mich dann oft überheblich anhöre, wenn ich sowas schreibe, verstehe ich und tut mir leid. Aber ich würde auch mal drauf warten, dass hier jemand schreibt, der was sagen kann, was ich noch nicht weiß. Ich such' auch nach jemandem, der mir neuen Input gibt, der weiter ist als ich und ich warte und warte und außer Moni und Zerrissene seh' ich leider keinen, der soviel Know How mitbringt, dass ich endlich mal meine Fragen stellen könnte. Ich erkläre immer nur. Ich wünsch' mir aber auch jemanden, der meine Fragen beantworten kann. Und den gibt's hier leider so gut wie nie. Das macht mich traurig.
Zuletzt geändert von Jesusechse am So., 04.04.2010, 11:32, insgesamt 1-mal geändert.


Lena
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Beitrag So., 04.04.2010, 11:25

Hallo ausgefuchst,
Wisst Ihr was, Leute, Ihr seid alle sehr nett und lieb und ich mag Euch, aber ich geb's auf. Denkt, was Ihr wollt. Wenn jemand glaubt, dass er hier mehr weiß? Bitte schön.
Die Einzige, die hier glaubt mehr zu wissen, bist Du...

Hallo neko,

Deine Anregung finde ich gut - ich werde noch was dazu schreiben, wenn ich heute abend wieder zuhause bin.

LG Lena

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Jesusechse
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Beitrag So., 04.04.2010, 11:39

@ Lena:

Wenn Du damit nicht umgehen kannst, dass ein anderer einen Wissensvorsprung hat, dann ist das schade.

Und ich find's nicht ok, dass man mir jetzt wieder auf die Tour kommt. Erst werde ich von anderen angeschrieben und gefragt. Ich hock' mich hin und tippe und tippe. FÜR ANDERE!! Ich krieg' nichts dafür und es bringt mir auch nichts, macht nur Arbeit.

Und dann kommt wieder sowas.

Genau aus dem Grund bin ich aus'm Forum raus. Und ich bin auch wieder weg. Weil mir das stinkt. Andere sind froh um die Info.

Wenn ich im Job auf einen Kollegen treffe, der 20 Jahre mehr Berufserfahrung hat als ich, dann steht der auch da und überblickt alles besser als ich. Das merkt der auch und wenn er dann was zu mir sagt, mich korrigiert, dann bin ich froh drum und nicht angepisst.

Es klingt nicht nur so, dass ich mehr Ahnung habe, es ist einfach so.

Man könnte einfach froh drum sein, dass jemand da ist, der Wissen hat. Aber es läuft wieder drauf raus, dass sich jemand auf den Schlipps getreten fühlt. Kann man nicht einfach akzeptieren, dass die Leute auf einem unterschiedlichen Stand sind und das auch sein dürfen?

Ich renn' doch auch nicht zu einem Mathe-Prof und sage dem: Das kann unmöglich sein, dass sie intelligenter, gescheiter sind als ich. Und wenn Sie das sagen, dann beleidigen Sie mich!

Immer diese Leier. Hier darf man auf keinem Fall einem anderen das Gefühl geben, dass er nicht gleichwertig wäre. Dabei sind doch alle Menschen verschieden. Sie unterscheiden sich überall. Gleichwertig sind sie als Mensch an sich in ihrer Verschiedenheit. Aber auf den einzelnen Gebieten gibt's sehr große Unterschiede und es wäre Blödsinn, das zu leugnen.

Aber egal, damit kommen hier viele User einfach nicht klar.

Sorry

ausgefuchst
Zuletzt geändert von Jesusechse am So., 04.04.2010, 11:44, insgesamt 1-mal geändert.

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carö
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Beitrag So., 04.04.2010, 11:41

hallo,

mich verunsichert so eine aufspaltung in trauma-PA und allgemeine PA und weiss nicht was alles. ich weiss ehrlich auch nicht genau, was der begriff "klassische PA" eingentlich heissen soll. orientiert es sich am setting ? dann mach ich ganz klar eine klassische PA. orientiert es sich am umgang mit übertragungen ? dann mach ich auch eine klassische PA.. etcetc.. vielleicht geht es aber auch hier um ein missverständnis, wenn man eine klassische PA mit einer nach veralterten methoden arbeitenden PA vergleicht. das mag es vielleicht auch noch geben, das kann ich nicht beurteilen. aber die meisten zumindest jüngeren analytiker - jünger ist für mich auch noch einer um die 50 - wissen doch längst, dass ein vorgehen nach dem modell "weisse leinwand", eigene gefühle komplett raushalten, nie (ich übertreibe) eine rückmeldung geben, deutungen überstülpen und all sowas nicht wirklich weiterhilft.

bin auch traumapatientin und nach ausgefuchsts definition eben auch eine mit komplexen traumatas, aber ich bin heilfroh, dass ich mich nie in der therapie mit derartigen schubladen auseinandersetzen musste. ich neige ohnehin dazu, mich selbst zu pathologisieren, zum glück nicht mehr so sehr, wie früher, da war es eine wohltat von meinem PA zu hören, dass ihn in erster linie der mensch interessiert und nicht eine diagnose...

also dass eine therapeut in der lage ist, auf mich individuell einzugehen, das setz ich eigentlich voraus, zumindest sind das wohl dann die "guten"... ich habe es auch so erlebt, dass eben so eine therapie auch ein gemeinsamer lernprozess ist, wo man sich auch herantastet an das, was geht und was nicht. ich glaube neka wars, die das auch für mich sehr stimmig beschrieben hat, was ich auch so oder ähnlich erlebt habe.
ich hab ehrlich gesagt keine ahnung, ob mein PA ein traumatherapeut ist... was ausgefuchst da beschreibt, was ein traumatherapeut draufhaben sollte, das halt ich für einen art mindestanforderung an jeden therapeuten. jemand der schema-F vorgehen würde, würde doch bei den ersten schwierigkeiten (die sich immer irgendwann einstellen) scheitern. klar ist, dass man eine art rahmen vorgibt und sicher auch ein rüstzeug/werkzeug als therapeut mitbringt, das auch "schulenabhängig" ist, aber spätestens im gemeinsamen arbeitsprozess muss es doch dazu kommen, zu schauen, was im einzelfall weiterführt und was nicht. kann mir das anders nicht so recht vorstellen und bin auch echt jedesmal betroffen, wenn ich von so gravierend schiefgegangenen therapien hier lese.
aber ich würde eben auch sagen, dass man eine klassische analyse (was auch immer das genau sein soll) machen kann trotz oder gerade bei "komplexer traumatisierung".

LG
carö

Edit: sehe gerade mehrere beiträge dazwischen, hab ich noch nicht gelesen
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carö
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Beitrag So., 04.04.2010, 11:49

Wenn jemand glaubt, dass er hier mehr weiß? Bitte schön.
huch ausgefuchst, was ist jetzt los?
kannst du die meinung anderer nicht gut aushalten ? dir nimmt doch niemand dein wissen weg. ich weiss nicht so viel details über traumata etc.. dennoch habe ich eine meinung, zumindest eine die auf persönl. erfahrung beruht und dir ist deine doch auch zugestanden.

schöne ostern

carö
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neko
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Beitrag So., 04.04.2010, 11:50

liebe ausgefuchst,

ich fände es schade, wenn du dich hier ausklinkst. mir scheint, du hast eine menge erfahrung, die für andere hilfreich sein könnten. ich wollte dir auch keinen konsens überstülpen, den du nicht mit tragen kannst. ich glaub aber uns trennen letztlich nominalistische spitzfindigkeiten, also unterschiede in der verwendung von begriffen, nicht so sehr in der sache selbst. du sagst, es gibt keine als "siegreich" anerkannte traumatherapie. vielleicht kann es die aber auch gar nicht geben, weil schon traumata so unendlich komplex und differenziert sind und es dann auch noch sehr unterschiedliche formen gibt, wie der einzelne das in unterschiedlichen phasen seines lebens verarbeitet hat. all das ist - aus meiner sicht - in individuell auf den einzelfall zugeschnittenen therapien zu berücksichtigen. und dabei kann es immer wieder zu fehlern kommen, die aber dann aushaltbar sind, wenn auch der therapeut zu korrekturen seiner vorgehensweise bereit ist.

vielleicht ist das auch nur meine macke: aber ich war am anfang meiner therapie unendlich mißtrauisch am beäugen, ob meine therapeutin nicht irgendwann doch einmal in so eine vorbereitete toolbox greift und irgend so ein standardverfahren an mir ausprobiert. irgendwann konnte ich dass mal sagen und sie hat darauf lachend entgegnet, ja das fände sie auch schlimm, wenn sie an meiner stelle wäre. das war für mich z.B. ein ganz wichtiger moment, in dem viel zusammen kam, was in mir vertrauen wachsen ließ, das ich dann auch in krisenzeiten mobilisieren konnte: 1. ich kam mir als person und nicht als befund vor; 2. ich durfte wütend sein, unterstellungen in die welt hinausbrüllen und wurde mit meiner wut ernst genommen 3. durch ihr lachen hat meine therapeutin ruhe und zuversicht ausgestrahlt, das sie das schon hinkriegen wird. keine ahnug, dass war für mich ein wichtiger wendepunkt. später konnte ich dann auch einmal auseinanderdröseln, dass ich sie schon auch immer getestet hab und irgendwie gucken wollte, ob sie nicht doch auch mal verunsichert ist und sich von der wucht meiner krisen einschüchtern und in eine hilflosigkeit manövrieren lässt. diese test hat sie mir nicht übel genommen. zudem ist ihr der balanceakt gelungen, einerseits zuversicht auszustrahlen und doch auch immer einzuräumen, dass sie mit manchen NOCH nicht so gut umzugehen weiß. Ich glaube, diese kombination hat mich davon abgehalten, abzubrechen.

trotzdem war es auch danach wieder mal schwierig. v.a. dann, als es um integration ging. da ging es mir oft so, dass ich mich in meinem opferstatus bestätigen lassen wollte und sie das nicht mehr mitgemacht hat. das empfand ich immer und immer wieder als sehr schmerzhaft. rausgeholfen hat mir da ihr sehr emphatisches bekenntnis, dass sie sich nicht nur mit einem meiner anteile gegen die anderen verbünden wolle. irgendwann ist das bei mir angekommen. aber das war - glaub ich - mit das allerschwierigste. mittlerweile ahne ich, dass das auch was damit zu tun hatte, dass sie nicht die abhängigkeit meines allerbedürftigsten teils ´von ihr festigen wollte. sicher bin ich mir da aber nicht. ich hab nur gemerkt, dass mich das zwar erst sehr verstört und frustriert hat, mir aber im nachhinein auch ganz viel kraft gegeben hat.

wie gesagt, was diese letzte phase angeht, bin ich mir meiner selber noch überhaupt nicht sicher. deshalb fände ich es für mich - aber vielleicht auch für andere hilfreich - hier von den erfahrungen anderer zu hören. liebe ausgefuchst, vielleicht magst du ja auch einmal sagen, WAS dir letztlich geholfen hat?

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Jesusechse
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Beitrag So., 04.04.2010, 11:58

@ carö:

Es gibt heute soviele modifizierte pa-Therapien, dass viele hier gar nicht wissen werden, wie eine klassische Analyse abläuft. Und sie geht eben bei komplex Traumatisierten nicht.

Forschungsergebnis hierzu: kontraindiziert!

Tut mir leid!

LG

ausgefuchst

PS Zu Deinem zweiten Posting:

Es hat nichts mit "Meinung anderer" zu tun. Die halte ich sehr gut aus, aber nicht, wenn richtige Informationen, die andere schützen können und sollen, immer wieder in Zweifel gezogen werden.

Wofür hock' ich hier und vertue meine Zeit? Wenn mir jemand antwortet und was Neues reinbringt, was Hand und Fuss hat, dann freu' ich mich. Aber hier werden persönliches Erleben gegen wissenschaftliche Fakten gestellt. Das ist nicht gleichwertig. Das ist keine gute und keine fruchtbare Diskussion.

Moni diskutiert mit Sachkunde, die vermisse ich hier so sehr, andere argumentieren aber oft nur aus dem Bauchgefühl. Das versteh' ich und hab' auch Verständnis dafür. Oft stehen dahinter auch Loyalitätskonflikte mit dem eigenen Thera. Aber es nutzt nichts für die, die Gefahr laufen, in Therapie verheizt zu werden. Ich denke an Leute wie Pfötchen und Aisha und nemesis und will sowas in Neuauflage verhindern.

Ich diskutiere hier mit Leuten, die nicht mal wissen, wie ihr eigenes Therapieverfahren heißt und werde dann "angemacht", wenn ich sage, ich weiß eben mehr. Es ist halt so. Und das halten hier andere nicht aus.

@ neko:

Ich denke, wo Du therapeutisch gelandet ist, ist es sicher und auch qualitativ gut. Dein letztes Posting hab' ich grade gesehen, aber auf das kann ich jetzt nicht mehr eingehen. Mein Mittagessen wird kalt.

Und ich muss hier raus. Das ist auch das, was mich drückt, meine ganze Erfahrung und mein Wissen hier rauszunehmen. Die einen wollen es, brauchen es. Und dann wieder der Vorwurf: Hälst Dich für was Besseres. Nein, ich weiß einfach mehr.

Aber es ist für mich zu anstrengend, mich immer wieder hier verteidigen zu müssen, weil ich informiert bin, wo's andere eben nicht sind.

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~silence~
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Beitrag So., 04.04.2010, 12:08

Hallo ausgefuchst
ausgefuchst hat geschrieben:Daher möchte ich insbesondere die Erfahrung von silence hier mal ganz kritisch anschauen.
Zuviel der Ehre.
ausgefuchst hat geschrieben:Du weißt überhaupt noch nicht, was diese Therapie im Endergebnis bringen wird.
Stimmt. Wüsste ich das, wäre ich ein Hellseher.
ausgefuchst hat geschrieben:Du hast im Moment 3-4 mal pro Woche Unterstützung.
Lass mich kurz nachzählen; ... ich habe vier Wochenstunden.
ausgefuchst hat geschrieben:Kannst Du auch alleine zurecht kommen mit dem Leben.
Ich habe doch nicht die Verantwortung für mein Leben abgegeben, nur weil ich eine Therapie begonnen habe. Mein Leben lang bin ich allein zurecht gekommen.
ausgefuchst hat geschrieben:Das wird später mal die Frage sein, wenn Deine Therapie endet.
Ich bin sehr zuversichtlich, da das Ende meiner PA das HauptThema meiner Analyse ist. Wir arbeiten schon jetzt daran.
ausgefuchst hat geschrieben:Ich rechne hier eher mit einer Abhängigkeit vom Therapeuten und einem Artefakt-Leben, wo das Leben bereits so sehr an Therapie angebunden ist, dass es ohne nicht mehr geht.
Vielen lieben Dank für diese positive Prognose meiner Analyse.
Du musst wirklich unglaublich viel Ahnung haben.
ausgefuchst hat geschrieben:Das wäre meine Sorge und den Therapieerfolg wünsche ich Dir aber trotzdem.
Belaste Dich bloß nicht mit Sorgen um mich.
Danke, dass Du mir "trotzdem" den Therapieerfolg wünschst.

Sorry für all den Zynismus - aber wieso kannst Du es nicht annehmen,
dass auch einem tief traumatisierten Mensch entgegen aller Forschungsergebnisse (die Du immer wieder anführst) mit einer klassischen PA geholfen werden kann? Ist das wirklich so schwer?

Gruß
~silence~
Zuletzt geändert von ~silence~ am So., 04.04.2010, 12:13, insgesamt 3-mal geändert.
"Mir geht es nicht gut", sagte die Seele ~
"Aber der Mensch hört nicht auf mich".
"Dann lass mich krank werden", sagte der Körper ~
"Dann muss er auf Dich hören".

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carö
[nicht mehr wegzudenken]
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Beiträge: 2036

Beitrag So., 04.04.2010, 12:08

Aber hier werden persönliches Erleben gegen wissenschaftliche Fakten gestellt. Das ist nicht gleichwertig. Das ist keine gute und keine fruchtbare Diskussion.
ui tut mir leid, dass ich mich mit meinen unwissenschaftlichen persönlichen erfahrungen so unqualifiziert in eine diskussion eingemischt habe. soll nicht wieder vorkommen

willst du mit menschen wirklich kommunizieren oder sie belehren? es liegt bei dir.

sorry, an der stelle weigere ich mich, deine schwierigen erfahrungen als entschuldigung für dein auftreten zu nehmen.
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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Pfötchen
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Beiträge: 86

Beitrag So., 04.04.2010, 12:10

hi,
möchte mich hier bei einigen für den Zuspruch und die Tips bedanken...bin echt neben der Spur und kann noch nicht aufhören darüber nachzudenken (überlege auch ihr noch einen Brief zu schreiben,aber macht das noch Sinn?).
Zwischen mir und meiner Therapheutin stimmte die Chemie (kenne sie auch langjährig), das ist sehr wichtig,reicht allerdings wirklich nicht aus,wenn falsche Ansätze (z.b Druck statt Stabilisierung ) gewählt werden.
Ich weiß nicht, ob ich überhaupt nochmal in Therapie begeben werde- das Machtgefälle ist für mich super gefährlich-und mein Vertrauen ist dahin....
Nach Konflikten hat meine Therapheutin auch einiges an Fehlern eingestanden-auch das war Methode (sie wollte Bindungssicherheit herstellen) im Abschlussgespräch wurde dann alles zurückgenommen und mir untergejubelt...komm noch gar nicht damit klar, dass ich mich so in ihr getäuscht habe...
LG
Finde die Beiträge von ausgefuchst sehr kompetent! Ich habe in den letzten Monaten viel Fachliteratur gelesen (z.b. das verfolgte selbst- ein für mich wichtiges Buch ) und ich wünschte ich hätte es früher getan- wissen kann mir helfen mich zu schützen!
Zuletzt geändert von Pfötchen am So., 04.04.2010, 12:26, insgesamt 1-mal geändert.

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Jesusechse
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Beiträge: 702

Beitrag So., 04.04.2010, 12:23

@ carö:

So ist das nicht von mir gemeint. Jede Meinung hat hier einen Platz und ein Anrecht, dass der andere sie sagen darf.

Aber was mir zu weit geht und was ich wirklich für unfruchtbar und unwissenschaftlich und damit auch nicht weiterführend ansehe ist diese verkürzte Argumentation:

Ich bin bei einem PA, ich weiß gar nicht so genau, was der da eigentlich für ein Verfahren macht, aber er ist PA und ich bin Traumapatientin und mir geht's da gut UND DESHALB MUSS EIN ALLGEMEINES THERAPIEVERFAHREN wie die klassische PA auch bei Traumapatienten funktionieren.

Und das ist eben so falsch. Und das sollte man auch so nicht stehen lassen.

Diese ganze Problematik zieht sich durch bis hin zu den Gutachtern, wo wieder nicht in Traumatherapie qualifizierte Therapeuten dann Gutachten stellen, die inhaltlich falsch sind.

Und die Betroffenen kriegen es auch da ab. Stell' Dir mal vor, man würde Deinen Antrag auf Rente ablehnen, mit der Begründung, Du wärst nur zu 20 % behindert, wenn in Wirklichkeit eine Behinderung im Bereich von 90-100 % vorliegt!!

Da werden Leute zur Arbeit geschickt, die nicht mehr fähig sind, aus dem Haus zu gehen. Und wenn sie dem dann nicht nachkommen, kriegen die kein Geld mehr.

Solche Sachen passieren jeden Tag, weil immer noch so viele Leute keine Ahnung von Traumatherapie haben, aber mitreden wollen. Das macht mich einfach rasend, weil hinter dieser kleinen dummen Diskussion hier, hinter diesem Streit (Geplänkel), ob denn nun Traumapatienten von Nicht-Traumatherapeuten behandelt und eingeschätzt werden können, ein wahnsinniges menschliches Leid steht. Die Fachwelt diskutiert diese Fragen leider in vielen Ecken auch noch, weil auch da Leute nicht einsehen wollen, dass andere mehr wissen als sie selber. Und der Hintergrund:Schutz der eigenen wirtschaftlichen Interessen.

So, wir sollten jetzt eine Runde Eier suchen gehen, find' ich.

ausgefuchst

@ silence:

Ich lass' Deine Meinung stehen, aber ich hab' dazu eine eigene. Gesteh' mir die dann bitte auch zu. Ich sehe eben Gefahren in so einer Therapie. Die Zeit wird's zeigen, ob Du richtig behandelt wurdest. Und es nutzt nichts, wenn wir uns hier streiten, weil's ja keine Auflösung eines solchen Streits geben kann. Ich kann nicht in die Zukunft schauen und ich kenn' Dich auch nicht.
Zuletzt geändert von Jesusechse am So., 04.04.2010, 12:31, insgesamt 1-mal geändert.

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candle
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Beitrag So., 04.04.2010, 12:26

Ein Einwurf: Viel Wissen um eine Therapieform macht noch lange keinen "guten" Klienten.

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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Stöpsel
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Beitrag So., 04.04.2010, 12:28

Hallo,
ausgefuchst hat geschrieben:Z.B. in allgemeinen Therapien wird viellfach bei einem Patienten, wenn er an einem bestimmten Punkt "Stop" sagt und nicht weitergehen will, Druck gemacht, gebohrt, nachgehakt. Grund: Der allgemein arbeitende VT sieht darin Vermeidungsverhalten, dass er nicht zulassen will. Der allg. arbeitende TP und der allg. arbeitende PA sehen darin Widerstände, Abwehrmechanismen, die sie offen legen wollen, aufdecken und gehen dann genau da rein.
Auch wenn man kein Trauma hat, kann solches Verhalten einem schaden, so hab ich es in 2-3 Therapien erlebt. Es endet dann wohl nicht in so einer Katastrophe wie bei Traumatisierten, aber es ist genug, daß es einen sehr verunsichert, im Alltag und in weiteren Therapien.
neko hat geschrieben:ich möcte deshalb aus meiner perspektive noch einmal stark machen, dass es keine "rezepte" für traumatisierte gibt.
Das glaube ich auch, und ob es allein an der Ausbildung und Erfahrung hängt? Kenne eine, die bei einem Traumaspezialisten war und ihn so kühl empfand, daß sie dort keine Therapie hätte machen können, aber einen anderen Therapeuten fand, der nicht auf Trauma spezialisiert war, aber wohl sehr warmherzig und einfühlend, der ihr super geholfen hat.
ausgefuchst hat geschrieben: Ich kann an dem aktuellen Stand der Traumaforschung nichts ändern
Forschung ist aber eben auch nur EIN Aspekt... Hab selbst mal mit nem befreundeten Therapeuten gesprochen, der das auch so sah (mein früherer Therapeut war aus der Forschung). Es geht immer noch um zwischenmenschliches und das läßt sich halt nicht alles in Forschungsmaßstäben messen. Klar, wenn man nen menschlich total tollen Therapeuten hat, einmal mit Spezialausbildung (in dem Fall Traumatherapie) und einmal ohne - klar, wäre dann der mit Ausbildung im Zweifel besser. Aber wenn man die Wahl hat zwischen menschlich sehr gut rüberkommendem Therapeuten ohne Spezialausbildung und einem, wo man kein so gutes Gefühl hat, der aber die Spezialausbildung hat? Fand das schön, was neko über ihre Therapeutin schrieb, die sich da gut auf sie einstellen konnte (weiß nicht, vielleicht ist sie ja Traumatherapeutin).
ausgefuchst hat geschrieben: und sich dann Traumawissen einfach in Eigenregie angeeignet haben. Die arbeiten oft gut. Es gibt immer wieder allgemein arbeitende Theras, die das dann hinkriegen, aber man kann das nicht voraussetzen.
Ja, aber umgekehrt kann man das auch nicht voraussetzen. Die Ausbildung und Erfahrung alleine macht es auch nicht. Oder wie siehst Du es, wenn z.B. in einem Ort nur ein Traumatherapeut ist, soll man dann auf Gedeih und Verderb nur dahin gehen (unabhängig davon, wie es menschlich paßt), weil all die anderen eh nicht taugen?

Ein menschlich gut rüberkommender Therapeut mit Spezialausbildung wäre natürlich super. Aber was, wenn man ne Therapie anfangen möchte, und es so jemanden nicht gibt? Das mag jetzt ein bißchen zugespitzt sein, aber Du schriebst selbst, es gibt nicht viele Traumatherapeuten, so selten wird die Situation also nicht sein.

Viele Grüße

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metropolis
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Beitrag So., 04.04.2010, 12:28

ausgefuchst hat geschrieben:
Es hat nichts mit "Meinung anderer" zu tun. Die halte ich sehr gut aus, aber nicht, wenn richtige Informationen, die andere schützen können und sollen, immer wieder in Zweifel gezogen werden.

Wofür hock' ich hier und vertue meine Zeit?
Du möchtest anscheinend aufklären und andere davor schützen, was dir in deinen Therapien widerfahren ist. Du möchtest dass andere von deinen Erfahrungen profitieren. Das kann in einem DISKUSSIONS-Forum allerdings nicht so gelingen, wie du es dir wünscht, denn nicht jeder möchte hier (kompetent) beraten werden, sondern einfach seine persönliche Erfahrung hinterlassen.

Da du anscheinend sehr viel über dieses Thema recherchierst und eigene Erfahrungen dazu hast, wie wäre es mit einer von dir erstellten Homepage, die Material und Erfahrungswerte über den aktuellen Stand der Forschung zur Verfügung stellt. Dort kann jeder BEI BEDARF vorbeischauen. Dann "verschwendest" du nicht mehr Zeit mit Leuten, die nicht missioniert werden wollen. Was hältst du von einer Aufklärungshomepage?

LG

metro
Zuletzt geändert von metropolis am So., 04.04.2010, 12:55, insgesamt 1-mal geändert.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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