Betrunken in Therapiestunde?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Carry
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Beitrag So., 28.02.2010, 08:27

Hallo situation,
Alkohol als Therapeutikum. So nach dem Motto: Alk ist auch eine Lösung. Schlimm, oder?
Ja, find ich schon schlimm.
Du hast doch ein Therapeutikum, nämlich deine Therapeutin.
Wenn du genau dies:
ich bin momentan an einem Punkt, wo innerlich nicht weiterkomme. In den Stunden bin ich zerrissen zwischen Übertagungsliebe und Übertragungsangst. Das fühlt sich wie ein gegen mich kämpfen an, was ich so langsam nicht mehr aushalte...dann würde ich mich innerlich nicht mehr schachmatt setzen
zum Thema in einer Therapiestunde machst, bist du sicher eher an einer Lösung dran als wenn du betrunken in die Therapiestunde gehst.

Carry
Es gibt Leute, deren Geist immer Ferien hat.
Peter Sirius

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Rabea
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Beitrag So., 28.02.2010, 14:09

Hallo,

irgendwie "beruhigend" zu lesen, dass das nicht nur mit durch den Kopf geht sowas. Ich habe das mal gemacht, eines abends, total betrunken und meiner Therapeutin auf den Anrufbeantworter gesprochen, was ich letztendlich gesagt habe weiss ich nicht mehr, ich weiss nur dass ich bitterlich geheult u geschriehen habe. Was zu 50% einfach der Schmerz der Übertragung war und ich es ihr so nie habe/hätte rüber bringen können, wie sehr mich das belastet und innerlich fertig macht. Einfach nur ein unendlicher Schmerz.....
Naja aber ich würde nicht betrunken in einer Therapiestunde gehen, aber bis zu dem Zeitpunkt ging mir das auch durch den Kopf.
Hmmm ob der Anruf nun gut od. schlecht war, für mich war er gut. Allerdings würde ich das nicht mehr machen, aber in dem Moment war es für mich die Lösung.
Der Schmerz schien sooo groß u ich hatte trotzdem über ein Jahr gebraucht um ihr das mitzuteilen.

Liebe Grüße
Rabea

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situation
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Beitrag So., 28.02.2010, 17:37

Erstmal vielen Dank Euch allen für Eure Meinungen und persönlichen Berichte!

@Pfötchen
Pfötchen hat geschrieben:leider hatte sie selbst keine Konzepte um mich aus der Übertragung zu holen- sie hat ihre eigene Hilflosigkeit auch zugegeben
Hat sie dir gar keine Hilfestellung gegeben? Das finde ich echt hart...wenn sie das schon zugibt, dann könnte sie dich doch an eine/n Kollegen/in weitervermitteln oder nicht? Wie geht ihr auseinander? Ich mein, das ist bestimmt immer eine Gradwanderung für Therapeuten, wieviel Abhängigkeit wird zugelassen, welche Bedürfnisse können gestillt werden, ohne dass der Patient "lebensunfähig" wird. Ist schwierig....
Pfötchen hat geschrieben:...und bearbeiten muß ich das nun allein......
Suchst du dir jemand neues?

@ENA
ENA hat geschrieben:..und wenn das jetzt nur noch 3 Wochen sind, bis Du die richtige Therapie anfängst, geht es jetzt doch eigentlich auch eher um Abschluß dieser Zeit, Abschied also, oder?

Ja, aber wenn ich schon wieder in diesem Übertragungszeugs so drin hänge, teilweise auch gar nicht nicht loslassen möchte, mir dann aber wieder vor Angst die Kehle zugeschnürt ist, ich muss doch da irgendwie raus kommen....

@Medea
Medea hat geschrieben:Es ist sicher besser wenn du ansprichst, dass du mit dem Gedanken gespielt hast, mit Alkohol leichter sprechen zu können.
Das ist glaub ich total wichtig.
Ja, das kam jetzt hier schon öfter durch. Werd ich machen...

@Carry
Carry hat geschrieben:Du hast doch ein Therapeutikum, nämlich deine Therapeutin.
Nach dem Motto: Nur Medizin, die bitter schmeckt, hilft? Oder die mich erstmal schlechter fühlen lässt? Ist was dran. Hab mich ja schon trainiert, viel auszuhalten, aber irgendwann mag man nicht mehr. Meine erste Therapeutin meinte, dass ich mich quälen würde bei ihr. Und dass ich vielleicht daran denken könnte, die Therapie zu beenden. Na, toll, Patient kommt mit Problem, das Problem manifestiert sich in der Beziehung Therpeut-Klient und Therapeut schickt Patient weg. Was soll das denn bitteschön?
Entschuldigung, ich bin grad ein wenig sarkastisch.
Sie wollte mich bestimmt nur darauf hinweisen, dass ich mein Leben selber in die Hand nehmen muss.

@Rabea
Rabea hat geschrieben:Was zu 50% einfach der Schmerz der Übertragung war und ich es ihr so nie habe/hätte rüber bringen können, wie sehr mich das belastet und innerlich fertig macht. Einfach nur ein unendlicher Schmerz...
Hat es Dir geholfen, das endlich aussprechen zu können? Ist sie gut damit umgegangen? Dann hätte es ja seinen Zweck erfüllt...


Vielleicht sollte ich mich da nicht reinsteigern (wie Flugente schon geschrieben hat). Vielleicht die nächste Stunde ganz "cool" angehen und vielleicht über die organisatorischen Modalitäten des Endes reden. Das bringt einen weg von der Beziehung Therapeut-Klient.
Oder habt Ihr da vielleicht noch andere Vorschläge?

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Rabea
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Beitrag So., 28.02.2010, 18:28

Hallo situation,
situation hat geschrieben:Hat es Dir geholfen, das endlich aussprechen zu können? Ist sie gut damit umgegangen? Dann hätte es ja seinen Zweck erfüllt...
Vllt "steinigen" mich jetzt einige, aber ja mir hatte das geholfen u es hatte den Zweck (in meinen Augen) erfüllt. Sie ist sehr lieb damit umgegangen, sie hat sich Sorgen um mich gemacht, weil es sich wirklch sehr heftig angehört haben muss.

Vielleicht sollte ich mich da nicht reinsteigern (wie Flugente schon geschrieben hat). Vielleicht die nächste Stunde ganz "cool" angehen...
Ich wünsche dir vieeel Kraft dabei "diese ganz cool angehen" hat bei mir bis dahin nämlich nie geklappt, immer kurz vorher "kiptte es um" und ich war noch nervöser u danach umso deprimierter wenn ich es "schon wieder nicht" geschafft hatte darüber zu reden, aber das ist nur MEINE Erfahrung. Mag dir hier nicht die Hoffnung nehmn, wollte nur schreiben wie das bei mir der Fall war.

Liebe Grüße u alles Gute
Rabea

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Stöpsel
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Beitrag So., 28.02.2010, 19:13

Hallo situation,
Ansonsten kann ich dir nur raten, das Ziel das du mit dem Vorhaben, eine Therapie zu beginnen verfolgt hast, nicht aus den Augen zu verlieren.
Wie weise. Ja, ich verrenn mich gerne in Übertragungsgeschichten, so lange, bis ich keinen Ausweg mehr weiß. Mensch, das rüttelt mich gerade auf. Es geht um das Thema, weswegen ich in die Therapie gegangen bin, nicht vornehmlich um Beziehung Therapeut-Klient. Danke für diese Geraderückung! Ich hoffe, sie kommt bei meinem Inneren an.
Na, sehr lang hat das wachrütteln ja nicht angehalten, wenn man Deine nachfolgenden Bemerkungen liest:
Okay, manchmal, wenn ich ganz ehrlich zu mir bin, habe ich das Gefühl, dass ich aus diesem Übertragungsdings gar nicht raus möchte, es ist viel zu cosy, es könnte ja irgendwann soweit sein, dass der Thera meine tiefsten Wünsche erfüllt, dass ich irgendwann zum Ziel komme, "zuhause zu sein" bei ihm. Im Grunde bleibe ich dadurch weiter in der regressiven Opferrolle, oder? Aber manchmal braucht man das auch einfach.
Ich könnte wieder meine äußere, selbstsichere, lustige Fassade aufsetzen und wir haben eine "gute Zeit" in der Therapie. Aber es geht nicht tiefer.
Fassade aufsetzen ist sicher nicht gut, aber mir scheint, Du erwartest da was ganz spektakuläres, wenn es "tiefer" geht. Aber vielleicht ist "Verantwortung übernehmen" einfach schon das tiefste und wichtigste für Dich... Du weißt doch im Grunde genau, was Du tun müßtest:
Eine Sache, die ich mittlerweile gelernt habe, zumindest kognitiv, ist, dass ich die "wahre Erfüllung" nur in mir finden kann und werde. Erst, wenn ich bei mir bin, in mir zuhause bin, werde ich unabhängig von außen. Das klingt logisch, ist aber so ein schwerer Weg. Denn viel zu oft verfalle ich in den Status (unbewusst in der Therapiestunde): Bitte gib, gib, gib, hol mich hier raus, fülle meinen Mangel aus! Mein Verstand hat den Weg gecheckt, aber mein Herz noch nicht.
Da weißt Du es doch, warum läßt Du Dich dann so gehen? Du schreibst, es passiert in der Therapiestunde so. Ok, wenn Du in der Stunde selbst grad am schmachten bist und so sehr in Deinen Gefühlen bist, mag das schwierig sein. Aber wie ist es in der übrigen Zeit? Da könntest Du Dir vornehmen, weniger zu schmachten, die Dinge rationaler zu sehen.
Zum Beispiel da:
Meine erste Therapeutin meinte, dass ich mich quälen würde bei ihr. Und dass ich vielleicht daran denken könnte, die Therapie zu beenden. Na, toll, Patient kommt mit Problem, das Problem manifestiert sich in der Beziehung Therpeut-Klient und Therapeut schickt Patient weg. Was soll das denn bitteschön?
Entschuldigung, ich bin grad ein wenig sarkastisch.
Sie wollte mich bestimmt nur darauf hinweisen, dass ich mein Leben selber in die Hand nehmen muss.
Wieso siehst Du da in erster Linie Dein In-Stich-gelassen-sein durch die THerapeutin? Wenn durch die Therapie Probleme gelöst werden, die es ohne die Therapie gar nicht (oder nicht in dem Maße) gegeben hätte, dann ist es doch fragwürdig, was das bringen soll.
Mir scheint, Du wartest da auf ein Wunder, was Dir die Therapeuten beibringen können, dabei hast Du es selbst in der Hand.

Du schriebst irgendwo, vielleicht braucht es einfach Zeit, bis es vom Kopf im Herz ankommt. Das ist wohl wahr, aber auch dann ist eine Therapie nicht zur Bedürfnisbefriedigung da, sondern dazu, Dir zu helfen, daß es im Herz ankommst, Du es lernst. In dem Sinne, wenn Dich Dein altes Verhalten in bestimmten Situationen überkommt, obwohl Dein Verstand es prinzipiell schon verstanden hat (aber in der Situation halt nicht sieht), daß ein Therapeut Dich aufmerksam macht (an Deinen Verstand appelliert), daß es grad wieder der Fall ist, daß Du Dich nicht so verhältst, wie es Dein Verstand grundsätzlich für richtig befindet. Aber wenn die Aussagen bis zu Deinem Verstand nicht durchkommen, hat ein Therapeut auch keine Chance, was zu ändern. Wie gesagt, Wunder vollbringen kann ein Therapeut auch nicht.
Und wenn Du es nicht ändern WILLST, wie oben zitiert, wirst Du da auch nicht rauskommen. Aber dann ist eben auch die Misere, in der Du steckst, Deine Verantwortung. Du mußt Deinen Verstand auch mal zur Rede kommen lassen.

Ist nicht bös gemeint, aber ich glaub, Du machst Dir in mancher Hinsicht selbst was vor.

Viele Grüße

P.S.: Ich meine nicht, daß Du es alles ganz alleine hinkriegen sollst und ich meine auch, daß die ganzen Randbedingungen es Dir ganz schön schwer machen (z.B. daß Du es in der jetzigen Therapie schon wieder nicht bearbeiten kannst, da vorübergehend). Nur mußt Du von Deiner Seite halt machen, was geht.
Und ich kann mir auch vorstellen, daß Deine Ängste jetzt auch mit ungeklärten Situationen in früheren Therapien zu tun haben und es hilfreich wäre, wenn Du darüber nochmal reden könntest, damit Du das alles richtig einordnen kannst.

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situation
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Beitrag So., 28.02.2010, 21:00

@Rabea
Rabea hat geschrieben:Ich wünsche dir vieeel Kraft dabei "diese ganz cool angehen" hat bei mir bis dahin nämlich nie geklappt, immer kurz vorher "kiptte es um" und ich war noch nervöser u danach umso deprimierter wenn ich es "schon wieder nicht" geschafft hatte darüber zu reden
Oh, wie gut ich das kenne...aber diesmal klappt es bestimmt...

@Stöpsel
vielen Dank für deine gute Analyse!
Stöpsel hat geschrieben:Na, sehr lang hat das wachrütteln ja nicht angehalten, wenn man Deine nachfolgenden Bemerkungen liest:
..nein, da hast du recht. Weil in mir drin soviel Chaos ist, melden sich verschiedenste Seiten in mir zu Wort. Ich habe momentan keine übergeordnete vernünftige Instanz, die mir sagt: Hey, das und das wäre gut und vernünftig, denk mal in die Richtung weiter und lass das mal außen vor. Es ist als ob meine ganzen Emotionen gerade herausquellen, egal ob das nun vernünftig ist oder nicht. Ich war mein ganzes Leben vernünftig und eingeengt, darauf habe ich keinen Bock mehr...
Stöpsel hat geschrieben:Aber vielleicht ist "Verantwortung übernehmen" einfach schon das tiefste und wichtigste für Dich...
Weißt Du, ich bin kein Verantwortungsverweigerer, zumindest nicht mein "äußeres Ich". Da funktioniere ich, bin erfolgreich, kriege mein Leben auf die Reihe. Aber innen drin ist irgendwas, vielleicht ein vernachlässigtes kleines Kind, das endlich mal einfach nur sein will, ohne irgendetwas zu leisten oder irgendwas darstellen zu müssen. Und das will keine Verantwortung übernehmen. Partout nicht. Das will einfach nur "haben, haben, haben". Ich habe früher solche Einstellungen an anderen Menschen immer verachtet, bin selber ganz unabhängig geworden, äußerlich. Ich merke aber, dass ich selber so bin und innerlich schreie ich weiter. Momentan bin ich wieder in so einer Phase, wo mein inneres Kind die Oberhand hat und mich dazu bringt, nicht abgeklärt durch die Welt zu gehen, sondern um die Befriedigung seiner Bedürfnisse ringt - lautstark. Ich mag das nicht, aber ich fühle mich davon momentan überrollt.
Stöpsel hat geschrieben:Da weißt Du es doch, warum läßt Du Dich dann so gehen?
Stöpsel hat geschrieben:Du mußt Deinen Verstand auch mal zur Rede kommen lassen.
s.obiger Abschnitt.
Mein verstand gibt Dir vollkommen recht und eigentlich will ich ja auch so denken und sein. Aber innen reicht mir das nicht. Aber ich weiß, dass es mir reichen muss, weil kein (guter) Therapeut der Welt wird mich für Jahre in den Arm nehmen und meine Bedürfnisse stillen. Ich befinde mich in einem inneren Dilemma, ein Kampf tobt in mir. Ich weiß was richtig ist und tue es doch nicht...verrückt.

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Stöpsel
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Beitrag Mo., 01.03.2010, 00:27

Hallo situation,
Ich war mein ganzes Leben vernünftig und eingeengt, darauf habe ich keinen Bock mehr...
Aber innen drin ist irgendwas, vielleicht ein vernachlässigtes kleines Kind, das endlich mal einfach nur sein will, ohne irgendetwas zu leisten oder irgendwas darstellen zu müssen. Und das will keine Verantwortung übernehmen. Partout nicht. Das will einfach nur "haben, haben, haben".
Na ja, kann ja sein, daß Du früher das andere Extrem warst und deswegen jetzt so eine Abneigung gegenüber Verantwortung hast. Aber von einem Extrem ins andere ist nie gut.
Ich glaub einfach nicht, daß Dein inneres Kind so sehr alleinige Macht hat. Sonst könntest Du ja nicht manche Einsichten haben. Und ich denke, Du kannst es schon ein wenig im Zaum halten. UNd auch bei Kleinigkeiten drauf achten. Denn:
Aber ich weiß, dass es mir reichen muss, weil kein (guter) Therapeut der Welt wird mich für Jahre in den Arm nehmen und meine Bedürfnisse stillen.
Du kannst in der Therapie mehr Deinen Verstand sprechen lassen und wenn Du es in der Stunde selbst nicht hinkriegst, in Deinen "wacheren" Stunden einen Brief an den Therapeuten (den jetzigen oder zukünftigen) schreiben. Dir auf die Weise Rat holen, wie Du mit der Situation umgehen kannst.

Viele Grüße

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situation
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Beitrag Mo., 01.03.2010, 02:22

Stöpsel hat geschrieben:Ich glaub einfach nicht, daß Dein inneres Kind so sehr alleinige Macht hat.
Nein, das glaub ich auch nicht. Aber in manchen Momenten überwiegt die Sehnsucht nach "Kinder an die Macht". Vielleicht lass ich sie gerade hier im Forum mal (endlich) raus, so dass sie mich in meinem "normalen" Leben nicht kaputt macht?
Stöpsel hat geschrieben:Du kannst in der Therapie mehr Deinen Verstand sprechen lassen
Hmmm...dazu nochmal eine grundsätzliche Frage: geht es in Therapie nicht auch darum, Gefühle zu aktivieren oder endlich zulassen zu können? Dass endlich der Verstand mal nicht mehr die Kontrolle hat, damit auch das, was innen ist zu Wort kommt? Oder hab ich da eine falsche Vorstellung? Lege ich falsche Hoffnung in Therapie? Oder meinst Du die Übergangstherapie?

Vielen, vielen Dank, dass Ihr Euch hier so einbringt! Es arbeitet so sehr in mir und Ihr helft mir einfach so sehr weiter (virtuelle Gruppentherapie?). Danke!

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elisa
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Beitrag Mo., 01.03.2010, 15:11

geht es in Therapie nicht auch darum, Gefühle zu aktivieren oder endlich zulassen zu können? Dass endlich der Verstand mal nicht mehr die Kontrolle hat, damit auch das, was innen ist zu Wort kommt?
Ja, genau darum geht es auch. Aber du hast Gründe, warum du das jetzt noch nicht so kannst, wie du gerne möchtest. Diese Gründe mit Alkohol oder anderen Drogen sozusagen zu überlisten, wäre dir selbst gegenüber nicht fair.

Und außerdem: Drogen haben noch nie geholfen, wirklichen Zugang zu Gefühlen freizulegen - das mag vielleicht auf den ersten Anblick so aussehen - aber in Wirklichkeit ist es eine Vergewaltigung deiner selbst - mit entsprechenden Nach- und Nebenwirkungen

Das wäre dann Brechstangentherapie, wenn du mit Gewalt Zugang zu deiner Seele verschaffen willst, obwohl die noch nicht so weit ist, dass sich sich da dreinschauen lässt.

Also lass dir und deiner Seele doch bitte Zeit - Alles Gute !
elisa

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Stöpsel
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Beiträge: 978

Beitrag Mo., 01.03.2010, 17:24

Hallo situation,
dazu nochmal eine grundsätzliche Frage: geht es in Therapie nicht auch darum, Gefühle zu aktivieren oder endlich zulassen zu können? Dass endlich der Verstand mal nicht mehr die Kontrolle hat, damit auch das, was innen ist zu Wort kommt?
Das kann man so pauschal nicht sagen. Bei vielen geht es in der Therapie darum, bei anderen geht es eher darum, daß der Verstand eine größere Rolle spielt. Man kann es auch deswegen nicht pauschal sagen, weil im Leben von jedem Menschen beides wichtig ist (also ich meine die Zielrichtung, wo es hingehen soll).
In Deiner Situation sieh doch mal selbst: Du sagst selbst, daß diese vielen Gefühle Dir aktuell Dein Leben kaputt machen. Dann kann es doch so nicht richtig sein?! Damit will ich nicht sagen, daß Gefühle keine Rolle spielen sollen, aber Du läßt jetzt offenbar in Eigenregie alles raus, weil Du denkst, so müßte es sein, darum würde es in der Therapie gehen, kommst mit dem Ergebnis aber gar nicht zurecht. Und da kann einem ein Therapeut ein guter Wegweiser und Unterstützer sein, es ein bißchen geordneter anzugehen, ein bißchen zu differenzieren. Vorausgesetzt, man redet mit ihm darüber. Und der Verstand ist dann ganz gut, um mit dem Therapeuten überhaupt kommunizieren zu können. Denn wenn der Therapeut nur mit dem inneren Kind reden kann, weil der Verstand ausgeschaltet wird und das Kind dann nur sagt "bäh, ich will aber alle Liebe der Welt von dem Therapeuten" und jeder Versuch des Therapeuten, zu argumentieren, von dem Kind abgeblockt wird, weil seine Wünsche nicht erfüllt werden, dann hat der Therapeut einfach keine Handhabe. Wenn das beides (Verstand und Gefühl/Kind) ausbalanciert sind und das Kind merkt, daß den wichtigsten seiner Wünsche Rechnung getragen wird, wird das Kind sich auch beruhigen. Denn es ist nicht möglich, ALLE Wünsche eines Kindes zu erfüllen (das ist mit inneren Kindern wie mit realen Kindern, die können auch nicht jeden Tag Spaghetti bekommen als Bsp. ), aber das ist auch nicht nötig und trotzdem gut. Ich hoffe, es ist einigermaßen rübergekommen was ich meine.

So denke ich es mir, bezogen allgemein auf Therapie. Wie das mit der Übergangstherapie ist, hm, das ist ja nochmal etwas komplizierter.
Warum fragst Du den Therapeuten nicht das, was Du mich im letzten Absatz gefragt hast? Könnte mir vorstellen, daß das ein interessantes GEspräch werden würde. Kann schon sein, daß es Dir ein bißchen helfen würde, allgemein mehr über Therapie zu wissen. Dazu kannst Du aber auch hier im Forum ein bißchen stöbern. Zu der Sache mit dem "inneren Kind" steht da auch einiges (kenn mich damit selbst nicht so aus). Gibt auch ein Buch dazu mit diesem Titel.

Und ansonsten kann ich mich elisa nur anschließen hinsichtlich "Brechstange" und "Dir Zeit lassen".

Viele Grüße


Alyssa
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Beitrag Sa., 09.01.2016, 22:04

Da ich gerade mit 2 sehr unangenehmen Themen kämpfe, bei denen es mir äusserst schwer fällt, sie in der Stunde anzusprechen, kam mir tatsächlich die Idee, mich vorab mit ein paar Gläsern aufzulockern. Ich hab das auch schon mal vor einigen Wochen in einer Stunde ganz lose und eher flapsig angesprochen, und zum Therapeuten gesagt, dass ich mir wohl eine halbe Flasche Schnaps reinhauen müsste, damit mir das Reden leichter fiele. Da hat er nur etwas komisch geguckt, und geantwortet, dass das nicht wirklich was bringt. Aber letztendlich hat er mir die Entscheidung überlassen, ob ich es mal drauf ankommen lasse.

Ich habe jetzt alle Beiträge gelesen, und denke, an- oder gar betrunken zu erscheinen ist Mist. Man redet dann evtl. mehr in der Stunde, aber ob man davon letztendlich was hat, wage ich zu bezweifeln. Und ich glaube, es wäre mir so überaus peinlich, dem Therapeuten betrunken gegenüber zu sitzen, und nicht mehr die volle Kontrolle zu haben.


mio
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Sa., 09.01.2016, 22:15

Hallo Alyssa,
Alyssa hat geschrieben: Ich habe jetzt alle Beiträge gelesen, und denke, an- oder gar betrunken zu erscheinen ist Mist. Man redet dann evtl. mehr in der Stunde, aber ob man davon letztendlich was hat, wage ich zu bezweifeln. Und ich glaube, es wäre mir so überaus peinlich, dem Therapeuten betrunken gegenüber zu sitzen, und nicht mehr die volle Kontrolle zu haben.
mir fällt dazu ein etwas "ungewöhnliches" Vorgehen aus der Schematherapie ein, bei dem der Patient vom Therapeuten explizit aufgefordert wird nachts und eventuell auch noch unter Alkoholeinfluss Dinge für die Thera aufzuschreiben. Habe ich mal irgendwo dazu gelesen. Im Grunde ist das gar nicht "so" unsinnig weil die "Abwehr" dann ziemlich gelockert sein dürfte... in der Stunde selbst weiss ich auch nicht, da soll ja eher "klar" gesprochen und gefühlt werden, aber um ein schwieriges Thema mit in den Raum zu bringen, dass sich sonst eher "versteckt"? Warum nicht?

Hauptsache es läuft nicht nur so...

Lieben Gruss,

mio


Alyssa
Forums-Gruftie
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weiblich/female, 40
Beiträge: 871

Beitrag Sa., 09.01.2016, 22:28

Ich weiss was du meinst. Nachts sieht man Dinge oft anders als am hellichten Tag, und dazu dann noch Alkohol, das kann wahrlich enthemmende Wirkung haben. Ist halt die Frage, ob man im Rahmen dieser Enthemmung dann nicht Dinge preisgibt, für die man evtl. noch gar nich bereit ist...Das kann im schlimmsten Fall noch dazu führen, dass man sich selber unter (noch mehr) Druck setzt.
Ich denke nicht, dass ich meine Themen, die so nervig unter der Oberfläche schwelen, unbedingt mit Alkohol ans Tageslicht befördern will. Da gehe ich lieber den längeren und schmerzhafteren, aber nüchternen Weg, und kann hinternach stolz sein, dass ich mich dem ganzen mit klarem Kopf gestellt habe.

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Lasmiranda
sporadischer Gast
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anderes/other, 38
Beiträge: 15

Beitrag So., 10.01.2016, 07:34

Alyssa hat geschrieben:Ich weiss was du meinst. Nachts sieht man Dinge oft anders als am hellichten Tag, und dazu dann noch Alkohol, das kann wahrlich enthemmende Wirkung haben. Ist halt die Frage, ob man im Rahmen dieser Enthemmung dann nicht Dinge preisgibt, für die man evtl. noch gar nich bereit ist...
...Ich denke nicht, dass ich meine Themen, die so nervig unter der Oberfläche schwelen, unbedingt mit Alkohol ans Tageslicht befördern will. Da gehe ich lieber den längeren und schmerzhafteren, aber nüchternen Weg, und kann hinternach stolz sein, dass ich mich dem ganzen mit klarem Kopf gestellt habe.

kann ich so unterschreiben. Die Enthemmung beim Alkoholgenuss kenne ich selbst auch nur zu gut. Aber ich würde nie auf die Idee kommen, mir vor der Stunde einen hinter die Binde zu kippen. Meine Thera weiß über meinen Alkoholkonsum (vor allem in welchen Situationen) bescheid und dieser wird sicherlich in der Therapie noch zum Thema werden (bin noch in der Probatorik).


Alyssa
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Beiträge: 871

Beitrag Di., 19.04.2016, 23:06

Hab ich heute gemacht, mehr oder weniger unabsichtlich, und aus Verzweiflung.
Bringt nix. Gar nix. Ausser nen bockigen, lustlosen Therapeuten.
Reden kann man nicht besser (Also, wer eh schon nicht reden kann/mag, muss dann mind. 3 Promille haben, damit was rauskommt und ob das dann so gut ist...)
Hilft auch nicht weiter, wenns um schwere Themen geht.
Das ganze wirkt eher nur destruktiv auf die gesamte Therapie/Beziehung.
Ich hatte schon ein schlechtes Gewissen beim Reingehen, und jetzt weiss ich gar nicht mehr weiter.
Ende der Stunde einziger Kommentar vom Therapeuten: Und, hats sich gelohnt?!
Was will er dadrauf hören? Ja, weil du mir eh nicht zuhörst? Nein, weil ich auch mit Alk nicht reden kann? Ja, weil ich nun weiss, dass Alk besser wirkt als deine Therapie?

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