Hallo situation,
Ansonsten kann ich dir nur raten, das Ziel das du mit dem Vorhaben, eine Therapie zu beginnen verfolgt hast, nicht aus den Augen zu verlieren.
Wie weise. Ja, ich verrenn mich gerne in Übertragungsgeschichten, so lange, bis ich keinen Ausweg mehr weiß. Mensch, das rüttelt mich gerade auf. Es geht um das Thema, weswegen ich in die Therapie gegangen bin, nicht vornehmlich um Beziehung Therapeut-Klient. Danke für diese Geraderückung! Ich hoffe, sie kommt bei meinem Inneren an.
Na, sehr lang hat das wachrütteln ja nicht angehalten, wenn man Deine nachfolgenden Bemerkungen liest:
Okay, manchmal, wenn ich ganz ehrlich zu mir bin, habe ich das Gefühl, dass ich aus diesem Übertragungsdings gar nicht raus möchte, es ist viel zu cosy, es könnte ja irgendwann soweit sein, dass der Thera meine tiefsten Wünsche erfüllt, dass ich irgendwann zum Ziel komme, "zuhause zu sein" bei ihm. Im Grunde bleibe ich dadurch weiter in der regressiven Opferrolle, oder? Aber manchmal braucht man das auch einfach.
Ich könnte wieder meine äußere, selbstsichere, lustige Fassade aufsetzen und wir haben eine "gute Zeit" in der Therapie. Aber es geht nicht tiefer.
Fassade aufsetzen ist sicher nicht gut, aber mir scheint, Du erwartest da was ganz spektakuläres, wenn es "tiefer" geht. Aber vielleicht ist "Verantwortung übernehmen" einfach schon das tiefste und wichtigste für Dich... Du weißt doch im Grunde genau, was Du tun müßtest:
Eine Sache, die ich mittlerweile gelernt habe, zumindest kognitiv, ist, dass ich die "wahre Erfüllung" nur in mir finden kann und werde. Erst, wenn ich bei mir bin, in mir zuhause bin, werde ich unabhängig von außen. Das klingt logisch, ist aber so ein schwerer Weg. Denn viel zu oft verfalle ich in den Status (unbewusst in der Therapiestunde): Bitte gib, gib, gib, hol mich hier raus, fülle meinen Mangel aus! Mein Verstand hat den Weg gecheckt, aber mein Herz noch nicht.
Da weißt Du es doch, warum läßt Du Dich dann so gehen? Du schreibst, es passiert in der Therapiestunde so. Ok, wenn Du in der Stunde selbst grad am schmachten bist und so sehr in Deinen Gefühlen bist, mag das schwierig sein. Aber wie ist es in der übrigen Zeit? Da könntest Du Dir vornehmen, weniger zu schmachten, die Dinge rationaler zu sehen.
Zum Beispiel da:
Meine erste Therapeutin meinte, dass ich mich quälen würde bei ihr. Und dass ich vielleicht daran denken könnte, die Therapie zu beenden. Na, toll, Patient kommt mit Problem, das Problem manifestiert sich in der Beziehung Therpeut-Klient und Therapeut schickt Patient weg. Was soll das denn bitteschön?
Entschuldigung, ich bin grad ein wenig sarkastisch.
Sie wollte mich bestimmt nur darauf hinweisen, dass ich mein Leben selber in die Hand nehmen muss.
Wieso siehst Du da in erster Linie Dein In-Stich-gelassen-sein durch die THerapeutin? Wenn durch die Therapie Probleme gelöst werden, die es ohne die Therapie gar nicht (oder nicht in dem Maße) gegeben hätte, dann ist es doch fragwürdig, was das bringen soll.
Mir scheint, Du wartest da auf ein Wunder, was Dir die Therapeuten beibringen können, dabei hast Du es selbst in der Hand.
Du schriebst irgendwo, vielleicht braucht es einfach Zeit, bis es vom Kopf im Herz ankommt. Das ist wohl wahr, aber auch dann ist eine Therapie nicht zur Bedürfnisbefriedigung da, sondern dazu, Dir zu helfen, daß es im Herz ankommst, Du es lernst. In dem Sinne, wenn Dich Dein altes Verhalten in bestimmten Situationen überkommt, obwohl Dein Verstand es prinzipiell schon verstanden hat (aber in der Situation halt nicht sieht), daß ein Therapeut Dich aufmerksam macht (an Deinen Verstand appelliert), daß es grad wieder der Fall ist, daß Du Dich nicht so verhältst, wie es Dein Verstand grundsätzlich für richtig befindet. Aber wenn die Aussagen bis zu Deinem Verstand nicht durchkommen, hat ein Therapeut auch keine Chance, was zu ändern. Wie gesagt, Wunder vollbringen kann ein Therapeut auch nicht.
Und wenn Du es nicht ändern WILLST, wie oben zitiert, wirst Du da auch nicht rauskommen. Aber dann ist eben auch die Misere, in der Du steckst, Deine Verantwortung. Du mußt Deinen Verstand auch mal zur Rede kommen lassen.
Ist nicht bös gemeint, aber ich glaub, Du machst Dir in mancher Hinsicht selbst was vor.
Viele Grüße
P.S.: Ich meine nicht, daß Du es alles ganz alleine hinkriegen sollst und ich meine auch, daß die ganzen Randbedingungen es Dir ganz schön schwer machen (z.B. daß Du es in der jetzigen Therapie schon wieder nicht bearbeiten kannst, da vorübergehend). Nur mußt Du von Deiner Seite halt machen, was geht.
Und ich kann mir auch vorstellen, daß Deine Ängste jetzt auch mit ungeklärten Situationen in früheren Therapien zu tun haben und es hilfreich wäre, wenn Du darüber nochmal reden könntest, damit Du das alles richtig einordnen kannst.