Entstellt im Gesicht?

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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MrN
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Beitrag Di., 23.02.2010, 13:49

Hi, ich les hier ständig mit. Hab halt nur gerade nicht viel dazu zu sagen....

Bin jetzt erst mal für 'ne Woche weg. Dann schaun wir weiter.

Hey ausgefuchst,
das ist doch ein typisches BL-Symptom, daß man ständig Aufmerksamkeit von anderen beansprucht, und es nicht ertragen kann, wenn man meint, da käme nichts mehr. Dann kommt man sich nutzlos vor.

Geht mir ja auch nicht anders...
Mädel, Kopf hoch - da bist Du nicht allein. Ich muß mir auch ständig sagen, daß es doch irgendwie weiter geht, ob nun mit oder ohne die lieben Mitmenschen.
GLG
MrN

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Eve...
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Beitrag Di., 23.02.2010, 19:00

Hallo Ausgefuchst!

Es erschreckt mich, Dich hier so zu lesen. Unter Deiner harten Schale von Zorn und - ja, ab und zu auch ein bisschen Selbstgerechtigkeit, wie mir schien, dieser weiche Kern, der fast den Lebensmut gerade ein wenig zu verlieren scheint? DU doch nicht!?

Eve

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stern
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Beitrag Di., 23.02.2010, 19:45

Ich hab schon auch mitgelesen, komme aber nicht immer so zum Schreiben, wie ich gerne möchte.
Ich komm' immer wieder auf solche Themen, weil ich in der Klinik ganz miese Erfahrungen mit Missbrauchspatientinnen gemacht habe.
Wieso wird das jetzt wieder aufgewühlt, gab es einen Auslöser?... ich meine du bist nicht mehr in dort und hast mit ihnen nichts mehr zu tun, denke ich mal. Und btw.: Meine Erfahrungen dahingend sind ganz anders... ich durfte echt tolle Menschen kennenlernen.
Viele schreiben ja nun wirklich nicht. Dabei quillt das ganze Forum über vor lauter Menschen mit Gewalterfahrungen.
Warum suchst du den Kontakt ausgerechnet zu Menschen mit Gewalterfahrungen bzw. was erhoffst du dir davon. Vielleicht meldet sich auch der eine oder die andere, wenn das klarer wird.

Wobei ich es ja ganz glasklar so sehe: Solange du so drin hängst, würde ich gewaltthemen und gewaltdokus schön zur Seite legen und mich -soweit das geht- möglichst gar nicht damit beschäftigen. Höre da auf deinen Thera, und versuche dich darauf zu besinnen, was du aus der Klinik mitgenommen hast. Dass es nicht optimal ist, dass du ihn zudem noch täglich siehst dürfte dir klar sein... ist dein Thera darüber im Bilde?

Pass auf dich auf, und schau' dass ihr an Stabilisierung arbeitet.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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Jesusechse
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Beitrag Di., 23.02.2010, 22:39

Hi Ihr!

Ach, gestern Abend war ich einfach platt. Ich hab' sowas oft. Ich hab' enorm überall zu kämpfen, diese Einbrüche sind halt da. Durch die viele Arbeit bin ich vereinsamt, das geht schon über zwei Jahre so. Manchmal kommt mir das dann alles hoch. Wie gesagt, die letzten Wochen waren nervig. Manche Leute haben mich aufgeregt. Ich hätte das gestern so gar nicht ins Forum schreiben dürfen. Heute morgen wollte ich es löschen, aber mein PC hat gesponnen und dann ging das nicht. Schon blöd.
Ich war mal kurz im Internet-Cafe, hatte aber nicht mehr genug Zeit um hier das zu bearbeiten.

Aber jetzt stand es halt so drin. Warum auch nicht?! Andere jammern hier auch mal, wenn ihnen alles zu viel wird. Warum soll's mir anders gehen? Ich bin auch nur ein Mensch, wie alle anderen auch.

Ich bin z.B. verwundert über Eve's Posting von heute, weil mich die Menschen immer so anders sehen, als ich bin. Ich bin nicht von Zorn erfüllt und hab' auch keine harte Schale. Ich habe meine Ansichten und meine Überzeugungen, danach lebe ich. Aber das macht mich nicht hart. Selbstgerecht? Kriege ich oft nachgesagt. Hat aber nie gestimmt. Da schützt mich schon mein Job davor. Seit fast 20 Jahren werde ich mit der Welt, Problemen und den Menschen und ihren Konflikten konfrontiert. Da ist es mir schwer gefallen, selbstgerecht zu werden.

Und ja, natürlich gab's einen Auslöser. Ich hab' Zoff mit meinem Thera, aus vielen verschiedenen Gründen. Wenn das auch schief geht, dann weiß ich echt nicht mehr weiter. Das Problem ist, dass ich doch ziemlich ausgebrannt bin und ich einfach nicht mehr kämpfen kann und will. Und genau an dem Punkt setzt er an. Er sagt, ohne mich geht's nicht, wenn ich mich nicht klar entscheiden kann, dann kann er nichts machen.

Und genau das kann ich nicht. Mit ihm bin ich auch ein bisschen über Kreuz gekommen, weil er mir öfter andere Patientinnen vorgehalten hat. Anfangs so nach dem Motto, er hat Leute da (in der Klinik), denen Übleres passiert wäre als mir. Damals wusste er nicht alles, genauso, wie auch hier im Thread nicht alles steht.

Wütend hab' ich ihm dann eine Mail ins Postfach gehauen, hab' ihn ins Bild gesetzt, was ich sonst so nie tue. Bestimmte Dinge bleiben bei mir. Und danach kam nie wieder so eine Bemerkung. Er hat auch zu der Mail was gesagt und dann war das ok. Er hat's gerafft.

Und diese Woche war dann alles super. Und auf den letzten Metern vom Gespräch meint er noch, er hätte Patienten, die noch viiiiel größere Schwierigkeiten hätten als ich und die müssten es auch schaffen. Er wollte mich damit aufbauen, aber ging gründlich nach hinten los.

Ich hab' sehr viel dafür tun müssen und aushalten müssen, dass ich da bin, wo ich im Leben hingekommen bin. Das war nicht leicht und geschenkt bekam ich nie was. Jetzt kommt er an und hält mir andere vor, die mieser dran sind. Er nimmt mich offensichtlich gar nicht ernst, stattdessen spart er bei mir mit Zeit, und Priorität haben irgendwelche Rohrkrepierer bei ihm, die's nicht bringen.

Jetzt hab' ich Zoff mit ihm und weiß nicht, ob auf der Grundlage überhaupt noch was geht. Egal, was ich mache, ich bin immer der A.... Wenn ich sage, ich kann nicht mehr, heißt es, ich wollte nicht. Wenn andere sich hängen lassen, sind sie die Armen.

Immer mißt er mit zweierlei Maß. Immer hängt er alles an meinem Job auf. Ja, Himmel nochmal: Die Uni ist da! Ich verbiete doch niemanden, ebenfalls zu studieren etca. pp. zu tun. Warum werde ich für meinen Job in Therapie immer bestraft, immer benachteiligt?

Ich hab' langsam das Gefühl, dass man überhaupt nichts richtig machen kann als Patientin, es sei denn, man ist sex. mb. worden oder vergewaltigt. Die sind bei ihm alle Heilige und können sich erlauben, was sie wollen.

Und ich hab' davon die Schnauze voll. Ich hab' ihm gesagt, wenn er sich nochmal so einen Spruch leistet, rede ich nie wieder ein Wort mit ihm. Dabei brauch' ich die Therapie und ihn total dringend.

Echt, ich möchte nur mal wissen, wie's andere schaffen, so manipulieren zu können, dass sie immer hofiert werden?

Ja und wegen dem ganzen Mist geht's mir gerade total mies. Es steht ja auch alles auf der Kippe. ich war nach dem Spruch nicht mehr motiviert. Und jetzt wirft er mir vor, ich wollte nicht mehr. Nee, will ein Teil von mir auch nicht mehr. Der sagt, soll er doch zu seinen Missbrauchspatientinnen gehen und dort Händchenhalten. Man muss es ja auch mal sagen: Oftmal wegen Nichtigkeiten.

Ich will nicht in Abrede stellen, was sex. Missbrauch ist und Menschen antut. Ich kenn' mich damit auf einer anderen Ebene sehr gut damit aus, viel mehr, als mir lieb ist. Aber sex. Missbrauch geht von mini bis katastrophales Ausmaß. Tschuldigung, wenn ich heute nicht mehr gleich in Tränen ausbreche, wenn jemand sowas von sich offenlegt.

Ich hab' ehrlich gesagt keine Ahnung, wie's weitergeht. So eine gute Beziehung und alles lief richtig gut und dann kommt er mit sowas an....

Gute Nacht!

ausgefuchst
Zuletzt geändert von Jesusechse am Di., 23.02.2010, 22:47, insgesamt 1-mal geändert.

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Eve...
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Beitrag Di., 23.02.2010, 22:46

Liebe Ausgefuchst,

tut mir leid, aber nicht nur ich hab Dich offenbar so falsch gesehen, sondern mein Post ist bei Dir auch wohl ganz verkehrt angekommen: Es war nur LIEB gemeint, und besorgt. So rasch kann etwas ganz anders beim Adressaten ankommen als es der Absender jeweils meint. Nichts für ungut. Gut, dass es Dir wieder besser geht.

GLG Eve

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linaa
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Beitrag Di., 23.02.2010, 22:49

Hey,

kann es sein, daß Dein Thera Dich nochmal reizen will, damit Du aus Dir rauskommst?

Anscheinend hat die Methode doch schon mal was bewirkt.

Lg

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Elena
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Beitrag Di., 23.02.2010, 22:56

ausgefuchst hat geschrieben:Ich hab' ehrlich gesagt keine Ahnung, wie's weitergeht. So eine gute Beziehung und alles lief richtig gut und dann kommt er mit sowas an....
Lass den Kopf nicht hängen, kann es sein, dass er Dich auf diese Art und Weise aus einem Tief rausholen möchte?
Was ist los mit Dir, dass es Dir so schlecht geht? Du hast doch so positiv über ihn geschrieben, u.a. dass Du froh bist, bei ihm zu sein, da er sehr professionell ist.

LG Elena

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Thread-EröffnerIn
Jesusechse
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Beitrag Di., 23.02.2010, 23:02

Hi Eve!

Ich hab' den nicht falsch gesehen, war mir schon klar, wie Du es gemeint hast und hab' mich auch drüber gefreut. Aber ein bisschen gewundert hab' ich mich einfach. Scheinbar denken so nämlich ganz viele über mich, dass sie denken, mir würde nichts was ausmachen und sehen immer nur den starken Menschen, die Kompetente.

So viele hängen sich an mich dran, wollen nur das nutzen, ich selber spiele dabei gar keine Rolle. Das macht mich ganz krank.

Er betont dann auch immer mein ungeheures Potential. Die ganzen Therapievorgänger auch. Dabei ist es so: Mit je mehr Potential man in eine Therapie geht, umso höher ist das Risiko, dass es gerade da schief geht. Es kuckt keiner mehr danach, ob was klappt, weil sie automatisch denken, dass muss doch was werden bei der Ausgangsbasis.

Aber die Intelligenz und die Psyche eines Menschen sind nicht das Gleiche. Man kann noch so gescheit sein und ist doch unglücklich.

Ich freu' mich auch, wenn er sagt, dass ich sooo intelligent bin, dass ich mein Leben ganz wunderbar hinkriegen könnte. Ja, ich weiß, dass ich in meinem Beruf an die Spitze kommen könnte, wenn ich endlich mit der Vergangenheit abschließen könnte. Mit dem beruflichen Erfolg würde sich sehr viel ändern. Aber so einfach ist das alles nicht. Ich weiß, ich verspiele meine Chancen, Chancen, die andere nie haben werden, weil sie das Talent nicht haben. Aber ich mache nichts drauß. Ich heule lieber. Mein Thera kotzt das an und ich kann's trotzdem nicht ändern, obwohl es mich selber auch ankotzt. Aber meine Vergangenheit und die Folgen tun mir einfach zu weh.

Hi linaa!

Nee, der will mich nicht mit sowas reizen. Es ging einfach schief. Er hat es nett gemeint und hat damit einfach den so ziemlich wundesten Punkt erwischt. Mich hat das in Sekundenschnelle so weggehauen, dass Game over war. Danach war tagelang heulen angesagt. Jetzt hab' ich mich gefangen, Schluß mit Geheule. Aber was werden soll, weiß ich nicht. Muss mal noch seine Reaktion drauf abwarten?

Ich hänge in der Luft und alles ist Gefühlschaos. Dazu der Job und das fällt mir gerade immens schwer, der ganze Smalltalk, sich zu konzentrieren auf die Aufgaben, Termindruck, kaum Zeit, um mal richtig auszuruhen. Dazu die ganzen Sorgen wegen Therapie. Das ist auch zuviel.

Hi Elena!

Ja, genau. Er ist so toll. Genau deshalb hab' ich Angst. Endlich hab' ich was Gutes, was, was echt hilft und riesig war bringt. Wenn irgendwas das gefährdet, dann ist bei ausgefuchst die superknallrote Warnstufe erreicht. Und von dem Level komm' ich dann auch kaum noch runter.

Manchmal rotiert man einfach, weil etwas sooo wichtig ist.

GLG

ausgefuchst

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Elena
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Beitrag Di., 23.02.2010, 23:08

ausgefuchst hat geschrieben:Manchmal rotiert man einfach, weil etwas sooo wichtig ist.
Kenne ich!
Mein Tipp an Dich: sag es ihm genauso, wie Du es hier beschrieben hast. Ich breche oft aus Angst solche Beziehungen vorzeitig ab, um mir Enttäuschungen zu ersparen. Als ich bei meiner Therapeutin an diesem Punkt angelangt bin, hab ich ihr dies alles gesagt, und es war sehr gut, hilfreich und erleichternd.

LG ELena

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stern
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Beitrag Di., 23.02.2010, 23:23

Jetzt kommt er an und hält mir andere vor, die mieser dran sind. Er nimmt mich offensichtlich gar nicht ernst, stattdessen spart er bei mir mit Zeit, und Priorität haben irgendwelche Rohrkrepierer bei ihm, die's nicht bringen.
Ok, jetzt ahne ich, was deine Klinikerfahrungen aufgewühlt hat.

Nur vielleicht wollte er dir gar nicht vermitteln, dass er dich und dein Leid nicht ernst nimmt, sondern hat das vielleicht ausgerechnet anhand etwas nahe gebracht, auf das du sensibel reagierst... so zumindest mein vielleicht mich täuschender Eindruck. Und wenn ich mir noch eine dir vielleicht missfallende eine Bemerkung erlauben darf:
Ich hab' langsam das Gefühl, dass man überhaupt nichts richtig machen kann als Patientin, es sei denn, man ist sex. mb. worden oder vergewaltigt. Die sind bei ihm alle Heilige und können sich erlauben, was sie wollen.
Woher kommt deine Wut auf Missbrauchsopfer... weil etwas abwertend kommt das bei mir schon an, vgl. Rohrkrepierer.
Ich hab' ihm gesagt, wenn er sich nochmal so einen Spruch leistet, rede ich nie wieder ein Wort mit ihm. Dabei brauch' ich die Therapie und ihn total dringend.
Dass du dir mit einer Umsetzung trotzig-impulsiv in eigene Fleisch schneiden würdest, weisste selbst, oder?
Echt, ich möchte nur mal wissen, wie's andere schaffen, so manipulieren zu können, dass sie immer hofiert werden?
Ach hör' auf... Manipulation zu erlernen, kann doch nicht wirklich das Ziel sein. Wenn die Masche durchschaut wird, geht das doch sowas von hinten los... auch theras unterstützen das doch nicht.
Aber sex. Missbrauch geht von mini bis katastrophales Ausmaß.
Das sicher ja... und dennoch hängt es von soviel mehr ab, wie groß die Traumafolgen sind (bzw. ob jemand eine Trauma auch ohne Folgen wegstecken kann)... Leid zu vergleichen bzw. Vergleiche wer übler dran ist, das führt doch nicht weiter. Einem Thera unterstelle ich, dass er das auch weiß. und daher meine obige Vermutung, dass das auch nicht seine Intention war. Vielleicht kommen dir noch ein paar alternative Sichtweisen, worum es ging, wenn sich deine Wut etwas gelegt hat? Und in dem Sinn:
Ich hab' ehrlich gesagt keine Ahnung, wie's weitergeht. So eine gute Beziehung und alles lief richtig gut und dann kommt er mit sowas an....
Hört sich für mich so an als sei anschließend Klärung mit ihm angesagt, oder nicht, zumal es bisher gut mit ihm lief, wie ich rauslese? Dass er dich aus der Reserve locken wollte, ist nicht das erste, was mir pers. einfällt, aber wie gesagt, das kannste nur mit ihm klären, und dass es gelingt, wünsche ich dir.

die letzten postings habe ich noch nicht gelesen, ich schicke dennoch mal ab
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Jesusechse
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Beitrag Di., 23.02.2010, 23:53

Hi stern!

Nee, ich meine nicht, dass alle Missbrauchspatientinnen Rohrkrepierer sind. Ich hab' das nicht gleichgesetzt, sondern nur einfach Leute gemeint, die ihr Leben einfach gar nicht in den Griff kriegen.

Sonst hast Du natürlich mit vielem recht. Klärung wird's noch geben.

Ich hab' ihm einfach auch mal meine Grenze gezeigt. Er ist ein harter Knochen und schont mich nicht. Ich muss mir viel anhören bei ihm. Aber da war für mich die Schmerzgrenze total erreicht.

Der Hintergrund des Ganzen ist, dass ich damals nach einem Suizidversuch aus meiner Psychosomatik rausgeflogen bin, während meine Freundin von der Klinik bei selbigem Verhalten (sogar weit schlimmer, weil sie von einer Mitpatientin gefunden wurde, als sie sich eine Plastiktüte über den Kopf gezogen hatte und beinahe erstickt wäre) bleiben durfte. Sie war Missbrauchspatientin und des Ltd. OAs Liebling und mich warf man raus mit der Begründung, ich wäre nicht absprachefähig. Sie war noch viel weniger absprachefähig und wurde dafür dann von A bis Z betütelt. Mich schickte man einfach weg; keine andere Anlaufstelle, nichts.

Das hab' ich nie vergessen und es kommt mir bis heute hoch, wenn da Unterschiede gemacht werden. Jeder hat ein Recht darauf anständig behandelt und konsequent versorgt zu werden, wenn er krank ist. Und ich habe leider allzuoft erleben müssen, dass eben doch Missbrauchspatientinnen als First-Class-Patientinnen behandelt wurden und man das auch auf Kosten anderer Patienten gemacht hat.

Und leider, leider gibt's nicht wenige Therapeuten, die sich leider verstricken und dann halt nicht adäquat und professionell genug sind, auch solchen Patienten mal Grenzen zu setzen.

Und im Moment kommt mir das alles extrem hoch. Und es tut natürlich nicht gut.

Ich bin danach nie wieder in eine Klinik gegangen, obwohl ich sehr oft nahe dran war, dass ich die Kurve nicht mehr kriege. Aber in so einer Situation da einfach im Stich gelassen zu werden, während andere noch hofiert werden, war zuviel. Es ist halt Double-bind. Jemand, der Dir eigentlich helfen soll und dafür da ist, verrät Dich und lässt Dich im Stich. Sowas vergißt man nicht.

GLG

ausgefuchst

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nemesis
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Beitrag Mi., 24.02.2010, 03:07

Hallo ausgefuchst!

Ich glaub’, ich kann gut nachempfinden, wie Du Dich momentan fühlst... Ich hab’ ganz ähnliche Erfahrungen gemacht. Mich nehmen andere Menschen - Therapeuten eingeschlossen - auch immer ganz anders wahr, als ich eigentlich bin. Die sehen immer nur, daß ich doch so kompetent bin, so intelligent und sooo stark. Die Schmerzen, die mich innerlich zerreissen, die sieht keiner, und wenn ich die doch mal zaghaft zeige (wirklich gut kann ich das noch immer nicht), dann sind alle immer ganz schrecklich überrascht.

In meiner letzten Therapie war’s dann auch so, daß ich zu Gunsten der Notfälle, denen es ja sowieso grundsätzlich immer viel, viel schlechter ging als mir, gerne mal die Sitzung früher beenden “durfte”, es wurden auch Termine verschoben oder gleich ganz abgesagt, zuletzt wurde ich sogar bei einer Termin-Doppelbelegung wieder nach Hause geschickt, weil ich ja näher an der Praxis wohnte als die andere Patientin (die, nebenbei bemerkt, recht fröhlich wirkte) - das war zu einer Zeit, in der es mir wirklich richtig dreckig ging.

Wenn ich heute so daran zurück denke, dann hab’ ich das Gefühl, daß nicht wenige Therapeuten die Frage, wie gut/schlecht es einem geht, wieviel Kraft man noch hat, wieviel man noch aushalten und wegstecken kann, doch zu sehr an äusseren Aspekten, vor allem an der “Funktionstüchtigkeit” im Beruf festmachen. Und eben daran, wie gut/schlecht man sein Leiden nach aussen hin durch Gefühlsausbrüche etc. zeigt. Für sowas bin ich aber z.B. absolut überhaupt gar nicht der Typ, weil ich aus einer “Familie” stamme, in der jeder seine Gefühlsausbrüche leben konnte, wie er wollte - jeder ausser mir. Tat ich das doch mal, dann konnte ich sicher sein, daß ich gnadenlos niedergemacht werde. Auch ein Weg, sich die Illusion vom “glücklichen Kind” zu schaffen: Einfach alle negativen Gefühle beim Kind gnadenlos unterbinden...

Für eine spätere Therapie ist das dann aber absolut schei**e, weil die Therapeuten einem dann doch immer wieder viel mehr Kraft und Stabilität unterstellen, als da in Wirklichkeit ist. Es sei denn, man trifft auf einen, dessen Empathiefähigkeit weit über dem Durchschnitt liegt. So einen hatte ich mal ganz kurz als Gutachter, der hat mir direkt auf den Kopf zugesagt, daß er das Gefühl hat, daß es in mir drin ganz furchtbar aussehen muss, daß ich aber scheinbar große Schwierigkeiten damit habe, das auch nach aussen zu zeigen. Wie Recht der hatte! Und ich selbst hab’ das all die Jahre nicht gemerkt, hab’ immer nur gedacht: “Warum um alles in der Welt merkt eigentlich niemand, wie dreckig es mir geht?”. Heute weiss ich es... Eine Therapie konnte ich bei dem Therapeuten aber leider nicht machen. Schade...

Liebe Grüße

nemesis
We are effectively destroying ourselves by violence masquerading as love.
(R.D. Laing)

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Jesusechse
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Beitrag Mi., 24.02.2010, 08:40

Hi nemesis!

Genau so ist es. Da können wir uns die Hand geben.

Mir tut's echt leid, wie man es Dir gemacht hat; und ich kann auch so ähnliche Sachen berichten. Andere können sich so wichtig machen, das kann man sich gar nicht vorstellen. Und Leute wie wir, die können nebendran echt verrecken, dann glaubt's uns immer noch keiner. Im Gegenteil, wenn man sich dann noch traut, sich zu mucksen, dann wird man fertig gemacht oder rausgeworfen.

Die anderen haben Priorität, wir können kucken, wo wir bleiben. Und es geht noch nicht mal so sehr um die Funktionsfähigkeit im Job, sondern einfach um das Potential, das Du mitbringst. Ich war, als ich in Therapie ging, relativ jung, war hübsch, super Figur, war Studentin und zumindest in meinem Fach schon sehr talentiert.

Überall hieß es nur:"Kein Problem! Das wird schon!".

Rausgekommen ist die Katastrophe, weil sich keiner gescheit um mich gekümmert hat, man mich durchgehend überfordert hat und die große Frage an der Sache ist: Wie ich das überhaupt überlebt habe?

Ich glaub' Dir jedes Wort und es tut mir so leid. Ich weiß, was hinter diesen Zeilen alles steht und steckt! Das ist schrecklich, einfach grausam!

Dich haben sie genauso verheizt wie mich. Und wenn Therapeuten dann das Leben von Menschen wie uns total ruiniert haben, dann heißt es am Schluß:"Sie wollen ja gar nicht wirklich!!".

Na ja, irgendwann will man vielleicht wirklich nicht mehr. Die bringen einen so weit.

Gaanz lieber und herzlicher Gruß

ausgefuchst

PS Und genau aus dem Grund hab' ich heute auch von Missbrauchspatientinnen so die Nase voll. Alle sind nicht so, aber sehr viele. Und die interessiert das echt einen Dreck, wer wegen ihnen zurückstehen muss. In den Gruppen sorgen sie dafür, dass der Therapeut und alle Welt sich um sie kümmert. Und alles wird toleriert, was von da kommt. Bei anderen hingegen wird knallhart entschieden und nicht lange gefackelt. Wie es einem geht, ist egal.

Die psychischen Schmerzen, die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, die ich ausgehalten habe in den ganzen Jahren, die Verluste, die ich hinnehmen musste, sprengen echt Dimensionen. Aber das war alles nie ein Grund, um mich ernst zu nehmen. Wenn ich was sage, hören die Leute einfach weg. Ich bin nur als starke Persönlichkeit gefragt, wenn's mir schlecht geht, sind andere genervt und auch Therapeuten bauen mir gleich wieder eine ein. Irgendwann sagt man halt nichts mehr. Hat eh keinen Sinn. Und dieses Mal hab' ich's ihm aber eben mal gesagt.

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stern
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Beitrag Mi., 24.02.2010, 09:18

ausgefuchst hat geschrieben:Der Hintergrund des Ganzen ist, dass ich damals nach einem Suizidversuch aus meiner Psychosomatik rausgeflogen bin, während meine Freundin von der Klinik bei selbigem Verhalten (sogar weit schlimmer, weil sie von einer Mitpatientin gefunden wurde, als sie sich eine Plastiktüte über den Kopf gezogen hatte und beinahe erstickt wäre) bleiben durfte. Sie war Missbrauchspatientin und des Ltd. OAs Liebling und mich warf man raus mit der Begründung, ich wäre nicht absprachefähig. Sie war noch viel weniger absprachefähig und wurde dafür dann von A bis Z betütelt. Mich schickte man einfach weg; keine andere Anlaufstelle, nichts.
O.k., konsequenter wäre es, sie hätte die Klinik ebenfalls verlassen müssen. Und mal ein Gedankenspiel: Was würde sich jetzt für dich ändern, wenn ihr beide damals hättet gehen müssen? Und nun gut, da die Psychosomatik eine gewisse Stabilität voraussetzt, kann ich schon etwas nachvollziehen, dass deine Sicherheit (bei akuter Suizidgefähdung) dort evtl. nicht mehr gewährleistet ist, und die Psychiatrie ins Auge gefasst wird. Ich meine, ich habe erlebt, wie manches in der Klinik, in der ich war, gehandhabt wurde... und auf Basis dessen ist diese Entscheidung für mich nachvollziehbar.

Was bei mir stark ankommt, ist dein Bedürfnis danach, dass dein Leid wahrgenommen und Aufmerksamkeit geschenkt wird. Und darf ich mal fragen, wie gut du das kommunizieren kannst? Denn wenn du nach außen hin die kompetente, starke vorgibst, dann kann dass vielleicht nur schlecht wahrgenommen werden?
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Beitrag Mi., 24.02.2010, 09:35

Nee, es hätten nicht beide gehen müssen, sondern beide hätten bleiben können. Das ist ganz verschieden von Klinik zu Klinik, wieiviel die zu tragen bereit sind. Wo starke Chefs mit viel Erfahrung sind, werden oft auch solche Situationen nicht genommen um Patienten loszuwerden.

Was halt das Schlimme dran ist, ist dass das Verhalten von ihr zum Anlass genommen wurde, sich mehr zu kümmern und bei mir, um mich vor die Tür zu setzen. Was dazu kam, war, dass ich viele Monate absprachefähig und zuverlässig war. Dann kam der Sommer, die große Urlaubswelle und Therapeutenwechsel. Meine neue Visitenärztin hat von der ersten Sekunde angefangen, mich zu mobben und es gab auch keinen, der mir geholfen hätte, alle anständigen Leute waren im Urlaub.

Und ich finde es schon ein Unding, wenn Therapeuten so Sch... bauen, dass man sich nach ein paar Mal Visite längs die Pulsadern aufschneidet, weil man es nicht mehr aushält. Zuerst Mobbing und dafür dann noch mehr Mobbing, in dem man jemanden rausschmeißt. Und sie konnte sich erlauben, was sie wollte. Und das ist halt das, was nicht geht. Das wirkt automatisch auf die ganzen Mitpatienten und richtet viel Schaden an.

Ich kann kommunizieren, was ich will, weil man es mir nicht glaubt bzw. glauben tut man es vielleicht schon noch. Aber da spielen immer hypothetische Überlegungen eine entscheidende Rolle: Therapeuten lassen sich ganz extrem von Zukunftsbildern leiten. Die sehen oft gar nicht, was aktuell ist, sondern nur, was die Patientin für ein Leben haben könnte.

Ein Standard-Satz, den ich ganz regelmäßig gehört habe, war:

"Sie können doch soviel erreichen. Sie haben Potential und Möglichkeiten, von denen andere nur träumen können."

Sie sehen aber nicht, dass ich auch nur davon träumen kann, wenn's mir viel zu schlecht geht, um was umsetzen zu können und was verwirklichen zu können.

Das sind unterschwellige Therapieprobleme, an die keiner denkt. Die Therapeuten machen das reihenweise falsch. Ich kann da nemesis nur zustimmen. Irgendwo haben wir das als Patienten einfach nicht mehr in der Hand. Wir können viel tun, sagen, machen, aber wenn der Therapeut das immer anders interpretiert, als es wirklch ist, dann sind wir auch machtlos und in der Falle drin.

GLG

ausgefuchst

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