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Fr., 29.01.2010, 13:40
Ach je, was die ja ursprünglich von mir geschriebenen 99% so alles für Folgen haben.
Jepp, ein wenig verantwortlich fühle ich mich dafür schon, aber bestimmt nicht zu 99%.
Ich fand ja das, was Lilliane mir auf meinen Beitrag hin schrieb, eigentlich ganz verständlich. Dass sie als Betroffene aus meinen 99% Verantwortung dann „Schuld“ gemacht hat, na ja. Ich würde auch nicht gleich davon sprechen, aber dass Lilliane gerade dabei ist, sich und ihren „Freund“ zu richten, auch das nachvollziehbar.
Auch weil ich gestern bereits das meiste formuliert hatte, als ich von Lilliane las, ihr „Freund“ sei nüchtern gewesen, als sie ihn traf, habe ich erst mal so zweifelnd geschrieben, konnte und wollte ich diesen Mann und sein Verhalten nicht so schwarz malen, wie das einige schon taten, wie ich fand, taten, ohne dass dafür in Lillianes Geschichte genügend Anhaltspunkte da waren.
Denn, wie Lilliane richtig schreibt, ich kenne sie nicht. Ich las nur, sie war sehr betrunken und hatte hinterher einen Filmriss.
Und ich selber weiß, dass die Wirkung von Alkohol ja nicht gleich völlige Wehr- und Hilflosigkeit ist. Im Gegenteil. Erst mal wirkt diese Droge ja auch enthemmend, nicht nur bei Männern, nicht nur die benehmen sich dann zum Teil aggressiv, riskieren mehr etc.
Auch betrunkene Frauen tun unter Alkoholeinfluss ab und an Dinge, die sie sonst nie tun würden, die sie nüchtern bestimmt lassen würden. Und wenn, wie ich erst annahm, Lillianes „Freund“ ähnlich betrunken war wie sie, ja dann sah ich nicht, dass nur allein der Mann für das, was passierte, die Verantwortung tragen sollte. Das fand ich dann doch sehr altmodisch, dass mann, spätestens wenn frau betrunken ist und ganz unabhängig von seinem eigenen Promillespiegel auch für frau die Verantwortung übernimmt,zu übernehmen hat (weil sie dazu natürlich als schwache Frau im Gegensatz zum Mann nicht mehr nicht mehr in der Lage ist und einen (männlichen) Vormund gebraucht).
Mittlerweile liest sich die Geschichte (für mich) anders. Klar, um eindeutig was sagen zu können, erzählt Lilliane zu wenig Details (und das zu Recht, wie ich finde; der Rest muss nicht vorm Publikum ausgebreitet werden, ist dann irgendwann dafür zu privat).
Trotzdem, mittlerweile nehme ich einerseits an, dass Lilliane schon als sie ihren "Freund" traf, ziemlich hin war, er dagegen völlig nüchtern. Wenn ich das unterstelle, wenn Lilliane schon am Anfang, als sie diesen "Freund" traf, so betrunken war, dass sie selbst (fast) gar nicht mehr aktiv werden konnte, nicht mehr aktiv wurde, ganz im Gegensatz zu ihrem "Freund", dann wird aus dem Geschehen (fast) eine Straftat, nämlich sexueller Missbrauch einer widerstandunfähigen Person, wenn nicht gar eine Vergewaltigung.
Und wenn das Geschehen in diese Richtung geht, dann ist es zwar verständlich, aber Unsinn, wenn sich Lilliane selber Verantwortung zuweist, weil sie zu viel getrunken hat!
Sicher, ohne ihr Trinken wäre das alles wohl nicht passiert. Aber das zählt nicht!!! Sonst könnte ja auch gesagt werden, sie trägt Verantwortung, weil sie genau zu der Zeit nach Hause gegangen ist, weil sie nur deshalb ihren „Freund“ traf und und und.
Nein, nach allem, vielem, was ich mir jetzt zusammenreime, wurdest du, Lilliane, von einem Mann erniedrigt, missbraucht ganz ohne dass du da irgendetwas zu verantworten hast.
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
Bertrand Russell