Habt ihr Eure Eltern mit ihren Taten konfrontiert?
-
- Forums-Gruftie
- , 41
- Beiträge: 702
Ich seh' das so ähnlich wie momo.
Wenn man nicht konfrontiert, dann behaupten die Täter ewig weiter, dass das Opfer der Schuldige ist. Die drehen alles um. Und genau da muss Konfrontation sein.
Bei mir war's z.B. so, dass meine Familie behauptet hat, ich hätte gar nicht soviel abgekriegt und bräuchte nur eine Ausrede, weil ich mein Studium nicht schaffen würde. So ein Blödsinn! Mein Studium ging ja nur schief, weil ich schwer traumatisiert war.
Solche Dinge sind's dann, wo man letztlich dann auch die Wahrheit auf den Tisch packt und sagt. Nein, so und so war es und nicht anders!
Konfrontation ist vielleicht nicht mehr so wichtig, wenn man längst weitentfernt ein eigenes Leben aufgebaut hat. Aber wenn das nicht der Fall ist, man noch in diesen alten Bezügen leben muss, sieht das ganz anders aus.
Für mich war Konfrontation überlebensnotwendig. Bei Teilen der Familie hat's was gebracht. Der Rest versucht das Gleiche wie momos Mutter. Aber den Stiefel zieh' ich mir nicht an. Mit manchen meiner Geschwister rede ich halt nicht mehr und sie mit mir nicht mehr. Aber ok, es waren harte Verluste, aber auch damit habe ich gelernt zu leben. Ich ertrage es, auch wenn's ungerecht ist, auch wenn es weh tut. So vieles hat weh getan, und es hat aufgehört, weh zu tun. Dann geht auch das irgendwann vorbei.
Mein Studium hab' ich letztlich doch geschafft. Ich hab' nur einen Bruchteil der Zeit gelernt, die meine Studentenkollegen gelernt haben. Aber weil ich soviel Talent habe, hat's locker gereicht.
Und da seh' ich halt das Problem. Man lässt sich zu leicht was einreden, wenn man solche Lügen stehen lässt.
Mit meiner Mutter verstehe ich mich heute zumindest im Alltag wieder, bestimmte Themen dürfen nicht hochkommen, sonst knallt's. Aber sie hat es eingesehen, dass das, was sie gemacht hat, etwas war, was eine Mutter niemals machen darf.
Immer dachte sie, sie wäre eine gute Mutter. Das hab' ich ihr beigebracht, dass sie keine war. Viele Mütter meinen, wenn sie jeden Tag ein warmes Essen auf den Tisch bringen, Kleider waschen und die Wohnung putzen, dann reicht das, um eine gute Mutter zu sein. Das reicht eben nicht, absolut nicht. Und das hat sie inzwischen kapiert.
Mir wäre es oft viel lieber gewesen, wenn sie vielleicht nicht gekocht gehabt hätte, und lieber dafür gesorgt hätte, dass ich in Ruhe und Frieden leben kann. Das hat sie inzwischen begriffen und die Schuldgefühle hat sie zu Recht.
Mir ging's und geht's auch dreckig, so hat sie wenigstens eine Ahnung, wie man sich dann so fühlt.
Sie sagt immer, sie hätte sich halt nicht getraut, gegen meinen Vater oder meinen Bruder was zu unternehmen, weil sie selber geschlagen wurde als Kind. Da hab' ich ihr gesagt, umso mehr hättest Du es verhindern müssen, grade weil Du weißt, wie schlecht es einem Kind da geht. Was ich ihr immer und bis zu meinem letzten Atemzug vorwerfen werde, ist ihre Feigheit! Man kann gerne feige sein, aber dann darf man nicht jedes Jahr ein Kind in die Welt setzen! Es ist halt schon toll, wenn die Mutter bei allem zusieht und dann gelobt werden möchte, weil sie ja nicht geschlagen hat.
Wer zusieht, macht mit.
Wenn man nicht konfrontiert, dann behaupten die Täter ewig weiter, dass das Opfer der Schuldige ist. Die drehen alles um. Und genau da muss Konfrontation sein.
Bei mir war's z.B. so, dass meine Familie behauptet hat, ich hätte gar nicht soviel abgekriegt und bräuchte nur eine Ausrede, weil ich mein Studium nicht schaffen würde. So ein Blödsinn! Mein Studium ging ja nur schief, weil ich schwer traumatisiert war.
Solche Dinge sind's dann, wo man letztlich dann auch die Wahrheit auf den Tisch packt und sagt. Nein, so und so war es und nicht anders!
Konfrontation ist vielleicht nicht mehr so wichtig, wenn man längst weitentfernt ein eigenes Leben aufgebaut hat. Aber wenn das nicht der Fall ist, man noch in diesen alten Bezügen leben muss, sieht das ganz anders aus.
Für mich war Konfrontation überlebensnotwendig. Bei Teilen der Familie hat's was gebracht. Der Rest versucht das Gleiche wie momos Mutter. Aber den Stiefel zieh' ich mir nicht an. Mit manchen meiner Geschwister rede ich halt nicht mehr und sie mit mir nicht mehr. Aber ok, es waren harte Verluste, aber auch damit habe ich gelernt zu leben. Ich ertrage es, auch wenn's ungerecht ist, auch wenn es weh tut. So vieles hat weh getan, und es hat aufgehört, weh zu tun. Dann geht auch das irgendwann vorbei.
Mein Studium hab' ich letztlich doch geschafft. Ich hab' nur einen Bruchteil der Zeit gelernt, die meine Studentenkollegen gelernt haben. Aber weil ich soviel Talent habe, hat's locker gereicht.
Und da seh' ich halt das Problem. Man lässt sich zu leicht was einreden, wenn man solche Lügen stehen lässt.
Mit meiner Mutter verstehe ich mich heute zumindest im Alltag wieder, bestimmte Themen dürfen nicht hochkommen, sonst knallt's. Aber sie hat es eingesehen, dass das, was sie gemacht hat, etwas war, was eine Mutter niemals machen darf.
Immer dachte sie, sie wäre eine gute Mutter. Das hab' ich ihr beigebracht, dass sie keine war. Viele Mütter meinen, wenn sie jeden Tag ein warmes Essen auf den Tisch bringen, Kleider waschen und die Wohnung putzen, dann reicht das, um eine gute Mutter zu sein. Das reicht eben nicht, absolut nicht. Und das hat sie inzwischen kapiert.
Mir wäre es oft viel lieber gewesen, wenn sie vielleicht nicht gekocht gehabt hätte, und lieber dafür gesorgt hätte, dass ich in Ruhe und Frieden leben kann. Das hat sie inzwischen begriffen und die Schuldgefühle hat sie zu Recht.
Mir ging's und geht's auch dreckig, so hat sie wenigstens eine Ahnung, wie man sich dann so fühlt.
Sie sagt immer, sie hätte sich halt nicht getraut, gegen meinen Vater oder meinen Bruder was zu unternehmen, weil sie selber geschlagen wurde als Kind. Da hab' ich ihr gesagt, umso mehr hättest Du es verhindern müssen, grade weil Du weißt, wie schlecht es einem Kind da geht. Was ich ihr immer und bis zu meinem letzten Atemzug vorwerfen werde, ist ihre Feigheit! Man kann gerne feige sein, aber dann darf man nicht jedes Jahr ein Kind in die Welt setzen! Es ist halt schon toll, wenn die Mutter bei allem zusieht und dann gelobt werden möchte, weil sie ja nicht geschlagen hat.
Wer zusieht, macht mit.
- Werbung
ich habe mich nach langer Zeit mit meinen Eltern "ausgesprochen"...
Dieses Gespräch zu beginnen dauerte Jahre.... aber dann haben wir gemeinsam gelacht, geschrien, geredet und geweint.
Es war sehr emotional, das Gespräch ging über ein ganzes Wochenende...
Seit dem muss ich mich nicht verstecken, meine Eltern haben vieles eingesehen und stehen seit dem extrem hinter mir.
Ich hab die Erfahrung gemacht, dass man sein Gegenüber mit den eigenen Gedanken und Gefühlen konfrontieren muss um zumindest
eine Chance für Verständnis und einen neuen Weg zu haben....
Muss aber auch dazusagen, dass es bei mir keine "schwerwiegenden" Sachen waren... aber eben auch Dinge die mich blockierten und
mich von meinen Eltern zusehend distanziert haben....
Dieses Gespräch zu beginnen dauerte Jahre.... aber dann haben wir gemeinsam gelacht, geschrien, geredet und geweint.
Es war sehr emotional, das Gespräch ging über ein ganzes Wochenende...
Seit dem muss ich mich nicht verstecken, meine Eltern haben vieles eingesehen und stehen seit dem extrem hinter mir.
Ich hab die Erfahrung gemacht, dass man sein Gegenüber mit den eigenen Gedanken und Gefühlen konfrontieren muss um zumindest
eine Chance für Verständnis und einen neuen Weg zu haben....
Muss aber auch dazusagen, dass es bei mir keine "schwerwiegenden" Sachen waren... aber eben auch Dinge die mich blockierten und
mich von meinen Eltern zusehend distanziert haben....
Hallo ihr Lieben
Ich denke, dass man die Dinge eigentlich mehr für sich selber anspricht.
Selten gibt es Eltern, die klar sagen können: ja, wir haben da Fehler gemacht, das war nicht richtig, es tut uns leid.
Meistens tut man es für sich, um die Dinge aufzuarbeiten. Das hingegen finde ich erleichternd, und es kann einem sehr viel weiter bringen. Oder irre ich mich da?
Ich habs vor 20 Jahren mal probiert. Retrospektiv muss ich sagen, dass die Reaktion erschreckend das Bild, das ich mittlerweile habe, noch übertroffen hat.
lg
ps. hab grad das Schreiben meiner Vorposterin gesehen. Das ist wohl ein Idealfall.... leider!
Ich denke, dass man die Dinge eigentlich mehr für sich selber anspricht.
Selten gibt es Eltern, die klar sagen können: ja, wir haben da Fehler gemacht, das war nicht richtig, es tut uns leid.
Meistens tut man es für sich, um die Dinge aufzuarbeiten. Das hingegen finde ich erleichternd, und es kann einem sehr viel weiter bringen. Oder irre ich mich da?
Ich habs vor 20 Jahren mal probiert. Retrospektiv muss ich sagen, dass die Reaktion erschreckend das Bild, das ich mittlerweile habe, noch übertroffen hat.
lg
ps. hab grad das Schreiben meiner Vorposterin gesehen. Das ist wohl ein Idealfall.... leider!
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet
-
- Forums-Gruftie
- , 41
- Beiträge: 702
Ich denke, ob man konfrontiert oder nicht, hängt auch davon ab, in welcher Situtation man selbst ist. Wenn man schon relativ unabhängig ist, sei's wirtschaftlich, beziehungstechnisch, dh es gibt viele gute Beziehungen und die Familie spielt keine große Rolle mehr, dann muss man vielleicht nicht konfrontieren.
Aber diese Wahl hatte ich z.B. nicht, da war alles sehr eng zusammen und ich war in jeder Beziehung von meiner Familie abhängig. Durch das Studium und dann die Krankheitssymptome war ich finanziell auf sie angewiesen. Emotional sah's nicht anders aus, durch die ganzen Erfahrungen war ich voller Misstrauen gegen alle Menschen, Freundschaften, Beziehungen jeder Art nach draußen, waren unmöglich. Wir hatten auch so einen Art Schweige-Ehrenkodex. Ich durfte oder traute mich nicht, nach außen damit zu gehen. Letztlich hatte ich keine anderen Beziehungen und Bezugspunkte als die Beziehungen zu Tätern und deren Mitläufern.
Für mich gab's also gar keine andere Möglichkeit, als dort wenigstens ein paar der Mitläufer für mich zu sensiblisieren. Man kann schon böse in der Falle sitzen. Mein Überleben hing davon ab, dass ich wenigstens ein oder zwei Menschen soweit brachte, dass sie mich verstehen. Bei meiner Mutter ist es gelungen, letztlich, weil sie selber wusste, dass sie sich beschissen verhalten hat. Sie wusste, was sie getan hat, wollte es aber nicht merken. Und genau in diese Kerbe habe ich reingehauen, ich hab' ihr die Tour vermasselt beim sich selbst in die Tasche lügen.
Deshalb finde ich es auch blöde, wenn manche hier dann so tun, als wenn sie in ihrer großen Noblesse auf Konfrontation verzichtet haben. Es hängt ja auch von der Situationsdynamik ab, was dann weiter geschieht in einer Beziehung.
Meine Therapeuten haben alle gesagt, dass ich meine Familie nicht überleben könnte. Aber das hab' ich und Konfrontation war vielleicht das, was es möglich machte?
Hier schreiben immer alle - so als wäre es gar nicht schlimm - drüber, den Kontakt abzubrechen, hier und da ohne Familie zu sein. Vielleicht geht das relativ problemlos, wenn man noch so psychisch gesund ist, dass man außerhalb Beziehungen hat. Aber wenn das nicht möglich ist, dann sind die Familienmitglieder - ganz egal, was die Dir angetan haben oder antun - die einzigen Menschen auf der Welt, die Du hast.
Und da lässt man nicht einfach los. Das geht gar nicht. Das ist so, also ob man sagen würde: "Ok, ab heute brauch' ich keinen Sauerstoff mehr, das geht schon irgendwie.".
Aber diese Wahl hatte ich z.B. nicht, da war alles sehr eng zusammen und ich war in jeder Beziehung von meiner Familie abhängig. Durch das Studium und dann die Krankheitssymptome war ich finanziell auf sie angewiesen. Emotional sah's nicht anders aus, durch die ganzen Erfahrungen war ich voller Misstrauen gegen alle Menschen, Freundschaften, Beziehungen jeder Art nach draußen, waren unmöglich. Wir hatten auch so einen Art Schweige-Ehrenkodex. Ich durfte oder traute mich nicht, nach außen damit zu gehen. Letztlich hatte ich keine anderen Beziehungen und Bezugspunkte als die Beziehungen zu Tätern und deren Mitläufern.
Für mich gab's also gar keine andere Möglichkeit, als dort wenigstens ein paar der Mitläufer für mich zu sensiblisieren. Man kann schon böse in der Falle sitzen. Mein Überleben hing davon ab, dass ich wenigstens ein oder zwei Menschen soweit brachte, dass sie mich verstehen. Bei meiner Mutter ist es gelungen, letztlich, weil sie selber wusste, dass sie sich beschissen verhalten hat. Sie wusste, was sie getan hat, wollte es aber nicht merken. Und genau in diese Kerbe habe ich reingehauen, ich hab' ihr die Tour vermasselt beim sich selbst in die Tasche lügen.
Deshalb finde ich es auch blöde, wenn manche hier dann so tun, als wenn sie in ihrer großen Noblesse auf Konfrontation verzichtet haben. Es hängt ja auch von der Situationsdynamik ab, was dann weiter geschieht in einer Beziehung.
Meine Therapeuten haben alle gesagt, dass ich meine Familie nicht überleben könnte. Aber das hab' ich und Konfrontation war vielleicht das, was es möglich machte?
Hier schreiben immer alle - so als wäre es gar nicht schlimm - drüber, den Kontakt abzubrechen, hier und da ohne Familie zu sein. Vielleicht geht das relativ problemlos, wenn man noch so psychisch gesund ist, dass man außerhalb Beziehungen hat. Aber wenn das nicht möglich ist, dann sind die Familienmitglieder - ganz egal, was die Dir angetan haben oder antun - die einzigen Menschen auf der Welt, die Du hast.
Und da lässt man nicht einfach los. Das geht gar nicht. Das ist so, also ob man sagen würde: "Ok, ab heute brauch' ich keinen Sauerstoff mehr, das geht schon irgendwie.".
- Werbung
Ich habe eigentlich mehr die Ruhe, das Vertrauen in mir selber gesucht. Ich habe nicht viele Beziehungen ausserhalb; dass ich da nicht mehr so fitt bin, dafür wurde schon gesorgt . Die wenigen, die da sind, schätze ich, den Rest suche ich mehr bei mir.ausgefuchst hat geschrieben:.... wenn man noch so psychisch gesund ist, dass man außerhalb Beziehungen hat.
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet
-
- Forums-Gruftie
- , 41
- Beiträge: 702
Das ist immer noch sehr gesund, wenn man bei sich selbst was findet.
Es gibt Leute, da ist einfach gar nichts mehr da. Die sind komplett zerstört. Was soll man tun, wenn der Topf einfach leer ist?
Es gibt Menschen, die haben überhaupt kein psychisches Abwehrsystem mehr. Das hat mir mal ein Therapeut gesagt. Wie man da noch leben kann, kann ich mir gar nicht vorstellen.
Bei vielen geht's dann halt nur noch mit schweren Psychopharmaka, betreutem Wohnen, therapeutischen WGs etca. Manche Menschen sind Jahre in der Psychiatrie, weil sie gar nicht mehr können.
Bei mir würden heute Beziehungen nicht gehen. Mein Thera hat gesagt, dass ich mir das gleich abschminken kann, dass ich zu unten bin und deshalb jede Art von Beziehung scheitern würde. Und jetzt muss ich mühsam lernen, überhaupt eine Beziehung zu mir selber hinzukriegen, eigene Grenzen zu finden und aufzubauen, damit irgendwann mal was geht.
Viele denken immer, es ginge ihnen wahnsinnig schlecht, aber da fehlt oft der Vergleich zu Leuten, die noch mehr zerstört sind, dann merkt man erst wieder, wieviel bei einem selber noch gut funktioniert. Geht mir aber selber auch so. Auch ich finde immer wieder Leute, denen es noch schlechter geht als mir. Das ist dann ein schwacher Trost.
Es ist sicher gar nicht so gemeint, sondern als Austausch, was helfen kann. Aber wenn ich lese: "Ich suche den Rest bei mir.". Dann macht mich das wütend und traurig, ja, es fühlt sich für mich als sehr arrogant an im Sinne von: "Ich kann das und Du kannst es nicht!". Sorry, ich kann es nicht können, weil ich dafür zu kaputt bin. Und das ist nicht meine Schuld, sondern die von anderen.
Aber diese Differenzierungen in der Verfassung werden hier im Forum oft von vielen übersehen. Da wird geraten und gepostet und die User gehen immer nur von sich selbst aus. Aber es kann bei anderen eben eine ganz andere Ausgangslage da sein. Und das ändert dann wieder alles.
Und so sehe ich das auch in Bezug auf Konfrontation:
Es gibt kein Patentrezept, sondern jeder muss für sich selbst entscheiden, was für ihn richtig ist.
GLG
ausgefuchst
Es gibt Leute, da ist einfach gar nichts mehr da. Die sind komplett zerstört. Was soll man tun, wenn der Topf einfach leer ist?
Es gibt Menschen, die haben überhaupt kein psychisches Abwehrsystem mehr. Das hat mir mal ein Therapeut gesagt. Wie man da noch leben kann, kann ich mir gar nicht vorstellen.
Bei vielen geht's dann halt nur noch mit schweren Psychopharmaka, betreutem Wohnen, therapeutischen WGs etca. Manche Menschen sind Jahre in der Psychiatrie, weil sie gar nicht mehr können.
Bei mir würden heute Beziehungen nicht gehen. Mein Thera hat gesagt, dass ich mir das gleich abschminken kann, dass ich zu unten bin und deshalb jede Art von Beziehung scheitern würde. Und jetzt muss ich mühsam lernen, überhaupt eine Beziehung zu mir selber hinzukriegen, eigene Grenzen zu finden und aufzubauen, damit irgendwann mal was geht.
Viele denken immer, es ginge ihnen wahnsinnig schlecht, aber da fehlt oft der Vergleich zu Leuten, die noch mehr zerstört sind, dann merkt man erst wieder, wieviel bei einem selber noch gut funktioniert. Geht mir aber selber auch so. Auch ich finde immer wieder Leute, denen es noch schlechter geht als mir. Das ist dann ein schwacher Trost.
Es ist sicher gar nicht so gemeint, sondern als Austausch, was helfen kann. Aber wenn ich lese: "Ich suche den Rest bei mir.". Dann macht mich das wütend und traurig, ja, es fühlt sich für mich als sehr arrogant an im Sinne von: "Ich kann das und Du kannst es nicht!". Sorry, ich kann es nicht können, weil ich dafür zu kaputt bin. Und das ist nicht meine Schuld, sondern die von anderen.
Aber diese Differenzierungen in der Verfassung werden hier im Forum oft von vielen übersehen. Da wird geraten und gepostet und die User gehen immer nur von sich selbst aus. Aber es kann bei anderen eben eine ganz andere Ausgangslage da sein. Und das ändert dann wieder alles.
Und so sehe ich das auch in Bezug auf Konfrontation:
Es gibt kein Patentrezept, sondern jeder muss für sich selbst entscheiden, was für ihn richtig ist.
GLG
ausgefuchst
Glaub man ja nicht, dass es für mich nicht schwer gewesen ist. Das war es!!! Es hat Jahre gedauert. Nun bin ich allein und doch sehr glücklich so.ausgefuchst hat geschrieben: Hier schreiben immer alle - so als wäre es gar nicht schlimm - drüber, den Kontakt abzubrechen, hier und da ohne Familie zu sein. Vielleicht geht das relativ problemlos, wenn man noch so psychisch gesund ist, dass man außerhalb Beziehungen hat. Aber wenn das nicht möglich ist, dann sind die Familienmitglieder - ganz egal, was die Dir angetan haben oder antun - die einzigen Menschen auf der Welt, die Du hast.
candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst
Sommer-Stumpenhorst
-
- Forums-Gruftie
- , 41
- Beiträge: 702
Das denke ich mir sehr wohl, aber in den Beiträgen kommt es nicht durch.
Vielleicht spricht es keiner an, weil es zu schmerzhaft ist?
Ich kann dazu nur sagen: Bei Elternteilen, die einen nur gequält haben, geht loslassen sehr einfach. Da gab's keine persönliche Beziehung, da ist man nur froh, wenn sie weg sind.
Und dann gibt's Beziehungen zu Elternteilen, zu Geschwistern, die ambivalent sind, wo's nicht nur Gequältwerden war. Und da ist es dann anders gelagert, da geht loslassen wahnsinnig schwer.
Egal, wie's läuft, es ist immer Sch.... Entweder man wird so traumatisiert, dass man mit denen fertig ist für alle Zeiten, dann macht einem der Körper die Hölle heiß mit der ganzen Symptomatik. Und beim anderen Fall geht man an den Sehnsüchten, den Enttäuschungen in Serie, dem Zickzackkurs drauf.
Ich hab' beides gehabt. Papi war nur ein Monster und Mami tendierte hin und her zwischen der Supermutter und einem Menschen, der sich feige verkrochen hat und einen ständig im Stich gelassen hat. 30 Jahre habe ich gewartet, dass sie sich endlich mal entscheiden kann, aber wenn der Bruder der Täter ist, dann entscheiden sich Mütter nicht. Und wenn doch, dann für die Brüder. Das ist leider ein Erfahrungswert, so bitter es auch sein mag.
Aber der Ausgangsthread beruht sicher mehr auf dem Wunsch, die Familie nicht zu verlieren, als auf dem eigentlichen Wunsch, sie zu konfrontieren. Konfrontieren möchte man, um nachträglich noch was zu erreichen, Einsicht zu erreichen, damit ein weiteres Zusammensein, egal, welcher Art , möglich wird.
Und sehr viele werden bitter enttäuscht. Und ich denke, viele versuchen es nicht, weil sie instinktiv spüren, es wird sich nie was ändern und sie können sich die Konfrontation einfach sparen und damit auch die Enttäuschung.
GLG
ausgefuchst
Vielleicht spricht es keiner an, weil es zu schmerzhaft ist?
Ich kann dazu nur sagen: Bei Elternteilen, die einen nur gequält haben, geht loslassen sehr einfach. Da gab's keine persönliche Beziehung, da ist man nur froh, wenn sie weg sind.
Und dann gibt's Beziehungen zu Elternteilen, zu Geschwistern, die ambivalent sind, wo's nicht nur Gequältwerden war. Und da ist es dann anders gelagert, da geht loslassen wahnsinnig schwer.
Egal, wie's läuft, es ist immer Sch.... Entweder man wird so traumatisiert, dass man mit denen fertig ist für alle Zeiten, dann macht einem der Körper die Hölle heiß mit der ganzen Symptomatik. Und beim anderen Fall geht man an den Sehnsüchten, den Enttäuschungen in Serie, dem Zickzackkurs drauf.
Ich hab' beides gehabt. Papi war nur ein Monster und Mami tendierte hin und her zwischen der Supermutter und einem Menschen, der sich feige verkrochen hat und einen ständig im Stich gelassen hat. 30 Jahre habe ich gewartet, dass sie sich endlich mal entscheiden kann, aber wenn der Bruder der Täter ist, dann entscheiden sich Mütter nicht. Und wenn doch, dann für die Brüder. Das ist leider ein Erfahrungswert, so bitter es auch sein mag.
Aber der Ausgangsthread beruht sicher mehr auf dem Wunsch, die Familie nicht zu verlieren, als auf dem eigentlichen Wunsch, sie zu konfrontieren. Konfrontieren möchte man, um nachträglich noch was zu erreichen, Einsicht zu erreichen, damit ein weiteres Zusammensein, egal, welcher Art , möglich wird.
Und sehr viele werden bitter enttäuscht. Und ich denke, viele versuchen es nicht, weil sie instinktiv spüren, es wird sich nie was ändern und sie können sich die Konfrontation einfach sparen und damit auch die Enttäuschung.
GLG
ausgefuchst
Mir kann wirklich keiner erzählen, dass eine Trennung von Eltern NICHT schwerfällt. Was meinst Du mit Quälen? Das impliziert für mich, dass sie es in voller Absicht getan hätten? Ich denke das nicht von meinen Eltern, kann sogar einiges heute gut nachvollziehen.ausgefuchst hat geschrieben:
Ich kann dazu nur sagen: Bei Elternteilen, die einen nur gequält haben, geht loslassen sehr einfach. Da gab's keine persönliche Beziehung, da ist man nur froh, wenn sie weg sind.
Auch wenn ich hier vielleicht anders rüberkomme, ist es nur bei mir der praktische lösungssuchende Anteil, meist kurz und kanpp.
In Bezug auf die Familie bin ich da sehr devot gewesen- wie mein Vater. Ich wollte alle schonen. Ich bin auch nicht wie ein Feger losgegangen und habe gesagt: IHR seid Schuld. Das war nie meine Absicht. Ich bin da doch sehr kompromissbereit und nachsichtig und ja ein weicher Trottel, der es immer wieder versucht alles gut hinzubekommen. Es hat eben nicht funktioniert. Da bin ich anders als die restfamilie. Das ist nun mal so und damit komme ich nicht klar.
Es ging mir nicht hauptsächlich um Fehler der vergangenheit, sondern wie man als Familie HEUTE auf einen gemeinsamen guten Konsens kommen kann. Dafür muß aber jeder Interesse haben, einer gegen 4.... nun das funktioniert eben nicht.
Ausgefuchst, Du hast in meinen Augen sehr rabiat reagiert. Ich weiß nicht, ob es Dir auf Dauer gut tut. Aber vielleicht gibt es für Dich in Zukunft auch noch einen anderen Weg. Das wäre zu wünschen. Wut darf nicht ewig dauern...
candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst
Sommer-Stumpenhorst
Hallo Momo:
Gestern habe ich in dem Buch "Vergiftete Kindheit" folgendes gelesen:
"Viele Kinder (von Alkoholikern) entwickeln eine hohe Toleranzschwelle für nichtakzeptables Verhalten. Ohne Vorstellung davon, wie ein liebevoller Vater sich verhält, konnte Jody nur annehmen, dass sie, wenn sie es mit dem Vater schön haben wollte, die schlimmen Phasen akzeptieren musste. .... Sie glaubte bald, dass man das eine nicht ohne das andere bekommt."
Ist es nicht schon Teil der kranken und misshandelten Seele, dass sie meint, die negativen "Taten" wären ja durch die positiven Taten aufgewogen worden? Oder wie du es formuliert hast: Die positiven Phasen hatten ihren Preis gehabt.
Ich fand es sehr befreiend zu lesen, dass auch nur EINE noch so kleine Misshandlung reichen kann, die Eltern damit zu konfrontieren. Man muss ja nicht gleich die ganze Kindheit bewerten. Wir sind ja nicht Gott, der beim letzten Gericht entscheiden muss, wer in den Himmel kommt, wer in die Hölle.
Vielleicht hilft es auch, sich zu sagen, "ich will nicht zu einem abschließenden Urteil über meine Kindheit oder über die Tauglichkeit meiner Eltern kommen, sondern die Einzelfälle der Misshandlungen unabhängig und isoliert von diesen Fragen betrachten."
Ich vermute, es ist ein elterlicher Abwehrmechanismus und ein Versuch der Selbstrechtfertigung, die Kinder bei solchen Konfrontationen darauf festzunageln, sie seien ja trotz allem "gute Eltern" gewesen. Es ist der Versuch, den Einzelfall der Misshandlung zu relativieren, indem auf das Gesamtbild hingewiesen wird.
In einer Konfrontation muss wohl immer wieder der Einzelfall isoliert betrachtet werden, sonst schweift man zu sehr von den Gefühlen ab, die blockiert in einem drin ihr tristes Dasein fristen. Diese Gefühle sind auch isoliert. So wie die Erinnerung an die Misshandlung. Mit Verallgemeinerungen und abschließenden Urteilen kriegt man sie nicht frei.
Dieses Auf und Ab in der Beziehung zu den Eltern führt dazu, dass man später als Erwachsener so große Probleme hat, zu einem abschließenden Urteil zu kommen. War es nun eine gute oder schlechte Kindheit? Was macht eine gute Kindheit aus, was macht eine schlechte Kindheit aus? Ich vermute, ein "abschließendes Urteil" stellt einzelne Erinnerungen generell in Frage. Sie werden dadurch immer relativiert. Was meinst du?das ist aus meiner sicht wohl das größte problem bei der ganzen sache, dass es ja nicht nur brutales gegeben hat, sondern auch schönes und zärtliches, spass, nähe. nur halt, dass es immer wieder mal seinen preis hatte... [...] somit werden erinnerungen (zumindest bei mir) immer wieder in frage gestellt.
Gestern habe ich in dem Buch "Vergiftete Kindheit" folgendes gelesen:
"Viele Kinder (von Alkoholikern) entwickeln eine hohe Toleranzschwelle für nichtakzeptables Verhalten. Ohne Vorstellung davon, wie ein liebevoller Vater sich verhält, konnte Jody nur annehmen, dass sie, wenn sie es mit dem Vater schön haben wollte, die schlimmen Phasen akzeptieren musste. .... Sie glaubte bald, dass man das eine nicht ohne das andere bekommt."
Ist es nicht schon Teil der kranken und misshandelten Seele, dass sie meint, die negativen "Taten" wären ja durch die positiven Taten aufgewogen worden? Oder wie du es formuliert hast: Die positiven Phasen hatten ihren Preis gehabt.
Ich fand es sehr befreiend zu lesen, dass auch nur EINE noch so kleine Misshandlung reichen kann, die Eltern damit zu konfrontieren. Man muss ja nicht gleich die ganze Kindheit bewerten. Wir sind ja nicht Gott, der beim letzten Gericht entscheiden muss, wer in den Himmel kommt, wer in die Hölle.
Vielleicht hilft es auch, sich zu sagen, "ich will nicht zu einem abschließenden Urteil über meine Kindheit oder über die Tauglichkeit meiner Eltern kommen, sondern die Einzelfälle der Misshandlungen unabhängig und isoliert von diesen Fragen betrachten."
Das trifft den Nagel auf den Kopf.es geht - meiner meinung nach - auch nicht so sehr darum, in dem moment möglichst objektiv zu sein. schließlich befinden wir uns ja nicht vor gericht, wo jeder übergriff, jede verletzung beweisbar sein muss und dann ein neutraler beobachter von außen über schuld und unschuld ein urteil trifft.
Ich vermute, es ist ein elterlicher Abwehrmechanismus und ein Versuch der Selbstrechtfertigung, die Kinder bei solchen Konfrontationen darauf festzunageln, sie seien ja trotz allem "gute Eltern" gewesen. Es ist der Versuch, den Einzelfall der Misshandlung zu relativieren, indem auf das Gesamtbild hingewiesen wird.
In einer Konfrontation muss wohl immer wieder der Einzelfall isoliert betrachtet werden, sonst schweift man zu sehr von den Gefühlen ab, die blockiert in einem drin ihr tristes Dasein fristen. Diese Gefühle sind auch isoliert. So wie die Erinnerung an die Misshandlung. Mit Verallgemeinerungen und abschließenden Urteilen kriegt man sie nicht frei.
Zuletzt geändert von SamuelZ. am Mi., 27.01.2010, 11:30, insgesamt 1-mal geändert.
-
- Forums-Gruftie
- , 41
- Beiträge: 702
Eltern, die nur quälen wollen, denen das sogar noch mächtig Spaß macht, gibt's sehr wohl. Ich rede auch nicht von Erziehungsfehlern oder "Gut gemeint, aber vieles falsch leider falsch gemacht.", sondern von Sadismus, von blinder Zerstörungswut, von Egomanie bei den Eltern, z.B. von einem Vater, der auf die Kinder eifersüchtig ist, weil die Frau nur ihn lieben soll. Wo z.B. ein Hund traktiert wird, weil von der Ehefrau spazieren geführt wird und wo 5-Jährige mit Eisenstangen verprügelt werden, weil sie von der Mutter versorgt werden müssen. Es ging sogar soweit, dass mein Daddy aus lauter Haß und Eifersucht meinen Bruder mit dem Lkw zu überfahren versucht hat, aus lauter Eifersucht.
Von solchen Elternteilen löst man sich sehr leicht, weil man sie nie als "Eltern" erlebt hat, sondern nur als Aggressor. Da entsteht keine persönliche Beziehung in dem Sinn, sondern man erlebt so jemanden überhaupt nicht als Menschen, eher als Umweltbedingung wie z.B. einen Krieg.
Da geht es schon mit dem Loslassen. Man lässt sie sicher auch nicht als Täter gleich los. Aber als '"Elternteil" schon, im Grunde ist es nicht mal Loslassen, weil man sie einfach nicht als Eltern wahrgenommen hat, sondern nur als Feind.
Ich bin nicht wütend, ich bin nur konsequent. Und ich hab' kein Problem jemanden zur Rechenschaft zu ziehen. Ich muss ja auch gerade stehen für die Dinge, die ich im Leben nicht gut mache. Ich muss nicht zu jedem Menschen nett sein. Ich hab' überhaupt kein Ideal von mir selbst, dass ich erfüllen müsste. Mir sind meine aggressiven Seiten lieb und teuer, weil sie mich in die Lage versetzen, mich schonungslos gegen andere zu verteidigen und auch andere zu verteidigen.
Genau das konnte meine Mutter nicht. Immer Mitleid mit anderen, immer alles entschuldigen.... Ich hab' erlebt, wozu diese Einstellung führt: Dazu, dass ein Aggressor freie Bahn hat.
Ich hau' drauf, wenn's sein muss, und ich kann Blut spritzen sehen. Kein Problem, solange die Richtigen bluten und andere damit geschützt werden.
Das hat nichts mit blinder Wut zu tun oder sich austoben müssen, sondern das ist gezielter Schutz für die, die sich nicht verteidigen können. Ich bin zu jedem nett, der das verdient, aber wer mich mies behandelt, kann die andere Seite von mir kennenlernen.
Es liegt bei jedem selbst, ob er von mir die sanfte Seite kriegt oder die andere.
Ich mach' mir keine Gewissensbisse deshalb. Härte ist für mich kein nur negativ besetzter Begriff, sondern hat sehr viel mit Durchsetzungsvermögen zu tun. Ich bin mir auch nicht zu fein, um kein nur liebes braves Mädchen zu sein. Brave Mädchen kommen in den Himmel. Böse Mädchen überleben.
GLG
ausgefuchst
Von solchen Elternteilen löst man sich sehr leicht, weil man sie nie als "Eltern" erlebt hat, sondern nur als Aggressor. Da entsteht keine persönliche Beziehung in dem Sinn, sondern man erlebt so jemanden überhaupt nicht als Menschen, eher als Umweltbedingung wie z.B. einen Krieg.
Da geht es schon mit dem Loslassen. Man lässt sie sicher auch nicht als Täter gleich los. Aber als '"Elternteil" schon, im Grunde ist es nicht mal Loslassen, weil man sie einfach nicht als Eltern wahrgenommen hat, sondern nur als Feind.
Ich bin nicht wütend, ich bin nur konsequent. Und ich hab' kein Problem jemanden zur Rechenschaft zu ziehen. Ich muss ja auch gerade stehen für die Dinge, die ich im Leben nicht gut mache. Ich muss nicht zu jedem Menschen nett sein. Ich hab' überhaupt kein Ideal von mir selbst, dass ich erfüllen müsste. Mir sind meine aggressiven Seiten lieb und teuer, weil sie mich in die Lage versetzen, mich schonungslos gegen andere zu verteidigen und auch andere zu verteidigen.
Genau das konnte meine Mutter nicht. Immer Mitleid mit anderen, immer alles entschuldigen.... Ich hab' erlebt, wozu diese Einstellung führt: Dazu, dass ein Aggressor freie Bahn hat.
Ich hau' drauf, wenn's sein muss, und ich kann Blut spritzen sehen. Kein Problem, solange die Richtigen bluten und andere damit geschützt werden.
Das hat nichts mit blinder Wut zu tun oder sich austoben müssen, sondern das ist gezielter Schutz für die, die sich nicht verteidigen können. Ich bin zu jedem nett, der das verdient, aber wer mich mies behandelt, kann die andere Seite von mir kennenlernen.
Es liegt bei jedem selbst, ob er von mir die sanfte Seite kriegt oder die andere.
Ich mach' mir keine Gewissensbisse deshalb. Härte ist für mich kein nur negativ besetzter Begriff, sondern hat sehr viel mit Durchsetzungsvermögen zu tun. Ich bin mir auch nicht zu fein, um kein nur liebes braves Mädchen zu sein. Brave Mädchen kommen in den Himmel. Böse Mädchen überleben.
GLG
ausgefuchst
-
- Forums-Insider
- , 99
- Beiträge: 399
weiss nicht recht, irgendwie ist das vielleicht auch noch einmal zu pauschal. denn eigentlich hatte ich ein eigenes leben aufgebaut.... aber mich hat meine kindheit tag und nacht, jahrelang - eigentlich immer - verfolgt... nicht nur, dass immer wieder erinnerungen hochkamen (und kommen). sondern vor allem, weil ich immer wieder beziehungen eingegangen bin, die in irgendeiner form die bühne geboten haben, alles zu wiederholen - nicht immer in der brutalität, wie ich es als kind erlebt habe, aber doch. zumindest die gefühlskälte, gleichgültigkeit waren da - immer wieder beziehungen, bei denen ich alles gab und nichts zurückbekam. bis dann schließlich alles zusammenbrach. langsam erkenne ich, dass ich immer wieder vieles provoziert habe, weil ich nie für mich gesorgt habe. und das fällt mir immer noch unendlich schwer, weil es mir sooo egoistisch vorkommt und ich ja kein recht darauf habe. so ein quatsch! aber so war es nun mal. ganz ganz langsam scheint es nun ein bisschen aufwärts zu gehen.ausgefuchst hat geschrieben:Konfrontation ist vielleicht nicht mehr so wichtig, wenn man längst weitentfernt ein eigenes Leben aufgebaut hat. Aber wenn das nicht der Fall ist, man noch in diesen alten Bezügen leben muss, sieht das ganz anders aus.
und da spielte die konfrontation eine ganz erhebliche rolle. die ich übrigens, wenn ich darüber nachdenke, immer wieder versucht habe, aber immer wieder an den -erneuten-lügen der täter scheiterte, weil ich keine unterstützung hatte, die mir immer wieder versicherte, dass MEINE wahrheit die für mich einzig richtige und wichtige ist und es nicht um "objektivität" geht...
erst jetzt konnte ich - einigermaßen auf "augenhöhe", also nicht als anklagendes kleinkind konfrontieren und zudem hatte ich eben jetzt auch endlich die beweise in der hand, die ein leugnen nicht mehr möglich machten.
was ich damit sagen will - ich glaub, ob konfrontation oder nicht - für mich ist es wichtig gewesen, weil es der (für mich) einzige weg war, mir selbst & meiner wahrnehmung und meinen empfindungen ganz langsam vertrauen zu lernen.
genau das hinderte hingegen mich jahrelang. wann immer ich eine konfrontation auch nur ein bisschen versuchte, war das ihr druckmittel, mich ruhig zu stellen und zu halten.ausgefuchst hat geschrieben:... ich war in jeder Beziehung von meiner Familie abhängig...
erst als die abhängigkeit nachließ - vor allem durch den job, aber auch dadurch, dass ich in den schulferien nicht mehr auf wochenlange unterstützung bei der kinderbetreuung angewiesen war, wurde es möglich.
beitrag zu lang - fortsetzung folgt sofort im nächsten...
VERGANGENHEIT
ist
wenn es nicht mehr weh tut
Mark Twain
ist
wenn es nicht mehr weh tut
Mark Twain
-
- Forums-Insider
- , 99
- Beiträge: 399
doch, es ist schlimm. sehr sehr schlimm sogar. und es tut sehr weh. (auch wenn ich auch lang der meinung war, heute tut es nicht mehr weh... erst jetzt, wo ich mich manchmal ganz vorsichtig an meine eigenen gefühle herantasten kann, merk ich, dass es noch immer verdammt weh tut und die verletzungen nicht verheilt sind, sondern nur sehr gut zugedeckt waren...) aber ich kann mich dem wehtun noch nicht wirklich stellen... ich deck es immer wieder sehr schnell zu...ausgefuchst hat geschrieben:Hier schreiben immer alle - so als wäre es gar nicht schlimm - drüber, den Kontakt abzubrechen, hier und da ohne Familie zu sein.
aber schlimmer noch ist es, einer familie ausgesetzt zu sein, die einen nur fertig macht und die wunden immer wieder aufreißt.
auch ich hab im augenblick sehr große angst vor nähe, entdecke, wie misstrauisch ich bin, wie schwer es mir fällt, zuneigung oder auch nur "guten willen" anzunehmen und zuzulassen. wohl noch ein stück weg vor mir...
noblesse oder nicht. wie du richtig schreibst, es hängt von der situationsdynamik ab...ausgefuchst hat geschrieben:Deshalb finde ich es auch blöde, wenn manche hier dann so tun, als wenn sie in ihrer großen Noblesse auf Konfrontation verzichtet haben. Es hängt ja auch von der Situationsdynamik ab, was dann weiter geschieht in einer Beziehung.
und es muss jede/r seinen/ihren weg finden, der stimmig ist. das hat mit noblesse nichts zu tun.
was mir hier auf der zunge liegt: "gelobt sei jesus christus in ewigkeit amen..." so eine falsche heuchelei!!! wenn es für wen stimmt, zu verzeihen soll er oder sie es tun. schön für ihn und die täter. aber was sein "DARF" oder nicht muss wohl wirklich jeder selbst entscheiden!candle hat geschrieben:Ausgefuchst, Du hast in meinen Augen sehr rabiat reagiert. Ich weiß nicht, ob es Dir auf Dauer gut tut. Aber vielleicht gibt es für Dich in Zukunft auch noch einen anderen Weg. Das wäre zu wünschen. Wut darf nicht ewig dauern...
hatte mal ne therapie, in der das "verzeihen" auch sehr schnell im mittelpunkt stand, kaum dass ich eine erste ahnung realisiert hatte, dass es missbrauch und gewalt gegeben hatte - von erinnern und verarbeiten noch lang keine spur!!!. ich hab gemeint, das müsse so sein... weil die theramama hat's ja wissen müssen... hat sie aber nicht. sie war nur wieder eine von vielen, die wusste, was sein DARF und was nicht. heute "weiss" ich es besser. wir haben nur wieder zugeschüttet, was mühsam gerade erst aufgetaucht war. und der ganze sch... ging von vorne los...
verzeihung ist - glaub ich - erst möglich, wenn es wirklich gut verarbeitet ist und nicht mehr weh tut. aber dann hat's mit "noblesse" nichts mehr zu tun. sondern dann ist es vielleicht "nur" ein weiterer schritt... aber davon bin ich im moment noch weit entfernt (wie vielleicht auch andere hier.) für den augenblick bin ich froh, dass ich den kontakt zu mir finde und meine gefühle manchmal spüre... und da ist noch ganz viel wut und frust und weh... und die lass ich mir von niemandem absprechen. hier nicht und sonst auch nirgends.
und noch was zum thema "wut darf nicht ewig dauern". wer fragte denn die kinder, die missbraucht, gequält, geschlagen, vergewaltigt wurden, was sein DARF und was nicht????
wut DARF nicht nur, sie MUSS mal raus. und solang es dauert, solang dauert es eben. es gibt nun mal menschen, die haben dinge erlebt, die können andere offenbar nicht mal annähernd nachvollziehen. sonst würden sie nicht fragen, was mit "gequält" gemeint ist. und unreflektiert auf "verzeihung" machen.
ein super vergleich!!!! (könnte von mir stammen!!! )ausgefuchst hat geschrieben:Das ist so, also ob man sagen würde: "Ok, ab heute brauch' ich keinen Sauerstoff mehr, das geht schon irgendwie.".
momo
VERGANGENHEIT
ist
wenn es nicht mehr weh tut
Mark Twain
ist
wenn es nicht mehr weh tut
Mark Twain
Ist aber recht spät erfolgt bei Dir.ausgefuchst hat geschrieben:
Von solchen Elternteilen löst man sich sehr leicht, weil man sie nie als "Eltern" erlebt hat, sondern nur als Aggressor.
Und wo sind nun Deine Schmerzen? Verdrängst Du die?
candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst
Sommer-Stumpenhorst
-
- Forums-Insider
- , 99
- Beiträge: 399
und noch ein nachtrag zu eben nur um was klar zu stellen:
momo
was nicht heissen soll, dass ich es irgendwem wünsche, zu wissen was mit "gequält" gemeint sein könnte. aber: wer es nicht selbst erlebt hat, sollte solch unqualifizierten aussagen wohl besser nicht machen!momo_will_leben hat geschrieben:es gibt nun mal menschen, die haben dinge erlebt, die können andere offenbar nicht mal annähernd nachvollziehen. sonst würden sie nicht fragen, was mit "gequält" gemeint ist.
momo
VERGANGENHEIT
ist
wenn es nicht mehr weh tut
Mark Twain
ist
wenn es nicht mehr weh tut
Mark Twain
- Werbung
-
- Vergleichbare Themen
- Antworten
- Zugriffe
- Letzter Beitrag
-
- 14 Antworten
- 1388 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Pianolullaby
-
- 17 Antworten
- 3963 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von kirschkompott
-
- 8 Antworten
- 1292 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von blade
-
- 7 Antworten
- 3001 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von leuchtturm
-
- 29 Antworten
- 2589 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Goldbeere