Mein Partner hat plötzlich andere Vorlieben...

Fragen und Erfahrungsaustausch über sexuelle Problembereiche wie Sexualstörungen, rund um gleichgeschlechtliche Sexualität und sexuelle Identität, den Umgang mit sexuellen Neigungen wie Fetischismus, S/M usw. - ausser Aufklärungs-Fragen.
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Marja
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Beitrag So., 10.01.2010, 18:29

Hallo!

euphorbia, Du schriebst:
wir hatten sogar noch hervorragenden sex, als wir eine phase hatten, in der alles schief lief und uns gar nichts mehr zu sagen hatten und auch kaum fähig waren, irgendwas positives füreinander zu empfinden.
Ich kenne das ähnlich von früher. Ich ringe nach den richtigen Worten, finde sie aber noch nicht. Ich weiß nur, daß das heutzutage anders bei mir ist. Ich stehe nach wie vor auf geilen Sex, aber es geht halt dann genau in solchen Phasen, wo man sich nichts mehr zu sagen hat, wo man kaum noch etwas positives füreinander empfindet, nicht mehr. Es ist rätselhaft, daß Euer Sex, egal in welcher Lage ihr Euch befunden habt, stets bombastisch war. Das klingt nach totaler Auskoppelung von Sex aus der Beziehung - auch wenn es Integration vortäuscht.
Meine Meinung ist, wenn man Sex in der Beziehung integriert lebt, kann man nicht so guten Sex haben, wenn der Rest grad nicht gut läuft.
Denn guter Sex in einer Beziehung ist das Zusammenspiel von allen Gefühlen und Befindlichkeiten - ich sage jetzmal - wie das Zusammenspiel eines Orchesters. Ist die Beziehung stimmig, wird die Oper bombastisch klingen, ist die Beziehung unstimmig, kann auch die Oper nicht viel mehr als ein Gejaule werden.
Wie gesagt, WENN Sex als Teil vom Ganzen erlebt wird, was ich eben bei Euch nicht vermute.

Dann noch eine Frage: Hast Du nie bemerkt, daß Dein Partner Dir schon über einen langen Zeitraum nur noch die Rolle vorgespielt hat, aus Angst, er könnte Dich verlieren? Ist Dir aufgefallen, daß er eine Show runterzieht, um Dich zu befriedigen?
Bist Du sicher, daß Du Deinen Partner spüren und wahrnehmen kannst?

Ich glaube nämlich nicht. Denn wenn man sich wahrnimmt, merkt man eben die feinen Unterschiede auf der Stelle, die sich einschleichen.

Ich finde es von außen hier wirklich sehr interessant, wie programmiert Euer Sexleben war. Wie auf Knopfdruck hat es funktioniert. Egal, wie die Rahmenbedingungen waren.

Wie schon gesagt, in Teilen kenne ich das von früher. Ich bin sehr froh nun mehr wahrnehmen zu können.

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(V)
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Beitrag So., 10.01.2010, 19:09

Hallo heart,

du beschreibst noch mal ganz schön in ganz anderen Worten, was ich vorher schon versucht habe zu erklären. Thx.
Ohne das jetzt böse zu meinen: Ich glaube den Unterschied muss man erst erleben haben, um es zu verstehen.

Du hast das sehr schön erklärt. Eben der Unterschied zwischen SEX mit einem geliebten Mensch - sozusagen die Beziehungsgefühle werden am Bettpfosten abgelegt, durch sexuelle Gefühle ersetzt, und danach wieder angezogen - und eben der Integration von beiden. Es ist ein himmelweiter Unterschied!
An dem ich - glaube ich - immer noch knabbere, seit mir da die Augen geöffnet wurden. (Werd ich erst wissen, wenn ich wieder einen Sexualpartner habe).

Oder vielleicht anders formuliert: Den Trieb mit einem geliebten Menschen auszuleben macht alleine noch keine "körperliche Liebe" aus, sondern bleibt reiner Trieb. Die Tatsache, dies aber nur mit einer geliebten Person zu tun, täuscht darüber hinweg.

@Euphoria
Du hast mehrmals betont, dass du Sex und Liebe nicht trennen kannst. Ich denke, dass du solltest du dringend noch mal überprüfen. Mir scheint, du trennst sehr akurat zwischen beiden, nur eben auf andere Weise... nicht auf den Partner bezogen, sondern in Dir drin, ohne es zu merken, weil du den Unterschied nicht kennst.
"Wer das hier liest, ist selber doof."

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Marja
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Beitrag So., 10.01.2010, 19:49

Super! Das nenne ich jetzt mal ein Zusammenspiel Gothika.

Nämlich das war es, worauf ich hinauswollte, es aber nicht konkreter formulieren konnte.
Gothika hat geschrieben: @Euphoria
Du hast mehrmals betont, dass du Sex und Liebe nicht trennen kannst. Ich denke, dass du solltest du dringend noch mal überprüfen. Mir scheint, du trennst sehr akurat zwischen beiden, nur eben auf andere Weise... nicht auf den Partner bezogen, sondern in Dir drin, ohne es zu merken, weil du den Unterschied nicht kennst.
Eben, ja, so meine ich das auch.

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kamikazeknüller
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Beitrag So., 10.01.2010, 20:58

Ob ich auch so verständnisvolle Antworten erhielte, wenn ich nach Trost suchen würde, weil sie ihr Interesse an meinen Peitschen, Nadeln (und Zwirn?), Ketten, und Klammern verloren hätte?


Kann ja vorkommen, dass irgenwann bei solchen Spielchen auch mal Langeweile aufkommt und die Sache nur noch aufgesetzt ist. Und da ist es plötzlich ganz legitim, über Trennung zu debattieren zu beginnen? Nur weil die weibliche Hälfte ihre gewohnte Sexpraktik nicht mehr bekommt und er lieber authentisch bleibt?

P.S.:
Und persönlich/beziehungsmäßig ist Vergnügen an Demütigung und Schmerz anderer extrem unsympathisch und alles andere als liebens- oder achtenswert. Warum sich mit jemandem abgeben, der einen so wesentlichen menschlichen Mindeststandard so weit verfehlt. Ich sehe, dass es heute vllt. sehr leicht gemacht wird, diesen Standard zu verlieren, und erkenne es an, wenn sich jemand, z. B. durch eine Therapie, bemüht, ihn zurück zu gewinnen.
Aus einem anderen Thread, von einer Posterin, an einen Mann adressiert, dessen gewünschte Sexpraktik von der Partnerin nicht erwidert wurde.

Wenn Mann nicht das bekommt, was ihn (gedanklich) erregt, und sich ans Forum wendet, wird anscheinend weniger zimperlich ans Handwerk gegangen.


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Beitrag Mo., 11.01.2010, 08:55

Hallo Kamikazeknüller
Wenn Mann nicht das bekommt, was ihn (gedanklich) erregt, und sich ans Forum wendet, wird anscheinend weniger zimperlich ans Handwerk gegangen.
Durchaus möglich, dass auf deine abwertend anmutende Haltung deiner Frau gegenüber anders reagiert wird, als auf die (hier) eindeutig Liebe und Achtung aufzeigende der Posterin.

Vielleicht hilft es dir mehr, wenn du in dem Thread mit den Fantasien weiterschreibst.
Ähm, ach nee, es handelt sich ja um echte Begebenheiten. Tschuldigung für den Irrtum.

Rosenrot

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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 11.01.2010, 16:32

Rosenrot hat geschrieben:Hallo Kamikazeknüller
Wenn Mann nicht das bekommt, was ihn (gedanklich) erregt, und sich ans Forum wendet, wird anscheinend weniger zimperlich ans Handwerk gegangen.
Durchaus möglich, dass auf deine abwertend anmutende Haltung deiner Frau gegenüber anders reagiert wird, als auf die (hier) eindeutig Liebe und Achtung aufzeigende der Posterin.
Joah.. Die Threadstarterin hat ja auch nicht pragmatisch erklärt, dann lässt sie sich das was sie zuhause nicht bekommt von Käuflichen besorgen lässt um dann dazu bequem was meine Partner nicht weiß macht ihn nicht heiß dazu zu sagen.....

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kamikazeknüller
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Beitrag Di., 12.01.2010, 14:55

münchnerkindl hat geschrieben: Joah.. Die Threadstarterin hat ja auch nicht pragmatisch erklärt, dann lässt sie sich das was sie zuhause nicht bekommt von Käuflichen besorgen lässt um dann dazu bequem was meine Partner nicht weiß macht ihn nicht heiß dazu zu sagen.....
Ich kann mich gar nicht erinnern, irgendwann festgestellt zu haben, dass ich mir bei einer Sexarbeiterin das geholt hätte, was ich zu Hause nicht kriege. Im Gegenteil:
kamikazeknüller hat geschrieben: im Vergleich zu dem, was zu Hause schon alles ablief, war der Sex dort Blümchensex.

Mit meiner Frau haben wir von Z ungenspielen bis zum A nalverkehr alles durch. Das schöne ist, dass trotzdem ganz "normaler" Ehebettsex, wo sie einfach mir in vertrauter Umgebung die Beine öffnet, immer noch gut ist. Nicht dass wir nicht einem Urlaubs - Quickie hinter einer Düne abgeneigt wären, aber wir müssen nix mehr erzwingen.

Meine Besuche in Etablissements, der letzte übrigens schon "ewig" her, haben irgendeinen anderen Grund, ich weiß selbst nicht, welchen. Vielleicht einfach die unbewusste Sehnsucht nach Freiheit, oder Ersatzhandlung für eine polygame Ader. Oder eine ständige Neugierde nach dem Leben, keine Ahnung. Oder Ersatzhandlung für eine Gründerneurose, wenn man das bei einem Anfangvierziger schon als Neurose bezeichnen kann.

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StefanM
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Beitrag Di., 12.01.2010, 15:15

kamikazeknüller hat geschrieben:Oder Ersatzhandlung für eine Gründerneurose, wenn man das bei einem Anfangvierziger schon als Neurose bezeichnen kann.
Was versteht man unter einer "Gründerneurose"?
The whole man must move at once!


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Beitrag Di., 12.01.2010, 15:31

brazil hat geschrieben:euphoria, ich mag eure geschichte und finde das alles sehr schön. sehr sehr schön! glaube definitiv, dass ihr euch gemeinsam weiterentwickeln könnt.
...
und mich zu sehr mit einer seite identifiziere.
Hallo brazil,

ich habe den Thread nochmal ganz gelesen und kann meine Eindrücke nicht besser ausdrücken.

LG
Sir

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Pitt
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Beitrag Di., 12.01.2010, 15:47

brazil hat geschrieben:...
...und mich zu sehr mit einer seite identifiziere...
... also ich identifiziere mich sehr mit Euphorbia, -ähm Euphoria, die das Liebesspiel gern so hätte, wie sie es sich wünscht...

Nur erscheint mir so ein Wünschen nicht devot...

Have fun
Pitt
Zuletzt geändert von Pitt am Di., 12.01.2010, 17:33, insgesamt 1-mal geändert.

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kamikazeknüller
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Beitrag Di., 12.01.2010, 16:03

StefanM hat geschrieben: Was versteht man unter einer "Gründerneurose"?
den lebenslangen Wunsch (solang Mann halt noch attraktiv genug dazu ist) mit einer jungen Frau an der Seite eine Familie zu Gründen

hab ich mir selbst aus den Fingern gesogen, also keine Ahnung, ob das in der Fachwelt als Phänomen existiert


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Beitrag Di., 12.01.2010, 16:04

euphoria hat geschrieben: Er mag auch überhaupt keinen spontanen Quickie mehr, alles soll möglichst konventionell und vorhersehbar ablaufen.
@Pitt

Ich identifiziere mich auch mit euphoria, denn wie oben zitiert geht es ja offenbar nicht nur um den Wegfall von BDSM-Praktiken.

euphoria hat geschrieben: aber ich werde wie schon beschrieben, versuchen das vanilla-programm aufregender zu gestalten und vielleicht langsam fließende übergänge einzuführen, hin in eine richtung, die mehr die meine ist.
Wenn sie jetzt den Blümchensex aufpeppen will, kann man das auch als devot gegenüber seinen Wünschen bezeichnen. Und wenn sie versucht, ihn wieder in ihre Richtung zu lenken, dann ist das zwar ihr Wunsch, ob der aber vom Partner erfüllt wird, ist fraglich. Dann wäre er wieder dominierend und alles ok - alles nur auf einer anderen Ebene.

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Eve...
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Beitrag Di., 12.01.2010, 16:06

*Klugschnackmodus an*
EuphorBia heißt übrigens EuphoRia ...
*Klugschnackmodus aus*

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StefanM
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Beitrag Di., 12.01.2010, 19:05

OT
kamikazeknüller hat geschrieben:
StefanM hat geschrieben: Was versteht man unter einer "Gründerneurose"?
den lebenslangen Wunsch (solang Mann halt noch attraktiv genug dazu ist) mit einer jungen Frau an der Seite eine Familie zu Gründen

hab ich mir selbst aus den Fingern gesogen, also keine Ahnung, ob das in der Fachwelt als Phänomen existiert
Vielen Dank! Eine interessante Neurose, die Du Dir da "ausgedacht" hast, könnte im Einzelfall was dran sein (müsste man mal erforschen). Hätte vielleicht auch in den Prosti-thread (ich glaube von Sir) gepasst.
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euphoria
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Beitrag Sa., 16.01.2010, 20:47

@heart: du schreibst: 'Ich kenne das ähnlich von früher. Ich ringe nach den richtigen Worten, finde sie aber noch nicht. Ich weiß nur, daß das heutzutage anders bei mir ist. Ich stehe nach wie vor auf geilen Sex, aber es geht halt dann genau in solchen Phasen, wo man sich nichts mehr zu sagen hat, wo man kaum noch etwas positives füreinander empfindet, nicht mehr. Es ist rätselhaft, daß Euer Sex, egal in welcher Lage ihr Euch befunden habt, stets bombastisch war. Das klingt nach totaler Auskoppelung von Sex aus der Beziehung - auch wenn es Integration vortäuscht.'

Es war tatsächlich eine Entkopplung, ich würde sogar sagen, krankhaft. Das war auch Teil meiner psychischen Erkrankung, das jetzt auszuführen würde aber viel zu weit gehen. Ich habe sehr lange gebraucht um so etwas wie "Ganzheit" und Integrität zu entwickeln, ich bin sicherlich noch immer nicht ganz geheilt, aber seit einigen Monaten ist es bei mir nun auch so, dass ich Lust nur mehr empfinde, wenn es ansonsten stimmig ist und ich muß diese Seite an mir erst einmal wirklich kennenlernen und auch bejahen/akzeptieren. Denn ich weiß nicht ganz, was der Ursprung ist: die Ambivalenz in mir in Bezug auf das Verhalten meines Partners, die sich nun auf meine Lust auswirkt, oder eben "ganz werden", d.h. Lust nur dann zu empfinden, wenn es paßt. Bei mir ist es seit Jahren immer wieder so, dass sich Entwicklungen nicht schleichend ergeben, sodaß ich mich darauf einstellen kann, sondern recht plötzlich stattfinden und ich bin permanent damit beschäftigt mich neu kennenzulernen und auch dementsprechend unsicher, was das nun für mich zu bedeuten hat.
Jedoch bin ich mittlerweile der Ansicht, dass etwas weder gut noch falsch sein muß und trotzdem einfach der einzige relevante Weg ist, der sich ergeben hat und den man jetzt mal gehen muß.
Ihr habt mir mit euren Postings ein Stück weiter geholfen. Es hat viele neue Perspektiven für mich aufgezeigt und ich kann nun wieder ein bißchen mehr verstehen, was/warum/wieso. Danke dafür.
Some hearts are true

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