Wow, hier ist ja was los! Ich freu mich ungemein über die vielen klugen Gedanken und bin heilfroh, dass ich als Theradstarterin nicht im Mittelpunkt stehe, sondern mich fröhlich unters Diskutierenden-Volk mischen kann *smile*
bzgl. Vergleich Kino - Sex: Zugegeben, das alles war etwas unglücklich gewählt. Ich weiß aber nicht, ob es einen glückenden Vergleich gibt - gerade weil die Mehrheit (mich eingeschlossen) Sex als etwas Exklusives erachtet - und Kino eben nicht. Für mich ist das eher ein Gedankenspiel als Wunschvorstellung oder gar Plan. Bin vielleicht vorbelastet in der Hinsicht, Konventionen und Konstrukte zu hinterfragen (Brachte mein Studium so mit sich), und nun sitze ich eben da und frag mich, warum wir heutzutage (!) ausgerechnet beim Sex solch ein Theater machen und nicht bei xyz *g*
... und ich bin absolut kein Fan von Evolutionsbiologie. Der Vergleich mit anderen Gesellschaften zeigt ja auch, dass es sich vielmehr um ein kulturelles Phänomen handelt. Und auch ich bin davon geprägt; auch in mir schlummert der Prinzessinnen-Traum: "... und sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende."
Glaub ich aber nicht dran. Ausgangspunkt meiner Überlegungen war übrigens auch nur ein Gedankenspiel: Was, wenn sich mein ONS in mich oder ich mich in ihn verliebt hätte? Würde ich mit ihm eine Beziehung eingehen? Nein, natürlich nicht - er ist ja nicht treu (
@candle: Ist nichts Regelmäßiges; ich würde mich nie als die Geliebte bezeichnen und hab auch kein Interesse an diesem Mann als meinen Partner, aber wir kennen uns schon recht lange, mögen uns und finden uns seit jeher sehr erotisch). Haut mich für diese Doppelmoral, aber so war's halt bei mir.
Hab dann versucht, mich in seine Frau einzufühlen bzw. hab mich gefragt, ob ich ein schlechtes Gewissen haben muss usw. Ergebnis: Nein. Ich hab keinen Zweifel, dass er seine Frau aufrichtig liebt. Er hat nur häufiger nach langjähriger Partnerschaft Lust auf Sex als sie. Er bedrängt sie nicht, setzt sie nicht unter Druck, macht sie nicht frustriert von der Seite an - und achtet bei seinen außerehelichen Aktivitäten auf und sorgt für Verhütung, ganz selbstverständlich. Klar, das macht ihn nicht zu einem Heiligen, keineswegs. Zumal sie ja nichts von all dem weiß (Wobei: Was wäre das Ergebnis? Dass sie, obwohl sie nicht will, öfter mit ihm Sex hat, dass sie sich von ihm trennt? ...)
Und ich saß wieder da und dachte: "Na ja, vermutlich würde ich es nicht wissen wollen, solange er wirklich auf Verhütung achtet, er mir verdammt gute Geschichten verkauft, d.h. es mir wirklich verheimlichen kann und ich das Gefühl habe, in einer liebevollen und harmonischen Beziehung zu leben, in der ich auf meine Kosten komme."
Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. Ist/war bei mir wirklich so. Nur kann man das ja schlecht sagen: Hör mal, wenn du mir fremdgehst, stell dich gefälligst geschickt beim Verheimlichen an und verhüte vernünftig. Dann lieber doch Offenheit. Aber wie?
(btw: Ich weiß, ich hab schon mal anders argumentiert, und meine alten - gegensätzlichen - Argumente finde ich noch immer schlüssig und richtig.)
bzgl. Einseitigkeit (bes.
@Pitt): Diese Einseitigkeit kann ja aber wechseln: mal eher der eine, mal eher der andere. Ich z.B. hab nicht immer gleich viel Lust auf Sex; pendel da gerne mal zwischen den Extremen und ganz oft irgendwo zwischen "am liebsten ohne Unterlass" und "fast vergessen, dass es so was wie Sex ja auch noch gibt".
Pitt hat geschrieben:Es könnte passieren, dass einer der Partner sich - früher oder später - "im Nachteil" sieht. Und beginnt "aufzurechnen". Du hast Deinen Spass gehabt, jetzt bin ich dran, und du hast Pause. Dann dürfte es schwierig werden.
Nun, meine eigenen Überlegungen gehen offenkundig in eine andere Richtung als deine. Das ist auch völlig okay. Wenn wir Gedankenspiele machen (
@UncleK: ich hypothetisch; ich sag ja, ich weiß nicht, wie's emotional wirklich für mich wäre und dass ich's auch nicht rausfinden muss), bleibt es nicht aus, dass da unterschiedliche Modelle bei rauskommen. Offenkundig ist viel mehr denkbar, als einer allein sich denken kann
@AnnaK:
AnnaK hat geschrieben:Aber ich denke für mich, wenn jemand alles mit anderen teilt, eindeutig alles... was bleibt dann noch, was die Beziehung als Beziehung auszeichnet?
Wenn ich mich selber in meinen vergangenen Beziehungen in den Blick nehme, waren die innigsten Momente für mich nicht die beim Sex. Es waren andere Dinge, regelrechte Kleinigkeiten, die mir das tiefe Gefühl von Nähe, Vertrautheit und Exklusivität gaben. (
@BX: Ist auf wenigstens eine deiner Fragen eine Antwort)
Aber ich stimme dir natürlich zu, dass jede/r für sich selbst festlegen kann und muss, was er/sie nicht mit anderen geteilt sehen will, wo für ihn/sie eine Grenze ist. Ich selber spüre, wenn auch nur ganz zaghaft, dass sich diese Norm der Monogamie in mir an den Rändern ausfächert. Kann sein, das bleibt so oder ändert sich (wieder) in die eine oder andere Richtung. Mag sein, sie verschiebt sich auch nur... Kann das schwer überblicken, weil ich sehr deutlich spüre, wie "unfertig" ich mit diesem Thema schon auf der gedanklichen Ebene bin.
Soweit... Muss reichen für heute.
@UncleK: Dir ebenfalls ein wunderbares Wochenende!
Viele liebe Grüße,
Taffi