Gothika hat geschrieben:Ich fände es sehr konstruktiv für diesen Thread, wenn man SENSIBLISITÄT und REIZÜBERFLUTUNG mal sauber voneinander trennen würde. Es ist und bleibt ein Unterschied, ob man ZU VIEL wahrnimmt oder aufgrund organischer Umstände ZU WENIG verarbeiten kann.
Na ja, es gibt schon einen Zusammenhang: Jeder Mensch kann von Reizüberflutung betroffen sein, aber Hochsensible leiden allgemein schneller und/oder häufiger darunter.
Ein neues Modewort.
Kann ich bislang nicht erkennen.
Aus meiner Sicht kann die Verwendung dieses Terminus Betroffenen helfen, 1. zu erkennen, daß sie zwar anders sind, jedoch nichts dafür können, und 2., nicht länger unnötig pathologisiert zu werden. Allerdings besteht dann auch die Gefahr, daß viele Hochsensible
zu selbstbewußt werden und zu der Ansicht gelangen, sie seien
besser als andere Menschen. (Siehe auch meinen Kommentar weiter unten.)
Candle hat es weiter vorne so ausgedrückt:
Als Diagnose ist es wohl kaum anerkannt und Hochsensible gehen noch längst nicht mit anderen Menschen sensibel um.
Kelpie hat geschrieben:Autismus ist eine Störung. Sensible Menschen gleich mal ins autistische Spektrum einzureihen halte ich für gewagt. Hochsensible haben z.B. keine Einschränkungen in ihrer sozialen Interaktion.
Doch, wenn sie gleichzeitig Autisten sind. Das eine schließt das andere nämlich nicht aus.
Klassische Musik bietet ebenso viele Reize wie Heavy Metal.
Das kann man so nicht verallgemeinern. Es kommt darauf an, um was für eine Musik es sich handelt. (Spielt ein Einzelner Klavier, oder ist ein ganzes Symphonieorchester vorhanden? Polyphon oder nicht? Wird ein großes Frequenzspektrum abgedeckt? Usw. Und auch beim Metal gibt es Abstufungen.)
Das Land bietet sogar mehr Reize als die Großstadt. Man denke an die Farben- und Geräuschkulisse einer blühenden Bergwiese.
Ich kenne beides und weiß daher, daß es in einer Wiese längst nicht so laut und hektisch zugeht.
Es kommt nicht nur auf die
Anzahl der Reize an, sondern auch auf deren Intensität und auf ihre Abfolge (schneller oder langamer).
Wieso würde der Musiker von einem Konzert der Philharmoniker kein Kopfweh bekommen?
Woher willst Du das wissen? Gerade
sehr hohe Töne verursachen bei Menschen mit empfindlichem Gehör häufig Unbehagen, sind aber in der klassischen Musik nichts Ungewöhnliches, im Metal größtenteils schon.
Können nur weniger Sensible oder Unsensible Metal gut finden? –
Nein!
Ich bin hochsensibel (nach den Kriterien von Aron, Pavlov und Parlow) und mag Metal (wenn auch nicht so laut wie wohl die meisten anderen, die diese Art von Musik hören). Daneben höre ich auch klassische Musik, finde aber in diesem Bereich vieles zu anstrengend.
Nicht die Verarbeitungskapazität oder die Reizmenge ist das Problem, sondern die Überflutung mit negativen Reizen, an die sich das Individuum nicht anpassen kann.
Auch für Hochsensible gilt jedoch, daß nicht jeder dassselbe als negativ empfindet.
HSPs reagieren laut dieser HP auf Medikamente, menschlichen Lärm, Umweltverschmutzung, elektrische Felder, große Menschenmassen usw. Sie reagieren auf UNNATÜRLICHE Reize und fehlende Harmonie.
Die Unterteilung in "natürlich" und "unnatürlich" halte ich in diesem Zusammenhang für völlig unzweckmäßig.
Hundegebell, der Geruch von frischen Exkrementen, der Geruch von Fäulnis, winterliche Kälte und starker Wind sind völlig natürliche Dinge, und dennoch können sie erheblich stören. Und auch in der Natur geht es nicht immer harmonisch zu. (Daß dies so sei, glauben allenfalls ausgeprägte Naturromantiker.)
Die ganzen depperten Mountainbiker hingegen sehen die Zerstörungen offenbar nicht, die sie dem Waldboden zufügen.
Und aus dem Beitrag weiter vorne in diesem Thread:
Die meisten Leute trampeln bemitleidenswert blind, schwerhörig, etc. durchs Leben. Ich bin z.B. immer wieder verblüfft, wenn ich mit Leuten Pilze sammeln gehe, wie wenig sie schauen können.
Das ist genau das Problem bei der Verwendung des Ausdrucks
Hochsensible Person. Jemand, der hochsensibel und gleichzeitig sehr selbstbewußt ist, kann schnell zu der Auffassung gelangen, weniger sensible Menschen seien "Trampel" (was ja ein sehr abwertender Ausdruck ist). Und damit ist weder den sogenannten Trampeln noch den Hochsensiblen selbst geholfen. Für die "Trampel" könnte das dann nämlich irgendwann so aussehen, als ob sich Hochsensible generell für elitär hielten – was sicher nicht zu mehr Rücksichtnahme und Akzeptanz beitragen würde.
VG, Melanie