Schutzpanzer sind angenehm, weil sie einen vor den depressiven Gedanken schützen. Doch sie ändern nichts an der Tatsache, dass diese Depression irgendwo vorhanden ist und bleibt. Loswerden tut man sie nach meinen Erfahrungen eigentlich nur, wenn man mit Hilfe eines Therapeuten an ihr selbst arbeitet, also die depressiven Gedanken zulässt und zu erforschen versucht, warum sie da sind bzw. was für Mechanismen hinter ihnen stecken. Das ist unangenehm, doch so lernt man, sich selbst zu verstehen.
Da hast du vollkommen Recht! Ich mache seit einer Woche auch keine "Selbsttherapie" mehr, denn ich habe bemerkt, dass alles, was ich mir da versuche "einzureden", schon da ist.
Mein Selbstvertrauen ist hoch. Auch wenn ich diese depressiven Gedanken "Ich bin eh dumm" in mir habe, packe ich Dinge an, stürze mich in Sachen hinein und versuche sie zu meistern und merke das es meistens auch klappt. Zur Zeit v.a. beruflich und zwischenmenschlich. Ich mache einfach und rechne mit einem guten Ausgang, meistens klappt es. Wenn nicht, ok, ich darf Fehler machen. Das ist schwer in Ordnung. Dazu stehe ich. Und weiter gehts.
Weil ich merke, dass dieser Gedanke, dieser Teil von mir, der mir sagt: "du bist eh dumm, hast dich dumm gesoffen" irgendwie einfach strikt gegen mich ist, dass er egal, was ich tue und mache, neue Sachen erfindet, damit es mir schlecht geht.
Vielmehr schaue ich wenn ich diese depressiven Gedanken habe, woher sie kommen, hinterfrage sie und bemerke auch meistens woher sie kommen. Ich habe dabei immer das Bild meiner Eltern vor mir.Einen Satz meiner Eltern. Eine "Weisheit". Eine Floskel. Einfach die ganze destruktive Lebensweise, die mir vorgelebt wurde und wie man sieht, auch noch ein Stück in mir ist.
Ich habe die Einstellung bekommen: sei vorsichtig, sei nett, sag nichts falsches zum Chef, lass das du kannst das nicht, die anderen können das viel besser als du, mit dir kann man sich nicht sehen lassen,...meine Eltern sind ängstliche, jammernde, kleine Menschen. Alltagstrott, kein Risiko. Hören was die Politiker sagen, was die Promis sagen, was die großen Sportler sagen und tolles können usw. Und darüber staunen und sich hinknien. Ihr seid die Heiligen, wie die Sklaven.
Das habe ich beigebracht bekommen.
Und nun merke ich ganz ganz stark, dass das alles Dreck ist. Das Gegenteil ist der Fall. Ich bin wer. Ich kann vieles. Ich habe Stärken. Ich kniee vor niemandem. Ich bin genausso viel wert wie der Chef und der Poltiker. Und ich bin vielleicht sogar schlauer in einigen Dingen. Das sind auch ganz normale Menschen. Wie du und ich.
Ich habe eine wahnsinnige Entwicklung hinter mir, dass merke ich. Ich bin in allen Bereichen gewachsen. Ich kann genießen, ich komme klar, ich weiss, dass es mir gut gehen darf und ich weiss, dass es mir auch gut geht, eigentlich.
Aber trotz alledem ist da etwas ganz stark gegen mich, vielleicht der letzte Teil, zur Zeit ein zu großer,dieser angelernten Einstellung???
Ich habe auch psychosomatische Erscheinungen, meine Luftröhre zieht sich zusammen, wenn ich diese depressiven Gedanken habe.
Was meint ihr?