Ich habe ein Problem. Mir gehts zu gut.

Leiden Sie unter Depressionen, wiederkehrenden depressiven Phasen oder anderen Stimmungsschwankungen, ermöglicht dieser Forumsbereich den Austausch Ihrer Fragen, Tips und Erfahrungen.
Benutzeravatar

Dornröschen Dorn
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 23
Beiträge: 2323

Beitrag Mi., 27.02.2008, 10:10

Hi!
lolarennt hat geschrieben:Schaffen und Leiden durfte man, das war irgendwie immer "erlaubt".
Genau das hatte ich, nur umgekehrt!!
weinen durfte ich bloss nicht bzw. in den arm genommen zu werden, gabs bei uns nur selten. wenn ich vor meinem vater weinte wegen irgendetwas, dann hiess es gleich: "Hör auf zu heulen." Und ich verstand irgendwie die welt dann nicht mehr.
oder wenn ich mal krank war, dann hiess es gleich: "du hättest dies oder das machen sollen. Du bist selber schuld." nicht irgendwie: ach, maus, das geht vorüber.komm mal her. nee,eher das gegenteil. aber ich bin gerade heilfroh, weil das jetzt grösstenteils vorbei ist. ich machte svv (nicht deswegen) und irgendwann erzählte ich es meinen eltern. und seitdem ist unser verhältnis besser. aber was das vorher war, dazu hab ich keine lösung.

LG
Erfahrungen sind die Schlüssel zu noch mehr Glück und Vollkommenheit, für alle Schlösser, die das Leben mir noch bringen wird..



Lieben Gruss und bis bald!

Werbung

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Ulf
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 22
Beiträge: 27

Beitrag Mi., 27.02.2008, 11:09

Anm. (Annemarie): Vollzitat von lolarennt entfernt.



Ja genau so ist es auch bei mir. Ich erkenne mich sehr gut wieder. Ich wohne seit ca. einem Jahr weiter weg von meinen Eltern, zum Glück.

Die Sache mit dem Retter, wenn es mir schelcht geht kenne ich auch, aber wenn es mir gut geht bin ich arrogant und egoistisch. Meine meine Eltern. Genau das kenne ich auch.

Man ist gut, so wie man ist. Schöner Satz, den ich auch fühlen möchte und schon mal gefühlt habe. Ab und zu habe ich eine Zeit, da kann ich diesen Gedanken akzeptieren, annehmen, dass es gut ist, wie es ist. Ein wunderbares Gefühl, an das ich zur Zeit leider nicht allzuoft herankomme. Eher bin ich oberflächlich gut drauf, aber innen fühlt sich alles an, als wäre ein grauer Schleier über allem, was ich tue. Bin ja dumm, habe mich dumm gesoffen...ein Problem muss immer da sein, damit ich mich runterdrücken kann. Ich arbeite aber hart, dass ich mir das Gut gehen zugestehen und leben kann....

Was macht ihr da? Ich mache jeden Tag einen Art "Selbsttherapie", die auch was bringt, wenn ich es regelmäßig anwende. Merklich.

Grüße

Benutzeravatar

sonne71
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 39
Beiträge: 38

Beitrag Mi., 27.02.2008, 18:25

Was meinst Du eigentlich mit "ich hab mich dumm gesoffen"?
Und weshalb hast Du eine Therapie gemacht?
Vielleicht hab ich das auch überlesen, falls Du das schon mal erklärt hast

LG Lola

Benutzeravatar

Gärtnerin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 41
Beiträge: 1162

Beitrag Mi., 27.02.2008, 19:26

Ulf hat geschrieben:Ich mache jeden Tag einen Art "Selbsttherapie", die auch was bringt, wenn ich es regelmäßig anwende.
Das ist interessant. Was machst du denn da (falls du es erzählen magst)?
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

Werbung

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Ulf
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 22
Beiträge: 27

Beitrag Mi., 27.02.2008, 19:58

Tja, woher kommt das mit dem Dumm- Gesoffen.

Als ich das erste mal diese Gedanken hatte war das soweit ich mich richtig erinner nach einem Absturz vor ca. 3 Jahren. Ich hatte vorher Tabletten genommen und hatte auf Grund des Alkoholkonsums dann fast eine Woche lang Konzentrationsschwierigkeiten, Schwindel usw...
Da hatte ich ziemliche Angst das das nicht mehr weg geht, lag im Nachhinein dann an den Tabletten und war nach ner Woche auch komplett weg.

Ich denke, seit dem hat mein Unterbewußtsein etwas gefunden, mit dem es mich dauernd versucht zu quälen und es auch oft schafft. Seit dem habe ich dieses Problem, wenn sonst keines da ist. Wenn alles gut ist, bleibt immer noch "Ich hab mich dumm gesoffen" "Ich bin dumm"..Dieser Gedanke kommt dann wenn ich gut drauf bin, optimistisch bin, mir etwas zutrauen möchte.

Ich habe da etwas gefunden, womit ich mich fertig machen kann und eine Ausrede habe wieso ich nicht "gut" sein kann. Der Gedanke "Halt, ich kann nicht gut sein, hast dich doch dumm gesoffen" hat sich leider so stark manifestiert das er zur Zeit wieder so gut wie ständig präsent ist. Wenn ich mit Verstand darüber nachdenke denke ich mir : "Ohha wie lächerlich dieser Gedanken doch ist."
Aber er ist einfach dauernd da!

Denn wenn ich mir vorstelle ich hätte diesen Gedanken nicht mehr, also nichts was mich von Erfolg, Glück, Spass abhält, WEISS ich das ich mich toll fühlen würde und den Alltag, Beziehungen, den Sport super meistern würde. Das darf i-wie nicht. Da scheint eine Sperre. In mir. Verdammt. Da bin ich manchmal auf mich selbst unglaublich wütend, wieso ich diese Sperre habe, zum Durchdrehen.
Ich bin mit diesem elenden Gedanken schon recht gut, ich habe das Gefühl mir geht es mit diesen depressiven Gedanken schon fast besser als den meisten anderen Leuten, wenn ich auf Arbeitskollegen, Familie, Bekannte schaue. Die sagen mir schon in diesem Zustand, also wenn ich ihn fühle, aber keiner davon weiss, dass es mir wohl gut gehen würde, man sieht es wohl, ich bekomme immer wieder Rückmeldungen das ich gute Arbeit leiste, Leute freuen sich wenn ich sie besuche, man will mit mir zu tun haben. Ich spiele sehr gut Fussball, auch mit diesem zermürbenden Gedanken. Beziehungen zu anderen Menschen laufen gut. Ich mache gute Arbeit. Ich bin gefragt.

Und all` dies obwohl ich irgendwo immer diese "Ich habe mich dumm gesoffen, Ich bin doch eh zu dumm, zu tollpatschig, zu inkompetent" - Gedanken habe. Ich bekämpfe sie in diesen Momenten und es hilt etwas, aber DA sind sie immer und kommen wieder hoch, bis ich wieder dagegen angehe.

Versteht ihr? Überall bekomme ich irgendwie positive Rückmeldungen und wenn nicht von aussen kommend kann ich mir diese auch selbst geben, das tue ich auch.

Mir gehts nicht richtig gut, aber immernoch besser als den depressiven, ernsten, verlogenen, nach Ruhm und Geld jagenden Leuten, die ich um mich habe, der eine mehr der andere weniger.
Zumindest habe ich dieses Gefühl. Und wenn es mir persönlich dann noch richtig gut geht, habe ich mhhh vielleicht eine Art Angst davor was kommen wird. Es wird etwas kommen was nicht in mein Bild passt, in das Bild was mir angelernt wurde als Kind. Denn dann bin ich mein Star, ich bin gut, ich hab`s drauf, ich sage was ich tue und niemand bestimmt es. Ich tue das was ich für richtig halte und das mit aller Konsequenz. Und das dann erfolgreich und glücklich. SO WÜRDE ES KONMMEN. Ich weiss es , ich spüre es gerade. Davor habe ich anscheinend Angst, weiss nicht ob das das richtige Wort ist, aber es darf nicht zu diesem Zustand kommen, denn ich weiss, dann käme das "Gute" noch klarerer zum Vorschein als es jetzt schon der Fall ist, das geht nicht, darf nicht, wird beängstigend, ich bin es gewohnt das es einem schlecht gehen muss, man funktionieren muss, ne scheiss Miene ziehen muss, sonst ist man arrogant und abgehoben, immer schön ducken und auf Knien funktionieren, mit dem Kopf brav nicken und tun was gesagt wird. Das tue ich alles nicht mehr. Ich weiss was ich will und mache es einfach. Und damit fahre ich verdammt gut. Man könnte sagen zu 70% wende ich das "Gut- Gehen" an und die anderen 30 % bleiben auf der Strecke denn "Ich habe mich dumm gesoffen, mach dir nichts vor, du kannst nicht gut sein usw." Es hört sich verdammt mies arrogant an, ich habe das Gefühl wenn ich sage 70% von meinen, ich nenne sie mal „Möglichkeiten“, habe ich hier und jetzt erreicht, kommt es mir vor als wären das bei anderen Leuten, meinem kompletten Umfeld 110%. Sollte ich nun endlich mal, verdammt, 100% MEIENR Möglichkeiten zulassen, wäre ich ...wie soll ich sagen.....Wahnsinn. Wahnsinniges Gefühl. Einfach gut. Schön.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Ulf
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 22
Beiträge: 27

Beitrag Mi., 27.02.2008, 20:03

Wo andere Leute in meinem Alter wohle eher gekifft und gesoffen haben, war ich in einer Klinik für Psychotherapie und habe seit dem bis heute JEDEN Tag an mir gearbeitet, in mich hinein geblickt, mein Leben geändert, mich geändert, meine Sichtweisen geändert. Ich bin so gerne ich. Ich bin der letzte Kneipenabhänger, der mit "verkorksten" Seelen redet und ihnen Freude bereitet, ihnen Beachtung schenkt, sich einfach mit ihnen unterhält und anstößt ohne sich gleich umzudrehen, und der Intelligente, Intellektuelle, der auch, na wie sag ich es am Besten, in der "High Society" Ahnung hat und geachtet wird. Entweder geachtet weil die Leute merken, dass ich korrekt und gut handeln möchte, oder man will mich lieber raus haben weil es sonst für andere Leute, nämlich für schmierige Heuchler, die dir ins Gesicht sagen wie gut du bist, um sich gleich zum Chef umzudrehehen und das Gegenteil über dich zu behaupten, unangenehm wird. Weil ich menschlich handle, ob am Kneipentresen beim Bier mit einsamen Rentnern, oder bei der wichtigen Kommunikationsrunde auf der Arbeit. Menschlich, aber doch geradeaus. Ich bin der größe Egoist,scheinbar arrogant und kaltherzig, mit klaren Grenzen, und gerade dadurch der größte Menschenfreund, der für Gerechtigkeit einsteht und dem sich so einige Leute anvertrauen.

Dieses ganze Gelaber über Autos, Geld, Arbeit, die ganze Hetze,, alle Vorurteile, alles Ausreden, alles Aufgesetzte, dummes Gesabbel. Es interessiert mich nicht´. Sag mir was DU bist, nicht was du "tolles" besitzt. Ob du nen BMW oder ein Fahrrad hast, ist mir egal. Was bist du? Das ist mir wichtig, der Rest ist unwichtig. Merk dir das.

Leute, all das fühle ich so wie ich es schreibe, es sprudelte alles so heraus...."Aber hey du kannst doch gar nicht so gut, erfolgreich, so klar, und dennoch so beliebt sein, du bist eh dumm, hast dich dumm gesoffen und tust es fast jedes Wochenende wieder" sind die Worte die ich von meinem Kritiker in mir gerade gehört habe nachdem ich diesen Text geschrieben habe. Ich habe ihn gerade wieder abgewehrt, aber da ist er immer noch.

Vielleicht könnt ihr jetzt alles noch etwas besser verstehen, oder euch sogar teilweise wiedererkennen?

Danke für eure Antworten, ich hoffe auf mehr, ich möchte so gerne mein Problem lösen.

Schönen Gruß

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Ulf
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 22
Beiträge: 27

Beitrag Mi., 27.02.2008, 20:14

Hallo Gärtnerin,

Selbsttherapie ist zur Zeit folgendes für mich:

3x täglich einen Text von Rolf Merkle "Ich bin wirklich etwas ganz besonderes" zu lesen bzw. zu sagen (ich kann ihn nämlich schon auswendig )

Die Sache die Andreas Helsinki (einige Posts weiter oben) mir empfohlen hat (unglaublich schöne Wirkung währenddessen und direkt im Anschluss)

Mir 2x täglich vorm Spiegel sagen, was ich an mir schön finde bzw. was nicht so, aber trotzdem akzeptiere, da es zu mir gehört + mir in die Augen schaue und mir sage das ich mich mag (10x)

Jeden Tag die positiven Dinge aufschreiben, die passiert sind (Lob, gute Arbeit, schöne Situation, schönes Gefühl usw)

Ausserdem jeden Tag in folgendem Text die für mich wichtigen Stellen lese:
http://www.scharlatanprodukte.de/pdf/2% ... danken.pdf

Das wars.

Benutzeravatar

sonne71
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 39
Beiträge: 38

Beitrag Do., 28.02.2008, 07:29

Hallo Ulf,

meinst Du jetzt, dass Dir Dein Innerstes zu verstehen gibt, dass Du dumm bist?
Ich hab mal so ein schönes Zitat gelesen, kann das aber leider nicht mehr wiederfinden. Darin heißt es so ungefähr:
Die klugen Menschen denken und zermartern sich den Kopf,
die Dummen leben einfach.
Das Leben kann so verdammt einfach sein, wenn man einfach diesen übermächtigen Gedanken nicht so viel Raum lässt. Manchmal sieht man das Leben viel zu kompliziert und steht sich dabei dann selber im Weg. Vielleicht könnte man versuchen, seine Messlatte auf ein normales Mass runterzuschrauben, perfektion gibt es eben nicht . Das brennt einen sonst aus. Dinge zulassen können, die vielleicht nicht perkekt sind und sich immer wieder sagen, davon geht die Welt nicht unter .
Wenn man selbst nicht von sich überzeugt ist, dann kommen Komplimente oder positive Worte oder Rückmeldungen von anderen nicht wirklich bei einem an. Das Annehmen lernen ist glaub ich ein ganz großer Gewinn für einen selbst, dass man die netten Worte anderer an sich heranläßt, sie wirken lassen kann und nicht gleich abzublocken und zu meinen, das darf nicht sein. Wenn man das schafft, auch wenn erstmal nur in ganz kleinen Stücken, das fühlt sich unheimlich gut an .

Lieber Gruß Lola

Benutzeravatar

Gärtnerin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 41
Beiträge: 1162

Beitrag Fr., 29.02.2008, 18:10

Hallo Ulf,

danke für die Beschreibung deiner Selbsttherapie. Schön dass es dir hilft. Ich kann mir vorstellen, dass es eine langwierige Angelegenheit ist, bis sich die positiven Gedanken allmählich festsetzen. Wie lange machst du das schon? Mir fehlt für solche regelmäßigen "Übungen" irgendwie immer die Selbstdisziplin.

Liebe Grüße,
die Gärtnerin
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Ulf
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 22
Beiträge: 27

Beitrag So., 09.03.2008, 11:10

Hallo Gärtnerin

Ich kann mir vorstellen, dass es eine langwierige Angelegenheit ist, bis sich die positiven Gedanken allmählich festsetzen. Wie lange machst du das schon? Mir fehlt für solche regelmäßigen "Übungen" irgendwie immer die Selbstdisziplin.
Ich habe diese Selbsttherapie bis vor 1,5 Jahren für 1,5 Jahre regelmässig gemacht, d.h. mindestens jeden zweiten Tag.

Dann hat sich das Gute richtig festgesetzt und nicht nur phasenweise. Jetzt mache ich es wieder seit 1,5 Wochen und mir geht es schon wieder besser.

Selbstdisziplin ist dabei nötig, das merke ich auch. Aber der Tag hat 24h und das Ganze dauert vielleicht 1/24 vom ganzen Tag. Das muss ich mir wert sein, denn ich weiss das es früher oder später hilft.

Schöne Grüße

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Ulf
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 22
Beiträge: 27

Beitrag So., 09.03.2008, 11:16

Ich bin mal wieder in die Heimat gefahren. Freunde, Familie. Ich sehe was ich habe. Schön. Ich fühl mich gut und ausgeglichen. Die starken negativen Gedanken sind weit entfernt, unterschwellig kommen diese mal, aber ich schaffe es, die destruktiven Gedanken mit positiven zu besiegen. Das ist der Stand, jetzt und hier. Es schwankt extrem die letzten Tage, Wochen. Kurz vorm Durchdrehen bis zu großen Glücksmomenten. Ich arbeite weiter und freue mich über Eure Rückmeldungen. Danke.

Benutzeravatar

Nachtvogel
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 39
Beiträge: 299

Beitrag So., 09.03.2008, 11:32

Hallo Ulf,

ich frage mich, ob dir die Selbstsuggestion wirklich hilft oder dir nur eine Art Schutzpanzer verschafft. Einen Schutzpanzer vor dem, was immernoch irgendwo tief in dir schlummert. Schutzpanzer sind angenehm, weil sie einen vor den depressiven Gedanken schützen. Doch sie ändern nichts an der Tatsache, dass diese Depression irgendwo vorhanden ist und bleibt. Loswerden tut man sie nach meinen Erfahrungen eigentlich nur, wenn man mit Hilfe eines Therapeuten an ihr selbst arbeitet, also die depressiven Gedanken zulässt und zu erforschen versucht, warum sie da sind bzw. was für Mechanismen hinter ihnen stecken. Das ist unangenehm, doch so lernt man, sich selbst zu verstehen.
Ich habe psychoanalytische Therapie gemacht .. daher kommt dieser Ansatz.

LG, Nachtvogel

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Ulf
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 22
Beiträge: 27

Beitrag Fr., 14.03.2008, 23:19

Schutzpanzer sind angenehm, weil sie einen vor den depressiven Gedanken schützen. Doch sie ändern nichts an der Tatsache, dass diese Depression irgendwo vorhanden ist und bleibt. Loswerden tut man sie nach meinen Erfahrungen eigentlich nur, wenn man mit Hilfe eines Therapeuten an ihr selbst arbeitet, also die depressiven Gedanken zulässt und zu erforschen versucht, warum sie da sind bzw. was für Mechanismen hinter ihnen stecken. Das ist unangenehm, doch so lernt man, sich selbst zu verstehen.
Da hast du vollkommen Recht! Ich mache seit einer Woche auch keine "Selbsttherapie" mehr, denn ich habe bemerkt, dass alles, was ich mir da versuche "einzureden", schon da ist.

Mein Selbstvertrauen ist hoch. Auch wenn ich diese depressiven Gedanken "Ich bin eh dumm" in mir habe, packe ich Dinge an, stürze mich in Sachen hinein und versuche sie zu meistern und merke das es meistens auch klappt. Zur Zeit v.a. beruflich und zwischenmenschlich. Ich mache einfach und rechne mit einem guten Ausgang, meistens klappt es. Wenn nicht, ok, ich darf Fehler machen. Das ist schwer in Ordnung. Dazu stehe ich. Und weiter gehts.

Weil ich merke, dass dieser Gedanke, dieser Teil von mir, der mir sagt: "du bist eh dumm, hast dich dumm gesoffen" irgendwie einfach strikt gegen mich ist, dass er egal, was ich tue und mache, neue Sachen erfindet, damit es mir schlecht geht.

Vielmehr schaue ich wenn ich diese depressiven Gedanken habe, woher sie kommen, hinterfrage sie und bemerke auch meistens woher sie kommen. Ich habe dabei immer das Bild meiner Eltern vor mir.Einen Satz meiner Eltern. Eine "Weisheit". Eine Floskel. Einfach die ganze destruktive Lebensweise, die mir vorgelebt wurde und wie man sieht, auch noch ein Stück in mir ist.

Ich habe die Einstellung bekommen: sei vorsichtig, sei nett, sag nichts falsches zum Chef, lass das du kannst das nicht, die anderen können das viel besser als du, mit dir kann man sich nicht sehen lassen,...meine Eltern sind ängstliche, jammernde, kleine Menschen. Alltagstrott, kein Risiko. Hören was die Politiker sagen, was die Promis sagen, was die großen Sportler sagen und tolles können usw. Und darüber staunen und sich hinknien. Ihr seid die Heiligen, wie die Sklaven.
Das habe ich beigebracht bekommen.

Und nun merke ich ganz ganz stark, dass das alles Dreck ist. Das Gegenteil ist der Fall. Ich bin wer. Ich kann vieles. Ich habe Stärken. Ich kniee vor niemandem. Ich bin genausso viel wert wie der Chef und der Poltiker. Und ich bin vielleicht sogar schlauer in einigen Dingen. Das sind auch ganz normale Menschen. Wie du und ich.

Ich habe eine wahnsinnige Entwicklung hinter mir, dass merke ich. Ich bin in allen Bereichen gewachsen. Ich kann genießen, ich komme klar, ich weiss, dass es mir gut gehen darf und ich weiss, dass es mir auch gut geht, eigentlich.

Aber trotz alledem ist da etwas ganz stark gegen mich, vielleicht der letzte Teil, zur Zeit ein zu großer,dieser angelernten Einstellung???

Ich habe auch psychosomatische Erscheinungen, meine Luftröhre zieht sich zusammen, wenn ich diese depressiven Gedanken habe.

Was meint ihr?

Benutzeravatar

sonne71
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 39
Beiträge: 38

Beitrag Di., 18.03.2008, 07:58

Hallo Ulf,

ich selbst stecke manchmal in so einer Falle drin, wie Du ja anscheinend auch, dass man viele anerzogene Dinge und Verhaltensweisen einfach nicht abschütteln kann. Meine Eltern sind, vermutlich ähnlich wie Deine, ziehmlich angepasst. Bloss nicht auffallen, kein Risiko eingehen, andere abwerten die irgendwas anders machen als sie selbst, die eben mutig sind und nicht mit dem Strom schwimmen.Das können auch nur ganz kleine Sachen sein,so z. B. :Guck mal, was die für Haare hat, so eine merkwürdige Autofarbe, so ein Quatsch, was die machen...es ist einfach alles falsch. Nur was meine Eltern tun ist gut und richtig, dabei führen die das langweiligste Leben, was man sich vorstellen kann
Ich habe in der Therapie angefangen zu lernen, dass man auch Spass am Leben haben darf. Die erste Zeit nach meiner Therapie hat das auch ganz gut hingehauen, aber ich merke, dass ich immer wieder in diese alten, anerzogenen Verhaltensweisen, es jedem recht machen zu müssen, reinfalle. Das blockiert mich manchmal so sehr, dass ich verzweifeln könnte. Mein Freund sagte neulich mal zu mir, dass ich mir selbst im Weg stehe, wenn ich nie ein Risiko eingehen will, alle Risiken ausschliessen möchte. Ich merke das selbst, aber ich komme manchmal nicht aus diesem Teufelskreis raus. Das war aber echt klasse, dieses Gefühl nach meiner Therapie, einfach in den Tag hineinzuleben ( neben Beruf und Kindern versteht sich ), aber alles nicht so verbissen zu sehen und nicht alles perfekt machen zu müssen. Aber wie gesagt, wenn ich bloss nicht immer wieder zurückfallen würde. Ich empfinde das als total belastend.Wenn ich z. B. bei meinem Freund sehe, dass er oft ziehmlich große Risiken eingeht und damit im Leben viel besser zurechtkommt als ich, wo ich mich ständig selbst durch diese beknackten Gedanken blockiere.
Ich verfolge Dein Thema hier weiter, weil ich für mich da auch auf hilfreiche Tipps hoffe.
Dir erstmal noch einen schönen Tag

Lieber Gruß Lolarennt

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Ulf
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 22
Beiträge: 27

Beitrag Di., 18.03.2008, 20:30

Hallo Lolarent,

ich sehe, deine und meine Eltern scheinen sich sehr zu ähneln.

Ich merke was für eine schöne Welt sich mir eröffnet, wenn ich mich von meinem Elternhaus und den dazugehörigen Normen mal bewusst gedanklich löse. Wenn ich mich als eigenständig wahrnehme. Dann läuft alles super. Beruf, Zwischenmenschliches, Hobbies, Freunde. Alles. Im nächsten Moment kippt aber alles wieder, weil es darf nicht alles so gut sein. Es werden die wildesten Ausreden zurechtgesponnen, dass ich es nicht gut habe. Ich sitze hier und sehe, wenn ich "mein Ding" mache, wie toll alles ist. Spassig und erfolgreich. Denn dadurch, dass es mir gut geht, habe ich Spass am Leben und dadurch werde ich erfolgreich sein. Das weiss ich. Es ist in mir. Aber ich darf, kann, wie auch immer, es mir einfach nicht greifen.

Wenn ich bei diesen negativen Gedanken in mich gehe, bemerke ich, dass dieses Denkverhalten am Ende wieder bei meinen Eltern "landet". Ich hinterfrage mein negatives Denken, anfangs ist die Ausrede "ich hab mich eh dumm gesoffen" und wenn ich tiefer gehe, lächelt mir mein Vater und meine Mutter ins Gesicht. Das sind die Wurzeln meiner Negativität. Sie ist anerzogen. Ich beschuldige meine Eltern dafür nicht. Sie sind Menschen. Es liegt nun an mir. Wenn es mir gut geht, kann ich meine Eltern akzeptieren, annehmen und lieben. Gehts mir schlecht ist es fast Hass.

Ich bin der ewige Zweite, der Verlierer, andere können es besser.

Ich weiss noch als ich als 12- Jähriger in einer Fussball- Auswahlmannschaft spielte und das sehr gut. Mein Vater schwärmte immer nur von zwei Spielern, die gut waren, keine Frage. Über mich wurde kein Wort verloren, auf den Fahrten zum Training und zurück nur über andere Spieler. Verdammt und ich merke jetzt, ich war da echt gut. Das fällt mir gerade als typisches Beispiel meiner Erziehung ein.
Ich bin dabei, mir einen Tiefenpsychologen zu suchen. Schaden kann es nicht. Auch wenn es immer wieder gute Zeiten gibt, kommt die Depression regelmäßig wieder. Keine Lust mehr zu.

Schöne Grüße

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag