Privater Kontakt zum Therapeuten?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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münchnerkindl
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Beitrag So., 22.11.2009, 19:53

Adriana hat geschrieben: Also, er hat es genauso wörtlich gesagt, wie ich es geschrieben habe. Und ich habe mich in ihn verliebt, weil er einfach ein toller Mann ist. Hätte ich ihn einfach so auf der Straße gesehen, wäre er mir sicher auch aufgefallen. Also, ich bin nicht verliebt, weil er mein Therapeut ist. Wir unterhalten uns zwischendurch oft über alles mögliche, darum weiß ich auch, dass da schon eine gemeinsame Wellenlänge existiert. Wir haben die selben Interessen, mögen die selbe Musik, haben eine sehr ähnliche Weltanschauung, sind beide Singles, und neulich sagte er wörtlich: "Ich lieb' Sie ja sowieso!"

Äh, und was ist daran jetzt noch "therapeutisch"? Immerhin bezahlt die Krankenkasse diese Stunden als Heilbehandlung, und da sollte es ja doch nicht um seinen Musikgeschmack gehen. Zumindest nicht "häufig"... Stell dir mal vor, die Krankengymnastin quatscht mit dir über ihr Leben anstatt die Behandlungen vorzunehmen.

Irgendwie kein Wunder daß du dich verliebst, wenn du Single bist und er nicht grottenhäßlich ist, so wie du das beschreibst. Nur anstatt daß du deine Probleme in den Griff kriegst fixierst du dich auf seine Person, das lässt dich momentan gut fühlen (klar, Aufmerksamkeiten von einer Person in die man verliebt ist lassen einen gut fühlen) Das Problem ist nur, wo ist da die Therapie? Ich bin ja auch ein Befürworter, daß ein Therapeut um sich kein mystisches Geheimnis aufbaut, aber für mich geht das etwas zu weit an "privatem". Er bietet sich ja geradezu an als Projektionsfläche für "mehr" und da frage ich mich schon, ist das noch professionell?

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*AufdemWeg*
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Beitrag So., 22.11.2009, 20:53

Hallo Adriana,

zwei Sätze sind mir aufgestossen.

1. "Sie liegen mir ganz besonders am Herzen"

2. "Ich lieb Sie ja sowieso"

Ok, mag sein ich bin spitzfindig
mag, sein ich liege total daneben
aber ich lese in beiden Sätzen
"lediglich" eine Sympathiebekundung
und keine Liebeserklärung.

Satz 1 verstehe ich als: Ich mag Sie sehr (besonders= sehr)
was aber nicht ausschliesst, dass er seine anderen Klienten auch sehr mag

Satz 2 "lieb Sie" verstehe ich als "ich mag sie" und nicht als ich "liebe Sie"
wobei mich auch das sowieso...verleitet das so zu verstehen...
eine solche Liebesbekundung könnte sich jedenfalls mein Mann selbst sagen, aber nicht mir

LG ADW
Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.



Albert Einstein, 14.03.1879 - 18.04.1955

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feder
Helferlein
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Beitrag So., 22.11.2009, 20:57

Adriana hat geschrieben: Wir unterhalten uns zwischendurch oft über alles mögliche, darum weiß ich auch, dass da schon eine gemeinsame Wellenlänge existiert. Wir haben die selben Interessen, mögen die selbe Musik, haben eine sehr ähnliche Weltanschauung, sind beide Singles, und neulich sagte er wörtlich: "Ich lieb' Sie ja sowieso!"
Auwei. Ich find das nicht professionell. Wie sollst du dich mit allem was in dir an Wünschen und Sehnsüchten ist auf eine vorurteilsfreie unbemalte Leindwand (so bildhaft stell ich mir einen Therapeuten vor ) projizieren, um zu gucken, was in dir passiert und welches Bild entsteht, wenn die Leinwand schon bemalt ist; heißt: du vieles von deinem Therapeuten weißt und automatisch/unbewusst vieles zurückstellst, was dem einfach widersprechen würde, vor allem da du verliebt bist?

Adriana hat geschrieben:Fragen traue ich mich garantiert nicht, das würde vielleicht so aussehen, als würde ich ihn irgendwie festnageln wollen, oder als wäre ich aufdringlich. Das würde ich mich aber auch bei keinem anderen Mann trauen, ich bin grundsätzlich eher zurückhaltend.
Hm, da fällt mir was auf. Zum einen ist ein Therapeut kein anderer Mann, sondern ein ganz besonderer, einer der völlig aus dem Rahmen fällt und bei dem eben genau das angesprochen gehört, was man woanders nie ansprechen würde.
Zum anderen nagelst du so zwar nicht ihn, dafür aber dich in deiner Entwicklung fest, da die Unsicherheit und die Hoffnung bleiben, du dich aber in keine Richtung bewegst. Weder in eine (jetzt mal ganz polarisierend ausgedrückt): er liebt dich tatsächlich und ihr guckt, was ihr gemeinsam daraus macht (und wo du die Therapie weiterführst); noch in die andere: er hat das nur zur Ermutigung gesagt und müsste klarstellen, dass er dich als Patientin mag, aber definitv nicht mehr will. Dann wäre das sehr schmerzhaft für dich, aber ihr könntet an dem Schmerz arbeiten.
Zum dritten finde ich, nagelt man eigentlich niemanden fest, wenn man wissen möchte, wie Aussagen gemeint sind. Es ist dein Recht Klarheit zu haben. Festnageln hieße eher, seine Aussage müsste dann auch für die nächsten 100 Jahre Bestand haben und dürfte sich unter keinen Umständen jemals verändern. Wenn er (für dich) zweideutige Aussagen macht, muss er damit leben, sie eindeutig zu erklären. Genau darum geht es doch in der Therapie: dass das Rätselraten aufhört.
psychologisch ist nicht logisch. (schulz von thun)

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Elena
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Beitrag So., 22.11.2009, 22:35

Adriana hat geschrieben:Elena, kennst du jemanden, der mit seinem Ex-Therapeuten eine Freundschaft oder Beziehung eingegangen ist, oder beziehst du dich eher auf Beispiele aus der Literatur?
Nein, ich kenne niemanden, das, was ich am schreiben bin, bezieht sich nur auf meine eigenen Gedanken, vermischt mit dem Buch von David Mann über die Übertragungsgefühle. Aber da geht es nicht um den privaten Kontakt. Mich würde es interessieren, ob es hier jemanden schon so ging, dass er einen ganz normalen privaten Kontakt aufbauen konnte, abgesehen von ein paar Emails, Telefonaten etc., um mal mitzuteilen, wie es einem so ergeht....Ich meine sowas wie eine freundschaftliche Beziehung.

Adriana, hört sich für mich bei Deinem Therapeuten schon nach kokettieren an, so wie Du es beschreibst. Vielleicht will er bei Dir auch einfach rauskitzeln, dass Du Deine Gefühle ihm gegenüber verbalisierst, damit er mit Dir dran arbeiten kann. Nur so ein Gedanke von mir.


LG Elena

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hungryheart
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Beitrag Mo., 23.11.2009, 08:24

Hi ihr Lieben,

ich habe ja schon oft genug gesagt, dass ich privaten KOntakt aus verschiedenen Gründen, die denen von Dunkle sehr nahekommen nicht für gut halte.

Andererseits gibt es auch in diesem Bereich nichts, was es nicht gibt. Ich habe im Bekannten- und Freundeskreis glückliche und und unglückliche Beispiele und denke, dass Menschen und Beziehungen viel zu individuell sind, als dass es ein pauschales "das ist richtig und das ist falsch" geben könnte.

Das nur vorneweg.

Aber hierzu kann ich eine zum Theme passende Geschichte von mir selbst beisteuern.
Dunkle hat geschrieben:Mhmm, ganz ehrlich, Ihr Lieben, ich glaube nicht, dass das geht.
"Aussteigen" - ja - durch Nicht-Mehr-Sehen, aber wenn die Beziehung wiederbelebt wird, halte ich das für relativ unmöglich....
Ich hatte lange einen Hausarzt (also Körperarzt) der auch eine therapeutische Ausbildung hatte. Er war aber nie mein Psychotherapeut, ich konsultierte ihn ausschließlich wegen körperlicher Dinge.
Aber er wusste um meine psychische Erkrankung, stand in Kontakt zu meiner Thera und nahm sich viel Zeit für mich (rechnete die Stunden dann wohl auch als psychotherapeutische Gespräche ab). Die Grenzen waren etwas unklar und er hat sich viel gekümmert und mit mir beschäftigt, was ich natürlich ganz toll fand.

Um es kurz zu machen: ich hing eine ganze Weile in einer starken Vaterübertragung.

Dann gab er die Hausarzttätigkeit irgendwann auf und arbeitete nur noch als analytischer Psychotherapeut. Ich begann parallel die Kurve zu kriegen und außerdem Medizin zu studieren. Er bot mir bei unserer Verabschiedung (ich brauchte ja einen neuen Hausarzt und eine Therapeutin hatte ich ja bereits), weiter -nunmehr privat - in Kontakt zu bleiben; schließlich sei ich ja jetzt "Kollegin" (haha, wie gesagt, ich war gerade im ersten Semester ).

Ich fühlte mich natürlich geschmeichelt und da er ja nie mein Therapeut war, sondern nur mein Körperarzt (hach ja und ich ih nja auch soooo gerne als Papa gehabt hätte und mich nicht trennen wollte ) willigte ich ein.

Seither habe ich sporadischen privaten Kontakt (den immer er initiiert) zu ihm, bis heute. Inzwischen nur noch per mail, weil ich da inzwischen sehr reserviert bin.
Die Beziehung und mein Gefühl haben sich ganz außerordentlich geändert.

Beim ersten privaten Treffen war ich extrem aufgeregt, hatte das Gefühl, ein Traum werde wahr und ich befinde mich im 7. Himmel und die Begegnung, mein Gefühl, einfach alles war so asymmetrisch, wie so etwas nur sein kann. Ich war ja noch Studentin und zwar auf dem Weg der Besserung, aber alles andere als gefestigt und die Vaterübertragung war noch voll da.
Aber schon bei diesem ersten Treffen sah ich ihn hinterher in einem anderen Licht und das Podest bekam erste Risse (warum führt jetzt zu weit)

Über die Jahre wurde ich immer stabiler und bei jedem Treffen (nicht oft...3, 4 mal im Jahr) war ich selbstbewusster. Auf einem Podest steht er schon lange nicht mehr und die Vaterübertragung war bald entzaubert bzw. löste sich auf.
Eine kurze Weile trafen wir uns als gleich starke, gleichwertige Menschen und eine zeitlang hatte ich das Gefühl, da so etwas wie einen väterlichen Freund zu haben.
Aber auch das hat sich verändert.

Wenn ich ehrlich bin: ich fühle mich inzwischen sogar überlegen und habe jegliches Interesse an privaten Treffen verloren, weil er sich nach Auflösung der Vaterübertragung (und damit dem Verlust der rosa Brille) als Langweiler entpuppt hat.


Ich weiß nicht, ob diese Geschichte passt, er war ja nie mein Therapeut.

Naja
LG HH
Nimm was du willst und zahl dafür.

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Dunkle
Forums-Gruftie
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Beiträge: 839

Beitrag Mo., 23.11.2009, 13:02

HHs Geschichte finde ich ein sehr bezeichnendes Beispiel einer "Entzauberung". Ob nun regelrechter Therapeut oder nicht, aber es wird doch sehr deutlich, dass mit dem Erlöschen der Übertragung durch mehr und mehr Alltag (und Wachsen von Stärke auf HHs Seite) er sich als "gaaaanz normaler Mensch" entpuppt, sogar zum Langweiler wird...
Auch sehr bildlich, HH, Dein "Geschmeicheltsein", das Aufgeregtsein, der 7. Himmel etc....
Und wie das alles bröckelt...

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carö
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Beiträge: 2036

Beitrag Mo., 23.11.2009, 14:40

hallo,

aber ist denn so eine entzauberung schlecht?
ist das nicht der gang der dinge, wenn man sich wirklich kennenlernt? also ich meine, dass man es eben auch zulassen kann, dass sich das bild wandelt und evtl. vorhandene übertragungen sich ändern oder auflösen und dass es im grunde völlig offen ist, was daraus werden könnte, sobald man sich darauf einlässt, die person mit ecken, kanten und auch ihren langweiligkeiten kennenzulernen. und wenn man dann beschliesst, wirklich getrennte wege zu gehen.. wenn man merkt, dass man sich im grund doch nicht so viel zu sagen hat..? klar, das tut dann weh. aber das ist eben auch eine wirklichkeit. und es kann ja auch gut gehen, sprich sich eine positive begegnung, egal wie die aussehen mag, entwickeln können. sicher ist nur, dass es offen ist. wenn man eine irgendwie geartete freundschaft im auge hat, dürfte die enttäuschung nicht weit sein. aber muss es eine freundschaft sein ? und gibt es nicht auch in freundschaften so sehr große unterschiede und qualitäten?

ich persönlich bin mir überhaupt nicht drüber im klaren, wie ich das haben möchte nach dem theraende oder was sich da entwickeln könnte und ob ich das überhaupt wollte...

nach einer langen phase, wo ich manchmal sogar den gedanken hatte, die therapie zu beenden, um endlich die "wahre person" kennenzulernen und es mich irre geschmerzt hat, mir vorzustellen, dass dem nicht so sein wird, bin ich in einer art unklarheit angekommen.

hört sich viell. komisch an, aber von diesem standpunkt kann ich viell. wirklich in mich hineinhören, was ich will und was nicht und v.a. was ich kann.. also was ich mir zumuten kann. ich muss mir eher zugestehen, dass ich noch nicht bereit bin, den analytiker loszulassen und damit ringe ich sehr und es kostet zZ sehr viel kraft.

rest gelöscht weil zuviel der plaudereien...

das sind bisher meine unsortierten gedanken.. wie gesagt, bin noch lange nicht soweit, da irgendwas klar zu haben für mich.

LG
caro
Zuletzt geändert von carö am Di., 24.11.2009, 11:08, insgesamt 1-mal geändert.
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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DieNeugierde
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Beitrag Mo., 23.11.2009, 22:32

Sehr interessantes Thema.

Mich würde folgendes interessieren:
Was genau ist mit "privatem Kontakt" gemeint... wie ist "privat" in diesem Fall definiert?
Wenn ich mir überlege, mich GANZ von meiner Therapeutin verabschieden zu müssen, tut mir das sehr weh und macht auch sehr viel Angst.
Ich glaube zwar, dass das etwas Normales ist und im IDEALFALL bei Beeindigung der Therapie NICHT mehr so (weil selbstständig, nicht mehr so hilfsbedürftig, ... - eine Abkopplung/ein Abschied vom Therapeuten zwar unangenehm, aber gut aushaltbar, ...) - trotzdem bin ich relativ sicher, dass mir dieser Abschied, auch nach sehr langer und erfolgreicher Therapie, schwer fallen wird.

Aber: bedeutet das Therapieende wirklich, dass der Kontakt auf NULL reduziert werden muss? Darf gar kein Austausch mehr zwischen Klient und Therapeut stattfinden? Ist das wirklich strickt verboten?

Die therapeutische Beziehung ist natürlich ein schwieriges Thema... ich habe oft überlegt, ob ich eine Grenze überschreite, mit dem Ausmaß an Kontakt, dass ich zu meiner Therapeutin habe... und ich habe mich schlussendlich entschieden, dass das kein Gesetz für mich (bzw. für "uns") bestimmen kann, sondern diese Entscheidung einfach bei meiner Therapeutin liegt - die mir, darauf vertraue ich, sagt, wenn es ihrer Meinung "zu weit" geht.
Für mich fühlt es sich richtig an, meiner Therapeutin eine kurze Email zu schreiben, wenn ich das Bedürfnis danach habe - auch, wenn ich ihre therapeutische Hilfe nicht sofort brauche... Emails, in denen steht, dass mir etwas gelungen ist... dass ich einen Erfolg oder ein erfreuliches Erlebnis hatte... und ich kann mich darauf verlassen, dass sie mir antwortet und sich für mich freut.
Das hat also nichts mehr mit "Du kannst dich bei mir melden, wenn es dir schlecht geht" zu tun... sondern es ist ein Kontakt, der eigentlich nicht notwendig ist... aber ich schätze und genieße ihn.

Meine Frage ist also: muss dieser Kontakt ganz abbrechen? Ist ab dem Zeitpunkt, ab dem ich meine Therapie beende, meine Therapeutin eben nicht mehr meine Therapeutin und darf nicht mehr kontaktiert werden (außer wenn ich das Bedürfnis nach einem neuerlichen Therapiebeginn habe?) ?
Ich weiß, dass ich nicht den Wunsch haben werde, meine Therapeutin privat zu treffen und eine Freundschaft mit ihr aufzubauen... aber ich würde sie ungern ganz verlieren... ich hätte gerne weiterhin das Gefühl, dass sie eben nicht ganz aus der (bzw. meiner) Welt ist.

Ich hoffe es ist verständlich, worauf ich hinaus will... ich würde mich über Antworten diesbezüglich freuen...

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Elena
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Beitrag Mo., 23.11.2009, 22:59

Hallo Neugierige,
DieNeugierde hat geschrieben:Aber: bedeutet das Therapieende wirklich, dass der Kontakt auf NULL reduziert werden muss? Darf gar kein Austausch mehr zwischen Klient und Therapeut stattfinden? Ist das wirklich strickt verboten?
Nein, so ist das nicht gemeint. Ich gehe nicht davon aus, dass nach Therapieende ruhig noch Kontakt bestehen darf, halt nicht mehr so intensiv, eher sporadisch, aber eher im therapeutischen Kontext.
Ich glaube kaum, dass dies ein Therapeut verwehren würde.
Es geht viel mehr darum, ob es möglich isr, nach der Therapie einen reinen Privatkontakt aufzubauen?

LG Elena

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DieNeugierde
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Beitrag Mo., 23.11.2009, 23:10

Es geht viel mehr darum, ob es möglich isr, nach der Therapie einen reinen Privatkontakt aufzubauen?
Das glaube ich ehrlich gesagt nicht. Wie hier ja schon mehrfach erwähnt wurde... ich glaube, dass der Wunsch nach einem Privatkontakt trügerisch ist, weil man die Privatperson hinter dem Therapeuten ja eigentlich (im Normalfall) nicht kennt.

Allerdings glaube ich auch, dass es Ausnahmen gibt - denn bekanntlich bestätigen Ausnahmen die Regel.
Es mag schon vorkommen, dass im Laufe der Therapie klar wird, dass sowohl Klient als auch Therapeut (und zwar in gleichem Maße) aneinander interessiert sind und sich eine Art Freundschaft entwickelt (nicht zu verwechseln mit einer freundschaftlichen, therapeutischen Beziehung) - wobei dann meiner Meinung nach die Therapie nicht weitergeführt werden darf bzw. kann und ein anderer Therapeut die "therapeutische Aufgabe" übernehmen muss, während diese zwei Personen, die dann nicht mehr Klient und Therapeut sind, eine Freundschaft führen.
Das NACH dem ENDE einer Therapie (im Sinne von "ich benötige keine Therapie mehr", "ich möchte keine Therapie mehr machen" ...) eine Freundschaft ENTSTEHT, halte ich (aus oben genanntem Grund) für unrealistisch und auch seitens des Therapeuten für unprofessionell.

Da ich es mir nicht vorstellen kann, frage ich aus reinem Interesse (vielleicht kann es jemand aus Erfahrung beantworten): gibt es nach einem "normalen" Therapieverlauf wirklich das Bedürfnis, eine FREUNDSCHAFT zu führen, oder ist das vielmehr der Wunsch, weiter zu dem Therapeuten (auch in der Rolle des Therapeuten) Kontakt zu halten?

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DieNeugierde
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Beitrag Mo., 23.11.2009, 23:15

PS: in wiefern unterscheidet sich "reiner Privatkontakt" von "sporadischem, nicht mehr so intensivem Kontakt nach der Therapie"? - qualitativ? quantitativ? beides?

der wesentliche Unterschied, der mir einfallen würde, wäre, dass bei einem "Privatkontakt" der (ehemalige) Therapeut "aktiv" ist - sprich er erzählt von SICH, die Beziehung ist ausgeglichen, die beiden Menschen sind gleichberechtigt, es werden private Dinge miteinander unternommen (Kino, Theater, Essen, Party, was auch immer) - und dann stellt sich mir WIEDER die Frage... hat man diesen Wunsch nach einer Therapie wirklich oder verwechselt man das mit dem Wunsch, den Kontakt zu seinem THERAPEUTEN aufrechtzuerhalten?

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Elena
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Beitrag Mo., 23.11.2009, 23:16

DieNeugierde hat geschrieben:Da ich es mir nicht vorstellen kann, frage ich aus reinem Interesse (vielleicht kann es jemand aus Erfahrung beantworten): gibt es nach einem "normalen" Therapieverlauf wirklich das Bedürfnis, eine FREUNDSCHAFT zu führen, oder ist das vielmehr der Wunsch, weiter zu dem Therapeuten (auch in der Rolle des Therapeuten) Kontakt zu halten?
Ich stelle mir dies auch schwierig vor, aber es wäre natürlich schon schön, so jemanden in seinem Freundeskreis zu haben, der einen so gut kennt und annimmt.

LG Elena

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Elena
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Beitrag Mo., 23.11.2009, 23:19

DieNeugierde hat geschrieben:der wesentliche Unterschied, der mir einfallen würde, wäre, dass bei einem "Privatkontakt" der (ehemalige) Therapeut "aktiv" ist - sprich er erzählt von SICH, die Beziehung ist ausgeglichen, die beiden Menschen sind gleichberechtigt, es werden private Dinge miteinander unternommen (Kino, Theater, Essen, Party, was auch immer)
Ja, genau, dann würde man sich auf gleicher Augenhöhe begegnen.
DieNeugierde hat geschrieben:oder verwechselt man das mit dem Wunsch, den Kontakt zu seinem THERAPEUTEN aufrechtzuerhalten?
Dann wäre es ja weiter im therapeutischen Kontext und hat wenig mit Privatkontakt zu tun.

LG Elena

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DieNeugierde
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Beitrag Mo., 23.11.2009, 23:32

...aber es wäre natürlich schon schön, so jemanden in seinem Freundeskreis zu haben, der einen so gut kennt und annimmt.
Ist das dann wirklich das Interesse an dem MENSCHEN, oder doch nur an seiner Rolle? (die Person, der man soviel offenbart hat, die soviel über einen weiß, ...)?
Das wäre dann in meinen Augen unmoralisch - und zwar nicht vom Therapeuten, sondern seitens des Klienten, weil kein wahres / ehrliches Interesse der Freundschaft zugrunde liegt.
Ich verstehe den Wunsch - aber ich finde, dass zur Erfüllung des Wunsches nicht der private Kontakt zum Therapeuten erstrebenswert ist, sondern vielmehr die Vertiefung anderer Freundschaften - das ist natürlich mit viel Anstrengung und auch großen Gefahren (Zurückweisung, Enttäuschung, ...) verbunden...

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Adriana
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Beitrag Di., 24.11.2009, 00:02

candle hat geschrieben:Ich denke, Du solltest dringend Deine Liebe thematisieren und schauen, was dabei rumkommt. In Deinem Falle sehe ich eine Beziehung eher für ausgeschlossen an. Wie kann ich das erklären: Du baust zu ihm eher eine gewisse Abhängigkeit auf, denke ich. Das ist eher schädlich als gut.

Wie sieht es denn sonst so aus mit Deinem Beziehungsleben?

candle
Hallo Candle, sorry dass ich das ausgelassen hatte: ich hatte ihm bereits einmal gesagt, dass ich in ihn verliebt sei. Er sagte mir daraufhin, dass er mich zwar sehr attraktiv und anziehend fände, jedoch nicht in mich verliebt sei, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass sein Verhalten sich seitdem geändert hat. Er ist irgendwie... hm, ich nenne es mal "zugewandter". Es ist, als würde er mich anders wahrnehmen, seit er von meinen Gefühlen weiß. Darüber gesprochen habe wir seitdem nicht mehr, ich sitze da auch nicht während der Therapiestunde und schmachte ihn an, eigentlich gehe ich weiterhin ganz normal mit ihm um.

Warum hältst du "in meinem Fall" eine Beziehung für ausgeschlossen, und was meinst du mit Abhängigkeit?

Mein Beziehungsleben? Ich bin seit 2,5 Jahren Single, habe mich nach langer Beziehung getrennt. Nun, seitdem habe ich niemanden getroffen, der mir anziehend genug erschien, um mich mehr als zweimal mit ihm zu treffen. Irgendwas hat mich immer gestört an den Männern... vielleicht meistens Oberflächlichkeit. Das ist jetzt das erste Mal seit der Trennung, dass ich mich ernsthaft für einen Mann interessiere. Dass ausgerechnet er mein Therapeut ist, ist einfach ein dummer Umstand im Moment. Ich wünsche mir oft, ich hätte ihn unter andern Umständen kennengelernt.

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