Schwindel bzw. Dissoziation in Therapiestunde?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

autumnflower
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 80
Beiträge: 358

Beitrag Di., 12.04.2011, 22:59

~confianza~ hat geschrieben:Es ist so, dass mir ganz oft schwindelig wird in den Stunden. Oder ich sehe nicht mehr klar, sondern etwas verschwommen.
Jetzt war Folgendes: Meine Th. stellte mir keine Frage mehr zu Beginn der Stunde, weil ich mit dem anfangen sollte, was ich mitgebracht habe.
Ja, und dann... Ich weiß nicht. Ich schaffte es nicht, anzufangen - und schwieg. Und sie saß da und schaute mich an. Ich konnte sie nicht mehr ansehen. Und schaute nur noch auf die Blumen und fand keinen Anfang. Ich stand immer mehr unter Druck, dass sie jetzt etwas von mir erwartet und ich doch einfach nur beginnen müsse... mich überwinden... und dann ist der Punkt irgendwann gekommen, an dem ich nichts mehr sagen kann, meine Chance verpasst habe. Und ich komme nicht mehr raus aus dem Schweigen.
Stehe aber total unter Druck und beschäftige mich nur damit, wie ich die Situation verlassen kann oder da irgendwie rauskommen kann. Und verstehe selbst nicht, warum ich es nicht kann.....
Fühle mich total blockiert und wie versteinert. Aber ich bekomm das alles trotzdem schon mit. Total komisch....
Das könnte natürlich eine Form der Derealisation oder Depersonalisation sein, wenn Du Deine Umwelt und Dich anders, verfremdet wahrnimmst. Ich lese jedoch erstmal heraus, dass die Probleme mit dem Sprechen hast. Ist das so richtig?
Ich spekuliere nur wild umher, also gerne korrigieren oder überlesen, nur wenn Du Dich so unter Druck fühlst, weil Du nicht sprechen kannst, dann könnte es mit Ängsten zu tun haben, die wiederum diese Verfremdungsgefühle auslösen. Ergibt das einen Sinn für Dich? Was mir noch einfällt, google mal "Mutismus", da geht es um die Schwierigkeit zu sprechen in bestimmten Situationen. Vielleicht findest Du Dich darin ja wieder.

Viele Grüße
autumnflower

Werbung

Benutzeravatar

Darkday
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 30
Beiträge: 28

Beitrag Mi., 13.04.2011, 04:03

Vermutlich fällt es schon unter Dissoziation... Aber das erste was mir zu Deinem Text einfiel war " egal wie man es nennen will, es ist ein beschissenes Gefühl" was Du beschreibst!! Habe das früher genauso erlebt wie Du und zwei Jahre schweigend bei Einem Therapeuten gesessen, durch diese Therapie ging es mir immer nur schlechter. Hast Du Deiner Therapeutin mal gesagt oder geschrieben wie schrecklich dieses Schweigen für Dich ist?

Benutzeravatar

Dakota
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 35
Beiträge: 370

Beitrag Mi., 13.04.2011, 05:30

Hi,

Ich kenne dissoziieren in der Therapiestunde auch. Oft passiert es mir, wenn mich ein Thema peinlich berührt oder ich durch irgendwelche Erinnerungen getriggert werde.
Dann habe ich auch dieses Schwindelgefühl, was Viele hier schon beschrieben haben, ich höre nichts mehr, starre meist vor mich hin und kann mich nicht mehr bewegen
Mein Therapeut bemerkt es fast immer und fragt mich dann :"Wo sind Sie gerade ? Sind Sie noch bei mir ?"
Wenn er merkt, ich tue mich schwer wieder "klar" im Kopf zu werden, dann versucht er mich "rauszuquatschen", also vom eigentlichen Thema abzulenken indem er mich ganz banale Dinge fragt ("was ist ihr Lieblingsessen, etc...).
Ich muss auch immer einen kleinen Notfallkoffer bei mir haben, mit Skills gegen Dissoziation. Das hilft.

Grüsse !

Dakota

Benutzeravatar

~confianza~
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 33
Beiträge: 102

Beitrag Mi., 13.04.2011, 20:25

Dankeschön für Eure Antworten!
autumnflower hat geschrieben:nur wenn Du Dich so unter Druck fühlst, weil Du nicht sprechen kannst, dann könnte es mit Ängsten zu tun haben, die wiederum diese Verfremdungsgefühle auslösen. Ergibt das einen Sinn für Dich?
Ja, das ergibt einen Sinn für mich.
Aber was ist das? Sind das nun Ängste oder Dissoziation oder erst Ängste und als Folge Diss.?
Ich habe "Mutismus" (was für ein furchtbares Wort) mal gegooglet. Das würde schon auch hinkommen.
darkday hat geschrieben:Hast Du Deiner Therapeutin mal gesagt oder geschrieben wie schrecklich dieses Schweigen für Dich ist?
Es war bei dieser Th. ja jetzt erst das erste Mal. Und gegen Ende der Stunde hat sie mich irgendwie dazu gebracht, dass ich langsam wieder reden konnte und präsenter war.
Ich habe es ihr dann gesagt, dass ich das aus der vorherigen Th. kenne - und dass es ganz schrecklich für mich ist. Sie ist sehr einfühlsam damit umgegangen. Ich habe mich aber so geschämt danach! Weil ich immer dachte, ich hätte mich irgendwie überwinden können/müssen und stelle mich nur an. Sie verstand meine Scham nicht.
Bis jetzt fühle ich mich immer noch komisch seit dieser Stunde (Mo). Weil ich es nicht verstehe und Angst habe, dass es wieder passiert... Ich fühle mich gerade "wie ein Kind", kann das gar nicht so beschreiben. Und irgendwie wie "verkatert" seitdem. Kann mich bei der Arbeit kaum konzentrieren und bin so abwesend. Komisch.

Ich hab hier mal ein bißchen rumgelesen. Und ich finde mich in einigen Beiträgen wieder und die Leute schreiben ganz logisch von Dissoziation. Für mich war das bisher auf mich bezogen völlig fremd. Aber eigentlich ist es so, wie die Leute es hier schreiben...

Ich hatte das neben Schwindel und verschwommen Sehen auch öfter, dass ich mich nicht auf das konzentrieren konnte, was die Th. gesagt hat - und als sie mir eine Frage stellte, ich überhaupt nicht wußte, worum es gerade geht.
Oder ich ständig gedanklich wegdrifte und große Mühe habe, "am Ball" zu bleiben. Und es gab schon mal eine Situation, wo ich auch "erstarrt" bin und sie mich auch gefragt hatte, ob ich mich jetzt innerlich zurückziehe.
Aber ist das nicht ganz "normal"?

Ich hab mir da bisher nicht so viele Gedanken zu gemacht. Aber das in der letzten Stunde hat mich echt mitgenommen...
Kann das sein, dass man trotzdem das mitbekommt, was sie sagt, wenn man dissoziiert - aber es nicht hinkriegt, aus dem "Rückzug" rauszukommen?? Und dass man trotzdem denken kann? Aber alles fühlt sich so blockiert und eingeschränkt an??
Was denkt und fühlt Ihr dabei??
Hab keine Ahnung davon und frage daher, weil es mich so irritiert....

Danke!
Wahrlich, keiner ist weise, der nicht das Dunkel kennt. Hermann Hesse

Werbung

Benutzeravatar

stern
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 25013

Beitrag Mi., 13.04.2011, 21:35

~confianza~ hat geschrieben:Sind das nun Ängste oder Dissoziation oder erst Ängste und als Folge Diss.?
Für dich kann ich es natürlich nicht abschätzen... aber grds. gibt es beides. Also dass auch eine Panikattacke in einer Dissoziation mündet... oder losgelöst von einer Panikattacke. Wichtig finde ich, dass du deiner Therapeutin beschreibst, wie du das erlebst (vorzugsweise nicht erst in einem solchen Zustand, wenn du nicht mehr gut reden kannst. Sondern vielleicht nächste Sitzung. Denn es ist nicht sonderlich förderlich in solche Zustände zu rasseln... weswegen ich es auch nur so kenne, dass Theras das zu vermeiden versuchten und eingriffen. Aber mglw. erkennt es nicht jeder sofort als dissoziativen Zustand bzw. interpretiert es dann evtl. auch unzutreffend, z.B. das Schweigen).
Aber ist das nicht ganz "normal"?
Nun ja, die Übergänge sind zumindest fließend. Letztlich ist es ein Schutzmechanismus... allerdings einer der eine "normale" Verarbeitung verhindert (soll er ja gerade auch, wenn er schützen soll... aber wenn's in der Sitzung passiert, kann man halt insoweit nicht mehr von Verarbeitung sprechen... eher im Gegenteil: Dann wurde evtl. etwas angestossen, was too much war).
Kann das sein, dass man trotzdem das mitbekommt, was sie sagt, wenn man dissoziiert - aber es nicht hinkriegt, aus dem "Rückzug" rauszukommen?? Und dass man trotzdem denken kann? Aber alles fühlt sich so blockiert und eingeschränkt an??
Ich denke, es gibt verschiedene Formen und auch Abstufungen (ich erlebe es auch nicht immer nur in einer Form, finde ich aber gerade schwer, das zu beschreiben)... aber ähnlich habe ich das auch schon erlebt. Ob dabei meine Gedanken wirklich noch klar waren, dessen bin ich mir retrospektiv nicht sicher... wenn sie überhaupt noch halbwegs da waren. Aber es zog zumindest nicht alles an mir vorbei, so dass ich ganz "weg" gewesen wäre, sondern konnte noch zuhören, meine ich zumindest... stand dabei auch wie neben mir (in dieser Form ähnlich wie du sie beschreibst allerdings eher im RL als in der Therapie, wo das wegen Interventionen meiner Theras auch nicht so häufig passierte, dass ich wegdriftete). Ich konnte es früher auch nicht als Dissoziation einordnen, wie mir manchmal geschieht, weswegen ich anfangs auch nicht auf den Trichter kam, entsprechende Erlebnisse den Theras zu offenbaren... fiel dann eher dem Thera auf, der mich dafür sensibilisierte. Ich finde es jedenfalls wichtig, dass du mit deiner Thera darüber redest... sie kann dir dann sicher auch etwas dazu erklären.
Zuletzt geändert von stern am Do., 14.04.2011, 07:07, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)


montagne
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 4600

Beitrag Mi., 13.04.2011, 22:03

Kann das sein, dass man trotzdem das mitbekommt, was sie sagt, wenn man dissoziiert - aber es nicht hinkriegt, aus dem "Rückzug" rauszukommen?? Und dass man trotzdem denken kann? Aber alles fühlt sich so blockiert und eingeschränkt an??
Glaube ja. Also mir geht/ging es so, wobei ich dann nicht mehr frei denken konnte. Meine Gedanken kreisten um ein und das selbe, meist eine Frage die ich stellen wollte, etwas das ich sagen wollte und mich nicht traute. Und dann war ich in mir gefangen. Und es gab auch keine andere Alternative mehr in meinem Kopf. ich habe mich eigentlich normal gefühlt, aber irgednwann hörte ich meine Therapeutin dann ziemlich unangenehm laut etwas sagen. Zum Beispiel: Was denken sie gerade? Was geht ihnen durch den Kopf? ich weiß bis heute nicht, ob ich es dann nur so laut empfinde, weil ich aus meiner Welt heraus gerissen wurde, oder ob sie wirklich so laut sprach. aber ich merkte, das ich irgendwie wieder auftauchte, obwohl mir gar nicht bewusst war abgetaucht zu sein. Und dann hatte ich auch langsam wieder andere Alternativen im Kopf.
Manchmal wusste ich auch dann nicht mehr, was ich im Kopf hatte. Oder aber meine Wahrnehmung war verzerrt. Schwindel, Sehstörung, der Raum bewegte sich und sowas.

Ich hab die Dissoziation an sich aber nie als belastend empfunden. Ehrlich gesagt eher als Erleichterung. Was mich aber belastet hat, war/ist das daraus resultierende schweigen, das Unvermögen mich dann noch verständlich zu machen.
amor fati

Benutzeravatar

Terrierlein
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 31
Beiträge: 100

Beitrag Fr., 15.04.2011, 08:06

Ich kenne das auch.....

Ich sitze angespannt auf meinem Sessel - spüre meine Muskeln zittern und mir ist total kalt - obwohl es warm ist.
Meine Konzentration ist im Eimer und ich kann nur schwer meinem Therapeuten zuhören. Ich habe auch das Gefühl, dass sich der Raum verändert und irgendwann schrecke ich mich kurz und bin quasi wieder "da".

Für mich ist sowas ziemlich schlimm, da ich eigentlich eine bin die immer ein Grinsen (Maske) aufgesetzt hat....ich kann mich daher auch nicht wirklich darüber äussern und erklären was grad los ist (nur so oberflächlich) - komme mir auch ziemlich doof dabei vor.



Letze Woche ist mir etwas eigenartiges passiert als ich etwas erledigen wollte. Auf dem Weg Richtung Autobus hatte ich das Gefühl zu schrumpfen. Es fühlte sich an als ob ich einfach ein Stück kleiner werde - es war so real das mich das extrem verwirrt hat. Was war das???? Ich habe das zwar meinem Thera erzählt aber er hat sich nicht wirklich dazu geäussert....

Benutzeravatar

~confianza~
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 33
Beiträge: 102

Beitrag Fr., 15.04.2011, 22:46

Liebe Leute,

in der darauffolgenden Stunde war es so, dass ich schon mit viel Angst und Anspannung in die Stunde gegangen bin und mir vorher schon klar war, dass ich kaum klare Gedanken werde fassen können. Die Stunde zuvor saß mir so tief in den Gliedern und die Angst, dass es wieder so verlaufen könnte..
Ich habe mich die ganze Stunde über wie "benommen" und "verschwommen" gefühlt... Als würde ich auf Eiern gehen... Wir haben zwar geredet, aber es war wie, als wenn ich gar nicht so richtig präsent war... als wenn das alles nur auf der Oberfläche prasselt... mich gar nicht richtig (be)trifft.
Ich war so "unkonzentriert" und mußte ständig darauf achten, nicht abzudriften. Durchgehend.
Irgendwann sagte meine Th. auch zu mir, dass ich jetzt "irgendwo da hinten im Nebel sei" und "Hallo??!"...
Ich finde das so befremdlich und BESCHÄMEND... Wenn ich das alles hier so lese, dann scheint das ja wirklich dissozziieren zu sein???
Ich hätte das nie mit mir in Verbindung gebracht... Total komisch. Ich finds irgendwie schlimm...
stern hat geschrieben:Wichtig finde ich, dass du deiner Therapeutin beschreibst, wie du das erlebst
Das habe ich in der letzten Stunde nochmals gemacht. Und gesagt, wie furchtbar ich es finde. Und dass ich mir nicht sicher bin, ob ich nicht früher aus dem Schweigen aussteigen könne, wenn ich mich sehr bemühen würde - weil ich es ja irgendwann schaffe. Sie meinte, das es auf sie so wirkte, als wenn ich das nicht könne.
stern hat geschrieben:Denn es ist nicht sonderlich förderlich in solche Zustände zu rasseln...
Warum eigentlich???
vallée hat geschrieben: mir geht/ging es so, wobei ich dann nicht mehr frei denken konnte. Meine Gedanken kreisten um ein und das selbe, meist eine Frage die ich stellen wollte, etwas das ich sagen wollte und mich nicht traute. Und dann war ich in mir gefangen. Und es gab auch keine andere Alternative mehr in meinem Kopf. ich habe mich eigentlich normal gefühlt (...) Oder aber meine Wahrnehmung war verzerrt. Schwindel, Sehstörung
Das könnte ich 1:1 so unterschreiben! Wäre nur nie auf "Dissoziation" als Erklärung gekommen.
Für Dich scheint das klar zu sein?
vallée hat geschrieben:Ich hab die Dissoziation an sich aber nie als belastend empfunden.
Echt nicht??!
Ich empfinde diesen Zustand als ganz furchtbar!! Ich habe dann keine wirkliche Kontrolle mehr über mich, was für mich einfach schlimm ist...
Terrierlein hat geschrieben:Ich sitze angespannt auf meinem Sessel - spüre meine Muskeln zittern (...) Meine Konzentration ist im Eimer und ich kann nur schwer meinem Therapeuten zuhören. (...)
Für mich ist sowas ziemlich schlimm (...)....ich kann mich daher auch nicht wirklich darüber äussern und erklären was grad los ist (nur so oberflächlich) - komme mir auch ziemlich doof dabei vor.
JA!!! So empfinde ich das auch!!!

Ich hätte nur nie und nimmer gedacht, dass sowas zu Dissoziationen zählt...
Und ich denke immer wieder, dass ich es verhindern könnte, mit ziemlich viel Disziplin und Selbstkontrille, im "Hier und Jetzt" zu bleiben.
Es ist sehr anstrengend, aber ich merke, dass ich das kann.
Kennt Ihr das??
Sind das dann überhaupt Dissoziationen, wenn man meint, es irgendwie beeinflussen/kontrollieren zu können??

Ach herrje, ich stelle komplizierte Fragen. Sorry. Aber ich würd so gern dahinter steigen. Und Ihr seid so kompentent!

Liebe Grüße!!
Wahrlich, keiner ist weise, der nicht das Dunkel kennt. Hermann Hesse

Benutzeravatar

Woman
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 52
Beiträge: 307

Beitrag Fr., 15.04.2011, 23:44

Sind das dann überhaupt Dissoziationen, wenn man meint, es irgendwie beeinflussen/kontrollieren zu können??
Mir ist es einmal passiert, dass ich 'abgedriftet' bin. Ich hörte
nicht mehr, was mein T. sagte und es fühlte sich so an, als
säße ich neben mir und würde mich beobachten. Mein. T. hat
nichts gemerkt, außer dass ich nicht konzentriert war, und hat
mir später bestätigt, dass ich völlig normal funktioniert und sogar
geantwortet hätte. Ob es sich dabei um Dissoziationen handelte,
weiß ich nicht. Mir fehlten jedenfalls einige Minuten.
Und seit jeher war es so, daß die Liebe erst in der Stunde der Trennung ihre eigene Tiefe erkennt.

Benutzeravatar

autumnflower
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 80
Beiträge: 358

Beitrag Sa., 16.04.2011, 00:14

~confianza~ hat geschrieben:Ich habe mich die ganze Stunde über wie "benommen" und "verschwommen" gefühlt... Als würde ich auf Eiern gehen... Wir haben zwar geredet, aber es war wie, als wenn ich gar nicht so richtig präsent war... als wenn das alles nur auf der Oberfläche prasselt... mich gar nicht richtig (be)trifft.
Ich war so "unkonzentriert" und mußte ständig darauf achten, nicht abzudriften. Durchgehend.
Irgendwann sagte meine Th. auch zu mir, dass ich jetzt "irgendwo da hinten im Nebel sei" und "Hallo??!"...
Ich finde das so befremdlich und BESCHÄMEND... Wenn ich das alles hier so lese, dann scheint das ja wirklich dissozziieren zu sein???
Klingt für mich schon sehr nach Dissoziationen, aber das erlebt auch jeder anders. Für mich war hilfreich, zu verstehen, was in diesen Momenten eigentlich passiert, dass es nichts Schlimmes ist und dass es kommt und geht. Seitdem ich das einordnen kann macht es mir auch keine Angst mehr und ich lege auch keine Disziplin an den Tag. Unangenehm muss es Dir wirklich nicht sein, ich habe sogar gelesen, dass fast jeder Mensch einmal im Leben dissoziiert, in einer schwächeren Variante.
Ich empfinde diesen Zustand als ganz furchtbar!! Ich habe dann keine wirkliche Kontrolle mehr über mich, was für mich einfach schlimm ist...
Bist Du sehr auf Kontrolle bedacht? Ich frage, weil es bei mir scheinbar um Kontrollverlust geht. Je mehr ich mich bemühte, dieses Gefühl loszuwerden, desto weniger erfolgreich war ich.
Und ich denke immer wieder, dass ich es verhindern könnte, mit ziemlich viel Disziplin und Selbstkontrille, im "Hier und Jetzt" zu bleiben.
Du solltest Dich nicht unter Druck setzen. Leichter gesagt als getan, ich weiss. Alternativ könntest Du Dir notieren, wann es passiert, in welcher Situation, bei bestimmten Themen, mit bestimmten Menschen, o.ä.

Ich möchte das bei Dir aber gar nicht so auf Ängste schieben, weil ich das nicht einschätzen kann, wichtig ist nur, dass Du Dir deshalb nicht so grosse Sorgen machst und sie als Schutzmechanismus verstehst.


montagne
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 4600

Beitrag Sa., 16.04.2011, 14:25

Das könnte ich 1:1 so unterschreiben! Wäre nur nie auf "Dissoziation" als Erklärung gekommen.
Für Dich scheint das klar zu sein?
Ja. Wie stern schrieb ist es ja ein fließendes Phänomen. Nicht immer nur krankhaft. Auch Konversionsstörung oder dissoziative motorische Störungen sind Dissoziationen. Im harmlosen Fall Toilettendrang, Übelkeit, Schweißausbruch vor einer Prüfung. Zittern der Stimme oder der Hände vor einer Prüfung, vor einem Vorstellungsterminen.

Ich mache schon länger Therapie, ich hatte am Anfang oft dissoziative Symptome, auch außerhalb der Therapie derealisation, sowas. Das meiste hat sich auf ein Normalmaß reduziert. Und das Normalmaß ist halt, ich renne immer noch vor der Therapie zum Klo und manchmal ist mir auch flau im Magen oder im Kopf.

Psychosomatzische Schmerzen sind auch dissoziative Symptome, Konversionsstörung halt. Alles in allem kein ungewöhnliches Phänomen.

Echt nicht??!
Ich empfinde diesen Zustand als ganz furchtbar!! Ich habe dann keine wirkliche Kontrolle mehr über mich, was für mich einfach schlimm ist...
Ich fand es anfangs erschreckend. Einige Male ist es passiert, dass der Raum sich bewegte oder das der Raum sich ausdehnte und die Therapeutin plötzlich sehr weit weg war, wie in einem großen Saal.
Ich habe ziemlich schnell mitbekommen welche Gefühle dahinter stehen, was es ist, was ich nicht aushlaten kann. und als ich diese Gefühle dann fühlen musste, dachte ich so einige Male.. nö.. Dissoziation ist besser.

Ich bin gerade in der Therapie auch ein totaler Kontrollfreak. Okay, vllt. war. Aber ich habe irgendwann auch gespürt wie arg mühseelig, kraftraubend und unlebendig das ist. Immer den Emotionsausdruck herunterregulieren. Stille Tränen weinen. Obwohl ich lieber laut schluchtsen will, die Brille absetzen will und mir mit dem Ärmel im Gesicht reiben.
Die Dissoziation war oft das was ich unbewusst wollte. Denn die Gefühle aushalten und zeigen wollte ich ja schon bewusst nicht. Und wenn man das nicht will, wie soll es anders gehen?

Ich habe nie direkt gegen die Dissoziationen gekämpft, fands halt auch nie schlimm. Das einzige was ich unangenehm finde ist, wenn meine Therapeutin mich dann ansprach, so laut und bäh.. nöö... doof.
Aber in dem maße, wie ich vertrauen zu ihr aufbauen konnte und vor allem zu mir und meinen kräften. In dem Maße, wie ich spürte, diese Emotionen zu zeigen wird mich nicht umbringen, auch dann nicht, wenn sie da nicht so drauf reagiert, wie ich es mir wünsche. In dem Maße ließen die Dissoziationen nach.

In der vergangenen Stunde ist es mir wieder passiert, nach sehr langer Zeit wieder. Es war ein so schweres Thema und mein Kopfkino ging wieder an, dass sie meinen würde, ich wäre Schuld daran. Und weg war ich. In meiner Welt. Nicht mehr da mit ihr zusammen, sondern ich alleine. Sehr angespannt und doch irgendwie ruhig und gelassen.
Irgendwann hat sie mich dann eben doch angesprochen, sehr laut kam es mir wieder vor. Ich hab es gespürt, wie ich das nicht wollte wieder zurück kommen und mich der Realität stellen. Und so hat sie mich noch ein zweites Mal laut angesprochen und dann ging es. Dann spürte ich genug Sicherheit mich zu stellen, weil ich wusste, sie ist ja doch für mich da.

Äh lange rede, kurzer Sinn. Ich denke schon, dass man es irgendwo steuern kann. Heißt für mich aber nicht, das ich es zwingend/zwangshaft steuern muss.
amor fati

Benutzeravatar

~confianza~
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 33
Beiträge: 102

Beitrag Sa., 16.04.2011, 19:07

Danke, ich verstehe das nun immer besser...

Ich werde mal schauen, in welchen Situationen das so ist.
Ich glaube, bisher war es hauptsächlich so, wenn ich das Gefühl hatte, meine Th. verändert sich irgendwie, wird anders als sonst. Zumindest meinem Eindruck nach. So wie am Montag, als sie nichts sagte zu Beginn und da saß und "wartete"...oder als ich mal das Gefühl hatte, dass sie sich "ganz gerade" hinsetzte und mir plötzlich strenger vorkam.

Ja, ich bin leider sehr auf Kontrolle bedacht. Daher empfinde ich das auch nicht als angenehm.
Schlimmer ist aber die Scham...dass mich meine Th. jetzt "so" mitbekommt, so komisch.. Was ja eigentlich gut ist, je mehr sie von mir mitbekommt. Aber ich habe immer Angst, "zu gestört" zu sein.

Ach Mist, mir gehen hunderttausend Gedanken durch den Kopf, meine Th. ist jetzt im Urlaub. Ich finde das so schrecklich und fühle mich so traurig. Und gleichzeitig bin ich so geschockt, dass ich so abhängig bin. Aber das gehört wohl in einen anderen Thread.
Wahrlich, keiner ist weise, der nicht das Dunkel kennt. Hermann Hesse

Benutzeravatar

~confianza~
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 33
Beiträge: 102

Beitrag Do., 05.05.2011, 22:01

Oh mann...

Heute war es schon wieder so, dass ich irgendwie nicht mehr antworten konnte.
Ich habe das Gefühl, eine kurze Chance zu haben - und dann ist der Punkt irgendwie überschritten, dann geht nix mehr.
Habe mich "abwesend" gefühlt, irgendwie ganz unerreichbar...
Und wäre am liebsten gegangen... konnte auf die Fragen der Th. irgendwie dann nicht antworten und habe auch nur teilweise mitbekommen, was sie dann alles sagte.
Mein ganzer Körper fing an zu zittern und ich war anscheinend total verkrampft. Sie meinte später, dass ich sehr erschöpft aussehen würde - und so habe ich mich auch gefühlt, als wenn ich einen Marathon gelaufen wäre. Mir tat beim Gehen alles weh.
Mir macht das Angst!!!
Sie hat zwar versucht, irgendwie wieder Normalität herzustellen, bevor ich gegangen bin - aber es ging irgendwie nicht so richtig.
Sie kann das ja auch nicht stundenlang machen. Aber es war komisch, so aus der Stunde zu gehen, in diesem "Zustand".
Ich habe mich den ganzen Abend komisch und wie "neben der Spur" gefühlt.
Ich habe Angst, dass es nochmal passiert.
Es fühlt sich furchtbar an und ich weiß eigentlich gar nicht, was dann mit mir geschieht!!!!!
Wahrlich, keiner ist weise, der nicht das Dunkel kennt. Hermann Hesse

Benutzeravatar

~confianza~
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 33
Beiträge: 102

Beitrag Sa., 07.05.2011, 15:16

Schade, dass niemand etwas dazu schreibt. Aber was auch? Ich habe ja gar keine Frage formuliert.
Es ist nur so, dass ich mich seitdem deprimiert fühle und mich frage, wie/ob man das verhindern kann oder wie man wieder zu "Normalität" kommen kann?
Mich ärgert das im Nachhinein, dass ich nicht mehr das ansprechen konnte, was ich eigentlich wollte und gleichzeitig schäme ich mich so und ich habe Angst, dass dies noch häufiger geschieht.
Keine Ahnung, wie ich dieses Chaos meiner Th. mitteilen soll...
Wahrlich, keiner ist weise, der nicht das Dunkel kennt. Hermann Hesse

Benutzeravatar

sofa-held
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 40
Beiträge: 2305

Beitrag Fr., 20.05.2011, 23:39

@montagne
montagne (vallée) hat geschrieben:Die Dissoziation war oft das was ich unbewusst wollte. Denn die Gefühle aushalten und zeigen wollte ich ja schon bewusst nicht.
Meine Thera hat mir das auch mal so erklärt. Sie hat sich anders ausgedrückt. Der Körper ist das Ventil, durch den sich der Druck aus dem Unbewußten entlädt. Ich hatte immer wieder mit Zittern und Schwindel zu tun. Den Schwindelzustand bekomme ich heue noch ziemlich oft.

Deine Erklärungen, ex-vallee, sind sehr erhellend. Ich habe in letzter Zeit gar nicht mehr die Thera gefragt, weil ich es abgehakt hatte, mental. Und ich habe diese Zustände auch mehr als Panik interpretiert. Eine Panik ohne konkrete Angstgedanken. Nur vielleicht, wenn ich irgendwr gehe, dass ich das Gefühl habe hinzufallen. Und das widerum erzeugt Angst.

Diesen Begriff der Dissoziation habe ich früher nicht so wichtig gefunden. Ich dachte, das wäre eine ganz schwere Störung mit Abspaltung von Bewußtseinsanteilen... Laut deinen Beschreibungen nimmst du auch den WC-Gang vor der Sitzung mit dazu. Nicht wirklich, oder. Das ist doch "nur" eine Nervosität, oder auch sinnvoll...
Wie auch immer, ich konnte mit dem Text echt was anfangen.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag