Absichtlich mit HIV infizieren

Hier können Sie sich über Belastungen durch eigene oder fremde schwere Erkrankungen, aber auch den Umgang mit Tod und Trauer austauschen.
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candle
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Beitrag So., 23.08.2009, 19:39

Hallo nochmal!
Ich folge sofa's Verdacht, wollte mich aber nicht wieder als "schlauer" hier erweisen, was ja auch immer Wellen nach sich zieht. Woran ich es merke? An dem zweiten Beitrag wo Verfasser selber schon Antworten gibt.
Ich habe schon Menschen an Aids sterben sehen, aber das ist lange her, und die Überlebensprognosen sind deutlich besser als früher. Inzwischen spricht man meines Wissens schon von "Langzeitüberlebenden", die über 10 jahre infiziert sind, aber Aids niemals ausgebrochen ist.
Devastator hat geschrieben:Auch in Österreich erfüllt es den Tatbestand einer schweren Körperverletzung, wenn man davon weiß, aber ich habe nicht unabsichtlich das Wort Freund unterstrichen und fett geschrieben.
Das ist ja nun einfach Fakt und weiß eben nicht, warum Du Dich als Freund jetzt hier zitierst. Das tut ja erstmal nichts zur Sache?
Das zweite Problem ist das, daß er sich nicht behandeln lassen will,
Das ist dann wieder sein Problem. Ich kann Dir aber sagen, dass ich keinem wünsche so dahinzusiechen.
aber man hat doch auch soetwas wie Symptome nach einer Ansteckung, oder?
Nein. Erstmal trägt man das Virus völlig symptomfei mit sich rum. Erst wenn die Krankheit ausbricht, folgen die Symptome.
Demnach müsste sein One Night Stand zumindest von ihrer Infektion etwas geahnt haben, und hat ihn trotzdem in Gefahr gebracht.
Das kann man nun schwerlich nachweisen. Erstmal hat er sich selber in Gefahr gebracht. Aids ist ja nun jahrelang bekannt. Überall hängen Schilder mit Aidswerbung von TV- Werbung ganz zu schweigen. Also trifft einen da schon eine Eigenschuld dran. Ich weiß ja nicht, was sich Menschen dabei denken ungeschützt mit vielen in die Kiste zu springen?
versteht jemand meine Zwickmühle?
Nein,welche soll denn das sein?

HIV positiv zu sein, ist nun nicht zwangsläufig eine Todesstrafe... also bitte nicht gleich Panik schieben, sondern sich erstmal über die Erkrankung erkundigen. Das ist das einzig sinnvolle jetzt.

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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Devastator
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Beitrag Mo., 24.08.2009, 08:26

Ich habe den gesamten gestrigen Tag mit ihm verbracht und verstehe nun, worum es ihn geht.
frozen rabbit, ich schreibe es geradeaus: würde er ins Gefängnis gehen, würde er sich wahrscheinlich vom Leben noch ungerechter behandelt fühlen, und dann ist es aus mit dem Schutz für die Gesellschaft und das mit sofortiger Wirkung nach seiner Entlassung! Das ist keine Option, und außerdem widerspricht das meinem Verständnis von Gerechtigkeit, wenn Gott schon so ungerecht ist, sollte niemand, dessen Leben verkürzt wurde, ein Teil seiner verbleibenden Zeit auf Erden in Gefangenschaft verbringen. Er hat nichts mehr zu verlieren, außer vielleicht seine Freiheit, bitte immer bedenken. Wäre er Serienräuber, würde ich ihn auch nicht anzeigen, sofern er keine Armen ausraubt, aber ich würde mit ihm reden, dass er damit aufhört, aber auch nur, weil er mein bester Freund ist und ich ihn nicht im Gefängnis sehen will. Niemand hat es verdient mit HIV infiziert zu werden, doch er wurde auch infiziert, und er vertritt die Einstellung, was ihm angetan wurde, soll auch anderen angetan werden, aber es gibt auch eine gute Nachricht, zu der ich später kommen will. Ich bin selbst ein sehr einsamer Mensch ohne familären Kontakt. Falls er an eines meiner Familienmitglieder kommen würde, würde ich es wahrscheinlich nie erfahren, weil meine Familie nichts mit mir zu tun haben will. Seine HIV-Infektion dem Gesundheitsamt zu melden, hätte böse Folgen (gehabt): er würde sich diskriminert fühlen und dann zuckt er garantiert aus. Ich denke übrigens auch, dass HIV-Infizierte von der Gesellschaft diskriminert werden, obwohl sich der eine oder andere Nicht-Infizierte am 01.12. ein Red Ribbon ansteckt! Einerseits wird ihnen Mut gemacht, indem man versucht zu bedenken zu geben, daß es kein Todesurteil ist, und man viele Jahre damit leben kann, aber haben will es niemand, weil sie alle panische Angst haben, was natürlich an dem Mut machen zweifeln lässt! Ich verstehe das ungemein gut, obwohl ich HIV negativ bin.
Wer oder was ist TH und TE, sofa?
Und candle, ich habe mich auch vorher schlau gemacht. Das Virus wurde zuerst 1983 erkannt und es gibt Menschen, die noch heute, also über 25 Jahre damit leben. Bei denen ist AIDS auch noch nicht ausgebrochen, was man an der Anzahl der CD4-Helferzellen im Blut festmacht.
Es tut sehr viel zur Sache, ob jemand mein Freund ist oder nicht, denn jemand anderen würde ich nicht in vielerlei positiver Hinsicht kennen, sondern nur das Verbrechen sehen, und ev. wirklich dem Gesundheitsamt etwas melden. Und ich will dich berichtigen: mein Freund hatte zwei Wochen nach dem Sexualverkehr mit dieser (noch) unbekannten Frau Symptome wie Fieber, Niedergeschlagenheit, Flecken am ganzen Körper und sogar angeschwollene Lymphknoten am Hals!!! Er hat es versteckt, aber gestern hat er mir gesagt, er hat diese Symptome gehabt. Alles ist wieder verschwunden, aber es sind deutliche Anzeichen des HIV-Anfangsstadiums, weil bzw wenn sich das Virus explosionsartig im Körper ausbreitet bzw vermehrt! Deine nächste Äußerung finde ich diskriminerend. Kein Mensch verdient es aufgrund Unachtsamkeit zu sterben, sonst könnten wir gleich sagen: die verdammten Drogensüchtigen und die verdammten Menschen, die ungeschützten Verkehr haben - selbst schuld, wenn sie kein Kondom benutzen und/oder Nadeln gemeinsam verwenden, wir haben nicht umsonst millionenteure Aufklärungskampagnen gestartet - lassen wir sie für ihre Unachtsamkeit krepieren. Das ist das erste und häufigste Argument, das zwar richtig ist, aber an Unmenschlichkeit erinnert. Und jetzt kommt das Ende: wir waren gestern bei der Polizei und haben Anzeige gegen Unbekannt erstattet, und ich bin sehr guter Hoffnung, daß wir diese Frau ausfindig machen können. Hat sie von der Infektion gewusst, hoffe ich auf unser Rechtssystem, weil ich der Meinung bin, er würde von seinem Vorhaben abweichen, wenn die Frau dafür bestraft werden würde. Kommt nichts dabei raus, kann ich nichts mehr tun, denn selbst wenn ich ihn wegen seines Vorhabens anzeigen würde, würde er nicht rund um die Uhr bewacht werden. Was weiß ich, was der Mensch in der Nacht macht? (Mit völlig fremden Frauen schlafen zum Beispiel, was ich nie geahnt hätte, aber soll doch jeder machen was er will, so meine ich das nicht).
Er selbst ist jetzt quasi registriert und wird sich sogar in Behandlung begeben, was mich ungemein stolz macht. Meine Bitte an jeden, der dieses Thema liest, ist es, immer darauf zu achten, daß ihr niemanden mit HIV diskriminiert, weil das ganz wichtig ist. Jeden kann es treffen, auch wenn ihr darauf achtet, daß es euch nicht trifft. Es gibt Leute, die haben nichts mehr zu verlieren bzw glauben, daß sie nichts mehr zu verlieren haben. Das hat jetzt sein müssen. Danke für die Gedankenstützen! Es hat mir sehr geholfen, auch wenn ich nicht das getan habe, was mir hier angeraten wurde. Manchmal muss man seine Optionen genau kennen, um sich dafür oder dagegen zu entscheiden.
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richie
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Beitrag Mo., 24.08.2009, 10:28

hi!
wenn Gott schon so ungerecht ist
sorry aber lass gott da aus dem spiel.

er hatte mit einer unbekannten ungeschützten sex.

das hat jetzt nichts mit diskriminieren zu tun oder nicht aber er war unvorsichtig und hatte leider pech.

bei gott kann er sich beklagen wenn er als nichtraucher plötzlich an lungenkrebs erkrankt...
und er vertritt die Einstellung, was ihm angetan wurde, soll auch anderen angetan werden
aha.

am besten wäre er sucht rat und hilfe bei selbst infizierten.

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candle
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Beitrag Mo., 24.08.2009, 10:44

Hallo Devastator!
Deine Aussagen sind teilweise sehr widersprüchlich. Aber es klingt auch Verzeiflung durch. Ob Du nun selber betroffen bist oder ein Freund von Dir, liegt in jedem Falle ein schwerer Weg vor Dir- zumal, wenn die Krankheit schon zum Ausbruch gekommen ist.
gib-aids-keine-chance hat geschrieben:Inkubationszeit
Inkubationszeit ist die Zeit zwischen einer Ansteckung und dem Ausbruch der Krankheit. In dieser Zeit ist man infektiös, kann also die Krankheit weitergeben. Bei einer Ansteckung mit HIV kann die Inkubationszeit bis zum Ausbruch von Aids viele Jahre betragen, bei anderen Krankheiten, z.B. Grippe, nur wenige Tage.
Das er jetzt schon Symptome aufweist, brachte mich irgendwie auf den Gedanken, dass er das Aidsvirus schon länger in sich trägt da die Inkubationszeit nicht wie bei einer Grippe innerhalb von wenigen Tagen läuft. Möglicherweise ist die beschriebene Frau gar nicht "Schuld", sondern Ihr solltet nochmal die Historie durchforsten. Möglicherweise hat er dann schon andere angesteckt.

Du solltest Dich nun informieren wie es ist einen Aidskranken zu begleiten. Hast Du keine Ängste? Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass es die Welt von Betroffenen wie auch Familienmitgliedern völlig auf den Kopf stellt. Ich hoffe, dass Du es schaffst, Dich nicht selber von Deinem Freund zu trennen und ihn auszugrenzen. Dazu braucht man Information. Also lese Dich nochmal durch die einschlägigen Seiten.

candle
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Devastator
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Beitrag Mo., 24.08.2009, 12:05

richie hat geschrieben:sorry aber lass gott da aus dem spiel.
Sorry, das kann ich nicht. Gott hat laut meinem Glauben das Universum erschaffen, HIV dürfte Bestandteil dieses Schöpfungsgeschehens gewesen sein und trägt damit die Urschuld, obwohl er uns Menschen mit einem freien Willen ausgestattet hat. Gott ist der Ursprund vieler übler Dinge und dafür hasse ich ihn. Egal, das ist nicht meine primäre Sorge im Moment und für meine religiöse Ansichten wollte ich dieses Thema nun wirklich nicht missbrauchen. Und ja, er sollte Rat bei Infizierten suchen, ev. an einer Selbsthilfegruppe teilnehmen, weil man solchen Leuten mehr glaubt, als jemandem, der nichts damit zu tun hat. Vielleicht können die ihm mehr Mut machen, als ich es kann.

candle, meine Aussagen sind extrem widersprüchlich, und wenn du meinst, ich würde selbst Hilfe benötigen, liegst du durchaus richtig. Ich habe es mir jetzt zur Aufgabe gemacht jemandem das Leben als sinnvoll zu verkaufen, obwohl ich mein eigenes Leben als sinnlos erachte.
candle, ich weiß jetzt nicht wie lange es gebraucht hat, bis er Symptome entwickelt hat. Er hat gesagt, wenige Tage nach dem Kontakt mit dieser unbekannten Frau. Davor hatte er eine feste, gesunde Freundin und ist angeblich immer treu geblieben. Ich habe mein Wissen auch nur aus einschlägigen Seiten, aber es ist ein Besuch im Aidshilfehaus in Wien geplant. Das ist noch die näheste Stelle.
candle hat geschrieben:Möglicherweise hat er dann schon andere angesteckt.
Das glaube ich nicht, kann aber selbst das nicht mit Sicherheit sagen. Seine Ex hat jedenfalls bereits ebenfalls einen PCR-Test gemacht der negativ befunden wurde.
candle hat geschrieben:Hast Du keine Ängste?
Ich bin voller Angst und Ungewissheit.
candle hat geschrieben:Ich hoffe, dass Du es schaffst, Dich nicht selber von Deinem Freund zu trennen und ihn auszugrenzen.
Ich habe die Ausgrenzung der Gesellschaft schon am eigenen Leib erlebt, und ich werde mit bester Kraft zu ihm stehen. Bis zum bitteren Ende. Wenn man schon andere kritisiert, sollte man es selber besser machen können.
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Elfchen
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Beitrag Mo., 24.08.2009, 12:24

Lieber Devastator

Ich finde es sehr schön, dass du ein so gutes Gespräch mit deinem Freund hattest und er auch davon profitieren konnte und jetzt für sich neue Perspektiven sieht.

Er kann sich glücklich schätzen, einen Freund wie dich zu haben! Ich bin mir sicher, dass sich Wege auftun werden und ihr lernt, mit den Ängsten umzugehen. Nur schon die Tatsache, dass ihr zu zweit seid, macht stark.

Ich wünsche euch alles, alles Gute und dass dein Freund möglichst lange gesund und symptomfrei bleibt!

glg
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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Devastator
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Beitrag Do., 27.08.2009, 19:05

Oh Mann, die letzten Tage waren der blanke Horror für meinen Freund und mich. Diese mysteriöse Frau ist schnell ausgeforscht worden, doch es kann jetzt schon mit guter Sicherheit gesagt werden, daß sie nicht HIV-positiv ist. Er dürfte mich angelogen haben, aber es tut nichts zur Sache, wie und wo er sich angesteckt hat. Die Typen im Aidshilfehaus waren keine Hilfe, und auch ich konnte ihn nicht besänftigen (er hat pure Angst), und jetzt ist er in der Nervenheilanstalt untergebracht, wegen akuter Selbstmordgefahr. Es ist die volle Härte. Wer glaubt, so eine Infektion betrifft nicht die Anghörigen, irrt sich massiv. Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll, aber es wurmt mich, daß ich ihn nicht jeden Tag besuchen kommen kann, wegen der großen Entfernung zur Psychiatrie. Ich bekomme Angst, wenn ich bedenke, was noch vor uns steht, und ich spüre, wie es mir jetzt schon zu viel wird, sodaß ich Leute, die sich abschotten gut verstehen kann, aber was soll ich machen? Ich kenne ihn seit über 20 Jahren und da wäre es mehr als scheiße von mir, wenn ich mich abschotten würde.
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mitsuko
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Beitrag Do., 27.08.2009, 22:42

Hallo devastator,
ich denke, dass unter den gegebenen Umständen die Psychiatrie wahrscheinlich erstmal der beste Ort für deinen Freund ist. Wie kam es denn dazu, dass er dort hingekommen ist?
Liebe Grüße
mitsuko

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Devastator
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Beitrag Fr., 28.08.2009, 07:36

Der Besuch im Aidshilfehaus war keine gute Idee. Es gab mehrere Leute dort, die ziemlich krank aussahen, was ihn dazu überleiten ließ, daß er auch eines Tages so aussehen würde. Dann hat es noch ein Gespräch gegeben, bei dem ich nicht dabei war, weil ich draußen gewartet habe, aber er kam wutentbrannt zurück, und hat nur gesagt, wir sollen sofort diesen Ort verlassen. Auf der Straße hat er dann zu weinen begonnen, und gemeint, es wäre besser, wenn er sich gleich das Leben nehmen würde. Daraufhinhabe ich ihn davon überzeugen müssen, daß es genug Leute gibt, die schon seit mindestens 17 Jahren (siehe Magic Johnson) mit HIV leben, ohne daß es zu AIDS gekommen ist, was zwar geholfen hat, nur hat er gemeint, die Ausgrenzung durch die Gesellschaft, die Nebenwirkungen der Medikamente, die Tatsache, daß er keine Kinder bekommen könne und nie wieder ungeschützten Geschlechtsverkehr haben könne, würde auf ein bedeutungsloses Leben hinweisen usw. Ich habe professionelle Hilfe vorgeschlagen, weil ich überfordert war, denn so viel Sinn sehe ich selbst im Leben nicht. Er hat dann ein Telefonat mit einer Seelsorgerin geführt, die ihn dann den Vorschlag gemacht hat, sich bei zunehmender Depression an einen psychiatrischen Notdienst zu wenden. Dort waren wir dann, und die haben ihn mit der Rettung abholen lassen. Es war der furchtbarste Tag in meinem Leben seit langer Zeit, aber heute geht es mir wieder besser. Ich weiß nicht, was helfen wird, aber eines weiß ich: ihm zu sagen, daß er selbst an allem schuld ist und gefälligst mit den Konsequenzen leben soll, würde zur großen Katastrophe führen, und so kämpfe ich im Moment in mir gegen alle Leute, die ich überhaupt nicht kenne, aber eine solche verachtende Einstellung vertreten. Gut, die haben es leichter: es ist nicht deren bester Freund seit über zwanzig Jahren, der eine Vorbildwirkung gehabt hat, und der einen immer noch am besten versteht, in einer Welt, in der mich noch nie jemand richtig verstanden hat.
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mitsuko
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Beitrag Fr., 28.08.2009, 21:16

Weißt du, ich glaube, dass du in dir gar nicht so sehr gegen all die Leute kämpfst, die du überhaupt nicht kennst, sondern eher gegen dich selbst, weil du vielleicht bisher eine ähnliche Sichtweise wie diese Leute hattest und es nur niemanden betroffen hatte, den du kanntest. Ansonsten wäre es dir egal, was irgendwelchen anonymen Leute denken. Das ist nämlich auch vollkommen egal, zumal es genug Leute gibt, die keineswegs so etwas denken.
Meine Meinung ist, dass diese Sichtweise nicht okay ist. Natürlich ist es ein Fehler ungeschützen GV zu haben, ja klar. Menschen machen nunmal Fehler. Die allermeisten Menschen in unseren Gefilden, die speziell diesen Fehler irgendwann mal machen, und davon gibt es natürlich sehr viele, infizieren sich dabei nicht. Sie haben Glück und einige andere haben Pech. Das ist eine schreckliche Tragödie für diese Infizierten. HIV ist keine Strafe für ein schreckliches Vergehen, sondern Folge einer Unterlassung mit einer Konsequenz die in keinem Verhältnis zum 'Vergehen' steht. Von Schuld würde ich in dem Zusammenhang gar nicht sprechen.

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Devastator
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Beitrag Mo., 21.09.2009, 18:48

mitsuko, ich kenne niemanden, der so denkt, und diese Leute sind bislang Produkt meiner Fantasie, aber es gibt diese Leute sicherlich, also argumentiere ich so, und sie sollten mir nicht persönlich begegnen, weil ich in Zukunft mit Gewaltanwendung reagieren werde, wenn ich auch nur ein falsches Wort höre, was dieses Thema angeht. richie hier hätte sich von mir schon mal eine gefangen. Zuerst sind einmal die Leute vom Aidshilfehaus, die auf mich einen inkompetenten Eindruck gemacht haben, aber was soll man sich von jemanden erwarten, der eine Werbekampagne ins Leben gerufen hat, wo der HIV-Infizierte als Skorpion dargestellt wird? Ich meine, wollen die helfen oder diskriminieren? Allerdings muss man soetwas auch verteidigen, denn die Menschen sind dumm, und wie erreicht man möglichst viele Menschen? Mit dummen, einprägenden Werbekampagnen, die jeder Trottel versteht. Weiters glaube ich, genauso skrupellos wie Gott sein zu müssen, denn mein Freund ist ungeheilt aus der Psychiatrie entlassen worden, und hat auch schon eine neue Freundin - er verfolgt sein Ziel also mit Nachdruck. Wenn ich nun denke, was ich aufführen müsste, um das Interesse einer Frau für mich zu gewinnen (ganze Persönlichkeit ändern), können sich die Frauen, die nur aufs Aussehen schauen (mein Kumpel ist ziemlich attraktiv) sich von mir aus auch mit einem tödlichen Virus anstecken. Soll ich die beschützen? Gott wird HIV erfunden haben, weil er uns Menschen für unsere "Promiskuität" oder man kann es auch "Herumhurerei" nennen, bestrafen will. (Hoffentlich nimmt er einmal Menschengestalt an, denn dann jage ich ihn bis ans Ende der Welt und bringe ihn persönlich um). Ich würde es genauso sehen wie du, wenn ich nicht Gott hassen würde, und sehr wohl an seine Hand, die da im Spiel ist, glauben würde. HIV ist keine Strafe für ein schreckliches Vergehen, sondern Folge einer Unterlassung mit einer Konsequenz die in keinem Verhältnis zum Vergehen steht. Besser kann man es nicht ausdrücken. Ich glaube, ich werde mich so entscheiden, dass ich ihn bis zum bitteren Ende begleiten werde, aber mehr auch nicht mehr. Wie und wo er sich infiziert hat, bleibt sein Geheimnis, und ich sollte da nicht bohren; es geht mich nichts an, genausowenig, was er in seiner Freizeit tut. Tausend Menschenleben für ihn, denn niemand hat mich so verstanden wie er, und zu mir gehalten, und für mich gesprochen, und mich verteidigt, in schweren Zeiten, in einer feindlich gesinnten Welt.
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candle
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Beitrag Mo., 21.09.2009, 20:56

Gott hat das sicher nicht erfunden... recherchier das mal.

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Beitrag Mo., 21.09.2009, 21:23

Er hat es den afrikanischen Affen ins Blut geschmuggelt. Der kann das. Er könnte auch das Leid der Welt mit einem Schlag beenden, doch er macht es nicht, weil er uns testen will, wie gut wir uns in einer schlechten Welt erweisen, um am Ende in sein beschissenes Himmelsreich aufgenommen zu werden, wo sie den ganzen Tag Ambrosia saufen und Weintrauben fressen, und wir Menschen so einem furchtbaren Wesen die Füße küssen müssen, für all das Leid, was er uns angetan hat, und weil er uns unsere Sünden vergeben hat, die es gar nicht geben würde, wenn er die beschissene Idee das Leben zu erschaffen, nie gehabt hätte. Gott ist für mich das allergrößte Schwein, das es je gegeben hat, und ich werde niemals aufhören seinen Namen in den Dreck zu ziehen, weil er genau dorthin gehört!
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Beitrag Mo., 21.09.2009, 21:25

Oh je... ich habe ja doch etwas Erfahrung im Umgang mit HIV- Positiven, aber auf so einen Käse will ich mich nicht einlassen.

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Beitrag Mo., 21.09.2009, 21:29

Auf so einen Käse? candle, dann darfst du den Menschen nichts hinwerfen, worauf sie antworten könnten, aber vielleicht erklärst du mir, was die Aussage "Gott hat das sicher nicht erfunden. Recherchier das mal" mit deinen Erfahrungswerten mit HIV-Infizierten zu tun hat. Aber vielleicht kennst du ja denjenigen, der HIV erfunden hat und willst mir hier seinen Namen nennen? Wenn du das nicht kannst, muss ich davon ausgehen, dass es Gott war, und wenn es aus dem Chaos entstanden ist, was wir alle Leben nennen, dann ist es genauso seine Schuld, die ich gerne "Urschuld" nenne. Ich hoffe, du bist keine gläubige Christin?
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