Oooh, jetzt sind mir hier doch einige beim Tippen zuvor gekommen, weil ich zwischendurch abgelenkt war, will meinen Beitrag aber dennoch absenden:
roxolana hat geschrieben:Was ist denn die richtige Motivation für ein Kind?
Naja, ich würde dazu sagen: Ein Kind ist ja im Endeffekt ein junger Mensch, der später einmal erwachsenen werden wird und sein Leben möglichst selbstbestimmt, frei, mit möglichst wenig Ängsten und Sorgen und mit möglichst vielen Ressourcen, um mit den Hoch´s und Tief´s, die es nun mal im Leben gibt, zurecht zu kommen, leben will.
Natürlich gibt es im Leben immer Situationen, die eine besondere Auseinandersetzung, besonders viel Kraft,...benötigen,...aber dieser Mensch wird es in seinem Leben einfacher haben, mit solchen Situationen/Schicksalsschlägen zurecht zu kommen, wenn er dieses schon von der Basis auf gelernt hat.
Als Kind ist man abhängig, abhängig von der Umwelt und vor allen Dingen von den Eltern,...also auch, in welches Umfeld es hineingeboren wird und welche Bewältigungsstrategien die Eltern haben, mit bestimmten Dingen zurecht zu kommen. Er lernt von seinen Eltern zunächst die Verhaltensweisen, es lernt und verinnerlicht zunächst das Bild von der Welt, in die es hineingeboren wird. Es macht nun mal etwas aus, ob man in einem Haus oder in einer 1,5-Zimmer-Wohnung aufwächst, es macht was aus, ob der Beruf der Eltern ein "Ah" und "Oh" bei den Gleichaltrigen bewirkt oder ein "Asi, Deine Eltern sind ja arbeitslos!", es macht was aus, ob man sich am Ende des Monats Sorge, um sein Geld machen muss oder nicht, es macht was aus, ob man mit den Mitschülern mitreden kann, wie toll der Urlaub in Spanien,...war oder ob man nur von Balkonien zu erzählen hat, es macht was aus, ob die eigenen Eltern ein offenes Ohr für einen haben (um Probleme zu lösen, brauchen Kinder ja auch das Gehör, die Unterstützung, das Vorbild eines Erwachsenen) oder mit ihren eigenen Sorgen und Nöten beschäftigt sind, es macht was aus, ob die Eltern sich streiten, weil das Kind insgeheim einmal zur Rettung der Beziehung geboren wurde (also in gewisser Hinsicht nicht seiner selbst wegen da ist, sondern mehr, auch wenn es sich hart anhört und nicht ausschließlich sein soll, als Mittel zum Zweck) oder ob die Eltern mit sich und ihrer Beziehung im Reinen und emotional nicht mit anderen Dingen beschäftigt waren, sondern auch wirklich offen und frei für das Kind waren (und sind),... .
...und an dieser Stelle kann man sich dann, bzw. sollte man sich fragen, unter welchen Bedingungen man sich selber gewünscht hat, aufzuwachsen und ob das eigene Gewissen und die Verantwortungsbereitschaft für die Grundsteinlegung des Lebens eines anderen Menschens ausreicht, um ein Kind in die Welt zu setzen,...oder ob man nicht, allein aus Rücksicht und Liebe zu diesem ungeborenen Wesen nicht doch lieber noch ein paar Jahre warten möchte, bis die Situation allein schon zu Gunsten dieses neuen Menschens gebessert hat...!
Ich behaupte nicht, dass Du alle diese negativen Varianten der Beispiele, die ich genannt habe, aufweist,...aber Du hast nach der richtigen Motivation für ein Kind gefragt und ich glaube, eine "richtige" Motivation für ein Kind ist es, über die Fähigkeit, die Zeit, die finanziellen und räumlichen Mittel, die Vorbildfunktion, die Bereitschaft auf Verzicht zu Gunsten des Kindes (also auch die eigenen Bedürfnisse zurückzustecken) und die Möglichkeit, die eigenen Probleme woanders, also nicht auf Kosten des Kindes zu lösen,... zu verfügen, so dass aus diesem Menschen einmal ein möglichst eigenständiger, freier Mensch wird und mit seinem Gewissen vereinbaren kann, das man das Beste für dieses Kind getan hat, was man tun konnte (ist jetzt ein etwas anderes Thema aber: manche Mütter geben im Übrigen auch ihre Kinder aus diesem Grunde ab, weil sie wissen, dass sie woanders einen besseren Start ins Leben bekommen können, als man es ihnen es selber bieten kann,...und in gewissem Maße ist das auch ein Handeln aus Liebe!).
So, dass also zu dem was ich unter "richtige Motivation für ein Kind" verstehe (natürlich mal abgesehen davon, dass man auch wirklich Kinder haben möchte...).
Wie gesagt, ich will nicht über Deine eigenen Fähigkeiten,...urteilen, sondern Dir das als Gedankenanregung mit auf dem Weg geben.
Ansonsten bin ich aber der gleichen Meinung, wie Deine Therapeutin und Dein Freund. Wenn Du noch ein paar Jahre wartest und vielleicht auch nochmal den Wunsch nach einem Kind mit Deiner Therapeutin,...bearbeitest, ist vermutlich auch die Chance größer, dass Du mehr mit Dir selber und Deiner Geschichte im Reinen bist und Deine eigene Geschichte sich nicht so sehr mit in Deine Beziehung zu Deinem Kind reinspielt.
Ich kenne Deine Geschichte nicht, aber Du wirst vermutlich selber wissen, was bestimmte Bedingungen in der Kindheit später für Auswirkungen haben können,... . Sonst wären wir vermutlich nicht hier (in Therapie bzw. in diesem Forum).