Hochsensibel (HSP)

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sine.nomine
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Beitrag Fr., 09.06.2017, 20:32

Mich stören fremde Geräusche auch, aber einmal mehr und einmal weniger, kommt drauf an. Ich höre zeitweise Fremdgeräusche dumpf, also viel lauter als sie sind, was aber auch physische Ursachen haben kann wenn der natürliche Lärmschutz eines Ohrs nachlässt.
Wenn andere wissen, du willst deine Ruhe haben, machen sie erst Recht laute Geräusche. Was besonders blöd ist. Ohropax oder Kopfhörer nehme ich nicht, weil ich dann eventuell etwas wichtiges nicht hören könnte.
Ich war das letzte Mal vor 13 Jahren im Urlaub und werde nie wieder Urlaub machen. Ich gehe auch in keine Lokale, höchstens McDrive. Öffis meide ich auch. Da sind wir uns eh sehr ähnlich.
Was uns nicht alles entgeht an Lebensqualität, wenn wir auf soviel verzichten müssen. Sicher verbittert man mit der Zeit, da verstehe ich dich gut.
Verklebst du deine Ohren wirklich mit Wachs? Oder meintest du Ohropax?

Also ich habe eine KK-finanzierte Psychotherapie bekommen, musste darauf "nur" 4 Monate lang warten. Dass bei dir die Firmen bzw Ämter noch nicht draufgekommen sind, dass Arbeit wegen deiner akustischen Überempfindlichkeit nicht möglich ist, scheint etwas schräg wenn man davon liest.
Ich konnte zum Schluss in meiner letzten Arbeit nicht mehr im Pausenraum essen, das Radio und die Leute dort waren für mich zu störend. Und auch alle lauteren Geräusche haben mich gestört, das war eine Katastrophe, menschlich unzumutbar aus meiner Sicht. Eigentlich bin ich doch nicht viel anders als du was akustische Überempfindlichkeit angeht.

In welche Reha will man Asperger-Betroffene denn stecken? Da gibt es ja nichts in Österreich, oder täusche ich mich? Für Schizoide gibt es nichts und ich zweifle daran, dass soetwas Sinn machen würde, also eine Reha speziell für Schizoide, wenn schon Psychotherapie im Normalfall bei der SPS nichts bringt.

Ich würde mich gerne weiter mit dir austauschen. Finde es interessant welche User es teilweise im PT-Forum gibt, wie ähnlich manche mir sind.

Ich fahre weg und schaue später wieder rein.

SG

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Waldschratin
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Beitrag Fr., 09.06.2017, 20:56

Enot hat geschrieben:waldschratin mir gefällt es sehr gut, dass du deine umwelt dran teilnehmen lässt, dass du HS bist. leute, die im beruf stehen, versuchen das meist zu überspielen. ich habe beruflich wieder einmal zweimal hintereinander versagt. ich sollte jetzt eigentlich depressiv sein.
Gut, dass du`s nicht bist! :thumbsup:
Mein Beruf war wie gemacht für ne HSlerin : Krankenschwester. Und das war ich mit Leib und Seele. Hab mir auch da so meine Nischen gesucht. Z.B. war einer meiner Schwerpunkte Sterbebegleitung. Wäre ich nicht krank geworden, hätte ich mir ne Stelle im Hospiz gesucht. Was mir auch lag : Wachkoma-Patienten und deren Angehörige. Oder Schwerkranke, die ja auch "hochsensibel" werden und alles intensiver erleben etc. Da ich "von Natur aus" sowas wie "langsamer" und "vorsichtiger" und einfach behutsamer mit den Patienten war, kam das diesen Patienten sehr entgegen. Und den Angehörigen auch, weil die merkten, ich verstehe da etwas, was andere gar nicht erst mitkriegen.
Enot hat geschrieben:ich denke, in anbetracht deiner körperlichen problematik lebst du auch mit besonderen einschränkungen. wir sind momentan in einer situation, in der wir niemandem das funktionieren vorspielen müssen. anders siehts dann aus wenn ich wieder im job bin. ich werde wieder enttäuschen.
Stimmt, dass ich körperlich krank bin, macht es meiner Umwelt leichter, mit meinen Einschränkungen umzugehen. Obwohl...Da gibts dann immer noch "Dumme" und Ignoranten, die einfach zu sehr um sich selber kreisen und nix mehr anderes mitkriegen. Und dann eben ganz "dumm" fragen : Ja, warum können Sie denn nicht mehr Vollzeit arbeiten?? "Solche" gibts einfach überall. :roll:

Ich hab derzeit nen Minijob neben meiner EU-Rente. Und da fällt weder meine HS, noch mein Hirntumor, noch meine chronischen Schmerzen auf. Meine Chefin weiß bescheid, bin ja auch 60 % schwerbehindert, aber sie "vergißt" das dann auch immer wieder. :-D
Ich versuche schon, mein "Soll" zu bringen ohne groß Aufhebens zu machen um meine Beschwerden. Sage aber auch, wenn mir was nicht möglich ist oder schwerfällt. Aber v.a. sorge ich dann eben in meiner Freizeit für Ausgleich. Der Sonntag z.B. gehört mir ganz alleine. Mit gaaaaaanz wenigen Ausnahmen, wenn mal ein besonderer Anlass ist.
Da steck ich das Telefon aus, stopf mir die Ohren zu und kann auch mal zwei Stunden nur rumliegen und Gedanken ziehen lassen. Einfach "sein".
sine.nomine hat geschrieben:Was du über Achtsamkeit schreibst, hat glaub ich mit Abgrenzung auch zu tun. Die ist eh wichtig. Das tagelange Nachdenken über etwas Bestimmtes, das glaub ich hope2017 oben erwähnt hat, kenne ich auch. Da muss man aufpassen, nicht bei einem bestimmten Ding hängenzubleiben.
Ja, das kenn ich auch. Hab da inzwischen schon durch die Traumaverarbeiterei gut "Übung" drin, Gedanken zu stoppen oder mal ganz bewußt zu "bewerten", dass es jetzt und hier grad Wichtigeres gibt als über (meist ander Leute) Dinge nachzugrübeln, die grade eh nicht zu ändern/anzugehen sind oder nicht das Wichtigere,Vordringlichere.
sine.nomine hat geschrieben:Wenn du körperlich krank bist wird sicher Rücksicht auf dich genommen. So gesehen geht es dir eh "gut". Auf psychische Krankheiten wird meist keine Rücksicht genommen, wie wir hier alle wissen.
Stimmt. Wobei ich ja bei den psychischen Krankheiten auch gut mitmischen kann : chron.-komplexe PTBS, Depressionen. Inzwischen "nur" noch. Früher mal DIS, Angst- und Panikstörung, Suchtproblematik.
Mit den Depressionen geh ich z.B. auch offen um inzwischen. Jedenfalls in der Nachbarschaft. Die wissen von meinen chronischen Schmerzen (kaputter Rücken, Rheuma und Fibro, die Dauerkopfschmerzen durch den Hirntumor , um mal die wichtigsten zu nennen), und da gehören Depris ja sowas wie mit dazu.
Und siehe da : Die eine oder andere Nachbarin und auch ein Nachbar haben recht erleichtert auch "zugegeben", dass sie depressiv sind und in Behandlung. Macht es auch einfacher.


Waldschratin
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Beitrag Fr., 09.06.2017, 20:58

Enot hat geschrieben:grundsätzlich fällt mir auf, dass, wenn ich geräusche selber mach, sie mir kaum angst machen, weil ich da die kontrolle hab. aber wenn sich wer neben mich setzt und dann brüllend oder mehrfach hochfrequent hustet, muss ich weggehen.
Also, mich nerven meine eigenen Geräusche auch selber! :-D Mag aber auch am Hirntumor liegen, der wickelt sich um den Hörnerv und schon deshalb hör ich "anders" und "empfindlicher" als andere.

Mit Sicherheit ist das aber auch verknüpft bei mir. Was ich kontrollieren kann, fällt mir leichter, als wenn ich nicht "ausweichen" kann. Dann empfind ich andere schnell als aufdringlich und penetrant. Nicht nur was Geräusche angeht, Gerüche z.B. auch. Morgens im Bus - meiner Treu! So mancher hat sich da mit Parfum eingeräuchert, da vergehts mir! Da ist mir "ungewaschen" manchmal noch lieber.

Tut mir leid, dass die Leute gar so komisch auf dich reagieren! Hier ists kein Problem, mit Oropax ausgestopft rumzulaufen. Ob ich auf Arbeit bin oder hier im Viertel, wo mich jeder kennt. Und auch nicht jeder gleich vom Tumor weiß.
Das ist natürlich nervig, wenn Leute einen so schnell "aburteilen". :hugs:

So, im Sinne der Reizminderung klink ich mich jetzt mal aus hier und mach Feierabend. :-D
Bis morgen!

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Enot
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Beitrag Fr., 09.06.2017, 21:24

sine.nomine hat geschrieben: Fr., 09.06.2017, 20:32 Wenn andere wissen, du willst deine Ruhe haben, machen sie erst Recht laute Geräusche. Was besonders blöd ist. Ohropax oder Kopfhörer nehme ich nicht, weil ich dann eventuell etwas wichtiges nicht hören könnte.
Ich war das letzte Mal vor 13 Jahren im Urlaub und werde nie wieder Urlaub machen. Ich gehe auch in keine Lokale, höchstens McDrive. Öffis meide ich auch. Da sind wir uns eh sehr ähnlich.
Was uns nicht alles entgeht an Lebensqualität, wenn wir auf soviel verzichten müssen.
Verklebst du deine Ohren wirklich mit Wachs? Oder meintest du Ohropax?
danke sine.nomine und waldschratin für eure antworten. der übersicht halber kann ich jetzt nur auf den zitierten aspekt eingehen. also 'verbittert' bin ich nicht, aber enttäuscht wegen der berufe. um wieviel leichter habens dümmere leute als ich, die ihre mangelhaften jobs sogar behalten. was reha, frühpension und so angeht, ich bin da erst am anfang eines langen weges und immerhin nur 48 jahre alt. es beruhigt mich, nomine, dass du auch soviel meidest als ich. genaugenommen befand sich auch der sch*** begriff in meiner diagnose, aber das hieße eben so, sagte die frau doktor.
jenes ohropax,das ich verwende, IST pures rosanes wachs. es reicht ein halbes solches wachs pro ohr. man siehts nach draußen bei genauem schauen, doch es steht nix raus. ich trag die haare lang zum zopf. so sehens halt leider alle, aber ich muss es ja auch unentwegt richten können. wenn also die haare drüberhängen, dann verkleben sie dauernd und sind im weg, wenn ich es einrichten muss.
mir ist egal ob ich was wichtiges höre. der schmerz beim hören dominiert. und ich lasse mir nicht wehtun, nur weil ich glaub was wichtiges hören zu müssen.
Wiener SHG für Asperger Autist(inn)en & HSP

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Waldschratin
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Beitrag So., 11.06.2017, 19:10

Hat jemand von euch schon mal Noiser ausprobiert?
Ich hab mir da schon spontan selber geholfen, mit so ner Art Musik als "Gegenlärm" zum dran gewöhnen, dass ich nicht noch sensibler auf Geräusche und Lärm werde. Jetzt hab ich letzthin mal was von dieser "Rausch-Therapie" gehört. Also nicht "der Rausch" im Sinn "Ich besauf mich jetzt, dann stresst mich das Gelärme auch nicht mehr". :-D
Sondern ne Art Desensibilisierungsversuch via Rauschen über ein Hörgerät, dem man sich täglich über ne bestimmte Zeit aussetzt.


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Beitrag So., 11.06.2017, 19:39

Ich habe noch keine Erfahrung mit einem "Noiser", noch nie davon gehört soweit ich mich erinnere.
Ich habe einmal davon gelesen, dass die Reizempfindlichkeit auch mit den Synapsen im Gehirn zusammenhängt, also je nachdem wie wachsam man ist, soviele Reize nimmt man wahr.
Vielleicht ist das aber standardmäßig bei uns HSPlern so. Wobei es die hochaktiven Synapsen ja insbesondere bei Schizophrenie geben soll.
Weiß dazu jemand mehr?


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Beitrag So., 11.06.2017, 20:04

Mehr weiß ich leider auch nicht, aber mal so gedacht : Wo es die Synapsen betrifft, müßte doch "Training" erst recht was bringen, oder?
Wobei, wenn ich bei mir selber gucke : Ich vermisse ja grade die "Filter", die andere haben. Und auch nach jahrelangem "Training" und trotz guter Erfahrung bzgl. Traumabearbeitung damit, hat sich diesbezüglich mittels Distanzierungs- und Imaginations- und anderer "Ausblend"- und "Abmilderungs"übungen noch nix geändert bei mir... Ich akzeptiere nur mehr das, was ist, wie es ist, und DAS mildert mir den Stress damit etwas... :gruebel:


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Beitrag So., 11.06.2017, 20:17

Dann könnten besagte Filter, die bei HSPlern fehlen etwas anderes sein, als wenn die Synapsen, wie bei Schizophrenen hochaktiv sind. Vielleicht ist es auch eine Mischung beider Dinge. Denn wenn man darauf achtet, dass es leise ist, also wenn es leise sein MUSS, dann nimmt man automatisch laute Geräusche störender wahr und die Synapsen sind wegen der Wachsamkeit hochaktiv. Würde ich einmal vermuten.

Das Geräusche akzeptieren funktioniert für mich einmal mehr und einmal weniger. Mich stören z.bsp vor allem solche Geräusche, die durch etwas Achtsamkeit und langsameres Tempo vermeidbar bzw viel leiser sein könnten. Wie lautes Tür- und Fensterschließen bei uns daheim.
Von so Übungen, wie du sie aufgezählt hast, halte ich nicht viel. Weil da geben andere einem vor, was man tun soll. Besser wäre, wenn es aus einem selbst käme. Weißt du wie ich meine? Also dass man selbst Problemlösungen ausprobiert.

Nochmal wegen der Filter. Das ist merkwürdig, dass ich den Eindruck habe, als wären diese Filter, also Geräusch- oder Reizfilter bei mir manchmal da, meistens aber nicht. Wie diese Wechselhaftigkeit erklärbar ist frage ich mich. Schizoidie bedeutet eh eine gewisse innere Zerrissenheit.

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Enot
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Beitrag So., 11.06.2017, 20:37

noiser, white noise - oder auch schlichter ipod im ohr - all dies nehm ich nicht weils ne weitere geräuschkulisse ist. und ich hab doch eh schon genug.
ich mach mich in dem moment taub gegenüber allen und allem. ich bin nimmer gewillt, für wen die ohren aufzusperren, der mich mit mundbewegungen in der alltags kakophonie anflüstert. da blockier ich. ich block den ab, dreh mich weg oder sonstwas.
jedes geräusch das man drüberlegt, ist nur ein weiterer reiz. und ich will alles nur noch dämpfen. flucht ist dann meist der letzte, einzig bleibende ausweg.
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Beitrag So., 11.06.2017, 20:38

sine.nomine hat geschrieben:Das Geräusche akzeptieren funktioniert für mich einmal mehr und einmal weniger. Mich stören z.bsp vor allem solche Geräusche, die durch etwas Achtsamkeit und langsameres Tempo vermeidbar bzw viel leiser sein könnten. Wie lautes Tür- und Fensterschließen bei uns daheim.
Das geht mir auch so! So "Trampel", die ohne auf irgendetwas/irgendjemand Rücksicht nehmen, penetrant bis aufdringlich sind, nerven mich weitaus mehr als wenn jemand "nicht anders kann", z.B. am Stock geht und damit rumklackt.

Hängt vielleicht damit zusammen:
sine.nomine hat geschrieben:Nochmal wegen der Filter. Das ist merkwürdig, dass ich den Eindruck habe, als wären diese Filter, also Geräusch- oder Reizfilter bei mir manchmal da, meistens aber nicht. Wie diese Wechselhaftigkeit erklärbar ist frage ich mich. Schizoidie bedeutet eh eine gewisse innere Zerrissenheit.
Schizioidie ist natürlich eine Erklärung. Was ich bei mir noch feststelle : Je ausgeruhter und "geerdeter" ich bin, desto weniger stresst mich Lärm (oder Gerüche oder das "Flashen" durch Emotionen von Leuten um mich rum etc.)

Ich hab aus der Achtsamkeit gelernt, dass es schon ausschlaggebend für mein Erleben ist, wie ich etwas/einen Umstand "bewerte". Was ich in ihn reinlege und welche Bedeutung ich ihm gebe. Und wenn ichs schaffe, den Umstand zu "entleeren" und vom Subjekt zum Objekt zu machen, dann tu ich mich leichter damit.
sine.nomine hat geschrieben:Von so Übungen, wie du sie aufgezählt hast, halte ich nicht viel. Weil da geben andere einem vor, was man tun soll. Besser wäre, wenn es aus einem selbst käme. Weißt du wie ich meine? Also dass man selbst Problemlösungen ausprobiert.
Da versteh ich dich sehr gut! :ja:
Ich mach da auch nicht einfach nach, hab das auch in der Traumabearbeitung nicht gemacht. So Übungen wie "Tresor" oder "sicherer Ort" waren mir zuwider bis kontraproduktiv.
Ich nehm sowas als Anregung und entwickel dann mein Eigenes draus. Mach ich mit der Achtsamkeit auch so. Das ist bei mir so ne Mischung inzwischen aus (Körper-)Wahrnehmung, Meditation, Kontemplation und Gebet. Ich hab da keine Grenzen. :-D

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Enot
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Beitrag So., 11.06.2017, 20:47

Waldschratin hat geschrieben: So., 11.06.2017, 20:38ich hab aus der Achtsamkeit gelernt, dass es schon ausschlaggebend für mein Erleben ist, wie ich etwas/einen Umstand "bewerte". Was ich in ihn reinlege und welche Bedeutung ich ihm gebe. Und wenn ichs schaffe, den Umstand zu "entleeren" und vom Subjekt zum Objekt zu machen, dann tu ich mich leichter damit.
das bewerten der geräusche ist ganz bedeutend. was ich momentan studiere, ist wie gehen die leute mit mir um wenn sies wissen - oder wenn sies nicht wissen.
wenn sie wissen dass ich hsp bin, versuchen sie anfangs krampfhaft etwas leiser zu sein, und sind dann lauter als zuvor. manche sogar probieren mich aus und beobachten, ob ich denn schon am anschlagspunkt des erträglichen bin. auch ein moment für mich, das grausame schlachtfeld zu verlassen.
wenn ich wen auf ein grausliches geräusch aufmerksam machen kann und ihn bitten, es zu tunen, dann machts das um vieles leichter. etwa hört mein nachbar hinter der wand einen abstoßenden radiosender. er ist sonst sehr nett und ich darf jederzeit bei ihm klopfen, wenn es nimmer geht. zweitens hab ich die möglichkeit mein bett ins nebenzimmer zu stellen. 2 lösungsmöglichkeiten, ohne zuhause ohropax tragen zu müssen.
bei schizoidie im zusammenhang mit hsp kann ich nicht mitreden: ich bin asperger mit hsp, das ist auch schon ziemlich schwer. nur versuche ich, jegliche zerrissenheit zu vermeiden. es ist mein ziel, jede reaktion und handlungsweise schlüssig erklären zu können und konstruktiv an den für mich bestmöglichen lösungen zu arbeiten.
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Beitrag Mo., 12.06.2017, 23:31

Waldschratin, da bin ich dir ähnlich. Wenn ich ausgeruhter bin und nichts zuwider läuft, stören mich Geräusche nicht so sehr. Ja, genau. Der Grund für die Geräusche bzw die Bewertung von denen ist da entscheidend. Wobei das von Stressfaktoren noch einmal beeinflusst wird. Eine ruhige, sachliche Bewertung von störenden Geräuschen hängt für mich von Stressfreiheit ab.

Enot, das kenne ich auch, das Achten auf die Motive der Pumperer. Wobei das mit der Zeit teilweise leicht herauszukennen ist, warum der oder die lautere Geräusche macht als normal wäre.
Genau, wer leise sein will ist dann oft umso lauter, das kenne ich. Ich finde, es ist ein Zeichen von Höflichkeit, dass man laute Geräusche wie Tür- oder Fensterzuschlagen unterlässt. Im Stress der Moderne gehen solche Dinge verloren, die Menschen verrohen zusehends, büßen ihre eigene Würde damit ein.

Mit Radiosendern habe ich auch ein Problem. Heute wird soviel Müll im Radio gespielt, jeder ist gleich ein Star wenn er nur eine CD herausbringt und über Kronehit & Co erfolgt dann die Zwangsbeglückung. Mit Klassik tue ich mich manchmal leichter, die ist meistens leiser als Rock & Pop.
Reaktionen und Handlungsweisen anderer sich schlüssig erklären zu können ist bei Schizoidie trotzdem möglich. Es liegt an jedem selbst, ob man daran interessiert ist. Das heißt ja noch nicht, dass man deswegen als Schizoider mehr unter Leute gehen würde oder sowas. Schizoidie, also die SPS, bedeutet lt Wikipedia im ersten Satz soviel wie der Rückzug von sozialen und affektiven Handlungen, soweit ich es mir gemerkt habe. Es ist sicher schwierig, die schizoide PS nicht misszuverstehen, da sie sich bei jedem etwas anders auswirkt.

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Enot
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Beitrag Di., 13.06.2017, 00:19

zu diesem rücksichtsvollen verhalten gehört etwa auch das anheben beim zurückstellen von sesseln, ohne dass man mit den beinen am boden knirscht. weil das geräusch ist so schrecklich.
auf deinen hinweis hin habe ich mich nun auch in der wikipedia kundig gemacht. ein abschnitt davon gefällt mir schon sehr. ich versuche, ihn hier ausdrücklich gekürzt wiederzugeben.
" emotionale Beziehung zur Umwelt und anderen Menschen ist zentral gelockert, die spontane Erlebnisfähigkeit und das unmittelbare Ansprechen der Gefühle stark gehemmt. Auffallend sind eine oft fehlende „emotionale Authentizität“, Abflachung der Affekte,Mangel an erwartbaren emotionalen Reaktionen auf die Gefühlslagen der Mitmenschen. Tiefsitzendes Misstrauen hält Betroffene anderen Menschen gegenüber auf Distanz.
einerseits Wunsch n.Gemeinsamkeit mit anderen, andererseits Mitteilung und emotionaler Ausdruck blockiert, mit der Folge des Gefühls einer Zerrissenheit. Einige dieser Menschen treten starr und hölzern auf, andere wiederum überaus freundlich und vertrauenswürdig. Unter Druck gesetzt (enges Zusammenleben) reagieren sie oft abrupt und befremdlich. Sie ziehen sich dann für Außenstehende völlig unerwartet zurück, schotten sich ab und meiden für einige Zeit jegliche Kontakte" source wiki.
also, bei aspie-pur hab ich mich noch gefreut, aber dass SPS so zutrifft, das beklemmt mich doch ein wenig. warum? weil dieses sch* wort in der bevölkerung gleich mit sachen wie schizophrenie und konsorten assoziiert wird, und davon distanzier ich mich dringendst. kann ich nur mit selbstdisziplin an mir arbeiten.
was aber das misstrauen betrifft: das kann mir keiner zum vorwurf machen. die demütigungen und beleidigungen - ja kränkungen - waren einfach zu krass. ganz speziell in den berufsversuchen.
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candle.
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Beitrag Di., 13.06.2017, 02:07

Ich schwanke ja immer sehr mit meiner Ansicht zu diesem Thema und weiß jetzt auch nicht was ich davon halten soll?

Wenn ich dazu gelesen habe, dann wird oft über Lärm geschrieben, was für mich als einziges Kriterium ein Unding ist um sich so zu nennen. Und ich vermisse dabei auch die Erwähnung der positiven Eigenschaften dabei. Die muß es ja auch irgendwie geben.

Und wie soll man nun die HSP mit Asperger, Schizophrenie, Depressionen oder sonstigen Erkrankungen unter einen Hut bekommen? Habt ihr das mal überprüft Minus Symptomatiken der Krankheiten?

Ich habe jedenfalls noch keine Personen getroffen, die mir irgendwie im Ansatz ähneln und finde das wirklich schade. Aber gut, was soll man auch sagen, wenn Gerüche positiv erlebt werden, durchaus mal auch negativ? Irgendwie geht es mir einfach immer nur um Kränkbarkeit und (zu laute) Geräusche. :neutral:

Und leider sind Informationen ja noch nicht sehr reichhaltig zu finden, bisher wird ja nur Text und Test abgekupfert.

Aber wenn ihr mal Lust habt so einzelne Punkte durchzugehen, hätte ich auch Lust zu um zu schauen wie es mit den hohen Punktzahlen zustande kommt und ob wir unter den Fragen auch die gleichen Vorstellungen haben. Ich zweifle nämlich immer mal daran.

Z. B. die Frage aus schon oft genannten Tests: Bildende Kunst und/oder Musik und/oder Naturstimmungen bewegen mich tief

http://www.zartbesaitet.net/survey/site ... ge&su_id=1

Was bedeutet das denn für euch? Sind hier denn Menschen, die sich mit Kunst auseinandersetzen, in der Natur sind, vielleicht Musiker??? Ich weiß, das sind komische Fragen von mir. Die Antworten lassen sich ja manipulieren oder man glaubt nur, dass es einen tief bewegt? Oder jemand, der gar nicht vor die Tür geht, schreibt sich dennoch bei dieser Frage große Gefühle zu? Muß man dazu nicht ein bißchen Sachverstand haben oder reicht es zu sagen, dass man sich in die aktuellen Charts voll gefühlt einbinden kann? Ich weiß es nicht. Ich kann fast volle Punktzahl erreichen oder eben eine sehr niedrige Punktzahl.

Wer sich nun interessiert: http://www.hochsensibel.org/startseite/ ... onrad.html

Da könnt ihr ja mal stöbern.

In dem Filmchen konnte ich mich ja wiederfinden, ABER mein Problem sind nicht die Menschen oder Gerüche (denke ich), sondern das Raumklima. Ich mag die stickige Luft nicht und mir wird immer wärmer und wärmer und fühle mich immer "schlechter" bis mich dann alles nervt, was sich mir "in den Weg stellt".
Konsequenz ist, dass ich sehr selten in Einkaufszentren bin und das eigentlich schon so lange wie ich das selber entscheiden kann, also viele Jahre. Damals fing es erst so an die Vorweihnachtszeit zu vermeiden. Früher hatte man ja noch keine Wahl und konnte die Präsente nicht online bestellen- OK Kataloge gab es schon. :lol:

Gut, dann reißt der Film schnell ab, aber- wie auch immer- hat mir das bei der Arbeit schon geholfen, ich versuchte immer ein angenehmes Klima herzustellen was auch gelang. Ja, und Teamführung lief auch super. Und in der Medizin ist es auch hilfreich oder wie man sonst Menschen helfen kann. Ist vielleicht dann eine Ressource von HSP?

So, nun bin ich wirklich gespannt, ob ich hier einen oder eine Gleichgesinnte treffe. :)

candle
Now I know how the bunny runs! Bild


Waldschratin
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Beitrag Di., 13.06.2017, 02:55

Für mich war immer wichtig zu unterscheiden zwischen der Hypervigilanz aus der PTBS und der "grundsätzlichen" HS, die ich auch feststelle bei mir.

Was sich aus den Traumatisierungen ergibt an "HS", hat für mich immer den Beigeschmack von "Panik", das aus der "anlagebedingten" HS mündet bei zu hoher Intensität eher in Ärger.
candle hat geschrieben:Was bedeutet das denn für euch? Sind hier denn Menschen, die sich mit Kunst auseinandersetzen, in der Natur sind, vielleicht Musiker??? Ich weiß, das sind komische Fragen von mir. Die Antworten lassen sich ja manipulieren oder man glaubt nur, dass es einen tief bewegt? Oder jemand, der gar nicht vor die Tür geht, schreibt sich dennoch bei dieser Frage große Gefühle zu? Muß man dazu nicht ein bißchen Sachverstand haben oder reicht es zu sagen, dass man sich in die aktuellen Charts voll gefühlt einbinden kann? Ich weiß es nicht.
Entscheidend ist für mich da die "Intensität" meines Erlebens. Ich hab keinen Kunstverstand und musikalisch bin ich zwar, aber jetzt auch nicht das, was man "hoch" nennen könnte. :) Aber mich kann Kunst wie Musik dermaßen tief berühren, dass ich mich manchmal "überfordert" fühle von der Intensität. Dann hab ich manchmal den Eindruck, "eins" zu werden mit der Musik/den Klängen/dem Rhythmus und all dem gleichzeitig und mich drin "aufzulösen". Und das ist dann nicht mehr "gut" und angenehm, sondern kostet mich Kraft und Energie, meine "Struktur" darin bewahren zu können.

Meist ist es aber einfach so, dass dann Tränen fließen bei mir, einfach weils mich halt tiefer berührt. Ist dann manchmal schon schwer, wenn ne Ausstellung ist und ich dort von Bild zu Bild geh und dauernd mich schneuze. :-D Mir fällt halt auf, dass es den meisten anderen Leuten um mich rum NICHT so geht.

"Schlimmer" noch in nem Konzert. Da "störe" ich ja auch noch mit meiner Schneuzerei. :-D

Doch, ich finde auch viele gute, dienliche Aspekte an meiner HS. In meinem Beruf war sie sehr dienlich, hab ich glaub ich weiter oben schon mal geschrieben.
Und meist genieße ichs auch, dass ich "mehr" wahrnehme und mich irgendwie "lebendiger" und "verbundener" mit meiner Umwelt zu erleben scheine wie die meisten anderen um mich rum.

Ausschlaggebend für mein Wohlgefühl ist da bei mir die Intensität, die etwas hat für mich. Gerüche überfordern mich meist schnell. Von daher stresst es mich einfach, wenn ich dem nicht aus dem Weg gehen kann, morgens im Bus z.B.

Mit "Lärm" ist es ähnlich. Vermeidbare Geräusche wünsch ich mir schon, dass die Leute auch vermeiden würden. Ich genieße Stille einfach total! Mich nerven manchmal sogar die Amseln vor meinen Fenstern, wenn sie sich mal wieder um ihre Reviere streiten. Das "Schrille" zupft dann einfach an den Hauptnerven rum.
Oder wenn die Nachbarin unter mir mal wieder ihr Cello "quält"... Sie muß ja üben und sie übt zum Glück nie lange und zu genehmen Zeiten. Aber mich stresst dieses intensive Geschrabbel dermaßen, dass ich mir dann meinen Lärmschutz aufsetze, bis es vorbei ist. Weils sonst "unnötig" Energie "verbraucht". An sich aushalten würde ich das schon, aber es kostet mich halt Kraft.

Und das ist mit ALLEM Intensiven so. Von daher muß ich "dosieren" und "ausgleichen", weil ich einfach nicht schaffe, da von vorneherein etwas "auszublenden". Ich kanns nur etwas "runterregeln" durch das andere Bewerten.

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