Ist meine Therapeutin paranoid?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

ziegenkind
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Beitrag Fr., 19.01.2024, 11:59

Reddie, Du bringst was auf den Punkt, was mir die ganze Zeit durch den Kopf wabert: Abwehr zarter Gefühle durch hoch--vulgäre, sexualisierte Sprache bei gleichzeitiger drängender und fast kindlicher Einklagung von Zuwendung (Sie soll mein Bild schön finden, sie soll ganz doll traurig sein, wenn ich gehe). Dazwischen liegt - glaube ich - auch das von mir angedeutete Schamthema.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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reddie
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Beitrag Fr., 19.01.2024, 12:10

Das Problem an Abwehrmechanismen ist, dass man sie braucht. (NOCH!)


ziegenkind
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Beitrag Fr., 19.01.2024, 12:58

Ja, Reddie, das weiß ich aus eigener schmerzlicher Erfahrung sehr gut. Aber sie in ihrer Mechanik auseinanderzunehmen war für mich ein wichtiger Schritt hin zum mich wirklich einlassen. Mit hat dabei geholfen, neugierig auf das zu sein, was ich mir da so ersinne.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Montana
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Beitrag Fr., 19.01.2024, 13:50

Kiana hat geschrieben: Fr., 19.01.2024, 11:31 Hätte Sie gesagt "Mir doch egal, ob Sie abbrechen oder nicht. Ich hab genug Patienten und kann gut und gerne auf Sie verzichten" wäre das noch weniger verletzend gewesen.
Es wäre aber gelogen gewesen. Sie wird natürlich nicht arbeitslos, wenn du gehst, aber es ist nicht egal. Es macht nämlich auch etwas mit Therapeuten, wenn eine Therapie mit einem Abbruch durch den Patienten endet. Das fühlt sich alles andere als gut an. Man ist mit seiner Arbeit, mit seinen Bemühungen, gescheitert. Natürlich würde sie dich nicht festhalten, das steht ihr auch gar nicht zu. Aber da auch Therapeuten, wie jeder Mensch, in der Arbeit Erfolgserlebnisse wünschen und brauchen, macht ein Abbruch nicht besonders glücklich. Natürlich muss man damit auch klarkommen, es wird immer mal wieder vorkommen. Aber damit ist es trotzdem nicht völlig egal.

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chrysokoll
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Beitrag Fr., 19.01.2024, 14:15

Montana hat geschrieben: Fr., 19.01.2024, 13:50
Es wäre aber gelogen gewesen. Sie wird natürlich nicht arbeitslos, wenn du gehst, aber es ist nicht egal. Es macht nämlich auch etwas mit Therapeuten, wenn eine Therapie mit einem Abbruch durch den Patienten endet.
Genau! Das sind zwei ganz verschiedene Ebenen.
Klar hat ein Therapeut keine finanziellen Probleme wenn eine Patientin abbricht. Die Patienten stehen fast überall Schlange, der braucht dann nur den nächsten von der Warteliste nehmen.

Aber es macht auch was mit Therapeuten wenn Patienten abbrechen. Was natürlich nicht heißt dass man das nicht tun soll oder darf.

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Kiana
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Beitrag Fr., 19.01.2024, 14:19

Kiana hat geschrieben: Fr., 19.01.2024, 11:31 Hätte Sie gesagt "Mir doch egal, ob Sie abbrechen oder nicht. Ich hab genug Patienten und kann gut und gerne auf Sie verzichten" wäre das noch weniger verletzend gewesen.
Ich sehe gerade, da hat wohl die Autokorrektur zugeschlagen... Es sollte heißen "...wäre das NICHT weniger verletzend gewesen"

Warum zieht ihr euch denn alle so an der Sprache hoch? Ist das hier das Forum vom katholischen Nonnenverband? Sagt ihr etwa alle "Hopsala!" anstatt "Scheiße"? Oder tut ihr hier nur so? Ich bleibe dabei, ich bin ein Dorfkind, renne mit Gummistiefeln über'n Acker und die Kuh hat für mich ein Arschloch und kein Anus. Solange meine Therapeutin keine Probleme damit hat, ist doch alles in Ordnung. Würde sie auf eine gesittetere Ausdrucksweise bestehen, wäre ich durchaus in der Lage, mich zurück zu halten. Aber darin scheinen m.E. nicht unsere Schwierigkeiten zu bestehen. Darum finde ich die Diskussion über die Ausdrucksweise hier ziemlich überflüssig und werde da im Folgenden auch nicht mehr drauf eingehen.

Zum Thema "emotionale Instabilität" kann ich nicht viel sagen. Ich habe mich noch nicht so richtig damit auseinander gesetzt und weiß nicht, was das beinhaltet. Ausschließen würde ich es erstmal nicht. Vielleicht spreche ich das mal bei meiner Therapeutin an.

Ich war gerade bei dem neuen Therapeuten. Netter, junger Mann. Hat mich sehr an meinen Mann erinnert. Wir hatten ein gutes Gespräch. Er riet mir, sie zu fragen, ob sie einen Supervisor hat und ob sie damit einverstanden wäre, dass dieser mal neutral auf eine unserer Sitzungen blickt, sich beide Seiten anhört und seinen Eindruck schildert. Sowas ähnliches wurde ja hier auch schon vorgeschlagen. Ich finde die Idee ganz gut. Die Frage ist, ob sie da mit macht und ob sie überhaupt einen Supervisor hat.

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reddie
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Beitrag Fr., 19.01.2024, 14:40

Kiana hat geschrieben: Fr., 19.01.2024, 14:19
. Würde sie auf eine gesittetere Ausdrucksweise bestehen, wäre ich durchaus in der Lage, mich zurück zu halten. Aber darin scheinen m.E. nicht unsere Schwierigkeiten zu bestehen. Darum finde ich die Diskussion über die Ausdrucksweise hier ziemlich überflüssig und werde da im Folgenden auch nicht mehr drauf eingehen.
Das meinte ich mit: Abwehrmechanismen dürfen nicht hinterfragt werden. Bei mir ist es zum Beispiel schwarzer Humor. Geht ja auch nur darum, sich das mal anzugucken.

Und im Grunde..im Grunde.... geht es nur um dich. Du erzeugt mit dieser Ausdrucksweise was in dir und in anderen.

Sie spiegelt dich ja nicht ohne Grund (hoffentlich). Klar, ein bisschen anpassen kann man sich an den Klienten, aber das erscheint mir drüber.

reddie

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Montana
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Beitrag Fr., 19.01.2024, 14:41

Ich bemühe mich tatsächlich, nicht "Scheiße" zu sagen. Das hängt damit zusammen, dass ich meinem Kind eine vernünftige Ausdrucksweise vorleben möchte. Benutze ich solche Wörter in der Therapie, dann tut mein Therapeut das auch. Er passt sich tatsächlich an. Und dass er das bewusst macht, weiß ich auch, denn ich kenne Fachliteratur in der das empfohlen wird. Wir sprechen auch normalerweise Hochdeutsch. Seit einer Woche weiß ich, dass sein Schnabel eigentlich anders gewachsen ist und er den Dialekt an- und ausschalten kann. Mit einer Freundin von mir spricht er auch englisch, denn das ist ihre Muttersprache.

Was ein Therapeut wirklich über die verwendeten Ausdrücke denkt, das findet man am besten heraus, indem man fragt. Vielleicht macht es deiner Therapeutin etwas aus, und sie würde das nie von sich aus sagen. Vielleicht zieht sie Rückschlüsse über dich aufgrund der Sprache.

Ich bin übrigens auch ein Dorfkind und ich fahre im Kofferraum immer ein Paar Gummistiefel spazieren, weil ich die im Stall halt brauche.

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Kiana
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Beitrag Fr., 19.01.2024, 14:52

@ reddie
Schwarzer Humor ist super! Damit könntest du bei mir eher punkten, als mich abzuwehren. ;) Bei mir ist es Sarkasmus. Klar macht es das einfacher, als sich bei jedem Seitenhieb in die Ecke zu setzen und zu heulen. Am lustigsten ist es, wenn der Gegenüber es nicht checkt. Ich bin eher Misanthrop (mit Ausnahme weniger Menschen, die mir sehr wichtig sind). Ich bin lieber mit meinem Hund im Wald, als auf einer Party. Ich finde nichts Schlimmes daran, Menschen auf Abstand zu halten. Auf die meisten kann ich gut verzichten. In dem Bereich sehe ich gar keinen Therapie- oder Veränderungsbedarf. Es ist gut so.

@Montana
Die Gummistiefel im Kofferraum machen dich sympathisch! Zumindest, wenn da nicht noch der Besitzer drin steckt. ;-P

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Montana
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Beitrag Fr., 19.01.2024, 14:56

Keine Sorge, es gibt keine Leiche in meinem Kofferraum. Die Gummistiefel habe ich legal im örtlichen Landhandel erworben.

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Philosophia
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Beitrag Fr., 19.01.2024, 14:59

Ich komme aus nem sehr armen Viertel einer Stadt mit schlechtem Bildungshintergrund. Ich kann sehr wohl auch mal gossig reden. Mir ist Fäkalsprache und sexualisierte Sprache demnach nicht fremd. Aber wenn ich wirklich ernst mit jemandem rede, ich jemanden wirklich mag, dann möchte ich auch wertschätzende Sprache benutzen. Ok, du nicht, hab ich verstanden. Es war ja auch nur eine Idee, wie es zu Verletzungen in der Therapie kommen kann. Bei dir deiner Meinung nach also nicht durch verf***te Wortwahl.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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reddie
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Beitrag Fr., 19.01.2024, 15:17

Besserwisserei ist auch einer meiner Abwehrmechanismen. Deshalb: ;-) . Man wehrt selbst etwas ab ... in sich (oft Schmerz). So schützt sich die Seele... zu einem Preis. Genau, andere kann man sich ganz wunderbar zusätzlich vom Hals halten. Aber primär ist es ein innerer Prozess.

Ja. Humor ist gut. Aber kennst du so Leute, die alles ins Lächerliche ziehen? Da beobachte ich mich ("wollte schon schreiben, hoffentlich kommt der nette junge Therapeut nicht aus zu gutem Hause. Lol).

Uns hat deine Therapeutin jedenfalls alle erstaunt mit dem Sie wollen mich f. Ich frage mich, ob sie das wollte, also dich zu verblüffen, um was zu bewegen???

Was sind denn deine Therapieziele, darum geht es ja?

reddie

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Kiana
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Beitrag Fr., 19.01.2024, 15:30

Haha, reddie wir verstehen uns! Der nette junge Therapeut wirkte sehr wohlerzogen, ja. Mein erster Gedanke war "Ach Gott, mir schießt gleich die Muttermilch ein!" (Er war sehr jung!) Wollte ich hier aber eigentlich nicht schreiben, sonst stürzen hier gleich wieder die Geier herab und vermöbeln mich für meine Respektlosigkeit. Ich möchte ihm gegenüber auch gar nicht respektlos sein. Er war wirklich sehr nett!

Hm, ich verstehe nicht so ganz, was du meinst mit "innerer Prozess". Und ist das grundsätzlich schlecht?

Mich hat meine Therapeutin mit dem Wort fi**en selbst jetzt nicht erstaunt. (Kannst du dir ja inzwischen sicher denken). Ich denke auch nicht, dass das ihr Ziel war. Sie kennt mich ja auch und müsste wissen, dass sie mich mit solchen Worten nicht schockieren kann. Trotzdem interessanter Denkansatz.

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Kiana
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Beitrag Fr., 19.01.2024, 15:38

Ach so, vergessen... meine Therapieziele...
Ja schon die Bewältigung meiner Probleme im zwischenmenschlichen Bereich. Deshalb liegt meine Therapeutin gar nicht so verkehrt, wenn sie sagt, dass unser Problem eine gute Chance darstellt. Es ist halt nicht nur ein Problem zwischen uns, das von meiner Therapie ablenkt, sondern vielmehr ist Inhalt der Therapie. Vielleicht sollte ich aufhören, sie als meinen Gegner zu sehen, sondern eher als meinen Kung-Fu-Trainer oder so. Aber sie knallt mich ganz schön hart auf die Matte und ich werde das Gefühl nicht los, dass ihr das auch ein bisschen Spaß macht.

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Montana
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Beitrag Fr., 19.01.2024, 15:39

Mit den Worten vielleicht nicht, aber damit, dass sie in ihrem Job so spricht. Du kannst nämlich davon ausgehen, dass das nicht ihre Alltagssprache ist. Würdest du von einem Arzt oder einem Bankmitarbeiter sowas erwarten? Also, ich nicht. Höchstens in deren Freizeit nach zu viel Alkohol, aber niemals bei der Arbeit.

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