ziegenkind, stern hat klar geschrieben: "Den Verzicht auf Waffenlieferungen zu fordern, bedeutet für Putin Partei zu ergreifen". Diese Aussage habe ich zitiert und auf diese habe ich mich bezogen. Viel Interpretationsspielraum bleibt da aus meiner Sicht nämlich nicht.
Was ich mit Abwürgen eines Diskurses meine, um das einem anderen Beispiel deutlich zu machen. Du hattest kürzlich diesen längeren Artikel dieser Facebook-Seite gepostet. Ich fand die im Grunde postkoloniale Perspektive darin sehr spannend und interessant und mir hat der Artikel in vielerlei Hinsicht zu Denken gegeben. Umso verheerender fand ich die Schlussfolgerung, die darin gezogen wird: "Schweigt!" anstatt "Reden wir darüber". Damit eröffnet man keinen Raum für einen Diskurs, sondern man schließt ihn. Und das ist schade, weil die Inhalte zu wichtig sind, als dass man darüber schweigen und nicht diskutieren sollte. Mich schreckt eine solche Diskussion aber mittlerweile ab, wenn klar wird, dass andere Perspektiven nicht mehr gewünscht sind. Und das gilt ähnlich in Bezug auf die Friedensbewegung.
ziegenkind hat geschrieben: ↑So., 17.04.2022, 09:50
Wie helfen Waffenlieferungen den vergewaltigten Frauen? Ganz einfach: Die russische Armee wird aus den von ihnen besetzten Städten vertrieben und kann mit den Gräueltaten die gestern und heute und jetzt überall fortgeführt werden, wo die russische steht, nicht mehr weiterführen.
Das war nicht meine Frage und auch nicht meine Argumentation.
Kann dieser Krieg militärisch entschieden werden? Ich denke nicht. Wenn Waffenlieferungen also dazu beitragen, die Verhandlungsposition der Ukraine zu verbessern, um so schnell wie möglich Verhandlungserfolge erzielen zu können, kann ich sie mittlerweile und angesichts der Grausamkeit, mit der die russische Armee wütet, schweren Herzens befürworten. Das gilt aber für Defensivwaffen. Mit jeden Offensivwaffen wird der Krieg noch viel mehr in die Länge gezogen, die Gewalt wird stetig brutaler. Das ist eine Entwicklung, die jetzt schon offensichtlich ist. Zugleich besteht mit der Lieferung schwerer Waffen a) das Risiko, dass die NATO direkt in den Krieg gezogen wird, beispielsweise durch Angriffe auf die Waffentransporte, und b) das Risiko, dass Russland militärisch so in die Enge getrieben wird, dass sie sich genau so verhalten, wie sie es in ihren Militärdoktrin vorsehen, und taktische Atombomben abwerfen.
Ich halte das für kein unrealistisches Szenario und mit dieser Einschätzung stehe ich nicht allein da.
Wie also würde das den vergewaltigten Frauen helfen?
Ein solches Szenario billigend in Kauf zu nehmen, grenzt für mich an Fahrlässigkeit, um das vorsichtig zu formulieren. Wenn es andere Möglichkeiten gibt, um dieses entsetzliche Leiden zu beenden, die nicht als Nebenwirkung haben können, dass das Leid noch potenziert wird, dann muss man diese ausschöpfen. Und sie sind nicht ausgeschöpft, siehe ein Energie-Embargo.