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Sehr
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Beitrag Di., 12.02.2019, 13:15

Ja hier, die 5 Patienten und nicht hier, noch mehr. Ansonsten stimme ich Philosophia zu. Danach kann man sagen, was es überhaupt gebracht hatte, oft auch nix, gar nix - weil die Leute glauben, sie sterben ohne Therapie.. bzw. dem Therapeuten..und so gehts dann ewig weiter. Von einer Therapie zur anderen.
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Philosophia
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Beitrag Di., 12.02.2019, 13:23

Ja - und davon gibts nicht wenige. Viele meiner Familie haben das genau so gemacht. Sich ihre Zuwendungen vom Therapeuten geholt, nix verändert und dann zum nächsten gehopst, wenn die Stunden alle waren, weil sie es dann brauchten. Der Therapeut ist für sie so etwas wie eine Grundausstattung geworden - ohne gehts gar nicht. Einige der Therapeuten haben dann sogar kurzfristig gratis behandelt, weil sich niemand anderes fand (weil sie so viele schon "verbraucht" hatte), weil ach, was hätte meine arme Mutter denn ohne ihren Therapeuten gemacht???
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stern
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Beitrag Di., 12.02.2019, 13:42

Sehe ich auch so, dass es sich nach der Therapie zeigt, ob man dann denkt, super, das habe ich dank der Therapie nun nicht mehr (bzw. höchtens kaum noch) nötig (und die Gespräche von damals, sind mir im er noch in heilsamer Erinnerung). Oder ob es auch nach der Therapie weiterhin eine externe Entlastung braucht.

Für den Moment fühlt sich das natürlich gut an bis dahin, dass in Threads der Therapeut erst idealisiert wird (bis hin zur Verliebtheit)... aber manchmal auch nur solange, wie sich der Therapeut wunschgem. verhält und antwortet. Und dann zählen die 100 Briefe vorher nicht mehr viel. Liest man hier auch öfters.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

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Philosophia
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Beitrag Di., 12.02.2019, 14:05

Ja, genau - ich glaube schon, dass der überwiegende Großteil da anständig ist, aber ich glaube schon, dass es eine nicht kleine Menge gibt, die mit solchen Dingen zu leichtfertig um sich werfen, weil sie meinen, es könnte gut sein. Und ich habe mich hier einst nicht angemeldet, weil ich über all meine negativen Erfahrungen herziehen wollte - da hätte ich früher kommen können -, sondern erst im Endprozess der Analyse, die sehr gut war. Ich will auch nicht prozentualen Zahlen der schwarzen Schafe nennen, die die Analytikerin mir preisgab - nur, dass sie um einiges höher liegt als 5 %.
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Inga
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Beitrag Di., 12.02.2019, 16:32

Philosophia hat geschrieben: Di., 12.02.2019, 07:14 Ich denke, eine gute Aussage ist eh erst treffbar, wenn die Patienten, die diese regelmäßigen "Zusatzleistungen" erhalten, wieder ohne Therapie sind. Erst dann wird sich zeigen, ob ihnen das wirklich geholfen hat. Was sie davon mitnehmen konnten. Was sie daraus gelernt haben. Und ob es ihnen wirklich etwas gegeben hat. Ob genau das sie satt gemacht hat. Und zwar nicht direkt nach Therapieende, sondern nach einiger Zeit erst.
Ich könnte mich da schon mal anmelden... hatte die "Zusatzleistungen" (Emails, Telefonate), hab damals auch ein ausgebautes Hilfe-Netz gebraucht (wöchentlich Therapie, ambulante Psychiatriepflege, Kunsttherapie, Selbsthilfegruppe etc.).
Davon ist jetzt noch Therapie alle 14 Tage übrig, wenn sich die äusseren Umstände nicht ungünstig verändern bin ich in der Abschlussphase.
Das Problem ist nur - "einige Zeit nach Therapieende" hat niemand mehr einen Grund, diesen Thread zu lesen, ich möchte mich auch nicht dazu verpflichen, mich in einigen Jahren hier wieder zu melden. Ich bin mir aber persönlich, aufgrund des Verlaufs, den ich bei mir selbst wahrnehme, sehr sicher, dass mir die "Zusatzleistungen" geholfen haben. Ich schätze, dass die Versichertengemeinschaft dadurch das Geld für den einen oder anderen Klinikaufenthalt bei mir gespart hat, der ansonsten nötig geworden wäre.
Meine Therapeutin hat mir übrigens ihre Telefonnummer erst gegeben, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass ich auch in Krisen absprachefähig bin, d.h. sie nicht etwa anrufe und eine Suiziddrohung auf den AB spreche, wenn sie nicht erreichbar ist.

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Le_na
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Beitrag Di., 12.02.2019, 16:55

Na ja und ich habe hier schon einmal von meiner beendeten Therapie geschrieben, die sehr erfolgreich war. Da wurde aber gesagt das sei doch nur mein individuelles Beispiel und das sei nicht exemplarisch. Natürlich war ich sehr jung damals aber trotzdem: ich durfte mailen und anrufen und habe das damals schon sorgsam genutzt. Es gab eine lange Abschiedsphase und nach 4 Jahren endete die Therapie. Was ich dann bei Bedarf noch gedurft hätte schreibe ich lieber gar nicht. Ist auch egal, ich habe es nicht genutzt.
Nun könnte man sagen: Ja aber du bist ja nun wieder in Therapie, siehst du, hat nicht geholfen. Aber dazwischen liegen 7 Jahre ohne Therapie und keines der alten Symptome kam wieder. Die Therapie nun ist eher ein Weiterarbeiten an Themen die damals noch nicht gingen. Ich finde also schon das es ein Beispiel dafür ist, dass es nicht zwangsläufig schaden und dann böse enden muss.

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Philosophia
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Beitrag Di., 12.02.2019, 17:09

Nee, Le_na, darum gehts mir nicht, ich sagte doch schon an anderer Stelle, dass ich nicht glaube, dass das zwangsläufig schlecht sein muss. Allen denen es gut tut, und die da auch gut rauskommen und was für sich mitnehmen, meine ich ja auch nicht. Und wenn damit von Therapeutenseite gut und wirklich reflektiert umgegangen wird, ist das sicher auch in Ordnung. Dennoch kann man es eben wirklich erst nach Abschluss sagen, wohl auch ein bissl währenddessen. Die meisten, die die Extraleistungen gut finden und hinterher Probleme haben, sind doch diejenigen, die sich dann nicht lösen können. Und das ist nicht unbedingt so selten. Dann wird eben die nächste Therapie "gebraucht". Den anderen kann es sicher durchaus nützen, wenn es mit Bedacht angewendet wird. Es ist ein bissl ein Spiel mit dem Feuer. Aber gut, wenn man nix riskiert, könnte auch viel Schönes flöten gehen.
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Anna-Luisa
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Beitrag Di., 12.02.2019, 17:38

Wirbel-Uschi hat geschrieben: Di., 12.02.2019, 11:18 Da wäre eben eher die Frage, warum die Therapeuten überhaupt "unbezahlt" telefonieren (Mailen). Vielleicht, weil sie das einfach mit einkalkulieren, es angemessen empfinden, gelegentlich Mehraufwand zu betreiben und sich das für sie aber über die grundsätzliche Zahlung deckt?

Psychotherapeuten sind dazu angehalten, KEINERLEI private Kontakte zu Patienten herzustellen. Unbezahlt bedeutet privat, da nicht beruflich. Unabhängig davon, ob der eine oder andere Therapeut es persönlich angemessen findet.
Wirbel-Uschi hat geschrieben: Di., 12.02.2019, 11:18 Reich wird ein Therapeut wohl nicht, jedoch ist der Stundenlohn ja durchaus nicht gering. Außerdem besteht ja eine verpflichtende telefonische Erreichbarkeit seitens der Therapeuten, unbezahlt.
Kein Therapeut muss auch nur eine Minute unbezahlt arbeiten. Die telefonische verpflichtende Erreichbarkeit ist auch sehr eingegrenzt. Überhaupt: Sie muss nicht einmal telefonisch sein. Es darf auch eine offene Sprechstunde stattfinden. Und auch da dürfen Patienten auf einen späteren Termin vertröstet werden.
Wirbel-Uschi hat geschrieben: Di., 12.02.2019, 11:18 Und denen, wo man auf gute Abgrenzung eben nicht vertrauen kann, bieten sie das sicher auch gar nicht an.
Also ein besonders exklusives Angebot, für ganz besonders vertrauenswürdig eingeschätzte Patienten? Oje....
Wirbel-Uschi hat geschrieben: Di., 12.02.2019, 11:18Das hat sie erkannt und bot mir immer wieder an, sie anrufen zu dürfen. Über ein halbes Jahr lang hätte ich das nie getan und ihr auch so gesagt. Sie erkannte: Ich verbiete mir, klein, schwach und bedürftig zu sein.
Weil du sie nicht anrufst? Ernsthaft? Für mich klingt es eher so, als hätte sie es positiv gefunden, wenn du ihr am Telefon, klein, schwach und bedürftig, signalisiert hättest, dass es ohne sie, die große, starke, unabhängige Therapeutin nicht geht.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)


mio
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Beitrag Di., 12.02.2019, 20:10

Sehr hat geschrieben: Di., 12.02.2019, 13:15 Danach kann man sagen, was es überhaupt gebracht hatte, oft auch nix, gar nix - weil die Leute glauben, sie sterben ohne Therapie.. bzw. dem Therapeuten..und so gehts dann ewig weiter. Von einer Therapie zur anderen.
Ich habe nie gedacht ohne meine Therapeutin zu "sterben", das ist Unsinn.

Und ja: Ich kann sagen, dass es mir viel gebracht hat. Gerade die extremen Ängste die durch das Hochkommen und Bearbeiten (und in solchen Situationen brauchte ich sie eben auch am meistern als Beistand) da waren sind im Grunde vollkommen weg, das ging sogar recht "schnell".

Was leider nicht so ganz leicht zu lösen ist sind andere Schwierigkeiten, aber da kann sie mir letztlich auch nicht wirklich helfen außer ab und an noch mal mit mir drauf zu schauen, wenn sich was verändert hat oder ich was "neues" entdeckt habe was mir wichtig erscheint und da kann ich sie auch weiterhin jederzeit ansprechen und ihr zB. auch einfach eine mail schreiben in der ich das kurz erkläre und um einen Termin bitte.

Das finde ich persönlich zB. auch hilfreich, dass es da kein so "klares Ende" geben muss, sondern dass ich da kucken darf was passt. Das letzte Mal war ich im Oktober oder so da, wollte dann aber erst mal keinen weiteren Termin sondern schauen wie es sich entwickelt, danach habe ich dann nochmal eine kurze mail zu was geschrieben was in der Stunde Thema war (auf die sie nicht geantwortet hat, gab auch keinen Grund dazu) und seitdem habe ich keine einzige geschrieben, weil es einfach keinen Grund gab dafür.

Im Moment sehe ich aber auch kein neues Thema bzw. irgendwas wo ich mal drüber sprechen müsste, alles was da ist ist im Grunde altbekannt, das muss ich dann auch nicht mehr endlos durchkauen bzw. das kann ich dann eben auch allein.

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spirit-cologne
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Beitrag Di., 12.02.2019, 20:11

Anna-Luisa hat geschrieben: Di., 12.02.2019, 17:38
Kein Therapeut muss auch nur eine Minute unbezahlt arbeiten. Die telefonische verpflichtende Erreichbarkeit ist auch sehr eingegrenzt. Überhaupt: Sie muss nicht einmal telefonisch sein. Es darf auch eine offene Sprechstunde stattfinden. Und auch da dürfen Patienten auf einen späteren Termin vertröstet werden.
Stimmt mal wieder nicht:

"Psychotherapeuten müssen sicherstellen, dass ihre Praxis unter anderem für eine Terminkoordination telefonisch erreichbar ist. Die telefonische Erreichbarkeit ist nicht zu verwechseln mit der Sprechstunde und die Zeiten für Erreichbarkeit und Sprechstunde sind nicht miteinander zu verrechnen. Für die telefonische Erreichbarkeit gilt:
200 Minuten/Woche bei vollem Versorgungsauftrag
100 Minuten/Woche bei hälftigem Versorgungsauftrag (Mindesteinheit: jeweils 25 Min.)
Therapeuten müssen ihrer KV mitteilen, zu welchen Zeiten sie die insgesamt 200 Minuten Erreichbarkeit in der Woche anbieten. Die Zeiten sollten auch auf dem Anrufbeantworter der Praxis angegeben werden. Die Krankenkassen erhalten die Daten ebenfalls (von den KVen), um ihre Versicherten zu informieren.
Wie Therapeuten die telefonische Erreichbarkeit organisieren, ist ihnen freigestellt: So kann ein Praxismitarbeiter den Dienst übernehmen oder das Telefon umgeleitet werden. Entscheidend ist, dass jemand den Anruf persönlich entgegennimmt.
"

Quelle: https://www.kvhb.de/psy-rili-telefonisc ... ichbarkeit

200 min. pro Woche finde ich alles andere als "sehr begrenzt". Und da sich das wirtschaftlich keiner leisten kann, während der regulären Arbeitszeit fast 3, 5 St. nur für Telefondienst zu blockieren, legen die meisten Therapeuten das in die Freizeit, Mittagspause o.ä. (soviel zum Thema Trennung von Arbeit und Freizeit) oder sie müssen halt jemand dafür bezahlen (für das, was sie selbst nicht bezahlt bekommen). Und mit der Sprechstunde hat das nix zu tun, die ist zusätzlich, aber da werden ja die Stunden wenigstens bezahlt (wenn auch schlechter als normale Stunden).

Auch Berichte schreiben ist mehr oder weniger ein Hobby: Für einen Bericht, der im Durchschnitt mind. 2 - 4 Stunden Arbeit bedeutet (beim Obergutachter auch gerne noch länger) gibt es den sagenhaften Gebührenbetrag von 58 und ein paar zerquetschte Euronen (Brutto, da gehen KV-Gebühren, Abgaben usw. noch von runter), was einem Einkommen maximal knapp oberhalb des Mindestlohnes entspricht. Insofern wäre ich vorsichtig mit der Aussage, Therapeuten würden für jede Minute Arbeit bezahlt und alles was nicht bezahlt wird, sei Privatvergnügen. Therapeuten sind Freiberufler und ihr Einkommen ist eine Mischkalkulation aus bezahlten Stunden und nicht oder nur sehr schlecht bezahlten anderweitigen Tätigkeiten.

Auch eine strikte Trennung zwischen Beruf und Privatleben ist wie bei den meisten anderen Selbstständigen nicht möglich, d.h. arbeiten tun ohnehin die meisten abends oder am Wochenende, man kriegt als Patient nur nix davon mit, weil die halt in ihrem stillen Kämmerlein sitzen und Berichte schreiben, dokumentieren oder abrechnen. Daher halte ich es auch für überflüssig, sich Sorgen um die Freizeit der Therapeuten zu machen, die müssen da selbst schauen, ob sie halt lieber besser verdienen oder mehr Freizeit haben wollen, wie in vielen anderen Berufen auch.

Der Unterschied bei Kontakten mit Patienten außerhalb üblicher Arbeitszeiten liegt ausschließlich in der Signalwirkung, die sie für den Patienten hat: "Du kannst jederzeit über mich verfügen". Das halte ich bei vielen Patienten für schwierig, weil es unrealistische Erwartungen weckt, die der Therapeut auf Dauer nicht erfüllen kann und die vor allem auch i.d.R. kein anderer Mensch zu erfüllen bereit ist. Dadurch kann sich eine falsche Anspruchshaltung entwickeln, die später zu üblen Bauchlandungen des Patienten führen kann, weshalb Therapeuten das möglichst nicht signalisieren sollten.

Ich halte es aber für eine Fehleinschätzung dass das unbedingt immer was mit der Abgrenzungsfähigkeit des Therapeuten zu tun hat. Für den kann es gerade im eigenen Interesse sein, den Patienten am WE den Kontakt zu erlauben, weil es für ihn u.U. bei manchen Patienten weniger aufwändig und vor allem nervig ist, den Patienten in einer Krisensituation telefonisch kurz zu beruhigen, auch wenn es seine Freizeit ist, wenn er weiß, dass der Patient, wenn er das nicht tut, in eine längere Krise rutscht, wo er ihn dann mühevoll über mehrere Stunden wieder raustherapieren muss. Es kann quasi durchaus ökonomisch sein, 10 min. Freizeit zu opfern, wenn man sich damit jede Menge Nerven sparen kann. Aber das ist eben nicht der Sinn von Therapie, denn er nimmt damit dem Patienten, die Möglichkeit, eigene Wege zu entwickeln, mit der Krise umzugehen. Nicht nur Patienten, sondern auch Therapeuten müssen eben lernen, den Frust auszuhalten, wenn es dem Patienten trotz - oder vielleicht gerade wegen der Therapie schlecht geht.
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Wirbel-Uschi
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Beitrag Di., 12.02.2019, 20:13

@Anna-Luisa
Willst du damit sagen, wenn ich meine Therapeutin telefonisch kontaktiere und sie das Gespräch annimmt, darf sie das gar nicht? Das wäre dann privat?
Aber was ist denn mit dieser verbindlichen telefonischen Erreichbarkeit (die ja aber tatsächlich - zum Ärger der Therapeuten - nicht vergütet wird), kann man so ein Telefonat dann nicht dem zuordnen? Also das wäre mir so jetzt logisch, mehr logisch, als dass so ein Kontakt dann privat wäre, oder nicht?!

Also das hast du falsch verstanden weil ich es natürlich nicht genauer ausgeführt hatte weil das den Rahmen gesprengt hätte. Sie erkannte nicht deshalb, weil ich sie nicht anrief, dass ich mir das verbiete. Das ging aus dem therapie Verlauf und meiner Vita der Monate vor Therapiebeginn hervor.
Es ist bei mir schon so, dass ich Meisterin im funktionieren bin. Immer stark sein. Alles schaffen. Und ja, ich verabscheue Schwäche. Vor allem bei mir selbst.
Zu jedem Menschen gehört aber ja auch mal Schwäche zeigen. Und ich hatte es so verstanden, dass dies dort seinen Platz hat / haben kann. In einer Therapie. Dass sie mich unterstützen wollte, das zuzulassen.
Was du schreibst, erschreckt mich jetzt. Meinst du, das war perfide geplant damit sie sich groß und übermächtig fühlt? Weil sie Gefallen daran findet, dass Ihre Patienten ihr gegenüber klein schwach und bedürftig sind?
Also dann hat sie Erfolg damit gehabt. Aktuell ist‘s seit ner Weile so. Ich war bisher davon ausgegangen, dass es normal ist / sein kann in diesem Prozess der analytischen Therapie.
Ich thematisiere das sogar gerade mit ihr.
Wie ekelhaft wenn es da gar nicht um mich geht, mich schüttelt‘s gerade. Habe ich das alles so falsch eingeschätzt? Ich beginne gerade, ihr zu vertrauen. Jetzt weiß ich nicht mehr was richtig ist. Wie peinlich und erniedrigend das wäre... :(
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mio
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Beitrag Di., 12.02.2019, 20:21

Wirbel-Uschi hat geschrieben: Di., 12.02.2019, 20:13 Jetzt weiß ich nicht mehr was richtig ist. Wie peinlich und erniedrigend das wäre... :(
War es denn vorher schon mal nötig, dass Du in eine Klinik gegangen bist weil es nicht mehr ging?

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Philosophia
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Beitrag Di., 12.02.2019, 20:27

@spirit, is ja interessant mit der Effektivität der schnellen Beruhigung anstatt später den großen Scherbenhaufen beseitigen zu müssen...das macht echt Sinn!
@Wirbel-Uschi: lass dich nicht übermäßig verunsichern, bei euch sind das ja wirklich eher Ausnahmen. Auch sonst hat sie dir doch auch schon Grenzen aufgezeigt. Bloß weil einige (einschließlich mir) das (außerhalb der Therapiezeit Kontakte) ablehnen, heißt das doch nicht, dass das das Maß aller Dinge ist. Deine Therapeutin ist doch zudem auf jeden Fall jemand, mit dem man drüber reden kann. Ich hatte von ihr keinen miesen Eindruck sondern einen guten (was auch nicht das Maß aller Dinge ist, aber ich wollte es dir mal rückmelden, dass ich trotz gewisser Abneigungen deine Therapeutin für ne gute halte).
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spirit-cologne
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Beitrag Di., 12.02.2019, 20:44

@ Wirbel-Uschi: Jetzt lass dich doch nicht direkt bekloppt machen, nur weil hier jemand seine Meinung schreibt. Wenn du bisher ein gutes Gefühl hattest, dann vertrau erst mal darauf. Wenn du verunsichert bist, dann thematisiere es mit ihr in der Therapie, aber veranstalte jetzt bitte kein Kopfkino, was sie dir eigentlich alles angetan hat oder antun will, das ist reine Spekulation. Ob das eine glückliche Intervention war, kann ich nicht beurteilen, dafür kenne ich euch beide nicht genug, aber wahrscheinlich wollte sie es dir einfach nur leichter machen, das zu lernen und somit den Weg des geringsten Widerstandes gehen (was aber nicht immer unbedingt der beste ist, aber das kann ich wie gesagt in deinem konkreten Fall nicht beurteilen). Es mag ja durchaus vereinzelte Therapeuten geben, die gegenüber ihren Patienten ihre Macht oder ihr Helfersyndrom ausleben, aber das ist bei weitem nicht der Regelfall.
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mio
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Beitrag Di., 12.02.2019, 20:58

Anna-Luisa hat geschrieben: Di., 12.02.2019, 17:38 Unbezahlt bedeutet privat, da nicht beruflich
Das erzähle ich mal meinem Finanzamt, das bezahlt mich nämlich auch nicht, wenn ich meine Steuererklärungen machen MUSS. :lol: :lol: :lol:

Rechnungen muss ich nicht schreiben, da würden sich meine Auftraggeber sicher freuen, wenn ich das NICHT TUN würde, weil es ja "unbezahlte Privatzeit" ist.

So kann echt nur jemand denken der nichts anderes kennt als ein "Angestelltenverhältnis". :anonym:

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