Gesetzentwurf: 'Zuweisung' von Therapieform und Therapeut geplant

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stern
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Beitrag Do., 20.12.2018, 20:16

Kaonashi hat geschrieben: Do., 20.12.2018, 13:11
Ich frage mich, ob das Absicht ist von ihm, oder ob er tatsächlich die Fakten aus seinem eigenen Zuständigkeitsbereich nicht kennt.
Nun, das weiß in letzter Instanz nur er. Da er aber natürlich nicht möchte, dass sein Gesetzesvorstoß im Bundestag abgelehnt wird, wirbt er natürlich dafür. Er wird daher a) natürlich nicht berechtigte Kritik in den Mittelpunkt stellen (wollen). Das macht aber sehr wohl die Opposition bzw. teilweise wird der Entwurf anscheinend auch von der SPD abgelehnt: Siehe Artikel des Ärzteblatts. Ich finde auch gut, dass die Petentin bewirken konnte, ihr Anliegen vor dem Petitionssausschuß des Bundestags vorzutagen.
Und b) baut er seinen Disskussion ja auf der Grundlage auf, dass es ausreichend PT gäbe (obwohl vielfache Untersuchungen von einer Unterversorgung ausgehen). Ich gehe daher davon aus, dass es zumindest kein Zufall ist, dass er mit solchen Aussagen zumindest beeinflussen will. Oder anders formuliert: Er verfolgt ein Ziel bzw. Ziele (politisch konservativ eben). Und für eine entsprechende Argumentation werden dann noch händeringend Belege gesucht, die aber kaum zu finden sind (dass es keine Unterversorgung geben soll, ist eben schwer begründen. :-D ). Genauso manipulativ halte ich eine solche Argumentation:
Jens Spahn, Bundesminister für Gesundheit:
Vielen Dank. – Vielleicht noch einmal kurz, weil es
wirklich ein wichtiges Thema ist, zur psychotherapeuti-
schen Versorgung – ich bin sehr dankbar für den Hinweis
auf die ärztliche Versorgung in diesem Bereich –: Ein
Psychiater hat im Schnitt 1 000 Patienten im Quartal, in
der Psychotherapie gibt es im Schnitt 50 Patienten.

(Maria Klein-Schmeink [BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN]: Das ist ja auch eine ganz andere
Arbeit!)


– Würden Sie nicht sagen, auch der Psychiater braucht
Zeit für seine Patienten? Ich finde schon, dass wir hin-
schauen müssen, wie denn da das Zusammenspiel und
die Vergütungsstrukturen sind. (...)
https://www.google.com/url?q=https://di ... Reukc6rnYr

Also wirklich, wie als ob das vergleichbar wäre.
Liebe Grüße
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stern
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Beitrag Fr., 21.12.2018, 08:34

spirit-cologne hat geschrieben: Do., 20.12.2018, 15:23 Das bisherige Gutachterverfahren wird nicht durch die vorgeschaltete Steuerung ersetzt sondern ergänzt, d.h. eine Zuweisung durch die Steuerungspraxis hat erstmal gar keinen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit, eine Therapie durch den nachgeschalteten Gutachter bewilligt zu bekommen.
Exakt, Stand jetzt ist, dass im Gesetzesentwurf eine gestufte und gesteuerte Versorgung als Rahmen für Beschlüsse des G-BA vorgegeben werden soll.

Und auch zukünftig wäre das dann die Meßlatte für den G-BA, wenn Richtlinien geändert werden sollen. Denn der G-BA hat ja keine Gesetzgebungskompetenz, sondern muss Gesetze natürlich beachten. Da Spahnsinn will keine Unterversorgung sehen will 🙈 (ich bleibe dabei, dass das das eigentliche Problem ist... und dazu muss man auch keine Untersuchung aus dem Hut zaubern, sondern könnte auf existente zurückgreifen), dann muss man es eben als Steuerungsproblem verkaufen... und eine konservative-volkswirtschaftliche Theorie auf das Gesundheitssystem übertragen, die in sein Bild passt (ohne das an der Stelle vertiefen zu wollen). Von Ärztemangel zu sprechen versucht er (und Kassen) ja zu vermeiden... und das passt auch zu sonstigen Planungen, die er anstellt. Lauterbach hätte einen anderen Ansatzpunkt (siehe Ärzteblatt), aber von der SPD ist dzt. ja insgesamt nicht viel zu erwarten, so dass man nicht auf sie setzen kann. :roll: Anstelle mehr Ärzte direkt auf dem Land einzusetzen, soll es nach dem Willen Spahns dann eben Arztbusse aufs Land geben (auch das ist exemplarisch ein Vorhaben) oder zunehmende Digitalisierung und E-Rezept, etc.

Und dass das Gutachterverfahren entfallen soll, ist dem Gesetzesentwurf beim besten Willen nicht zu entnehmen, sondern es wird eine Behandlungssteuerung gesetzlich festgeschrieben.

Im Gutachterverfahren wird ja (Stand jetzt) auch der Behandlungsplan angeschaut. Ein vorgeschalteter Gutachter könnte beim besten Willen für den Behandler nicht auch noch die konkrete Behandlung planen und einen konkreten Behandlungsplan mitgeben. Es würde in Spahns Systems auch keinen Sinn machen, nachgelagerte Steuerungs- und Kontrollmechanismen weitgehend entfallen zu lassen... denn den PT wird ja jetzt schon nicht zugetraut, Indikationen zu stellen, Therapien rechtzeitig zu beenden, usw. Wie eben die gesammelten und bekannten Vorwürfe lauten. Will heiẞen: Wer auf Steuerung knapper Ressourcen setzt, braucht sie dann auch. Denn wo käme man hin, wenn man Bewilligungsschritte, usw. fallen lassen würde, da Therapeuten ja gerne unnötigerweise therapieren (sollen nach Behauptung mancher). :-D

Und naja, ein weiteres Steuerungmittel betrifft die Vergütung. Ich erinnere: Im G-BA stimmt keine Patientenvertretung mit.

Für mich gibt es da auch nichts abzuwarten, wenn eine Planung (aus meiner Sicht) auf nicht auf überzeugenden Prämissen aufbaut. Dann ist die Kiste ganz abzulehnen. Schon die letzte Novellierung: Jetzt erhält man zwar schneller ein Erstgespräch, wartet aber dann. Problemverlagerung. Noch mehr soll nun das Schwergewicht auf Steuerung, Steuerung, Steuerung liegen (sogar gesetzlich festgeschrieben!!! Der G-BA ist daran gebunden, solange das Gesetz existiert) anstelle angemessene Kapazitäten bereitzustellen. DARÜBER wäre zu reden.

Da Spahn damit den Weg über das Parlament geht, ist logisch, wenn Verbände sich dann über eine Petition den Zutritt zu Ausschüssen des Bundestags verschaffen.

Ich mache mir auch nichts vor: Unter Spahn (oder wie sie alle heißen, Spahn ist austauschbar wie jeder andere) wird es zu Steuerungen kommen. Aber ich muss mir seine Aussagen sicher nicht zu eigen machen. Und Politiker machen eben Politik, die sie an den Wähler bringen muss. Um eine Verbesserung der Versorgung des einzelnen geht es dabei nicht a la: Wie können wir Politiker dafür sorgen, dass Patienten nicht mehr zittern müssen, ob bewilligt wird.
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Beitrag Di., 25.12.2018, 18:05

Ein kleiner Nachtrag noch, ich verlinke hier mal ein Papier, in dem die DPtV (Deutsche PsychotherapeutenVereinigung zu einigen "Argumenten" bzw. Behauptungen von Spahn & Co fachlich (im Gegensatz zu ersteren begründet und mit Zahlen belegt) Stellung genommen hat. Ist zwar nichts bahnbrechend Neues dabei, aber nochmal gut zusammengefasst erläutert, insbesondere, wie es zu dieser seltsamen, der gefühlten Realität nicht entsprechenden nominellen "Überversorgung" mit Psychotherapeuten in den Augen der Verwaltung kommt.

https://docdro.id/MKjADds

Die Petition wird aktuell mit über 205000 Eingaben geführt - die größte seit Einführung der e-Petition bei Bundestag bisher jemals erreichte Zahl an Petenten. Am 14.01. steht die Sitzung des Petitionsausschusses an.
It is better to have tried in vain, than never tried at all...

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Beitrag Fr., 22.02.2019, 16:22

Aufgeschoben ist aufgehoben?

"Politik
Koalition verschiebt Neuregelung der Psychotherapie
"


https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/ ... hotherapie
Die SPD, Therapeutenverbände, Ärzte und Patientenvertreter kritisierten Spahns Pläne heftig. Das vorgeschlagene Verfahren sei Patienten nicht zumutbar. „Gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht“, hatte Bundes­ärzte­kammerpräsident Frank Ulrich Montgomery das Stufenmodell kommentiert.
Nun will die Koalition die Psychotherapie mit einem eigenständigen Gesetz reformieren, wie die SPD-Fraktion mitteilte. Die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Maria Klein-Schmeink, begrüßte die Verschiebung. „Jetzt muss es darum gehen, endlich für Patientinnen und Patienten mit komplexem Unter­stützungs­bedarf vor Ort koordinierte und individuell passende Behandlungs- und Unterstützungs­angebote zu ermöglichen", erklärte sie.
Trotzdem: Warum (wieder) eine gesetzliche Lösung, was bedeutet, dass Politiker entscheiden... also warum befindet darüber nicht die Selbstverwaltung (GBA).
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Beitrag Mo., 29.04.2019, 20:08

Spahn brütet wieder etwas aus. Oder: Der diagnoseorientiere Behandlungsbedarf:


26. April 2019, 18:40 Uhr
"Gesundheit
Neue Hürden für Patienten"

https://www.sueddeutsche.de/politik/ges ... -1.4422960
Sie kritisiert deshalb den neuen Gesetzentwurf von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), mit dem er bewirken will, dass Psychotherapeuten künftig stärkere Vorgaben bekommen, wie sie Patienten bei welcher Diagnose behandeln müssen.

(Diesen Gesetzentwurf habe ich noch nicht eingesehen.) ... Fände ich aber klasse, wenn zukünftig besonders qualifizierte Politiker entscheiden, wie Ärzte und Therapeuten wen am besten behandeln. :thumbsup:
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Beitrag Mi., 08.05.2019, 22:36

Nun also doch:

"Politik
Psychotherapie: Regierung setzt auf Bedarfsplanungs­reform zur Reduzierung von Wartezeiten"


https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/ ... artezeiten
Berlin – Die Bundesregierung vertritt die Auffassung, dass psychisch kranken Versicher­ten jederzeit eine ausreichende Anzahl an Therapieplätzen für die psychotherapeutische Behandlung zur Verfügung stehen muss. „Als zumutbar gelten sechs Wochen Wartezeit, in Ausnahmefällen bis zu zwölf Wochen“, heißt es in der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion.
... wobei es dann immer noch darauf ankommt, wie man neu plant... ich meine die aktuelle Planung ist ja sehr umstritten. Dazu findet sich bereits etwas in Thread.

Etwas mehr Konkurrenz belebt das Geschäft vllt. auch ein bisschen... als Nebeneffekt.
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Jenny Doe
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Beitrag Do., 09.05.2019, 18:12

Wir haben ja in diesem Thread über das Thema "Zu wenige Therapeuten, zu lange Wartezeit" diskutiert. Wen es interessiert und wer sich die Zeitschrift kaufen mag, der findet in Psychotherapeut 2019. 64:153–158 einen interessanten Text mit dem Titel "Gründe für das Nichtzustandekommen von Psychotherapien".

Aus dem Text geht hervor, dass sich die pyschotherapeutische Versorgungsstruktur zwar verbesssert hat, dass es jedoch nach wie vor das Problem des eingeschränkten Zugangs von Patienten zur Psychotherapie gibt.

Ich darf leider nicht aus der Zeitschrift zitieren, deshalb gebe ich nur die wichtigsten Gründe frei wieder, warum Psychotherapien nicht zustande kommen:
1. Fehlende Indikation für Psychotherapie,
2. Art der Störung (Suchterkrankung, Persönlichkeitsstörung, Neurotische Störungen, Belastungsstörung, somatoforme Störung, Psychotische Störung, Essstörung)
3. Ungünstige Patientenmerkmale (Motivationsmangel, fehlende Änderungsbereitschaft, falsche Erwartungshaltung),
Fehlende Passung zwischen Patient und Therapeut


Kapazitätsmangel ist kein Grund für das Nichtzustandekommen von Psychotherapien.

Aus dieser Studie geht hervor, dass sich die Versorgungsstruktur verbesssert hat, es aber dennoch Klienten gibt, die auf der Strecke bleiben, da Psychotherapeuten leichte psychische Störungen bevorzugen und schwere Fälle ablehnen (siehe 2. Art der Störung). Der Zugang besonders therapiebedürftiger Patienten bleibt trotz verbesserter Versorgungsstruktur erschwert.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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Beitrag Do., 16.05.2019, 22:22

"Lauterbach
Psychotherapie-Zugang bleibt Baustelle"


https://www.aerztezeitung.de/politik_ge ... telle.html
Die SPD-Fraktion arbeitet an Alternativen zum „gestuften und gesteuerten Zugang“ zur Psychotherapie.
Lauterbach nannte vier Punkte, die in der Arbeitsgruppe behandelt werden.

Diejenigen, die Therapie am nötigsten bräuchten, bekämen sie oft nicht, weil jetzt schon die Hürden zu hoch seien. Dabei handele es sich oft auch um Patienten, die die Therapeuten selbst nicht so gerne in ihren Wartezimmern sähen.

Zudem würden Patienten zu lange und zu intensiv behandelt, die in Wirklichkeit gar keine Psychotherapie benötigten. Das sei eine Überversorgung von Patienten mit geringen Störungsgraden.

Es gebe weiter eine massive Überversorgung im stationären Bereich. Viele Patienten, die eigentlich ambulant psychotherapeutisch versorgt werden sollten, würden im Krankenhaus behandelt. Auch weil zu wenige Plätze in der ambulanten Psychotherapie verfügbar seien.

Außerdem gebe es in der ambulanten wie in der stationären Versorgung eine viel zu starke Akzentuierung der medikamentösen Therapie im Verhältnis zur Psychotherapie.
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