Ich habe diesen Thread die letzten Tage eher passiv verfolgt, konnte aber auch für mich viel darausziehen, weil ich mich in vielem, was Federchen und auch andere beschreiben gut wiederfinden konnte. Jetzt habe ich gleich heute Mal versucht, eine Situation in Bezug auf die Emotionsregulation über eine andere Person hin zu analysieren, komme aber irgendwie nicht so richtig zu einem Ergebnis. Dazu muss ich sagen, dass ich gerade am Anfang meiner ersten richtigen Therapie (Klinikaufenthalt und früh abgebrochene Therapien mal außen vor) befinde und häufig gefühlt ein Brett vorm Kopf habe, wenn ich versuche, meine Emotionen und mein Verhalten zu verstehen (ich hoffe, das bessert sich im Laufe der Therapie etwas
)
Anlass war ein Telefonat mit meiner älteren Schwester, mit der ich länger (mehrere Monate) nicht telefoniert habe. Wie immer erzählte sie erstmal fleißig und ich hielt mich zurück, bzw. kommentierte ihre Erzählungen. Aktiv einklinken tat ich mich dann, als es um Entspannungskurse ging und ich erzählte ihr, dass ich überlege, ein Achtsamkeitstraining zu machen, weil mein Therapeut mir das mal vorgeschlagen hat. Dann erzählte sie wieder und fragte dann, ob ich meinen Therapeuten denn noch hätte, was ich bejahte und ihr dann auch erzählte, dass ich bei ihm jetzt eine psychoanalytische Therapie machen könnte und grob skizzierte, was der Unterschied zur tiefenpsychologischen sei. In dem Kontext erklärte ich, dass es bei mir halt nicht um ein klarumschriebenes Problem ginge, sondern meine Probleme ziemlich diffus und umfassend sind, was ein Indikator für eine psychoanalytische Therapie sein kann. Dann, mit Zögern, erzählte ich ihr, dass mein Therapeut mich im Bereich der Persönlichkeitsstörungen einordnet. Und ihre Reaktion: Sie erzählt, wie verrückt das ja manchmal mit Diagnosen sei, ihr Stiefsohn hätte ja jahrelang eine Schizophrenie attestiert bekommen und jetzt mit Psychiaterwechsel sei das überhaupt kein Thema mehr blablabla. Ich ging dann natürlich auf ihre Beiträge ein, war aber total geflasht, dass sie mich da so stehen lässt. Ich offenbare mich ihr und sie zeigt keinerlei Interesse. Sie kam auch gar nicht mehr darauf zu sprechen. Fragte am Ende, nachdem sie 15 Minuten über die Diagnosen ihrer Stiefkinder gesprochen hatte, nochmal kurz auf mich, indem sie fragte, wie es auf der Arbeit läuft (ich arbeite noch ganze 20 Stunden im Monat, weil ich wieder studiere, wie soll es da laufen, ist halt ein wirklich kleiner Teil in meinem Leben) und musste dann aufhören, weil mein Neffe wach wurde.
Während des Telefonates dachte ich: "hallo, hier bin ich. Seh mich, reagier auf mich. Frag nach" was auch immer. Und irgendwie habe ich immer noch das Gefühl, dass ich das erwarten kann und das eine angemessene Reaktion gewesen wäre. Das ist doch eigentlich nicht zu viel verlangt? Gleichzeitig muss ich halt an diesen Thread denken und frage mich, ist sowas schon überfordernd? Warum wollte ich ihr davon erzählen? Damit sie weiß, dass bei mir ganz dolle was nicht stimmt und sie besorgt sein muss? Letzteres auf jeden Fall nicht, weil ich Sorge unerträglich und ätzend finde, aber irgendwie wollte ich ja aus eventuell egoistischen Gründen, dass sie von meiner Diagnose erfährt?
Mich würde wirklich mal interessieren, wie jemand von außen diesen Situationsausschnitt sieht (falls wer Lust hat, diesen doch sehr langgeratenen Beitrag zu lesen
)