Austausch DIS/DDNOS - Betroffene (Teil 3)

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Montana
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Beitrag Mi., 26.08.2020, 14:12

Kreativus50 hat geschrieben: Mi., 26.08.2020, 12:22 Und der Trend geht ja eindeutig zu effektiven, knackigen Kurzzeittherapien.
Ich liebe Autovergleiche. Früher gab es so Tricks zum schnellen Selberhelfen. Zum Beispiel hat man von einer Getränkedose Boden und Deckel entfernt und damit den Auspuff repariert. Für den besseren Halt noch einen Damenstrumpf drüber: hielt auf jeden Fall bis zur Werkstatt des Vertrauens. Und DAS ist für mich eine "knackige Kurzzeittherapie". Der Patient kriegt so kräftig einen "drauf", dass er sich wieder für eine Weile zusammenreißen kann. Und in diesem Wissen überlegt er gut, ob er das Gesundheitssystem bei seinem Problem erneut in Anspruch nehmen möchte. Denn was sich über Jahre entwickelt, das lässt sich nicht WIRKLICH innerhalb kurzer Zeit beheben. Für jeden normal denkenden Menschen muss das doch offensichtlich sein.
Aber es soll halt BILLIG sein. Und es sollen alle eine Therapie erhalten, die eine brauchen, auch wenn dann alle nur noch eine halbe kriegen und damit nicht das, was sie brauchen. Es ist ja sowieso so eine Sache mit den Kontingenten. Oder nein, schon vorher, wo ein Therapeut in einer Sprechstunde mal eben eine Diagnose stellen und über die Art der notwendigen Hilfe entscheiden soll. Aber wer geht denn zu einem fremden Menschen und sagt: "Hey, ich habe mir nach 28 Jahren Schweigen aus Scham jetzt mal überlegt Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ich habe folgende Symptome: a, b, c, d, e, f, g. Bitte lotsen Sie mich durch das Gesundheitssystem. Ich kenne Sie zwar nicht, aber Sie werden schon wissen, was gut für mich ist." Und dann sagt der fremde Mensch: "Ja, da haben Sie offensichtlich eine DIS. Ich empfehle Ihnen 80 Stunden Psychotherapie der Richtung X. Danach werden Sie geheilt sein. Da ich selbst keine Kapazitäten frei habe, suchen Sie sich mal einen weiteren fremden Menschen. Hier ist Ihre Bescheinigung über die Sprechstunde, die geben Sie ihm. Da steht alles über Ihr Problem drauf."

Oder noch ein Vergleich aus meinen Beruf. Ich entwickle Software. Und da kommt dann schon mal einer und sagt: finde raus, was dieses Problem verursacht. Ok, kann ich machen. Und dann sagt der: "Ja, jetzt sag mir mal, wie lange du brauchst um das rauszufinden." Kann ich nicht. Sowas geht generell nicht, wenn man nicht gleich eine Idee hat. Weiter sagt er: "Und wenn du das Problem gefunden hast, dann schätz mal den Aufwand zur Behebung. Dann entscheiden wir, ob wir das machen lassen wollen." Ja nee, das ist Quatsch. Das SUCHEN verursacht den Aufwand. Wenn man den Fehler gefunden hat, dann ist der Aufwand zum Beheben des Fehlers meist nahezu Null. Es wird von Entscheidern aber einfach nicht akzeptiert, dass die Lage so und nicht anders IST. Die wollen rechnen und planen. Und was machen Entwickler? Die zaubern Zahlen aus Glaskugeln, damit die Ahnungslosen glücklich sind. Aber je mehr die sich einmischen (man kann ja jeden Prozess bis zum Abwinken optimieren), desto enger wird's.
Und im Gesundheitssystem läuft es GENAU SO.

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Sadako
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Beitrag Mi., 26.08.2020, 15:33

Montana hat geschrieben: Mi., 26.08.2020, 14:12
Und im Gesundheitssystem läuft es GENAU SO.
Das ist ja gewollt Montana. :-(
So wie du es auch beschrieben hast, man wird irgendwann in die Totalschadenkategorie verortet und dann wird nur noch das an Behandlung finanziert, was absolut unumgänglich ist aber keine Therapien, die darauf ausgelegt sind, echte Verbesserung des Gesundheitszustands zu erreichen.
Meine Therapeutin hat, als sie die Kassentherapie beantragt hat, mit mir besprochen, die DIS als Diagnose nicht zu stellen. Weil sie bei einer früheren Patientin die Erfahrung gemacht hat, dass schon die erste Therapierunde abgelehnt wurde, weil hoffnungslos und so.
Ich habe da zugestimmt, weil ich dass Risiko nicht eingehen wollte, dass mir das auch passiert. Der Fehler im System ist allerdings, wenn das viele Therapeuten machen, wird es auch nicht deutlich, dass eine Therapie auch bei DIS für Besserung und Stabilisierung sorgen kann. Das ist nicht mit einer knackigen Kurzzeittherapie möglich, aber es ist möglich und jeder und jede ist es wert, dass man diese Möglichkeit bekommt.

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Kreativus50
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Beitrag Mi., 26.08.2020, 16:37

Ha, das mit den neumodischen Sprechstunden hab ich bei einer Bekannten auf Therapeutensuche letztes Jahr
mitgekriegt. Das war sowas von sinnlos. Sie hat eh Mühe, ihr Problem in Worte zu fassen. So ist sie im System durchgefallen.
Einen Therapieplatz hat sie nicht gefunden.
Ich befürchte, das wird aktuell und in Zukunft noch mehr Leuten so gehen, die dringend Hilfe brauchen, dass grade die durch das Raster fallen.
Es ist - wirtschaftlich gedacht - natürlich vom Geld abhängig - leider - aber vom menschlichen Aspekt ist das traurig.

Sadako, ja, das ist die Crux, weil es dann zwar für einen persönlich Vorteile bringt - aber ein ganz wesentlicher Teil der Beeinträchtigung muss so -zumindest offiziell- unterm Radar bleiben. Für mich, familiär mit einem Redeverbot belegt,
ganz schwer auszuhalten.
Der DIS Diagnoseteil ist zumindest bei mir der erheblichste, gleichzeitig der, den ich am meisten "verstecke".

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Martha-L.
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Beitrag Sa., 29.08.2020, 17:48

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Martha-L.
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Beitrag So., 30.08.2020, 11:01

Tut mir leid. War wohl unnötig das hier zu schreiben.

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Pianolullaby
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Beitrag So., 30.08.2020, 19:05

Huhu, finde nicht, warum denkst du das?
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Martha-L.
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Beitrag So., 30.08.2020, 19:28

Nun ja, hab ja nicht wirklich eine Frage gestellt. Also kann mir da auch keiner weiterhelfen sozusagen.
Ich bin nur mal wieder sehr irritiert, wenn ich solche Schreibereien von mir finde. Das wollte ich damit zum Ausdruck bringen. Jedesmal denke ich, dass passiert nicht wieder. Ich weiß immer was ich schreibe. Und dann....find ich wieder etwas...Eigentlich ja nichts tragisches.

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Pianolullaby
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Beitrag So., 30.08.2020, 21:03

ganz normal halt bei DIS, und nicht jeder Post muss eine Frage beinhalten. Bin auch immer wieder irritiert
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Martha-L.
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Beitrag So., 30.08.2020, 21:07

Ich kann die Diagnose nicht annehmen, weil ich einfach keine Ursache dafür erkennen kann.
Ich hänge jetzt schon so lange in den Zweifeln fest. Ich kann das einfach nicht glauben.

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Sinarellas
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Beitrag So., 30.08.2020, 21:20

Dann ist das eben so. Nimm es hin wie es gerade ist. Es hilft dir nicht bei dem Thema zu bleiben, fokussiere dich auf das wie es ist und was dem Zustand gerade hilft im Alltag besser zurecht zu kommen.
..:..

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Montana
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Beitrag So., 30.08.2020, 22:10

Martha, willkommen im Club.
Bei mir ist der Witz, dass ich eine jüngere Schwester habe, die weder DIS (noch einen Verdacht darauf) noch Amnesien für Teile ihrer Kindheit hat. Ich habe beides. SIE, und sie allein, erinnert sich an das, was vermutlich die Ursache ist. Sie war selbst nicht involviert (sagt sie), kann aber manches bezeugen. Unsere Erinnerungen zusammen ergeben ein verschwommenes Bild. Wobei sie selbst da sehr klar ist, nur, ich weiß halt auch kaum, wonach im Detail fragen. Ich weiß ja kaum, wo ansetzen. Und es belastet sie sehr, wenn ich sie frage.

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Martha-L.
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Beitrag Mo., 31.08.2020, 10:11

Vielen Dank Euch Beiden.

Es ist ja auch nicht so, dass das jetzt mein Lebensinhalt ist. Es "ploppt" sozusagen, immer wieder auf, wenn mir dann mal was auffällt, mich jemand mit der Nase auf etwas stößt oder ich von Innen Informationen bekommen habe. Dann bin ich direkt wieder in der Zweifelschleife, bis es sich wieder halbwegs beruhigt hat.

Ich hab hier meinen Alltag, meine Aufgaben, da ist das meist nicht präsent, bis halt wieder wie gesagt, etwas aufploppt oder ich mir beim scheizze sein, zuschauen kann. Und das ist echt nicht witzig. :-(

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Pianolullaby
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Beitrag Mo., 31.08.2020, 22:32

Warum kannst du es nicht als gegeben annehmen? Was würde dann passieren?
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Martha-L.
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Beitrag Di., 01.09.2020, 09:08

Pianolullaby hat geschrieben: Mo., 31.08.2020, 22:32 Warum kannst du es nicht als gegeben annehmen? Was würde dann passieren?
Ich hätte Angst zu lügen, mir etwas vorzumachen bzw. an etwas zu glauben, was vielleicht gar nicht existent ist.

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Montana
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Beitrag Di., 01.09.2020, 09:15

Das hätte genau so auch ich schreiben können.

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