'Ich kann nur mit Männern, weil...' / Frauen- und Männerbilder

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Mondin
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Beitrag Mo., 12.12.2016, 02:28

Ich such Dir das Zitat mal raus:
isabe hat geschrieben:Sex hat mit Spaß zu tun, aber "Lust" hat für mich schon auch eine andere Konnotation, nämlich "Trieb": Die sexuellen Vorlieben sind ja nichts, was man sich aussucht wie bei der Frage: "Esse ich heute Kartoffeln oder Reis?" - "ES" überkommt einen ja gelegentlich oder häufiger, oft auch, ohne dass man das möchte. "Spaß" impliziert für mich eine bewusste Handlung, die man ausübt, um eine schöne Zeit zu haben. "Lust" kann mit Tabus verbunden sein, mit Schmutz (bzw. damit, was man in anderen Kontexten als "schmutzig" betrachten würde) und Schmerz.

Gelungen ist Sexualität m.E. dann, wenn man es nicht braucht, andere Menschen oder sich selbst für das vermeintlich "Perverse" lächerlich zu machen. Also, man kann Universitätsprofessor sein und dann einen Darkroom besuchen - no pasa nada.
Und dazu dann das nächste Post (in direkter Folge), das eine ganz klare Aussage ist, für die Du, stern, Dich bedankt hast:
isabe hat geschrieben:Die Freiheit besteht darin, sich seiner Lust hingeben zu können, ohne als krank bezeichnet zu werden.

So. Das bedeutet, dass jemand, der seiner Lust frönt, sich nicht als krank bezeichnen lassen muss/soll, wenn Freiheit herrschen soll. isabe schränkte das dann noch ein, auf legale Praktiken.

Okay, Zoophilie ist bis zu einer gewissen Grenze legal und gilt irgendwann, wenn das Tier doch Schaden nimmt, dann als Ordnungswidrigkeit. Also halblegal, nicht strafbar.

Gleiches gilt für Nekrophilie, wenn sie nicht an echten Leichen ausgeübt wird. Ob das auch für tote Tiere gilt, das weiß ich freilich nicht. Fakt ist, es gibt sehr viele Liebhaber von Tierleichen, mir wurde viel Geld für derartiges angeboten und ich erhielt regelmäßig Nachfragen diesbezüglich. Ich habe mich geweigert. Grundsätzlich jedoch ist der Bedarf offensichtlich groß gewesen. Es wird also durchaus Leute geben, die sich mit Tierleichen vergnügen und das als lustvoll erleben.

Dann gibt es beispielsweise noch sowas wie die "Gummilutscher". Diese sind zwar selten, aber durchaus auch einige Male aufgetaucht in all meinen Jahren. Das sind Personen, die nachfragen ob sie die gebrauchten Kondome, die in Clubs und Bordellen anfallen, aus den Müllbehältnissen holen dürfen und dann, in einem entsprechenden Setting, mit der Dame ihrer Wahl, ausschlürfen. Vom Gesundheitsrisiko dieser Neigung, die das zu sich Nehmen von nicht untersuchten Körperflüssigkeiten Unbekannter mit sich bringt, einmal ganz abgesehen, ist auch diese Praktik vollkommen legal.

_____________

Würde ich nun Deinen und isabes Ausführungen folgen, dann wäre das alles nichts weiter als das Ausleben der eigenen Lüste in legalem Rahmen. Im Übrigen hast Du meine Frage noch immer nicht konkret beantwortet und verweist mich darauf, das nicht mit Schlagwörtern zu können. Mit anderen Worten, Du eierst etwas herum.

Und nochmal: Stehst Du noch immer zu dieser Aussage, dass alles, was in legalem Rahmen zur Auslebung der eigenen Lust erfolgt, nicht als krank zu deklarieren wäre, so lange niemand daran leidet?

Dann wäre das alles normal für Dich und kein Problem? Würdest Du Dein Kind einem Menschen zum Beaufsichtigen überlassen, von dem Du wüsstest, dass er ins Bordell geht und dort das Sperma ihm unbekannter Kunden aus den gebrauchten Kondomen schlürft? Oder jemandem, der eine tote Ziege oder ein totes Kaninchen als Lustobjekt benutzt?

Sei jetzt bitte mal ehrlich, stern.

Würdest Du eine solche Person als völlig normal betrachten und so behandeln, wie Du es mit jedem anderen Menschen tust?

Wirklich?

Ich denke ja, es wird viel geschrieben und geredet, wenn der Tag (und die Nacht) lang ist. Alle sind stets und ständig offen und tolerant. Wehe man selbst - die ich es erlebt habe - sagt, dass es Grenzen geben sollte, weil das einfach besser ist. Weil ich die Typen, die ich da die vermeintlichen Leichen (die natürlich nur gut geschminkte, die Luft anhaltende Mädels in Leichenhemdchen waren) durchvögeln und sich an ihnen ergötzen sah, zum Teil für wirklich sehr schwer verstört halte. Und ich wette meinen Hintern, wärest Du, Stern oder Du, isabe, wäret Ihr dabei gewesen, dann würdet Ihr das ähnlich sehen.

Es schreibt und redet sich so leicht, wenn man noch nie wirklich mit solchen Leuten Umgang hatte. Und dann noch zu sagen, man möge Kindern beibringen, dass das alles ganz normal wäre und zum Ausleben der Lust gehöre, das ist der Gipfel der Naivität in meinen Augen.

Mein lieber Mann.... (ähm, Frau.... oder was auch immer).

............

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isabe
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Beitrag Mo., 12.12.2016, 09:11

Schade, dass sich nun hier Ideologie breitmacht. Ich möchte mich an solchen bewusst verzerrenden ideologischen Schlachten, die nichts mehr mit Psychologie zu tun haben, nicht beteiligen und schreibe daher (zunächst?) an anderer Stelle weiter.

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hawi
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Beitrag Mo., 12.12.2016, 10:34

seit meinem Lesen hier gestern ist einiges dazu gekommen.
Schon interessant.
Mein Abgleich?
Sehr viel Worte zu Aspekten, die das Leben zwar sicher auch bietet, die mir in meinem Leben aber arg selten begegnet sind, real. Für mich sehr weit entfernt von dem, was hier mal Themenbeginn war. Mit wem kann Mann/Frau, Rollen, Rollenverständnis Mann/Frau.
Dass es nun arg fokussiert auf Sexualpraktiken ist? Kann ich nachvollziehen. Sicher auch ein Bereich, der sicher immer mit zum Thema gehört. Aber eher nicht (mehr) so, wie ich ihn hier nun lese. Mag ja manches deutlicher werden lassen, aber für mich schon sehr speziell.

So speziell, dass ich schon meine, es heißt da aufzupassen.
Zwar werden heute auch diese Inhalte kommuniziert, Zum Teil auch durchs INet überhaupt erfahrbar, sichtbar (vorher hätte mir so manch Begriff, Praktik überhaupt nix gesagt), aber fürs Rollen, Rollenverständnis, allgemeinen Umgang miteinander prägend ist so was bislang eher nicht. Nicht soweit ich sehe. Ich find auch, das sollte möglichst so bleiben.
Sehr spezielles lieber sehr Spezielles sein lassen. Und sei es nur, um es nicht unnötig zu verkomplizieren.
Aber auch, weil grad die Diskursrichtung nun grad hier natürlich auf die Ebene krank/gesund führt, mehr als nötig.

In Sachen Kommunikation heißt es zudem wohl auch aufpassen, wer vor welchem Hintergrund was krank nennt. Als krank wird allgemein ja nicht nur das bezeichnet, das Heilberufe als krank identifizieren. „Krank“ ganz allgemein wird auch all das genannt, das einzelne oder Gruppen für sich ablehnen, aus welchen Gründen auch immer.
Das kann dann zwar dazu führen, dass so was als gänzlich unzulässig gilt, häufiger aber wohl, dass so was zulässig ist, aber halt nicht sonderlich angesehen.

Grad an dem Punkt scheint mir, fehlt so was wie allgemeiner Konsens, oder es gibt ihn zwar, aber wir sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr.

Ginge auch mit anderem, aber nur mal die Sexualpraktiken/-Vorlieben, auch nur die, die Heterosexuelle haben können, ohne gegen Gesetze zu verstoßen? Schon da möchte der eine was, was der andere womöglich schon für „krank“ hält, selbst ablehnt.

Ich mag mich täuschen, aber vielleicht dadurch, dass nun, auch durch Internet u.ä. sehr vieles öffentlich, sichtbar wird, ist, was vorher für viele entweder gar nicht oder nur im sehr kleinen privaten Rahmen erfahrbar war, ergeben sich Diskurse, Dispute, auch grad darüber wer was anzuerkennen hat und was nicht, die kaum zu was Gemeinsamem führen werden.
Dafür ist Mensch zu individuell. Etwas, das einerseits heute ja durchaus anerkannt ist, manchmal fast gefordert wird, mindestens gefördert. Wenn dem aber so ist, sein darf, soll, dann haut es nicht hin, dass der einzelne etwas öffentlich gut finden soll, was er für sich privat ablehnt. Warum auch? In sehr vielen Bereichen des Lebens gibt es das ja auch nicht. In all denen, die schon länger sichtbar sind eher nicht. Kleidung, Nahrung, Musik und vieles mehr. So weit ich sehe ganz normal, dass der eine was klasse, toll findet, was der andere auch mal für „krank“ hält. Ist halt so, ist manchmal sogar gewollt, z.B. wenn sich Jugendliche von Älteren abgrenzen, etwas auch deshalb gut finden, weil sie von Älteren mindestens Kopfschütteln ernten.

Weil so manches hier für mich wieder auf ein sehr allgemeines Problem heute hindeutet, noch ein wenig „Philosophie“ am Ende.

„Wir verstehen uns gegenseitig und können dadurch die Wahrheit erkennen. Wir wissen wechselseitig, was wir meinen und wovon wir reden. Wir finden einen gemeinsamen Tenor. Und das ist die ganze Wahrheit!“
Aus diesem kurzen Video: http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=29128
Würde dies so ähnlich allseits akzeptiert? Würde glaube ich manches etwas einfacher machen, auch diverse „Rechthabereien“ mindestens relativieren.

LG hawi
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und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
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ziegenkind
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Beitrag Mo., 12.12.2016, 10:59

Ich hab den eindruck, die jüngsten posts spiegeln eine schieflage der debatte wieder. Der konstruktivismus und die einsicht, dass normen, identitäten und fast alles, Was uns in der sozialen welt begegnet, das ergebnis von zuschreibungen ist, die immer auch anders ausfallen könnten und zu anderen zeiten und an anderen orten regelmässig anders ausfallen, ist ja kaum noch ernsthaft zu bestreiten. Dazu gibt es seit den 70ern zu viel forschung. Ausserdem ist das ja mittlerweile der hegemoniale diskurs. Zu wiederholen, alles ist konstruiert, ist da aus meiner sicht schon lange nicht mehr aktuell. Mit bruno latour gesprochen, sollten wir m.E. viel eher darüber streiten, welche konstruktionen wir in dem Wissen um ihre zufälligkeit als ergebnis politischer entscheidungen für verbindlich erklären, wie wollen wir unsere gemeinsame sozialwelt konstruieren und was überlassen wir den individuellen vorlieben. Aber da gilt: es gibt kein richtig oder falsch. Das muss oder darf ausgehandelt werden in leidenschaftlichem streit
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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ziegenkind
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Beitrag Mo., 12.12.2016, 11:13

Und in solchen aushandlungsprozessen wäre dann auch überr die kondomlutscher zu sprechen, von denen ich gar nichts wusste. Zu unterscheiden wären da aber. m.e. zwei ebenen. Es kann in einem rechtsstaat matürlich nicht verboten werden, aber es kann mit offenem ausgang darüber debattiert werden, ob wir das als störung definieren oder nicht. Bei der antwort reicht es in meinen augen aber nicht, einfach nur ekelgefühle zu mobilisieren. Ich würde eher mit menschen reden wollen, hören ob das vielleicht mit selbstverletzendem verhalten einhergeht usw.

Von all diesen debatten befreit uns das konstruktivistische paradigma nicht, ganz im gegenteil. Denn es besagt ja nicht nur, dass alle kategorien kontingent sind. Es stellt auch fest, dass es ohne kategorien nicht geht. Und der streit über solche kategorien ist eigentlich das, was das politische spannend und wesentlich macht. Allerdings, so mein eindruck, versucht ein vulgarisierter konstruktivismus dieses
Politische abzuschaffen. Und am ende überlässt man das konstruieren dann der afd, von der ja auch schon mal zu hören war, ist zwar nicht recht richtig, fühlt sich aber richtig an. Will heissen: in zeiten, in denen die populisten sich den konstruktivismus aneignen, reicht es nicht mehr die alten mantren nachzubeten.
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Vincent
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Beitrag Mo., 12.12.2016, 11:20

montagne hat geschrieben: Aber warum Angst? Es drängt sich dir doch niemand auf? Du weißt was du willst und tust das. Andere tun ihrs.

Oder hat es auch was mit Konkurenzangst zu tun? Finde ich auch verständlich, aber auch da hilft eine Etikettierung als krank oder böse nicht.
Es geht dabei weniger um mich persönlich. Ich weiß schon, was ich will und bleibe da auch bei mir. Aber das Perverse der Anderen drängt sich mir ja trotzdem auf, ob ich will oder nicht. Es offenbart sich überall und hat viele Facetten. Viele Menschen sind nunmal traumatisiert und wir leben in einer Zeit, in der die gelebte Folge dieser Traumatisierungen als 'normal' verkauft wird. Das macht mir Angst.
Konkurrenzangst? Nein - wieso das denn?
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)


Vincent
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Beitrag Mo., 12.12.2016, 11:30

Mondin hat geschrieben:
Vincent hat geschrieben:Andererseits zweifle ich ein bisschen an der von dir so positiv betonten 'Heilsamkeit' dieser Prozesse, ist dies doch [......]
Nun ja, das kam womöglich etwas zu positiv bei Dir an, im Gegensatz dazu, wie ich es meinte. Ich habe mich jedoch auch sehr knapp und unscharf gehalten, zugegeben. Die Überzeugungsarbeit liegt mir fern, Du wirst schon wissen warum Du die Dinge siehst, wie Du es tust. Ein Thread, explizit zu diesem Thema, wäre allerdings dennoch interessant, will ich ich meinen.
Nun, ich glaube, so ein Thread wäre hier tatsächlich Premiere: Über das Ausagieren/Reinszenieren des Traumas als Heilsweg.

Überleg' dir doch mal, ob du so einen eröffnen magst.
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hawi
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Beitrag Mo., 12.12.2016, 11:45

ziegenkind hat geschrieben:Zu wiederholen, alles ist konstruiert, ist da aus meiner sicht schon lange nicht mehr aktuell.
Hallo ziegenkind,

meine vollste Zustimmung zu dem, was du grad geschrieben hast, ausgenommen das Zitierte.

Aus Sicht von wohl nicht wenigen Versierten mag das so stimmen. Widersprechen kann ich bereits deshalb nicht, weil es fern meines Wissens war, im Detail wohl weitgehend auch bleiben wird.

Ich für mich? Dieser alte Hut kommt bei mir, so nach und nach, grob geschätzt erst in den letzten 10 Jahren an. Jedenfalls wird mir dazu erst in der Zeit nach und nach so einiges bewusst.

Nicht dass ich dazu das Maß aller Dinge wäre, aber mir scheint nicht, dass dieser alte Hut so was wie Allgemeingut wäre. Wenn er es ist, dann verstecken unglaublich viele Wissende ihr Wissen (vor mir).

Meine Parallele zu meinem Fachgebiet: So manch in den 1970ern/1980ern formuliertes Wissen zu rechtlichen Systematiken, Sichten? Immer mal wieder, Jahre, Jahrzehnte später, war ich erstaunt, dass so was dann z.B. über höchst richterliche Urteile, oder auch Gesetzesänderungen so spät erst in der Wirklichkeit ankam. Manches bis heute nicht, schon gar nicht als etwas, das so was wie eine allgemeine Anschauung ergäbe.

Ich glaub grad das, was aus manch wissenschaftlicher Richtung heraus gedacht völlig selbstverständlich normal sein müsste, ist es im allgemeinen Leben oft nicht. Es dauert, bis dem mal so ist, wenn dem überhaupt mal so sein wird.

LG hawi
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ziegenkind
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Beitrag Mo., 12.12.2016, 11:55

Ja hawi, das kann ich mir schon vorstellen, dass das noch nicht allgemeingut ist. Zu fragen wäre vielleicht, warum das so ist. Ich selber glaube, das hat viel damit zu tun,
dass das alles oft als ein ehernes dogma verkündet wird. Ich fände es eine benkenswerte alternative, den SPIELraum für politische aushandlungsprozesse in den vordergrund zu stellen, die aufforderung, komm lass uns gemeinsam konstruieren und kategorien basteln, über grenzziehungen wirklich offen debattieren, statt im predigermodus zu verkünden, ich erzähl euch jetzt mal, wie das wirklich ist. Konstruktivismus und politik in diesem sinne könnten dann vielleicht spass bringen
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Mondin
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Beitrag Mo., 12.12.2016, 12:06

isabe hat geschrieben:Schade, dass sich nun hier Ideologie breitmacht. Ich möchte mich an solchen bewusst verzerrenden ideologischen Schlachten, die nichts mehr mit Psychologie zu tun haben, nicht beteiligen und schreibe daher (zunächst?) an anderer Stelle weiter.
Also jetzt habe ich wirklich herzlich lachen müssen, isabe. Du kommst hier mit Deiner Feminismusideologie an und meinst, mit ganz viel theoretischem Geschwurbel in Endloswiederholung, könnest Du diese an den Mann, bzw. die Frau bringen. Und dann kommt jemand und erzählt aus dem echten Leben. Und anstatt das Rückgrat zu haben, Dich mal selbst zu hinterfragen in Deinen Aussagen, ziehst Du Dich darauf zurück, mir das zu unterstellen (Ideologie) für das Du in diesem und so vielen anderen Themen exemplarisch stehst, mit Deinem stets völlig lebensfernen, ideologisch verbrämten Ausführungen.

Das ist der Burner. Wirklich wahr!

Kurzum: Praxis schlägt Theorie. Das war im Übrigen schon immer so.

Dann mal einen schönen Tag noch.

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Mondin
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Beitrag Mo., 12.12.2016, 12:22

@ll - ich bitte unbedingt darauf zu achten, auf welche explizite Passage (zwei an der Zahl), die ich zitierte in meinem letzten Post, sich all meine darauf folgenden Aussagen beziehen. Es geht mir nicht darum, irgendwelche Ekelgefühle zu mobilisieren, sondern darum, auf zu zeigen, dass oft leichtfertig von Freiheit und dem nicht Verurteilungen gesprochen wird, ohne sich der Konsequenzen und Inhalte dieser Aussagen wirklich bewusst zu sein. Also ein theoretischer Diskurs, um sich selbst und seine Meinung von sich (man wäre offen, tolerant etc.) darzustellen.

Ginge es mir um Ekelgefühle, dann hätte ich ganz andere Geschichten ausgepackt, ebenfalls völlig legal, aber um vieles abstoßender. Doch darum geht es mir eben nicht.

Siehe auch meine Fragen an stern:
Und nochmal: Stehst Du noch immer zu dieser Aussage, dass alles, was in legalem Rahmen zur Auslebung der eigenen Lust erfolgt, nicht als krank zu deklarieren wäre, so lange niemand daran leidet?

Dann wäre das alles normal für Dich und kein Problem? Würdest Du Dein Kind einem Menschen zum Beaufsichtigen überlassen, von dem Du wüsstest, dass er ins Bordell geht und dort das Sperma ihm unbekannter Kunden aus den gebrauchten Kondomen schlürft? Oder jemandem, der eine tote Ziege oder ein totes Kaninchen als Lustobjekt benutzt?

Sei jetzt bitte mal ehrlich, stern.

Würdest Du eine solche Person als völlig normal betrachten und so behandeln, wie Du es mit jedem anderen Menschen tust?

Wirklich? -- Quelle: viewtopic.php?f=26&t=37659&start=285
DARUM geht es mir! Kann man wirklich zu dem stehen, was man von sich gibt, wenn man auch die Extreme mit einbezieht und sich dann ehrlich hinterfragt? In sich hineinhört und dort womöglich eine reflexartige Reaktion vorfindet, die so gar nicht zum coolen, abgeklärten, toleranten Selbstbild passt, das alles gleichgestellt und gesund und normal finden will?

Das ist der Grund, warum ich hier all das schreibe. Ich habe in meinem Leben oft die Erfahrung gemacht, dass Reden und Schreiben und Selbstdarstellung eine vollkommen andere Sache sind, als Handeln, Erleben und Durchstehen. Wir leben nun einmal nicht in einem netten Disney-Film.

Darum reagiere ich auf endloses theoretisches Geschwurbel mitunter auch etwas ungehalten.

Einen schönen Tag allerseits.
Zuletzt geändert von Mondin am Mo., 12.12.2016, 12:25, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag Mo., 12.12.2016, 12:24

@ziegenkind,

jepp, das fänd ich ziemlich gut. Für mich aber mindestens eine Vision, wenn nicht gar ein Wunschtraum.
Ich merk es bereits an mir selbst, an anderen oft noch mehr. Es fühlt sich besser, sicherer an, ist emotional einfacher, wahr und richtig für sich als was absolutes, endgültiges, 100%iges zu sehen und es anderen gegenüber auch so zu vertreten. Sogar dann, wenn es mit der eigenen Überzeugung gar nicht so weit her ist, das richtig auch mal vor den eigenen Augen zurechtgeschustert aussieht.
Dennoch, oder grad deshalb: Dem, was du schreibst, zumindest ein wenig zu folgen, selbst? Ich versuchs im kleinen ein wenig. Hoffe, das lässt sich üben.

LG hawi
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stern
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Beitrag Mo., 12.12.2016, 12:32

die letzten Beitrage habe ich nicht gelesen

@ mondin. Hehe, wäre schon hilfreich, wenn du berücksichtigen würdest, was ich bereits geschrieben habe anstelle zu versuchen mich auf etwas festzunageln. Ich schrieb doch auch, dass ich nicht wüsste, wo ich EXAKT eine Grenze ziehen würde. Mindestens aber da, wo andere zu schaden kommen bzw. Rechte anderer tangiert zu sein. Und das aufzudröseln funktioniert nicht nach dem S/W-Prinzip.

Für mich bleibt offen, welchen Normalitätsbegriff du meinst? Als Pejorativum? Normal im Sinne von Mehrheiten? Natürlichkeit (also z.B. angeborener Dispostion bzw. dass es entsprechendes schon im Laufe der Geschichte gab)? Normal im Sinne von Legalität? Normal im Sinne von Gesundheit und Krankheit?

Und ich meine, dazu habe ich auch recht viel geschrieben. Was "normal" im Sinne von "was die meisten tun", könnte man evtl. den Kinsey-Report ansehen (vielleicht gibt es mittlerweile auch andere Quellen):
Die Kinsey-Reports zeigten als erste Untersuchungen, dass sexuelle Präferenzen, Fantasien und Verhaltensweisen, die als abweichend von moralischen Normen betrachtet werden könnten, sehr weit verbreitet sind. In einer Nachfolgeuntersuchung mit 94 Männern zu sexuellen Fantasien[6]berichteten z. B. 61 % der Männer von der Fantasie, junge Mädchen zu verführen, und 33 % hatten Vergewaltigungsfantasien.

Der Frage nach tatsächlichem Verhalten ging eine Untersuchung mit 60 Studenten nach.[7] 65 % der Befragten berichteten von normabweichenden sexuellen Verhaltensweisen. (...)

Nach den Untersuchungen von Klaus Michael Beier (Professor für Sexualwissenschaft/Sexualmedizin an der Charité Berlin) und seinen Mitarbeitern (2006) „ist die Prävalenz paraphiler Neigungen höher als bisher angenommen wurde“. Danach haben 57,6 % der befragten Männer ab 40 Jahren Sexualfantasien, die sich thematisch den Paraphilien zuordnen lassen (ohne notwendigerweise immer eine Paraphilie zu sein), und 43,9 % leben sie auf der Verhaltensebene aus. Die Autoren schränken jedoch ein, dass „wegen der (unvermeidbaren) Selektionseffekte eine Übertragung dieser Zahlen auf die Allgemeinbevölkerung unzulässig erscheint“ und dass „die meisten ‚abweichenden‘ Impulse in der ‚normalen‘ sexuellen Ansprechbarkeit wurzeln und erst durch ihre Isolation und Generalisierung zur krankheitswerten Störung werden“.[8]
http://lexikon.ihdsl.de/2015/06/06/sexu ... wikipedia/
Demnach wäre es als evtl. gar nicht so unnormal wie angenommen. Wie kommt's?

Auch schrieb ich, dass Sodomie und Homosexualität bereits in der Bibel erwähnt wurden... nun, hier könnte man noch schauen, wie es sich in anderen Kulturen verhalten hat. Der ICD an sich kann gesellschaftliche Einflüssen aufnehmen, er kann aber auch etwas wegweisend sein, wie gesellschaftliche manches eingeordnet ist.

Zur Legalität: Nun, Tierrecht würde ich (hätte ich Entscheidungsgewalt) die Rechte von Tieren stärken. Sowohl Schändung von Tier- als auch Menschenleichen würde ich gerne bestraft sehen. Ob sich jemand im Bett als Homer Simpson verkleidet, als Riesenpenis oder meinetwegen auch als Leiche, ist mir egal. Persönlich würde ich zwar gebrauchte Kondome lieber weiterhin im Mülleimer sehen, aber Menschen machen sich auch nicht strafbar, wenn sie Komasaufen oder sich selbst verletzten.

Und was normal im Sinne von krank oder gesund angeht: M.W. sind sexuelle Neigungen/Präferenzen keineswegs automatisch als Störung einzuordnen... bereits heute nicht. Sondern ein wichtiges Kriterium ist, dass überhaupt ein Leiden bzw. eine Beeinträchtigung vorhanden ist (und das legen natürlich nicht Menschen fest, denen bestimmte Sexualitäten nur nicht in den Kram passen) bzw. ein Leiden in dem Sinne, das anderen geschadet wird.
Zur klinischen Diagnose einer Paraphilie müssen die sexuellen Abweichungen in bedeutsamer Weise Leiden oder Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Bereichen im Leben hervorrufen. Auch wenn Paraphilien als Störungen der Sexualpräferenz bezeichnet werden, so ist doch zu betonen, dass die Variationsbreite menschlicher Sexualität sehr groß ist und die Grenze, was „normal“ ist und was nicht, keine scharf gezogene ist. Insbesondere unsere soziokulturellen Normen beeinflussen unser Denken darüber, was „pervers“ und abnorm ist.

Phantasien ungewöhnlichen Inhalts und gelegentliche unübliche sexuelle Verhaltensweisen sind durchaus verbreitet. Von einer Paraphilie spricht man in der Regel erst, wenn solche Handlungen und Phantasien das deutliche Übergewicht oder eine Ausschließlichkeit in der Sexualität erreicht haben. Weiters ist entscheidend, ob das abweichende Verhalten in Übereinstimmung aller Beteiligten geschieht, keinem Dritten schadet und ob bzw. wie sehr der Betroffene unter der Paraphilie leidet.
http://www.sexmedpedia.com/artikel/sexu ... araphilien
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
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(alte Weisheit)


Vincent
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Beitrag Mo., 12.12.2016, 12:36

Mondin hat geschrieben:Und nochmal: Stehst Du noch immer zu dieser Aussage, dass alles, was in legalem Rahmen zur Auslebung der eigenen Lust erfolgt, nicht als krank zu deklarieren wäre, so lange niemand daran leidet?
Das hast du übrigens auch (mindestens als Teil einer Antwort an mich) behauptet: Wenn keiner leidet, ist alles erlaubt.

Das hört und liest man so oft. Das sagen immer alle: Alles ist gut, wenn nur keiner leidet. Wow - wie tolerant!
Dabei wird aber leider das Leiden vergessen, das einem gar nicht bewusst ist. Ein traumatisierter Mensch, der (sexuell) reinszeniert, der leidet. Dieses Leiden ist ihm bloß selten bewusst, weil der Gefühlsbereich, in dem das Leiden wirkt, oftmals abgespalten ist.

Nur, weil man es nicht merkt, das Leiden, während man sexuell 'pervers' agiert, kann nicht von einem gesunden Ausleben der Sexualität die Rede sein.
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)

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Mondin
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Beitrag Mo., 12.12.2016, 12:41

Vincent hat geschrieben:
Mondin hat geschrieben:Und nochmal: Stehst Du noch immer zu dieser Aussage, dass alles, was in legalem Rahmen zur Auslebung der eigenen Lust erfolgt, nicht als krank zu deklarieren wäre, so lange niemand daran leidet?
Das hast du übrigens auch (mindestens als Teil einer Antwort an mich) behauptet: Wenn keiner leidet, ist alles erlaubt.
Das ist nicht korrekt. Ich schrieb, wenn alle Beteiligten damit einverstanden sind, habe ich kein Problem damit. Und das stimmt auch. Dennoch käme ich nie auf die Idee, das als normal und/oder gesund zu deklarieren und Kindern zu lehren, dass es das wäre.



________________

PS: @stern, Du willst mir nicht auf meine Frage antworten, sondern schwurbelst nur endlos weiter am Eigentlichen vorbei. Ist in Ordnung und zur Kenntnis genommen. Ich denk mir den Rest.

.....

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