Diagnosen
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@ Widow: Vielleicht will er dich mit dem Narzismus nicht erschrecken?
Fallisch und Oral sagen mir nichts und im ICD-10 habe ich auf die Schnelle auch nichts gefunden.
Fallisch und Oral sagen mir nichts und im ICD-10 habe ich auf die Schnelle auch nichts gefunden.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]
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Also, wenn ich dazu auch was sagen darf: Ich finde Diagnosen sind vermutlich ne bürokratische Sache( wieviel Stunden werden genehmigt) aber der Name lässt einen deswegen nicht anders ticken. Man kämpft auch ohne Name ums Klar kommen-denk-. Ich hab Diagnosen, doch fühle ich mich jetzt deswegen nicht anders wie davor. Eher sogar irritierend, denn auch wenn man sich in der Diagnose wieder findet, trifft nie alles komplett so zu.
Tupsy
Tupsy
Bei dieser Wortwahl hätte ich Fragezeichen auf der Stirn, weil ich psychoanalytisch zu wenig "gebildet" bin, um sicher zu sein, dass ich das richtig verstehen würde... auch wenn ich eine ganz, ganz grobe Vorstellung habe, was gemeint sein könnte. Aber das "Risiko" ist doch recht groß, dass ich das falsch verstehe.Widow hat geschrieben:Und wenn mich Mr. G. nun manchmal phallisch oder oral oder (seltener) anankastisch oder (noch seltener) narzisstisch nennt, dann meint der damit nichts aus dem ICD oder DSM und auch nichts aus der OPD.
Das ist jetzt nicht der Fall, aber in manchen Probesitzungen hatte ich schon den Eindruck, dass recht durchsichtig war, in welche Richtung die Fragen gehen... und dann sträuben sie bei mir die Nackenhaare.
Hellhörig werde ich auch (bzw. "empfindlich" reagiere ich), wenn ich den Eindruck habe, "gestörter" wahrgenommen zu werden als ich bin... und doch, Therapeuten, die arg defizitorientiert sind, gibt es auch (tut mir aber nicht gut). Und dann würde mich auch die Diagnose umso brennender interessieren. Denn wenn ich weiß, so bin ich nicht oder diese Schwierigkeiten habe ich nicht, so würde ich mir das auch nur ungern über eine Diagnose, absprechen lassen. Oder "neugierig" werden ich auch, wenn jemand herumdruckst... also die Transparenz fehlt. Was der Arzt sagte, konnte ich auch deswegen gut annehmen, weil es sehr transparent war. Dann sehe ich auch keine Bedarf Berichte zu lesen (ich habe sogar noch ungelesene daheim, die mich auch nicht sonderlich interessieren, sonst hätte ich das schon getan... vermutlich werde ich die nie lesen. Auch wenn ich davon nicht ausgehe, vielleicht auch ein bisschen deswegen, weil ich doch Bedenken hätte, etwas zu lesen, was ich nicht lesen möchte, das dann einen Schatten abgeworfen hätte. Allerdings war das, was ich kurz angelesen habe, wie erwartet... bzw. wie es eh in den Sitzungen besprochen wurde).
Liebe Grüße
stern
stern
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf«
(alte Weisheit)
umso mehr Fliegen sitzen drauf«
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stern, das hat nichts mit "Bildung" zu tun, auch nichts mit Fachkenntnissen. Es geht mir wie Dir: Ich frage nach, was Mr. G. dann jeweils meint, weil ich weiß, dass es jeweils seine persönlichen Interpretationen sind, und weil seine "Zunft" diese Begriffe - wie jede Disziplin die ihren - durchaus sehr unterschiedlich verwendet.
Frage mal drei AltgermanistInnen, was "Minnesang" sei ...
Übrigens entzieht sich Mr. G. dann manchmal einer Antwort. Ich habe in diesen Situationen jedesmal das recht sichere Gefühl, ihn ertappt zu haben:
Dabei, sich das Leben durch Begriffe leicht machen zu wollen ...
{ Ich frag mich grad: Kann's sein, dass, wenn man einfach den Glauben an "Autoritäten" abgelegt hat, man dann Diagnosen auch nicht mehr relevant findet? }
Frage mal drei AltgermanistInnen, was "Minnesang" sei ...
Übrigens entzieht sich Mr. G. dann manchmal einer Antwort. Ich habe in diesen Situationen jedesmal das recht sichere Gefühl, ihn ertappt zu haben:
Dabei, sich das Leben durch Begriffe leicht machen zu wollen ...
{ Ich frag mich grad: Kann's sein, dass, wenn man einfach den Glauben an "Autoritäten" abgelegt hat, man dann Diagnosen auch nicht mehr relevant findet? }
Zuletzt geändert von Widow am Di., 06.10.2015, 22:47, insgesamt 1-mal geändert.
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Ich werde jetzt auch analisiert und dann kann ich endlich auch im Chor der (Gegen)Übertragung mitsingen. Endlich mal Liebeskummer wegen der Therapeutin.
Lese gerade Die Psycho-Szene von Colin Goldner. Da geht es in erster Linie zwar um fragwürdige Therapiemethoden, das erklärt aber ganz gut, was passiert, wenn keine Standards wegen Stigmatisierungsgefahr beachtet werden sollen. Diagnose, Behandlungsvereinbarung und ein Ziel sind sehr wichtige Elemente. Jeder Therapeut, der sich grob über diese Dinge hinwegsetzt, sollte zumindest nicht mehr öffentlich finanziert werden.
Aber warum regt man sich hier eigentlich auf? Mal angenommen, der Analytiker diagnostiziert Borderline. Würde die Therapie in dem Fall viel anders verlaufen als zB bei einer anderen Persönlichkeitsstörung? Am Ende geht es doch nur um die Kassa.
Lese gerade Die Psycho-Szene von Colin Goldner. Da geht es in erster Linie zwar um fragwürdige Therapiemethoden, das erklärt aber ganz gut, was passiert, wenn keine Standards wegen Stigmatisierungsgefahr beachtet werden sollen. Diagnose, Behandlungsvereinbarung und ein Ziel sind sehr wichtige Elemente. Jeder Therapeut, der sich grob über diese Dinge hinwegsetzt, sollte zumindest nicht mehr öffentlich finanziert werden.
Aber warum regt man sich hier eigentlich auf? Mal angenommen, der Analytiker diagnostiziert Borderline. Würde die Therapie in dem Fall viel anders verlaufen als zB bei einer anderen Persönlichkeitsstörung? Am Ende geht es doch nur um die Kassa.
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Ein neuer Gedankengang! Leider sehe ich mich auch hierin nicht wieder. Aber meine Erfahrung ist eher so, dass es mit der Anhäufung von Therapien ( ) und vielleicht zunehmenden Alter egaler wird- also die Diagnose. In Verbindung mit Autoritäten wäre ich jedenfalls nicht gekommen.Widow hat geschrieben: { Ich frag mich grad: Kann's sein, dass, wenn man einfach den Glauben an "Autoritäten" abgelegt hat, man dann Diagnosen auch nicht mehr relevant findet? }
Mal schauen, ob jemand etwas dazu sagen mag?!
candle
Now I know how the bunny runs!
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In meiner Diagnose standen keine icd (heißt das so?)-Konstrukte, dafür viele Begriffe aus der psychoanalytischen Tradition von oral bis ödipal und narzisstisch, samt einer Erklärung, in welcher Ausdeutung diese Begriffe verwendet werden und einer Reihe von Beispielen aus meinen Erzählungen und unseren Interaktionen. Analytikerinnen wissen ja, dass sie für analytikergutachterinnen schreiben. Ich fand das eine hochinteressante Lektüre, die auch noch mal zum Auftakt eines intensiven Gesprächs mit vielem wie meinen sie dies, wie verstehen Sie jenes verbunden war.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.
ziegenkind hat geschrieben:Ich fand das eine hochinteressante Lektüre, die auch noch mal zum Auftakt eines intensiven Gesprächs mit vielem wie meinen sie dies, wie verstehen Sie jenes verbunden war.
ziegenkind, kann's sein, dass das was von "will Augenhöhe!!! (fußstampf!)" hat(te)?
Falls dem so sein sollte, dann kenn ich das, übe aber mittlerweile Entsagung: Ich werde diese spezielle psychoanalytische Denke (die ich vor allem aus dem Studium der Fachliteratur kenne, und manchmal - keineswegs durchgängig - auch durch Mr. G's Äußerungen) nie "beherrschen". Sie ist mir wesensfremd. Ich ticke anders. Ich kann, so glaube ich zumindest, vieles davon begreifen, sogar vieles nachvollziehen, aber im Kern ist sie mir - ja: wesensfremd.
Vermutlich wird es jedem Analytiker und jeder Analytikerin deshalb mit mir genauso gehen: Meine Denke ist denen wesenfremd. (Wieder und wieder offenbart sich das im Gespräch zwischen Mr. G. und mir; und auch der Umstand, dass der mich, die ich ja nicht nur Denken bin, mittlerweile oftmals ziemlich präzise sieht, ändert daran nichts: Es kommt weiterhin zu grundsätzlichen Missverständnissen, Fehlsichten etc. [aber wir beide sind nunmehr so weit, die stehen lassen zu können, als Unterschiede, als "Differenzen", meistens ...])
Und was mir noch einfällt dazu: Wenn ich je denken (vom Sagen zu schweigen) würde, dass ich es eine "hochinteressante Lektüre" fände zu lesen, was jemand stundenlang über mich und mein ihm ersichtliches Innerstes zu Papier gebracht hat, dann würde ich mich endgültig in Grund und Boden schämen.
Ich kann das bis heute nicht: Akzeptieren, dass genau das der Job eines Analytikers ist, dass genau das der Job von Mr. G. ist: Mich 50 Minuten lang in den Mittelpunkt zu stellen. Und ich weigere mich bis heute, das so zu gestalten, da auf der Couch.
Ich halte das nicht aus. (Vielleicht auch deshalb mein Desinteresse an "Diagnosen" - uh, ich fürchte, auch das ist mal wieder nicht monokausal .)
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Ja, Widow, ein bisschen war am Anfang sicher auch Augenhöhe einklagen dabei, ein bisschen auch narzisstisches kreisen um sich selber (ohne das wär, so meine Tiefe Überzeugung, keiner von uns so ausdauernd auf der Couch, schämen hin oder her). Im darüber sprechen kam aber noch was dazu: meiner Ziege Begriffe hatten einen lebendigen Sitz im Leben. Wenn einer den Spagat zwischen besonderem und allgemeinen beherrscht, ist so eine Methode für mich schon faszinierend. Ödipal verwendet die Ziege z.b. Als Gefangenenisein zwischen sich gegenseitig ausschließenden imperativen. Vage kannte ich die Lesart. Übertragen auf mein Material, das ich nach Jahren der Analyse natürlich gut kannte, entwickelte das Konzept für mich aber noch mal Ei ne spannende Tiefe. Ich Habs dann selbst produktiv für mich verwenden können, mit der Ziege noch mal zugespitzt. Mit bringt das dann irgendwann auch einfach Spaß. Gleichzeitig ist eine heuristik, zumal eine, die sich am Gegenstand erprobt und schärft, auch etwas, dass mir beim weiterdenken hilft.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.
Das liest sich in meinen Augen schön und stimmig, für Dich, ziegenkind.
Und so soll das ja auch sein!
(Und glaub mir: Wenn es mal nicht so ist für einen andern Couchling, dann ist das auch okay.)
Und so soll das ja auch sein!
(Und glaub mir: Wenn es mal nicht so ist für einen andern Couchling, dann ist das auch okay.)
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Das Gefühl, wirklich "verrückt" zu sein oder zu werden, kenne ich - glaube ich - nicht. Aber ich kenne so ein Gefühl, kurz vor dem "Durchdrehen" zu sein, so fast wörtlich. Dass ich dann denke: "Wenn jetzt nicht irgendwer / irgendwas kommt, kann ich nicht mehr". Gerade dann hilft es mir (ein bisschen, mehr nicht!), mit mir selbst und mit meiner Entwicklung verbunden zu sein. Vermutlich eine Art Verbindung zu dem, was Andere das "innere Kind" nennen. Dann denke ich gar nicht in Diagnosen, sondern ich habe eher einen fließenden Fluss vor Augen. Das hat was Halt-Gebendes. Dann werde ich plötzlich jemand.
Das, woran ich mich gestern erinnerte, dieses "da haben Sie ein ganz schlimmes T. erlebt", das diente - nehme ich an - wohl einfach dazu, mich auf eine andere Spur zu setzen, auch fast wörtlich. Hat auch funktioniert. Aber ich hab das wohl nicht als Diagnose aufgefasst (war auch nicht so gemeint, denke ich), sondern als Türöffner; ich hörte dann - irgendwann - auf, mir selbst gegenüber gleichgültig oder abwertend zu sein. Der meinte das aber sicher nicht als diagnostische Kategorie in Abgrenzung zu anderen Kategorien; ich denke, er hat vielleicht ein bisschen übertrieben, um überhaupt eine Wirkung zu erzielen. Und heute ist so was nicht mehr nötig bzw. ich würde es wohl als überflüssig empfinden. Hab aber festgstelllt, dass das für jeden anders sein kann - weil ich mich auch erinnert habe, dass es für mich wirklich extrem unterschiedlich ist bzw. war. Wenn der (andere) Therapeut heute sagt: "Da hatten Sie manch harte Nuss zu knacken" (oder so ähnlich) dann reicht mir das, und ich überlege nicht mehr, wo er die Nuss im Diagnoseschlüssel einordnen würde.
Ich selbst fühle mich damit wirklich besser, freier, unabhängiger. Einmal aber hatten wir es von den "schweren Persönlichkeitsstörungen" und ich war verunsichert. In dieser Stunde sah ich mich anfangs am therapeutischen Abgrund, weil er so "komisch" reagierte, wie ich fand. Ich dachte: "Der hält dich für ein Monster mit dieser Störung!" Dann ging die Stunde weiter, und meine monströsen Gefühle wichen zunächst einem "und wenn schon; damit wird er fertig", und dann am Ende blieb von meiner Horrorvision gar nichts mehr übrig, und ich war wieder der Mensch auf der ruhigen Couch, dem ein anderer Mensch aufmerksam zuhört. Da hatte ich dann das sichere Gefühl, dass Diagnosen nichts sind für die Couch - für mich, jetzt.
Das, woran ich mich gestern erinnerte, dieses "da haben Sie ein ganz schlimmes T. erlebt", das diente - nehme ich an - wohl einfach dazu, mich auf eine andere Spur zu setzen, auch fast wörtlich. Hat auch funktioniert. Aber ich hab das wohl nicht als Diagnose aufgefasst (war auch nicht so gemeint, denke ich), sondern als Türöffner; ich hörte dann - irgendwann - auf, mir selbst gegenüber gleichgültig oder abwertend zu sein. Der meinte das aber sicher nicht als diagnostische Kategorie in Abgrenzung zu anderen Kategorien; ich denke, er hat vielleicht ein bisschen übertrieben, um überhaupt eine Wirkung zu erzielen. Und heute ist so was nicht mehr nötig bzw. ich würde es wohl als überflüssig empfinden. Hab aber festgstelllt, dass das für jeden anders sein kann - weil ich mich auch erinnert habe, dass es für mich wirklich extrem unterschiedlich ist bzw. war. Wenn der (andere) Therapeut heute sagt: "Da hatten Sie manch harte Nuss zu knacken" (oder so ähnlich) dann reicht mir das, und ich überlege nicht mehr, wo er die Nuss im Diagnoseschlüssel einordnen würde.
Ich selbst fühle mich damit wirklich besser, freier, unabhängiger. Einmal aber hatten wir es von den "schweren Persönlichkeitsstörungen" und ich war verunsichert. In dieser Stunde sah ich mich anfangs am therapeutischen Abgrund, weil er so "komisch" reagierte, wie ich fand. Ich dachte: "Der hält dich für ein Monster mit dieser Störung!" Dann ging die Stunde weiter, und meine monströsen Gefühle wichen zunächst einem "und wenn schon; damit wird er fertig", und dann am Ende blieb von meiner Horrorvision gar nichts mehr übrig, und ich war wieder der Mensch auf der ruhigen Couch, dem ein anderer Mensch aufmerksam zuhört. Da hatte ich dann das sichere Gefühl, dass Diagnosen nichts sind für die Couch - für mich, jetzt.
Zuletzt geändert von leberblümchen am Mi., 07.10.2015, 05:20, insgesamt 1-mal geändert.
@ leberblümchen
Ursachensuche, ... mein leidiges Thema. Wenn ich bedenke, dass ich 1992 in Therapie gegangen bin, und diese seither auch nicht mehr verlassen habe, und erst jetzt, im Jahr 2014, nach unzähligen Irrwegen, Fehldiagnosen und falsche Ursachensuche, weiß, dass die Ursache meiner Probleme Hochsensibilität ist, ... gut, es muss nicht bei jedem so sein wie bei mir, ... dann zweifle ich daran, dass das der richtige Weg ist.
Ich könnte jetzt weiter suchen, denn ich bin damit ja noch lange nicht am Ziel der Ursachen-Kenntnis: Ich bin also hochsensibel. Soweit bin ich schon mal nach 22 Jahren. Jetzt könnte ich mich fragen: "Warum? Was ist die Ursache?" Wars meine Mutter? Sinds die Gene? Habe ich einfach nur nicht gelernt, wie man Aufmerksamkeit steuert? Bin ichs selbst Schuld; ich könnte ja auch zusammen mit ruhigen Kühen leben und zu Heidis Almöhi in die Berge ziehen? Oder vielleicht bin ich ja auch nur ein Opfer der transgenerationale Traumatisierung und meine Eltern haben mir ihre negativen Lebenserfahrungen weiterverebt?, ....
Ist die Ursachensuche einfacher als die Suche nach der richtigen Diagnose? Macht die Ursachensuche nichts mit dem Klienten? Kanns da nicht zum Nocebo-Effekt, sekundärer Krankheitsgewinn, ... kommen?
Was würde sich für Dich und Deine Einstellung durch diesen (Deinen) neuen Gedankengang ändern? Wenn ich nochmal zu Deinen Eingangspostings zurückkomme, ... macht es für dich einen Unterschied, ob sich jemand darüber "freut" die PTBS-Diagnose zu haben oder ob sich jemand darüber "freut" nun zu wissen, dass er traumatisiert wurde? Worin liegt für Dich der Unterschied?leberblümchen hat geschrieben: Vielleicht hab ich gerade einen Denkfehler, aber ist nicht die Frage, wie man der geworden ist, der man ist, viel spannender als die Diagnose, die einem dann irgendwie verpasst wird?
Ursachensuche, ... mein leidiges Thema. Wenn ich bedenke, dass ich 1992 in Therapie gegangen bin, und diese seither auch nicht mehr verlassen habe, und erst jetzt, im Jahr 2014, nach unzähligen Irrwegen, Fehldiagnosen und falsche Ursachensuche, weiß, dass die Ursache meiner Probleme Hochsensibilität ist, ... gut, es muss nicht bei jedem so sein wie bei mir, ... dann zweifle ich daran, dass das der richtige Weg ist.
Ich könnte jetzt weiter suchen, denn ich bin damit ja noch lange nicht am Ziel der Ursachen-Kenntnis: Ich bin also hochsensibel. Soweit bin ich schon mal nach 22 Jahren. Jetzt könnte ich mich fragen: "Warum? Was ist die Ursache?" Wars meine Mutter? Sinds die Gene? Habe ich einfach nur nicht gelernt, wie man Aufmerksamkeit steuert? Bin ichs selbst Schuld; ich könnte ja auch zusammen mit ruhigen Kühen leben und zu Heidis Almöhi in die Berge ziehen? Oder vielleicht bin ich ja auch nur ein Opfer der transgenerationale Traumatisierung und meine Eltern haben mir ihre negativen Lebenserfahrungen weiterverebt?, ....
Ist die Ursachensuche einfacher als die Suche nach der richtigen Diagnose? Macht die Ursachensuche nichts mit dem Klienten? Kanns da nicht zum Nocebo-Effekt, sekundärer Krankheitsgewinn, ... kommen?
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.
Doch, das glaube ich schon, dass eine Diagnose auch negative Auswirkungen haben kann. Z.B. zur BL-Diagnose habe ich mal eine Untersuchung gelesen, dass das Stellen diese Diagnose eine recht negative Wirkung auf den Patienten haben kann. Und ich denke auch, dass diese Diagnose von manchen Behandlern zu schnell gestellt wird bzw. teilweise auch zur Legitimation einen nicht so guten Behandlungsverlaufs gestellt wird... dann ist der Patient halt borderline... findet sich ja zur genüge in der Literatur, dass es das auch gibt.Was sagt eine Diagnose?
(...)
Die Diagnose ist für beide wichtig: Die Diagnose ist für den Therapeuten von Bedeutung für die weitere Behandlungsplanung. In einem ersten Schritt kann der Therapeut mit dem Patienten ein Verständnis für die Art der psychischen Störung erarbeiten. Darauf aufbauend können dann die geeigneten Behandlungsmöglichkeiten besprochen werden.
Für den Patienten, der sich häufig selbst nicht mehr versteht, kann diese erste Beurteilung seiner Krankheit Halt und Hoffnung bedeuteten. Sie kann der Wendepunkt in einer schon längeren Leidensgeschichte sein. Es wird zugleich deutlich, dass eine Besserung möglich ist. Dadurch, dass die psychische Störung einen Namen bekommt, weiß der Patient auch genauer, woran er ist. Er kann sich über seine Erkrankung besser informieren und er kann in Selbsthilfegruppen andere finden, denen es ähnlich geht.
Diagnosen können aber auch beunruhigen, in dem Gefühl auf etwas festgeschrieben oder gebrandmarkt zu sein. Immer noch werden in unserer Gesellschaft Menschen mit psychischen Störungen diskriminiert. Sie sollten, wenn Sie Zweifel an der Bedeutung und den Auswirkungen ihrer Diagnose haben, unmittelbar mit Ihrem Therapeuten darüber sprechen. Er kann Ihnen dann auch erklären, wie die Diagnose einer psychischen Störung zu verstehen ist: als (...)
http://www.pk-hb.de/patienten/psychisch ... index.html
Liebe Grüße
stern
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Eine Diagnose ist was, was von oben kommt. Das Gefühl, sich selbst zu verstehen, kommt von unten. Manchmal ist es vermutlich wichtig, den Patienten erst mal "von oben zu packen", um ihn irgendwohin zu stellen, von wo aus er dann von unten anfangen kann zu gucken - oder so ähnlich. Denn das Gucken von unten dauert viel länger und kann nur dann gelingen, wenn man erst mal aus den alten "Denkfesseln" befreit ist. Dazu ist die Diagnose u.U. beruhigend - wenn es die "richtige" ist und nicht eine, die die negativen Muster eher noch verstärkt. Die Gefahr besteht nur, wie du ja auch sagtest, dass man sich alleine durch das von oben definiert und das Gucken von unten vergisst. Damit ist dann gar nichts gewonnen.Was würde sich für Dich und Deine Einstellung durch diesen (Deinen) neuen Gedankengang ändern? Wenn ich nochmal zu Deinen Eingangspostings zurückkomme, ... macht es für dich einen Unterschied, ob sich jemand darüber "freut" die PTBS-Diagnose zu haben oder ob sich jemand darüber "freut" nun zu wissen, dass er traumatisiert wurde? Worin liegt für Dich der Unterschied?
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widow verdankte ich gestern nacht eine kurze, helle erkenntnis, die mir so sanft unter die nüstern gelegt wurde, dass sie kaum schmerzte: wie oft ringe ich, ringen vielleicht auch wir (? vielleicht aber uch nicht, vielleicht universalisiere ich wieder einmal) eigentlich darum, die art, wie wir fühlen und denken als nicht nur universal gültig, sondern auch als universal alternativlos anerkennen zu lassen? dahinter steckt bei mir die alte unsicherheit des "vielleicht bin ich ja doch von grund auf falsch". ich möchte mich für diese erkenntnis bedanken.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.
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