@ stern
Wenn ein Kind während des Traumas erlebte Gefühle auf ein Vorstellungsgebilde projiziert (...)
Zu berücksichtigen ist auch, dass wir hier von Kindern reden, die maximal 6 Jahre alt sind. Denn nach Huber bildet sich eine DIS nur in diesem Zeitraum aus (Diese Meinung teile ich nicht, Begründung siehe oben und unten).
Ich picke mal Gasts Lady Di raus und betrachte mal, wozu Kinder alles fähig sein müssten:
Kinder müssen, um sich z.B. mit Lady Di identifizieren zu können,
- wissen, wer Lady Di ist (dasselbe gilt für Märchenfiguren oder Heldenfiguren)
- wissen, was Lady Di alles getan hat und was sie (auf der Basis dessen, was sie getan hat) nach außen hin repräsentiert
- wissen, dass das, was ihnen selbst widerfährt Unrecht (sexueller Missbrauch) ist (Siehe unten)
- ihre eigenen Gefühle und ihre eigene Situation reflektieren
- Sie müssen in der Lage sein, sich selbst mit Lady Di zu vergleichen, Gemeinsamkeiten und Unterscheide erkennen.
- und wissen, welche Eigenschaften und Fähigkeiten sie benötigen, was ihnen fehlt um die Situation meistern zu können; wissen, welche Fähigkeiten Lady Di hat, die ihm selbst fehlen, die sie aber zum Überleben der Situation benötigen.
- eine assoziative Verknüpfung zwischen sich selbst und Lady Di herstellen.
- ...
- ... und das alles muss ein Kind machen während es missbraucht, gefolter, gequält wird
- ...
- und zugleich eine Amnesie gegenüber der abgespaltenen Innenperson "Lady Di" entwickeln, da Amnesie ja mitunter das Hauptkriterium der DIS ist.
Andrews & Halfor haben in einer Studie untersucht, wie sich die kognitive Komplexität, die Kinder auf verschiedenen Altersstufen zu meistern vermögen, entwickelt. Zu komplexen kognitiven Leistungen sind Kinder ab einem Alter von fünf Jahren fähig.
Andrews, G. & Halford, G. H. (2002) A cognitive complexity metric applied to cognitive development. Cognitive Psychology, Volume 45, Issue 2, September 2002, Pages 153–219
Eine weitere Studie ging der Frage nach, wie Kinder den Missbrauch erleben:
Sexueller Missbrauch "Die Kinder fühlen sich im Stich gelassen"
Interview: Hubertus Breuer
16. Juni 2010
http://www.sueddeutsche.de/wissen/sexue ... n-1.959798
(...)
Die Psychologin sprach mit Hunderten Opfern. (…) Die Meinung in Fachkreisen war zuvor, dass die Erfahrungen fast immer traumatisch seien und gegen den Willen des Kindes stattgefunden hätten. (…) Das gegenwärtige Verständnis sexuellen Missbrauchs schadet den Opfern. Die meisten erkennen sich darin nicht wieder - und schweigen deshalb. (…) Weil viele den Missbrauch nicht als traumatisch erlebt haben, halten sie sich für schuldig, weil sie meinen, es zugelassen zu haben. (…) Sexueller Missbrauch kann schwere psychische Schäden nach sich ziehen. Das tritt für die Meisten erst ein, wenn sie in der Lage sind, die Bedeutung des Vorgefallenen zu verstehen - also als Erwachsene.
(…)
Das habe ich mir ja nicht ausgedacht! Das basiert auf meinen Forschungsdaten und großen Studien. Die meisten Kinder erleben Missbrauch als stressig, verwirrend, seltsam, und in einigen Fällen, was Sie überraschen mag, gefällt es ihnen sogar. Das erzählen einem die Opfer - man muss ihnen nur zuhören.
(…)
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.