Freundschaft mit Therapeutin möglich?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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(e)
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Beitrag Mi., 03.04.2013, 18:52

Liebe ExVoto

Vielleicht unterteilt Dein Thera das auch nicht so stark und sieht die therapeutische Beziehung von Anfang an eher freundschaftlich. Es gibt Menschen, die Beruf und Privatleben nicht so stark trennen. Das kann Vor- und Nachteile haben, bei Dir scheint es ja jetzt sehr positiv zu verlaufen. Bei meiner Ärztin damals war es sehr krass. Sie hatte ihre Praxis mitten in ihrer Wohnung, ihr Sohn war öfter Assitent. Der Warteraum war ihre Wohnstube. Wenn sie mit den Patienten sprach, schloss sie keine Tür, sodass andere Patienten mithören konnten. Sie hat das viel zu wenig getrennt und mir auch gleich ihre Sorgen erzählt. Ich half ihr, war vielleicht wirklich Fügung für sie, denn ich hatte das nötige Wissen, ihr zu helfen. Aber irgendwo wollte ich doch einfach ärztliche Zuwendung und die Entlastung des Patientenstatus, ihre Verschwiegenheit (sie erzählte mir sogar namentlich die Krankengeschichten anderer Patienten, die ich kannte).

Ich kenne privat einen Augenarzt. Er ist sehr selbstbezogen in seiner Art und ich habe mich oft gefragt, wie er früher seine Patienten behandelt haben mag, jetzt ist er pensoniert, aber irgendwo hätte ich lieber den Augenarzt gekannt in ihm und ihn privat weniger. Also ich denke, privat gibt es einfach nicht mehr diesen Schonraum. Doch vielleicht braucht man den noch ...
Zuletzt geändert von (e) am Mi., 03.04.2013, 19:19, insgesamt 1-mal geändert.
Lieben Gruß
elana

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ExVoto
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Beitrag Mi., 03.04.2013, 19:15

Hallo Candle,

der wesentliche Unterschied ist ja, dass das Ganze sich aus einer therapeutischen Beziehung heraus entwickelt. Wenn man sich privat kennenlernt, ist das ja was völlig anderes, klar fragt man da nicht: "Wollen wir Freunde sein". In einer therapeutischen Beziehung kann man ja nicht automatisch davon ausgehen, dass es nach der Therapie auf privater Ebene weitergeht. Da gibt es meiner Meinung nach schon Klärungsbedarf. Ich selbst habe ja während der Therapie immer sehr stark unterschieden zwischen professioneller und "privater" Ebene, habe mir die Professionalität der Beziehung immer vor Augen gehalten, um mich selbst zu schützen bzw. Nähe und Distanz zu regulieren, vielleicht aus Angst vor zu viel Abhängigkeit. Das hat mein Thera sicher gespürt. Da hat es dann schon den Anstoß von seiner Seite gebraucht, denn ich selbst hätte von mir aus, bei aller Zuneigung und emotionaler Bindung, niemals die Initiative ergriffen.

Nun zu den Verbindungspunkten: Da fällt mir gleich einiges ein, angefangen von der Persönlichkeit mit ähnlichen Bedürfnissen, Parallelen in der Lebenserfahrung, vergleichbare Wertvorstellungen bis hin zu gemeinsamen Interessen. Das Wichtigste ist aber glaube ich die Beziehung selbst, die wir zueinander aufgebaut haben.

Ich hoffe, ich konnte deine Fragen beantworten.

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candle.
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Beitrag Mi., 03.04.2013, 19:19

Huhu!

Ich meinte das jetzt ganz praktisch was ihr gemeinsam unternehmen wollt. Ich könnte mir jetzt abgesehen davon, dass ich schon denke das eine Freundschaft wirklich möglich ist, eine Beziehung zu einem männlichen Therapeuten als Freund NICHT vorstellen, außer da wäre etwas anderes passiert.

Und noch die Frage: Warum kannst du dich nicht entscheiden?

candle
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yamaha1234
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Beitrag Mi., 03.04.2013, 20:07

candle. hat geschrieben:
yamaha1234 hat geschrieben: Vielleicht wollte sie mir in diesem Moment einfach Sicherheit geben....
Dann ging es ja ganz offenbar um etwas anderes. Ich dachte, dass es da ein ganz direktes Gespräch gegeben hätte, dass du dir eine Freundschaft zu ihr wünscht. Da kann ich natürlich nur falsch deuten. Nun ja, wenn du durch die Blume gesprochen hast, kann ich nun nicht sagen, ob du da hinkommst wo du hin möchtest.

candle
Nee, hast ja nichts "falsch" gedeutet, dieses direkte Gespräch gab es nie, denn so plump gehe ich da nicht vor und frage: "Liebe Frau Therapeutin wollen sie meine Freundin werden?" Ist bei mir noch im Prozess und es wird noch laange dauern bis ich alles auf dem Tisch habe. Wenigstens wissen wir jetzt beide schonmal, dass keiner vom anderen emotional abhängig ist, ein erster wichtiger Schritt wie ich finde

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ExVoto
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Beitrag Mi., 03.04.2013, 20:10

Hallo Candle,

es ist ja noch alles ganz schwammig. Wir haben das noch gar nicht so konkret besprochen, bisher kam ja nur das Angebot, dass das Ende der Therapie nicht das Ende der Kontakte ist. Und dass Kontakte auf anderer Ebene voraussetzen, dass die Therapie beendet ist. Ich war daraufhin so überrascht, dass ich darauf gar nicht weiter eingegangen bin, zumal die Stunde auch zu Ende war. Ich glaube aber auch, dass man das gar nicht planen kann. Wir werden sehen, was sich daraus entwickelt. Für mich fühlt es sich aber stimmig an, den Kontakt nicht abzubrechen.

Zur Mann/Frau-Problematik. Klar, das ist ein Aspekt, allerdings sind wir beide vergeben. Und ich habe durchaus auch männliche Freunde, das geht schon ... Eine gewisse Pikanterie hat das aber natürlich schon. Aber bisher haben wir es auch immer geschafft, das gut zu kontrollieren.

Es gibt schon ein paar Dinge, die ich mir überlegen muss. Ich habe halt keinen Therapeuten mehr, wenn wir eine andere Ebene gefunden haben. Ich frage mich auch, was er sich von mir verspricht bzw. was ich "geben" kann. Vor allem aber muss ich mich an den Gedanken gewöhnen, dass sich die Rahmenbedingungen ändern würden, aber da bin ich vielleicht einfach zu unflexibel, da fällt sozusagen eine Kontrollinstanz weg ... ist aber eher MEIN persönliches Problem.

.

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yamaha1234
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Beitrag Mi., 03.04.2013, 20:15

ExVoto hat geschrieben: aber da bin ich vielleicht einfach zu unflexibel, da fällt sozusagen eine Kontrollinstanz weg ... ist aber eher MEIN persönliches Problem.

.
eher euer beider Problem, denn den neuen Rahmen schafft ihr ja zu zweit Ich glaube aber wenn man dem anderen menschlich vertraut und sich offen zeigt, dürfte dies kein allzu großes Problem werden....ich bin sehr gespannt wie sich das zwischen euch beiden entwickelt....

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ExVoto
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Beitrag Mi., 03.04.2013, 20:19

Liebe Elana,

das klingt ja gruselig mit deiner Ärztin. Also eine derartige Distanzlosigkeit wäre gar nichts für mich. Ich finde das echt mehr als grenzwertig.
Nicht auszudenken, wie eine Psychotherapie mit so einer Ärztin laufen würde (ich weiß, sie ist keine Therapeutin, nur so ein Gedankenspiel).

Mein Therapeut trennt glaube ich schon zwischen Beruf und Privatleben, bisher ist mir noch nie etwas Gegenteiliges aufgefallen. Nur emotional hängt er sich eben stark rein, was für manche Patienten sicher ein Segen ist, für andere nicht. Er ist ausgesprochen warmherzig und empathisch, zwei Eigenschaften, die natürlich alle Theras haben müssen, aber bei ihm ist das sicher besonders stark ausgeprägt.

Das mit dem Schonraum ist ein ganz wichtiger Punkt. Darüber muss ich nachdenken. Danke Elana.

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candle.
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Beitrag Mi., 03.04.2013, 20:29

@ ExVoto Naja, wenn die Therapie eh endet, ist es doch eigentlich egal? In der Regel muß man ja sowieso die Therapieform wechseln. Du weißt gar nicht was er von dir will- oh je. *lach

candle
Zuletzt geändert von candle. am Mi., 03.04.2013, 20:30, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag Mi., 03.04.2013, 20:30

Ja, irgendwo brauche ich persönlich unbedingt diesen Schonraum. Ich merke, dass ich ihn öfter auch mal privat von Menschen erwarte, von denen das beruflich normalerweise zu erhalten sein sollte, aber privat ist es wirklich anders. Da sehe ich auf einmal Ärzte und auch Psychologen außerhalb dieses Patientenschonraums und merke, dass sie privat gleich sind wie andere, nicht besser, nicht klüger, nicht einfühlsamer. Es ist ihr Job innerhalb des Berufs, aber privat denken sie an sich selbst. Müssen sie auch, denn irgendwo muss der Beruf sein Ende finden und der Privatmensch anfangen.

Es ist auch schon vorgekommen, dass mein Thera in seinen privaten Modus gefallen ist und eher bei sich selbst war. Dann geht es eben um ihn und seine Gefühle und nicht meine. Er hat ein eigenes Leben, ohne meine Einschränkungen. Er führt nicht mein Leben. Er ist normal und ich bin es nicht. Ich bin schmerzkrank und er doch ziemlich gesund und fit.

Ich bin auch total neugierig auf den 11. April, ob das nochmal thematisiert wird bei euch, ExVoto!

Ich für meinen Teil bin zufrieden, wenn ich meine Therapie fortführen kann. Vielleicht vertieft sich die therapeutische Beziehung ja auch noch, sodass eine Freundschaft nach Therapieende möglich wäre. Freundschaften mit Männern wäre für mich auch möglich, allerdings sehen das meistens die Männer anders bzw. es wird dann eben doch ziemlich kompliziert.
Lieben Gruß
elana

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ExVoto
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Beitrag Mi., 03.04.2013, 20:32

Candle, du hast gut Lachen!!

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ExVoto
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Beitrag Mi., 03.04.2013, 20:37

Liebe Yamaha,

das stimmt schon, wir definieren dann beide den Rahmen. Aber der Unterschied ist, dass ich vorher geschützt war, stärker als er zumindest. Oder anders gesagt: Er hat mehr Erfahrung im Regulieren von Beziehungen als ich.
Aber ich denke auch, mit Offenheit und Wohlwollen wird sich das irgendwie ergeben. Allzu viel planen kann man da eh nicht, das Leben richtet sich ja nicht nach unseren Plänen ...

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candle.
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Beitrag Mi., 03.04.2013, 20:38

ExVoto hat geschrieben:Candle, du hast gut Lachen!!
Nee, ich habe da ein Problem mich abzugrenzen. Ich kann diejenigen Damen mit ungezwungenen Männerfreundschaften nur bewundern.

candle
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Beitrag Mi., 03.04.2013, 20:47

Ja, liebe Elana, das mit dem Schutzraum geht mir genauso. Einen sicheren Ort braucht man ab und zu.
Und ich gehe natürlich davon aus, dass Theras Menschen sind wie alle anderen, mit ihren Vorzügen und Schwächen. Das ist für mich aber kein Problem. Ich mag es gerne authentisch. Mein Thera darf gerne auch Fehler haben, ich kenne ihn inzwischen gut genug, um abschätzen zu können, dass er vermutlich keine nennenswerten Eigenschaften hat, die mir schaden bzw. mit denen ich nicht klarkomme.
Ich suche mir meine Freunde ohnehin sehr sorgfältig aus, weil ich sehr sensibel/verletzlich bin, schon aus Gründen des Selbstschutzes.

Ich weiß auch aus Erfahrung, dass Männer eher ein Problem mit den Grenzen haben, wenn sie mit einer Frau befreundet sind. Habe das auch schon öfter erlebt. Man kann den Menschen nur bis vor den Kopf schauen, das ist klar. Aber das kann ich nur herausfinden, wenn ich es wage ... aber ich rechne eher nicht damit, dass es zu solchen Problemen kommt. Er ist sehr integer ... und verheiratet.

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Beitrag Mi., 03.04.2013, 20:52

Mittlweile scheint es ja mir so als sei es heute nicht viel wert verheiratet zu sein. Ein Schutz ist es jedenfalls nicht.

candle
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Beitrag Mi., 03.04.2013, 21:00

Das glaube ich auch nicht, dass Verheiratetsein heute noch ein Schutz ist.

Mein Thera ist da für mich auch nicht so klar zuordenbar. Am Anfang erzählte ich ihm, dass mir ein vergebener Mann nahestehe, da meinte er schon, das könne was werden (?) Später wirkte er dann eher eifersüchtig auf ihn. Also die Hand würde ich nicht ins Feuer legen, von wegen verheiratet. Einmal spekulierte ich wegen meiner Schwester, die nicht aus ihrer Beziehung raus kann, wünschte ihr deshalb eine Affäre, die ihr raushelfe, da ich es nicht schaffe, das fand er dann auch recht lustig und war überhaupt nicht moralisch entrüstet, was er bei anderen Dingen aber öfter mal ist.
Lieben Gruß
elana

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