Verkrafte den Abschied vom Therapeuten nicht!

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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ExtraordinaryGirl
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Beitrag Sa., 04.02.2012, 15:20

Nur ein Einwurf: Wenn du daran denkst, dich umzubringen, weil du eine bestimmte Person nicht mehr im vorherigen Masse sehen und ihr nahe sein wirst - würdest du das nicht als Abhängigkeit bezeichnen?
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)

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angelanny
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Beitrag Sa., 04.02.2012, 15:30

ich kann gar nicht auf jeden beitrag von den 5 seiten eingehen, dass tut mir leid! wenn ich irgendetwas übersehen habe, dann schreibt das nochmal!

münchnerkindl: es kann gut sein das die therapie aufgrund dieser tatsache stagniert ist... die schuld trage ich, weil ich es nicht angesprochen habe. du hast recht, dass wenn ein kind bereits erwachsene verantwortungsbereiche erfüllen muss sich emotional anders entwickelt, zumal ich auch noch hsp habe wirkt sich das wahrscheinlich nochmal extremer aus auf die entwicklung. überfordert war ich oft, ja. ich habe mich von klein auf nach einer familie gesehnt, habe bei freunden gesehen wie so etwas ist. es war wunderschön und ich habe mich gefragt warum ich nicht so etwas haben darf... dann kam mein therapeut in mein leben und ich hatte so etwas auf eine art und weise.

sandrin: danke! nein er hat daraufhin nichts mehr gesagt. er sagte nur das auch therapeuten manchmal einen patienten sehr lieb gewinnen können und das an gefühlen nichts falsch oder schlimm ist. das war eine allgemeine aussage von ihm. weiterhin hat er nichts gesagt. leider. ich werde es nochmal ansprechen und ihm ehrlich sagen wie schlecht es mir geht mit dem abschied, auch das ich nicht mehr leben will (ich hoffe ich traue mich das zu sagen).

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angelanny
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Beitrag Sa., 04.02.2012, 15:33

extraordinarygirl: ich weiss es nicht... die überlegung stimmt wohl schon...soweit habe ich nicht gedacht...es ist nur der gedanke "ich habe so viele verloren, und der nächste den ich kennenlerne und liebgewinne den werde ich auch wieder verlieren (tritt auch jedes mal so ein) und noch einen verlust verkrafte ich einfach nicht mehr..." besonders der jetzige verlust der eintreten soll/wird ist so grauenvoll schmerzhaft...es ist als würde der letzte mensch, der einzige mensch dem du vertrauen konntest aus deinem leben gerissen. alles was man noch hatte, alles worauf man zählen konnte, alles an geborgenheit.

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ExtraordinaryGirl
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Beitrag Sa., 04.02.2012, 15:36

Ich frage mich gerade, wie diese sieben Jahre Therapie vergehen konnten, ohne, dass er davon etwas bemerkt hat.

Wenn ein Gefühl, dass dem Gegenüber gilt, so intensiv ist, dass es sogar schon schmerzhaft wird (also, so habe ich es bei mir erlebt) ...

Und wenn ich mich da an einige Beinahe-Therapieabbrüche meinerseits erinnere, wenn mir deutlich gemacht worden ist, was ich alles nicht von meinem Therapeuten bekommen werde ... Hmm. Hattest du dich immer so gut unter Kontrolle?

Davon abgesehen sind Abhängigkeiten ja nichts Schlimmes ... Wenn man damit umgeht.
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ExtraordinaryGirl
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Beitrag Sa., 04.02.2012, 15:41

Weisst du, ich denke, ich kann schon verstehen, wie man sich da fühlt.

Für mich ist mein Therapeut der wichtigste Mensch in meinem Leben, aus Gründen, die zu komplex sind, um sie ausreichend beschreiben zu können. Und ich würde es gerade auch nicht ertragen können, ihn zu verlieren.

Aber gerade weil dir dieser Mensch so unheimlich viel bedeutet, wäre es so wichtig gewesen, offen zu sein, damit man auch einen Abschied miteinander ausreichend vorbereiten kann. Bei mir wird es so sein, und das ist natürlich. Selbst von den eigenen Eltern muss man sich irgendwann lösen.

Aber jetzt ist das Kind in den Brunnen gefallen. Toll wäre es, wenn du wirklich die Zeit hättest, um dieses eine Thema noch aufzuarbeiten.
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angelanny
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Beitrag Sa., 04.02.2012, 15:42

es war ganz einfach, ich habe mir nichts anmerken lassen. ich habe immer darauf geachtet, dass er nichts merkt. ich habe immer davon geträumt als ich klein war, irgendwann mit ihm befreundet sein zu dürfen. es war ein traum an den ich mich geklammert habe, daher hatte ich mich immer unter kontrolle. ich wollte ihm gefallen, damit er mich auch gern hat und später eine freundschaft mit mir will... später bekam ich dann nach und nach angst, dass ich ihn doch mal verlieren könnte...trotzdem habe ich mich immer wieder zusammengerissen, die hoffnung stirbt zuletzt. ich habe so oft tagträume davon gehabt wie es wäre mit ihm etwas zusammen zu unternehmen, eisessen oder ein museumsbesuch oder ins kino gehen (wie vater und tochter). geholfen mich unter kontrolle zu halten hat wohl auch das aufschreiben der gedanken..
er hat wirklich nie etwas ahnen können wie lieb ich ihn hatte...

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angelanny
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Beitrag Sa., 04.02.2012, 15:45

danke extraordinarygirl das du mir wünscht das ich die zeit bekomme das aufzuarbeiten! ich kann mir nur gar nicht vorstellen wie das gehen soll... liebe kann man nicht abstellen.
von den eltern lösen, ja. aber eltern bleiben ja irgendwie immer da, auch wenn man weiter weg wohnt, dann telefoniert man regelmäßig und man sieht sich im jahr ab und zu.
so könnte man es auch ausdrücken "das kind in den brunnen gefallen"
das wochenlange weinen und nicht mehr schlafen können, hat mich ganz schön ans ende meiner kräfte gebracht...aber es hilft mit euch hier zu schreibemn und das ihr so viele ratschläge habt, danke euch allen nochmal hier!

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ExtraordinaryGirl
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Beitrag Sa., 04.02.2012, 15:57

Na, auch Therapeuten können "da" bleiben. Das handhabt bestimmt jeder etwas anders, ich werde meinen Therapeuten, wenn die Therapie dann irgendwann wirklich zu Ende ist, auch ab und an sehen können, um guten Tag zu sagen. Wie bereits geschrieben: Er ist ja nicht aus der Welt. Deiner wird es auch nicht sein.

Nur der Umfang des Kontakts wird drastisch reduziert, ja. Aber das geschieht auch irgendwann mit den eigenen Eltern - ich nehme den Vergleich auf, weil du ihn ja als einen Vater ansiehst.

Und Liebe kann man vermutlich wirklich nicht abstellen. Aber sie kann sich verändern.

Wünsche dir auf jeden Fall alles Gute.
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)

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angelanny
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Beitrag Sa., 04.02.2012, 15:59

das ist wunderschön gesagt! du wirst mit deinem therapeuten kontakt behalten? habt ihr das bereits besprochen und der hat gesagt das er das machen möchte? finde ich wirklich schön so etwas!
danke für die wünsche!

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 04.02.2012, 16:01

angelanny hat geschrieben: von den eltern lösen, ja. aber eltern bleiben ja irgendwie immer da, auch wenn man weiter weg wohnt, dann telefoniert man regelmäßig und man sieht sich im jahr ab und zu

Gesunderweise internalisiert man diese Elterninstanz irgendwann. So daß man zB auch wenn man sich mit den Eltern zerstreitet oder diese gar sterben nicht emotional völlig hilflos dasteht. Hm, ich vermute mal daß das in dem Pubertätsprozess passiert wo man sich von den Eltern ablöst wenn man eine emotional gesunde Kindheit hatte.

Es kommt dann nicht so sehr auf das Objekt im Aussen an. Das ist dann ein gesundes Selbstwertgefühl. Deshalb bist du auch "hypersensibel", weil du keine stabilisierende Instanz in dir selbst hast.
Zuletzt geändert von münchnerkindl am Sa., 04.02.2012, 16:05, insgesamt 1-mal geändert.


leberblümchen
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Beitrag Sa., 04.02.2012, 16:01

Tigerkind, ich fürchte leider, dass du eben NICHT verstanden hast, worum es geht, was man hier sehr deutlich sieht:
Titus hat geschrieben:es geht nicht darum, was ICH finde oder was DU findest
Tigerkind hat geschrieben:Bestimmst Du jetzt was sinnvoll für wen ist und was nicht ?


Wenn du diesen Thread aufmerksam gelesen hast, dann ist es dir nicht entgangen, dass ich irgendwo vor ca. 10 Seiten geschrieben habe, dass ich vermute, dass die TE mit ihrer Therapie noch nicht am Ende sein KANN. Es wird dir hier also nur schwer gelingen, den Eindruck zu erwecken, ich wolle jeden, der mehr als 300 Stunden für sich beansprucht, zum Schmarotzer erklären! Ebenso habe ich dabei übrigens geschrieben, dass der finanzielle Aspekt für mich überhaupt nicht interessant ist - das sind verwaltungstechnische Fragen, nicht mehr und nicht weniger.

Aber ich kann mich nur ernsthaft darüber wundern, dass du offenbar der Meinung bist, dass jeder nach Lust und Laune seinen Privattherapeuten bis ans Lebensende bekommen sollte.

Meinetwegen kann eine Therapie auch zehn Jahre dauern. Aber irgendwann ist sie zuende. Das ist Fakt. Und wer das nicht erkennt, der ist ein Träumer.
Zuletzt geändert von leberblümchen am Sa., 04.02.2012, 16:28, insgesamt 1-mal geändert.


leberblümchen
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Beitrag Sa., 04.02.2012, 16:05

münchnerkindl hat geschrieben:
angelanny hat geschrieben: von den eltern lösen, ja. aber eltern bleiben ja irgendwie immer da, auch wenn man weiter weg wohnt, dann telefoniert man regelmäßig und man sieht sich im jahr ab und zu

Gesunderweise internalisiert man diese Elterninstanz irgendwann. So daß man zB auch wenn man sich mit den Eltern zerstreitet oder diese gar sterben nicht emotional völlig hilflos dasteht.

Es kommt dann nicht so sehr auf das Objekt im Aussen an. Das ist dann ein gesundes Selbstwertgefühl. Deshalb bist du auch "hypersensibel", weil du keine stabilisierende Instanz in dir selbst hast.
Außerdem ent-idealisiert man die Eltern irgendwann mal. Und so ähnlich sollte das dann am besten auch in der Beziehung zum Therapeuten geschehen.

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ExtraordinaryGirl
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Beitrag Sa., 04.02.2012, 16:14

@angelanny

Ausführlich besprochen haben wir das noch nicht - dafür bleibt auch noch Zeit. Aber er hat mir gesagt (ohne, dass ich den Wortlaut im Kopf habe), dass ich ihn hin und wieder besuchen könne.

Wobei uns beiden klar ist, dass dieses "Hin und wieder" sich auf einen Abstand von vielen Monaten oder sogar einem Jahr bezieht. Da geht es also wirklich nur darum, kurz "Guten Tag." zu sagen.

Wie es unmittelbar nach dem Ende der Therapie aussieht, weiss ich allerdings noch nicht.

Du siehst aber: Er ist nicht fort und MEINER Meinung nach darf auch dein Therapeut in deinem Herzen bleiben. Nur wirst du in einen Prozess der Ablösung kommen, wenn du mit ihm offen bist und ihr die Gelegenheit kriegt, daran zu arbeiten.

Vielleicht siehst du das jetzt noch nicht, aber dieser Prozess wird dann geschehen - und hinterher wird es dir besser gehen,. bestimmt.

Und dann hat er dir noch etwas ganz Wichtiges beigebracht.
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(Helmut Schmidt)

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Phönixia
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Beitrag Sa., 04.02.2012, 16:16

Hallo angelanny,

du musst umbedingt deinem Therapeuten sagen, wie es dir jetzt geht.
Und denk dir nichts, wie er das auffassen würde.
Es ist vielleicht eine Retraumatisierung des Verlustes deiner Eltern.
Das solltest du wirklich ernst nehmen.

ich habe immer davon geträumt als ich klein war, irgendwann mit ihm befreundet sein zu dürfen
Was heißt als du klein warst?

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 04.02.2012, 16:59

titus2 hat geschrieben:Es wird dir hier also nur schwer gelingen, den Eindruck zu erwecken, ich wolle jeden, der mehr als 300 Stunden für sich beansprucht, zum Schmarotzer erklären! Ebenso habe ich dabei übrigens geschrieben, dass der finanzielle Aspekt für mich überhaupt nicht interessant ist - das sind verwaltungstechnische Fragen, nicht mehr und nicht weniger..

Naja, ich denke die Allgemeinheit, die die Therapie ja finanziert hat schon ein Recht darauf Wert zu legen daß eine medizinische Behandlung (wie zB eine Psychotherapie) effizient und kostenbewusst durchgeführt wird, sodaß der Allgemeinheit nicht mehr Kosten entstehen wie notwendig.

Das ist bei einer Stunde wöchentlich immerhin 4000 Euro im Jahr. Und wenn da nach fast 30.000 Euro Behandlungskosten ein Klient steht der nahezu suizidal ist und noch mal Jahre Therapie benötigt um über die in der ersten Therapie aufgetretene emotionale Abhängigkeit wegzukommen, dann ist das nicht nur ein emotionaler sondern auch ein wirtschaftlicher Schaden für das Gesundheitssystem.
titus2 hat geschrieben: Außerdem ent-idealisiert man die Eltern irgendwann mal.
Ja, gewöhnlich in der Pubertät

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