Therapieabbruch

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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carö
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Beitrag Fr., 11.01.2013, 19:56

und was sagt er anstatt dessen ?
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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sandrin
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Beitrag Fr., 11.01.2013, 19:59

Irgendwelche Berichte über andere Leute. Vieles bagatellisiert er aber auch. So nach dem Motto: Das geht vielen so (was ja auch stimmt). Manchmal hab ich auch den Eindruck, er geht mit mir in Konkurrenz (z. B. wenn es um die Frage der Arbeitsbelastung geht) oder fühlt sich von mir bedroht, weil ich Hintergrundwissen mitbringe.


Jenny Doe
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Beitrag Fr., 11.01.2013, 20:03

Mir geht es vielmehr darum, dass mir jemand rückmeldet, Frau ..., ich glaube, da wäre etwas, woran wir ansetzen können. Oder: Ich könnte mir vorstellen, dass Sie das so belastet, weil .... Oder: Haben Sie eine Idee, warum Sie sich so fühlen? oder ganz banal "Wie geht es Ihnen damit". Ist das echt passiv-fordernd?
Sei mir nicht böse Sandrin, ... aber das liest sich für mich wie ein fertig geschriebenes Script, in dem nur noch die Akteuere fehlen, ein Script, in dem du festlegst, was genau dein Gegenüber sagen soll.
Was machst du, wenn dein Therapeut "bagatellisiert", also kein Problem sieht, das, was du erzählst für gesund und normal hält (siehe dein eigenes Beispiel, genervt und wütend zu sein, weil jemand ständig seinen Müll bei dir abläd)?
Ich finde deine Erwartung, dahinter schauen zu wollen, in die Tiefe gehen zu wollen, nicht passiv-fordernd, aber, .... wenn es dir doch so klar ist, was du möchtest, warum sagst du dann nicht selber zu deinem Therapeuten: "Daran würde ich gerne ansetzen, das möchte ich mir gerne genauer angucken, es belastet mich nämlich, ich würde gerne wissen, warum ich so fühlen, denn mir geht es echt schlecht damit, ..."?
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


leberblümchen
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Beitrag Fr., 11.01.2013, 20:08

Hast du ihm denn gesagt: "Ich hab das Gefühl, sie wollen mit mir konkurrieren"? So was ist doch total interessant.

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sandrin
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Beitrag Fr., 11.01.2013, 20:10

Auch das ist schon geschehen.
Wobei sich aber auch hier wieder die Frage stellt: Liegt da überhaupt was Pathologisches vor, was die exorbitant hohen Rechnungen für die Allgemeinheit rechtfertigt? Oder kann ich dann nicht eher mit meiner Freundin kostenlos drüber quatschen, weil es ja schließlich jedem so geht? Ich meine, ist ne berechtigte Frage.
Du gehst ja auch auch nicht zum Zahnarzt, weil du deine Zähne mal wieder putzen solltest.

@titus: Ja, sowas in der Art hab ich tatsächlich gesagt. Auch so ne Sache, auf die er gar nicht freundlich reagiert hat.


ziegenkind
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Beitrag Fr., 11.01.2013, 20:11

vielleicht ist dein thera aber auch nur nicht so ganz sicher, ob das, was du sagst, dass du fühls, wirklich das ist, was du fühlst. ich hab schon den eindruck, als wie wenn du das manchmal verlierst, was anderes vorschiebst.

ich find das mit deiner unsicherheit einen wichtigen punkt. darüber würde ich reden. aber vielleicht offen lassen, woran es liegt. vielleicht könnt ihr das gemeinsam, im offenen hin und her herauskriegen.

ich hab hingegen das gefühl, duwillst ihn deine unsicherheit auch mal spüren lassen, in dem du ihn als inkompetenten, oberflächlichen plauderer angreifen willst. kannst du machen. ich versteh auch die intention und v.a. das verletzte gefühl dahinter. ähnlih habe ich oft gehandelt. ich brauchte das. nur aus einer krise der therapeutischen beziehung kommst du so nicht raus. im gegenteil. das geht dann erst noch nmal tiefer in die krise rein. ich konnte mir das gewissermaßen leisten, weil da hinter das sichere gefühl war, weitermachen z wollen und zu müssen. ich glaub, du kannst dir das im moment eher nicht leisten.

von daher, noch einmal, sprich doch über deine unsicherheit., frag ihn, ob er die auch wahrnimmt, frag ihn vielleicht auch, was ihr seiner meinung nach dafür tun konnt, dass du dch sicherer fühlst deinen gefühlen wirklich nachzuspüren.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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sandrin
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Beitrag Fr., 11.01.2013, 20:17

Hm... Mir wird grad wieder so richtig bewusst, wie kompliziert das alles eigentlich ist. Und das sollte es eigentlich nicht sein, nicht die Therapie an sich. Das sind Probleme, die ich ja, wenn ich nicht dorthin gehen würde, gar nicht zusätzlich hätte.

Außerdem bin ich nicht der Typ, der zu jammern oder dergleichen neigt. Das Allerletzte, was ich hören will, ist, dass es anderen doch auch so geht. Denn da kann man auch hineininterpretieren, dass man seine Probleme überbewertet und sich nicht so haben soll. Auch das ist in diesem Satz - sofern er nicht mit dem entsprechenden tröstenden, wohlwollenden Unterton formuliert und artikuliert ist- implizit enthalten. Und das will ich mir eigentlich nicht geben.


Jenny Doe
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Beitrag Fr., 11.01.2013, 20:19

Wobei sich aber auch hier wieder die Frage stellt: Liegt da überhaupt was Pathologisches vor, was die exorbitant hohen Rechnungen für die Allgemeinheit rechtfertigt?
Vielleicht ist genau das der Knackpunkt in deiner therapeutischen Beziehung? Vielleicht sieht er einfach kein Problem darin, wenn sein Klient genervt ist, weil andere ein Problem damit haben, Grenzen zu akzeptieren? (du wärst in dem Beispiel völlig gesund und normal; in Therapie würde der andere gehören, der zum einen Müll mit sich rumträgt und zum anderen Grenzen nicht akzeptieren kann). Da kann ich die Reaktion deines Therapeuten, dass dies viele anderen Menschen auch nervt, absolut verstehen.

Aber in diesem von dir genannten Beispiel gibt es offensichtlich irgendetwas, was dich belastet, was du dir genauer angucken möchtest. Sagst du ihm das oder wartest du darauf, dass er von sich heraus auf die Idee kommt, dass es für dich von Bedeutung ist und dass er nachfragt?
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sandrin
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Beitrag Fr., 11.01.2013, 20:26

Mal ne Gegenfrage. Ich geh ja nicht zum Spaß in die Therapie. Wenn ich es ihm also extra erzähle, dann versteht es sich eigentlich auch von selbst, dass es mich belastet. Ich geh ja nicht zum Plaudern da hin. Außerdem bin ich mit einer ganz klaren Symptomatik in diese Therapie gestartet (generalisierte Angststörung). DAS kam bis jetzt noch nie zur Sprache, obwohl ich es in den probatorischen Sitzungen als Grund für die Therapie angab. Alleine das sollte doch schon eine Marschrichtung vorgeben.


Jenny Doe
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Beitrag Fr., 11.01.2013, 20:30

Mir wird grad wieder so richtig bewusst, wie kompliziert das alles eigentlich ist.
Ja, das ist es wirklich. Ich weiß nicht wirklich, was ich dir raten soll. Ich bin auch in meinen Antworten etwas hin- und hergerissen, weil du einerseits Dinge über deinen Therapeuten berichtest, wo ich schlucken musste, andererseits sehe ich bei anderen Themen auch Möglichkeiten, wo du selber aktiv werden könntest und selber etwas ändern könntest (siehe meine letzten Postings).
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Jenny Doe
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Beitrag Fr., 11.01.2013, 21:01

Wenn ich es ihm also extra erzähle, dann versteht es sich eigentlich auch von selbst, dass es mich belastet.
Ja, ... es kann aber anderseits auch sein, dass dieses Gefühl der Belastung verschwindet, wenn man weiß, dass man völlig normal reagiert, dass es anderen Menschen auch so geht, wenn also der Therapeut die eigene Dramatik bagatellisiert. So reagieren z.B. mache Menschen nach einem belastenden Ereignis erschrocken über ihre Gefühle, bis sie erfahren, dass solche Gefühle völlig normal sind.

Mal ein Beispiel aus meiner Therapie: Ich kann es ganz schlecht ertragen, wenn es mir mal einen Tag nicht gut geht, weil es mich an eine Zeit erinnert, in der es mir Jahre lang nicht gut ging. Wenn es mir mal nicht gut geht, dann denke ich sofort "Rückfall! Das belibt jetzt immer so". Nun war es so, dass während meiner Therapie ein Bekannter verstarb, womit es mir natürlich nicht so gut ging. Als es mir auch am zweiten Tag mit dem Tod immer noch schlecht ging, bekam ich echt Panik. Ich malte mir aus, wie ich den Rest meines Lebens in den Seilen hängen würde. Ich also zu meiner Thera rein, retrospektiv betrachtet, hochgradig dramatisierend. Doch meine Thera antwortete platt "Das ist völlig normal". Ich war damals echt geschockt, weil ich dachte "begreift die Frau nicht, dass ich einen schweren emotionale Rückschlag erlitten habe und die gleichen schlimmen Gefühle (Traurigkeit usw.) wie damals spürte? Dennoch, mit der Zeit, hat sie mich mit diesem Satz wachgerüttelt und mir klar gemacht, dass meine Gefühle und meine Reaktionen völlig normal sind. Was ich damit sagen will ist, ... klar kann etwas für den klienten äußerst belastend sein und er wünscht sich, dass der Thera jetzt tiefer geht, das alles auseinanderpflückt, die gleiche Dramatik sieht, wie man selbst, ... aber es ist eben nicht immer alles so dramatisch, wie man es selber empfindet (soll nicht heißen, dass es auch bei dir so sei muss).
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(e)
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Beitrag Fr., 11.01.2013, 21:13

Jenny Doe hat geschrieben:Dennoch, mit der Zeit, hat sie mich mit diesem Satz wachgerüttelt und mir klar gemacht, dass meine Gefühle und meine Reaktionen völlig normal sind.
Danke für diesen Satz, Jenny Doe. Der hat mir gerade geholfen in meiner eigenen Situation. Ich tendiere auch dazu, nur die Unbeschwertheit als normal zu empfinden.
Lieben Gruß
elana

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sandrin
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Beitrag Fr., 11.01.2013, 21:14

Du, nur dass wir uns da nicht falsch verstehen. Ich bestehe nicht auf Dramatik. Ganz im Gegenteil, ich habe mich jahrelang von Therapie ferngehalten und habe jegliche "Diagnose" von mir gewiesen. Ich war nicht depressiv. Diese Diagnose habe ich aus meinem Leben schlicht und ergreifend verbannt, als ich damals mit der ersten Therapie so auf die Nase gefallen bin. Ich hab mich fortan für gesund erklärt. Und ich hätte das auch nicht mehr geändert, wenn ich nicht von ärztlicher Seite und auch von meiner Umgebung immer um die Ohren geworfen bekommen hätte, dass ich Hilfe bräuchte, dass ich da allein nicht mehr rauskäme und dergleichen mehr.
Bis Sommer letzten Jahres war eine erneute Therapie für mich aus den Erfahrungen heraus, die ich hatte, undenkbar. Ob ich eine psychische Erkrankung habe (also Depression, Angst oder dergleichen) war mir schnurzpiepsegal - selbst wenn ich meine Krisen hatte. Aber ich war es einfach leid, mir die Frage, ob das nun pathologisch ist oder nicht, immer wieder stellen zu müssen. Ich hab einfach entschieden, dass es das nicht ist. Ehrlich gesagt stand ich der Diagnose "Depression" sehr skeptisch gegenüber und bin auch heute noch der Meinung, dass vielleicht 20 % aller als depressiv diagnostizierten Menschen tatsächlich depressiv sind. In allen anderen Fällen könnte man genau auf normale Lebenskrise plädieren.

Du siehst also, zum Dramatisieren neige ich schwerlich.

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stern
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Beitrag Fr., 11.01.2013, 21:15

Außerdem bin ich mit einer ganz klaren Symptomatik in diese Therapie gestartet (generalisierte Angststörung). DAS kam bis jetzt noch nie zur Sprache, obwohl ich es in den probatorischen Sitzungen als Grund für die Therapie angab. Alleine das sollte doch schon eine Marschrichtung vorgeben.
Würde ich nicht so sagen... zumal nicht der Patient diagnostiziert, sondern der Thera. Wobei man schon ein Verdacht ansprechen kann.

Aber da nicht alle Therapien bei Patienten mit generalisierte Angsstörung genauso ausehen, gibt eine Diagnose nicht die Marschrichtung vor.

Ich hatte damals sogar Klinikberichte (weil die nötig waren) - so in der Annahme, was braucht es noch viel Gespräch, da steht alles wesentlich drin. Pfff... Thera, möchte sich ein eigenes Bild machen. Fand ich dann eigentlich saugut.

Und Ziele sind in dem Sinne nicht einheitlich... klar, vielleicht auf oberer Ebene schon ähnlich... aber wenn man sie auf Teilziele runterbricht, kann es schon wieder anders aussehen

Was ich sehe sind auch nicht unbedingt absolute falsche reaktionen... sondern eher, dass die Reaktionen an deinen Vorstellungen vorbei geht. Und das wäre halte echt zu äußern.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
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(alte Weisheit)

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(e)
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Beitrag Fr., 11.01.2013, 21:17

Da würde eben jetzt das Lebenskrise-Buch von Nicolas Hoffmann gut passen. Da steht genau das, was Du sagst, Sandrin.
Lieben Gruß
elana

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