Hat jemand Gott gefunden?
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Thread-EröffnerIn - Forums-Gruftie
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Hallo!
Ich denke, man kann Gott nicht widerlegen, aber das muss man auch gar nicht. Wenn ich behaupte, es gibt den Yeti, muss ein anderer ja nicht widerlegen, dass es ihn gibt, sondern ich, der ich seine Existenz behaupte, muss sie beweisen. Nur leider sind alle bisherigen Gottesbeweise nicht überzeugend und das Problem des Leidens (Theodizee) ist ein gewichtiges Argument gegen Gott. (Gott kommt mir manchmal so vor als wäre er ein grausamer Vater, der seine Kinder quält und sexuell missbraucht, um dann zu verlangen sie sollen ihn lieben )
Aber eines lässt mich intellektuell dann doch gegen die Existenz Gottes sprechen: Wozu brauchen wir Gott? Meiner Meinung nach sind (fast) alle Argumente, die die Existenz eines übernatürlichen allmächtigen Schöpfers begründeten, durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse der letzten 150 Jahre überflüssig geworden (Evolutionstatsache, Neuro- und Kognitionswissenschaften, Astrophysik). Vieles lässt sich einfacher und schlüssiger natuarlistisch erklären als über das Postulat, es gäbe irgendwelche nichtphysikalischen, geistigen Mächte wie ein göttliches Bewusstsein (oder eine "Seele"). Wenn ich zB behaupte, der Ball rollt den Abhang runter, weil kleine, unsichtbare lilafarbene Berggeister ihn schieben, und Physiker dann aber herausfinden dass es ein Gravitationsgesetz gibt und mir erklären können wie und warum Gravitation wirkt (können sie heute aber noch nicht wirklich...) - habe ich dann noch einen Grund, an meine dämliche Idee von den Berggeistern zu glauben? Hätte ich mir vorher nicht auch die Frage stellen können, warum meine kleinen Berggeister den Ball immer nur den Hang hinunter rollen, aber nie den Berg hinauf?
Nun gut, ich denke also dass es vom rationalen Standpunkt aus keine wirklichen Gründe gibt, an Gott zu glauben. Daher gehe ich davon aus, dass die Idee eines alliebenden Gottes gewisse emotionale Bedürfnisse befriedigt. Ich selbst, als rationaler Gottesleugner, verspüre auch ab und an das Bedürfnis nach einem absoluten Wesen, das mich vorbehaltslos liebt komme was will. Ich denke selbst Richard Dawkins, dem aggressiven Gottesleugner von heute, sind solche Gefühle nicht fremd. Aber dennoch halte ich es für keinen "Beweis" für die Existenz eines solchen Wesens nach dem Motto "Siehst du? Auch du verspürst den Drang, an Gott zu glauben".
An dem Tag, an dem ich sterbe (hoffentlich in meinem Bett, am frühen Sommermorgen, wenn es draußen langsam hell wird und ich die Vögel zwitschern hören kann), möchte ich einzig eines von mir sagen können: Das ich ein guter Mensch gewesen bin. Das ist mir das Wichtigste. Ob es Gott nun gibt oder nicht, ob ich an dieses Wesen geglaubt hatte oder nicht - ich denke nicht, dass dieses Wesen mir dann meine nachtodliche Existenz vermiesen würde.
Ich denke, man kann Gott nicht widerlegen, aber das muss man auch gar nicht. Wenn ich behaupte, es gibt den Yeti, muss ein anderer ja nicht widerlegen, dass es ihn gibt, sondern ich, der ich seine Existenz behaupte, muss sie beweisen. Nur leider sind alle bisherigen Gottesbeweise nicht überzeugend und das Problem des Leidens (Theodizee) ist ein gewichtiges Argument gegen Gott. (Gott kommt mir manchmal so vor als wäre er ein grausamer Vater, der seine Kinder quält und sexuell missbraucht, um dann zu verlangen sie sollen ihn lieben )
Aber eines lässt mich intellektuell dann doch gegen die Existenz Gottes sprechen: Wozu brauchen wir Gott? Meiner Meinung nach sind (fast) alle Argumente, die die Existenz eines übernatürlichen allmächtigen Schöpfers begründeten, durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse der letzten 150 Jahre überflüssig geworden (Evolutionstatsache, Neuro- und Kognitionswissenschaften, Astrophysik). Vieles lässt sich einfacher und schlüssiger natuarlistisch erklären als über das Postulat, es gäbe irgendwelche nichtphysikalischen, geistigen Mächte wie ein göttliches Bewusstsein (oder eine "Seele"). Wenn ich zB behaupte, der Ball rollt den Abhang runter, weil kleine, unsichtbare lilafarbene Berggeister ihn schieben, und Physiker dann aber herausfinden dass es ein Gravitationsgesetz gibt und mir erklären können wie und warum Gravitation wirkt (können sie heute aber noch nicht wirklich...) - habe ich dann noch einen Grund, an meine dämliche Idee von den Berggeistern zu glauben? Hätte ich mir vorher nicht auch die Frage stellen können, warum meine kleinen Berggeister den Ball immer nur den Hang hinunter rollen, aber nie den Berg hinauf?
Nun gut, ich denke also dass es vom rationalen Standpunkt aus keine wirklichen Gründe gibt, an Gott zu glauben. Daher gehe ich davon aus, dass die Idee eines alliebenden Gottes gewisse emotionale Bedürfnisse befriedigt. Ich selbst, als rationaler Gottesleugner, verspüre auch ab und an das Bedürfnis nach einem absoluten Wesen, das mich vorbehaltslos liebt komme was will. Ich denke selbst Richard Dawkins, dem aggressiven Gottesleugner von heute, sind solche Gefühle nicht fremd. Aber dennoch halte ich es für keinen "Beweis" für die Existenz eines solchen Wesens nach dem Motto "Siehst du? Auch du verspürst den Drang, an Gott zu glauben".
An dem Tag, an dem ich sterbe (hoffentlich in meinem Bett, am frühen Sommermorgen, wenn es draußen langsam hell wird und ich die Vögel zwitschern hören kann), möchte ich einzig eines von mir sagen können: Das ich ein guter Mensch gewesen bin. Das ist mir das Wichtigste. Ob es Gott nun gibt oder nicht, ob ich an dieses Wesen geglaubt hatte oder nicht - ich denke nicht, dass dieses Wesen mir dann meine nachtodliche Existenz vermiesen würde.
Ich habe aufgehört, für mich alleine zu leben und angefangen, für uns alle zu leben.
Nennt mich Little!
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@ littlebuddha
Gruß
Anastasius
Meine Überlegung dazu: Gäbe es Gott, würde ihn die Tatsache, dass er als Erklärungsmodell für die Menschen nicht (mehr) gebraucht wird, veranlassen, sich in Nichts aufzulösen?littlebuddha hat geschrieben:Aber eines lässt mich intellektuell dann doch gegen die Existenz Gottes sprechen: Wozu brauchen wir Gott?
Gruß
Anastasius
Findest Du denn, dass wir das Nichts, aus dem dann ja wohl wir ohne Gott kommen, eher brauchen? Bist Du mit dem "blinden Zufall", dem wir offenbar unsere Existenz verdanken, glücklicher?Aber eines lässt mich intellektuell dann doch gegen die Existenz Gottes sprechen: Wozu brauchen wir Gott?
Gruß, Eve
Hallo,
und wie wäre es, es mit Kant zu halten? Gott als (vernünftiges) Prinzip.
Da sich die Frage um die Existenz Gottes nie klären lassen wird, also "gibt es Gott oder nicht" sich nie beantworten lassen wird, ist es vernüftiger so zu leben, als ob es ihn gäbe.
dies hat nämlich mehr Vorteile gegenüber einer Entscheidung, man lebe so als ob es Gott nicht gäbe.
zur Veranschaulichung:
Gott gibt es nicht -> daraus resultierende Geisteshaltung:
- Man ist einem sinnlosen, blinden Zufall ausgeliefert. Alles ist sinnlos.
- Nichts ist von Bedeutung, auch mein Leben ist nicht von Bedeutung.
- Ich bin nicht von Bedeutung ergo meine Handlungen sind nicht von Bedeutung, warum soll ich dann überhaupt irgendwas tun, insbesondere moralisch Handeln, wenn es keinerlei Bedeutung hat?
- Warum soll ich auf mich achten, wenn ich ein bedeutungslos,dahinhingworfenes, zufälliges Irgendetwas bin, in einem ebenso bedeutungslos, dahingeworfenem Kosmos?
Gott gibt es -> daraus resultierende Geisteshaltung:
- man ist keinem sinnlosen Zufall unterworfen -> alles ist in einem tieferen Sinnzusammenhang, der sich einem aber (noch) nicht erschließt.
- Da alles in einem Sinnzusammenhang ist, hat mein Leben einen Sinn, also ich bin von Bedeutung und damit sind auch meine Handlungen von Bedeutung. -> Ich bin kein zufälliges Produkt, sondern ein, von etwas Höherem, gezielt Gewolltes.
Also wenn ich diese beiden Möglichkeiten so betrachte, finde ich es tatsächlich vorteilhafter, in der Geisteshaltung zu leben, es gäbe einen Gott. Also seine Existenz einfach vorauszusetzen.
Da muss ich Kant schon recht geben
War ein schlauer Fuchs, dieser Kant.... äh pardon, ein vernünftiger
PS: wenn ich mir die erste Variante so betrachte, also die "Gott gibt es nicht"- Variante, frage ich mich, nach dem Wegfall einer Gottesvorstellung, ob das nicht ein beträchtlichen Anteil zum Anstieg neuzeitlichen Depression haben könnte?
und wie wäre es, es mit Kant zu halten? Gott als (vernünftiges) Prinzip.
Da sich die Frage um die Existenz Gottes nie klären lassen wird, also "gibt es Gott oder nicht" sich nie beantworten lassen wird, ist es vernüftiger so zu leben, als ob es ihn gäbe.
dies hat nämlich mehr Vorteile gegenüber einer Entscheidung, man lebe so als ob es Gott nicht gäbe.
zur Veranschaulichung:
Gott gibt es nicht -> daraus resultierende Geisteshaltung:
- Man ist einem sinnlosen, blinden Zufall ausgeliefert. Alles ist sinnlos.
- Nichts ist von Bedeutung, auch mein Leben ist nicht von Bedeutung.
- Ich bin nicht von Bedeutung ergo meine Handlungen sind nicht von Bedeutung, warum soll ich dann überhaupt irgendwas tun, insbesondere moralisch Handeln, wenn es keinerlei Bedeutung hat?
- Warum soll ich auf mich achten, wenn ich ein bedeutungslos,dahinhingworfenes, zufälliges Irgendetwas bin, in einem ebenso bedeutungslos, dahingeworfenem Kosmos?
Gott gibt es -> daraus resultierende Geisteshaltung:
- man ist keinem sinnlosen Zufall unterworfen -> alles ist in einem tieferen Sinnzusammenhang, der sich einem aber (noch) nicht erschließt.
- Da alles in einem Sinnzusammenhang ist, hat mein Leben einen Sinn, also ich bin von Bedeutung und damit sind auch meine Handlungen von Bedeutung. -> Ich bin kein zufälliges Produkt, sondern ein, von etwas Höherem, gezielt Gewolltes.
Also wenn ich diese beiden Möglichkeiten so betrachte, finde ich es tatsächlich vorteilhafter, in der Geisteshaltung zu leben, es gäbe einen Gott. Also seine Existenz einfach vorauszusetzen.
Da muss ich Kant schon recht geben
War ein schlauer Fuchs, dieser Kant.... äh pardon, ein vernünftiger
PS: wenn ich mir die erste Variante so betrachte, also die "Gott gibt es nicht"- Variante, frage ich mich, nach dem Wegfall einer Gottesvorstellung, ob das nicht ein beträchtlichen Anteil zum Anstieg neuzeitlichen Depression haben könnte?
Zuletzt geändert von Phönixia am Sa., 22.08.2009, 19:03, insgesamt 1-mal geändert.
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Nun, alles eine Sache der Definition, nicht?
Es heißt ja auch, alles ist "Gott", also das ganze Multiversum. Also alles, was da ist, was wir sind und uns umgibt, und auch alles jenseits dessen, Raum, Zeit usw..
Ich finde, das ist der leichteste Gottesbeweis überhaupt. Gott=Existenz aller Dinge. Dabei muß ich erst gar nicht an Ursachen, Wirkungen, Zufälle und dergleichen denken.
Damit gebe ich mich gerne zufrieden...
Es heißt ja auch, alles ist "Gott", also das ganze Multiversum. Also alles, was da ist, was wir sind und uns umgibt, und auch alles jenseits dessen, Raum, Zeit usw..
Ich finde, das ist der leichteste Gottesbeweis überhaupt. Gott=Existenz aller Dinge. Dabei muß ich erst gar nicht an Ursachen, Wirkungen, Zufälle und dergleichen denken.
Damit gebe ich mich gerne zufrieden...
Ein Glaube an Gott muss nicht das Resultat einer Sinnsuche sein. Denn einerseits gibt es andere mögliche Resultate und andererseits ist diese Lösung auch nicht perfekt:Phönixia hat geschrieben:Da alles in einem Sinnzusammenhang ist, hat mein Leben einen Sinn, also ich bin von Bedeutung und damit sind auch meine Handlungen von Bedeutung. -> Ich bin kein zufälliges Produkt, sondern ein, von etwas Höherem, gezielt Gewolltes.
- Anderes Resultat: Ich arbeite für meine Firma bzw. für meinen Staat, also hat mein Leben einen Sinn und ich bin von Bedeutung ...
- Nicht perfekt: Ich frage mich, welchen Sinn denn Gott überhaupt hat. Hat er überhaupt eine Existenzberechtigung? Wenn nicht, dann auch ich nicht.
Noch was zur "praktischen Vernunft" als Argument für "Spielernaturen ". Des (religiösen) Blaisse Pascals Wette, (Wortlaut aus wikipedia).
Pascals Argument geht davon aus, dass eine Analyse der Optionen hinsichtlich des Glaubens an Gott zu folgenden Resultaten führt:
* Man glaubt an Gott, und Gott existiert – in diesem Fall wird man belohnt (Himmel - Man hat gewonnen).
* Man glaubt an Gott, und Gott existiert nicht – in diesem Fall gewinnt man nichts (verliert aber auch nichts).
* Man glaubt nicht an Gott, und Gott existiert nicht – in diesem Fall gewinnt man ebenfalls nichts (verliert aber auch nichts).
* Man glaubt nicht an Gott, und Gott existiert – in diesem Fall wird man bestraft (Hölle - Man hat verloren).
Gruß
Anastasius
Pascals Argument geht davon aus, dass eine Analyse der Optionen hinsichtlich des Glaubens an Gott zu folgenden Resultaten führt:
* Man glaubt an Gott, und Gott existiert – in diesem Fall wird man belohnt (Himmel - Man hat gewonnen).
* Man glaubt an Gott, und Gott existiert nicht – in diesem Fall gewinnt man nichts (verliert aber auch nichts).
* Man glaubt nicht an Gott, und Gott existiert nicht – in diesem Fall gewinnt man ebenfalls nichts (verliert aber auch nichts).
* Man glaubt nicht an Gott, und Gott existiert – in diesem Fall wird man bestraft (Hölle - Man hat verloren).
Gruß
Anastasius
@AffenzahnIch arbeite für meine Firma bzw. für meinen Staat, also hat mein Leben einen Sinn und ich bin von Bedeutung ...
und wenn du deinen Job verlierst? Bricht dann der Sinn weg und deine Bedeutung?
Ja dann muss ich mir einen neuen Sinn suchen. Da hat der unzerstörbare Gott natürlich schon einen Vorteil. Man könnte sich aber auch (z.B. schon in diesem Job) für "höhere" Ziele einsetzen, z.B. für das Wohlergehen der Menschheit. Tja, für mich gibt es aber wohl ein unlösbares Problem bei der Sinnsuche: entweder ist der Sinn zu wenig beständig (z.B. wegen Arbeitslosigkeit) oder er ist zu unklar definiert. Bei Gott: Was will er von mir? Doch nicht etwa genau das, was in der Bibel steht? Oder genügt ihm meine blosse Existenz?Phönixia hat geschrieben:und wenn du deinen Job verlierst? Bricht dann der Sinn weg und deine Bedeutung?
Ich muss zugeben, dass ich irgendwoher auch das Gefühl habe, mein blosses Dasein habe einen Sinn - obschon ich dieses Gefühl nicht rechtfertigen kann (das mit dem Job war nur ein Beispiel, und an Gott glaube ich auch nicht wirklich).
Nachdem ich selbst in mir einen modernen Mystiker sehe, möchte ich nur kurz mal mitteilen, daß ich auf das Thema aufmerksam geworden bin.
Mit einem Statement möchte ich mich zurückhalten, bis ich das alles einmal durchgelesen habe. Nur soviel:
Es ist alles ganz anders, als man so denkt...
MrN
Mit einem Statement möchte ich mich zurückhalten, bis ich das alles einmal durchgelesen habe. Nur soviel:
Es ist alles ganz anders, als man so denkt...
MrN
Dein Problem, das dir Probleme macht,
ist nicht wirklich
dein Problem.
(frei nach Lao Zi)
ist nicht wirklich
dein Problem.
(frei nach Lao Zi)
Weil ich glaube, Gott hat auch Sinn für Humor, erlaube ich mir dieses posting.
Für mich ist die Umkehrung der Frage viel wichtiger. Glaubt Gott an mich? Die würde ich eindeutig mit JA beantworten.
Gruß
A.
Für mich ist die Umkehrung der Frage viel wichtiger. Glaubt Gott an mich? Die würde ich eindeutig mit JA beantworten.
Gruß
A.
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Thread-EröffnerIn - Forums-Gruftie
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Hm... weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass ich (jedenfalls bewusst) kein großes Problem damit habe, mich als Produkt von blinden Naturkräften zu verstehen. Warum sollte es mit dem Sinn, die mir eine Religion vorschreibt, zufrieden sein? (zB dass ich nach Gottes Geboten leben soll) Ich meine, das muss mich auch nicht unbedingt glücklich machen. Manchmal denke ich sogar, dass ich unheimlich Angst kriegen würde, wenn ich an Gott, Himmel, Hölle etc. glauben würde und nicht wüsste ob wie mein Schicksal nach dem Tode sein würde. Da könnte es doch wohl recht beruhigend sein, einfach zu glauben man würde einfach tot sein statt für immer sowas wie die Hölle zu erleben. Außerdem könnte es sein, dass die Angst vor dem Tod erst dadurch zustande kommt, dass man an etwas glaubt ("Seele"), was unzerstörbar ist, statt dass es andersherum ist (wir haben Angst vor dem Tod und "erfinden" das Konzept der "Seele").Eve... hat geschrieben: Findest Du denn, dass wir das Nichts, aus dem dann ja wohl wir ohne Gott kommen, eher brauchen? Bist Du mit dem "blinden Zufall", dem wir offenbar unsere Existenz verdanken, glücklicher?
Phönixia hat geschrieben:Gott gibt es nicht -> daraus resultierende Geisteshaltung:
- Man ist einem sinnlosen, blinden Zufall ausgeliefert. Alles ist sinnlos.
- Nichts ist von Bedeutung, auch mein Leben ist nicht von Bedeutung.
- Ich bin nicht von Bedeutung ergo meine Handlungen sind nicht von Bedeutung, warum soll ich dann überhaupt irgendwas tun, insbesondere moralisch Handeln, wenn es keinerlei Bedeutung hat?
- Warum soll ich auf mich achten, wenn ich ein bedeutungslos,dahinhingworfenes, zufälliges Irgendetwas bin, in einem ebenso bedeutungslos, dahingeworfenem Kosmos?
Eine Frage: Wer behauptet überhaupt, dass so eine Geisteshaltung daraus resultiert??? Das es sinnlos sei, keine Bedeutung mehr hätte, es keine Moral mehr bräuchte? Die Frage ist also: Wer behauptet das, und warum? Buddhisten leben seit 2500 Jahren ohne Gott, ohne "Seele", und es ist mir nicht bekannt dass die Selbstmord- oder Depressionsrate dort höher sei als bei uns, ebenso ist mir unbekannt dass die Menschen dort weniger ethisch oder glücklich seien. Wie viele Menschen gibt es denn, die unter "Gottesvergiftung" leiden, also einem Gotteskonzept das sie krank macht (Gott als strafenden, strengen Vater, der viel verbietet, autoritär und restriktiv ist, etc.) Gottglauben per se als gut zu definieren halte ich für voreilig, ebenso Gottlosigigkeit für schlecht/ungesund. Dies sind meiner Meinung nach hartnäckige Vorurteile (die sich auf beiden Seiten halten - Atheisten verstehen Gläubige auch oft als lammfromme und strohdumme Romantiker, die an lächerlichen veralteten Traditionen festhalten).
Könnte theoretisch sein, ich meine aber der Zusammenhang wäre zu sehr vereinfacht. Ich denke dass eher ganz andere Faktoren eine Rolle spielen, zB die Entfremdung in unserer Gesellschaft (Lebensweise, Politik, Wirtschaft, persönlichde Beziehungen). Vereinsamung und Pseudokultur machen die Menschen krank, nicht weil sie nicht an Gott glauben. Überlege mal: Glaubst du, nur gottlose leiden an Depressionen? Ich weiß da zwar keine Untersuchungen zu, bin aber sicher dass dem nicht so ist.Phönixia hat geschrieben:PS: wenn ich mir die erste Variante so betrachte, also die "Gott gibt es nicht"- Variante, frage ich mich, nach dem Wegfall einer Gottesvorstellung, ob das nicht ein beträchtlichen Anteil zum Anstieg neuzeitlichen Depression haben könnte?
Das erinnert mich an eine Idee, die ich einmal gehört habe: Ist es wichtig, selbst Gott zu finden, oder ist es nicht viel wichtiger, so zu leben, dass Gott DICH finden will?Anastasius hat geschrieben:Für mich ist die Umkehrung der Frage viel wichtiger. Glaubt Gott an mich? Die würde ich eindeutig mit JA beantworten.
MfG
Ich habe aufgehört, für mich alleine zu leben und angefangen, für uns alle zu leben.
Nennt mich Little!
Nennt mich Little!
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Das klingt ja sehr gut! Ich bejahe das! Vor allen Dingen das "will" finde ich sehr schön!littlebuddha hat geschrieben:oder ist es nicht viel wichtiger, so zu leben, dass Gott DICH finden will?
LG
Erfahrungen sind die Schlüssel zu noch mehr Glück und Vollkommenheit, für alle Schlösser, die das Leben mir noch bringen wird..
Lieben Gruss und bis bald!
Lieben Gruss und bis bald!
Zu diesem Punkt. Falls es jemanden interessiert. Ein wie ich finde aufschlussreiches Buch (empirische Untersuchung, allgemein, nicht depressionsspezifisch), vollständig als PDF im Internet. "Gottesbeziehung und psychische Gesundheit" (Sebastian Murken)Phönixia hat geschrieben:PS: . . . frage ich mich, nach dem Wegfall einer Gottesvorstellung, ob das nicht ein beträchtlichen Anteil zum Anstieg neuzeitlichen Depression haben könnte?
http://www.psychology-of-religion.de/de ... n1998a.pdf
Gruß
Anastasius
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