Der Therapeut als Vaterfigur
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@Nutriaa: Na ja, Therapeuten stellen sich per se oft als Übertragungsobjekt zur Verfügung. Das ist wichtig, damit solche Übertragungswünsche kommen und angeschaut werden können - angeschaut, nicht unbewusst ausagiert.
@Natusik: Ja, aber wenn ich diese Gefühle habe oder auch die Analytikerin beziehen die sich auf die Situation in der Therapiestunde - und außerdem sind auch nicht nur diese Gefühle da, auf beiden Seiten nicht. Es ergibt sich, wenn es dran ist. Und wenn dann was Wertvolles dabei für mich rumkommt, pack ich das in mein besagtes inneres Schatzkästchen. Sie ist nicht meine Mutter und das ist auch gut so. Aber sie gibt und gab mir schon sehr viel Mütterliches, was mir fehlte. Und wenn ich mich mal danach sehne - dann öffne ich mein Schatzkästchen und freue mich, dass ich in mir inzwischen etwas Eigenes habe, dass mir sogar nicht Fleisch und Blut schenkten. Ich sage mir, wenn mir jetzt etwas von jemandem widerfährt, was ich vielleicht früher dauerhaft von echten Eltern gebraucht hätte, das diese eine Erfahrung so groß ist, da sie mir eine Idee davon gibt, wie es hätte sein können. Ich kann mir nach einmal das immer wieder ins Herz und Gedächtnis rufen. So geht das, dass ich das nicht dauerhaft brauche und auch der Realität angemessen mit anderen sein kann, dass sich niemand für mich als Elternersatz fühlen muss und ich eben auch so das Beste draus mache. Ich denke jedenfalls, dass bei solchen Wünschen klar sein muss, dass sie nicht in Gänze erfüllt werden können. Du könntest doch aber auch all das Väterliche, das du von deinem Therapeuten bekommen hast in ein Schatzkästchen packen und deinen Therapeuten dann trotzdem den Therapeuten sein lassen. Er wird nie dein Vater und andere werden es auch nicht. Das ist nicht deren Aufgabe. Dein echter hats versaut. Punkt.
@Natusik: Ja, aber wenn ich diese Gefühle habe oder auch die Analytikerin beziehen die sich auf die Situation in der Therapiestunde - und außerdem sind auch nicht nur diese Gefühle da, auf beiden Seiten nicht. Es ergibt sich, wenn es dran ist. Und wenn dann was Wertvolles dabei für mich rumkommt, pack ich das in mein besagtes inneres Schatzkästchen. Sie ist nicht meine Mutter und das ist auch gut so. Aber sie gibt und gab mir schon sehr viel Mütterliches, was mir fehlte. Und wenn ich mich mal danach sehne - dann öffne ich mein Schatzkästchen und freue mich, dass ich in mir inzwischen etwas Eigenes habe, dass mir sogar nicht Fleisch und Blut schenkten. Ich sage mir, wenn mir jetzt etwas von jemandem widerfährt, was ich vielleicht früher dauerhaft von echten Eltern gebraucht hätte, das diese eine Erfahrung so groß ist, da sie mir eine Idee davon gibt, wie es hätte sein können. Ich kann mir nach einmal das immer wieder ins Herz und Gedächtnis rufen. So geht das, dass ich das nicht dauerhaft brauche und auch der Realität angemessen mit anderen sein kann, dass sich niemand für mich als Elternersatz fühlen muss und ich eben auch so das Beste draus mache. Ich denke jedenfalls, dass bei solchen Wünschen klar sein muss, dass sie nicht in Gänze erfüllt werden können. Du könntest doch aber auch all das Väterliche, das du von deinem Therapeuten bekommen hast in ein Schatzkästchen packen und deinen Therapeuten dann trotzdem den Therapeuten sein lassen. Er wird nie dein Vater und andere werden es auch nicht. Das ist nicht deren Aufgabe. Dein echter hats versaut. Punkt.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer
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Scars,
erstens: Wir (im Namen aller "Übertragungsgeplagten") können nichts dafür, dass wir sooo sehr nach Anerkennung und Liebe streben.
Zweitens: Jeder, der so etwas in der Kindheit erleben musste, wird, ob er will oder nicht, sein Leben lang mit Narben herumlaufen. Denn, ehrlich gesagt, ich glaube nicht, dass man so einen Mangel komplett "löschen" kann, in der Therapie bearbeiten ja oder auch durch Partnerschaften und Freundschaften, aber die Narben, die bleiben für immer!
Und drittens: Jeder von uns, "Übertragungsgeplagten", braucht andere Hilfe, das kann man nicht mit einem passenden Satz, welcher dir noch so gefallen hat, lösen. Da braucht jeder etwas individuelles
LG
"Sich selbst zu lieben - ist der Beginn einer lebenslanger Romanze"
Oscar Wilde
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Nutriaa, du hast Recht und das gebe ich auch offen und ehrlich zu. Ich bin mit meinen Gefühlen durcheinander gekommen, seit der Stunde im Sommer beim Therapeuten.
Ein Teil in mir sagt folgendes: Wenn er meine Gefühle erwidern würde, dann hätte ich ihn als erstes abgewiesen und als zweites hätte ich triumphiert, dass ich mein Ziel erreicht habe.
Ein anderer Teil sagt, ich hätte darauf positiv reagiert und würde eine ältere Person in meinem Leben haben, die immer für mich da wäre.
Ich weiß, dass es sich widerspricht, aber ich wollte, dass du siehst, was sich gerade in meinem Inneren abspielt
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Nee, kein Kind, das zu wenig oder keine Liebe erfahren hat, kann was dafür - trotzdem müssen diese Kinder damit leben. Das Leben ist nicht gerecht - ist es einfach nicht.
Der Mangel kann, wie du sagst, nicht gelöscht werden, aber es ist wichtig, ihn zu sehen und anzunehmen - nicht zu versuchen, das Loch 1:1 zu stopfen - denn das geht nicht.
Scars' Satz ist wichtig, weil er die Realität vor Augen hält. Ohne die wirds nicht gehen, sondern man bleibt in ner Phantasiewelt hängen und sucht für immer den Lochstopfer
Der Mangel kann, wie du sagst, nicht gelöscht werden, aber es ist wichtig, ihn zu sehen und anzunehmen - nicht zu versuchen, das Loch 1:1 zu stopfen - denn das geht nicht.
Scars' Satz ist wichtig, weil er die Realität vor Augen hält. Ohne die wirds nicht gehen, sondern man bleibt in ner Phantasiewelt hängen und sucht für immer den Lochstopfer
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Danke, super Tipp! Werde zeitnah mit dem Schatzkästchen beginnen)Philosophia hat geschrieben: ↑Mo., 19.09.2022, 06:07 Du könntest doch aber auch all das Väterliche, das du von deinem Therapeuten bekommen hast in ein Schatzkästchen packen und deinen Therapeuten dann trotzdem den Therapeuten sein lassen.
LG
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Das ist ne Disneyvorstellung. Auch ein wirklich guter echter Vater kann und wird nicht immer da sein. Mal davon abgesehen, dass er vor dir stirbt, wenn nichts dazwischen kommt.
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Dann sind wir jemand mit Narben, die werden für immer bleiben.Philosophia hat geschrieben: ↑Mo., 19.09.2022, 07:40 Scars' Satz ist wichtig, weil er die Realität vor Augen hält. Ohne die wirds nicht gehen, sondern man bleibt in ner Phantasiewelt hängen und sucht für immer den Lochstopfer
Ich weiß nur nicht so genau, womit man das Loch stopfen könnte. Meine Familie will ich nicht dafür benutzen, da muss ich selber durch, wo fange ich an?
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Das ist es ja, das Loch kann man nicht stopfen. Ich würde nicht aktiv versuchen, es zu stopfen, sondern, wenn sich Momente ereignen, die heilend sind (und die kann man mal so gar nicht erzwingen und kontrollieren!), dann wird es von selbst etwas kleiner. Wenn ich allerdings nur darauf starre und will, dass es jemand für mich schließt, wird das nichts. Ich bin allerhöchstens ständig traurig, dass es da ist, oder das Loch zieht mich womöglich noch in seinen Sog hinein. Besser ist es, im Hier und Jetzt mit Loch zu leben - nur so kann ich wirklich erwachsene Beziehungen führen, nur so kann ich Mütterlichkeit und Väterlichkeit im Hier und Jetzt auch annehmen.
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Disney ist ne coole Idee, such dir doch in der märchen/Fabelwelt/Anime eine Figur die für dich die Eigenschaften eines idealen Vaters symbolisiert.
Das ist etwas das Dir immer! bleibt wenn Du es emotional abrufst und immer ideal ist. Mir fällt zwar spontan keine väterliche Figur ein, weil das nicht meine Baustelle ist, aber vielleicht klingelt bei dir ja was....
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Stimmt, man kann sich solche Vater- oder Mutterfiguren imaginieren - an einem sicheren Ort/Wohlfühlort in der Phantasie. Vor allem, der Clou ist: In Wahrheit bist du es dann, die dir all das gibt. Das ist irgendwie auch voll schön.
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Vielleicht kann man manche Löcher nicht stopfen?
Natusik, ich kann Deine Gefühle und Wünsche und Idealisierungen total nachvollziehen und verstehen, in Teilen kenne ich sie auch (immer) noch von mir. Mit dem Unterschied, dass ich für mich inzwischen sehen und verstehen kann, dass manche Wunden nicht heilen werden und sich manche Sehnsüchte nie erfüllen werden. Ich hatte in meinen ersten Therapie auch diese Retterphantasien, habe meinen Therapeuten idealisiert, den dringenden Wunsch gehabt, dass er alles ausgleichen wird, was ich als Kind vermisst habe. Blöd war, dass mein damaliger Therapeut sich dann wohl auch in dieser Retter / väterlicher Freund-Rolle ganz wohl gefühlt hat und anders als Deiner das wohl auch sein wollte. Ging schief. Und wurde für mich ganz schön blöd.
Du hast einen Mann, Du hast Kinder, Du hast eine Familie. Das ersetzt nicht das, was Dir früher gefehlt hat, aber es ist ganz schön viel. Ich glaube, das ist ganz schön schwer für Deinen Therapeuten, sich da so abzugrenzen und kostet vielleicht mehr Energie und Abgrenzung als Du meinst. Und ich wünsche euch beiden, dass er da weiter so klar bleibt, weil das ist auch sein Job.
Er kann Deine Übertragung nicht alleine auflösen, das geht nur, wenn Du auch daran arbeitest. Und hier beim Lesen habe ich das Gefühl, dass Du genau das nicht wirklich machst und auch nicht willst. Du kämpfst mit aller Macht darum, das zu erreichen, was Du möchtest. Du willst die Mächtigere sein, die ihn so manipuliert, dass er das macht, was Du möchtest. Wäre vielleicht auch ein Ansatz, daran zu arbeiten.
VG Lena
Natusik, ich kann Deine Gefühle und Wünsche und Idealisierungen total nachvollziehen und verstehen, in Teilen kenne ich sie auch (immer) noch von mir. Mit dem Unterschied, dass ich für mich inzwischen sehen und verstehen kann, dass manche Wunden nicht heilen werden und sich manche Sehnsüchte nie erfüllen werden. Ich hatte in meinen ersten Therapie auch diese Retterphantasien, habe meinen Therapeuten idealisiert, den dringenden Wunsch gehabt, dass er alles ausgleichen wird, was ich als Kind vermisst habe. Blöd war, dass mein damaliger Therapeut sich dann wohl auch in dieser Retter / väterlicher Freund-Rolle ganz wohl gefühlt hat und anders als Deiner das wohl auch sein wollte. Ging schief. Und wurde für mich ganz schön blöd.
Du hast einen Mann, Du hast Kinder, Du hast eine Familie. Das ersetzt nicht das, was Dir früher gefehlt hat, aber es ist ganz schön viel. Ich glaube, das ist ganz schön schwer für Deinen Therapeuten, sich da so abzugrenzen und kostet vielleicht mehr Energie und Abgrenzung als Du meinst. Und ich wünsche euch beiden, dass er da weiter so klar bleibt, weil das ist auch sein Job.
Er kann Deine Übertragung nicht alleine auflösen, das geht nur, wenn Du auch daran arbeitest. Und hier beim Lesen habe ich das Gefühl, dass Du genau das nicht wirklich machst und auch nicht willst. Du kämpfst mit aller Macht darum, das zu erreichen, was Du möchtest. Du willst die Mächtigere sein, die ihn so manipuliert, dass er das macht, was Du möchtest. Wäre vielleicht auch ein Ansatz, daran zu arbeiten.
VG Lena
Macht (-besessenheit) und Manipulation- gehört das auch zur Übertragung?Lena hat geschrieben: ↑Mo., 19.09.2022, 07:54 Er kann Deine Übertragung nicht alleine auflösen, das geht nur, wenn Du auch daran arbeitest. Und hier beim Lesen habe ich das Gefühl, dass Du genau das nicht wirklich machst und auch nicht willst. Du kämpfst mit aller Macht darum, das zu erreichen, was Du möchtest. Du willst die Mächtigere sein, die ihn so manipuliert, dass er das macht, was Du möchtest. Wäre vielleicht auch ein Ansatz, daran zu arbeiten.
candle
Now I know how the bunny runs!
Na so schwer wird es für ihn wohl gar nicht sein, wenn er das bisher so gut gemeistert hat. Ich bin ja auch nach der Therapie fest davon überzeugt, dass ich nicht liebenswert bin, da die anderen Menschen (in diesem Fall der Therapeut) das sehen und spüren können, ist es für ihn kinderleicht, nicht auf meinem Gefühle zu reagieren und sich problemlos abzugrenzen. Das hat in meinem Fall nichts damit zu tun, dass er sich an die Regeln der Therapie hält, sondern damit, dass er mich nicht mögen kann, auch wenn er sich das sonst sehr wünschen würde.
Das sehe ich so!
"Sich selbst zu lieben - ist der Beginn einer lebenslanger Romanze"
Oscar Wilde
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Schon wieder jemand, der das geschafft hat, was ich nie schaffen kann. Na ja, manchmal muss man eben zugeben, dass man ein Loser ist (damit meine ich mich selbst).
Und damit werde ich leben müssen
"Sich selbst zu lieben - ist der Beginn einer lebenslanger Romanze"
Oscar Wilde
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Nur, weil er es (Dir) nicht zeigt, hat er automatisch keine Probleme damit und es ist für ihn nicht schwer? Vielleicht - ich hab keine Ahnung, weil ich ihn nicht kenne - macht ihn gerade das zu einem guten Therapeuten, weil er es eben nicht an Dir ausagiert? Nur in den Raum gestellt.
Und ein Loser bist Du in meinen Augen nicht - es ist eben jetzt der nächste Schritt in Deiner Entwicklung, auch damit einen guten Umgang zu finden und zu akzeptieren, dass nicht alle Löcher gefüllt werden können.
Und ein Loser bist Du in meinen Augen nicht - es ist eben jetzt der nächste Schritt in Deiner Entwicklung, auch damit einen guten Umgang zu finden und zu akzeptieren, dass nicht alle Löcher gefüllt werden können.
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